PUTZ + TROCKENBAU 1 Das Mehrfamilienhaus in Friedrichshafen nach der Sanierung. Ein neues Penthouse krönt das Bauwerk. Hoch gedämmt Das 1968 erbaute Mehrfamilienwohnhaus in Friedrichshafen wurde 2014 zu einem KfW-Effizienzhaus 55 umgebaut. Dies gelang, trotz der konstruktiven Schwächen des Altbaus, vor allem durch den konsequenten Einsatz von Polyurethan-Dämmstoffen. W ohnen in Friedrichshafen am Bodensee ist fast wie Urlaub, wenn da nicht die wachsende Universität, die vielen Studenten und die Singlehaushalte wären. Zur Zielgruppe eines komplett sanierten und erweiterten Mehrfamilienhauses gehört vor allem die steigende Zahl junger Studenten, die kurzzeitig Wohnraum suchen. Die komplett eingerichteten allergikergeeigneten Wohnungen werden zum Festpreis warm vermietet. Die alles tragende Idee des Bauherrn ist die Minimierung der Kosten für Heizung und Strom und daraus folgend auch der Verzicht auf umfangreiche Abrechnungen und Bürokratie. Damit sich der Energieverbrauch für das gesamte Haus in Grenzen hält, verbaute der Bauherr neben leistungsfähiger PU-Dämmung auch sparsame LED-Lampen und installierte in jeder Wohnung sogenannte »Totmannschaltungen«. Verlässt ein Bewohner seine Wohnung für längere Zeit, werden fast alle Stromverbraucher (außer Kühlschränke und PC-Steckdosen) abgeschaltet. Ist niemand in der Wohnung, werden die Lüftung mit Wärmerückgewinnung (WRG) und die Heizung reduziert. Das hoch gedämmte Haus kühlt selbst bei längerer Abwesenheit des Bewohners nur minimal aus. Maximal minimieren Der Primärenergieverbrauch des Mehrfamilienhauses sank im Zuge der Grundsanierung von 400 auf lediglich nur 12 kWh/m²a. Das entspricht einer Reduktion des 32 Energiebedarfs um bemerkenswerte 97 Prozent. Beheizt wird das Gebäude mit der Abwärme mehrerer Server eines dezentral operierenden Rechenzentrums (Cloud & Heat). Neben den energetischen Vorgaben war es dem in der Denkmalpflege und Sanierung aktiven Architekten Albrecht Weber überaus wichtig, den Charakter des 1968 erbauten Gebäudes zu erhalten. Im Zuge der Arbeiten wurden die alten ungedämmten Balkone abgesägt, neue Fenster mit Dreifachverglasung (Ug=0,5) eingesetzt, das Haus zum Süden baurechtskonform erweitert, neue Balkone montiert und ein Penthouse auf 2 Das Mehrfamilienhaus im Stil der 1960er-Jahre im Jahr 2011. Foto: Weber ausbau + fassade 09.2015 WDVS mit PU 3 Der Dämmstoff in 16 cm Dicke und 4 Saubere Detaillierungen, wie hier mit 5 Sorgfältiges Eindämmen der thermisch WLS 026 beschert eine hohe Energieersparnis. Kompribändern, sichern sehr gute Ergebnisse. getrennten Wandauflager für die Balkone. das Flachdach gesetzt. Die Nutzfläche wurde dabei von 360 auf 483 m² erhöht. Statt der einst drei Mietparteien wohnen hier jetzt in fünf Appartements, zwei Wohnungen und zwei Wohngemeinschaften bis zu 16 Personen. Komplett mit PU gedämmt Als dieses Gebäude 2014 gedämmt wurde, gab es noch keine allgemeine Dämmstoffzulassung für PU-Dämmstoffe in WDV-Systemen. PU-WDVS wurden bis dahin nur mit einer Zulassung im Einzelfall verarbeitet. Die allgemeine Dämmstoffzulassung für PU-Dämmstoffe in WDV-Systemen folgte erst Ende 2014. Seither sind WDV-Systeme auf PU-Basis im Kommen. Für den ausführenden Stuckateurbetrieb, die Firma Pfeiffer GbR aus Tettnang, war dieses Objekt das erste, das komplett und konsequent bis in die letzte Ecke mit PU gedämmt wurde. Als die Stuckateure die Baustelle betraten, waren schon im Kellerbereich vom Vorgewerk 16 cm dicke vliesbeschichtete Puren PD-Perimeterdämmungen verbaut gewesen. Diese wurden dem Geländeverlauf entsprechend horizontal abgeschnitten und die Fassadendämmung mit Purenotherm WDVS-Dämmplatten fortgesetzt. Alle aufgehenden Wände sind ebenfalls 16 cm dick gedämmt. Zum Einsatz kam ein mineralisches System der Schwenk Putztechnik mit einer Putzdicke von etwa 1 cm. Bei der Verarbeitung der PU-Dämmplatten werden bis auf das Schneiden alle Systembestandteile und Materialien wie bei EPS-Systemen eingesetzt. Polyurethan ist ein Duroplast und kann als solcher nicht wie EPS (Thermoplast) thermisch geschnitten werden. Er wird gesägt wie Mineralschaum oder Mineralwolle. Duroplaste Das Beste in einer Platte! // duopor® vereint die sehr guten Wärmeleitwerte (WLG 032) der grauen Platte mit dem günstigen Oberflächenverhalten der weißen Komponente. // duopor® benötigt keine zusätzliche Verschattung. isobouw.de PUTZ + TROCKENBAU 6 Attikaelemente sorgen für wärmebrückenfreie Anschlüsse der Fassadendämmung an die Flachdachdämmung und sind zugleich eine praktische Gewerksgrenze. haben dafür den Vorteil, dass sie brandhemmend sind. Sie verhalten sich ähnlich wie massives Holz. Im Brandfall karbonisieren sie, verrußen oberflächlich und dämmen den Brand weg. Deshalb wurde der PU-Brandschutzriegel von Puren vom Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt) in Berlin auch als Brandriegel zugelassen. Folglich müssen bei PU-WDVS keine Brandschutzriegel eingesetzt werden. Die Stuckateure konnten sich voll und ganz auf die Flächen konzentrieren. Der Verzicht auf die Brandriegel reduzierte auch den Verschnitt auf der Baustelle. Mit einem Lambda-Wert von 0,026 W/mK bietet Polyurethan sehr gute Dämmeigenschaften, so dass für schlanke Dämmdetails keine anderen Dämmstoffe eingesetzt werden mussten. Bei dem Objekt in Friedrichshafen wurden an den Wänden U-Werte um 0,1 W/m²K erreicht. Fehlstellen sind leicht und qualitativ hochwertig mit PU-Keilen oder PU-Schaum zu verfüllen, Unebenheiten besonders leicht zu schleifen. Zu den störenden Wärmebrücken zählen stets auch die Dübel. Bei dem PU-System wurden die versenkten Dübel mit 2 cm dicken PU-Deckeln verschlossen. Stets eine Herausforderung sind Anschlüsse an andere Gewerke. Der Attikabereich ist ein solcher neuralgischer Punkt. Der Architekt wünschte sogenannte Attikaelemente von Puren. Diese aus dem Recyclingmaterial Purenit bestehenden Bauteile gelten laut einer Prüfung des Passivhaus Instituts als wärmebrückenfrei. Sie dienten bei diesem Objekt als Bindeglied, aber auch als Gewerks-Trennebene zwischen Fassaden- und Flachdachdämmung. Für die Stuckateure war der große Deckel der wasserfesten Attikaelemente in doppelter Hinsicht ein gelungener Abschluss der Arbeiten. Zum einen endet genau hier das Stuckateurgewerk, zum anderen sorgt der Deckel für den oft vernachlässigten Regenschutz der frischen Fassade, für die normalerweise die auf dem Flachdach arbeitenden Dachdecker sorgen sollten. Wirtschaftlichkeit anders gedacht Auf Nachfrage, wie sich das aufwendig sanierte Objekt rechne, antwortet der Bauherr, ein sozial engagierter Rechtsanwalt für Gesellschafts-, Finanz-, Immobilienund Steuerrecht, dass er an diesem Objekt in erster Linie neue Konzepte erprobe. Man müsse endlich »outside of the box« denken. Natürlich könne man mit einem Pott Farbe, neuer Auslegeware und etwas Retusche billigen Wohnraum schaffen. Hier gehe es aber um mehr. Es geht um graue Energien, um ökologische, nachhaltige Konzepte und beispielsweise um langfristig wertstabile Immobilien. Statt an Baukosten zu sparen, spart man unter anderem langfristig an Verwaltungs- und Abrechnungskosten. Diese seien bei diesem Objekt so minimal, dass der Bauherr auf eine Gebäudeverwaltung verzichte. Den Gesamtkosten des Objektes in Höhe von rund 4 000 €/m² Wohnfläche stünden »erhebliche« Steigerungen der Mieteinnahmen gegenüber, wodurch, so der Bauherr, das Objekt sich absolut rechne. Es bereitet sogar Freude und sollte so manchen Investor zum Umdenken anregen. Gerard Halama, Büro für Fachpublizistik, Bremen Interview Zügig und ohne Unterbrechung arbeiten Lothar Pfeiffer, Stuckateurmeister aus Tettnang, berichtet von seinen Erfahrungen mit der PU-Dämmung. Herr Pfeiffer, wie ist es zu diesem Auftrag gekommen? Über eine klassische Ausschreibung. Wie bewerten Sie und Ihre Mitarbeiter den PU-Dämmstoff? Wenn meine Stuckateure wählen dürften, mit welchem Material sie in Zukunft arbeiten wollen, würden sie PU in die engere Wahl nehmen. Danach erst folgen die anderen Dämmstoffe. Wir sind an dieses Material unvoreingenommen herangegangen. Nach über 20 Jahren WDVS fordern PU-Dämmstoffe nur geringe Umstellungen. 7 Lothar Pfeiffer, Stuckateurmeister und Geschäftsführer der Pfeiffer GbR – Stuckateurbetrieb. Fotos: Puren 34 Mussten sie bei PU auf etwas Besonderes achten? Man muss auf weniger Dinge achten. Mit PU kann man alle Bereiche mit einem Material erledigen. Kein Materialwechsel bei Feuchte- oder Brandanforderungen. Durch die sehr gute Wärmeleitstufe 026 und die brandhemmenden Eigenschaften von PU konnten wir durchgehend, unterbrechungsfrei und damit zügig arbeiten. ausbau + fassade 09.2015