1|3 Mario Merz 8 — 5-3 1985 Installation 3-teilige Iglu-Installation, Iglu aus Glasscheiben über Eisenkonstruktion, mit Schraubzwingen und drei weißen Neonröhren, Iglu aus Schieferplatten im Glas-Iglu, Iglu aus Reisig Reisig-Iglu Höhe 370 cm, Ø 5 m, Glas-Iglu Höhe 440 cm, Ø 8 m, Stein-Iglu Höhe 160 cm, Ø 3 m — Lehmbruck Museum Der Iglu als »Ur-Haus« – als vollkommenes Wohn- und Denkgebäude – spielt im Werk von Mario Merz eine zentrale Rolle. Mit der Arbeit 8 — 5 — 3 errichtete der Künstler zum ersten und einzigen Mal drei Iglus, die in ihrer Anordnung an ein dörfliches Ensemble erinnern, zugleich aber auch an ein planetarisches System denken lassen. Die Installation 8 — 5 — 3 (1985) des italienischen Künstlers Mario Merz ist in der großen Oberlichthalle des Lehmbruck Museums beherrschend präsentiert. Sie besteht aus einer Gruppierung skulpturaler Iglus, die der Künstler dezidiert für diesen Raum ausgewählt und unmittelbar in die Hülle der Museumsarchitektur eingebaut hat. Der Iglu als »Ur-Haus« – als vollkommenes Wohn- und Denkgebäude – spielt im Werk von Mario Merz eine zentrale Rolle. Merz war fasziniert von den Behausungen der Nomaden, weil sie eine seit Jahrtausenden erprobte, perfekte Form mit kosmischem Bezug zur Erdkugel darstellen: »Der Iglu ist die ideale organische Form. Er ist gleichzeitig die Welt und das kleine Haus.« (Merz, in: Ammann/Pagé 1981). Im Iglu vermittelt sich darüber hinaus die 2|3 Vorstellung nomadischer Kultur, die veränderbar und stets aufs Neue anpassungsfähig sein muss. Mario Merz nutzte den Iglu in dieser Weise – als Sinnbild für den prozesshaften Austausch von natürlichem Umfeld und den Vorgaben menschlicher Kultur. Bereits 1968 baute er seinen ersten kleinen Iglu. In Folge hat er dieses Thema immer wieder aufgegriffen, bearbeitet und mit den unterschiedlichsten Materialien umgesetzt. Mit der Arbeit 8 — 5 — 3 errichtete der Künstler zum ersten und einzigen Mal drei Iglus, die in ihrer Anordnung an ein dörfliches Ensemble erinnern, zugleich aber auch an ein planetarisches System denken lassen. Die Metallgerüste der Iglus sind mit verschiedenen Materialien bedeckt, die als Werk- und Baustoffe für die Geschichte der menschlichen Kultur von ihren archaischen Anfängen bis in die heutige Zeit stehen. Der größte Iglu ist mit Glasscheiben verkleidet, die mit Schraubzwingen befestigt sind. Trotz des gefährlich instabilen Eindrucks erhält die Konstruktion dadurch eine gewisse Leichtigkeit. Vor allem aber wird der Iglu durchsichtig, so dass man durch die äußere Hülle den kleinsten, mit Schiefertafeln verkleideten Iglu im Inneren sehen kann. Der dritte Iglu daneben ist mit dicken Reisigbündeln verkleidet, die von Ferne an Berghütten und urtümliche Behausungen erinnern. Merz spielt mit den Gegensätzen von offenem, durchlässigem Raum und abgeschlossenem Schutzraum, von technischem und natürlichem Material. Als vermittelnde Verbindung dieser verschiedenen Sphären stoßen drei leuchtende Neonröhren wie Speere durch den Glas-Iglu und treffen dort auf das Schieferdach im Inneren. Ein leuchtender Zwischenraum mit kosmischem Bezug entsteht. Die drei Zahlen im Titel 8 — 5 — 3 bezeichnen exakt die Durchmesser der einzelnen Iglus. Sie entsprechen einer rückwärts gelesenen Zahlenfolge des Fibonacci-Systems, das der mittelalterliche italienische Mathematiker Fibonacci als Beschreibung einer Spiralenstruktur beziehungsweise der Fortpflanzungsgeschwindigkeit entdeckt hatte. Danach ist jede Zahl die Summe der beiden vorausgehenden Zahlen. Mario Merz nutzte diese Formel, um, wie er selbst sagte »aus der Notwendigkeit, angesichts der grenzenlosen Unordnung eine begrenzte Ordnung in Anwendung zu bringen«. Die Fibonacci-Zahlenreihe diente Merz als Maß der Bewegung des Menschen in Zeit und Raum. So notierte er sie oft auf seinen Werken oder verwandte sie, wie in diesem Werk, ganz konkret als Maßeinheit. Mit der Iglu-Installation besitzt das Museum ein Hauptwerk der Arte Povera in Italien. Ihre Anhänger entwickelten künstlerische Gegenentwürfe zum unreflektierten technologischen Fortschrittsglauben und dessen Missbrauch der Natur. 3|3 © museumsplattform nrw [email protected] nrw-museum.de nrw-kultur.de N R W K U L T U R sekretariat Friedrich-Engels-Allee 85 42285 Wuppertal T +49 (0)202 698 27 00 F +49 (0)202 698 27 203