ERLÄUTERUNGSBERICHT Wettbewerb Sozialzentrum in Egg 606208 Städtebauliches Konzept, Baukörpersituierung Ausgehend von den Bildern von zwei kompakt geschnittenen und klar formulierten Baukörpern und der Schaffung eines öffentlich und generationsübergreifend bespielbaren Freibereiches zwischen Kindergarten, Schule, Betreutem Wohnen und Pflegeheim/ Kapelle sowie ausgehend vom Wunsch nach möglichst gleichmäßig belichteten Bewohnerzimmern/ Wohnungen ohne nordseitiger Belichtung wurde mit einem zur Strasse hin orientierten Baukörper für das Pflegeheim und einem nach hinten auf Höhe des Schulvorplatzes versetzen Wohngebäudes für betreutes Wohnen reagiert. Die beiden zur Gänze aus Holz gebauten Baukörper von Pflegeheim und betreutem Wohnen repräsentieren verschiedene Lebenswelten und deren Identität einerseits, während sie sich zusammen zu einem gemeinsamen Ensemble verbinden, welches im Verband mit den bestehenden Bildungseinrichtungen verstanden werden will. Pflegeheim Während die beiden Pflegegruppen im 1. und im 2. Obergeschoss untergebracht sind, ist das Erdgeschoss ausschließlich allgemeinen Funktionen (Verwaltung, Ver-/ Entsorgung, Foyer mit Cafe, Küche) zugeordnet. Die Erschließung der Bewohnerzimmer in den Obergeschossen des Pflegeheimes erfolgt rund um einen Innenhof und erlaubt den Bewohnern Rundgänge und Ausblicke in den Hof und die Landschaft. Die Zimmer selbst sind süd- ost- und westseitig nach außen orientiert. Die Verbreiterung der Gangzone im Zugangsbereich zu den Bewohnerzimmern schafft den Zimmern zugeordnete, geschützte Vorbereiche. Im Inneren wurde besonderer Wert auf die klare Trennung verschiedener Funktionsabläufe von Pflegebetrieb, Küchen und Ausspeisung, Ver- und Entsorgung gelegt. Der ostseitig des Pflegeheimes gelegene Bereich bietet guten Zugang und Belichtung für die direkt angelagerten Service- und Verwaltungsbereiche, ausreichend Parkplätze und ein ruhiges und abgesondertes Plätzchen für die Bediensteten an sonnigen Tagen. Die Kapelle ist dem gemeinsamen Plätzchen zwischen Pflegeheim, Betreutem Wohnen und Schule zugewandt. Durch die materiell und formal vom restlichen Gebäude eigenständige Ausbildung der Kapelle als eingeschobener Körper, der sich durch verglaste Fugen vom restlichen Gebäude abhebt, soll die Zuordnung der Kapelle zum öffentlichen Plätzchen erreicht werden und diese nach außen inszenieren. Die dem Pflegeheim zugeordneten Freiflächen Hof und Bewohnergarten sind vom Foyer aus schwellenlos zu betreten und bieten differenzierte halbgedeckte und offene beschattete Bereiche. Die Belichtung der im Untergeschoss gelegenen Arbeitsräume der Wäscherei erfolgt über im Hof gelegene Oberlichten, die zugleich als Sitzgelegenheit und Hochbeet ausgebildet sind. Durch die aus hochwasserschutztechnischen Gründen erforderliche höhenmäßige Situierung des Erdgeschosses des Pflegeheimes auf 531.5m ü. Null und der Anordnung von Hof und Bewohnergarten ebendort ergeben sich natürliche Niveauunterschiede zwischen unterschiedlichen Nutzungsbereichen. Die Abgrenzungen zwischen Dementengarten und den öffentlichen Flächen im Westen bzw. zwischen Garten und Anlieferung im Süden werden spielend durch verschiedene Niveaus erreicht. Die Verbindung zwischen Pflegeheim und Betreutem Wohnen wird über eine Verbindungsbrücke im 1. Obergeschoss hergestellt um die räumliche Durchgängigkeit der Gärten und des Platzes nicht zu beeinträchtigen. Die zukünftige Erweiterbarkeit des Pflegeheimes ist durch die Aufstockung eines kompletten Geschosses vorgesehen. Die Dimension der Steigschächte und der statischen Struktur der unteren Geschosse wird jetzt auf den Erweiterungsfall konzipiert. Betreutes Wohnen Das 3-geschossige Wohngebäude für betreutes Wohnen, mit 5 Wohneinheiten je Geschoss wird südseitig an das Plätzchen zwischen Schule/ Kindergarten, Altersheim und Wohngebäude angebunden. Die Erschließung der Individualräume erfolgt nordseitig bzw. westseitig über einen breiten Erschließungsgang, der zugleich von hoher Aufenthaltsqualität ist und durch die Bewohner individuell aneigenbar ist. Die Wohnungen selbst sind alle süd-/ oder ostseitig orientiert und verfügen über Vorraum mit Abstellnische, Bad, Küche/ Wohnraum und Schlafzimmer. Zusätzlich verfügt jede Wohnung über eine dem Wohnraum vorgelagerte Loggia. Nordseitig vom Gebäude liegt der große gemeinschaftlich zu benützende Garten. Die Verbindung des Gebäudes mit dem benachbarten Pflegeheim erfolgt über eine Brückenverbindung im 1. Obergeschoss bzw. über die Tiefgarage. Der zukünftigen Erweiterbarkeit des Gebäudes wurde im westlichen Anschluss Rechnung getragen. Im Gegensatz zum Pflegeheim bietet sich beim Wohngebäude des betreuten Wohnens der seitliche Anschluss einer Erweiterung und die Erschließung der Erweiterung über die Verlängerung der nordseitigen Erschließungsgänge an. Konstruktion/ Gebäudetechnik Über einem wasserdicht als weiße Wanne ausgeführten, massiven Kellergeschoss samt Tiefgarage sitzen die als reine Holzbauten geplanten oberirdischen Geschosse von Pflegeheim und Wohngebäude. Die Außenwände sind generell als hochgedämmte Holzriegelwände (U-Wert 0,11) mit stehender Holzverschalung geplant, wofür das einsetzbare heimische Material buchstäblich vor der Türe liegt. Für die Geschossdecken wurden wegen der erhöhten Schubsteifigkeit grundsätzlich kreuzlagig verleimte Massivholzdecken gewählt. Der horizontalen Aussteifung wird beim Pflegeheim durch die massiv konstruierte Kapelle, dem massiven Aufzugskern und teilweise aus Massivholz gefertigten Innenwänden genügt. Der massive Aufzugskern sorgt beim betreuten Wohnen alleine für die erforderliche Aussteifung. Die Flachdächer der beiden Gebäude sind als extensiv begrünte Dächer mit Massivholzkonstruktion und einem Substrataufbau von 20cm geplant, die nicht nur einen bedeutenden Beitrag zu Verminderung der Transmissionswärmeverluste durch das Dach (erreicht wird ein U-Wert von 0,095 W/m²K) liefern, sondern mit ihrem Rückhaltevermögen zugleich einen wirkungsvollen Hochwasserschutz darstellen. Die Bereitung des Warmwassers wird mittels am Dach situierten Sonnenkollektoren energiesparend bewerkstelligt. Eine kontrollierte Wohnraumbelüftung mit Wärmerückgewinnung trägt einerseits den erhöhten hygienischen Anforderungen von Pflegegebäuden Rechnung, als sie auch zur Reduktion des Gesamtwärmebedarfs durch die Minimierung von Lüftungsverlusten beiträgt. Die Versorgung der Individualräume mit Frischluft erfolgt über Quelllüftungen.