aktuell | ernährungslehre & -praxis Nr. 7 Juli 2008 Fleisch wird gern gebraten oder – wie jetzt im Sommer – gegrillt verzehrt. Durch diesen Erhitzungsprozess entstehen im Fleisch resp. auf der Fleischoberfläche Substanzen, die dem Grillgut seinen typischen Geschmack geben, aber auch Stoffe, die in Verdacht stehen, das Risiko für Krebserkrankungen zu erhöhen. Sollte man auf das Grillen, ggf. auch Braten von Fleisch und Fleischerzeugnissen verzichten? Dazu befragten wir Dr. Wolfgang JIRA vom Institut für Sicherheit und Qualität bei Fleisch vom Max Rubner-Institut, Kulmbach. ● Grillsaison – Tipps für die Fleischzubereitung auf dem Rost Beim Hocherhitzen von Fleisch entstehen die für den Geschmack verantwortlichen Stoffe, das typische Aroma gebratener oder gegrillter Fleischerzeugnisse. Welche Stoffe sind das? ● Beim Erhitzen von Fleisch bilden sich zahlreiche, teilweise sehr intensive Geschmacksstoffe, die für das typische Fleischaroma verantwortlich sind. Diese Stoffe bilden sich einerseits durch Reaktion von freien Aminosäuren und Peptiden mit Zuckern und Nukleotiden (Maillard-Reaktion). Andererseits kommt es beim Erhitzen von Fleisch zu einem Abbau von Fetten und anderen Lipiden sowie einem teilweisen Abbau von Thiamin (Vitamin B1). Die Art der Zubereitung des Fleisches (z. B. Braten oder Grillen) hat maßgeblichen Einfluss auf das sich bildende Aroma. Die für den Fleischgrundgeschmack verantwortlichen Vorläufer der Aromastoffe finden sich im Muskelfleisch, sind polar (also wasserlöslich) und stellen Verbindungen mit einem geringen Molekulargewicht dar. Die tierartspezifischen Aromastoffe dagegen entstehen aus Fett und Phospholipiden. Brät man beispielsweise sehr mageres Fleisch von Rind, Schwein und Schaf, so ist das für diese Tierarten charakteristische Aroma kaum feststellbar. Brät man jedoch fetthaltige Fleischstücke dieser Tierarten, so sind Aromaunterschiede relativ leicht festzustellen. Die Zahl der beim Grillen und Braten entstehenden Stoffe, die zum Aroma beitragen, ist sehr hoch. Bedeutend sind hierbei unter anderem stickstoffhaltige Heterozyklen, aber auch Aldehyde oder schwefelhaltige Verbindungen. Allein bei der Maillard-Reaktion (쏆 Infokasten)entsteht eine hohe Anzahl an Reaktionsprodukten, von denen viele bislang noch unbekannt sind. Was bewirken heterozyklische aromatische Amine im Körper? Unter Heterozyklischen Aromatischen Aminen (HAA) versteht man organische Verbindungen mit zwei bis fünf kondensierten aromatischen Kohlenstoffringen, die ein oder mehrere Stickstoffatome im Ringsystem und zusätzlich in der Regel eine weitere Aminogruppe außerhalb des Ringsystems aufweisen. HAA bilden sich im Wesentlichen beim Erhitzen von Fleisch oder auch Fisch aus Aminosäuren, Kohlenhydraten und Kreatin bzw. Kreatinin. In Tierversuchen konnten mutagene und kanzerogene Eigenschaften nachgewiesen werden. Die meisten HAA sind Kolonkanzerogene, d. h. sie können unter bestimmten Umständen Darmkrebs verursachen. Zu diesen unerwünschten HAA-Verbindungen zählen auch die in der Nahrung nachgewiesenen Verbindungen 2-Amino-1-methyl-6phenylimidazo[4,5-b]pyridin (PhIP) und 2Amino-3,8-dimethylimidazo[4,5-f] chinoxalin (MeIQx). Allerdings waren die Dosierungen im Rattenversuch mehr als tausendfach höher als die für den Menschen geschätzte Belastung. Werden HAA über die Nahrung aufgenommen, versucht der Orga- Dr. Wolfgang Jira Max Rubner-Institut Bundesforschungsinstitut für Ernährung und Lebensmittel E.-C.-Baumann-Straße 20 95326 Kulmbach E-Mail: wolfgang.jira @mri.bund.de PhIB CH 3 N NH2 N N MeIQx H3C NH2 N N N N Ernährungs Umschau | 7/08 B25 CH3 aktuell | ernährungslehre & -praxis nismus, diese relativ schlecht wasserlöslichen Fremdstoffe durch schrittweise chemische Umwandlungen wasserlöslicher zu machen, um eine Ausscheidung über den Urin zu erleichtern. Dies ist ein grundlegendes Prinzip zur Ausscheidung von unerwünschten, schlecht wasserlöslichen Fremdstoffen. Bei diesen Umwandlungsprozessen können jedoch auch instabile Stoffwechselprodukte gebildet werden, die aufgrund ihrer chemischen Reaktivität den Organismus schädigen können. Diese so genannte Bioaktivierung verläuft über eine höchst reaktive Verbindung, das Nitreniumion (allgemeine Formel: R2N+, z. B. H2N+), welches unter anderem an die DNA binden kann. Diese gebildeten DNA-Addukte können zu Mutationen in Onkogenen und Tumorsuppressorgenen führen und damit zur chemischen Kanzerogenese beitragen. Heterozyklische aromatische Amine werden nicht nur im Fleisch bzw. in der Kruste gefunden, sondern auch im Bratensaft oder in dem braunen „Angebackenen“ in der Pfanne. Beides nutzt man gern zur Bereitung einer Sauce. Sollte man das nicht mehr tun? Sicherlich können sich HAA auch im angebackenen Bratensaft in der Pfanne bilden. Dies gilt gleichermaßen auch für die polyzyklischen aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK). Daher sollte man schon darauf achten, dass der Bratensaft nicht zu sehr anbrennt, denn es gilt prinzipiell: Je stärker etwas angebrannt ist, desto höher sind auch die Gehalte an unerwünschten Begleitstoffen wie beispielsweise HAA oder PAK. Bezüglich einer Risikobewertung der HAA geht die DFG-Senatskommission zur Beurteilung der gesundheitlichen Unbedenklichkeit von Lebensmitteln von einer täglichen Aufnahmemenge an HAA mit der Nahrung von etwa 1 µg pro Person und Tag aus. Exemplarische Untersuchungen verschiedener Lebensmittel haben gezeigt, dass HAA in Gesamtgehalten bis zu 10 µg/kg in küchenmäßig erhitzten fleischhaltigen Lebensmitteln vorliegen können. Im Unterschied zu früher geht man heute von einer deutlich geringeren HAA-Aufnahme durch die Nahrung und demzufolge von einem deutlich geringeren Krebsrisiko aus. Epidemiologische Untersuchungen bezüglich eines Zusammenhangs zwischen HAA-Aufnahme und dem Risiko, an Krebs zu erkranken, lieferten bislang zu uneinheitliche Daten, um daraus auf eine Kanzerogenität der HAA beim Menschen zu schließen. B26 Ernährungs Umschau | 7/08 Maillard Reaktion Beim Erhitzen entwickelt sich in vielen Lebensmitteln ein für den erhitzten Zustand typisches Aroma. Der z. B. für gerösteten Kaffee oder frische Brötchen charakteristische Geruch ist Folge der so genannten Maillard-Reaktion, die auch als nicht-enzymatische Bräunung bezeichnet wird und erstmals von Louis Camille MAILLARD (1912) beschrieben wurde. Es handelt sich dabei um eine Reaktion freier Aminogruppen mit reduzierenden Zuckern, hauptsächlich die Monosaccharide Glukose und Fruktose, in einigen Fällen auch reduzierende Pentosen wie Ribose, sowie die Disaccharide Maltose und Laktose. Bis heute sind noch nicht alle Einzelheiten der in mehreren Reaktionsschritten ablaufenden Maillard-Reaktion bekannt. Über die Umwandlung von Peptiden, Proteinen und Aminosäuren, insbesondere Cystein, Methionin, Ornithin und Prolin, sowie reduzierenden Zuckern führt sie zu zahlreichen Folgeprodukten. Im Endstadium bilden sich u. a. Melanoidine, auf die die bräunliche Verfärbung zurückzuführen ist. Daneben treten aber auch Schwefelwasserstoff, Alkylmercaptane, Disulfide sowie heterozyklische Verbindungen auf, z. B. das Maltol (aus Glycin und Laktose), das für einen karamellartigen Geruch verantwortlich ist, sowie das 3,4-Dimethylthiophen, das nach gebratenen Zwiebeln riecht. Neben der Bildung von den Genusswert bestimmenden Produkten beeinflusst die Maillard-Reaktion auch den ernährungsphysiologischen Wert von Lebensmitteln. Durch irreversible Modifizierung von Aminosäuren wie Lysin oder Arginin können diese für den menschlichen Organismus unverwertbar werden. Maillard-Produkte können auch Einfluss auf die Versorgung mit Mineralstoffen nehmen, da einige Verbindungen z. B. mit Eisen, Kupfer und Zink Komplexe bilden. Bei der Maillard-Reaktion entstehen nicht nur Bräunungsprodukte, sondern auch Substanzen, die kanzerogen und mutagen wirken, wie Acrylamid (aus Asparagin und Fruktose) oder das 5-Hydroxymethyl2-furfural (HMF). Aber auch antioxidativ, antimutagen und antikanzerogen wirkende Substanzen entstehen. Die Maillard-Reaktion läuft auch unter physiologischen Bedingungen im menschlichen Körper ab. Maillard- Produkte finden sich in Plasma, Urin und Geweben. Dies wurde erstmals an der nichtenzymatischen Glykierung des Hämoglobins gezeigt. Auch Proteine der Gerinnnungskaskade, Kollagen, Lipoproteine, Proteine der Augenlinse und der Erythrozytenmembran können der Maillard-Reaktion unterliegen, so dass Struktur und Funktion der betreffenden Proteine verändert werden können. Produkte der fortgeschrittenen Maillard-Reaktion werden als advanced glyc[osyl]ation end products (AGE) bezeichnet. Sie reichern sich mit dem Alter und bei schlecht eingestellten Diabetikern in vielen Geweben an und werden z. B. für die Auslösung von alters- und Diabetes-induzierten Erkrankungen mit verantwortlich gemacht. Die AGE-Bildung kann nicht wieder rückgängig gemacht werden, so dass die glykierten (auch: glykosylierten) Proteine ihre Funktion im Organismus nicht mehr wahrnehmen können. Einige der AGEs scheinen auch bei der Entstehung von Netzhauttrübungen und Nierenschäden beteiligt zu sein. Macht es einen Unterschied, ob ich sog. rotes Fleisch (Schwein, Lamm, Rind) oder weißes Fleisch (Geflügel) brate bzw. grille? Bezüglich der HAA konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen gezeigt werden, dass die Erhitzungstemperatur einen maßgeblichen Einfluss auf die Gehalte der unerwünschten Amine PhIP und MeIQx hat. Beim Kochen, Dünsten oder bei der Mikrowellenbehandlung von Fleisch und Fischprodukten werden keine bzw. nur sehr geringe Mengen an HAA gebildet, da die hier angewandten Temperaturen um 100 °C noch nicht zu einer erkennbaren Bildung von HAA führen. Anhand von Hähnchenfilets, die bei verschiedenen Brattemperaturen gebraten wurden, konnte gezeigt werden, dass bei einer Erhitzungstemperatur von 220 °C etwa die 30-fachen MenTropft Fett in die Glut, werden durch den Rauch gen an diesen beiden uner- gesundheitsgefährdende Stoffe auf dem Grillgut wünschten HAA im Vergleich zu abgelagert einer Temperatur von 170 °C gebildet wurden. Es konnte auch nachge- auch höhere PhIP-Mengen gebildet. wiesen werden, dass neben Temperatur Bei der Bildung von PAK ist nicht die und Dauer der Erhitzung auch die Zu- Tierart, sondern der Fettgehalt von Besammensetzung der Fleisch- und Fisch- deutung. Das heißt, je fettreicher das erzeugnisse Einfluss auf die Bildung der Grillgut ist, desto höher die WahrHAA hat. Hierzu wurden verschiedene scheinlichkeit, dass Fett in die Glut Fleisch- und Fischprodukte unter glei- tropfen kann und damit auch höhere chen Bedingungen gebraten und auf PAK-Gehalte entstehen. PhIP und MeIQx untersucht. Während Macht es einen Unterschied – vor allem in Rind- und Schweinefleisch ähnliche bei Rindersteaks – ob diese „rare, medium Gehalte für MeIQx und PhIP im Beoder well done“ zubereitet werden? reich von 1 bis 5 µg/kg nachgewiesen wurden, enthielt Geflügelfleisch (Hüh- Wie bereits erwähnt, haben die Erhitnerbrust) hauptsächlich PhIP in einer zungstemperatur und die Dauer der ErMenge von 37 µg/kg, während MeIQx hitzung maßgeblichen Einfluss auf die nur in einer Menge von 0,5 µg/kg nach- Gehalte an HAA. Je länger und heißer gewiesen werden konnte. Die Ursache also ein Rindersteak erhitzt wird, desto für die niedrigeren Gehalte an MeIQx höhere Gehalte an HAA sind zu erwarin Geflügel liegen in den geringen ten. Dies gilt gleichermaßen für die Glukosegehalten, da Glukose bei der PAK-Gehalte. Bildung dieser HAA-Verbindung als reIst die Bildung von HAA bzw. PAK abduzierender Zucker einen entscheihängig von der verwendeten Fettart? denden Reaktionspartner darstellt. Mit welchem Fett soll ich braten oder PhIP hingegen wird auch in Abwesenmein Fleischstück marinieren, wenn es heit von Glukose gebildet, infolge einer gegrillt werden soll? Reaktion zwischen Phenylalanin und Kreatin. Da Geflügelfleisch reich an An der Entstehung von HAA ist kein Phenylalanin ist, werden deswegen Fett beteiligt, daher ist die Bildung von HAA auch nicht von der verwendeten Fettart abhängig. Auch auf die Entstehung von PAK hat die verwendete Fettart keinen Einfluss. Fördern oder hemmen Marinaden beim Grillen die Bildung schädlicher Substanzen? Es existieren wissenschaftliche Untersuchungen, in denen herausgefunden wurde, dass beim Grillen von Hähnchen mit Marinade sehr viel weniger von dem unerwünschten heterocyclischen aromatischen Amin PhIP ensteht als ohne Marinade. Gleichzeitig bildete sich jedoch deutlich mehr MelQx, welches dem PhIP strukturell ähnlich ist und gleichermaßen unerwünscht ist. Mit Blick auf die Entstehung von HAA lässt sich also nicht sicher beurteilen, ob der Einsatz von Marinaden günstig oder nachteilig ist. Betrachtet man die Frage im Hinblick auf zu erwartende Kontaminationen mit PAK, so lässt sich sagen, dass bei Anwendung von ölhaltigen Marinaden unter Umständen mehr PAK durch herabtropfendes Öl entstehen können. Daher sollte die ölhaltige Marinade vor dem Grillen vorsichtig abgetupft werden. Nicht nur beim Räuchern, sondern auch beim Grillen entstehen somit polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe. Das bekannteste ist Benz[a]pyren. Lässt sich seine Bildung beim Grillen unterbinden? Die Entstehung von PAK lässt sich grundsätzlich nicht vollständig vermeiden. Durch geeignete Maßnahmen ist es jedoch möglich, die Gehalte an PAK und damit auch die Gehalte an Benzo[a]pyren deutlich zu reduzieren. PAK entstehen im Wesentlichen durch die Verbrennung des vom Grillgut herabtropfenden Fettes, welches in der Glut pyrolysiert. Anschließend schlagen sich die Pyrolyseprodukte mit dem Rauch auf der Oberfläche des gegrillten Fleisches nieder. Unter Beachtung einiger Grundregeln lassen sich die PAK-Gehalte des gegrillten Fleisches aber deutlich herabsetzten. Eine wir- Ernährungs Umschau | 7/08 B27 aktuell | ernährungslehre & -praxis kungsvolle Maßnahme besteht z. B. darin, einen Holzkohlegrill zu verwenden, bei dem ein Herabtropfen des Fettes in die Glut nicht möglich ist (z. B. Vertikal-Grill). Dies kann bei einem konventionellen Holzkohlegrill auch durch Unterlegen einer Aluminiumfolie erreicht werden. Bei der Auswahl des Brennmaterials sollte zudem eine Verwendung von harzreichen Hölzern und Kiefernzapfen vermieden werden. Bevor das Grillgut auf den Grill gelegt wird, sollte man ferner die Holzkohle gut durchglühen lassen und in Marinade oder Öl eingelegtes Fleisch vor dem Grillen abtupfen. Da PAK auch entstehen, wenn das Fleisch anbrennt, sollte unbedingt auf einen ausreichenden Abstand zwischen Fleisch und Glut geachtet werden. Wenn das Fleisch nun angebrannt ist, was tun? Wegwerfen oder das Verbrannte abschneiden? PAK entstehen zum weitaus größten Teil an der Oberfläche. Ist die Oberfläche schwarz, kann man mit großer Sicherheit davon ausgehen, dass an diesen Stellen hohe Mengen an PAK vorhanden sind. Da PAK jedoch kaum in der Lage sind, das Fleisch zu durchdringen, ist folglich an Stellen, die nicht verbrannt aussehen, nur mit geringen Gehalten an PAK zu rechnen. Demzufolge wird es nicht als erforderlich angesehen, ein am Rand angebranntes Fleischstück komplett wegzuwerfen. Es dürfte völlig ausreichen, den schwarz gefärbten Bereich wegzuschneiden. Entstehen HAA und PAK auch beim Grillen von Gemüse? Was passiert, wenn die Paprikaschote „anbrennt“? Es gibt viele Rezepte, bei denen die Paprika solange unter dem Grill bleibt, bis die Haut Blasen wirft und schwarz wird. Dann wird die Haut abgezogen und weggeworfen. Hier muss klar zwischen HAA und PAK unterschieden werden. Im Gegensatz zu gegrilltem Fleisch konnten HAA bislang nicht in gegrilltem Gemüse nach- gewiesen werden. PAK hingegen entstehen sowohl beim Grillen von Fleisch als auch beim Grillen von Gemüse. Relevant werden die Mengen an PAK beim Grillen von Gemüse allerdings erst dann, wenn das Gemüse angebrannt ist, also eine schwarze Oberfläche aufweist. „Toast Hawaii“ ist zwar nicht mehr das „Modegericht“ wie vor rund 30 bis 40 Jahren. Er wird aber immer noch angeboten; auch die Pizza Hawaii steht noch auf der Speisenkarte. In die Diskussion kamen diese und andere mit Käse überbackene Speisen aufgrund der möglichen Bildung von Nitrosaminen. Sollte man diese Gerichte meiden? Bei der Zubereitung von „Toast Hawaii“ (Käse mit Kochschinken) bleibt die Temperatur in der Regel unter 100 °C. Ebenso ist die Einwirkzeit recht kurz. Daher ist die Wahrscheinlichkeit einer Nitrosaminbildung sehr gering. Nitrosamine bilden sich in Anwesenheit von Nitrit bei gleichzeitigem Vorhandensein von sekundären Aminen und Temperaturen über 130 °C. Nitrosamine stellen hauptsächlich im Zusammenhang mit Bacon oder eventuell bei der Zubereitung von Pizza ein Problem dar. Wird Bacon bis zum totalen Fettverlust ausgebraten, bildet er bei Temperaturen von 130 °C und höher Nitrosamine. Auch hocherhitzte Salami auf einer Pizza kann ein Problem darstellen, falls das Fett aus der Salami ausgeschmolzen ist. Dies ist allerdings nur sehr selten der Fall. Untersuchungen im MRI Kulmbach haben ergeben, dass gepökelte und erhitzte Fleischerzeugnisse immer dann geringe Gehalte an Nitrosaminen aufweisen, wenn sie noch ausreichend Wasser enthalten. Die Anwesenheit von Wasser ist zum einen ein Indikator dafür, dass beim Erhitzen eine Temperatur von 100 °C nicht überschritten wurde, andererseits kann austretender Wasserdampf bereits gebildete Nitrosamine als „Schlepper“ mit austreten lassen. (Zum Thema Nitrosamine s. a. Ernährungs Umschau Heft 4, S. 236 und Heft 5, S. 304 ff.) Entstehen schädliche Stoffe, wenn man das Grillgut z. B. mit Bier ablöscht? Beim „Ablöschen“ mit Bier soll eigentlich nicht das Grillgut, sondern die mit offener Flamme brennende Holzkohle gelöscht werden. Dieser Effekt könnte jedoch auch mit Wasser erreicht werden. Durch das Übergießen des Grillguts mit Bier kommt es zu einer geschmacklichen Veränderung, die sehr subjektiv als positiv oder negativ wahrgenommen wird. Wird das Grillgut jedoch mit Bier abgelöscht, wird meist eine reichliche Menge eingesetzt. Durch unvollständige Verbrennung der organischen Bestandteile des Biers (im wesentlichen Kohlenhydrate und Rohprotein) in der Glut kann es zu einer vermehrten Bildung von PAK kommen, die sich dann mit dem entstehenden Rauch auf der Oberfläche des Grillguts absetzen. Welche Lebensmittel eignen sich aus Ihrer Sicht besonders gut zum Grillen? Prinzipiell eignen sich zum Grillen Fleisch (z. B. Schwein, Rind, Lamm, Geflügel), Fleischerzeugnisse (z. B. Brat- und Grillwürste) und Fisch. Allerdings sollte das Fleisch nicht gepökelt, also mit Nitritpökelsalz behandelt worden sein. Aus sensorischer Sicht sollte das Fleisch nicht zu mager sein (z. B. Schnitzel oder Kotelett), da hier die Gefahr besteht, dass das gegrillte Fleisch zu trocken wird. Dies lässt sich jedoch durch das Verwenden einer ölhaltigen Marinade verhindern. Ein beliebtes Fleisch zum Grillen ist der Schweinekamm, der einerseits nicht zu mager, andererseits aber auch nicht zu fett ist. Ein gegrillter Schweinebauch schmeckt zwar unter Umständen ganz gut, beinnhaltet aus gesundheitlicher Sicht aber das Risiko einer erhöhten PAK–Belastung, da hier vermehrt Fett ausschmelzen und in die heiße Glut tropfen kann. Neben Fleisch und Fisch eigenen sich aber auch verschiedene Gemüse wie z. B. Tomaten, Maiskolben, Paprika oder Kartoffeln gut zum Grillen. Früchte wie Ananas, Mango oder Banane sind ebenfalls gut geeignet. „Ernährungslehre und -praxis“, ein Bestandteil der „Ernährungs Umschau“. Verlag: UMSCHAU ZEITSCHRIFTENVERLAG Breidenstein GmbH, Sulzbach/Ts. Zusammenstellung und Bearbeitung: Dr. Eva Leschik-Bonnet, Deutsche Gesellschaft für Ernährung, Dr. Udo Maid-Kohnert, mpm Fachmedien (verantwortlich). B28 Ernährungs Umschau | 7/08 ● ●