Energieeffiziente Gebäude 01 · 12 gebäudehülle Schweiz 16 Objekt Kantonsschule Trogen, Bauerneuerung mit Anbau, Fassaden Planungsbeginn Anfang 2010 ON **** R EN *** JEKT * B O O V AT I Baubeginn Februar 2011 Fertigstellung Ende Dezember 2011 (1. Etappe) Bauherrschaft Hochbauamt Appenzell Ausserrhoden, Herisau Architekt Kimlim Architekten ETH SIA, St.Gallen Fassadenplaner Gasser Fassadentechnik AG, St.Gallen (Kooperationspartner Gebäudehülle Schweiz) Fassaden, Ausführung Arge Äussere Bekleidungen: Fassadentechnik AG, Wittenbach und Urs Graf Bedachungen AG, Heiden (Mitglieder ­Gebäudehülle Schweiz) Kantonsschule Trogen, Bauerneuerung mit Anbau: Offene Fassadenkonstruktion, Gestaltung mit Ton-­ Baguetten E i n D e s s i n au s « B a g u e t t e n » Fassaden werden vermehrt offen gestaltet, und die Fassadentechnik dient dabei als Basis für kreative Architektur. Das zeigt auch dieser zur Kantonsschule Trogen gehörende, neue Anbau. Bauerneuerung mit Anbau Bereits seit 1821 gibt es die Kantonsschule in Trogen (AR). Was damals mit 17 Schülern begann, hat sich personell und baulich ständig entwickelt. In 30 Klassen werden heute rund 650 Schüler unterrichtet und auf die Maturität vorbereitet. Aus Hygienegründen und um zusätzlichen Raumbedarf im Verpflegungsbereich und für sportlich-musische Aktivitäten abzudecken, wurde der bestehende Mensa-Bau total saniert und zugleich an drei Orten mit Anbauten erweitert. Der entsprechende bauliche Massnahmenkatalog umfasst unter anderem eine Erweiterung der Mensa um 100 Plätze, einen neuen Gymnastik-/Fitnessraum, einen Spiel- und einen Aus- stellungsraum sowie Zimmer für den Instrumentalunterricht. Zum Raumprogramm gehören zudem zwei flexible Räume für je 60 Personen, Fremdenzimmer und Notschlafstellen. Das Projekt wird in zwei Etappen realisiert. Nach Bauabschluss entspricht es dem Minergie-Standard. Ende Dezember 2011 wurde die erste der beiden Bau­ etappen beendet. Der neue Anbau fügt sich optimal in die Gesamtsituation ein und schafft einen starken Bezug zum Aussenraum. Grosse Fensterflächen erlauben den weitschweifenden Blick in die Umgebung. Das spezielle Fassadenkleid aus Ton-Baguetten verleiht dem Anbau neben Einheitlichkeit auch eine plastisch reizvolle Prägung. Von der Kunst, Ideen umzusetzen Das Privileg der Architektur ist es, Ideen und Gestaltungsvisionen zu entwickeln. Doch was auf dem Papier «leicht» scheint, ist nicht immer leicht umsetzbar. Der Fassadenplaner von heute muss vor allem ein IdeenVersteher und «verlängerter Arm» des Gestalters sein. Seine Aufgabe ist es, herauszufinden, ob und wie zeichnerische Ideen und Visionen praktisch und wirtschaftlich realisierbar sind. Neue Fassaden entstehen so in einem künstlerischen Entwicklungsprozess, in dem die Fassadentechnik eine ArchitekturIdee möglichst präzis abbildet. Auch dieses neue, exklusive Fassadendessin entstand auf diese Weise. Energieeffiziente Gebäude 01 · 12 gebäudehülle Schweiz 17 Energieeffiziente Gebäude 01 · 12 gebäudehülle Schweiz 18 1 2 4 5 9 6 7 3 8 1 Wärmedämmung (Glaswolle 140 mm) 2 Wärmedämmung (Glaswolle 60 mm) 3GFT Winkelprofil vertikal (Aluminium 65/45/2,3 mm) 4Fassadenhaut (Fassadenbahn, Stamisol ­color/schwarz, wetterfest, diffusionsoffen) 5 Huttragprofil vertikal (Aluminium, schwarz) 6NBK Terracotta-Baguette 7GFT Avanti Konsole (Aluminium) 8 Horizontallattung (65/76 mm, ­gehobelt) 1 3 2 4 5 6 7 8 Energieeffiziente Gebäude 01 · 12 gebäudehülle Schweiz 19 Was moderne Fassadentechnik bieten kann, ist neben der Umsetzung von Architektur auch eine sichere Montage sowie nachhaltige Qualität. Dabei ermöglicht ein hoher Vorfertigungsgrad Zeitgewinn, Kostenersparnis und Wirtschaftlichkeit. Sichtbar sind bei dieser offenen Fassade nur die hellen Ton-Baguetten, deren Tragprofile und die dunkle Fassadenhaut. Dahinter verborgen liegt eine moderne Unterkonstruktion. Der Raum zwischen Aussenwand und Fassadenhaut wurde zweischichtig und kompakt gedämmt. Die Schönheit von Fassaden drückt sich in ihrer Form und Präzision aus und für deren Materialisierung braucht es viel handwerkliches Geschick. Die hier umlaufenden Baguette-Streifen wurden vom Architekten bewusst in unterschiedlichen Abständen gesetzt. Dank präzisem Nivellement in der Montage «verbinden» sich Lamellen-Stösse millimetergenau. Das eindrückliche Fassadendessin umfasst insgesamt 3700 Laufmeter Baguetten. ■ Hans-Ruedi Amrein-Gerber