Eines der wesentlichsten Spannungsfelder, innerhalb derer sich Hochhäuser entwickeln, ist jenes zwischen lokaler Beziehung, die jedes Gebäude ohnehin mit seiner unmittelbaren Umgebung hat, und globaler Beziehung, wie sie besonders hohe Gebäude mit einem ganzen Stadtteil aufnehmen. Diese Beziehungsstrukturen stehen durchaus nicht immer im Einklang. So ist es eine der wesentlichsten Aufgaben, zwischen diesen unterschiedlichen Maßstäben zu vermitteln. Wir sehen städtebaulich eine eindeutig vorherrschende Richtung, die geprägt wird durch die markanten Straßenzüge Döblerhofstraße und Leopold-Böhm-Straße und letztlich durch die des Panoramawegs, einer ehemaligen Bahntrasse. Trotz der sich in der näheren Umgebung auflösenden Strukturen sind wir der Ansicht , dass das Haus diese Hauptrichtung referenzieren und sich im klar erkennbaren Blockraster einordnen bzw. ihn sogar noch stärker erfahrbar machen soll. Gate 2 wird damit zum markanten Eckpfeiler dieser städetbaulichen Typologie. Aus der Fußgängerperspektive sieht die Situation wiederum ganz anders aus. Sie wird dominiert von der den Block des Baufeldes diagonal durchschneidenden, auf das Eingangsbauwerk der U-Bahn-Station gerichteten Achse. Hier herrscht also eine vollkommen andere Richtung vor, die auf Fußgängerniveau jedoch eine ganz wesentliche Bedeutung erhält als Haupterschließungszone für das Kundenzentrum des Großprojekts „Wiener Wohnen“ und ebenso für das zukünftige Hochhaus. Vor allem aber sollte diese neue Achse auf die Baudenkmäler der Gasometer und die nördlich davon entstandene Entwicklung verweisen. Mit dem Ausnützen der Grenzen des Baufeldes, das durch Döblerhofstraße und Diagonale beschreiben wird, wäre jedoch der Blick auf die Gasometer blockiert, da die Diagonale die Gasometer selbst lediglich tangential streift. Aus dieser vorgegebenen, aber durchaus effizienten Situation heraus wurden drei Ziele definiert: Der Blick auf die Gasometer zumindest im Stadtraum klassischer Traufenhöhe muss freigegeben werden. Folglich wird in diesem Bereich von der vorgegebenen Diagonale bewusst zurückgewichen und dadurch ein signifikant artikulierter Platzraum als öffentlicher Zugang für beide Projekte des Baufelds geschaffen. Das realisierbare Volumen soll jedenfalls voll ausgenützt werden. Somit sich daher über weite Strecken wieder an die Diagonale heranzutasten, soweit es zumindest die Regel des so genannten Zwei-StundenSchatten erlaubt, um die vorgegebene Kubatur zu erreichen, war unser zweites Ziel. Mit der zunehmenden Höhe des Gebäudes sollte jedoch maßgeblich wieder auf die übergeordnete Struktur der Blockränder und Straßenzüge, wie eingangs beschrieben, verwiesen werden. Das ist das dritte Ziel. Drei Ziele – eindeutig im geometrischen Widerspruch zueinander. Genau daraus ist jedoch die Projektidee abgeleitet. Die Artikulation der Kanten folgt der Logik der jeweiligen Bezüge unter Vorgabe der drei oben genannten Ziele, der Bezüge im erwähnten globalen Feld wie auch im lokalen Bereich. Dadurch hat sich die strenge, per se rigide, Form morphologisch den Gegebenheiten des Kontextes anverwandelt und so ein klar lesbares und erfahrbares Gebilde geformt. Die Gebäudekanten mit den übergeordneten städtebaulichen Bezügen, wie zum Beispiel die gesamte Südfassade, wird senkrecht bis zum Boden geführt. Andererseits wird gleichsam die gesamte Nord-West-Fassade wie ein Vorhang zur Seite gezogen, um den „Auftritt“ des Gasometers zu inszenieren. Dass dabei der aerodynamische Querschnitt dieser vorgegebenen Engstelle erweitert und der Windkomfort für die diagonale Passage wesentlich verbessert wird, verstärkt das aus dem Stadtbild entwickelte Argument entscheidend. Der Gastgarten nützt diese neue Qualität und ist, durch entsprechend situierte Bäume zusätzlich geschützt, an der breitesten Stelle vorgesehen, zu bedienen von der im Raumverbund der Lobby sich befindlichen Gastronomie. Wie schon mit der Nord-West-Fassade operierten wir auch mit der Ost-Kante, die wir quer über die Breitseite des Gebäudes zur Nord-Ecke zu Boden führten. Eine attraktive, im Wahrnehmungsbereich der Passanten aktive, sich bewegende Volumetrie entstand. Gleichzeitig hatten sich keilförmige Fassadenflächen entwickelt, die im interessanten Dialog mit der keilförmigen Berme der Gasometer gesehen werden können. Dem ökonomischen Projektziel (Maximierung der Flächen) jedoch ist geschuldet, dass sich die Nord-Ost-Fassade nicht in dieser Lage halten ließ. Sie klappt Richtung Diagonale, wird zur Nord-Fassade und reißt bei dieser Bewegung einen regelrechten Spalt ins Gebäude. Dieser fungiert nun als in das Gebäude eindringender Außenraum, der durch balkonartige Plattformen rhythmisiert wird. Sobald man die jeweilige Liftlobby verlässt, kann man auf die eindrucksvolle Reihe der vier Gasometer blicken und auch an dieser Stelle ins Freie treten. So wird die außergewöhnlich Lage des Standorts identitätsstiftend tief ins Innere des Gebäudes gezogen wie auch die Schlankheit der Proportion des Turms betont, der insgesamt eine Höhe von 106 Metern erreicht. Die Grundrisse sind um einen optimiert gestalteten Kern in hoher Flächeneffizienz organisiert. Dieser ist mit zehn Aufzügen in zwei Gruppen ausgestattet und planerisch so gestaltet, dass für mehrfache Bespielungen die notwendigen Fluchtwegslängen gegeben sind. Die Büroorganisation ist daher in jeder denkbaren Variante möglich, vom Einzel- über Gruppen- bis zu Großraumbüro. Die wenigen von den optimierten Regelgeschoßen abweichenden Geschoße im unteren Gebäudebereich stehen deren Effizienz nur wenig nach. Aber auch Wohnungsgrundrisse lassen sich innerhalb der angebotenen Raumtiefe ideal realisieren. Dabei sind genauso repräsentative größere Wohnungen wie intelligente Kleinstwohnungen darstellbar. Die Haustechnikstränge werden für beide Varianten in zwei zentralen Schächten ökonomisch gebündelt, die Verteilung erfolgt über die abgehängte Decke über der schmalen Gangzone rund um den Kern. Die Statik lässt die gesamte bespielbare Fläche vollkommen unberührt und daher jederzeit flexibel neu konfigurierbar. Tragende und aussteifende Funktionen übernimmt ausschließlich der in statischer Hinsicht „konventionelle“ Kern, lediglich lastableitende Funktion haben die Stützen in der Fassadenebene, fallweise in Gabelungen zusammengefasst, um die Lasten entlang der oben beschriebenen, unkonventionellen Gebäudevolumetrie wirtschaftlich zu Boden führen zu können. Die mehrfach gekrümmte Nordfassade denken wir als glatte Haut aus Drei-Scheiben-Isolierglas-Paneelen, in den bereichsweise trianguliert, um die Krümmung kostenneutral ohne gebogene Gläser darstellen zu können. Die drei anderen Fassaden denken wir jedoch als doppelschalige Fassaden, innerhalb derer einerseits im Sommer ein effektiver Sonnenschutz windgeschützt geführt werden kann und andererseits im Winter die solare Wärme kontrolliert gesammelt und zugeführt werden kann. Die leichte Biegung der Döblerhofstraße machen wir uns hier zu Nutze, indem wir die äußere Schale der Verglasung der Süd-West-Fassade bis an die Baulinie ausschwingen lassen. So entstehen graduell aus dem Zwischenraum der doppelschaligen Fassade sogar als Wintergärten bzw. als Loggien (bei aufgeschobenen Glaselementen) nutzbare Bereiche. Dieses „Aufdicken“ der Fassade passiert geschoßweise versetzt und klappt sich, wiederum geschoßweise versetzt, auf die Süd-Ost- bzw. auf die Nord-West-Fassade, die beide, im Falle der Wohnnutzung, zur Gänze mit einer Wintergarten-/ Loggienzone ausgestattet sind. Zentral situierte Kleinwohnungen würden ebensolche Freiraumzonen erhalten. So entsteht, in gestalterischer Hinsicht, ein im Grundriss C-förmiger Rahmen aus ebenflächigen, jedoch strukturierten Fassaden, in die die mehrfach gekrümmte, jedoch glatte Nordfassade kontrastierend eingespannt ist. Insgesamt vereint dieses Haus unkonventionelle, vom großen bis zum kleinen Maßstab sich bedingende Lösungsansätze – vom großen Ganzen der Stadt also bis zum kleinen Detail für die Nutzer.