16.10 Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)

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16.10 Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
16.10 Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
Grundlagen
▶ Definition: Die von M. M. Linehan kompilierte Dialektisch-Behaviorale Therapie ist
eine multimodale Variante der kognitiven Verhaltenstherapie zur Behandlung von
Borderline-Persönlichkeitsstörungen. Es handelt sich um eine Kombination von Fertigkeitentrainings („Skills Training“), kognitiver Umstrukturierung, psychodynamischen Ansätzen, spirituellen Elementen und meditativen Techniken aus dem ZenBuddhismus.
▶ Wirkhypothesen: Borderline-Verhaltensmuster werden als Ausdruck gestörter
Emotionsregulation angesehen. Den daraus resultierenden Spannungszuständen
(S. 275) wird unangemessen-dysfunktional begegnet. Kernstück der Therapie ist daher eine „dialektische“ therapeutische Grundhaltung, die ihre Dynamik aus Widersprüchen bezieht. Vor lerntheoretischem Hintergrund wird zudem versucht, dysfunktionale Verhaltensmuster zu analysieren, von Auslösern abzukoppeln und Alternativen zu erarbeiten.
▶ Hinweis: Als DBT-F-Variante bei dissozialen Suchtpatienten eingesetzt.
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Indikation
▶ Borderline-Persönlichkeitsstörung (insbesondere mit chronischer Suizidalität).
Begleitwirkungen, Komplikationen, Kontraindikationen
▶ Begleitwirkungen, Komplikationen: Nicht bekannt.
▶ Kontraindikationen: Akute psychotische Störung, geistige Behinderung, Demenzerkrankung.
Vorgehen
▶ Vorbereitungsphase: Diagnostik (S. 15), Aufklärung und Information. Motivationsund Zielanalyse.
▶ Erste Therapiephase: Bearbeitung von suizidalen, parasuizidalen und autoaggressiven Verhaltensimpulsen. Übungen in „Achtsamkeit“, Meditation, bewusste Wahrnehmung von Emotionen. Training sozialer Kompetenz. Erhöhung der Streßtoleranz
und Verbesserung des Selbstmanagements.
▶ Zweite Therapiephase: Bearbeitung traumatischer Erfahrungen bzw. imaginative
Reaktivierung traumatischer Ereignisse (Exposition). Aktivierung der dysfunktionalen Bewältigungsstrategien und Ersatz durch adäquate Verhaltensmuster. Kognitive
Umstrukturierung.
▶ Dritte Therapiephase: Feedback. Integration der neuen Erfahrungen in das veränderte Selbstkonzept. Ich-Stärkung. Erneutes Feedback. Entwicklung und Realisierung angemessener Lebensziele. Supervision.
▶ Dauer und Umfang: Die DBT ist eine Langzeittherapie mit zwei Sitzungen pro Woche im Rahmen der ambulanten Einzeltherapie. In Gruppenform (S. 380) lässt sich
im stationären oder teilstationären Setting – zumindest anfangs – eine quantitativ
und qualitativ höhere Effizienz erreichen. Siehe Leistungsumfang der Kassen
(S. 345).
16.11 Schematherapie
Grundlagen
▶ Definition: Von J. E. Young konzipierte Variante bzw. Weiterentwicklung der kognitiven Therapie (S. 369), die emotionale und psychosoziale bzw. biografische Aspekte
der Persönlichkeit stärker als die klassische VT berücksichtigt.
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Verhaltenstherapie
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Indikationen
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Persönlichkeitsstörungen (Borderline-Störung, narzisstische Persönlichkeit).
Chronifizierte Depression.
Essstörungen. Abhängigkeit.
Festgefahrene Lebensprobleme.
Begleitwirkungen, Komplikationen, Kontraindikationen
▶ Begleitwirkungen: Verstimmungen. Krisen.
▶ Kontraindikationen: Psychotische Störungen, geistige Behinderung, hirnorganische
Erkrankung, Demenz.
Vorgehen
▶ Umfassende diagnostische Abklärung einschließlich biografischer Anamnese.
▶ Therapieeinleitung: Fürsorgliche Beziehungsgestaltung unter Wahrung professioneller Neutralität. Engagiertes, warmherziges Verhalten des Therapeuten mit flexiblen
Kontaktterminen und Sprechzeiten. Dialogisches Setting.
▶ Emotionsfokussierte Techniken wie Imaginationsübungen zur Bearbeitung negativer
Kindheitserfahrungen. Rollenspiel.
▶ Einsatz verhaltenstherapeutischer Techniken wie Selbstsicherheitstraining und Exposition. Transaktionsanalyse.
▶ Kognitive Umstrukturierung. Vermittlung alternativer Konzepte zur Bedürfnisbefriedigung, Lebensgestaltung und persönlichen Zielsetzung.
▶ Psychoedukation.
▶ Dauer: Therapie unter Umständen über Jahre mit durchschnittlich zwei Einzelsitzungen pro Woche (Vergleichende Gestalttherapie Kap. 21.12 sowie Methoden der
Gruppentherapie ab Kap. 23.2).
16.12 Augenbewegungsdesensibilisierung und
-verarbeitung
Grundlagen
Verhaltenstherapie
▶ Wirkhypothese: Anhaltende, chronifizierte Lebensprobleme werden im Zusammenhang mit hartnäckigen dysfunktionalen negativen Schemata („Lebensfallen“)
gesehen. Solche Schemata sind z. B. Charakterzüge von Ängstlichkeit und Misstrauen, Unzulänglichkeit und Abhängigkeit, Versagen und Gehemmtheit. Sie betreffen
sowohl kognitive wie auch emotionale und Wahrnehmungsbereiche; ihre Ursachen
liegen in negativen bzw. traumatischen frühen Prägungen, die zur Entstehung und
Aufrechterhaltung solcher gestörter Denk-, Erlebens- und Verhaltensmuster führten.
▶ Therapeutischer Ansatz ist eine Abklärung und Reflexion der schemaprägenden Bedingungen mit verhaltens-, insbesondere gestalttherapeutischen Methoden.
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16.12 Augenbewegungsdesensibilisierung und -verarbeitung
▶ Synonym: Eye Movement Desensitization and Reprocessing – EMDR
▶ Definition: Spezielle Form der Verhaltenstherapie zur Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung nach F. Shapiro.
▶ Wirkhypothese: Traumatische Erlebnisse können zu einer Überforderung der psychischen Bewältigungs- und Verarbeitungsmechanismen führen, insbesondere,
wenn deren Integration in das semantische Gedächtnis misslingt. Durch wiederholte, kontrollierte imaginäre Expositionen des auslösenden Traumas in Verbindung
mit sakkadischen Augenbewegungen und nachfolgender Bearbeitung der traumabezogenen Vorstellungen und Gefühle sollen die traumatischen Erinnerungen wie
auch damit verbundenen dysfunktionalen Kognitionen dekonditioniert werden.
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