Abschlussbericht - Architektur im Dialog

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Verantwortlicher Antragsteller:
LAVESSTIFTUNG
Laveshaus
Friedrichswall 5
30159 Hannover
Architektur im Dialog:
Architektur und Nachhaltigkeit - Vortragsreihe zur Sensibilisierung einer nachhaltigen Baukultur
Abschlussbericht über die Vortragsreihe,
gefördert unter dem Az.: 29279 von der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt
Karin Binnewies
Hannover, Januar 2012
1
06/02
Projektkennblatt
der
Deutschen Bundesstiftung Umwelt
29279
Az.
Antragstitel
25
Referat
Fördersumme
19.324 €
Architektur im Dialog: Architektur und Nachhaltigkeit - Vortragsreihe zur
Sensibilisierung einer nachhaltigen Baukultur
Stichworte
Laufzeit
Projektbeginn
Projektende
Projektphase(n)
11 Monate
29.01.2011
29.12.2011
1
Zwischenberichte
./.
Bewilligungsempfänger LAVESSTIFTUNG
Vorstand
Tel.
Fax
Friedrichswall 5
30159 Hannover
0511/2809625
0511/2809629
Projektleitung
Meike Alonso Malo/
Karin Binnewies
Bearbeiter
Kooperationspartner
Es gibt keine weiteren Kooperationspartner.
Zielsetzung und Anlass des Vorhabens
Im Jahr 2010 war das Thema „Nachhaltigkeit“ ein Schwerpunktthema der Architektenkammer Niedersachsen. Als Höhepunkt ist das 4. Symposium zur Baukultur unter dem Titel „Baukunst und Nachhaltigkeit in Zeiten des Klimawandels“ zu sehen. Bei dieser Veranstaltung und bei Gesprächen mit Teilnehmern wurde der Wunsch spürbar, das Thema insbesondere durch Best-Practice-Beispiele und innovative
Lösungsvorschläge zu vertiefen. Auch wurde ins Bewusstsein gerufen, dass insbesondere in der Bevölkerung eine Sensibilisierung der Dringlichkeit für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer gebauten
Umgebung herbeizuführen ist, um die von der Bundesregierung angestrebten Ziele zu erreichen. Mit der
Veranstaltungsreihe „Architektur im Dialog“ bietet die Lavesstiftung bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich eine Plattform, die diese Anforderungen erfüllt. Die Reihe richtet sich an das breite Publikum, ist
bereits etabliert und reflektiert mit einem öffentlichen Interview im Anschluss die Inhalte. Mit einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der DBU sollen an vier Terminen prominente deutsche
Architekten ihre baulichen Antworten auf die drängenden Umweltprobleme insbesondere im Bausektor
aufzeigen. Ziel des Vorhabens ist es dem Fachpublikum geeignete Wege aufzuzeigen, nachhaltig zu
bauen und Baukultur zu wahren. Der allgemeinen Öffentlichkeit soll die Problematik bewusst gemacht
und die Sinne für ihre gebaute Umwelt geschärft werden. Da der derzeitige C02-Ausstoß bei Immobilien
zu über 90% auf Häuser entfällt, die vor 1978 errichtet wurden und diese zumeist in Privatbesitz sind, ist
es erforderlich, die allgemeine Öffentlichkeit über die Notwendigkeit der Sanierung dieser Häuser zu informieren.
Darstellung der Arbeitsschritte und der angewandten Methoden
Gegenüber bereits existierenden Vortragsveranstaltungen ist „Architektur im Dialog“ mit 200 bis 300 Besuchern je Abend bereits eine etablierte Veranstaltungsgröße, die zudem nicht nur Fachpublikum, sondern die breite Öffentlichkeit anspricht. Im Anschluss an den Vortrag greift Journalist Jochen Stöckmann
in einem Interview auf dem Podium wichtige Argumente und streitbare Punkte auf und vertieft sie mit
dem Referenten. In Absprache mit dem Referenten werden auch Fragen aus dem Publikum zugelassen.
Durch das Interview wird das Gehörte noch einmal verdichtet und auch kritisch diskutiert. Zum Abschluss
können die Besucher sich bei einem Glas Wein untereinander thematisch austauschen.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
2
Tel 0541/9633-0
Fax 0541/9633-190
http://www.dbu.de
Ergebnisse und Diskussion
Die Vortragsreihe mit insgesamt 4 Vorträgen von bekannten Architekten wurde wie vorgesehen durchgeführt. Der Arbeitsaufwand von drei Mitarbeitern der Architektenkammer Niedersachsen sowie die Kosten
entsprechen insgesamt der Kostenschätzung für die Durchführung der Veranstaltungsreihe „Architektur
und Nachhaltigkeit“.
Inhaltlich zeigten die Referenten eine große Bandbreite an Lösungsansätzen und Beispielen des nachhaltigen Bauens. Dem Publikum boten sich somit vielfältige Möglichkeiten und Wege, den Anforderungen
einer nachhaltigen Architektur gerecht zu werden. Der Einfluss auf weitere Planungen lässt sich nicht
darstellen, wichtig ist es aber, die Nachhaltigkeitsdebatte mit all ihren Aspekten aufzuzeigen und am Leben zu erhalten.
Öffentlichkeitsarbeit und Präsentation
Die Vorträge wurden über verschiedene Wege beworben. Ein Verteiler mit ca. 4.000 Adressen wurde
direkt angeschrieben. Multiplikatoren, wie die Klimaschutzagentur, bekamen das PDF der Einladung zur
Weiterleitung. Die Vortragsreihe wurde auf der Homepage www.aknds.de, im Deutschen Architektenblatt, im Newsletter sowie auf Facebook beworben. Im Stadtgebiet Hannover und an der Architekturfakultät wurden Plakate aufgehängt. Monatsmagazine, Fachzeitschriften und die Tagespresse wurden mit
einer Presseinfo informiert und eingeladen.
Fazit
Mit der Veranstaltungsreihe wurde das breite Spektrum von Nachhaltigkeit deutlich und der Themenschwerpunkt „Architektur und Nachhaltigkeit“ von vielen Seiten betrachtet. Die Frage, ob die an Architekten gestellten Herausforderungen sinnvoll und annehmbar sind, wurde vielfältig beantwortet und mit gebauten Beispielen der eingeladenen Architekten veranschaulicht. Festgehalten werden kann, dass nachhaltiges Bauen heutzutage Standard sein muss, wobei eine hohe gestalterische Qualität anzustreben ist.
Eine interdisziplinäre Zusammenarbeit ist erforderlich.
Aufgrund der zum Teil kritischen Nachfragen und die im Anschluss an die Vorträge geführten Diskussionen zeigt sich der Bedarf, das Thema auch in Form von kontroversen Dialogen weiter auszuleuchten.
Die Kombination Nachhaltigkeit und gute Architektur bietet ein Spannungsfeld verschiedener Ansätze
und Meinungen.
Deutsche Bundesstiftung Umwelt
An der Bornau 2
49090 Osnabrück
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Tel 0541/9633-0
Fax 0541/9633-190
http://www.dbu.de
Zusammenfassung
Die Nachhaltigkeitsdebatte beherrscht die Architektur seit vielen Jahren. Da 25 Prozent des Energiebedarfs der Bundesrepublik Deutschland für private Wohnbauten
benötigt werden, besteht ein dringender Handlungsbedarf, den Energiebedarf im
Bauwesen zu minimieren. Mit insgesamt vier Veranstaltungen griff die Lavesstiftung
gemeinsam mit der Deutschen Bundesstiftung Umwelt das Thema „Architektur und
Nachhaltigkeit“ in seiner Vortragsreihe „Architektur im Dialog“ 2011 auf.
Alle vier Abende produzierten reichlich Input für die Zuhörer und boten Lösungsvorschläge von vier bekannten Architekten für eine umweltverträgliche Architektur mit
hoher gestalterischer Qualität: Prof. Christoph Mäckler machte deutlich, dass die
Energieeffizienz eine Herausforderung für innovative Architektur darstellt, Kai-Uwe
Bergmann war der Meinung, dass ,,Iess - more" sein werde, Prof. Manfred Hegger
fragte, ob nachhaltige Architektur nur ein Label oder tatsächlich die Zukunft des
Bauens sei und Prof. Rainer Hascher zeigte an gebauten Beispielen, dass nachhaltige und energieeffiziente Architekturen gestalterisch hochwertig sein können.
Die Reihe „Architektur im Dialog“ der Lavesstiftung wird weiter fortgeführt. Hierbei
wird nach Beendigung der Reihe „Architektur und Nachhaltigkeit“ aber nicht ausschließlich über den Einfluss, die Auswirkungen und die Konsequenzen der Klimaänderungen auf unsere bauliche Umwelt referiert. Diese Inhalte werden in vielen
Aktionen, Veranstaltungen und Fortbildungen der Architektenkammer Niedersachsen
künftig als ein Schwerpunkt in den Mittelpunkt gerückt.
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Einleitung
40% des derzeitigen C02-Ausstoßes entstehen durch Immobilien. 98% hiervon entfallen auf Gebäude, die vor 1978 errichtet wurden (Matthias Wyssuwa, FAZ vom
05.12.2009). 10% sind der Bautätigkeit generell zuzuschreiben. Zudem entfallen
60% unseres Mülls auf Bauschutt. Der Anteil macht deutlich, dass insbesondere im
Bereich der Architektur ein Schlüssel zur Erreichung der Ziele des Weltklimagipfels
zur Verringerung des CO2-Ausstoßes um 80% liegt. So stehen Planer, wie Kommunen und Investoren vor zwei großen Herausforderungen. Zum einen müssen neue
Bauten nachhaltig sein, aber auch bereits in der Bauweise auf die extremeren Klimaverhältnisse reagieren. Architektur muss in Bezug auf Wind und Wasser immer
extremeren Anforderungen standhalten. Auch die Energieversorgung von Städten
und Kommunen muss neu bedacht und insgesamt und nicht an einzelnen Gebäuden
betrachtet werden. Zum anderen ist insbesondere der Bestand den energetischen
Anforderungen der heutigen Zeit unter Wahrung des Erscheinungsbildes anzupassen.
Im Jahr 2010 war das Thema „Nachhaltigkeit“ ein Schwerpunktthema der Architektenkammer Niedersachsen. Als Höhepunkt ist das 4. Symposium zur Baukultur unter
dem Titel „Baukunst und Nachhaltigkeit in Zeiten des Klimawandels“ zu sehen. Bei
dieser Veranstaltung und bei Gesprächen mit Teilnehmern wurde der Wunsch spürbar, das Thema insbesondere durch Best-Practice-Beispiele und innovative Lösungsvorschläge zu vertiefen. Auch wurde ins Bewusstsein gerufen, dass insbesondere in der Bevölkerung eine Sensibilisierung der Dringlichkeit für einen nachhaltigeren Umgang mit unserer gebauten Umgebung herbeizuführen ist, um die von der
Bundesregierung angestrebten Ziele zu erreichen. Mit der Veranstaltungsreihe „Architektur im Dialog“ bietet die Lavesstiftung bereits seit einigen Jahren sehr erfolgreich eine Plattform, die diese Anforderungen erfüllt. Die Reihe richtet sich an das
breite Publikum, ist bereits etabliert und reflektiert mit einem öffentlichen Interview im
Anschluss die Inhalte.
Ziel des Vorhabens war es, mit einer mehrteiligen Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der DBU vier prominente deutsche Architekten ihre baulichen Antworten auf
die drängenden Umweltprobleme insbesondere im Bausektor aufzeigen zu lassen.
Dem Fachpublikum wurden geeignete Wege präsentiert, nachhaltig zu bauen und
Baukultur zu wahren. Der allgemeinen Öffentlichkeit sollte die Problematik bewusst
gemacht und die Sinne für ihre gebaute Umwelt geschärft werden. Da der derzeitige
C02-Ausstoß bei Immobilien zu über 90% auf Häuser entfällt, die vor 1978 errichtet
wurden und diese zumeist in Privatbesitz sind, ist es erforderlich, die allgemeine
Öffentlichkeit über die Notwendigkeit der Sanierung dieser Häuser zu informieren.
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Darstellung der Vortragsreihe
Im Rahmen der Reihe „Architektur im Dialog“ lud die Lavesstiftung zu vier Vorträgen
zum Thema „Architektur und Nachhaltigkeit“ ins Alte Rathaus in Hannover ein.
In lokalen Medien und Fachzeitschriften wurde zu den einzelnen Veranstaltungen
eingeladen und darüber informiert. Über die Architektenkammer Niedersachsen
wurde im Deutschen Architektenblatt, im Newsletter und auf Facebook die Veranstaltungsreihe angekündigt. Ebenso fand im Deutschen Architektenblatt eine Nachberichterstattung statt.
Erster Vortrag: Prof. Christoph Mäckler, Prof. Christoph Mäckler Architekten,
Frankfurt am Main
Den Auftakt der Reihe machte am 12. April 2011 Prof. Christoph Mäckler mit seinem
Vortrag „Energieeffizienz als Herausforderung für innovative Architektur“. Mäckler ist
der Meinung, dass die größte Herausforderung des energetischen Umbaus im Bestand läge. Um sie zu lösen, bräuchten die Architekten verstärkt ganzheitliches Denken und Zusammenarbeit mit den anderen Disziplinen, auch und vor allem mit den
Bauingenieuren. Nur so ließe sich der Dämmwahn, der durch eine starke Lobby in
Berlin gefördert werde und die Gestalt der Städte zerstöre, aufhalten.
Außerdem müsse die Nachverdichtung der Städte gegenüber der Flächenversiegelung durch Neubauten auf der grünen Wiese, die nicht mit Nachhaltigkeitsprinzipien
in Einklang gebracht werden könne, im Vordergrund der Bemühungen stehen.
Mäckler forderte intensivere Forschung statt Schnellschüsse und präsentierte sich
als Verfechter nachhaltigen Bauens, plädierte für reduzierten und effektiven Materialieneinsatz. Eine ldee, die allein auf einem technischen Prinzip aufbaue, ist ihm zu
wenig. Die Rolle der Architekten müsse sich, um die Herausforderungen zu bewältigen, wieder ganzheitlicher entfalten. Der Berufsstand dürfe nicht in der Rolle des
Designers verharren, Handwerk sei gefragt, um bei den Entwicklungen mitreden zu
können. Dazu gehöre es auch, nicht hinzunehmen, was die lndustrie anböte. Die
Architekten müssten die Hersteller stärker zur lnnovation herausfordern. ln diesem
Sinne appellierte Mäckler ausdrücklich an die Hochschulausbildung, nicht dem besten Entwurf nachzujagen, sondern Kernkompetenzen zu vermitteln.
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Zweiter Vortrag: Kai-Uwe Bergmann, BIG Bjarke Ingels Group, Kopenhagen
Am 21. Juni 2011 zeigte Kai-Uwe Bergmann mit seinem Vortrag „Yes is more“ sehr
anschaulich die Arbeitsweise des weltweit bekannten Büros. Das Wortspiel Yes is
More steht für die Unternehmensphilosophie von BIG und fasst die respektlose Haltung gegenüber exzessivem Formalismus zusammen. Damit soll ein positiver Umgang mit der Gestaltung der von uns bewohnten Gebäude und Städte wieder erweckt werden. Hierzu gehört insbesondere ein schonender nachhaltiger Umgang mit
der Umwelt. Das Büro sieht die aktuelle Architektur in einer Zwickmühle: entweder
naiv utopisch oder lähmend pragmatisch – BIG ist davon überzeugt, dass es zwischen diesen diametralen Gegensätzen einen dritten Weg gibt: eine pragmatische
utopische Architektur, die das konkrete Ziel verfolgt, sozial, ökonomisch und umweltmäßig durchdachte Orte zu schaffen. In all ihrem Tun versucht das Büro, den
Blick von den kleinen Details auf das große Ganze – das BIG picture – zu lenken.
Dritter Vortrag: Prof. Manfred Hegger, HHS Hegger Hegger Schleif Architekten
AG, Kassel
Prof. Manfred Hegger fragte in seinem Vortrag am 25. August 2011 „Nachhaltige
Architektur – Label oder Zukunft des Bauens?“ Als dritter Redner skizzierte Prof.
Hegger Nachhaltigkeit als Chance für den Berufsstand. Damit unterstrich Hegger
auch die Forderung des Vorsitzenden der Lavesstiftung Wolfgang Schneider, konkrete und handfeste Planungswerkzeuge zu schaffen. ,,Wir brauchen, so Schneider,
Handhabungen, die es Bauherren und Architekten erleichtern, nachhaltiges Bauen
bei der Konzeption und dem Entwurf von Gebäuden zu bedenken." Die Politik treibt
die Architekten mit immer neuen Verordnungen und Verschärfungen vor sich her.
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Nur langlebig zu bauen, reiche daher schon lange nicht mehr, so Hegger, um ein
ökologisches Antlitz zu schaffen. Heute müssten so viele Parameter wie möglich
eingehalten werden. Dazu gehören: Ressourcen schonen, Werte erhalten, Lebenszyklus orientiert bauen, Qualität verbessern, Komfort steigern, Effizienz erhöhen,
Bauprozesse optimieren – alles um Nachhaltigkeit nachweisen zu können.
Architekten und Bauherren, die diese Liste abarbeiten, wollen bestätigt bekommen,
dass sie nachhaltig gebaut haben. LEED oder BREAM heißen die international bekannten Zertifizierungssysteme. Die Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen
DGNB, dessen Präsident Manfred Hegger seit dem Sommer 2010 ist, verlieh bisher
rund 200 Zertifikate – LEED kommt auf über 20.000. Hegger weiß um die Beanstandung seines Verfahrens, das zu viele technische Faktoren und zu wenig architektonisch-gestalterische Kriterien berücksichtigt. Kritikern entgegnet er: Die DGNB stehe
bei der Bewertung der gestalterischen Qualität am Anfang und der Nachweis eines
Architektenwettbewerbs und die Umsetzung eines Kunst-am-Bau-Projekts reiche
allein nicht aus. Sein Ziel ist es, die zur Zertifizierung anstehenden Gebäude durch
eine Jury bewerten zu lassen, um so zu einer echten Sicherung der gestalterischen
Qualität zu kommen.
Die Berücksichtigung der derzeitigen Kriterien, so Hegger, führt schon jetzt zu einer
besseren Vermarktung der ausgezeichneten Gebäude. Sie sind besser geplant,
besitzen eine hohe Qualität und verursachen niedrige Betriebskosten. Architekten,
die Gebäude entwerfen, die später ein Label erhalten sollen, haben also die entscheidenden Nachhaltigkeitsprinzipien bereits im Hinterkopf. Dies wünscht Hegger
sich für den ganzen Berufsstand.
Dabei ist Nachhaltigkeit nicht nur im Neubau zu finden. Dem Bestand ein zweites
Leben einzuhauchen oder ihn als Rohstoff für neue Gebäude zu nutzen, ist ebenfalls
überaus nachhaltig. Doch ganz gleich, ob alt oder neu, Planung muss, so Hegger,
stets die Lebenszyklen der Gebäude und ihrer Materialien berücksichtigen, die Auswirkungen auf die globale und lokale Umwelt bedenken, und Verbesserungen auch
jenseits der gesetzlichen Regelungen schaffen.
Vierter Vortrag: Prof. Rainer Hascher, Hascher Jehle Architektur, Berlin
In seinem Vortrag „Nachhaltige und energieeffiziente Architekturen“ am 29. September 2011 stellte Prof. Rainer Hascher Architekturen vor, die schonend mit den vorhandenen Ressourcen unserer Umwelt umgehen und dabei eine hervorragende
gestalterische Qualität besitzen. Dabei machte er deutlich, dass genau dies das Ziel
sein muss, wenn Architekten wahrhaft nachhaltig bauen wollen. Das gemeinsam mit
Prof. Sebastian Jehle geführte Büro folgt bei der Umsetzung seiner Entwürfe dem
Prinzip der „Simple Technology“: so wenig Technik wie möglich, so viel Technik wie
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nötig. Dabei besitzt der schonende Umgang mit den Ressourcen unserer Umwelt in
diesem Zusammenhang eine hohe Priorität, da das Büro der Nachhaltigkeit von
Gebäuden besondere Bedeutung zumisst.
Im Anschluss an den jeweiligen Vortrag griff Journalist Jochen Stöckmann in einem
Interview auf dem Podium wichtige Argumente und streitbare Punkte auf und vertiefte sie mit dem Referenten. In Absprache mit dem Referenten wurden auch Fragen
aus dem Publikum zugelassen. Durch das Interview wurde das Gehörte noch einmal
verdichtet und auch kritisch diskutiert. Zum Abschluss konnten die Besucher sich
untereinander thematisch austauschen.
Fazit
An insgesamt vier Abenden wurden bekannte Architekten zum Thema ,,Architektur
und Nachhaltigkeit" um Lösungsvorschläge gebeten. Jeder der vier Termine war
sehr gut besucht. Dies zeigt, dass das Thema interessant und gut gewählt ist und die
eingeladenen Referenten als Experten in ihren Gebieten die erhoffte Aufmerksamkeit hervorriefen.
Wolfgang Schneider, Vorsitzender der Lavesstiftung und Präsident der Architektenkammer Niedersachsen, ist der Meinung, dass mit dem Themenschwerpunkt ein
weiter Bogen gespannt und das Feld der nachhaltigen Architektur von vielen Seiten
betrachtet wurde. Dabei ist die Frage, ob die an Architekten gestellten Herausforderungen sinnvoll und annehmbar sind. Die Architekten haben einige Antworten erhalten, die Wolfgang Schneider in folgenden Statements ausdrückt:
− „Sicher ist, nachhaltiges Bauen sollte heute Standard sein. Wer dies nicht berücksichtigt, wird am Markt keine Chancen haben.
− Sicher ist, den Architekten ist ihre Verantwortung, die sie beim Bauen tragen,
bewusst. Der Beitrag, den das Bauen zum Klimawandel leistet, ist immens –
und gemeint ist nicht nur der Neubau, der Bestand liefert die größten Bauaufgaben der Zukunft.
− Sicher ist, dass nachhaltige Architektur nicht nur ökologisch und wirtschaftlich
betrachtet werden darf, sondern, dass ihr auch eine gestalterische Entsprechung folgen muss.
− Sicher ist, dass uns alleine Diskussionen um Dämmsysteme nicht voranbringen. Wir brauchen innovative Maßnahmen, kreative Ideen und mutige Pioniere,
um das nachhaltige Bauen mit Leben zu füllen, um ökologisch wie gestalterisch
eine hohe architektonische Qualität zu erzielen.
− Sicher ist, die Herausforderungen sind tatsächlich groß. Wir Architekten müssen und sollten uns diesen Herausforderungen stellen und ich denke, wir tun
dies auch bereits.“
Architekten müssen den Herausforderungen nicht allein begegnen, dies betonten
auch Christoph Mäckler und Rainer Hascher ausdrücklich. Die Zusammenarbeit mit
anderen Disziplinen wird in dem Maße wichtiger, in dem die Spezialisierungen zunehmen und die Anforderungen komplexer werden. Daraus lässt sich die Forderung
ableiten, dass der Berufsstand stärker mit anderen Disziplinen kooperieren sollte.
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Und nicht nur der einzelne sollte sich den neuen Inhalten stellen, der Berufsstand als
Ganzes muss Lösungen erarbeiten.
Architektur und Technik bieten modernste Lösungen, Innovationen und damit Fortschritt. Dies sollte genutzt werden. Wichtig ist, dass diese Technik nicht zum ausschließlichen Leitbild der Nachhaltigkeit wird. Architektur besteht aus vielen Facetten. Das technisch Machbare ist nur eine und muss nicht immer die bestimmende
sein. Wir müssen ganzheitlich Denken und ganzheitliche Lösungen finden. Das
beste Klimakonzept ist nur ein Parameter, die Gestaltung der Fassade ein anderer.
Architektur ohne Technik ist nicht denkbar, aber Architektur ohne Gestaltung ebenso
wenig. Nachhaltiges Bauen muss alle Einflussfaktoren berücksichtigen und nicht
manche über andere stellen.
Mit der Veranstaltungsreihe wurde das breite Spektrum von Nachhaltigkeit deutlich.
Aufgrund der zum Teil kritischen Nachfragen und die im Anschluss an die Vorträge
geführten Diskussionen zeigt sich der Bedarf, das Thema auch in Form von kontroversen Dialogen weiter auszuleuchten. Die Kombination Nachhaltigkeit und gute
Architektur bietet ein Spannungsfeld verschiedener Ansätze und Meinungen.
Anfang des Jahres 2012 will die Lavesstiftung deshalb noch eine gemeinsame Podiumsdiskussion veranstalten – unter Beteiligung des Wirtschafts- und Umweltdezernenten der Landeshauptstadt Hannover Hans Mönninghoff. Neben ihm werden alle
vier Referenten dieses Jahres, also Prof. Christoph Mäckler, Kai-Uwe Bergmann,
Prof. Manfred Hegger und Prof. Rainer Hascher eingeladen.
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