Fortschr. Röntgenstr. 122, 2 (1975) 95-99 © Georg Thierne Verlag, Sturtgarr Möglichkeiten und Grenzen der Ultraschalldiagnostik in der Nachsorge urologischer Tumorpatienten The application of ultrasonic 10 Abbildungen Ultraschalldiagnostik- und Ausbildungseentrum II. Univ.-Frauenklinik Wien (Leiter Prof. Dr. A. Krarochwil) Die Einsatzmöglichkeiten der Ultraschalldiagnostik in der Nachsorge tumorkranker urologischer Patienten werden besprochen. Besonders wird auf die Erfassung von paraaortalen und lumbalen Lymphknotenmetastasen sowie sekundärblastomatöser Veränderungen der Leber hingewiesen. Ihren besonderen Platz findet diese diagnostische Möglichkeit in der Bestrahiungsplanung der Tumoren dieser Region und der anschließenden Kontrolle des Therapieerfolgs. auch in der Diagnostik urogenitaler Erkrankungen einsetzen läßt (1, 2, 5, 11, 15, 23). Primär war zunächst zu klären, ob sich die Nieren darstellen und abgrenzen lassen. Bei Verwendung eines Kontakt-Compound-Scanners wird die Untersuchung zunächst in Rückenlage des Patienten durchgeführt. In Abständen Von 2 cm werden Schnittebenen vom Nabel bis zur Zwerchfelikuppe angelegt. Dabei zeigt sich, daß die unter der Leber diagnosis in the care of patients suffering from tumors of the urogenital tract is discussed. The indication for demonstration of enlarged paraortic and lumbar lymphnodes is emphasized. Of special value is this new diagnostic tool for X-ray treatment planning and for the evaluation of the therapeutic success. zierung zwischen zystischen und soliden Tumoren zu erwarten (1, 2, 9, 13, 16, 17, 19). Bei der Differenzierung zwischen zystischen und soliden Tumoren nützen wir die frequenzabhängige Schallabsorption der verschiedenen Gewebe aus. So zeigen zystische Tumoren infolge ihres flüssigen Inhalts und der guten Schalleitfähigkeit eine geringere Schalldämpfung (Abb. 2). Solche Tumoren sind scharf begrenzt und auch für höhere Frequenzen passierbar. Solide Tumoren hingegen dämpfen höhere Frequenzen in weit stärkerem Ausmaß, so daß sie gelegene rechte Niere immer befriedigend auf den entsprechenden Querschnitten darzustellen ist. Die linke Niere hingegen ist oft wegen der störenden Überlagerung mit Darmschlingen in einem weit geringeren Prozentsatz klar abzugrenzen. Nimmt man die Untersuchung jedoch in Bauchlage des Patienten vor, so können beide Nieren mit genügender Sicherheit dargestellt werden (Abb. 1). Entsprechend der leicht gekippten Lage der Nieren ist es meist notwendig, die Schnittebene nach kranial zu neigen. Im Echotomogramm ist besonders die Nierenkapsel als Grenzlinie dargestellt. Das Parenchym ist homogen. Infolge der strukturellen und physikalisch bedingten Anderungen im Bereich des Nierenbeckens kommt dieses wieder deutlich zur Darstellung. Zusätzliche Längsschnitte mit Neigung der Schnittebene gegen medial erlauben eine Bestimmung der Längsausdehnung der Niere. Auf diesen Bildern ist der obere, bereits unter dem Rippenbogen gelegene Pol meist weniger gut abgrenzbar. Eine Untersuchung in tiefer Inspiration verbessert das Untersuchungsergebnis. Verglichen mit Röntgenbildern ist die Darstellung der Niere im Echotomogramm arm an Details. Da es aber kaum Aufgabe einer neuen Methode sein kann zu zeigen, daß man damit Ähnliches erreichen kann wie mit bereits sicheren und gut eingeführten Methoden, muß man sich die Frage stellen, wo Vorteile gegenüber den herkömmlichen Untersuchungsmethoden zu finden sind. Solche Vorteile sind, wie schon aus der Gynäkologie bekannt, in der Differen- Oben: Untersuchung des Patienten in Bauchlage mit Darstellung der beiden Nierenquerschnitte. Unten: Darstellung Abb. 1. der Niere im Längsschnitt. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Von A. Kratochwil Angeregt durch die diagnostischen Erfolge der Echographie in der Abgrenzung und Abklärung abdominaler Prozesse im Bereich der Geburtshilfe und Gynäkologie (6, 7, 10, 14), aber auch der Internen Medizin (4, 8, 11, 12, 15, 18), ergab sich schon sehr früh die Frage, inwieweit sich diese Methode The value and limitations of ultra sound in the follow-up of patients with urological tumors 96 A. Krarochwil: Möglichkeiten und Greiieen der ljltraichalldiagnostik Fortschr. Röntgensir. 122,2 Abb. 2. Echotomographischer Befund bei Nierenzysten. Linke Bildhälfte, oben und unten: Patient in Rückenlage, Tomogramrne in verschiedener Höhe. C Zysten im Pankreas, WS = Wirbelsäule, N = Zysten im Bereich der rechten Niere. Untere Bildhälfte: Die gleiche Niere im Längsschnitt, Padent in Bauchiage. R rechts, L = links, cran = kranial, caud = kaudal, dors = dorsal, abd = abdominal. Abb. 3 Hypernephrorn der linken Niere. Obere Bildhällte: Untersuchung des Patienten in Riickenlage. WS Wirbelsäule, N Niere. Der Tumor (Tu) geht von der linken Nierenvorderfläche aus. Untere Bildhälfte: Untersuchung des gleichen Patienten in Bauch- Jage, auch hier ist der von der linken Niere ausgehende Tumor deutlich dargestellt. PT Processus transversus. Abb. 4. Hypernephrom vom kranialen Pol der rechten Niere ausgehend. Obere Bildhälfte: Längsschnitr mit Einwachsen des Tumors (Tu) in die Leber (L), die bereits Megastasen (M) aufweist. WS = Wirbelsäule, Dia Diaphragma. Untere Bildhälfte: Der gleiche Tumor im Querschnitt zeigt eine deutlich unscharfe Begrenzung mit starken zentralen Inhomogenitaten entsprechend der Struktur des Tumors. von höheren Frequenzen nicht mehr passiert werden können. Diese Differenzierungsmöglichkeit ist jedoch für Nierentumoren wegen ihrer Lage nur bedingt anwendbar, da sowohl der Darm als auch die starke Rückenmuskulatur zu beträchtlicher Schalischwächung führen. Die Natur dieser Tumoren kann aber auch aufgrund ihrer Begrenzung und ihrer inneren Struktur beurteilt werden (Abb. 3). So weisen zystische Tumoren eine scharfe und glatte Wand auf. Ihre Struktur ist homogen mit Ausnahme von etwaigen Septen. Hinter dem Tumor kommt es infolge der starken Änderung der Impedanz zu dichten Reflexionen, welche auch als Kompressionszeichen bewertet werden. Bei soliden Tumoren hingegen ist die Begrenzung unregelmäßig und unscharf. Innerhalb des Tumors sind weitere Echostrukturen erkennbar (Abb. 3). Diese werden oft erst bei höherer Verstärkung nachweisbar. Um daher zu einer Differentialdiagnose zu gelangen, muß mit verschiedenen Verstärkungsstufen untersucht werden. Der Unterschied in Dezibel zwischen der Einstellung, wo der Tumor homogen bzw. inhomogen erscheint, ist zugleich Ausdruck für die Schallabsorption des Gewebes. :?.: Unter Berücksichtigung dieser Kriterien gelingt die Unterscheidung zwischen Nierenzysten, Zystennieren, Hypernephromen und Wi)ms-Tumoren (13 a) (Abb. 4). Sehr früh haben wir bereits erkannt, daß sich die Ultraschalluntersuchung bei der röntgenologisch stummen Niere anbietet, worauf wir noch zurückkommen werden. Die Echographie kann aber auch mit Erfolg zur Darstellung von Blasentumoren angewandt werden (Abb. 5). Vorbedingung ist hier, wie auch zur Darstellung der Prostata und ihrer Veränderungen, die Durchführung der Untersuchung bei möglichst maximal gefüllter Blase (Abb. 6). Für die Darstellung der Prostata steht uns noch eine weitere Möglichkeit zur Verfügung. Dic Untersuchung wird dabei vom Rektum aus vorgenommen. Der Prüfknopf ist am Ende eines Stabes befestigt und strahlt senkrecht zur Achse des Stabes ab. Durch Drehen des Stabes können kreisförmige Schnitte angelegt werden. Durch Verschiebung in Längsrichtung des Hohlorgans ist auch eine Bestimmung der Längsausdehnung dieses Organs möglich (16, 20, 21, 22). Schließlich wird die Echographie auch noch zur Abklärung pathologischer Prozesse im Bereich des Skrotums eingesetzt. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Niere, L = Leber, D = Darm. Rechte Bildhälfte, oben: Patient in Bauchlage, Querschnitt mit Darstellung der njruchr. Rontgenstr. 122,2 A. KratohwiI: Mö1ichkcjten uid Grcnzn dr I1trachi]ldignGsrik 97 Abb. 5. Rezidivicrcrider Blasentumor. Längsschnirr in der Medianen, der Tumor unregelmäßig begrenzt mit zentralen Inhomogenitäten. Obere Bildhälfte: Querschnitt, untere Bildhälfte: Längsschnitt. X = Xyphoid, N Nabel, S = Symphyse, D Darm, B = B]ase, Tu Tumor. Abb. 6. Darstellung der Prostata. Obere Bildhiílfre Läiigsschnitt, Prostata unter eingeführtem Katheter erkennbar. Links die gefüllte Harnblase. v1ittlerr I3ildhälfre: Querschnitt durch die Blase mit dem Karhctcrende. Untere Bildhälfre: Untersuchung der Prostata von rektal mir einem in das Rektum eingeführten Prüfkopf. Abb. 7. Hydrocele testis. Abbildungsmaßstab 1:1. Abb. 8. Rezidivierender Tumor nach Hypernephromoperation links. Kontrolle des Ergebnisses der Strahl en- therapie 18. 2.: Querschnitt, großer, das linke Hypochondrium ausfüllender Tumor (Tu), Le Leber, WS Wirbclsäu!e. 10. 4.: der gleiche Tumor knapp vor Ende der Bestrahlungsserie. 21. 6.: 2 Monate nach Beendigung der Therapie. 7. 12.: 8 Monate nach Therapicende. Der Tumor ist praktisch kaum nicht nachweisbar. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. Zwischen Tumoren des Hoderis, Hydrozelenbildung und Darminhalt kann unterschieden werden (Abb. 7). Bereits früher wurde erwähnt, daß sich die llkraschalldiagnostik in hohem Maß zur Abklärung der röntgenologisch stummen Niere eignet. Also Veränderungen, bei denen das Nierenparenchym so weit geschädigt ist, daß keine Ausscheidung mehr erfolgt. Aber auch cille gestörte oder unterbrochene Gefäßvcrbindung kommt ursächlich in Frage. Ähnliche Verhältnisse finden sich auch nach operativer Entfernung eines Nierentumors. Dic Ultraschalluntersuchung 98 A. Kratochwil: Möglichkeiten und Grenzen der Ultraschalldiagnostik Fortschr. Röntgenstr. 122,2 sind dabei Veränderungen der Tumorgröße und der Tumorstruktur zu beobachten (Abb. 8). Neben der Rezidivdiagnose ist die Erkennung von Lymphknotenmetastasen ein Hauptanwendungsgebiet der Ultraschaildiagnostik in der Nachsorge tumorkranker Patienten. Vor allem eignet sich diese Methode zur sonst so schwie- rigen Erkennung vergrößerter paraaortaler Drüsen. Die Ultraschalldiagnostik ist jedoch kein Konkurrenz-, sondern ein Ergänzungsverfahren zu den gebräuchlichen diagnostisehen Methoden. Wissen wir doch, daß die Szintigraphie und Lymphangiographie bei einem festgestellten Stopp nicht immer zur Entscheidung beitragen kann, ob dieses Verhalten durch eine vorausgegangene Therapie oder durch Tumorbef all bedingt ist. Mit Hilfe der Ultraschalldiagnostik organe und die vor der Wirbelsäule gelegenen Querschnitte der Aorta und Vena cava. Im Fall eines Drüsenbefalls sind im Echotomogramm am Querschnitt meist homogene, polyzyklisch begrenzte, die Wirbelsäule umgreifende Areale festzustellen. Aus diesen Abb. 9. Vergrößerte paraaortale Lymphknoten nach operiertem Seminom. Obere Bildhälfte: Querschnitt, etwa in Höhe des 3.-4. Lendenwirbels. Die Wirbelsäule (VB) wird von einem unregelmäßig begrenzten, polyzyklischen, z. T. inhomogenen Areal (Ly = Lymphknoten) umfaßt. Dieses Areal links stärker als rechts ausgebildet (J = Jejunum). Untere Bíldhälfte: Längsschnitt, X = Xyphoid, U = Umbilicus, Sy = Symphyse, Ly = Lymphkno- ten, VB = Wirbelsäule. wird sich daher bei der Erkennung von Lokalrezidiven bewähren und hier den herkömmlichen Methoden überlegen sein. Der Tumor kann in allen Dimensionen klar erfaßt und ausgemessen werden. Seine Beziehung zu den Nachbarorganen wird in begrenztem Umfang erkennbar. Die genaue Lokalisation des Tumors sowie die exakte Bestimmung seines Abstandes von der Körperoberfläche und der Tischebene ermöglichen eine nahezu ideale Anpassung des Strahienfeldes und damit der entsprechenden Herddosis. Durch regelmäßige echotomographische Kontrollen während und im Anschluß an die Bestrahlung läßt sich auch das Ansprechen auf die Therapie nachweisen. Vor allem Arealen läßt sich anscheinend infolge Kompression die Aorta und Vena cava zunächst nicht mehr differenzieren. Auch auf entsprechenden Längsschnitten zeigt sich ein vor der Wirbelsäule gelegenes, unregelmäßig begrenztes Areal (Abb. 9). Wegen der Überlagerung mit Darm ist die Darstellung der iliakalen und lumbalen Drüsenkette meist schwieriger und für den Ungeübten weniger leicht durchführbar. Zusätzliche Schnittebenen entsprechend dem Verlauf der großen Gefäße bringen zusätzliche diagnostische Hinweise. Zu einer solchen subtileren Diagnostik ist die Erarbeitung der Ultraschallanatomie der untersuchten Region von Bedeutung, um Abweichungen vom Normbild zu erkennen. Dies gilt auch besonders für die Diagnose von Rezidiven nach Gebärmutterhalskarzinomen. Die Untersuchung wird auch hier mit voller Blase vorgenommen. Obturatorische Lymphknotenveränderungen lassen sich ebenso erkennen wie die durch ein Tumorrezidiv bedingte Vorwölbung der Blasenwand oder das an der Uretereinmündung sitzende Rezidiv, welches zu einer Ausbildung eines Hydroureters und einer Hydronephrose führt (Abb. 10). Wie bereits bei der Diagnostik der Prostata erwähnt, bietet sich auch hier die Möglichkeit der rektalen Untersuchung. Der Stab kann durch einen Prüfkopf ersetzt werden, welcher eine Untersuchung von Dadurch wird eine bessere Beurteilung der Parametrien bzw. der der Blase aus gestattet. Narbenspangen ermöglicht. Abb. 10. Obere Bildhälfte: Tumorrezidiv nach einem Zcrvixkarzinom an der £inmündungsstelle des Ureters. B = Blase, U = Ureter, R = Rezidiv, F = Femur. Untere Bildhälfte: Querschnitt knapp unterhalb des Beckenkammes. Rezidivtumor im Bereich der obturatorischen Lymphknoten nach einem Zervixkarzinom. Oi = Os ileum, P = Promontoriurn, Ly = Lymphknoten, A = Arterie. Heruntergeladen von: Thieme E-Books & E-Journals. Urheberrechtlich geschützt. gelingt es aber, hier Klarheit zu schaffen. Das normale Echotomogramm des Oberbauchs zeigt die Oberbauch- W. Fiegler, M. Friedrich und R. Sörensen: Der Wert der Sonographie in der Diagnostik Schließlich soil zum Abschluß noch auf die Möglichkeit der Erkennung von Lebermetastasen mit dieser Methode bei tumorkranken Patienten hingewiesen werden. 1m Normalfall ist das Echogramm der Leber bis auf die Strukturen der Leberpforte schalihomogen. Bei Metastasen sind jedoch innerhalb des Parenchyms rundbegrenzte, dichtstrukturierte Echobezirke nachzuweisen. Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß die Echographie kein Konkurrenzverfahren zu den bisher üblichen diagnostischen Möglichkeiten darstellt, sondern vielmehr diese Verfahren sinnvoll ergänzt. Da sie den Patienten in keiner Weise belastet, kann diese Untersuchung als ScreeningMethode eingesetzt werden. Literatur Barnett, E., P. Morley: The use of diagnostic ultrasound in the investigation of the urinary tract. Brit. J. Radiol. 44 (1971) 562 Barnett, E., P. Morley: Ultrasound in the investigation of space-occupying lesions of the urinary tract. Brit. 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