Der Internationale Währungsfonds (IWF) schlägt angesichts der

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IWF / Juli 2011
Der Internationale Währungsfonds (IWF) schlägt angesichts der Schuldenkrise in Europa und der
blutarmen US-Konjunktur Alarm - und will massive Eingriffe. Die Weltwirtschaft befinde sich in einer
"gefährlichen neuen Phase" - mit Konsequenzen auch für Deutschland. Dort sieht der IWF 2012 nur
noch ein Wachstum von 1,3 Prozent, satte 0,7 Punkte weniger als bisher erwartet.
Die globale Konjunktur muss ebenfalls Federn lassen: Ein Plus von nur noch 4,0 statt 4,5 Prozent sagt
der Fonds in seinem jüngsten Weltwirtschaftsausblick voraus, der am Dienstag in Washington
vorgelegt wurde. Zwar setze sich das Wachstum fort - "aber nur schwach und holprig".
Der IWF hat in seiner Herbstprognose auch die Wachstumserwartung für die österreichische
Wirtschaft für das laufende Jahr nach oben und für das kommende Jahr nach unten korrigiert. Für
2011 rechnet der IWF jetzt mit einem BIP-Plus von real 3,3 Prozent und für 2012 nur mehr von 1,6
Prozent. Im Frühjahr hatte der Währungsfonds die Prognose für 2011 auf 2,4 Prozent und für 2012
auf 2,3 Prozent nach oben korrigiert. Im Vorjahr war das Bruttoinlandsprodukt (BIP) Österreichs real
um 2,3 Prozent gewachsen.
Die negative Einschätzung teilen in Deutschland immer mehr Finanzexperten. Sie zeigen sich beim
Blick auf die künftige Wirtschaftsentwicklung mittlerweile so pessimistisch wie seit Ende 2008 nicht
mehr. Die ZEW-Konjunkturerwartungen sanken im September um 5,7 Punkte auf minus 43,3 Zähler,
wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim mitteilte.
Zwei Risiken bereiten den IWF-Experten besondere Sorge: Dass die Schuldenkrise außer Kontrolle
gerät und dass die US-Wirtschaft noch weiter abschmiert. Jedes Szenario hätte "schwere
Konsequenzen für das globale Wachstum".
Als Rezept rät der Fonds den Politikern in der Eurozone nicht nur, die Beschlüsse ihres Brüsseler
Krisengipfels vom Juli rasch umzusetzen. Zugleich müsse Europäische Zentralbank (EZB) "weiterhin
kräftig intervenieren", um die Ordnung auf den Märkten für Staatsanleihen zu wahren. Gerate das
Wachstum in Gefahr und bleibe gleichzeitig die Inflation im Griff, solle die EZB zudem ihren Leitzins
senken.
Deutschland stemmt sich trotz der trüben Aussichten weiter gegen Konjunkturspritzen. Forderungen
nach kurzfristigen, stimulierenden Maßnahmen gegen den Wirtschaftsabschwung seien wenig
hilfreich, hieß es in Regierungskreisen in Berlin. "Man bekämpft eine Schuldenkrise nicht mit mehr
Schulden." Dies werde Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) beim Treffen mit den
Ressortkollegen und den Notenbankchefs der der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer (G-20)
an diesem Donnerstag in Washington nochmals deutlich machen. Der Konflikt schwelt seit Wochen.
Vor allem die USA drängen die Europäer zu weiteren Milliardenhilfen gegen eine drohende
Rezession.
"Ein entschlossener Kurs der Konsolidierung ist nicht unbedingt mit Wachstumseinbußen verbunden",
wurde in Berlin betont. Solide öffentliche Finanzen seien notwendig, um das Vertrauen von Märkten
zurückzuerlangen.
Der IWF verweist in seiner aktuellen Konjunkturprognose auf die hohe Verschuldung der
Industriestaaten als ein Risiko für die Weltwirtschaft. In diesem Jahr werde der Schuldenstand der
Industrieländer bei 100 Prozent der Wirtschaftsleistung liegen. Das heißt, sie haben mehr Schulden
angehäuft als sie im Jahr erwirtschaften. Bis 2015 werde die Quote auf 108 Prozent klettern.
"Deswegen ist es wichtig, dass die Industriestaaten ihre Glaubwürdigkeit in der Haushaltspolitik
unterstreichen", hieß es in deutschen Regierungskreisen. In Berlin wurde auf das G-20-Ziel von
Toronto verwiesen, wonach die Industriestaaten ihr Defizit bis 2013 halbieren und den Schuldenstand
bis 2016 stabilisieren sollten. (APA/dpa)
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