Forensische Kunsttherapie – eine Vorbemerkung

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Forensische Kunsttherapie –
eine Vorbemerkung
Kunsttherapie mit psychisch kranken Rechtsbrechern – das
mag nach einem kaum vorstellbaren Unterfangen klingen,
werden doch in der Forensischen Psychiatrie Menschen nach
meist schwerwiegenden Straftaten langjährig gegen ihren Willen
richterlich untergebracht. Im Rahmen dieses Freiheitsentzugs
soll durch fachgerechte Behandlung erreicht werden, dass
die Untergebrachten außerhalb der Klinik später keine
rechtswidrigen Taten mehr begehen. Daraus ergeben sich
teilweise langjährige Unterbringungszeiten, was den
Forensischen Kliniken den Ruf einbrachte, »Psychiatrie in
Zeitlupe« zu praktizieren und für die Patienten zu »Lebensversickerungsanstalten« zu werden. Für Außenstehende
ist wenig bekannt, was im Rahmen dieses speziellen Freiheitsentzugs geschieht.
Da die Straffälligkeit bei den forensisch Untergebrachten immer
eine Folge von psychischer Krankheit oder Störung ist, steht
deren Behandlung durch ein multiprofessionelles Team im
Vordergrund. Der Behandlungsansatz umfasst neben Psychound Milieutherapie auch Bezugspflege, Arbeits- und Sport- bzw.
Bewegungstherapie. Auch Medikamente, psychoedukative
Gruppen, soziales Training und kreative Therapien – mit ihrem
im Wesentlichen non-verbalen Zugang – gehören zur
Behandlung. Dass gerade die Kunsttherapie bei bestimmten
Störungsbildern anderen Methoden in ihrer Wirksamkeit
überlegen ist, zeigt sich nicht nur in wissenschaftlichen Studien,
sondern hat auch Eingang in Behandlungsleitlinien gefunden.*
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Dennoch gibt es nur wenig Material, das konkrete Einblicke
Es ist kaum möglich, beim Lesen der therapeutischen
in kunsttherapeutisches Arbeiten in der Psychiatrie und
Begegnungen unberührt zu bleiben; deshalb freut es mich
dasjenige mit psychisch kranken Rechtsbrechern im Besonderen
besonders, dass dieses bemerkenswerte Buch einem
bietet. Umso wertvoller ist die jetzt von Stefan Schwaiger vor-
breiteren Publikum zugänglich wird.
gelegte eindrückliche Sammlung von Texten und den in enger
künstlerischer Zusammenarbeit mit Peter van Heesen ent-
Udo Frank
standenen Fotografien aus der therapeutischen Arbeit mittels
Ravensburg, im Januar 2011
Steinbildhauerei. Die Erfahrungsberichte aus Therapiesituationen erzählen von Erfolg und Scheitern, Abwehr und
Einsicht, Rückschritt und Entfaltung. Die Steinskulpturen
* Siehe beispielhaft: National Institute for Health and Clinical
erweisen sich dabei nur auf den ersten Blick als spröde und
Excellence (NICE). Schizophrenia. Core interventions in
statisch, entwickeln sich in der Begegnung vielmehr bald zu
the treatment and management of schizophrenia in adults
einem Medium der Selbsterfahrung, einem teils unerbittlichen,
in primary and secondary care. 2009.
teils freundlichen und hilfreichen Spiegel für die Innenwelten –
www.nice.org.uk/nicemedia/pdf/CG82FullGuideline.pdf
denjenigen des Patienten, mitunter auch denen des
Therapeuten.
Angereichert werden diese erstaunlichen Entwicklungsgeschichten durch technische Hinweise zur Arbeitsweise und einen
allgemein verständlichen Theorie-Exkurs über Narzissmus –
ein bedeutsames Thema bei forensischen Patienten – sowie
insbesondere die Perspektive der Künstler-Patienten in Form
eines Erfahrungsberichts und eines poetischen Beitrags:
»Der gescheiterte Bildhauer«.
Kunsttherapeutisches Arbeiten in der hier vorgestellten Form
führt zu einer intensiven zwischenmenschlichen Beziehungsdynamik, die nicht ohne Reiz und Wirkung bleibt. Dies in Worte
und Bilder zu fassen und dabei auch zutiefst persönliche
Einblicke zu gewähren ist das hohe Verdienst der Autoren.
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