Niederschrift - Stadt Voerde

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Anlage 1 zur Drucksache 80
Niederschrift
über die Anhörung der Bürger gemäß § 3 Abs. 1 Baugesetzbuch (BauGB) am Mittwoch, den 4.2.09 im Großen Sitzungssaal des Rathauses Voerde
Behandelter Bebauungsplan:
Bebauungsplan Nr. 53, 5. Änderung
„Stadtmitte Rathausplatz“
Anwesende Bürger lt. Anwesenheitsliste: 50
Anwesende Ratsmitglieder lt. Anwesen- Herren Scholten, Kleindienst, Schmuck,
heitsliste:
Mölleken, Friedrichs, Sarres, Langenfurth, Gördü,
Versammlungsleiter:
Herr Schürken (Vorsitzender Planungsund Umweltausschuss)
Von der Verwaltung:
Herren Limke, Seydel, Hugenberg
Schriftführerin:
Frau Walzel
Herr Schürken eröffnete als Vorsitzender des Planungs- und Umweltausschusses die
Versammlung um 19.00 Uhr und begrüßte die Anwesenden. Nach einer einleitenden
Einordnung der anberaumten Bürgeranhörung in das Bauleitplanverfahren entsprechend der Vorschriften des Baugesetzbuches bat er die Verwaltung, die Planungen
vorzustellen.
Erster Beigeordneter Limke trug vor, dass in der heutigen Sitzung die Bauleitplanung
für einen bedeutsamen Teil der Innenstadt vorgestellt und diskutiert werden solle.
Für die Entwicklung von Voerde sei eine attraktive, lebendige Innenstadt, die Kaufkraft in Voerde binde und in der sich die Bürger gerne aufhalten, von großer Bedeutung. Die Attraktivität zu optimieren sei u.a. Ziel der Bauleitplanung. Durch die
Bauleitplanung solle ein städtebaulicher Rahmen für Investoren geschaffen werden.
Die bisher vorgestellten Gebäudeentwürfe seien daher lediglich als erste Skizzen zu
werten.
Anschließend erläuterte Herr Seydel die historische Entwicklung des Bereiches.
Zunächst sei der heutige Marktplatz mit Sparkasse, Rathaus und den umliegenden
Geschäften als Mittelpunkt der Stadt geplant gewesen, wobei von Anfang an auch
eine Verbindung zwischen Marktplatz und der Friedrichsfelder Straße beabsichtigt
war. In diesem Raum, der von einer südlichen und nördlichen Gasse begrenzt werde,
sei das Wohn- und Geschäftsgebäude am neuen Marktplatz sozusagen auf der grünen Wiese errichtet worden. An der Rückseite des Gebäudes sei eine zur Friedrichsfelder Straße gelegene Anlieferungszone mit einem großen Parkdeck erbaut worden.
Nachdem 1991 gegenüber an der Friedrichsfelder Straße das Marktkauf – Warenhaus angesiedelt worden sei, habe sich das Gesicht des Ortskerns umgekehrt. Die
wichtigste und potenziell lebendigste Stelle zwischen Marktplatz und dem Warenhaus
sei nunmehr geprägt von Parkdeck, Bushaltestelle und Anlieferung.
Bereits im Einzelhandelskonzept der Stadt Voerde sei darauf hingewiesen worden,
dass der unattraktive Bereich um das Parkdeck eine Trennwirkung zwischen Marktplatz und Friedrichsfelder Straße mit dem Marktkaufgebäude aufweise und die Eingangssituation in die Innenstadt von Voerde erheblich beeinträchtige. Die bestehende städtebauliche Situation erschwere die Orientierung innerhalb des Zentrums, da
der Platzbereich mit dem Parkdeck die Innenstadt in einzelne Teilbereiche zerschnei-
de. Durch die Bebauungsplanänderung solle jetzt der Rahmen geschaffen werden,
um den neuen Mittelpunkt der Stadt Voerde möglichst attraktiv zu gestalten.
Herr Hugenberg erläuterte im Anschluss das Planungserfordernis, die Eckpunkte der
Planung sowie deren Auswirkungen.
Anhand von Photos stellte er zunächst noch einmal die bestehenden Defizite in dem
Bereich dar. Diese sollen durch die Bauleitplanung beseitigt werden. Der Planungsraum sei bewusst recht großzügig gewählt worden. Er umfasse den Bereich von der
Friedrichsfelder Straße bis zur Straße „Im Osterfeld“ sowie vom Rathaus bis zum
Sparkassengebäude bzw. bis zur Bahnhofstraße. Als Fixpunkte gelten dabei die Gebäudekanten sowie auch der Kreisverkehr an der Friedrichsfelder Straße als zentraler Verteiler und Wendemöglichkeit.
Ein Hauptaugenmerk bei der Entwicklung des Bereiches liege auch in der Verbesserung der Aufenthaltsqualität u.a. auf dem Rathausplatz. Dazu solle zunächst der große Aufenthaltsbereich vor dem Rathauseingang zu Gunsten entsprechender Flächen
vor den anderen Gebäuden am Marktplatz umgelegt werden, um dort Raum für
Gastronomie auf dem Platz zu schaffen; diese vom Verkehr weniger gestörten Flächen müssen mit einer angemessenen Begrünung qualitativ aufgewertet werden.
In der Mitte des Marktplatzes werde eine zusammenhängende Parkplatzfläche geschaffen, die tlw. auch an Markttagen genutzt werden könne.
Wegen der günstigen Besonnung biete weiterhin die südliche Gasse ein hohes Potenzial für nach außen orientierte Geschäfte, Gastronomie oder auch für zusätzliche
Marktstände. Im Anschluss daran entstehe im Bereich der heutigen Bushaltestelle
ein neuer Raum, der ebenfalls durch Grünstrukturen gefasst und den bestehenden
und neuen Geschäftslagen Möglichkeiten zur (besseren) Präsentation bieten könne.
Zwischen diesem Platz und dem Haupteingang gegenüber dem Marktkauf solle ein
großzügiger Durchgang geschaffen werden. Damit entstehe eine direkte Beziehung
zwischen dem Marktkauf-Eingang und dem Rathausplatz durch das neue Gebäude
hindurch und entlang der aufgewerteten südlichen Gasse. Diese Verbindung solle
noch verstärkt werden durch eine genau vor dem Marktkauf-Eingang gelegene Querungshilfe über die Friedrichsfelder Straße.
Im Bereich des Parkdecks befinde sich bislang die zentrale Haltestelle für das gesamte Stadtgebiet. Durch das geplante Objekt entfalle die bestehende Umfahrt des
Parkdecks und damit die Funktion der Haltestelle. Geplant sei, diese an der Friedrichsfelder Straße zu ersetzen.
Hinsichtlich des heutigen Planrechts erläuterte Herr Hugenberg, dass der Bereich im
geltenden Flächennutzungsplan als gemischte Baufläche ausgewiesen und im geltenden Bebauungsplan als Kerngebiet festgesetzt sei.
Weiter wies er darauf hin, dass der Höhe des geplanten Gebäudes eine wichtige Bedeutung zukomme. Bei der Planung des Gebäudes seien vorhandene Raumkanten
und Gebäudehöhen aufgenommen und berücksichtigt worden. Das Gebäude müsse
gut sichtbar sein; es solle deutlich signalisieren, dass an dieser Stelle das Zentrum
der Stadt sei.
Bezüglich der Stellplatzsituation erklärte er, dass durch eine entsprechende Markierung die Stellplatzkapazität auf der zentralen Fläche auf dem Marktplatz vergrößert
werden solle, wodurch zum Teil wegfallende Stellplätze auf der oberen Ebene des
Parkdecks ersetzt würden. Durch die nördliche Gasse werde eine Verbindung im Einrichtungsverkehr zur Friedrichsfelder Straße geschaffen, wodurch dann die Stellplätze auf dem Marktkaufgrundstück und auf dem Rathaus-Parkdeck zu erreichen seien.
Insgesamt stünden in einem Radius von 5 Gehminuten 990 Stellplätze zur Verfügung.
Als nächster Verfahrensschritt würden nun die Träger öffentlicher Belange beteiligt.
In einem weiteren Schritt – der öffentlichen Auslegung – hätte die Öffentlichkeit erneut die Gelegenheit sich zu den Planungen zu äußern, bevor der Bebauungsplan
dann als Satzung beschlossen werde.
Anschließend bat Vorsitzender Schürken die anwesenden Bürger um ihre Wortmeldungen und Fragen:
Zuhörer 34 sah in der Errichtung eines neuen, aus seiner Sicht unschönen Gebäudes keine Lösung zur Beseitigung des unattraktiven Bereiches. Wichtig sei auch die
Attraktivität des Marktplatzes zu erhalten und zu stärken.
Zuhörerin 05 trug vor, dass das neue Gebäude in der Gestaltung an die bestehenden Bauten angepasst werden sollte, z.B. durch gestaffelte Höhe. Bei der Umgestaltung des Marktplatzes sei Begrünung wichtig.
Zuhörerin 22 gab zu bedenken, dass die Öffnung der nördlichen Gasse für den
Pkw-Verkehr negative Auswirkungen auf ihr Unternehmen hätte.
Herr Seydel erläuterte, dass im Rahmen des Bauleitplanverfahrens eine Untersuchung der Lärmbelastung durchgeführt würde. Diese werde dann in die Abwägung
über den Bebauungsplan eingestellt.
Erster Beigeordneter Limke erklärte hinsichtlich der neuen Gestaltung des Marktplatzes, dass der Raum belebt werden solle. Es würden Parkflächen neu geordnet und
die Aufenthaltsqualtität durch mehr Begrünung gesteigert. Bezüglich der Gestaltung
des neuen Gebäudes trug er vor, dass Architektur zeitliche und gesellschaftliche
Entwicklungen aufzeige. Daher sei es durchaus sinnvoll, dass sich das geplante Gebäude von der Art der umliegenden Bauten unterscheide.
Zuhörer 11 erklärte, dass das geplante Gebäude nicht weit genug sichtbar sei.
Wenn in Voerde etwas Derartiges geschaffen werden, dann sollte dies auch ein markant hohes Gebäude, mindestens 80 m hoch, ähnlich eines Towers sein.
Zuhörerin 05 trug vor, dass umliegende Städte in denen man sich gerne aufhalten
würde, geprägt seien von kleinen niederrheinischen Häusern.
Weiter schlug sie vor, die nördliche Gasse als Spielstraße auszubauen.
Zuhörerin 21 erkundigte sich, inwieweit rein rechnerisch aus der Fläche am Marktplatz gleichzeitig mehr Grünfläche, mehr Spielfläche und mehr Parkplatze realisiert
werden können. Ebenso hinterfragte sie die Berechnung der zur Verfügung stehenden Parkplätze und gab zu Bedenken, dass ein 6-geschossiges Gebäude störend wirken würde. Weiter fragte sie nach der Reihenfolge des weiteren Vorgehens.
Erster Beigeordneter Limke erklärte, dass die Fläche nicht quantitativ aufgeteilt,
sondern qualitativ aufgewertet werde.
Weiter führte er aus, dass Voerde keine historisch gewachsene Stadtmitte besitze,
daher sei Voerde nicht vergleichbar mit diesen Städten. Die Mitte sei künstlich errichtet worden, diese Tatsache würde nun aufgegriffen und entwickelt. In der heutigen Bürgeranhörung würde es um die Bauleitplanung gehen, diese solle den Rahmen
schaffen für Unternehmen, die bereit sind in Voerde zu investieren.
Zuhörer 29 wies darauf hin, dass es wichtig sei, eine Symbiose aus Gastronomie,
Einzelhandel und Dienstleistungen zu schaffen. Die Passage sei - so wie derzeit
geplant - erfahrungsgemäß nicht attraktiv.
Zuhörer 23 sprach sich gegen eine Öffnung der Nordgasse für den Pkw-Verkehr
aus. Weiter erkundigte er sich, inwieweit die Parkplätze auf dem Rathausparkdeck
öffentlich genutzt werden könnten.
Zuhörerin 53 bat darum, andere neue Ideen zu entwickeln.
Herr Seydel knüpfte daran an und erklärte, dass es darum ginge, die vorliegende
Idee zu beurteilen. Jetzt läge ein Vorschlag von Investoren vor; es gelte nun diese
Chance zu ergreifen. Es sei allen bewusst, dass das Gebiet um das Parkdeck unattraktiv sei und dort Handlungsbedarf bestünde.
Hinsichtlich des geplanten Durchganges führte er aus, dass es wichtig sei, eine attraktive Wegebeziehung zwischen dem Marktkaufgebäude und dem Marktplatz zu
schaffen, nur so könne der Bereich aufgewertet werden.
Bezüglich der Parkplatzsituation trug er vor, dass sicherlich in unmittelbarer Nähe
zur Innenstadt Parkplätze entfallen würden, dieser Nachteil würde jedoch durch die
insgesamt attraktivere Innenstadt aufgehoben. Das Parkdeck am Rathaus sei öffentlich.
Zuhörer 11 betonte noch mal, dass das geplante Gebäude kein „Eyecatcher“ sei. In
Voerde könne nur durch außergewöhnliche Architektur etwas bewegt werden.
Zuhörerin 13 gab zu Bedenken, dass durch das geplante Gebäude die Nordgasse
noch mehr verschattet würde und durch die geplante Verkehrsführung die Lärmbelastung höher werde.
Zuhörer 52 regte an, zunächst kleinere Missstände zu beseitigen, so sei z.B. die
Ampelanlage Ecke Grutkamp/Bahnhofstraße nicht ideal. Weiter wies er auf die prognostizierte sinkende Einwohnerzahl in Voerde hin.
Zuhörerin 53 erkundigte sich, was konkret getan werden müsse um mehrere Millionen Kaufkraft zu binden.
Zuhörerin 21 trug vor, dass Voerde nicht mit anderen Städten konkurrieren solle,
Ziel sei es doch, dass Voerder Bürger sich in Voerde wohlfühlen und dort einkaufen.
Beigeordneter Limke erklärte, dass Voerde nicht in Konkurrenz zu Großstädten treten wolle, jedoch sollen die Stärken erkannt und verstärkt werden. Das Einzelhandelskonzept zeige auf, wo die Defizite liegen. Ziel sei es die Kaufkraft in Voerde zu
binden, dieses könne nur mit Hilfe von Investoren erreicht werden. Das gesamte
Projekt sei ohne Frequenzbringer nicht stabil. Durch die Bauleitplanung solle der
Rahmen für spätere Investitionen gesetzt werden.
Zuhörerin 05 erklärte, dass die gute Parkplatzsituation ein großes Plus für Voerde
darstelle, daran sollte möglichst nichts geändert werden. Sie schlug vor, möglicherweise unter dem neuen Gebäude eine Tiefgarage mit 2 Parkebenen zu errichten, um
so einen Teil der wegfallenden Parkplätze zu ersetzen. Hinsichtlich der Gestaltung
des Gebäudes wies sie nochmals darauf hin, dass diese an die umliegenden Bauten
angepasst werden sollte.
Weiter führte sie aus, dass die vorhandenen Leerstände erst entfallen würden, wenn
entsprechende Kundenmagnete gefunden würden. Insbesondere käme es auf die
künftige Einzelhandelsstruktur in dem neuen Gebäudekomplex an. Wünschenswert
wären attraktive Geschäfte und keine Billiganbieter, die die Schaufenster zuklebten,
da für eine belebte, attraktive Innenstadt gestaltete Schaufenster von großer Bedeutung wären.
Zuhörer 48 erkundigte sich, inwieweit ein Durchgang durch den Edeka-Markt Richtung Marktkauf möglich sei.
Erster Beigeordneter Limke erklärte, dass derzeit geplant sei, den Durchgang nach
außen zu legen, da dort das öffentliche Leben stattfinde. Passagen würden nur da
funktionieren, wo gewachsene Wege aufgegriffen werden. Wichtig sei zunächst, dass
Umfeld zu beleben. Das neue Zentrum solle im Kontext zum Marktkaufgebäude stehen.
Zuhörerin 54 erkundigte sich, ob es nicht möglich sei, mit dem neuen Gebäude nur
Wohnraum und Dienstleistungen zu schaffen, es fehlten z.B. altengerechte Wohnungen in der Innenstadt.
Erster Beigeordneter Limke trug vor, dass nur im Erdgeschoss Einzelhandel geplant
sei, in den oberen Etagen seien andere Nutzungen, wie Wohnungen und Dienstleistungen geplant.
Zuhörerin 03 fragte nach, ob die Parkplätze vor den Geschäften an der Friedrichsfelder Straße für die neue Bushaltestelle benötigt würden.
Herr Hugenberg erklärte, dass es Ziel sei, diese Stellplätze in das Umfeld der geplanten Bushaltestelle zu integrieren.
Vorsitzender Schürken bedankte sich bei den Anwesenden für die rege Teilnahme
und wies auf die Möglichkeiten der erneuten Beteiligung im Rahmen der öffentlichen
Auslegung des Bebauungsplanes hin. Er betonte noch mal, dass das Projekt nur in
Wechselwirkung mit Investoren zu realisieren sei. Über die genaue Gestaltung des
Gebäudes würde an anderer Stelle noch zu diskutieren sein.
Erster Beigeordneter Limke ergänzte, dass das Einzelhandelskonzept für die Stadt
Voerde in den nächsten Tagen auf der Internetseite der Stadt Voerde veröffentlicht
werde.
Vorsitzender Schürken beendete die Anhörung um 21.10 Uhr.
Der Versammlungsleiter
Schriftführerin
gez.
Schürken
gez.
Walzel
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