Arbeitsblätter zur Vorlesung Fernerkundung 1 WS 2008/09, 7. Vorlesung Professur Fernerkundung erstellt Oktober 2008 Inhalt der 7. Vorlesung ● spektrale Signatur ● ● ● ● Sensorsignal und spektrale Signaturen ● ● ● atmosphärische Einflüsse Umrechung Strahldichtewerte in Reflektanzen spektrale Signaturen und Objektspezifikation ● ● ● Professur Fernerkundung Definition des Begriffs ausgewählte Signaturen ● Wasser, Schnee ● Vegetation ● Gesteine, Minerale, Böden Mischsignaturen ● Gesteine / Böden ● Vegetation / Wasserflächen Vegetation im photographischen Bild Einfluß der Atmosphäre Vegetation in Satellitenaufnahmen 2 spektrale Signatur ● ● Sensor mißt die gerichtet reflektierte Strahldichte Lr(Θ‘,Φ‘) für eine konkrete Einstrahlungssituation (Θ,Φ,Θ‘,Φ‘). neben atmosphärischen Einflüssen ist Lr eine Funktion des gerichteten Reflexionsgrades der Oberfläche. => der Reflexionsgrad einer Oberfläche findet sich als Helligkeit (Grauwert) in Fernerkundungsaufnahmen wieder. ● ● gemessene Signalstärke (d.h. reflektierter Anteil der Strahlung) ist sowohl objekt- als auch wellenlängenabhängig Objektabhängigkeit: einzelne Objektarten (Wasserflächen, Vegetation, Böden/Gesteine) weisen spezifische Reflexionsgrade in den jeweiligen Spektralbereichen auf => „Reflexionscharakteristika“ einer Objektart. => „spektrale Signatur“ (spectral signature) Professur Fernerkundung 3 aus: Christiansen, Uni Giessen spektrale Signatur spektrale Signatur eine Definition ... bezeichnet das für ein Objekt bzw. Material charakteristische Frequenzmuster der elektromagnetischen Strahlung, die vom Material / Objekt reflektiert wird. ● ● ● Professur Fernerkundung liefert einen “spektralen Fingerabdruck“ des Objektes bildet Grundlage für die spektrale Klassifikation von Objekten bzw. die Interpretation von FE Bilddaten wird i. allg. graphisch dargestellt unter Verwendung des Reflexionsgrades als Funktion der Wellenlänge 4 ausgewählte spektrale Signaturen (nach KRAUS Bd. 1, 1988) Spektraler Reflexionsgrad von Gewässern und Schnee Professur Fernerkundung (nach HAN, 1997) (nach HALL, et. al., 1985) 5 ausgewählte spektrale Signaturen Spektraler Reflexionsgrad eines grünen Laubblattes spektrale Signatur von Vegetation wird bestimmt durch ● ● ● Professur Fernerkundung Pigmentabsorption Zellstruktur Wasserabsorption (VIS) (NIR) (mIR) 6 ausgewählte spektrale Signaturen Absorptionsspektrum von Chlorophyll reflektierte (R), absorbierte (A) und transmittierte (T) Strahlung als Anteil der auf ein Laubblatt auftreffenden Strahlung Absorptionsspektren der Blattpigmente Chlorophyll A und Chlorophyll B Professur Fernerkundung 7 ausgewählte spektrale Signaturen cu Cuticula st Stomata sz Schließzellen Anatomie eines Laubblatts (oben) (o,u) e obere, untere Epidermis hd Hydrodermis und (p,s,f) p (Palisaden-, Schwamm-, Faden-) Parenchym Zellstruktur Nadelblatts (unten) Professur Fernerkundung ch Chloroplasten kr Zelle mit Kristallsand hk Harzkanal a Atemhöhle ed Endodermis tg Transfusionsgewebe lb Leitbündel ph Phloem xy Xylem 8 ausgewählte spektrale Signaturen spektrale Reflexion, spektrale Transmission, spektrale Absorption: reflektierte, absorbierte und transmittierte Strahlung als Anteil der auf ein Laubblatt auftreffenden Strahlung Professur Fernerkundung 9 ausgewählte spektrale Signaturen spezifische spektrale Signaturen für verschiedene Baumarten Spektrale Reflexion von Kiefer (1) Fichte (2) Birke (3) Buche (4) Eiche (5) Wellenbereich 0,4 µm bis 1,0 µm Reflexion von Licht- und Schattenblättern des Avocadobaumes (1) Lichtblatt jung (2) Lichtblatt alt (3) Schattenblatt jung Professur Fernerkundung 10 ausgewählte spektrale Signaturen Vegetationsarten Vegetationsschäden Spektrale Signatur für Laubbaumblätter in Abhängigkeit der Vegetationsart (links) und ihre Veränderung durch Schädigung der Vegetation (Vergleich der Kennlinie im rechten Schaubild mit der ausgezogenen Linie im linken Schaubild) Professur Fernerkundung Reflexion eine grünen (1) bzw. eines alternden (2) Wildkirschenblattes 11 ausgewählte spektrale Signaturen Vegetation – Einfluß der Vitalität auf die spektrale Signatur Spektrale Signatur eines grünen Laubblattes Bei zunehmender Schädigung der Vegetation: 1. Zunahme der Reflexion im sichtbaren Bereich; insbesondere im roten Spektralbereich, da durch eingeschränkte Photosynthese auch verminderter Chlorophyllgehalt 2. Abnahme des Reflexionsgrades im nahen Infrarot durch Veränderung der Zellstruktur 3. Professur Fernerkundung Zunahme der Reflexion im mittleren Infrarot durch Abnahme des Wassergehaltes (weniger Absorption) 12 ausgewählte spektrale Signaturen Vegetation – Zusammenfassung Faktoren, die zur Veränderung der spektralen Signatur von Vegetation führen können: Professur Fernerkundung ● Species ● Lage ● Ausbildungsgrad von Pflanze und Blattwerk ● Nährstoffversorgung ● Blattstellung 13 ausgewählte spektrale Signaturen 80 sichtbarer Bereich nahes IR Reflexion (%) 60 0 0.4 0.6 0.8 1.0 Wellenlänge µm 1.2 Quelle: Sabins 1978, S. 47 (modifiz.), Originalabb. Goetz 1976 Gestein • keine Transmission, Strahlung wird also absorbiert oder reflektiert • Reflexionsstärke hängt stark von der Mineralzusammensetzung ab • charakteristisch ist allmähliche, relative Zunahme der Reflexion mit zunehmender Wellenlänge Professur Fernerkundung • die absolute Stärke des Signals variiert, abhängig von der Helligkeit des Gesteins; relative Zunahme bleibt aber erhalten 14 aus Christiansen, Uni Giessen ausgewählte spektrale Signaturen Minerale Im Labor ermittelte hochauflösende Spektren von Mineralen im Wellenlängenbereich 2,0 bis 2,4 µm Professur Fernerkundung (1) Kaolinit (2) Kalzit (3) Montmorillonit (4) Alunit 15 ausgewählte spektrale Signaturen Böden • keine Transmission, Strahlung wird absorbiert oder reflektiert • reflektierte Strahlung hängt von den obersten cm der Bodenoberfläche ab • Boden besteht aus verwittertem Gestein, Wasser und organischer Substanz => Resultat ist ein Mischsignal • Refl.-charakter von grobkörnigem, steinigem, trockenem Boden ohne organische Substanz ähnelt dem des Ausgangsgesteins • bei feiner werdender Körnung und zunehmender Bodenfeuchte wird Refl.-charakter vom Bodenwasser beeinflußt (Reflexionsminima bei 1,45 und 1,9 µm) • weitere Faktoren: organische Substanz, Rauhigkeit der Bodenoberfläche, Eisengehalt etc. Professur Fernerkundung 16 ausgewählte spektrale Signaturen Böden Infrarotbereich Reflexion (%) 30 1.3 µm 20 1.6 µm 10 0 0.4 0.7 0.8 1.0 Wellenlänge (µm) 1.8 2.0 2.2 2.4 a = organische Materialien dominieren b = kaum verwittert c = Eisen verwittert d = organisch beeinflusst e = Eisen dominierend Professur Fernerkundung 17 aus Christiansen, Uni Giessen ausgewählte spektrale Signaturen Spektraler Reflexionsgrad von vegetationslosem Boden (als Vergleich: Schnee) Professur Fernerkundung 18 Mischsignaturen Mischsignaturen: Gestein mit variablem Vegetationsanteil Einfluss von Grasbewuchs (1- 0%, 2-10%, 3- 30%, 4- 50%) auf die spektrale Reflexion von Sandstein Gestein/ Boden: hoher Reflexionsanteil im sichtbaren und im mittleren IR Professur Fernerkundung Vegetation: Dominanz im NIR 19 Mischsignaturen Mischsignaturen: Vegetation / Wasser Wassergehalt in Böden Einfluss einer Überflutung auf die Professur Fernerkundung spektrale Reflexion von Vegetation Spektrale Signaturen für einen Boden (1) nicht überflutet, (2) überflutet bei unterschiedlichem Wassergehalt 20 am Sensor registrierte Strahlung versus spektrale Signaturen Atmosphäreneinfluß Die spektrale Signatur einer natürlichen Oberfläche ist durch atmosphärische Einflüsse überlagert, weshalb das am Sensor registrierte Signal aus mehreren Anteilen besteht RA ... Strahlungsanteil zufolge atmosphärischer Streuung RS ... Strahlungsanteil zufolge Reflexion an der Erdoberfläche Professur Fernerkundung RSA ... Strahlungsanteil zufolge Reflexion an der Erdoberfläche und anschließender atmosphärischer Streuung 21 am Sensor registrierte Strahlung versus spektrale Signaturen Der Sensor mißt die gerichtet reflektierte Strahldichte L r(Θ‘,Φ‘) für eine konkrete Einstrahlungssituation (Θ,Φ,Θ‘,Φ‘) • Signal am Sensor ist abhängig von der Strahldichte L(Θ,Φ) der Quelle im Zeitpunkt der Aufnahme! • Die solare Strahldichte variiert im Verlauf eines Jahres u. a. auf Grund des schwankenden Abstandes Sonne – Erde. • Das Signal eines Sensors muß auf einen mittleren Abstand (und damit auf eine mittlere Strahldichte) „normiert“ werden, wenn aus den gemessenen Strahldichtewerten Lr vergleichbare Werte (Reflexionsgrade) abgeleitet werden sollen. Professur Fernerkundung 22 am Sensor registrierte Strahlung versus spektrale Signaturen Umrechnung gemessener Strahldichtewerte L r(Θ‘,Φ‘) in Reflektanzen ρ Lr ' , ' 1 = Li , k cos S ● L r (Θ‘,Φ‘) ... vom Sensor gemessene Strahldichte ● L i (Θ‘,Φ‘) ... Strahldichte der Sonne (solar flux) für den vom Sensor erfaßten Spektralbereich ● Θs ... Zenitwinkel der Sonne ● k ... Korrekturfaktor für den variablen Abstand Sonne – Erde ● J … Tage des Jahres [1, …, 365] k = Professur Fernerkundung 360 1 + 0.0334 * cos * J − 0.04748 * 2π 360 365.25 23 Jahresgang des Abstandes Sonne - Erde Darstellung der Korrektur des Abstandes Sonne – Erde für den Verlauf eines Jahres Min: 0.9666 (04.07.2006) Max: 1.0334 (03.01.2006) 360 336 312 288 264 240 216 192 168 144 120 96 72 48 24 1,04 1,02 1 0,98 0,96 0,94 0,92 0 Korrekturfaktor Jahresverlauf der Korrektur auf den mittleren Abstand Sonne - Erde Tag des Jahres 2006 Jahresverlauf der Korrektur auf den mittleren Abstand Sonne - Erde Professur Fernerkundung 24 spektrale Signaturen und Objektspezifikation Normalfarbfilm Farbinfrarotfilm Spektrale Signatur eines Laubblattes und Relation zur Farbbildung für Normalfarbfilm (links) und Farbinfrarotfilm (rechts) Professur Fernerkundung 25 spektrale Signaturen und Objektspezifikation Vegetation im photographischen Bild • Belichtung der 3 Schichten des Normalfarb- bzw. Farbinfrarotfilmes in Abhängigkeit von der spektralen Signatur von Vegetation. • je nach Intensität der Belichtung entstehen durch KupplerFarbstoffkomponenten auf dem Film die Komplementärfarben in reziprok-proportionalem Ausmaß (hohe Belichtung => geringe Farbintensität) Normalfarbfilm Farbinfrarotfilm blau sensibilisierte Schicht grün sensibilisierte Schicht rot sensibilisierte Schicht grün sensibilisierte Schicht rot sensibilisierte Schicht NIR sensibilisierte Schicht Farbkuppler gelb magenta cyan Professur Fernerkundung • Farbinfrarotfilm: Das blaue Licht beeinflusst alle drei Schichten, es muss durch einen vorgeschalteten Orange-Filter gefiltert 26 werden. spektrale Signaturen und Objektspezifikation Normalfarbfilm Farbinfrarotfilm Farbkuppler gelb blau sensibilisierte grün sensibilisierte Schicht Schicht magenta grün sensibilisierte rot sensibilisierte Schicht Schicht cyan rot sensibilisierte Schicht • Grünes Blatt im Normalfarbfilm: blau- und rotempfindliche Schicht kaum beeinflusst, die grünempfindliche Schicht hingegen sehr stark; NIR sensibilisierte Schicht in der Umkehrfarbentwicklung (Negativ): dicke Schichten Gelb und Cyan, dünne Schicht Magenta im Film; im weißen Durchlicht: Farbschichten wie subtraktive Filter: => dünne Magentaschicht kaum wirksam resultierender Farbeindruck Grün (Komplementärfarbe zu Magenta) • Professur Fernerkundung Grünes Blatt im Farbinfrarotfilm: Verschiebung der Sensibilitätsbereiche berücksichtigen dicke Schicht Magenta und Gelb, dünne Schicht Cyan => resultierender Farbeindruck Rot (entspricht dem Sspektralbereich NIR) 27 spektrale Signaturen und Objektspezifikation Reaktion des Farbinfrarotfilms auf Änderungen der spektralen Reflexion eines Laubblattes zufolge Schädigung Professur Fernerkundung 28 spektrale Signaturen und Objektspezifikation Atmosphäreneinfluß im photographischen Bild Zum Zeitpunkt der Belichtung des Luftbildfilms wirksame spektrale Rückstrahlung von Vegetation 1. 2. 3. Professur Fernerkundung 4. 5. Reflexionskurve bei Sonnenstrahlung zusätzliche Streulichtwirkung für sonnenbestrahlte Flächen Gesamtreflexion von sonnenbestrahlter Vegetation mit Streulichtüberlagerung Lichtdurchlässigkeit eines minus-blue-Filters auf die photographische Schicht auftreffende Strahlung sonnenbestrahlter Vegetation 29 spektrale Signaturen und Objektspezifikation Vegetation und Satellitenaufnahmen Spektrale Bandbreiten der Kanäle von (A) Landsat MSS, (B) Landsat TM, (C) SPOT HRV und (D) NOAA-AVHRR in Vergleich mit den spektralen Signaturen von Vegetation bzw. Boden Professur Fernerkundung 30 Spektrale Signaturen und Objektspezifikation Professur Fernerkundung IKONOS Farbinfrarotaufnahme Innenstadt Dresden (rechts August 2002) 31 Objektwiedergabe im Farbinfrarot-Luftbild Ausschnitt eines CIR-Luftbildes (Guttauer Teiche) Professur Fernerkundung Spektrale Signaturen für Wasser, Vegetation und Boden 32