Der Autor: Bären Angelockt vom Duft des Proviants streift der Grizzly um das Nachtlager. Den Männern im Zelt stockt der Atem. Droht Gefahr? Die Begegnung mit einem Bären in freier Wildbahn ist selten, denn die mächtigen Tiere sind sehr scheu. BAND 115 Bären SEHEN || HÖREN || MITMACHEN SEHEN MITMACHEN Bären BAND 115 BAND 115 www.wasistwas.de Dr. Udo Gansloßer Was fressen Bären? Zoologe Ist der Waschbär besonders reinlich? Sind Bären für den Menschen wirklich gefährlich? Nimm die Fährte auf und folge den großen und kleinen Tatzen! In dieser Reihe bereits erschienen: Band 1 Unsere Erde Band 2 Der Mensch Band 3 Energie Band 4 Chemie Band 5 Entdecker und ihre Reisen Band 6 Die Sterne Band 7 Das Wetter Band 8 Das Mikroskop Band 9 Der Urmensch Band 10 Fliegerei und Luftfahrt Band 11 Hunde Band 12 Mathematik Band 13 Wilde Tiere Band 14 Versunkene Städte Band 15 Dinosaurier Band 16 Planeten und Raumfahrt Band 17 Licht und Farbe Band 18 Der Wilde Westen Band 19 Bienen, Wespen und Ameisen Band 20 Reptilien und Amphibien Band 21 Der Mond Band 23 Architektur Band 24 Elektrizität Band 25 Schiffe Band 27 Pferde Band 28 Akustik Band 29 Wissenschaften Band 30 Insekten Band 31 Bäume Band 32 Meereskunde ISBN 978-3-7886-1502-4 9 783788 615024 C010_R_15024_115Baeren_110803a.indd 1 Band 33 Pilze Band 34 Wüsten Band 35 Erfindungen Band 36 Polargebiete Band 37 Computer und Roboter Band 38 Säugetiere der Vorzeit Band 39 Magnetismus Band 40 Vögel Band 41 Fische Band 42 Indianer Band 43 Schmetterlinge Band 44 Die Bibel. Das Alte Testament Band 45 Mineralien und Gesteine Band 46 Mechanik Band 47 Elektronik Band 48 Luft und Wasser Band 49 Sport Band 50 Der menschliche Körper Band 51 Muscheln, Schnecken, Tintenfische Band 52 Briefmarken Band 53 Das Auto Band 54 Die Eisenbahn Band 55 Das alte Rom Band 56 Ausgestorbene und bedrohte Tiere Band 57 Vulkane Band 58 Die Wikinger Band 59 Katzen Band 60 Die Kreuzzüge Band 61 Pyramiden 09/11 € [D] 9,95 € [A] 10,30 Band 62 Die Germanen Band 63 Fotografie Band 64 Die alten Griechen Band 65 Eiszeiten Band 66 Geschichte der Medizin Band 67 Die Völkerwanderung Band 68 Natur Band 69 Fossilien Band 70 Das alte Ägypten Band 71 Piraten Band 72 Heimtiere Band 73 Spinnen Band 74 Naturkatastrophen Band 75 Fahnen und Flaggen Band 76 Die Sonne Band 78 Geld Band 79 Moderne Physik Band 80 Tiere – wie sie sehen, hören und fühlen Band 81 Die sieben Weltwunder Band 82 Gladiatoren Band 83 Höhlen Band 84 Mumien Band 85 Wale und Delfine Band 87 Türme und Wolkenkratzer Band 88 Ritter Band 89 Menschenaffen Band 90 Der Regenwald Band 91 Brücken und Tunnel Band 92 Papageien und Sittiche Band 93 Die Olympischen Spiele Band 94 Samurai Band 95 Haie und Rochen Band 96 Schatzsuche Band 97 Zauberer, Hexen und Magie Band 98 Kriminalistik Band 99 Sternbilder und Sternzeichen Band 100 Multimedia und virtuelle Welten Band 101 Geklärte und ungeklärte Phänomene Band 102 Unser Kosmos Band 104 Wölfe Band 105 Weltreligionen Band 106 Burgen Band 107 Pinguine Band 108 Das Gehirn Band 109 Das alte China Band 110 Tiere im Zoo Band 112 Fernsehen Band 113 Europa Band 114 Feuerwehr Band 115 Bären Band 116 Musikinstrumente Band 117 Bauernhof Band 118 Mittelalter Band 119 Gebirge Band 120 Polizei Band 121 Schlangen Band 122 Bionik Band 123 Päpste Band 124 Band 125 Band 126 Band 127 Band 128 Band 129 Band 130 Bergbau Klima Deutschland Ernährung Hamster, Biber und andere Nagetiere Lkw, Bagger und Traktoren Maya, Inka und Azteken Gedruckt in Europa. www.tessloff.com www.wasistwas.de 03.08.2011 14:03:23 Uhr Inhalt Auf der Spur des Bären Was ist ein Bär? Welche Bärenarten gab es früher? Warum starb der Höhlenbär aus? Bärenkulte 5 6 7 7 Die Großbären Wie viele Großbärenarten gibt es? Schwarzbär und Kragenbär Braunbär und Eisbär Lippenbär und Malaienbär Brillenbär und Großer Panda 8 9 10 12 13 Bärenstark: Körperbau und Sinne Wie ist der Körper der Bären gebaut? Wie gut sieht und riecht ein Bär? 14 15 Bärenhunger Fressen Bären Beeren? Mögen Bären Honig? Was tun, wenn das Futter knapp wird? Winterruhe Welche Nahrungsspezialisten gibt es? Wie jagt der Eisbär seine Beute? 16 17 18 19 20 21 Familienleben Wie arbeiten Bärenforscher? Warum sind manche Bärenarten schwer zu erforschen? Altersbestimmung bei Bären 32 33 33 Waschbär, Wickelbär & Co. Wer sind die Kleinbären? Ein Bär, der keiner ist: der Koala Warum leben manche Kleinbären in Gruppen? Woher hat der Waschbär seinen Namen? Wie kam der Waschbär nach Europa? Kleinbären auf einen Blick 34 34 35 36 37 38 Gefährdung und Schutz Wann ist Paarungszeit bei den Bären? 22 Kämpfen Bärenmännchen um die Weibchen? 22 Warum sind Bärenjunge so klein? 23 Was lernen die Jungbären? 24 Sind Bärinnen gute Mütter? 25 Wann werden Bärenjunge flügge? 26 Sind Bären Einzelgänger? 27 Bären in ihrem Lebensraum Wie begegnen Bären ihren Artgenossen? Haben Bären Feinde? Wie verständigen sich Bären? Sind Bären Persönlichkeiten? Sind Bären für den Menschen gefährlich? Sicher in Bärengebieten Forschung 28 29 29 30 31 31 40 Wodurch sind Bären heute bedroht? Warum werden Bären in Asien heute noch gejagt? Bärenfarmen Was kann zur Rettung des Großen Pandas getan werden? Bei welchen Arten sind die Bestände stabil? Bedroht der Treibhauseffekt auch die Eisbären? Bären in Zoos und Tierparks Wo gibt es in Europa heute noch Bären? Wie können wir den Bären helfen? 43 44 46 47 Die Bären sind los! 48 Index 48 41 41 41 42 3 D001_R_15024_Bd115Baer_101011c.indd 3 22.11.2011 15:58:16 Uhr Der Brillenbär ist der einzige Südame- Brillenbär Auch die Champions im Bergsteigen rikaner unter den finden wir unter ihnen: Ein Brillenbär ist Großbären. Seinen einmal nachweislich in 24 Stunden von Namen erhielt er von der auffälligen wei- 250 Meter auf über 3 300 Meter Höhe ßen Umrandung der Augen. Allerdings aufgestiegen. Um einen solchen Höhen- tragen nicht alle seiner Artgenos- unterschied zu überwinden, bräuchte ein Mensch sen Brille: Die Zeichnung ist sehr unterschiedlich mit einem sehr guten ausgeprägt. Meist zie- Höhentraining fünf hen sich helle Streifen Tage! Brillenbären um Schnauze und Stirn, ernähren sich vor einige haben auch ganz allem von Pflanzen, einfarbig schwarze Ge- dabei bevorzugen sichter. Der Lebensraum sie Bromelienherzen, dieser mittelgroßen Bären sind die dichten Hochland- und Nebelwälder Feigen, Lorbeerbeeren und Früchte. Die Bären zer- der Anden. Dort finden wir die Tiere bis mahlen und zerkauen ihre über 3 500 Meter Höhe. Brillenbären Nahrung sehr viel feiner sind wahre Kletterkünstler. Sie steigen als andere Großbären, nicht nur auf sehr hohe Bäume, sondern selbst Samen und Kerne bauen sich dort auch Ruhenester, die sie werden zu winzigsten mit allerlei Pflanzenteilen auspolstern. Stückchen verschrotet. Die Anden sind die Heimat der Brillenbären. Mit seinem runden weißen Gesicht men. Auch sein kleiner Vetter, der Kleine und den Panda, besitzt diese Besonderheit. Man- schwarzen che Zoologen sehen im Großen Panda Grosser Panda Augen und Ohren ist der Große Panda bei daher einen Kleinbären oder ordnen ihn Jung und Alt beliebt. Als Wappentier der einer eigenen Familie mit dem Kleinen Umweltschutzorganisation WWF (World- Panda zu. wide Fund for Nature) wirbt er weltweit Ein beweglicher Knochenauswuchs dient dem Großen Panda zum Greifen des Bambus. für Verständnis der Menschen für ihre Umwelt. Er gilt als äußerst gefährdet: Schätzungen zufolge gibt es höchstens noch 1 600 Exemplare, die in etwa 14 Reservaten, verstreut über drei chinesische Provinzen, leben. Einst durchstreiften die Großen Pandas Gebiete von Birma bis Vietnam und den größten Teil von halt der Pflanzen verzehrt ein ausgewachsenes Tier 10 bis 28 kg Bambus täglich. Äußerst geschickt Südchina. Veränderungen des Klimas und hantiert der Panda dabei mit den Bam- der Vegetation, vor allem aber die Bevöl- busstängeln und -blättern: Ein beweg- kerungszunahme haben sie fast überall licher Knochenauswuchs im Handgelenk verschwinden lassen. fungiert als „sechster Finger“. Der Lebensraum des Großen Pandas Zwischen diesen „falschen“ sind Bambuswälder im Hochgebirge. Er Daumen und die Hand- ist ein ausgesprochener Nahrungsspe- fläche kann der Panda zialist, denn ohne Bambus kann er nicht die Stängel des Gras- leben. Je nach Gegend und Nährstoffge- gewächses einklem- 13 D001_R_15024_Bd115Baer_101011c.indd 13 22.11.2011 16:02:52 Uhr Bärenstark: Körperbau und Sinne Alle Großbären besitzen einen ähnlichen Körperbau: Die massiven Wie ist der Schultern, der geKörper der drungene Rücken Bären gebaut? und das kurze Schwänzchen sind die augenfälligsten Merkmale. Auf den ersten Blick unterscheiden sich die Großbären vor allem in der Größe sowie in Farbe und Zeichnung des Fells. Die Männchen sind in der Regel größer als die Weibchen, bei Eisbären können sie sogar mehr als doppelt so groß werden. Betrachtet man das Skelett eines Großbären genauer, treten besondere Körpermerkmale hervor: Der lange, massige Schädel mit den breiten Jochbögen bietet viel Fläche zur Befestigung der ausgeprägten Kiefermuskeln. Auffallend sind die stämmigen Beine und die breiten Tatzen. Bären sind im Stand oder beim langsamen Laufen Sohlengänger wie wir. Das heißt, ihre Füße stehen mit der gesamten Fußfläche auf dem Boden. Bei schnellerem Lauf heben sie, genau wie wir, den hinteren Fußteil ab und treten nur mit dem vorderen Teil auf. Bären wirken meist etwas behäbig, sie können aber durchaus Geschwindigkeiten bis zu 65 km/h erreichen. Im Gegensatz zu anderen Raubtieren, wie Katzen oder Hunden, kommt es bei landlebenden Bären aber nicht so sehr auf Schnelligkeit an, da sie keine reinen Fleischfresser sind, die häufig Beute machen müssen. Ein ausgeprägtes Schulterblatt bietet viel Ansatzfläche für die Oberarmmuskulatur. Diese ist sehr kräftig und ermöglicht es den Bären, zu klettern, zu graben und Baumstämme oder Felsen zu wälzen. Ein großes Schulterblatt, der gedrungene Rücken und das kurze Schwänzchen zeichnen das Skelett eines Bären aus. Auch der amerikanische Schwarzbär sucht gern Nahrung auf Bäumen. Die kräftige Oberarmmuskulatur ermöglicht es den schweren Tieren, sich behände hochzustemmen. Malaienbären sind die geschicktesten Kletterer unter den Großbären. 14 D001_R_15024_Bd115Baer_101011c.indd 14 22.11.2011 16:03:00 Uhr Badespass Bären schwimmen und baden sehr gern. Sie paddeln dabei nach Hundeart und können im Wasser recht große Strecken zurücklegen. Braunbären waten „schnorchelnd“ durch Flüsse oder Seen, um Fische zu fangen. Der beste Schwimmer ist der Eisbär. Seine Kopfform ist strömungsgünstig, und alle wichtigen Sinnesorgane sind am Schädel nach oben verlagert. Zudem bilden sein Fell und eine dicke Speckschicht unter der Haut eine gute Isolation gegen Kälte. Ein altes indianisches Sprichwort sagt: „Ein Blatt fiel im Wald. Der Wie gut sieht Hirsch hörte es, und riecht ein der Adler sah es, Bär? der Bär roch es!“ In der Tat haben Bären einen äußerst feinen Geruchssinn. Man hat nachgewiesen, dass Eisbären Aas über 30 Kilometer weit wittern und orten können. Auch Müllkippen, Grillplätze, Zeltlager und ähnliche interessante Orte können Bären über viele Kilometer Entfernung hinweg riechen, um sich dann dort zur Nahrungssuche einzufinden. Bei der Verständigung mit Artgenossen spielt der Geruchssinn eine ebenso wichtige Rolle. Bären tauschen Nachrichten über Duftmarken aus, die sie durch Scheuern von drüsenreichen Hautbereichen an Bäumen oder in Form von Urin oder Kot hinterlassen. Ihr Sehvermögen ist weniger beeindruckend, doch können sie immer noch etwa so gut sehen wie wir Menschen. Sie haben auch die Fähigkeit, Farben zu unterscheiden – eine wichtige Eigenschaft für Tiere, die sich von Beeren ernähren und dabei giftig und ungiftig oder Die große Schnauze weist auf den ausgezeichneten Geruchssinn der Bären hin. Tatzen und Krallen Die Krallen der Bären sind sehr vielseitige Baumstämme umdrehen und darunter Insek- Werkzeuge. Größe und Form sind je nach Bä- ten, aber auch Nagetiere wie Bodenhörnchen renart unterschiedlich, die Krallen sind aber und Mäuse ausgraben. Die kräftigen gebo- bei allen Arten nicht einziehbar. Bei großen genen Krallen dienen dabei zum Verankern Braunbären werden die Krallen bis zu 12 cm im Stamm oder in der rauen Felsoberfläche. lang und leisten bei der Suche nach Essbarem Baumbewohner wie die Malaien- und Brillen- wertvolle Dienste. Braunbären suchen be- bären haben kürzere, doch besonders kräftige vorzugt nach Nahrung, indem sie Steine oder Krallen. Sie dienen ihnen beim Klettern als eine Art Steigeisen, wofür kürzere, kräftig gebogene Formen am besten geeignet sind. Lippenbären schließlich öffnen mit ihren sehr langen Krallen die vor allem in der Trockenzeit steinharten Erdbauten von Termiten und reif und unreif unterscheiden müssen. Über ihre Hörleistungen wissen wir wenig Exaktes, doch geht man davon aus, dass Bären ein etwas besseres Gehör haben als wir. Mit ihrer feinen Nase können Bären der Fährte eines Artgenossen viele Informationen entnehmen: zum Beispiel das Geschlecht oder die Bereitschaft zur Paarung. Ameisen. Die kurzen kräftigen Krallen des Eisbären wirken wie eine Art Spikes und sorgen dafür, dass der Bär sich auch auf glattem Eis sicher bewegen kann. 15 D001_R_15024_Bd115Baer_101011c.indd 15 22.11.2011 16:03:08 Uhr Bären mögen alle Arten von Beeren ... ... und fangfrischen Lachs an der Küste. Auch Blätter und Knospen werden verspeist. Bärenhunger Die Bären sind echte Allesfresser. Sie laben sich genauso gern an süßen Beeren, Fressen Bären Honig und FrüchBeeren? ten wie an Insekten, zum Beispiel Ameisen, und deren Larven. Nüsse, Eicheln oder Bucheckern stehen ebenso auf ihrem Speisezettel wie Fische, Vögel, Mäuse, Erdhörnchen oder auch Aas. Im Frühjahr ernähren sie sich auch von Gras, Wurzeln, Kräutern oder frischen Trieben. Und bei schlechter Futterlage müssen die Bären auch einmal auf Blätter oder sogar Rinde zurückgreifen. Pflanzennahrung ist jedoch nicht gerade nahrhaft. Manche Pflanzen enthalten zudem schwer bis unverdauliche Fasern und Gerbstoffe. Beeren, Zwiebeln oder Wurzeln sind zwar nahrhaft, aber klein. Auch ein Fisch ist für einen 300 Kilogramm schweren Bären nur ein Appetithappen! Um ausreichend mit Nährstoffen versorgt zu sein, müssen Bären daher sehr große Futtermengen fressen. Hinzu kommt, dass Bären sich zwar überwiegend vegetarisch ernähren, ihr Verdauungsapparat aber nicht so wirkungsvoll arbeitet wie der reiner Pflanzenfresser. Oft werden ganze Früchte und Pflan- Das Gebiss der Großbären ist ein Allesfressergebiss: Die Schneidezähne sind recht klein, dafür sind die Eckzähne beeindruckend groß. Die Backenzähne sind mit flachen, vielhöckrigen Kronen als echte Mahlzähne zu erkennen. Keine Spur mehr von den Reißzähnen der sogenannten Brechschere bei Hund oder Katze. Bei älteren Bären fehlen manchmal schon die vorderen Backenzähne. Ein hungriger Grizzly hat den Eingang zu einem Erdhörnchenbau entdeckt. 16 D001_R_15024_Bd115Baer_101011c.indd 16 22.11.2011 16:03:17 Uhr hochheben oder mit ihren langen Krallen wie mit einem Kamm die Beerensträucher abräumen. Lautes Schmatzen oder eine schnelle Kaubewegung verraten, dass sie gerade etwas Essbares gefunden haben. Die Bezeichnung Allesfresser bedeutet aber nicht, dass Bären wahllos alles fressen. Wie bei Menschen gibt es auch bei Bären unterschiedEin Festmahl sind Aas und frisches Fleisch. Dem Jungbären schmecken Blüten. liche Nahrungsgewohnheiten – je zenteile unverdaut mit dem Kot nach Jahreszeit oder Gegend. Und wieder ausgeschieden. Um seinen wie wir haben auch nicht alle Bären Bärenhunger zu stillen, muss ein die gleiche Lieblingsspeise. In Nordamerika etwa fressen Grizzly etwa 180 000 Beeren am Tag Braunbären viel mehr Fleisch als in fressen! Verglichen mit anderen Raub- Europa. In Südeuropa bevorzugen tieren verbringen Bären sehr viel die Pelze Bucheckern und AhornZeit mit der Nahrungssuche: Stun- früchte, in Sibirien Nüsse und Tandenlang sieht man sie hierhin und nensamen. An den Küsten von Alasdorthin streifen, den Boden durch- ka und Nordrussland sind Lachse graben, Baumstämme und Steine eine wichtige Eiweißquelle der dort heimischen Bären. Mögen Bären Honig? Obwohl Braun- und Schwarzbären überdiese zur Gewinnung von Wald- oder WildFast alle Bären mögen süße Sachen – eine wiegend vegetarisch blütenhonig mitten in der unberührten Natur besondere Vorliebe haben sie für Honig. Wo leben, können sie immer es Bienenvölker gibt, steht ein regelmä- stehen. Die Konflikte, die daraus zwischen durchaus auch größeßiger Besuch bei ihnen auf dem Programm der Mensch und Tier entstehen, wurden früher re Tiere erbeuten. Mit fast ausnahmslos mit dem Gewehr gelöst. in der Umgebung lebenden Bären. Mit ihren einem Prankenhieb kräftigen Krallen können sie Wildbienennester Inzwischen gibt es aber Methoden, die Biesind Braunbären in nenstöcke zu schützen, ohne dass Bären in hohlen Bäumen oder in der Erde leicht öffder Lage, Elche, Karidabei zu Schaden kommen. Einzäunen mit nen. Das dicke, oft zottelige Fell schützt sie bus oder Wapitis zu Elektrodraht hilft zum Beispiel sehr gut, vor den stechenden Nestbewohnern. erlegen. Von Schwarzvorausgesetzt, der Zaun wird gut Nicht nur der Honig wird bären weiß man, dass gespannt, sonst besteht geleckt, auch Larven sie bisweilen Hirschdie Gefahr, dass der Bär und sogar die Waben oder Elchkälber jagen. werden gefressen, ihn zerlegt, wobei die obwohl das Wachs Krallen als Isolatoren selbst für Bären dienen. Eine andere unverdaulich ist. Methode besteht darin, Bienenstände von die Bienenstöcke zur Ab- Imkern sind natürlich dressur mit Lithiumchlo- ebenso eine höchst verlockende Sache, der nordamerikanische Schwarzbären oder Braunbären in Südeuropa nicht widerstehen können – vor allem, wenn Mit lautem Pfeifen warnt das Erdhörnchen vor der Gefahr. rid, einem starken Brechmittel, zu bespritzen. Haben die Bären einmal einen mit Lithiumchlorid versetzten Honig gefressen, halten sie sich danach zuverlässig davon fern. 17 D001_R_15024_Bd115Baer_101011c.indd 17 22.11.2011 16:03:31 Uhr