MITTELBADISCHE PRESSE www.bo.de Donnerstag, 2. April 2015 ORTENAU-REPORTAGE Auf Fischzug Gemeinsam mit seinem Vater Franz züchtet Fischwirt Reinhard Rösch im Haigerachtal bei Gengenbach Regenbogen- und Bach­ forellen. Vor Ostern tummeln sich die Kunden an den terrassenförmig angeordneten Teichen und holen ihre Speisefische für die Feiertage ab. Von K at h a r i na Ja nsen (T ext) u n d U l r ich M a r x (F otos) L angsam gleitet der Kescher ins Wasser. Das Netz berührt den Boden des Teiches. Aufgeschreckt ziehen die knapp 200 Regenbogenforellen hektisch ihre Kreise. Ein Ruck geht durchs Wasser: Reinhard Rösch hebt das Fangnetz an, betrachtet die zuckenden Fische im Netz. In Handschuhen greift er nach einigen Tieren, und schon sind sie im gelben Eimer. In zahlreichen terrassenförmig angelegten Teichen züchtet Rösch aus dem Haigerachtal bei Gengenbach Bach- und Regenbogenforellen – vor Karfreitag geben sich die Kunden die Klinke in die Hand. Schon in der dritten Generation kümmert sich Rösch von der Brut über den Setzling bis zum Speisefisch jeden Tag um die Tiere. »Für mich stand immer fest, dass ich die Familienfischzucht übernehme«, sagt er, während sein Blick übers Wasser gleitet. Bereits als Kind stand er gerne im Garten an den zahlreichen Teichen neben dem Haus und beobachtete, wie die Fische gefüttert werden. Angefangen mit der Fischzucht hat 1928 sein Großvater Karl. Nach dem Krieg übernahm Vater Franz den elterlichen Betrieb und baute ihn aus. Heute führt der Fischwirt die Zucht mit seinem Vater. Seit damals hat sich viel geändert: »Früher hat man die Tiere noch mit einer selbstgemachten Mischung aus Brot gefüttert. Heute gelten ganz andere Standards.« Die Zeiten, in denen Forellenzüchter die Rohstoffe noch im Schlachthof holten und dann selbst kochten und zubereiteten, sind längst vorbei. Heute bekommen die Forellen hochwertiges Futter. Wie viele Fische in den Teichen zu Füßen der Michaels-Kapelle schwimmen, möchte Rösch nicht verraten. Eines ist aber sicher: Es sind vermutlich mehrere Tausend. chen die Fische im Winter? »Die Fo- re sind, desto körniger wird die Nahrellen sind Kaltblüter. Das heißt: Sie rung, die sie von Rösch erhalten. Nach passen sich der Umgebungstempera- ein bis zwei Jahren werden die herantur an.« Mit einem Schritt geht er an wachsenden Forellen in einen der Teiden Teichrand und zeigt auf die Was- che ausgesetzt. Wer über so viele Forellen verfügt, seroberfläche. Auf den ersten Blick der isst sie auch spiegelt sich dort gerne: »Das ist die Sonne. Auf den doch klar«, sagt zweiten tummeln Rösch mit einem sich dort dunkle Die kleinen Forellen Lachen. Ihm ist Schatten. »Je wärmüssen zunächst leres egal, ob es »Fomer das Wasser, relle blau« oder desto höher stehen nen, wie man isst. Ich »Müllerinnendie Forellen«, ermuss sie langsam an Art« gibt. Immer klärt Rösch beim wieder werden Blick auf den Teich. die Nahrung gewöhnen. auch neue RezepBei den milden te ausprobiert, daFrühlingstemperazu tauscht er sich turen fühlen sich die Tiere besonders wohl. Mit einer auch mit seinen Kunden aus. Die Liebe Schaufel wirft er eine Handvoll Korn- zum Fisch verbindet eben. Die Kunden strömen insbesondefutter ins Wasser und löst damit eine hektische Betriebsamkeit unter den re in den Frühlingsmonaten zur AnlaForellen aus. Die planschenden Tiere ge. »An Ostern herrscht bei uns Hoch­ betrieb«, berichtet der Gengenbacher. sind in ihrem Element. Da kämen viele, um sich einen Fisch öschs Steckenpferd ist die Zucht für Karfreitag oder die Ostertage ausder Tiere: Das Bruthaus neben zusuchen. Rösch beliefert aber auch dem Haus gleicht der Teichland- Hotels und Gaststätten in der Umgeschaft in seinem Garten. Das Wasser bung mit seinen knapp zwei Jahre alplätschert. Einziger Unterschied: Statt ten Regenbogenforellen. in naturbelassenen Teichen tummeln Seine Bachforellen sind indessen sich die Tiere in unterschiedlich gro- als Besatz-Fische für die Anglerteiche ßen Aluminium-Wannen, die in sie- und Bachläufe in der Region gedacht. ben Reihen aufgestellt sind und über Dazu verlädt der Züchter die Fische ein Rohrsystem mit Wasser versorgt in große Tonnen, in denen man auch werden. Nach Fisch riecht es auch hier Regenwasser auffangen könnte, und nicht: »Das liegt an der Größe und an transportiert sie an die gewünschte dem ständig fließenden Wasser«, er- Wasserstelle im Ortenaukreis oder im klärt Rösch. Schwarzwald. Mit einigen Tropfen Wasser beösch steht wieder an der Teichfeuchtet er seine Hände, ehe er in die landschaft. Erneut taucht er den Wanne mit den Fischeiern greift. Im Kescher ins Wasser. Einige Tiere Gegensatz zu den Fischen sind die Eier allerdings nicht glitschig. Sie sehen verfangen sich im engmaschigen Netz. nicht nur aus wie eine kleine Johannis- Für sie wird es ernst: Rösch streift sich beere, sondern fühlen sich auch ähn- eine weiße Schürze über. Mit einem ben das leise plätschernde Quell- lich weich an. Eine Abweichung gibt täubenden Schlag auf den Kopf und eiwasser, das durch ein ausgeklü- es allerdings: Das Ei bewegt sich ganz nem gezielten Messerstich ins Herz geltes Rohrsystem in die Gewä- leicht. »Das ist der Herzschlag der Fi- besiegelt er das Schicksal der ausgeser in seinem Garten fließt, hat sich sche«, erklärt der Fachmann, der das wählten Tiere. In manchen Situationen der Gengenbacher in den Jahren ge- knapp zwei Zentimeter große Ei wieder sei die Fischzucht nichts für zarte Gewöhnt. Mehr noch, für ihn ist es ein zurück zu den weiteren 2000 Eiern gibt. müter, sagt er. Dafür könne der Fisch beruhigendes Geräusch. »Das Wasser Nach drei bis vier Wochen schlüpfen nicht frischer sein. muss immer die Larven mit einem strömen, dann Dotter. In den ersten Eine Bildergalerie zu diesem Thema finden Sie unter : geht es den Fisechs Wochen leben w w w.b o.d e | We b co d e: 1 F 1 4 6 schen gut«, die Tiere von diesem Das Wasser muss sagt Rösch. Dotter. »Erst wenn dieAus diesem ser aufgezehrt ist, sind ◼ Nächste Woche lesen Sie: Discgolf – die immer fließen, nur Grund kondie Forellen schwimm- Sache mit der Scheibe. dann geht’s den trolliert er jefähig.« Die Mini-ForelForellen gut. den Morgen, ob len mit den Dottersäckdas Wasser aus chen bewahrt Rösch den Öffnungen in kleinen Gläsern im Getrennt von den Eiern hält Rösch des RohrsysBruthaus auf. »Wenn die Fische mit Dottersack in Glätems in die Teiche sprudelt. Im Herbst man die Tiere in kleinen Gruppen hält, sern (zweites Bild, links). Auch im und im Winter muss er überprüfen, ob ist es einfacher, sie an die Fremdnah- Bruthaus (2. Bild von unten) gibt es das Laub oder eine Wurzel die Leitun- rung zu gewöhnen.« Denn die Forel- ein Rohrsystem. Dort plätschert das gen verstopft. Zugefroren, waren die len müssten erst lernen zu essen. Das Quellwasser in Wannen, in denen sich Teiche »dem Klimawandel sei Dank« Fischfutter für die Eier ist zermah- die Zuchtfische tummeln. schon lang nicht mehr. Und was ma- len, so fein wie Staub. Je älter die Tie- » « R R A » «