Verantwortlicher Antragsteller: LAVESSTIFTUNG Laveshaus Friedrichswall 5 30159 Hannover Architektur im Dialog: Architektur und Nachhaltigkeit - Vortragsreihe zur Sensibilisierung einer nachhaltigen Baukultur Abschlussbericht über die Vortragsreihe, gefördert unter dem Az.: 29279 von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Karin Binnewies Hannover, Januar 2012 1 06/02 Projektkennblatt der Deutschen Bundesstiftung Umwelt 29279 Az. Antragstitel 25 Referat Fördersumme 19.324 € Architektur im Dialog: Architektur und Nachhaltigkeit - Vortragsreihe zur Sensibilisierung einer nachhaltigen Baukultur Stichworte Laufzeit Projektbeginn Projektende Projektphase(n) 11 Monate 29.01.2011 29.12.2011 1 Zwischenberichte ./. Bewilligungsempfänger LAVESSTIFTUNG Vorstand Tel. Fax Friedrichswall 5 30159 Hannover 0511/2809625 0511/2809629 Projektleitung Meike Alonso Malo/ Karin Binnewies Bearbeiter Kooperationspartner Es gibt keine weiteren Kooperationspartner. Zielsetzung und Anlass des Vorhabens Im Jahr 2010 war das Thema „Nachhaltigkeit“ ein Schwerpunktthema der Architektenkammer Niedersachsen. Als Höhepunkt ist das 4. Symposium zur Baukultur unter dem Titel „Baukunst und Nachhaltigkeit in Zeiten des Klimawandels“ zu sehen. Bei dieser Veranstaltung und bei Gesprächen mit Teilnehmern wurde der Wunsch spürbar, das Thema insbesondere durch Best-Practice-Beispiele und innovative Lösungsvorschläge zu vertiefen. Auch wurde ins Bewusstsein gerufen, dass insbesondere in der Bevölkerung eine Sensibilisierung der Dringlichkeit für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer gebauten Umgebung herbeizuführen ist, um die von der Bundesregierung angestrebten Ziele zu erreichen. Mit der Veranstaltungsreihe „Architektur im Dialog“ bietet die Lavesstiftung bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich eine Plattform, die diese Anforderungen erfüllt. Die Reihe richtet sich an das breite Publikum, ist bereits etabliert und reflektiert mit einem öffentlichen Interview im Anschluss die Inhalte. Mit einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der DBU sollen an vier Terminen prominente deutsche Architekten ihre baulichen Antworten auf die drängenden Umweltprobleme insbesondere im Bausektor aufzeigen. Ziel des Vorhabens ist es dem Fachpublikum geeignete Wege aufzuzeigen, nachhaltig zu bauen und Baukultur zu wahren. Der allgemeinen Öffentlichkeit soll die Problematik bewusst gemacht und die Sinne für ihre gebaute Umwelt geschärft werden. Da der derzeitige C02-Ausstoß bei Immobilien zu über 90% auf Häuser entfällt, die vor 1978 errichtet wurden und diese zumeist in Privatbesitz sind, ist es erforderlich, die allgemeine Öffentlichkeit über die Notwendigkeit der Sanierung dieser Häuser zu informieren. Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden Gegenüber bereits existierenden Vortragsveranstaltungen ist „Architektur im Dialog“ mit 200 bis 300 Besuchern je Abend bereits eine etablierte Veranstaltungsgröße, die zudem nicht nur Fachpublikum, sondern die breite Öffentlichkeit anspricht. Im Anschluss an den Vortrag greift Journalist Jochen Stöckmann in einem Interview auf dem Podium wichtige Argumente und streitbare Punkte auf und vertieft sie mit dem Referenten. In Absprache mit dem Referenten werden auch Fragen aus dem Publikum zugelassen. Durch das Interview wird das Gehörte noch einmal verdichtet und auch kritisch diskutiert. Zum Abschluss können die Besucher sich bei einem Glas Wein untereinander thematisch austauschen. Deutsche Bundesstiftung Umwelt An der Bornau 2 49090 Osnabrück 2 Tel 0541/9633-0 Fax 0541/9633-190 http://www.dbu.de Ergebnisse und Diskussion Die Vortragsreihe mit insgesamt 4 Vorträgen von bekannten Architekten wurde wie vorgesehen durchgeführt. Der Arbeitsaufwand von drei Mitarbeitern der Architektenkammer Niedersachsen sowie die Kosten entsprechen insgesamt der Kostenschätzung für die Durchführung der Veranstaltungsreihe „Architektur und Nachhaltigkeit“. Inhaltlich zeigten die Referenten eine große Bandbreite an Lösungsansätzen und Beispielen des nachhaltigen Bauens. Dem Publikum boten sich somit vielfältige Möglichkeiten und Wege, den Anforderungen einer nachhaltigen Architektur gerecht zu werden. Der Einfluss auf weitere Planungen lässt sich nicht darstellen, wichtig ist es aber, die Nachhaltigkeitsdebatte mit all ihren Aspekten aufzuzeigen und am Leben zu erhalten. Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation Die Vorträge wurden über verschiedene Wege beworben. Ein Verteiler mit ca. 4.000 Adressen wurde direkt angeschrieben. Multiplikatoren, wie die Klimaschutzagentur, bekamen das PDF der Einladung zur Weiterleitung. Die Vortragsreihe wurde auf der Homepage www.aknds.de, im Deutschen Architektenblatt, im Newsletter sowie auf Facebook beworben. Im Stadtgebiet Hannover und an der Architekturfakultät wurden Plakate aufgehängt. Monatsmagazine, Fachzeitschriften und die Tagespresse wurden mit einer Presseinfo informiert und eingeladen. Fazit Mit der Veranstaltungsreihe wurde das breite Spektrum von Nachhaltigkeit deutlich und der Themenschwerpunkt „Architektur und Nachhaltigkeit“ von vielen Seiten betrachtet. Die Frage, ob die an Architekten gestellten Herausforderungen sinnvoll und annehmbar sind, wurde vielfältig beantwortet und mit gebauten Beispielen der eingeladenen Architekten veranschaulicht. Festgehalten werden kann, dass nachhaltiges Bauen heutzutage Standard sein muss, wobei eine hohe gestalterische Qualität anzustreben ist. Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist erforderlich. Aufgrund der zum Teil kritischen Nachfragen und die im Anschluss an die Vorträge geführten Diskussionen zeigt sich der Bedarf, das Thema auch in Form von kontroversen Dialogen weiter auszuleuchten. Die Kombination Nachhaltigkeit und gute Architektur bietet ein Spannungsfeld verschiedener Ansätze und Meinungen. Deutsche Bundesstiftung Umwelt An der Bornau 2 49090 Osnabrück 3 Tel 0541/9633-0 Fax 0541/9633-190 http://www.dbu.de Zusammenfassung Die Nachhaltigkeitsdebatte beherrscht die Architektur seit vielen Jahren. Da 25 Prozent des Energiebedarfs der Bundesrepublik Deutschland für private Wohnbauten benötigt werden, besteht ein dringender Handlungsbedarf, den Energiebedarf im Bauwesen zu minimieren. Mit insgesamt vier Veranstaltungen griff die Lavesstiftung gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt das Thema „Architektur und Nachhaltigkeit“ in seiner Vortragsreihe „Architektur im Dialog“ 2011 auf. Alle vier Abende produzierten reichlich Input für die Zuhörer und boten Lösungsvorschläge von vier bekannten Architekten für eine umweltverträgliche Architektur mit hoher gestalterischer Qualität: Prof. Christoph Mäckler machte deutlich, dass die Energieeffizienz eine Herausforderung für innovative Architektur darstellt, Kai-Uwe Bergmann war der Meinung, dass ,,Iess - more" sein werde, Prof. Manfred Hegger fragte, ob nachhaltige Architektur nur ein Label oder tatsächlich die Zukunft des Bauens sei und Prof. Rainer Hascher zeigte an gebauten Beispielen, dass nachhaltige und energieeffiziente Architekturen gestalterisch hochwertig sein können. Die Reihe „Architektur im Dialog“ der Lavesstiftung wird weiter fortgeführt. Hierbei wird nach Beendigung der Reihe „Architektur und Nachhaltigkeit“ aber nicht ausschließlich über den Einfluss, die Auswirkungen und die Konsequenzen der Klimaänderungen auf unsere bauliche Umwelt referiert. Diese Inhalte werden in vielen Aktionen, Veranstaltungen und Fortbildungen der Architektenkammer Niedersachsen künftig als ein Schwerpunkt in den Mittelpunkt gerückt. 4 Einleitung 40% des derzeitigen C02-Ausstoßes entstehen durch Immobilien. 98% hiervon entfallen auf Gebäude, die vor 1978 errichtet wurden (Matthias Wyssuwa, FAZ vom 05.12.2009). 10% sind der Bautätigkeit generell zuzuschreiben. Zudem entfallen 60% unseres Mülls auf Bauschutt. Der Anteil macht deutlich, dass insbesondere im Bereich der Architektur ein Schlüssel zur Erreichung der Ziele des Weltklimagipfels zur Verringerung des CO2-Ausstoßes um 80% liegt. So stehen Planer, wie Kommunen und Investoren vor zwei großen Herausforderungen. Zum einen müssen neue Bauten nachhaltig sein, aber auch bereits in der Bauweise auf die extremeren Klimaverhältnisse reagieren. Architektur muss in Bezug auf Wind und Wasser immer extremeren Anforderungen standhalten. Auch die Energieversorgung von Städten und Kommunen muss neu bedacht und insgesamt und nicht an einzelnen Gebäuden betrachtet werden. Zum anderen ist insbesondere der Bestand den energetischen Anforderungen der heutigen Zeit unter Wahrung des Erscheinungsbildes anzupassen. Im Jahr 2010 war das Thema „Nachhaltigkeit“ ein Schwerpunktthema der Architektenkammer Niedersachsen. Als Höhepunkt ist das 4. Symposium zur Baukultur unter dem Titel „Baukunst und Nachhaltigkeit in Zeiten des Klimawandels“ zu sehen. Bei dieser Veranstaltung und bei Gesprächen mit Teilnehmern wurde der Wunsch spürbar, das Thema insbesondere durch Best-Practice-Beispiele und innovative Lösungsvorschläge zu vertiefen. Auch wurde ins Bewusstsein gerufen, dass insbesondere in der Bevölkerung eine Sensibilisierung der Dringlichkeit für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer gebauten Umgebung herbeizuführen ist, um die von der Bundesregierung angestrebten Ziele zu erreichen. Mit der Veranstaltungsreihe „Architektur im Dialog“ bietet die Lavesstiftung bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich eine Plattform, die diese Anforderungen erfüllt. Die Reihe richtet sich an das breite Publikum, ist bereits etabliert und reflektiert mit einem öffentlichen Interview im Anschluss die Inhalte. Ziel des Vorhabens war es, mit einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der DBU vier prominente deutsche Architekten ihre baulichen Antworten auf die drängenden Umweltprobleme insbesondere im Bausektor aufzeigen zu lassen. Dem Fachpublikum wurden geeignete Wege präsentiert, nachhaltig zu bauen und Baukultur zu wahren. Der allgemeinen Öffentlichkeit sollte die Problematik bewusst gemacht und die Sinne für ihre gebaute Umwelt geschärft werden. Da der derzeitige C02-Ausstoß bei Immobilien zu über 90% auf Häuser entfällt, die vor 1978 errichtet wurden und diese zumeist in Privatbesitz sind, ist es erforderlich, die allgemeine Öffentlichkeit über die Notwendigkeit der Sanierung dieser Häuser zu informieren. 5 Darstellung der Vortragsreihe Im Rahmen der Reihe „Architektur im Dialog“ lud die Lavesstiftung zu vier Vorträgen zum Thema „Architektur und Nachhaltigkeit“ ins Alte Rathaus in Hannover ein. In lokalen Medien und Fachzeitschriften wurde zu den einzelnen Veranstaltungen eingeladen und darüber informiert. Über die Architektenkammer Niedersachsen wurde im Deutschen Architektenblatt, im Newsletter und auf Facebook die Veranstaltungsreihe angekündigt. Ebenso fand im Deutschen Architektenblatt eine Nachberichterstattung statt. Erster Vortrag: Prof. Christoph Mäckler, Prof. Christoph Mäckler Architekten, Frankfurt am Main Den Auftakt der Reihe machte am 12. April 2011 Prof. Christoph Mäckler mit seinem Vortrag „Energieeffizienz als Herausforderung für innovative Architektur“. Mäckler ist der Meinung, dass die größte Herausforderung des energetischen Umbaus im Bestand läge. Um sie zu lösen, bräuchten die Architekten verstärkt ganzheitliches Denken und Zusammenarbeit mit den anderen Disziplinen, auch und vor allem mit den Bauingenieuren. Nur so ließe sich der Dämmwahn, der durch eine starke Lobby in Berlin gefördert werde und die Gestalt der Städte zerstöre, aufhalten. Außerdem müsse die Nachverdichtung der Städte gegenüber der Flächenversiegelung durch Neubauten auf der grünen Wiese, die nicht mit Nachhaltigkeitsprinzipien in Einklang gebracht werden könne, im Vordergrund der Bemühungen stehen. Mäckler forderte intensivere Forschung statt Schnellschüsse und präsentierte sich als Verfechter nachhaltigen Bauens, plädierte für reduzierten und effektiven Materialieneinsatz. Eine ldee, die allein auf einem technischen Prinzip aufbaue, ist ihm zu wenig. Die Rolle der Architekten müsse sich, um die Herausforderungen zu bewältigen, wieder ganzheitlicher entfalten. Der Berufsstand dürfe nicht in der Rolle des Designers verharren, Handwerk sei gefragt, um bei den Entwicklungen mitreden zu können. Dazu gehöre es auch, nicht hinzunehmen, was die lndustrie anböte. Die Architekten müssten die Hersteller stärker zur lnnovation herausfordern. ln diesem Sinne appellierte Mäckler ausdrücklich an die Hochschulausbildung, nicht dem besten Entwurf nachzujagen, sondern Kernkompetenzen zu vermitteln. 6 Zweiter Vortrag: Kai-Uwe Bergmann, BIG Bjarke Ingels Group, Kopenhagen Am 21. Juni 2011 zeigte Kai-Uwe Bergmann mit seinem Vortrag „Yes is more“ sehr anschaulich die Arbeitsweise des weltweit bekannten Büros. Das Wortspiel Yes is More steht für die Unternehmensphilosophie von BIG und fasst die respektlose Haltung gegenüber exzessivem Formalismus zusammen. Damit soll ein positiver Umgang mit der Gestaltung der von uns bewohnten Gebäude und Städte wieder erweckt werden. Hierzu gehört insbesondere ein schonender nachhaltiger Umgang mit der Umwelt. Das Büro sieht die aktuelle Architektur in einer Zwickmühle: entweder naiv utopisch oder lähmend pragmatisch – BIG ist davon überzeugt, dass es zwischen diesen diametralen Gegensätzen einen dritten Weg gibt: eine pragmatische utopische Architektur, die das konkrete Ziel verfolgt, sozial, ökonomisch und umweltmäßig durchdachte Orte zu schaffen. In all ihrem Tun versucht das Büro, den Blick von den kleinen Details auf das große Ganze – das BIG picture – zu lenken. Dritter Vortrag: Prof. Manfred Hegger, HHS Hegger Hegger Schleif Architekten AG, Kassel Prof. Manfred Hegger fragte in seinem Vortrag am 25. August 2011 „Nachhaltige Architektur – Label oder Zukunft des Bauens?“ Als dritter Redner skizzierte Prof. Hegger Nachhaltigkeit als Chance für den Berufsstand. Damit unterstrich Hegger auch die Forderung des Vorsitzenden der Lavesstiftung Wolfgang Schneider, konkrete und handfeste Planungswerkzeuge zu schaffen. ,,Wir brauchen, so Schneider, Handhabungen, die es Bauherren und Architekten erleichtern, nachhaltiges Bauen bei der Konzeption und dem Entwurf von Gebäuden zu bedenken." Die Politik treibt die Architekten mit immer neuen Verordnungen und Verschärfungen vor sich her. 7 Nur langlebig zu bauen, reiche daher schon lange nicht mehr, so Hegger, um ein ökologisches Antlitz zu schaffen. Heute müssten so viele Parameter wie möglich eingehalten werden. Dazu gehören: Ressourcen schonen, Werte erhalten, Lebenszyklus orientiert bauen, Qualität verbessern, Komfort steigern, Effizienz erhöhen, Bauprozesse optimieren – alles um Nachhaltigkeit nachweisen zu können. Architekten und Bauherren, die diese Liste abarbeiten, wollen bestätigt bekommen, dass sie nachhaltig gebaut haben. LEED oder BREAM heißen die international bekannten Zertifizierungssysteme. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen DGNB, dessen Präsident Manfred Hegger seit dem Sommer 2010 ist, verlieh bisher rund 200 Zertifikate – LEED kommt auf über 20.000. Hegger weiß um die Beanstandung seines Verfahrens, das zu viele technische Faktoren und zu wenig architektonisch-gestalterische Kriterien berücksichtigt. Kritikern entgegnet er: Die DGNB stehe bei der Bewertung der gestalterischen Qualität am Anfang und der Nachweis eines Architektenwettbewerbs und die Umsetzung eines Kunst-am-Bau-Projekts reiche allein nicht aus. Sein Ziel ist es, die zur Zertifizierung anstehenden Gebäude durch eine Jury bewerten zu lassen, um so zu einer echten Sicherung der gestalterischen Qualität zu kommen. Die Berücksichtigung der derzeitigen Kriterien, so Hegger, führt schon jetzt zu einer besseren Vermarktung der ausgezeichneten Gebäude. Sie sind besser geplant, besitzen eine hohe Qualität und verursachen niedrige Betriebskosten. Architekten, die Gebäude entwerfen, die später ein Label erhalten sollen, haben also die entscheidenden Nachhaltigkeitsprinzipien bereits im Hinterkopf. Dies wünscht Hegger sich für den ganzen Berufsstand. Dabei ist Nachhaltigkeit nicht nur im Neubau zu finden. Dem Bestand ein zweites Leben einzuhauchen oder ihn als Rohstoff für neue Gebäude zu nutzen, ist ebenfalls überaus nachhaltig. Doch ganz gleich, ob alt oder neu, Planung muss, so Hegger, stets die Lebenszyklen der Gebäude und ihrer Materialien berücksichtigen, die Auswirkungen auf die globale und lokale Umwelt bedenken, und Verbesserungen auch jenseits der gesetzlichen Regelungen schaffen. Vierter Vortrag: Prof. Rainer Hascher, Hascher Jehle Architektur, Berlin In seinem Vortrag „Nachhaltige und energieeffiziente Architekturen“ am 29. September 2011 stellte Prof. Rainer Hascher Architekturen vor, die schonend mit den vorhandenen Ressourcen unserer Umwelt umgehen und dabei eine hervorragende gestalterische Qualität besitzen. Dabei machte er deutlich, dass genau dies das Ziel sein muss, wenn Architekten wahrhaft nachhaltig bauen wollen. Das gemeinsam mit Prof. Sebastian Jehle geführte Büro folgt bei der Umsetzung seiner Entwürfe dem Prinzip der „Simple Technology“: so wenig Technik wie möglich, so viel Technik wie 8 nötig. Dabei besitzt der schonende Umgang mit den Ressourcen unserer Umwelt in diesem Zusammenhang eine hohe Priorität, da das Büro der Nachhaltigkeit von Gebäuden besondere Bedeutung zumisst. Im Anschluss an den jeweiligen Vortrag griff Journalist Jochen Stöckmann in einem Interview auf dem Podium wichtige Argumente und streitbare Punkte auf und vertiefte sie mit dem Referenten. In Absprache mit dem Referenten wurden auch Fragen aus dem Publikum zugelassen. Durch das Interview wurde das Gehörte noch einmal verdichtet und auch kritisch diskutiert. Zum Abschluss konnten die Besucher sich untereinander thematisch austauschen. Fazit An insgesamt vier Abenden wurden bekannte Architekten zum Thema ,,Architektur und Nachhaltigkeit" um Lösungsvorschläge gebeten. Jeder der vier Termine war sehr gut besucht. Dies zeigt, dass das Thema interessant und gut gewählt ist und die eingeladenen Referenten als Experten in ihren Gebieten die erhoffte Aufmerksamkeit hervorriefen. Wolfgang Schneider, Vorsitzender der Lavesstiftung und Präsident der Architektenkammer Niedersachsen, ist der Meinung, dass mit dem Themenschwerpunkt ein weiter Bogen gespannt und das Feld der nachhaltigen Architektur von vielen Seiten betrachtet wurde. Dabei ist die Frage, ob die an Architekten gestellten Herausforderungen sinnvoll und annehmbar sind. Die Architekten haben einige Antworten erhalten, die Wolfgang Schneider in folgenden Statements ausdrückt: − „Sicher ist, nachhaltiges Bauen sollte heute Standard sein. Wer dies nicht berücksichtigt, wird am Markt keine Chancen haben. − Sicher ist, den Architekten ist ihre Verantwortung, die sie beim Bauen tragen, bewusst. Der Beitrag, den das Bauen zum Klimawandel leistet, ist immens – und gemeint ist nicht nur der Neubau, der Bestand liefert die größten Bauaufgaben der Zukunft. − Sicher ist, dass nachhaltige Architektur nicht nur ökologisch und wirtschaftlich betrachtet werden darf, sondern, dass ihr auch eine gestalterische Entsprechung folgen muss. − Sicher ist, dass uns alleine Diskussionen um Dämmsysteme nicht voranbringen. Wir brauchen innovative Maßnahmen, kreative Ideen und mutige Pioniere, um das nachhaltige Bauen mit Leben zu füllen, um ökologisch wie gestalterisch eine hohe architektonische Qualität zu erzielen. − Sicher ist, die Herausforderungen sind tatsächlich groß. Wir Architekten müssen und sollten uns diesen Herausforderungen stellen und ich denke, wir tun dies auch bereits.“ Architekten müssen den Herausforderungen nicht allein begegnen, dies betonten auch Christoph Mäckler und Rainer Hascher ausdrücklich. Die Zusammenarbeit mit anderen Disziplinen wird in dem Maße wichtiger, in dem die Spezialisierungen zunehmen und die Anforderungen komplexer werden. Daraus lässt sich die Forderung ableiten, dass der Berufsstand stärker mit anderen Disziplinen kooperieren sollte. 9 Und nicht nur der einzelne sollte sich den neuen Inhalten stellen, der Berufsstand als Ganzes muss Lösungen erarbeiten. Architektur und Technik bieten modernste Lösungen, Innovationen und damit Fortschritt. Dies sollte genutzt werden. Wichtig ist, dass diese Technik nicht zum ausschließlichen Leitbild der Nachhaltigkeit wird. Architektur besteht aus vielen Facetten. Das technisch Machbare ist nur eine und muss nicht immer die bestimmende sein. Wir müssen ganzheitlich Denken und ganzheitliche Lösungen finden. Das beste Klimakonzept ist nur ein Parameter, die Gestaltung der Fassade ein anderer. Architektur ohne Technik ist nicht denkbar, aber Architektur ohne Gestaltung ebenso wenig. Nachhaltiges Bauen muss alle Einflussfaktoren berücksichtigen und nicht manche über andere stellen. Mit der Veranstaltungsreihe wurde das breite Spektrum von Nachhaltigkeit deutlich. Aufgrund der zum Teil kritischen Nachfragen und die im Anschluss an die Vorträge geführten Diskussionen zeigt sich der Bedarf, das Thema auch in Form von kontroversen Dialogen weiter auszuleuchten. Die Kombination Nachhaltigkeit und gute Architektur bietet ein Spannungsfeld verschiedener Ansätze und Meinungen. Anfang des Jahres 2012 will die Lavesstiftung deshalb noch eine gemeinsame Podiumsdiskussion veranstalten – unter Beteiligung des Wirtschafts- und Umweltdezernenten der Landeshauptstadt Hannover Hans Mönninghoff. Neben ihm werden alle vier Referenten dieses Jahres, also Prof. Christoph Mäckler, Kai-Uwe Bergmann, Prof. Manfred Hegger und Prof. Rainer Hascher eingeladen. 10