Stein auf Stein: Moderne Ziegelbauten | kurier.at 1 of 3 http://kurier.at/immo/architektur/2059491.php Bibliothek, Theater und Einfamilienhaus: IMMO präsentiert drei gelungene Beispiele für moderne Ziegel-Architektur. Letztes Update am 21.12.2010, 09:47 Kommunale Bibliothek im italienischen Ort Nembro mit spektakulärer Ziegel-Fassade. Wie man ein solides Haus baut, lernen die meisten von uns bereits im Lego-Alter: Gewissenhaft wird Stein für Stein aneinander gereiht und aufeinander gestapelt, bis die Mauern die gewünschte Höhe erreicht haben. Handelt es sich dabei um gerade Flächen, stellt das noch kein Problem dar. Schwieriger wird es nur dann, wenn es an Fenster, Türen oder Rundungen geht. Diese Grundsätze gelten aber nicht nur für die farbenfrohen Kreationen, die seit mehr als 60 Jahren genoppten Plastikfundamenten entwachsen. Schlicht, geradlinig, aber dank Klinker-Fassade Auch wer im großen Stil mit Ziegeln baut, tut sich am leichtesten, wenn sich der Entwuf an gewisse Regeln der Schlichtheit hält, weiß der Dornbirner Architekt Michael Heim: "Eine Klinkerfassade eignet sich gut für klare, geradlinige Bauten, eher nicht für komplexere, schwer ablesbare Gebäude mit vielen Vorsprüngen." Der Planer vom Büro heim+müller liefert dazu auch gleich ein gelungenes Beispiel: Ein Einfamilienhaus im Klinker-Gewand, das im beschaulichen Ort Wolfurt aus dem grünen Hang wächst. Es wirkt, als wäre der konsequente Kubus soeben vom vorarlbergischen Himmel 28.03.2011 09:13 Stein auf Stein: Moderne Ziegelbauten | kurier.at 2 of 3 http://kurier.at/immo/architektur/2059491.php gefallen und hätte sich dort in den Hügel gesetzt, wo der Ausblick auf das Rheintal bis zum Bodensee am schönsten ist. Ohne konkrete Vorstellungen waren die Bauherren an Michael Heim herangetreten. Etwas Besonderes, nicht Alltägliches sollte es werden. Die Entscheidung für die rote Ziegelfassade fiel bereits zu Planungsbeginn. trotzdem außergewöhnlich: Einfamilienhaus in Vorarlberg (heim+müller Architekten) Vom offenen Wohn-, Koch- und Essbereich aus, kann der Blick ungestört Richtung Tal schweifen. Die großzügigen Fensterbänder wurden dabei bewusst geometrisch gehalten, um Vorsprünge zu vermeiden und dem dreigeschoßigen Haus nicht die geplante Schlichtheit zu nehmen. Die kleinteilige Struktur verleiht historischen Backstein-Gebäuden ihren verspielten Charakter. Vielleicht gerade deshalb wurde der gebrannte Ziegel im 20. Jahrhundert von "modernen", nüchternen Baustoffen wie Beton, Stahl oder Glas zwischenzeitlich abgelöst. Heute zeigt sich das Material, das bereits die alten Römer begeisterte, in neuem Licht und schlägt gekonnt eingesetzt - die Brücke zwischen Tradition und zeitgenössischer Architektur. Grundschule , Rathaus oder Beratungsstelle - seit seiner Erbauung 1897 hat das stattliche, cremeweiße Gebäude im Herzen der italienischen Kleinstadt Nembro schon so einiges gesehen. Doch nichts hat das Erscheinungsbild des Baus, der heute als neue kommunale Bibliothek genutzt wird, so sehr geprägt, wie der Zubau, der ihm 2007 von der italienischen Planungsgruppe Archea Associati zur Seite gestellt wurde. Nur ein schmaler Gang trennt die beiden Häuser, die auf den ersten Blick gegensätzlicher nicht sein könnten: Ein Meer aus quadratischen, karminroten Ziegeln fächert sich vor der gläsernen Hülle des Erweiterungsbaus auf. Je nach Lichteinfall und Ausrichtung verändert es seinen Farbton und sorgt so für ein lebendiges Bild. Die Bibliothek besticht durch den Kontrast zwischen bestehendem Gebäude und dem Zubau mit der modernen Schindelfassade Die emaillierten Platten, die auf speziellen Metallrohren angebracht wurden, sind eine Referenz an die Bücher, die im Inneren des Gebäudes ausgestellt werden. Diese sind nicht nur optisches Element, sondern fungieren auch als konstruktiver Sichtschutz. Obwohl die beiden Teile der Bibliothek in Nembro an der Oberfläche klar voneinander getrennt wirken, wurden diese unter der Erde miteinander verbunden. Theater in der Grotte: Beim Königlichen Schauspielhaus in Kopenhagen kamen Ziegel sowohl im Innenraum als auch bei der Fassade zum Einsatz An eine Höhle, direkt in den Fels geschlagen, erinnert das Auditorium des Königlichen Schauspielhauses in Kopenhagen, das vom dänischen Büro Lundgard & Tranberg Arkitekter entworfen wurde. Die zerklüfteten, zart angestrahlten Sichtziegel, die die Säulen verkleiden, sorgen für ein spannendes Licht- und Schattenspiel. Gemeinsam mit den 650 leuchtend roten Stühlen verleihen diese dem Innenraum ein fast dramatisches Erscheinungsbild. Der dunkle Ziegel begegnet dem Besucher auch in den Aufenthaltsbereichen und an der Fassade wieder. Das Material sei eine Referenz an die historischen Warenhäuser, die das 28.03.2011 09:13 Stein auf Stein: Moderne Ziegelbauten | kurier.at 3 of 3 http://kurier.at/immo/architektur/2059491.php Hafenareal säumen, so die Architekten, die das Gebäude direkt an der Wasserkante positioniert haben. Dass sich hart und zart nicht zwangsläufig ausschließen müssen, beweist die umlaufende gläserne Aussichtsplattform, die das Erscheinungsbild des steinernen Riesen auflockert. Von hier aus hat der Besucher das Gefühl, über dem Wasser schweben zu können. Gerade diese gelungene Kombination von verschiedenen Formen und Materialien macht das Schauspielhaus zu einem guten Beispiel dafür, wie leichtfüßig und innovativ Ziegelarchitektur heutzutage sein kann. Austrian brick and Roof Award 11/12 Zum dritten Mal schreibt der Verband Österreichischer Ziegelwerke (VÖZ) den austrian brick and roof award (abara) 11/12 aus. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie attraktiv, spannend und vielseitig moderne, heimische Ziegelarchitektur sein kann. Noch bis zum 11. April 2011 können sich Bauherren, Architekten und Baumeister in den vier Kategorien Wohnbau klein- oder großvolumig, Nicht-Wohnbau oder Steildach mit Tonziegeln bewerben. www.ziegel.at Buchtipp "Brick ’10" BUCHTIPP Im Buch "Brick '10" präsentiert der Callwey Verlag die fünf Preisträger des Brick Award 2010, sowie 35 weitere, herausragende ZiegelProjekte. Zu bekommen um € 61,70. Letztes Update am 21.12.2010, 09:47 Artikel vom 21.12.2010 09:00 | ce | Christina Leitner | 28.03.2011 09:13