Sighard Neckel · Hans-Georg Soeffner (Hrsg.) Mittendrin im Abseits

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Sighard Neckel · Hans-Georg Soeffner (Hrsg.)
Mittendrin im Abseits
Analysen zu gesellschaftlicher Integration
und Desintegration
Herausgegeben von Wilhelm Heitmeyer
Die Schriftenreihe ist hervorgegangen aus dem in Bielefeld von Wilhelm Heitmeyer
geleiteten und von Peter Imbusch koordinierten Forschungsverbund „Gesellschaftliche Desintegrationsprozesse – Stärkung von Integrationspotenzialen moderner Gesellschaften“ und präsentiert dessen zentrale Forschungsergebnisse. Mit der Leitformel
„Stärkung von Integrationspotenzialen“ wird signalisiert, dass moderne Gesellschaften einerseits auf Grund ihrer Entwicklung und Ausdifferenzierung über erhebliche
Integrationspotenziale verfügen, um Existenz-, Partizipations- und Zugehörigkeitschancen zu bieten; andererseits verweist sie bereits auf eine Reihe von Problemzusammenhängen. Zielsetzung des Forschungsverbundes war es, durch seine Analysen
gravierende Problembereiche moderner Gesellschaften differenziert empirisch aufzuarbeiten, so dass Maßnahmen identifiziert werden können, die zur Stärkung ihrer
Integrationspotenziale beitragen können.
Sighard Neckel
Hans-Georg Soeffner (Hrsg.)
Mittendrin
im Abseits
Ethnische Gruppenbeziehungen
im lokalen Kontext
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der
Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über
<http://dnb.d-nb.de> abrufbar.
1. Auflage 2008
Alle Rechte vorbehalten
© VS Verlag für Sozialwissenschaften | GWV Fachverlage GmbH, Wiesbaden 2008
Lektorat: Frank Engelhardt
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Umschlaggestaltung: KünkelLopka Medienentwicklung, Heidelberg
Druck und buchbinderische Verarbeitung: Krips b.v., Meppel
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed in the Netherlands
ISBN 978-3-531-14710-9
Inhalt
Vorwort ................................................................................................................................................. 7
Sighard Neckel und Hans-Georg Soeffner
Einleitung: Mittendrin im Abseits. Ethnische Gruppenbeziehungen im lokalen Kontext...................... 9
A. Negative Klassifikationen in urbanen Nachbarschaften
I.
Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit .......................... 15
Ferdinand Sutterlüty, Sighard Neckel und Ina Walter
II. Klassifikationen im Kampf um Abgrenzung und Zugehörigkeit................................................... 27
Ferdinand Sutterlüty
III. Ethnischer Verwandtschaftsglaube – ein generatives Klassifikationsprinzip ................................ 91
B. Soziale Teilhabe in der Welt des Fußballsports
Hans-Georg Soeffner und Dariuš Zifonun
I. Integration und soziale Welten .................................................................................................... 115
Hans-Georg Soeffner und Dariuš Zifonun
II. Fußballwelten: Die Ordnungen ethnischer Beziehungen............................................................. 133
Dariuš Zifonun
III. Stereotype der Interkulturalität: Zur Ordnung ethnischer Ungleichheit im Fußballmilieu .......... 163
Dariuš Zifonun
IV. Exkurs über den Hooligandiskurs................................................................................................ 177
Dariuš Zifonun
V. Das Migrantenmilieu des FC Hochstätt Türkspor ....................................................................... 187
Andreas Göttlich
VI. König Fußballs neue Kleider: Die Integrationsvorstellungen deutscher Sportverbände.............. 211
Hans-Georg Soeffner und Sighard Neckel
Fazit: Integration und Desintegration ................................................................................................ 235
Literatur ............................................................................................................................................. 239
Autorenverzeichnis............................................................................................................................ 253
Vorwort
Die gegenwärtigen sozioökonomischen und politischen Entwicklungen in den westlichen
Industriegesellschaften sind von unübersehbaren Ambivalenzen geprägt. Soziale und politische Umbrüche der letzten fünfzehn Jahre und die damit einhergehenden Umstellungszumutungen haben für zahlreiche Menschen neue Chancen eröffnet, gleichzeitig aber auch
vielfältige wirtschaftliche und politische Risiken (Zugangsprobleme zum Arbeitsmarkt,
mangelnde positionale und emotionale Anerkennung, Teilnahmeprobleme an einzelnen
gesellschaftlichen Subsystemen, Sinnlosigkeitserfahrungen im politischen Alltag, abnehmende moralische Anerkennung, exklusiver werdende Leistungs- und Verteilungsstrukturen sowie labile oder fragile Gemeinschaftszugehörigkeiten) heraufbeschworen, welche die
Integrationsproblematik moderner Gesellschaften verschärfen und Desintegrationsprozesse
befördern. Nicht nur in Deutschland ist in den letzten Jahren die soziale Ungleichheit größer geworden; Ideologien der Ungleichwertigkeit, Menschenfeindlichkeit und menschenverachtende Gewalt sind deutlich hervorgetreten. Damit gehören Fragen nach der Integrationsfähigkeit moderner Gesellschaften wieder ganz oben auf die gesellschaftspolitische
Agenda.
Die sich in einer Vielzahl von Aspekten zeigenden Desintegrationstendenzen in den
westlichen Gesellschaften haben zum Aufbau eines interdisziplinären Forschungsverbundes
zum Thema »Desintegrationsprozesse – Stärkung von Integrationspotentialen einer modernen Gesellschaft« an der Universität Bielefeld geführt, der über mehrere Jahre vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziell gefördert wurde. Ziel der Forschung
im Rahmen dieses Programms war es, wichtige Erkenntnisse zu Integrationsproblemen
moderner Gesellschaften beizusteuern und jenen Entwicklungen auf den Grund zu gehen,
deren negative Folgen zentrale normative Kernelemente dieser Gesellschaft gefährden.
Die Identifizierung problematischer Entwicklungsverläufe und die Beschreibung und
Erklärung von Einflussfaktoren für die Stärkung der Integrationspotentiale dieser Gesellschaft wurden auf unterschiedlichen Ebenen und in verschiedenen Projektzusammenhängen
thematisiert.
Der von Sighard Neckel und Hans-Georg Soeffner herausgegebene Band untersucht die
paradoxe Spannung, einerseits mittendrin zu sein und andererseits doch im Abseits zu stehen. Der Titel spielt darauf an, dass ethnischen Minderheiten in Bezug auf ihre Partizipationschancen oft nur ein randständiger Platz in der Gesellschaft zukommt, sie jedoch in
hohem Maße sichtbar sind, das daraus resultierende Integrationsproblem also zentral für die
Gesellschaft ist.
Im ersten Teil des Buches stehen der Gehalt und die Wirkungsweise negativer Klassifikationen im Mittelpunkt. Negative Klassifikationen bewirken, dass zugeschriebene oder
reale Unterschiede zwischen Gruppen einer Gesellschaft sich zu einer symbolischen Ordnung sozialer Ungleichheit fügen, die Integration erschweren und Desintegration zur Folge
haben kann.
Im zweiten Teil des Buches wird deutlich, dass auch der Fußballsport ein höchst ambivalentes Feld ist. Hier gibt es einerseits eine Vielzahl integrativ wirkender interkultureller
Kontakte und Kontaktformen, auch und gerade dort, wo man dies zunächst nicht erwarten
würde. Andererseits jedoch existieren auch segregierte soziale Welten mit je eigenen Handlungsregeln und typischen Stilisierungen von Unterschieden. Beide Fälle haben eines ge-
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Wilhelm Heitmeyer und Peter Imbusch
meinsam: Die Konflikte bleiben unabgeschlossen und die erreichte Integration bei genauerer Betrachtung störanfällig.
Hinsichtlich dieses – ursprünglich aus zwei Projekten bestehenden – Forschungszusammenhangs geht es nicht zuletzt immer auch um die Frage nach dem Konfliktpotential
weltanschaulich und ethnisch gemischter moderner Gesellschaften und die bis heute virulente Frage nach dem Integrationspotential sozialer Konflikte.
Bielefeld, im Mai 2008
Wilhelm Heitmeyer / Peter Imbusch
Einleitung: Mittendrin im Abseits.
Ethnische Gruppenbeziehungen im lokalen Kontext
Sighard Neckel und Hans-Georg Soeffner
»Mittendrin im Abseits« – das ist eine paradoxe Situation. Wer im Abseits steht, bewegt
sich in der gegnerischen Hälfte jenseits der Grenze des erlaubten Spielgeschehens, weil sich
bei Ballabgabe kein oder nur ein Spieler der Gegenmannschaft näher an der Torlinie befindet als man selbst. Im Abseits stehen, heißt gleichsam randständig zu sein, da man eine
äußerste Position eingenommen hat und alle anderen buchstäblich hinter sich ließ. »Mittendrin« im Abseits wiederum bedeutet, bei aller Randständigkeit eine derart zentrale Position
innezuhaben, dass sie weithin sichtbar ist und so von den Zuschauern und dem Schiedsrichter auch wahrgenommen wird.
»Mittendrin im Abseits« ist daher zweierlei zugleich: Randständigkeit und hohe Sichtbarkeit, Zentralität und Marginalität. Ethnische Minderheiten erfahren ihren Platz in der
modernen Gesellschaft der Gegenwart nicht selten nach einem Modus, der der fußballerischen Situation, mittendrin im Abseits zu sein, nicht unähnlich ist. Oft genug randständig,
was die eigenen Teilhabe- und Teilnahmechancen betrifft, konzentriert sich dennoch die
öffentliche Aufmerksamkeit auf sie, wenn es gilt, die Verwerfungen der modernen Gesellschaft in einem grellen Licht erscheinen zu lassen. Vor allem die »Integrationsprobleme« in
den Sozialordnungen der Gegenwart werden mit der Existenz und den Lebensformen ethnischer Minderheiten assoziiert, sei es, dass ihnen eine Tendenz zur Bildung von »Parallelgesellschaften« nachgesagt wird, Gewaltprobleme entdeckt werden oder der deutsche PISASchock auf bildungsschwache Ausländerkinder zurückgeführt wird.
Die öffentlichen Debatten um die Integration von »Menschen mit Migrationshintergrund«, wie die offizielle Sprachregelung nunmehr lautet, tendieren gewiss nicht selten zur
Dramatisierung vergleichsweise »normaler« Konflikte zwischen Einheimischen und Zugewanderten. Gleichwohl weisen die Auseinandersetzungen um die gesellschaftlichen Konstruktionen einer multiethnischen Wirklichkeit in den Sozialordnungen der Gegenwart auf
einen der entscheidenden zeitgenössischen Wandlungsprozesse hin. Mit der Gültigkeit des
neuen Staatsbürgerschaftsrechts sehen sich autochthone Mehrheitsgruppen mit der Herausforderung konfrontiert, auch Staatsbürger anderer ethnischer Herkunft als im vollen Sinne
»gleich« anzuerkennen. Und nur allzu oft scheint die Mehrheitsgesellschaft gerade wegen
dieser neuen Offizialregeln über die nationale Zugehörigkeit umso mehr nach einer gleichsam naturalistischen Differenzversicherung zwischen sich und den Fremden zu verlangen.
Ethnische Minderheiten ihrerseits nutzen rechtliche Garantien und das höhere Maß an gesellschaftlicher Anerkennung, das ihnen heute zuteil wird, bisweilen dazu, kulturell, sozial
und politisch einen ethnischen Separatismus zu betreiben, der seinerseits zu einer Intensivierung ethnischer Konflikte beiträgt anstatt die Beziehungen ethnischer Gruppen demokratisch zu pazifizieren. Eine Folge hiervon ist etwa der soziale Zwang zur »Selbstethnisierung«, der den Zuwachs individueller Optionen bei der Artikulation sozialer Zugehörigkeiten nachhaltig unterlaufen kann und der seine Entsprechungen in den ethnischen Stigmati-
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Sighard Neckel und Hans-Georg Soeffner
sierungen von Mehrheiten sowie in der zunehmenden »Ethnisierung« sozialer Ungleichheiten findet.
In Zeiten verallgemeinerter und rechtlich legitimierter Gleichheitsansprüche sind Ungleichheiten, zumal, wenn sie ethnisch konnotiert sind, aber nicht ausschließlich politischinstitutionell oder ökonomisch zu bestimmen. Mehr denn je verlegen sie sich heute auf die
symbolische Ebene gesellschaftlicher Wahrnehmungen und Bewertungen, von der aus sie
den sozialen Alltag im interethnischen Gruppenleben strukturieren. Keine soziale Sphäre ist
für die Erforschung dieses Alltags besser geeignet als die lokale Lebenswelt von Stadtvierteln und städtischen Nachbarschaften. Städtische Lebenswelten sind heute die maßgeblichen Bewährungsfelder, Gestaltungsräume und Konfliktzonen multiethnischer Prozesse –
bisweilen jenseits der Ordnungsmacht von Staat und Nation, was vor allem daran deutlich
wird, dass lokale Identitäten dabei sind, sich ethnisch übergreifend herauszubilden, während die nationalen Selbstverständnisse mitunter in ziemlich resoluter Weise weiterhin auf
einem Abstammungsglauben beruhen. Städte und Gemeinden werden heute bis weit in regionale Provinzen hinein dem Problemdruck der Integration heterogener Bevölkerungsteile
und Kulturformen ausgesetzt, was es notwendig werden lässt, die bestehenden Formen
lokaler Identitäten neu zu konstruieren. Eine zentrale Rolle kommt hierbei dem Verhältnis
von lokalen Zugehörigkeitsgefühlen und multiethnischen Konfliktlinien zu. Eine Beobachtung in diesem Zusammenhang ist die Wiederbelebung eines »lokalen Nationalismus« und
die Betonung einer ortsgebundenen Identität, die Fremdes ausschließen will. Lokale Identität ist dann vor allem von dem Bedürfnis nach sozialräumlicher Distinktion getragen.
Allerdings sind heute auch Formen lokaler Identifikationen festzustellen, welche die Integration des Fremden fördern und nicht verhindern. Das Muster der Integration besteht dann
genau darin, in das eigene Viertel sozial, familiär und ökonomisch zu »investieren«. Die
lokale Lebenswelt wäre dann eine Sozialsphäre, an der sich die Tendenzen ethnischer
Diskriminierung auch brechen und auflösen könnten.
Unter welchen Bedingungen und Voraussetzungen moderne Formen lokaler Sozialprozesse zur Integration der multiethnischen Gesellschaft beitragen oder möglicherweise Desintegrationsprozesse noch vertiefen, welche Verlaufsformen ethnische Interaktionsprozesse
in kleinräumigen Sozialsphären annehmen und welche verschiedenen Folgen mit Konflikt,
Konsens oder Gleichgültigkeit untereinander für die interethnischen Beziehungen verbunden sind, dies war das gemeinsame Interesse der beiden Forschungsprojekte, deren Erträge
in diesem Band abgedruckt sind. Als Dach beider Forschergruppen fungierte der von Wilhelm Heitmeyer am Institut für Interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der
Universität Bielefeld geleitete Forschungsverbund »Desintegrationsprozesse. Analysen zur
Stärkung von Integrationspotentialen einer modernen Gesellschaft«, der von 2002 bis 2005
vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wurde. An diesem
Forschungsverbund waren insgesamt siebzehn Einzelprojekte aus den Fächern Soziologie,
Psychologie, Politikwissenschaft und Pädagogik beteiligt. Das Gemeinsame der beiden hier
dokumentierten Forschungsprojekte war, dass sie sich in je eigener Weise auf der »Mesoebene« sozialer Gruppenprozesse für die lokalen Verhältnisse ethnischer Beziehungen interessierten.
Das Projekt »Negative Klassifikationen. Ideologien der Ungleichwertigkeit in den symbolischen Ordnungen gegenwärtiger Sozialgruppen«, dessen Forscherteam aus dem Pro-
Einleitung: Mittendrin im Abseits
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jektleiter Sighard Neckel sowie Ferdinand Sutterlüty und Ina Walter bestand, wurde vom
Juni 2002 bis zum Mai 2005 am Institut für Sozialforschung in Frankfurt am Main durchgeführt. Anhand der Analyse exemplarischer Fälle von stigmatisierenden Zuschreibungen, die
sozialräumlich benachbarte Gruppen aneinander richten, forschte das Projekt dem Gehalt
und der Wirkungsweise »negativer Klassifikationen« nach. Am Beispiel verschiedener
Sozialgruppen in zwei lokalen Nachbarschaften westdeutscher Großstädte rekonstruierte es
die innere Struktur symbolischer Abwertungen und die soziale Dynamik von Klassifikationskämpfen. Besondere Aufmerksamkeit galt dabei jenen negativen Klassifikationen, die
als Überzeugungen von der Ungleichwertigkeit einzelner Bevölkerungsteile zu verstehen
sind und auf den »kategorialen Ausschluss« bestimmter Gruppen von der sozialen Teilnahme und Teilhabe abzielen. Die Bedingungen, unter denen solche Klassifikationskämpfe
desintegrierende Folgen haben oder aber den sozialen Prozessen »konfliktvermittelter
Integration« noch zugänglich sind, standen schließlich im Mittelpunkt des Interesses.
Das Forschungsprojekt »Integration und Assimilation im Milieu des Fußballsports«
wiederum wurde unter der Leitung von Hans-Georg Soeffner von Dariuš Zifonun, Anna
Rain und Andreas Göttlich an der Universität Konstanz durchgeführt. Die zentrale Frage
war jene nach den unterschiedlichen Formen des »interkulturellen Kontaktes« in der Fußballwelt, wobei zwischen interkulturellen Milieus, Migranten-, Assimilations-, Segregations- und Marginalisierungsmilieus unterschieden wurde. Insbesondere sollten jene Faktoren herausgearbeitet werden, die sich an den Schnittstellen ihrer jeweiligen sozialen Welten
für die Gestaltung des Kontaktes zwischen Migranten und der autochthonen Bevölkerung
als besonders wichtig erweisen. Der Untersuchung geteilter Stereotype und Handlungsregeln kam dabei ebenso große Bedeutung zu wie der Stilisierung von Unterschieden. Im
Ergebnis konnte eine tiefe Kluft zwischen den Integrationsideologien und -politiken maßgeblicher Sportverbände und der Praxis in der Fußballwelt festgestellt werden.
»Exemplum docet, exemplae obscurantrum« – ein Beispiel ist lehrreich, viele Beispiele
verwirren. Dieser Einsicht folgend, finden die hier publizierten Forschungsprojekte nicht
nur im gemeinsamen Interesse an den lokalen Prozessen des interethnischen Gruppenlebens
ihr verbindendes Element, sondern auch in der methodischen Herangehensweise, mittels
ethnographischer und wissenssoziologischer Erkenntnisinstrumente vergleichende Fallstudien zu erstellen, die sich hinsichtlich der Zahl der untersuchten Settings bewusst auf die
kleine Zahl beschränken. Exemplarische Fallstudien beanspruchen bekanntlich, über die
Darstellung und Analyse konkreter Beispiele hinaus generelle Entwicklungsmuster zu entdecken, die in strukturell gleich gelagerten Fällen zu typischerweise ähnlichen Resultaten
im Sozialleben führen. In diesem Sinne wollten die in diesem Band versammelten Sozialforscher aus lokalen Prozessen Erkenntnisse gewinnen, die auch in einem allgemeinen Sinn
erhellend für die Gehalte und Verlaufsformen interethnischer Beziehungen sind.
A. Negative Klassifikationen in urbanen Nachbarschaften
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer
Ungleichheit
Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty
Es ist ein allgemeines Phänomen unseres Alltags, dass soziale Interaktionen mit Bewertungen verbunden sind, mit denen sich die beteiligten Akteure ihre jeweiligen Einschätzungen
signalisieren, subjektive Nähen oder Distanzen erzeugen, Anerkennung, Gleichgültigkeit
oder Missachtung zum Ausdruck bringen. Wie persönlich auch immer ein solcher Austausch geprägt sein mag, stets gehen soziale Elemente in ihn ein, die sich vor allem am
gesellschaftlichen Status der betreffenden Personen festmachen lassen. Ob Akteure einander über- und untergeordnet sind oder ob sie sich als Gleiche begegnen, bestimmt Inhalt
und Verlauf des gegenseitigen Handelns wesentlich mit. Die Sozialstruktur einer Gesellschaft schlägt sich daher in den alltäglichen Begegnungen nieder, und bis in die kleinsten
lebensweltlichen Episoden hinein werden Interaktionen durch die jeweilige Verteilung
sozialer Positionen geprägt. Die Bewertungen wiederum, die soziale Interaktionen begleiten, treffen immer auch Aussagen über die soziale Stellung, die Akteure inmitten größerer
gesellschaftlicher Zusammenhänge einnehmen, und über das Ausmaß an Anerkennung und
Wertschätzung, das Akteure in diesen sozialen Zusammenhängen jeweils genießen.
In der modernen Gesellschaft, die soziale Wertschätzung oder Missachtung nicht per se
schon nach den Mustern ständischer Privilegien vergibt, sind derartige soziale Bewertungen
mit den Veränderungen und den Verwerfungen der Sozialstruktur auf das Engste verknüpft.
Versteht man die moderne Sozialstruktur mit Pierre Bourdieu als einen sozialen Raum in
sich beweglicher Positionen (vgl. Bourdieu 1992), lassen sich zwei aufeinander verweisende Prozesse identifizieren, in denen die Hierarchie sozialer Positionen praktisch ausgehandelt wird. Die Aneignung von materiellen Ressourcen und verwertbarem Wissen bestimmt die jeweilige Ausstattung mit ökonomischem und kulturellem Kapital. Deren Rangordnungen ergeben sich jedoch nicht allein aus sich selbst heraus, sondern entstehen im
Zusammenhang gesellschaftlicher Bewertungskämpfe, in denen das symbolische Kapital
sozialer Anerkennung erzeugt, verwehrt, akkumuliert oder transferiert wird. Die daraus
entstehende Hierarchie der Wertschätzung, die Individuen und Gruppen zuerkannt wird,
begründet die symbolische Ordnung einer Gesellschaft, die sich nach der »Logik des differentiellen Abstands« (ebd.: 146) organisiert. In der Sozialstruktur repräsentiert sich mithin
nicht nur eine Verteilungsordnung materieller Güter, sondern zugleich ein gesellschaftliches System von Klassifikationen, welches wiederum Rückwirkungen auf die materiellen
und kulturellen Aneignungschancen sozialer Gruppen hat (vgl. dazu auch den Beitrag
B.III).
»Negative Klassifikationen«, mit deren soziologischer Analyse die folgenden Beiträge
bekannt machen möchten, sind als die stigmatisierenden Elemente der symbolischen Ordnung sozialer Ungleichheit in einer Gesellschaft zu verstehen. Mit der Erforschung ihrer
alltäglichen Erzeugung im wechselseitigen Bezug sozialer Gruppen erschließen wir uns die
diskriminierenden Aspekte der symbolischen Ungleichheitsordnung – jene Bewertungs-
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Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty
muster also, die einen restriktiven Einfluss auf die Handlungschancen und die Bedürfnisverwirklichung von Sozialgruppen haben. So macht es etwa einen bedeutenden Unterschied, ob materielle Armut mit Bewertungen verbunden ist, die Solidarität einfordern, oder
mit solchen, die Armut zum Anlass von Diffamierungen werden lassen. Dieselbe Soziallage
hat dann möglicherweise ganz unterschiedliche soziale Konsequenzen.
Klassifikationen sind also keineswegs nur ephemere Aspekte der Sozialordnung und sie
bewohnen auch nicht allein die Welt flüchtiger Diskurse und Zeichen. Vielmehr sind sie
mit objektiven Handlungsfolgen verbunden. Darin liegt die soziologische Relevanz sozialer
Klassifikationsakte, denen die folgenden Ausführungen gelten. Nach einer Erläuterung des
Begriffs der »Klassifikation« (1.) und einer Differenzierung verschiedener Arten negativer
Einstufungen (2.) richtet sich schließlich der Blick auf einige typische Konstellationen und
Verlaufsformen sozialer Klassifikationskämpfe (3.).
1. Klassifikationen und gesellschaftliche Ordnungen
Soziale Klassifikationen und damit verbundene positive und negative Wertungen sind universelle menschliche Phänomene. Als ein Begriffssystem von Unterscheidungen, die hierarchisch geordnet werden, stellen Klassifikationen eine unvermeidliche und notwendige
Orientierung im sozialen Raum dar. Ohne sie könnten Akteure zu keiner Ordnung ihrer
Wahrnehmungen und Handlungsweisen gelangen. Klassifikationen strukturieren also die
soziale Umwelt und sind damit eine unabdingbare Voraussetzung für die Handlungsfähigkeit von Personen und Gruppen. Anderseits stellen sie ein Orientierungssystem bereit, das
es Akteuren erlaubt, ihren Platz in der Gesellschaft zu bestimmen (dazu insbes. Strauss
1974; Douglas 1974; Tajfel 1975; Bowker/Star 2002). Die kognitiven und evaluativen
Kategorien, welche diese Orientierung steuern, variieren jedoch in vielfältiger Weise mit
historischen Kontexten und den unterschiedlichen Formen der sozialen Praxis. Es entspricht
einer zentralen soziologischen Einsicht, die bereits Emile Durkheim und Marcel Mauss
herausgearbeitet haben, dass die Kategorien der Wahrnehmung und Bewertung eng mit der
jeweiligen Sozialordnung einer Gesellschaft verflochten sind. Der soziale Gehalt all unserer
Kategorien begründet deren grundlegendste Eigenschaft: nämlich »kollektive Vorstellungen« zu sein, die an bestimmte gesellschaftliche Strukturen gebunden sind und von einer
konkreten sozialen Handlungspraxis hervorgebracht werden (siehe Durkheim 1981; Durkheim/Mauss 1987).
In jeder Gesellschaft sind es stets verschiedene Instanzen, die Klassifikationen erzeugen. Oft wenig sichtbar, sind Institutionen mit der »Arbeit des Klassifizierens« befasst (vgl.
Douglas 1991: 149 ff.), weshalb gerade institutionell geprägte Einteilungen und Bewertungen im lebensweltlichen Austausch verschiedener Sozialgruppen eine wichtige, weil weitgehend unbewusste Rolle spielen. Ein Beispiel hierfür ist etwa der moderne Arbeitsbegriff,
der sich im ausgehenden 19. Jahrhundert herausgebildet hat. Er ging zunächst aus juristischen Definitionen hervor, wurde zur institutionellen Grundlage von Bildungsanstalten und
Sozialversicherungssystemen, und schuf die Voraussetzungen für die Unterscheidung von
Arbeit und Müßiggang, an die dann vielfältige normative Wertungen anschließen konnten
(Conrad et al. 2000). »Arbeitslosigkeit« verwandelte sich jetzt zum sozialen Problem, das
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit
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erzieherischer und sozialstaatlicher Interventionen bedurfte. Noch heute basieren die abwertenden Zuschreibungen, die sich auf Arbeitslose richten, auf der institutionellen Sortierung von Lebenspraxis nach den Begriffen von Arbeit und Nichtarbeit.
Aber Institutionen sind nur eine der gesellschaftlichen Arenen, in denen sich die »Macht
der Klassifikation« bei der sozialen Herstellung von Ungleichheiten erweist (vgl. Bourdieu
1982: 741 ff.; Neckel 2003). Auch mediale Wirklichkeitskonstruktionen und politische
Deutungsangebote tragen dazu bei, indem sie Zeichen öffentlicher Wertschätzung oder
Stigmatisierung erzeugen. Wir kennen das aus der »Faulenzer«-Debatte, die Bundeskanzler
Schröder seinerzeit losgetreten hatte, um einzelne Sozialgruppen als negative Beispiele
unzulänglicher Anpassung an den sozialökonomischen Strukturwandel zu diskreditieren –
medial unterstützt von Personalisierungen wie »Florida-Rolf«, »Pool-Harry« oder »Thailand-Angelika«, die als Verdichtungssymbole für den vermeintlichen »Missbrauch von
Sozialleistungen« konstruiert worden sind.
Unterhalb dieser Arenen findet die Aushandlung von Anerkennung und Missachtung
jedoch vor allem in den alltäglichen und lokalen Bezügen sozialer Gruppen statt, in denen
sich die symbolische Ordnung des sozialen Raumes anhand der Verwendung plastischer
Benennungen konkretisiert. Beispiele hierfür sind die wechselseitigen Charakterisierungen
von Sozialgruppen als »Schmarotzer«, »Neider«, »Trittbrettfahrer«, »Abschaum«, »Assis«,
»Versager«, »Sesselfurzer«, »Bankrotteure«, »Kriminelle« oder »Verlierer«. Derartige Klassifikationen nehmen mediale und politische Deutungsangebote gewiss in sich auf, ohne jedoch in Entstehung, Gestalt und Valenz dadurch vollständig erklärbar zu sein. Offizielle
Bezeichnungen, mediale Botschaften und institutionelle Klassifikationen erfahren im Nahbereich sozialer Akteure stets spezifische Interpretationen und werden zur Ressource lokaler Anerkennungskämpfe, die eigenen Semantiken und Konfliktlogiken folgen.
In den Kontexten alltäglichen Handelns entscheidet sich schließlich auch, ob und wie
negative Klassifikationen konterkariert werden und welche Auswirkungen sie auf die sozialen Integrationschancen der jeweils beteiligten Akteure haben. Lokale Klassifikationskämpfe, in denen sich aber auch langlebige Widerstandspotentiale gegen vorherrschende
Stigmatisierungen manifestieren können, werden beispielsweise zwischen Eltern auf Kinderspielplätzen, zwischen deutschen Lehrern und ausländischen Schülern, in der Nachbarschaft von Asylbewerberunterkünften und im Umfeld von Moscheen, in den Geschäften
und Kneipen multiethnischer Wohnquartiere, zwischen sozial und ethnisch unterschiedlichen Sportvereinen, beim Bewerbungsgespräch im Betrieb oder auch bei der Kreditvergabe
einer Bank ausgetragen. Häufig sind es Momente der »unfreiwilligen« Kommunikation
zwischen verschiedenen Sozialgruppen, in denen sich negative Klassifikationen artikulieren. Derartige Momente ergeben sich etwa aus der gemeinsamen Nutzung von Einrichtungen und Institutionen, in denen auch praktische Entscheidungen etwa über den Schulbesuch von Kindern gefällt werden müssen, und in denen der Handlungsdruck solcher Entscheidungen die kommunikative Zurückhaltung diskreditierender Äußerungen suspendiert.
Solche alltäglichen Klassifikationskämpfe sind stets soziale Auseinandersetzungen um
die »Durchsetzung der legitimen Weltsicht« (Bourdieu 1992: 147); sie sind Kämpfe um
symbolische Macht. Der Umstand, dass die Durchsetzung einer Weltsicht von der Anerkennung anderer abhängig ist, unterscheidet die symbolische Macht aber von jenen Machtformen, die auf anderen Ressourcen, etwa ökonomischem oder kulturellem Kapital beruhen
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Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty
(Bourdieu 1998: 108 f.). Die Anerkennung einer Weltsicht und der mit ihr gegebenen sozialen Grenzziehungen stellt sich in der Theorie Bourdieus weitgehend als eine stillschweigende Zustimmung zu den Verhältnissen einer eingelebten Ordnung dar, die ihre arbiträren
Grundlagen im Nimbus des Natürlichen zu kaschieren sucht. Jedoch bekommt Bourdieus
Begriff der symbolischen Macht nur dann einen spezifischen Sinn, wenn er die Abhängigkeit des »wahrgenommenen Seins« von der Zustimmung anderer hinreichend zum Ausdruck bringt und er eine relative Autonomie des symbolischen Kapitals gegenüber materiellen und kulturellen Ressourcen begründet (vgl. Schwingel 1993: 103 ff.).
Der Bereich des Symbolischen ist somit niemals gesichert und besonders offen für die
unterschiedlichen Gebrauchsweisen, die Klassifikationen in den Auseinandersetzungen
zwischen Sozialgruppen erhalten. Klassifikationssysteme, um deren Durchsetzung oder
Zurückweisung Akteure alltäglich ringen, sind Bourdieu zufolge jedoch »mehr oder weniger offen auf die Erfüllung spezifischer Gruppeninteressen hin ausgerichtet« (1982: 744).
Auch wenn sich in seinem Werk immer wieder gegenläufige Formulierungen finden lassen,
legt Bourdieus Theorie doch nahe, Nützlichkeitskriterien als letztlich maßgeblich für »kollektive Vorstellungen« zu verstehen. In symbolischen Kämpfen können aber ebenso gut
normative Handlungsgründe von Bedeutung sein, weil sich in ihnen auch die Wertvorstellungen, Lebensstile und kollektiven Identitäten sozialer Gruppen artikulieren. Ob empirische Klassifikationskämpfe unter der Ägide einer zweckrationalen Verfolgung von Interessen stehen oder ob es sich dabei um normenorientierte Kämpfe um Anerkennung handelt,
kann soziologisch nicht mit einer Vorentscheidung für eine bestimmte Handlungstheorie
präjudiziert werden. Das analytische Instrumentarium Bourdieus bedarf deshalb einer Erweiterung, sodass es auch die Analyse von Klassifikationskämpfen erlaubt, denen eine
»normative Grammatik« innewohnt (Honneth 1992). Solche Kämpfe gehen aus Erfahrungen der Missachtung hervor und begründen aus der Sicht der betroffenen Akteure einen
legitimen Anspruch auf soziale Anerkennung (ebd.: 256 ff.). Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass soziale Kämpfe, die aus Missachtungserfahrungen entstehen, immer emanzipatorische Prozesse befördern und per se etwas Positives darstellen. Vielmehr können sie
etwa auch die Form gewalttätiger Bewältigungsversuche annehmen (Honneth 2000: 107 f.;
Sutterlüty 2002: 103 ff.).
2. Negative Klassifikationen: graduelle und kategoriale Semantiken
»Negative Klassifikationen« sind abwertende Zuschreibungen, die Sozialgruppen in alltäglichen Interaktionen, aber auch in organisierten Diskursen aneinander richten. Vielfach
stützen sie sich auf institutionelle Semantiken, die Ordnungs- und Einteilungsbegriffe generieren. Zumeist in sprachlicher Gestalt – wenn auch nicht notwendigerweise an diese gebunden –, beabsichtigen sie die Hervorbringung und Durchsetzung einer legitimen Weltsicht, die andere Akteure als unterlegen erscheinen lässt, sie abwertet und symbolisch aus
dem Kreis anerkannter Gesellschaftsmitglieder ausschließt. Klassifikationsprozesse finden
vermittels offizieller Bezeichnungen und medialer Berichte statt, doch vor allem in der
soziologisch stets schwer fassbaren Sphäre flüchtiger Begegnungen und alltäglicher Interaktionen, privater Gespräche und symbolischer Zeichen. Als Indikatoren für die Zugehö-
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit
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rigkeit zu starken oder schwachen Gruppen dienen vor allem äußerlich gut erkennbare
Merkmale wie Hautfarbe, Alter, Körperschema, Habitus und Geschlecht, denen unterschiedliche Werte zuerkannt werden. Das Individuum wird dann solchen allgemeinen Kategorien subsumiert und in der Skala der sozialen Rangordnung auf die entsprechende
Stelle gesetzt.
In der Folge derartiger Bewertungen, die den sozialen Austausch konstant begleiten,
sich häufig aber auch nur mit einzelnen »Schlüsselsituationen« verknüpfen, vollzieht sich
der je gültige Statusaufbau sozialer Gemeinschaften nicht durch Güterverteilung oder das
Rechtssystem, sondern durch Kommunikation. Akteure erfahren Anerkennung oder werden
bewundert, finden kaum Beachtung oder werden auf ihre Plätze verwiesen. Soziale Ungleichheit, sofern sie den Erfahrungsraum unserer Lebenswelt durchzieht, wird maßgeblich
erst durch solche kommunikativen Akte der Einstufung erzeugt und nimmt in ihnen eine
konkrete Gestalt im Erleben an. Derartige Klassifikationen sind daher immer raumzeitlich
gelagert, was auch heißt, dass sie in ihrer Wirksamkeit von den praktischen Aushandlungen
und den sozialen Gebrauchsweisen von Akteursgruppen abhängig sind.
Gleichwohl lassen sich bestimmte Strukturmuster negativer Klassifikationen rekonstruieren, die sich vor allem hinsichtlich ihrer inneren Distinktionslogik unterscheiden. In
der soziologischen Forschung wird hierfür grundlegend zwischen zwei Ungleichheitssemantiken differenziert, in denen sich entweder »graduelle« oder »kategoriale« Unterschiede
zwischen Personen und Gruppen manifestieren (vgl. Berger 1989; Neckel 2003; Neckel/
Sutterlüty 2005), was letztlich bedeutet, zwischen der Zuschreibung von Ungleichheit und
der Zuschreibung von Ungleichwertigkeit zu unterscheiden.
Graduelle Klassifikationen beurteilen Akteure unter dem Gesichtspunkt von »quantitativen« Differenzen. Die damit verbundenen Bewertungen haben eine ordinale Struktur:
Wahrgenommene Merkmale oder Eigenschaften werden nach den Maßstäben von »größer/kleiner« oder »mehr/weniger« vermessen und in eine kontinuierliche Rangfolge verbracht, welche die prinzipielle Vergleichbarkeit der Bewertungsobjekte zur Voraussetzung
hat. Negative Klassifikationen, die einer graduellen Semantik folgen, sind somit zwar vertikal und hierarchisch; die »Logik der Differenz« aber, die durch sie symbolisch zum Ausdruck kommt, ist trotz aller Rangstufen prinzipiell »konjunktiv« (Mannheim 1980: 211 ff.)
organisiert, weil sie auf der Annahme sozial geteilter Erfahrungsräume, gemeinsamer Eigenschaften und auf der Zuschreibung grundlegender Zugehörigkeit beruht. Typischerweise
sind es in der modernen Gesellschaft erworbene Merkmale wie Bildung, Einkommen oder
beruflicher Status, die für graduelle Bewertungen kandidieren, weil sie in sich veränderlich
und in ihrer sozialen Wertigkeit verhandelbar sind.
Klassifikationen hingegen, die kategoriale Unterscheidungen artikulieren, fällen über
Personen und Gruppen »qualitative« Urteile der Andersartigkeit. Die entsprechenden Bewertungen haben eine nominale Struktur: Wahrgenommene Merkmale oder Eigenschaften
werden nach dem Maßstab »gleich/ungleich« oder »ähnlich/verschieden« sortiert, sodass
keine Rangfolge auf einem Kontinuum zustande kommt, sondern eine »mentale Landkarte«
sich wechselseitig ausschließender Kategorien. Vor allem askriptive Merkmale wie Ethnizität, Religion und Geschlecht kandidieren hierfür, weil sie als unveränderlich gelten und
als Gegensatzpaare auftreten: »Frau« oder »Mann«, »christlich« oder »muslimisch«,
»schwarz« oder »weiß«. Da kategoriale Semantiken sozialer Unterscheidungen vorausge-
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Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty
setzter Gemeinsamkeiten entbehren, bieten sie sich in besonderer Weise dafür an, dass
soziale Gemeinschaften die Ungleichheit von rangniederen und mindermächtigen Akteuren
als deren Ungleichwertigkeit interpretieren. Die »Logik der Differenz«, die sich in kategorialen Unterscheidungen artikuliert, ist dann prinzipiell »disjunktiv« organisiert.
Negative Klassifikationen, die graduelle Unterscheidungen ausdrücken, nehmen schwächere Personen und Gruppen zwar als unterlegen, aber nicht als minderwertig wahr und gestehen ihnen prinzipiell die Fähigkeit zur Veränderung zu. Werden mindermächtige Akteure aber als kategorial ungleich eingestuft, beruht dies stets auf der abwertenden Zuschreibung unveränderlicher Zustände und essentialistisch gedeuteter Eigenschaften.
Schwächeren Gruppen wird dann bereits die Anerkennung verwehrt, gleiche Lebenschancen überhaupt beanspruchen zu können. Auch schwerwiegende Benachteiligungen können
solche Gruppen kaum bekämpfen, weil die Öffentlichkeit für sie nicht die gleichen Maßstäbe anwendet wie für jene Bevölkerungsteile, die ihr natürlicherweise als vollwertige
Mitglieder der Gesellschaft gelten. Kategorial als ungleichwertig beurteilte Gruppen laufen
Gefahr, von der Teilhabe an anderweitig garantierten Rechten ausgeschlossen zu werden
oder zumindest eine Absenkung etablierter Standards erfahren zu müssen. In der extremsten Form derartiger Exklusionsprozesse wird soziale Ungleichheit symbolisch dem Geltungsbereich moderner Gleichheits- und Gerechtigkeitsideale vollständig entzogen und von
jeglichem Begründungs- und Veränderungsdruck befreit. Klassifikationen der Ungleichwertigkeit gehen somit über die Etikettierung gradueller Unterschiede in der Verwirklichung von Werten oder Handlungszielen hinaus. Sie errichten »kategoriale Exklusivitäten«,
die auf der Vorstellung beruhen, bestimmte Akteure verdienten keine soziale Wertschätzung, und rechtfertigen damit die Missachtung ihrer Ansprüche und Bedürfnisse; bisweilen
auch die Anwendung von Gewalt.
Graduelle Klassifikationen sozialer Ungleichheit sind in der Regel konfliktreich, aber
deshalb nicht an sich schon sozial desintegrativ. Vielmehr sind sie aufgrund der »konjunktiven« Gemeinsamkeiten, die sie zur Voraussetzung haben, dafür geeignet, jenen Integrationschancen zugänglich zu sein, die die Soziologie seit Georg Simmels berühmter Analyse
des »Streites« als die »assoziativen«, also die letztlich vereinigenden Dimensionen sozialer
Konflikte kennt (vgl. Simmel 1992e: 284 ff.). Die symbolischen Rangordnungskämpfe, die
mittels solcher negativer Klassifikationen ausgetragen werden, bergen jedenfalls die prinzipielle Chance in sich, gerade durch den Kampf um die Bewertung der jeweiligen Existenzweise sich der umstrittenen »Werte« selbst gemeinsam innezuwerden. Die moderne Gesellschaft der Gegenwart verfügt in diesem Mechanismus der »konfliktvermittelten Integration« über einen zwar stets fragilen, doch letztlich entscheidenden Modus dafür, den sozialen Zusammenhalt verschiedenster gesellschaftlicher Gruppen trotz ihrer Gegensätze zu
stabilisieren (vgl. Dubiel 1995).
Anders im Fall kategorialer Klassifikationen, die auf die Ungleichwertigkeit negativ
bewerteter Akteure und Gruppen abzielen. Da es ihnen an »teilbaren« Werten mangelt,
repräsentiert ihre Gebrauchsweise die »dissoziative«, also die Gegensätze hervorbringende
Dimension von Konflikten, die Georg Simmel mit dem Konflikttypus gewaltträchtiger
Kämpfe bis hin zum Krieg verbunden hatte. Dies ist der Grund, weshalb negative Klassifikationen, die Ungleichwertigkeitsurteile zum Ausdruck bringen, dem für den Zusammenhalt einer modernen Gesellschaft zentralen Mechanismus der »konfliktvermittelten Integra-
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit
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tion« nicht zugänglich sind. Sie zielen nicht auf soziale Konflikte – obgleich ihr praktischer
Gebrauch solche zur Folge haben kann –, sondern auf Exklusion, um Konflikte möglichst
gar nicht austragen zu müssen.
Die innere Differenzierung negativer Klassifikationen lässt sich auch im Anschluss an
die Soziologie Bourdieus näher bestimmen. In seiner Analyse symbolischer Auseinandersetzungen hebt er hervor, dass die Logik der sozialen Distinktion »nur die bereits ›Distinguierten‹ und die ›Aspiranten‹ auf Distinktion« (Bourdieu 1982: 391) betrifft. Deren Kämpfe um »den Wert des jeweiligen Seins« sind symbolische Kämpfe gradueller Natur: Distinktion. Alle symbolischen Kämpfe um die ordinale Rangordnung bedürfen aber eines
kategorialen Kontrastbildes »kultureller Unwürdigkeit« (ebd.: 390), jenseits dessen die
symbolischen Auseinandersetzungen erst den Charakter eines Kampfes um distinktive
Werte annehmen können. Daher treiben symbolische Auseinandersetzungen um Distinktion
immer jene davon »Ausgeschlossenen« hervor, die die Basis aller Distinktionen bereitstellen sollen. Die Abgrenzung von ihnen erscheint wie eine »ontologische Erhöhung«, und die
entsprechenden Klassifikationen nehmen den Charakter an, einen »Sprung von der Natur in
die Kultur«, von der »Animalität in die Humanität« (ebd.: 391) zu markieren. Soziale Ungleichheit wird naturalisiert.
Die genannten Binnendifferenzierungen sozialer Klassifikationen sind als eine soziologische Idealtypik zu verstehen. Welche Merkmale von Personen empirisch im Rahmen
einer graduellen bzw. kategorialen Ungleichheitssemantik interpretiert werden, ist damit
nicht festgelegt. Will man die »Praxis der Logik« nicht mit der »Logik der Praxis« (Bourdieu 1998: 146 ff.) verwechseln, muss man die sozialen Gebrauchsweisen negativer Klassifikationen in Rechnung stellen, die vielfältige Übergänge zwischen den beiden Semantiken
kennen (vgl. Kreckel 1997: 107 ff.). In ihren realen sozialen Gebrauchsweisen sind graduelle und kategoriale Bewertungen vielfach miteinander verknüpft. So können sich graduelle in kategoriale Ungleichheitssemantiken transformieren. Ein Beispiel hierfür ist etwa die
Verwendung von Intelligenzquotienten zur Rechtfertigung ethnischer Über- und Unterlegenheit. Intelligenzquotienten haben an sich eine »graduelle« Struktur, da sie auf einer
Relation des Mehr oder Weniger beruhen. Werden Intelligenzquotienten jedoch aus vermeintlich genetischen Gründen mit ethnischen Unterscheidungen verknüpft – wie in den
USA etwa hinsichtlich der amerikanischen Schwarzen (vgl. Herrnstein/Murray 1994) –,
nehmen sie eine kategoriale und ausschließende Gestalt an: Wenn Schwarze durchschnittlich eine niedrigere Intelligenz haben und Intelligenz genetisch bedingt ist, haben sie minderwertige Gene, sodass man sich mit ihnen nicht vermischen sollte.
Jenseits bestimmter Schwellenwerte tragen »graduelle« Einstufungen einen »kategorialen« Charakter. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn Armut ein solches Ausmaß
erreicht, dass sie nicht allein Kennzeichen großer quantitativer Unterschiede zu anderen
Einkommensklassen ist, sondern ihr auch der Makel des Ausschlusses von allen durchschnittlichen Lebenschancen anhaftet und die Verwendung des Begriffes »Armut« zu beherrschen beginnt (vgl. Gans 1991). Eine strukturelle Entsprechung findet dieses Phänomen, wenn länger anhaltende Arbeitslosigkeit in den Sog einer kategorial ausschließenden
Semantik gerät, wie dies bei der Rede von »nicht vermittelbaren« Arbeitslosen, »nicht beschäftigungsfähigen« Sozialhilfeempfängern oder von Arbeitslosen als »gesellschaftlichem
Ballast« festgestellt werden kann (vgl. Zilian 2000). Ebenfalls ist der Sozialforschung gut
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Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty
bekannt, dass soziale Kämpfe im Bildungswesen – also um eine ordinale Rangordnung –
faktisch kategoriale Grenzen errichten können, wenn einzelne Gruppen als »nicht beschulungsfähig« gelten und es bevorteilten Akteuren durch eine Mikropolitik der sozialen
Schließung gelingt, schwächere Schüler in den sogenannten »Pisa-Schulen« zu konzentrieren.
3. Soziale Determinanten von Klassifikationsprozessen
Derartige Semantiken und die ihnen zugrunde liegenden Klassifikationsprozesse sind immer raumzeitlich gelagert und beziehen sich stets auf jene Unterschiede zwischen Personen
und Gruppen, die in der gesellschaftlichen Wahrnehmung aufgrund aktueller Vorgänge
oder tradierter Einstellungsmuster besondere Relevanz besitzen. Sie sind daher untrennbar
mit der Sozialstruktur einer Gesellschaft verwoben, stellen sie doch Deutungen und Bewertungen bestehender sozialer Ungleichheiten dar. Das Verhältnis zwischen der Sozialstruktur und ihrer Deutung ist freilich kein deterministisches, weil soziale Tatsachen nicht
auch schon die Muster ihrer eigenen Interpretation mitliefern. Klassifikationen sind eben
keine »Dinge«, sondern symbolische Formen der Wirklichkeitskonstruktion, die – wie alles
sinnhafte Deuten und Handeln – von eigendynamischen sozialen Prozessen abhängig sind.
Das Verhältnis zwischen der Sozialstruktur und ihrer Deutung ist überdies nicht als ein
einseitiges zu begreifen. Sozialstrukturelle Entwicklungen haben Auswirkungen auf die
symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit, während umgekehrt Wirklichkeitsdeutungen
auch die Herstellung und Aufrechterhaltung sozialer Ungleichheiten beeinflussen.
Auch wenn Klassifikationsprozesse keinen raumzeitlich unabhängigen Gesetzmäßigkeiten unterliegen, so schließt dies nicht aus, »typische Konstellationseffekte« (Mayntz
1996: 149) zu identifizieren, die Auswirkungen auf die Richtung, den Verlauf und den
Ausgang von Klassifikationsprozessen haben können. Von besonderer Bedeutung ist in
diesem Zusammenhang der figurationssoziologische Ansatz von Norbert Elias, der sich auf
die Analyse veränderbarer Machtbalancen zwischen interdependenten Gruppen konzentriert. Am empirischen Beispiel von Beziehungen zwischen Etablierten und Außenseitern
haben Elias und Scotson (1990) ein typisches Muster aufgezeigt, bei dem sich die überlegene Gruppe ein Gruppencharisma zuschreibt, während sie die unterlegene Gruppe mit
stigmatisierenden Zuschreibungen in den Stand der Gruppenschande versetzt (ebd.: 15 ff.).
Elias und Scotson führen vor Augen, dass in sozialen Kämpfen zwischen ungleichen Gruppen negative Klassifikationen als Machtmittel eingesetzt werden – so zum Beispiel, wenn
eine Etabliertengruppe im Medium des »Schimpfklatsches« eine Außenseitergruppe als
anomisch und kriminell brandmarkt, um sie als ein Kollektiv »minderwertiger Menschen«
erscheinen zu lassen (ebd.: 8). Weiterhin kann der figurationssoziologische Ansatz darüber
Auskunft geben, dass allein schon die Beziehungskonstellation von Gruppen die Dynamik
ihrer Auseinandersetzungen in entscheidender Weise prägt. Und schließlich zeigen Elias
und Scotson, dass der Grad der inneren Kohäsion von Gruppen starken Einfluss auf ihre
Fähigkeit nimmt, eine Machtstellung zu erringen oder zu verteidigen. Ihre Analysen sind
aber insofern ergänzungsbedürftig, als sich das Machtgefälle bei Klassifikationskämpfen
zwischen Mehrheiten und Minderheiten, Einheimischen und Fremden nicht nur aus dem
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit
23
Maß der Kohäsion innerhalb dieser Gruppen ergibt, sondern auch aus dem unterschiedlichen Zugang zu staatlichen Ressourcen (Bauböck 1993: 155).1
Machtunterschiede zwischen Gruppen tendieren in aller Regel dazu, dass neben den öffentlich zutage tretenden negativen Klassifikationen untergründige, nur innerhalb der Eigengruppe geäußerte Stigmatisierungsmuster entstehen. In Kontexten, in denen die Interaktion zwischen Gruppen durch ein großes Machtgefälle gekennzeichnet ist, maskieren alle
Seiten in der direkten Kommunikation ihre aufeinander bezogenen Haltungen, während in
der Binnenkommunikation sowohl die unterlegene als auch die überlegene Gruppe abschätzige Diskurse über die jeweils andere Seite pflegt. Mit James C. Scott (1990) muss man bei
der Analyse von Klassifikationskämpfen daher sowohl die »hidden« als auch die »public
transcripts« der jeweiligen Gruppen berücksichtigen, will man ein vollständiges Bild ihrer
Ungleichheitssemantiken gewinnen. Aus der Spannung zwischen diesen beiden Formen, in
denen Klassifikationen in den sozialen Austausch eingehen, kann sich bei subordinierten
Gruppen eine »Infrapolitik« (Scott 1990: 18 ff. und 183 ff.) des niedrigschwelligen Widerstands entwickeln. Typisch dafür ist, dass vorherrschende Gruppen von untergeordneten
Akteuren öffentlich mit irreführenden und doppeldeutigen Attributen ausgestattet werden.
Zu solchen Infrapolitiken darf man auch die Praxis des »symbolic reversal« (Needham
1969: xxxix) rechnen, in der die sozialen Kategorien eine strikte Umkehrung erfahren. Dies
ist etwa der Fall, wenn delinquente Jugendliche, die ethnischen Minderheiten angehören
und aus der Unterschicht stammen, ihre Herkunft ironisieren und sich symbolisch zur Elite
machen, indem sie sich mit aristokratischen Insignien ausstatten, sich feudale Selbstbezeichnungen geben und entsprechende Verhaltensformen zur Schau stellen (Katz 1988:
157 ff.).
Besonders interessant für die Dynamik von Klassifikationskämpfen ist jener Fall, in
dem bislang untergründige Transkripte öffentlich werden und die unterlegene Gruppe ihre
negativen Klassifikationen direkt an die überlegene Gruppe adressiert – und umgekehrt.
Dieser Umschlag verborgener in öffentliche Transkripte ist ein Einfallstor für Klassifikationskämpfe, in deren Folge die Machtbalance zwischen den vormaligen Etablierten und
Außenseitern auf den Kopf gestellt werden kann. Die Konturen eines solchen Konflikts
zeichnen sich gegenwärtig etwa in lokalen Auseinandersetzungen zwischen der deutschen
Bevölkerung und »avancierenden Fremden« (Hüttermann 2000) ab. Während die deutschen
Bewohner entsprechender Stadtteile gewohnt waren, sich als Angehörige einer überlegenen
ethnischen Gruppe wahrzunehmen, und sich nun etwa türkischen Hausbesitzern und Geschäftsleuten gegenübersehen, können sich diese aus einer überlegenen Position heraus
verständnisvoll herablassend über das niedrige Bildungsniveau Einheimischer äußern, das
ihnen kein schnelles Begreifen der neuen Lage erlaube. In solchen symbolischen Auseinandersetzungen zwischen türkischen Aufsteigern und verarmten Teilen der deutschen Be1
Ungeachtet dessen hat Dieter Karrer (2002) in seiner Untersuchung über einen Züricher Stadtteil die Fruchtbarkeit des figurationssoziologischen Ansatzes zur Analyse wechselseitiger Kategorisierungen zwischen verschiedenen ethnischen Gruppen erneut aufgezeigt: Die etablierten Gruppen, Schweizer und Italiener, distanzieren sich von anderen Ethnien, während zwischen den verschiedenen Außenseitergruppen eine rigorose Abgrenzung das Verhalten bestimmt und die eine Gruppe im Medium stigmatisierender Zuschreibungen auf die
andere herabschaut. Zwischen Türken, Jugoslawen und Albanern entsteht so eine symbolische Ordnung des
abgestuften Außenseitertums, bei der im Wesentlichen die Aufenthaltsdauer im Land das Regime der Stigmatisierung führt (vgl. ebd.: 107 ff.).
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Sighard Neckel und Ferdinand Sutterlüty
völkerung treten bisher verborgene Transkripte über die Schwelle der Öffentlichkeit. Eine
neue symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit beginnt sich abzuzeichnen, über deren
Auswirkungen wir bisher noch wenig wissen.
Wesentlich für die Dynamik und den Verlauf von Klassifikationskämpfen zwischen Bevölkerungsgruppen sind schließlich auch »Dritte« (vgl. Simmel 1992d: 114 ff.). Einerseits
kann das Vorhandensein unterlegener Dritter eigene Missachtungserfahrungen abmildern
und notdürftig bewältigen helfen, wenn etwa eine Außenseitergruppe eine noch machtlosere Gruppe stigmatisiert (Karrer 2002). Andererseits kann der Wechsel machtvoller Dritter
Außenseiter fast schlagartig zu Etablierten machen und umgekehrt (Neckel 1997b). Ferner
lehrt die interaktionistische Etikettierungstheorie, dass das Vorhandensein politischer Akteure, die »moralische Kreuzzüge« initiieren, eine entscheidende Rolle für den Verlauf und
den Ausgang von Klassifikationskämpfen spielt (Becker 1966). Lokale Konflikte um die
symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit werden auch durch das Verhältnis zwischen
Alltagsmediatoren und Konflikttreibern sowie durch die Beschaffenheit der Institutionen
bestimmt, in denen verschiedene Gruppen aufeinandertreffen.
Klassifikationskämpfe haben weder notwendig desintegrierende Folgen, noch müssen
sie zwangsläufig zur sozialen Exklusion einer der Konfliktparteien führen. Vielmehr können sie dafür sorgen, dass zwischen Konfliktparteien erst kommunikative Kanäle errichtet
werden und sich damit Möglichkeiten der Integration zuvor randständiger Gruppen eröffnen.2 Zwar dürfen Konflikte, wenn sie integrativ wirken sollen, eines minimalen Hintergrundkonsenses nicht entbehren, doch stellen sich explizite Aussprachen über normative
Prinzipien eben nicht selten erst im Verlauf sozialer Konflikte ein. Gerade die Austragung
von Konflikten um die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit bildet eine notwendige
Bedingung für die Integration bisher marginalisierter Bevölkerungsgruppen. Die Alternative hierzu besteht in sozialer und mentaler Isolation, durch die sich die Reichweiten sozialer Beziehungen drastisch reduzieren und Sozialkontakte auf die jeweilige Eigengruppe
zusammenschrumpfen.
Klassifikationskämpfe bieten freilich keine Gewähr für soziale Integration, da sie stigmatisierte Gruppen der sozialen Ausgrenzung anheim stellen können, wenn diese nicht über
geeignete Gegenstrategien verfügen. Dennoch geht es in modernen demokratischen Gesellschaften nicht darum, ob sich Klassifikationskämpfe vermeiden lassen. Die Frage ist vielmehr, wie sie ausgetragen, reguliert und »eingehegt« werden. Die symbolische Ordnung
sozialer Ungleichheit ist stets umstritten und zwischen gesellschaftlichen Gruppen umkämpft. Welche Gefährdungen daraus für den sozialen Zusammenhalt und insbesondere für
interethnische Beziehungen erwachsen, aber auch welche Integrationschancen sich im
2
Selbst kategorial-exkludierende Klassifikationen können in ihrem sozialen Gebrauch dazu führen, dass sich
die Kontrahenten wechselseitig zumindest als Widerpart anerkennen, mit dem Kommunikation und sozialer
Ausgleich sich lohnen. Ein schlagendes Beispiel für die potentiell integrative Kraft von Konflikten, bei denen
es um ethnische und religiöse, also um kategoriale Unterschiede geht, stellen lokale Auseinandersetzungen um
den Bau von Moscheen in multiethnischen Wohnvierteln dar. In einer Typologie verschiedener Moscheekonflikte haben Leggewie et al. (2002: 50 ff.) gezeigt, dass Konfliktvermeidung nicht nur den Bau geplanter Moscheen verhindert, sondern die Muslime auch weiter in die soziale Isolation treibt. Werden Moscheen hingegen unter anhaltenden Konflikten gebaut, können die oft hart geführten Auseinandersetzungen letztlich bewirken, dass die Muslime von der Mehrheitsgesellschaft in ihrer religiösen Besonderheiten anerkannt und als zugehörig betrachtet werden.
Negative Klassifikationen und die symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit
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Verlauf von Klassifikationskonflikten ergeben, ist das maßgebliche Interesse bei unseren
empirischen Untersuchungen gewesen, über deren Durchführung und Ergebnisse wir im
nächsten Beitrag berichten.
Klassifikationen im Kampf um Abgrenzung und Zugehörigkeit
Ferdinand Sutterlüty, Sighard Neckel und Ina Walter
Unsere Studie beruht auf einem ethnographisch angelegten Forschungsprojekt, das von
2002 bis 2005 in benachteiligten Stadtteilen zweier deutscher Städte durchgeführt wurde.
Gegenstand der Untersuchung waren die Semantiken und die sozialen Gebrauchsweisen
»negativer Klassifikationen«, das heißt abwertender Zuschreibungen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen, die sich in den beforschten Stadtteilen als Nachbarn begegnen.
Das vorrangige Ziel der empirischen Forschung war es, die desintegrativen Wirkungen von
solchen Klassifikationen und Klassifikationskämpfen zu ermitteln, aber auch nach den
integrativen Potentialen lokaler Konflikte Ausschau zu halten.
1. Das Untersuchungskonzept: Fragestellungen, Methoden, Untersuchungsgebiete
Interessiert man sich in dieser Weise für die Wirkungen sozialer Klassifikationen in ihrem
realen Gebrauch, so ist keine Sphäre der Wirklichkeit besser für eine soziologische Untersuchung geeignet als die lokale Lebenswelt. Insbesondere in benachteiligten Stadtgebieten
haben die wechselseitigen Klassifikationen zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen
viel direktere Auswirkungen auf ihre Partizipations- und Aneignungschancen als anderswo,
weil die sozialräumliche Nachbarschaft für schlechter gestellte Sozialgruppen den entscheidenden Ort der gesellschaftlichen Teilnahme darstellt und die soziale Integration in besonders ausgeprägter Weise an das Lokale gekoppelt ist (vgl. Keupp 1987: 39 f.; Kronauer/
Vogel 2004: 236 ff.). Benachteiligte Stadtteile sind nicht an sich schon desintegrierter als
wohlhabende und privilegierte. Aber im Unterschied zu den gut situierten und mitunter
hochmobilen Bewohnern besserer Viertel sind schlechter gestellte Gruppen auf die lokale
Ebene der Sozialintegration angewiesen. Negative Klassifikationen haben in solchen Stadtteilen sichtbare Handlungsfolgen, die sich etwa in der Beschränkung von Sozialkontakten
und im Abbruch von Kommunikationen zeigen. Die Untersuchung sozialer Klassifikationskämpfe in benachteiligten Stadtteilen ist daher nicht nur von besonderer gesellschaftlicher
Relevanz; auch methodisch bieten sich solche Viertel an, da Klassifikationskämpfe dort gut
von außen beobachtbar sind.
Klassifikationen in ihren tatsächlichen Verwendungskontexten zu untersuchen, heißt,
Interaktionen zwischen sozialen Gruppen in ihren alltäglichen Bezügen aufeinander zu
rekonstruieren, um die Auswirkungen abwertender Zuschreibungen analysieren zu können.
Unsere Untersuchung zielt dem entsprechend auf drei systematische Ebenen ab:
Zunächst einmal rekonstruiert sie Strukturmuster negativer Klassifikationen. Auf dieser
ersten Ebene geht es darum, den materialen Gehalt jener stigmatisierenden Semantiken zu
erfassen, die das Zusammenleben zwischen sozialräumlich benachbarten Bevölkerungsgruppen in unterprivilegierten Stadtvierteln gegenwärtig bestimmen. Die Frage lautet: Wer
klassifiziert wen in welcher Weise? Mit der Beantwortung dieser Frage soll die Studie in
Erfahrung bringen, ob sich negative Klassifikationen heute eher auf Merkmale vertikaler
28
Ferdinand Sutterlüty, Sighard Neckel und Ina Walter
Ungleichheit (Bildung, Einkommen, beruflicher Status) oder eher auf Merkmale horizontaler Ungleichheit (Geschlecht, Generation, Ethnizität) beziehen. Es werden, in anderen
Worten, jene negativen Klassifikationen herausgearbeitet, die in benachteiligten Stadtteilen
die »symbolische Ordnung sozialer Ungleichheit« prägen. Bei der Rekonstruktion von
semantischen Mustern negativer Klassifikationen wird die Analyse der inneren Logik, der
die einzelnen Klassifikationsmuster jeweils folgen, eine entscheidende Rolle spielen. Denn
es macht einen Unterschied, ob Klassifikationen einfach nur abwertend sind oder ob sie die
Adressaten zudem symbolisch von der vollwertigen Zugehörigkeit zur lokalen Gesellschaft
ausschließen. Der Differenz von graduellen und kategorialen Klassifikationen (siehe Beitrag A.I) kommt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle zu.
Die zweite Analyseebene betrifft die Austragungsformen von Klassifikationskämpfen,
das heißt von Konflikten um die Bewertung sozialer Ungleichheiten. Hiermit ist die Untersuchung der Prozessdimensionen negativer Klassifikationen angesprochen. Dabei interessiert vor allem, in welcher Weise stigmatisierende Zuschreibungen in die Interaktionen
zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen eingehen und welche Kontextbedingungen
für unterschiedliche Austragungsformen von Klassifikationskämpfen verantwortlich sind.
So werden jene sozialen Bedingungen analysiert, unter denen negative Klassifikationen
nicht nur als solche bestehen, sondern an bestimmte Sozialgruppen aktiv adressiert werden
und sich »hidden transcripts« in »public transcripts« (Scott 1990) verwandeln. Dabei soll
allerdings der Umstand nicht aus dem Blickfeld geraten, dass neben der direkten Zuschreibung abwertender Attribute mit verborgenen »Strategien der Herablassung« und mit Ausdrucksformen zu rechnen ist, die Verachtung auf subtile Weise zu verstehen geben (vgl.
Bourdieu 1982: 737; Bourdieu/Wacquant 1996: 177 f.). Von großer Bedeutung auf dieser
zweiten, prozessbezogenen Analyseebene sind die Chancen der symbolischen Gegenwehr,
über die negativ klassifizierte Akteure verfügen.
Die dritte Ebene der Untersuchung widmet sich den Integrationsfolgen von negativen
Klassifikationen und Klassifikationskämpfen. Welche Wirkungen haben diese auf die Integrationschancen der beteiligten Personen und Sozialgruppen? Inwiefern schränken negative Klassifikationen in lokalen Kontexten die Handlungs- und Verhandlungsmacht der
betroffenen Gruppen und Individuen ein? Vermindern sie die Möglichkeiten zur Repräsentation ihrer Bedürfnisse und schmälern sie die Aussichten auf die Durchsetzung ihrer Interessen? In welchem Maße tragen sie dazu bei, Sozialbeziehungen zwischen unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen zu unterbinden und den sozialen Austausch auf die jeweilige
Eigengruppe zu beschränken?
Prozesse der Generierung und Adressierung negativer Klassifikationen in den alltäglichen Interaktionen zwischen verschiedenen Sozialgruppen lassen sich nur mit einem explorativen Design untersuchen. Daher stützt sich die Studie auf die Methoden ethnographischer Feldforschung und sozialwissenschaftlicher Hermeneutik. Sie knüpft dabei an die
Vorgehensweise der »aufsuchenden Sozialforschung« an, die aus der Chicago School of
Sociology hervorgegangen ist und soziale Gruppenprozesse unmittelbar in ihren »natürlichen« Handlungskontexten untersucht (vgl. Burgess 1995; Hammersley/Atkinson 1995;
Amann/Hirschauer 1997; Neckel 1997a und 1999). Gemäß dieser methodologischen
Grundorientierung legt die Untersuchung lokale Fallstudien vor, die unter Anwendung der
formal am weitesten entwickelten Methodologie ethnographischer Feldforschung, der
Klassifikationen im Kampf um Abgrenzung und Zugehörigkeit
29
Grounded Theory, entstanden sind. Die Fallstudien folgen dem Prinzip des »theoretischen
Sampling«, bei dem Erhebung und Auswertung untrennbar miteinander verwoben sind. Bei
diesem Vorgehen hängt der Einschluss je weiterer Fälle vom jeweils erreichten Reflexionsstand der soziologischen Analyse ab, bis eine »theoretische Sättigung« erreicht ist. Die
Datenerhebung kann nach diesem Prinzip dann als abgeschlossen gelten, wenn vom Einbezug weiterer Vergleichsfälle auf der konzeptionellen Ebene keine neuen Erkenntnisse mehr
zu erwarten sind (vgl. Glaser/Strauss 1967; Strauss 1994; Strauss/Corbin 1996).
Die Untersuchungsfelder der Studie sind lokale Settings, in denen alltägliche Bezüge
zwischen unterschiedlichen Sozialgruppen bestehen und sich die Interaktionen in dichten
städtischen Räumen vollziehen. Solche lokalen Settings wurden in zwei sozial benachteiligten Stadtteilen untersucht.
Das erste Untersuchungsgebiet liegt in Barren, einer Stadt im Ruhrgebiet, die etwas
mehr als 120.000 Einwohner zählt. Als Stadtteil wurde Barren-Ost ausgewählt, ein traditionelles Arbeiterviertel mit gut 13.000 Einwohnern. Der Stadtteil erlebte einen über Jahrzehnte sich hinziehenden, erst kurze Zeit vor Beginn der Untersuchung abgeschlossenen
Rückzug des Steinkohlebergbaus und hat nun mit den typischen Strukturproblemen des
Ruhrgebiets zu kämpfen. Der am Rande Barrens gelegene Stadtteil, dessen Sozialgeschichte seit seiner Entstehung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts von einer Monostruktur des Bergbaus bestimmt war, gilt als ein soziales Problemgebiet. Zwei wichtige
Zahlen bestätigen dies: Die Arbeitslosenrate lag im Mai 2004 bei 16,9 Prozent, die Sozialhilfedichte betrug 9,9 Prozent der Wohnbevölkerung. Der Ausländeranteil belief sich zum
gleichen Zeitpunkt auf 10,6 Prozent und lag damit nur knapp über dem Durchschnitt der
Gesamtstadt. Dennoch wird Barren-Ost als ein Stadtteil angesehen, der besonders stark von
türkischen Migranten geprägt ist. Diese von den objektiven Zahlen abweichende Wahrnehmung liegt insbesondere darin begründet, dass in diesem Stadtteil mehrere Moscheegemeinden und türkische Geschäfte ihren Sitz in gut sichtbarer Lage haben. Es geht hier, wie
ein Bewohner im Interview einmal sagt, um »gefühlte Zahlen«.
Der zweite Stadtteil liegt im baden-württembergischen Raisfurth, das mit seinen über
300.000 Einwohnern durchaus großstädtischen Charakter hat. Beim innenstadtnahen Untersuchungsgebiet, Iderstadt-Süd, handelt es sich wie bei Barren-Ost um ein altes Arbeiterviertel, das in den Gründerjahren vor der Wende zum 20. Jahrhundert im Zuge der Errichtung von Industriebetrieben entstand, die hier allerdings von Anfang an eine recht diversifizierte Branchenstruktur aufwiesen. Der Stadtteil zählt heute etwas mehr als 19.000 Einwohner und zeichnet sich durch einen hohen Anteil sozial schlechter gestellter Bevölkerungsschichten aus. Auch hier sind die Folgen der Deindustrialisierung deutlich zu spüren.
Iderstadt-Süd wies Mitte des Jahres 2004 mit 13,8 Prozent eine für die regionalen Verhältnisse hohe Arbeitslosenrate auf und rangierte auch bei den Sozialhilfeempfängern mit 11,8
Prozent auf hohem Niveau. In ethnischer Hinsicht ist der Stadtteil sehr heterogen: Der
Ausländeranteil lag im Mai 2004 bei 42,7 Prozent. In dem wesentlich höheren Anteil von
Migranten an der Wohnbevölkerung besteht hinsichtlich der Sozialdaten auch der größte
Unterschied zwischen Iderstadt-Süd und Barren-Ost.
Zu Iderstadt-Süd gibt es zwei sich überlagernde Beschreibungen: Von außen wie von
innen wird der Stadtteil oft als schillerndes »Multikulti-Viertel« mit »urbanem Flair« beschrieben. Gleichzeitig gilt Iderstadt-Süd allgemein als ein Stadtteil mit multiplen sozialen
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