ERRICHTUNG DER ERSTEN BAUPHASE DES BÜRO- UND GESCHÄFTSZENTRUMS EURO PLAZA AM WIENERBERG Bmstr. Ing. Reinhard Fischer REALISATION OF THE FIRST CONSTRUCTION PHASE ON THE EURO PLAZA OFFICE AND BUSINESS CENTRE PROJECT ON WIENERBERG HILL Built on a plot approx. 70,000m2 in area, the EURO PLAZA is to become one of Vienna‘s largest and most up-to-date office parks. After completion of all the construction phases, the office building complex will offer more than 120,000 m2 of multi-functional office space as well as service, storage, and business areas. Final completion is scheduled for the year 2007. Situated in a rising district in southern Vienna and affording a vast view of the Vienna Woods, the first of the seven building phases envisaged at the moment answers practically all the criteria of a highly developed office centre designed to meet any desire. The complex mainly consists of three independent office buildings with striking steel-aluminium façades. Underground car park levels interconnect the individual units. The first project phase provides for building about 30,000 m2 of office space with flexible interior partitioning. A joint venture sponsored by Porr Projekt und Hochbau AG completed the building within a record period of only thirteen months and handed over the turn-key project to the client in October 2002. EINLEITUNG Das EURO PLAZA soll einer der größten und modernsten Office Parks Wiens auf einem Grundstück von rund 70.000 m2 Fläche werden. Nach Fertigstellung aller Bauphasen wird der Bürokomplex mehr als 120.000 m2 multifunktional nutzbare Büroflächen sowie Service-, Lager- und Geschäftsflächen verfügen. Geplante Gesamtfertigstellung ist im Jahr 2007. Hohe Qualität, maximale Flexibilität, ansprechende Architektur, modernste Ausstattung sowie gute Verkehrsanbindung zeichnen für den renommierten Office Park am Wienerberg. Die erste von derzeit sieben geplanten Bauphasen erfüllt im Wesentlichen alle Kriterien eines hoch entwickelten bedarfsgerechten Bürozentrums in einer aufstrebenden, im südlichen Wien gelegenen Geschäftsmetropole mit weitreichendem Blick über den Wienerwald. Der Komplex besteht im Wesentlichen aus drei unabhängigen Bürogebäuden mit einer markanten Stahl-AluminiumGlasfassade. Die Verbindung der einzelnen Baukörper erfolgt durch die Tiefgaragengeschosse. In der ersten Bauphase werden rund 30.000 m2 Bürofläche mit flexiblem Raumkonzept errichtet. PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 Kapsch Immobilien GmbH (KIM, founded in 1996) acts as both owner and client. The contract for project development, planning and design, and letting was passed to Strauss & Partner Immobilien GmbH. Neumann & Partner was entrusted with the architectural design. The combination of an urban residential ensemble under a preservation order with the modern and impressive architecture of the EURO PLAZA adds a remarkable feature to the local town-scape and is a most welcome factor in the development of the Wienerberg district. Apart from a good site and high architectural quality, safety, technology, and flexibility have been matters of concern on this project. Thus, the EURO PLAZA meets all the quality criteria that are usually offered only by high-rise buildings. The EURO PLAZA affords not only external shading devices, but also mechanical ventilation, up-to-date cooling beams, bus control, daylightdependent illumination control, light wave guide cabling, primary and secondary cabling and other facilities to satisfy tenants’ wishes. Die Porr Projekt und Hochbau AG erhielt im August 2001 in Arbeitsgemeinschaft den Generalunternehmerauftrag für die Errichtung des schlüsselfertigen Bauvorhabens der ersten Bauphase. Die Kapsch Immobilien GmbH (KIM, gegründet 1996) fungiert dabei als Eigentümer und Bauherr. Mit Projektentwicklung, Planung und Vermietung wurde Strauss & Partner Immobilien GmbH beauftragt. Für das architektonische Konzept wurde das Büro Neumann & Partner betraut. Die Kombination von unter Denkmalschutz stehenden Ensembles der städtischen Wohnhausanlage mit der modernen und beeindruckenden Architektur des EURO PLAZA ist für das lokale Stadtbild eine großartige Bereicherung und für den Abschnitt Wienerberg eine begrüßenswerte Entwicklung. Für die Erstellung der Statik, der Schalungs- und Bewehrungspläne zeichnet das Büro Gritsch/Mencik. Die Arbeitsgemeinschaft konnte in einer Rekordbauzeit von nur dreizehn Monaten das Gebäude im Oktober 2002 schlüsselfertig an den Bauherrn übergeben. Außer der ausgezeichneten Lage und der hohen architektonischen Qualität spielen auch Sicherheit, Technik und Flexibilität eine bedeutende Rolle. So wurden im EURO PLAZA alle Qualitätskriterien verwirklicht, die 15 Foto: Rappersberger Ansicht Kranichberggasse sonst meist nur in Hochhäusern zum Einsatz kommen. So werden neben außenliegendem Sonnenschutz auch mechanische Be- und Entlüftung, modernste Kühlbalken, Doppelböden, Bus-Steuerung, außenlichtabhängige Beleuchtungsregelung, Lichtwellenleiterverkabelung, Primär- und Sekundär Verkabelung sowie größtmögliche Flexibilität für mieterspezifische Anforderungen angeboten. FACILITY MANAGEMENT IN PLANUNG INTEGRIERT Bei der Entwicklung von Projekten spielt die Einbringung des Facility Managements (FM) von Beginn an eine immer größere Rolle. So wurde parallel zu den Planungen des Architektenteams von der ersten Stunde an ein FM-Spezialist unterstützend zugezogen, der die gesamte Projektentwicklung und Projektplanung inklusive der Ausführungsüberwachung begleitet. Durch diese Maßnahme erhofft man sich eine Senkung der laufenden Betriebs- und Instandhaltungskosten um zirka zehn Prozent. Sämtliche Daten sind in einem kompletten Anlagenkennzeichnungssystem festgehalten und können von den Sonderfachleuten in das technische Gebäudehandbuch übernommen werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Office Park Euro Plaza beim Facility Management neue Wege geht. Außer klassischen FM-Dienstleistungen werden umfangreiche Serviceleistungen angeboten. Diese Serviceleistungen lassen sich am Standort leicht integrieren und ausüben, da ab Beginn der Projektentwicklung und Planung bereits ein komplettes Team aus FM-Dienstleistern die auf die Mieter ausgerichteten Dienstleistungen berücksichtigen. So kann die notwendige Infrastruktur bereits im Zuge der Errichtung geschaffen und für das Projekt maßgeschneidert implementiert werden. 16 INTELLIGENTE KOMMUNIKATIONSLÖSUNG Seit der Gründung der Firma Kapsch im Jahr 1892 hat das Unternehmen seine Position als Spezialist für intelligente Kommunikationslösungen stetig ausgebaut. Auch der Eigentümer selbst möchte die Vorzüge und Annehmlichkeiten seines Gebäudes nicht missen und wird einen Teil des Gebäudes selbst nutzen. Zur weitern Intensivierung einer gezielten Betreuung der Kunden und des Marktes wurde die Kapsch-Gruppe in vier fokussierende Produkt- bzw. Marktgesellschaften gegliedert, die als rechtlich selbstständige Unternehmen tätig sind. Als eines dieser Unternehmen nimmt die Kapsch Carrier Com AG nun mit 600 Mitarbeitern ihren Firmensitz im EURO PLAZA ein. GEBÄUDEBESCHREIBUNG Das gesamte Bauvorhaben sieht drei Einzelbaukörper mit sechs Geschossen und zwei darunter liegenden gemeinsamen Garagengeschossen vor. Die Anlage wird über die bestehende Kreuzung Wienerbergstraße/ Wurmbstraße erschlossen. Entlang der östlichen Grundgrenze wird eine zusätzliche Erschließungsstraße für Zulieferung und Einfahrt in die Tiefgarage errichtet. Die Anbindung an die Wienerbergstraße erfolgt mit einer Ampelregelung. Die unter den drei Bauwerken liegende Tiefgarage hat einen L-förmigen Grundriss mit einer Länge von ca. 160 m und einer Breite von 50 m, die sich unter dem Bauteil A auf 70 m erweitet. Der an der nördlichen Grundgrenze liegende Bauteil A hat einen rechteckigen Grundriss und liegt parallel zur Wienerbergstraße. Dieser Baukörper ist mit drei Aufzügen und zwei Stiegenhauskernen vertikal erschlossen. PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 Foto: Rappersberger Der Gebäudekomplex Der in der Mitte liegende Bauteil B hat einen H-förmigen Grundriss mit einer Länge von ca. 50 m und einer Breite von ca. 55 m. Die vertikale Erschließung erfolgt vom zweiten Untergeschoss bis in das Dachgeschoss mit vier Aufzügen und drei Stiegenhäusern. Der südlich gelegene Bauteil C hat die selben Grundrissabmessungen und gleiche Konzipierung wie der Bauteil B. Die einzelnen Geschosse sind zum Teil vertikal koppelbar und ermöglichen variable Größen und Nutzungstypologien der Büroeinheiten. Der Bauteil A wurde mit einer doppelschaligen Fassade als Lärmschutz zur Wienerbergstraße als Pfosten-Riegelfassade konstruiert und mit außen liegenden motorbetriebenen Jalousien ausgebildet. Die Bauteile B und C sind generell mit einer Pfosten-Riegelfassade in vier architektonisch unterschiedlichen Ausführungen ansprechend ausgeführt worden. Die motorbetriebenen Jalousien sind über die Bus-Steuerung regelbar. Die Untergeschosse wurden als Weiße Stahlbetonwanne aufgeführt. Der überwiegende Teil des Gebäudes ist in Stahlbetonskelettbauweise in Kombination von Ortbetonstützen und Flachdecken errichtet. Die Parapete sind aus Stahlbeton als Überzüge ausgeführt worden. Als Deckenlast ist 5 kN/m2 und in Einzelbereichen 10 kN/m2 angesetzt worden. Demzufolge und unter Berücksichti- gung der neuen Erdbebennorm haben sich für aufgehende Wände und Decken relativ hohe Bewehrungsanteile von 128 kg/m3 Beton ergeben. Die Haustechnikräume befinden sich generell in den zwei Untergeschossen, wobei einige Haustechnikräume zweigeschossig ausgeführt wurden. Auf dem Dach des Bauteils A sind die Glykol-Rückkühler situiert und schalltechnisch mit Schallschutzwänden abgegrenzt. Sämtliche Mietbereiche werden entsprechend den jeweiligen Ausstattungsbeschreibungen komplett mit den erforderlichen Medien versorgt. Die Gebäude werden mit einer zentralen, computergesteuerten Automationsanlage in modernster Ausführung ausgestattet, wobei im Wesentlichen die betriebstechnischen Einrichtungen und GEBÄUDEDATEN FLÄCHENBILANZ Umbauter Raum über Niveau ........................ 115.000 Umbauter Raum unter Niveau ......................... 55.000 Bruttogeschossfläche ........................................ 48.000 Nutzfläche Untergeschosse ............................. 16.300 Vermietbare Nettofläche ................................. 26.000 Allgemeinflächen ............................................. 4.000 Stellplätze .......................................................... 409 Fassadenfläche .............................................. 16.500 m3 m3 m2 m2 m2 m2 m2 Beim Mieterausbau wurde bei der Innenraum- und der Gartengestaltung auf die Grundsätze von Feng-Shui Bedacht genommen. Die Ausstattung der Gebäudeviertel erfolgte entsprechend den Himmelsrichtungen in den bestimmten Farben: Blau für Wasser im Norden, Grün für Holz im Osten, Rot für Feuer im Süden und Gelb für Erde im Westen. PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 17 EURO PLAZA – GLASDACHKONSTRUKTION – UNTERSICHT © 2002 · PORR-GRAFIKDIENST · P1202A12 Doppelböden, hochwertige Teppiche, leitfähige PVCBeläge für Serverräume und individuelle haustechnische Regelung runden den hohen Standard zusätzlich ab. Als krönender architektonischer Blickfang wurden bei den Bauteilen B und C je eine vorgespannte und unterspannte Glasdachkonstruktion vorgesehen. Die Vordachkonstruktion besteht im Wesentlichen aus drei vorgespannten Hauptträgern. Die einzeln unterspannten Glasfelder liegen auf einer ebenso unterspannten Sekundärträgerkonstruktion auf und sind mit speziellen Punkthaltern befestigt. Die Größe des Daches misst 19,20 x 8,50 m. Foto: Rappersberger Systeme geregelt, gesteuert, überwacht und optimiert werden. Zusätzlich ist das Haus sicherheitstechnisch mit Zutrittskontrolle, Videoüberwachung, Video-Gegensprechanlage und Alarmanlage ausgestattet. Die Regelung der einzelnen Bürobereiche erfolgt mieterspezifisch mit Bus-Steuerung. Besonderer Wert wurde auf die Ausstattung der Innenbereiche gelegt. Außer abgehängten Glasdecken aus satinierten VSG-Glaselementen, Wandverkleidungen aus emaillierten Gläsern, Verkleidungen mit Naturholzfurnier, Natursteinböden und Nirogeländern verfügt das Gebäude über Metallpaneeldecken mit Kühlpaneelen mit variablem Ausbauraster. Decke über dem Kellergeschoss – Beginn Erdgeschoss November 2001 18 PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 BAUABLAUF Foto: Rappersberger Baubeginn war am 22. August 2001 mit Rodungsarbeiten und Aushubarbeiten. Gleichzeitig wurde mit der Herstellung der Baugrubensicherung mit verankertem Trägerverbau begonnen. Aufgrund der angrenzenden empfindlichen Leiterplattenherstellung der Fa. Kapsch wurde uns verboten, die Träger zu rammen. Es musste daher eine erschütterungsfreie, aber zeitaufwendigere Methodik die wir durch Einbohren der Träger gewährleistet haben, angewandt werden. Die 80.000 m3 Baugrubenaushub wurden in 35 Tagen durchgeführt, was einer durchschnittlichen Aushubmenge von ca. 2.300 m3 per Tag entspricht. Alle vier Minuten verließ ein voll beladener Sattelzug die Baustelle. der durchschnittlichen Tagesleistung von 170 m3 Beton, 780 m2 Schalung und 22 t Bewehrung, waren insgesamt 140 Arbeiter erforderlich. Diese teilten sich in 61 Zimmerer, elf Betonierer, 45 Eisenbieger, sechs Kranführer, sechs Maurer, sieben Elektriker und vier Anleger. Noch während der Rohbauarbeiten wurde mit der Installation der Haustechnikanlagen im Gebäude begonnen. Zu diesem Zweck wurden Dichtebenen eingebaut, die gewährleistet haben, dass die Installationen reibungslos, beginnend in den Garagengeschossen und Haustechnikzentralen, erfolgen konnten. Die Innenausbauarbeiten wurden gestaffelt und in Abstimmung mit der Fertigstellung der Außenfassade nachgezogen. Dazu war es notwendig, die Fassade nach der bereichsweisen Montage der Profile geschossweise zu schließen. Rohbau, Februar 2002 Mit der Herstellung des ersten Abschnittes der Bodenplatte konnte bereits am 3. September 2001 begonnen werden. Fertigstellung der Bodenplatte gesamt war der 19. Oktober 2001. Bis dahin wurden 7.700 m3 Beton und 924 t Bewehrung eingebaut. Dies ergibt eine durchschnittliche Tagesmenge von 220 m3 Beton und 26,5 t Bewehrung. Bereits am 26. September 2001 wurde mit dem ersten Abschnitt des 8.100 m2 großen Kellers begonnen. Als ersten pönalisierter Zwischentermin wurde vertraglich der 23. November 2001 für die Fertigstellung der beiden Tiefgeschosse fixiert. Dieser Termin konnte unter vollstem Einsatz der gesamten Mannschaft sichergestellt werden. Der gesamte Rohbau wurde plangemäß am 28. Februar 2002 fertiggestellt. Zur Erreichung PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 Im Auftragsumfang ebenso enthalten war die Herstellung der gesamten Außenanlage in einem Gesamtausmaß von ca. 7.000 m2 inklusive der Einbindung in die Wienerbergstraße und die Neuherstellung der Kranichberggasse, die gleichzeitig mit der Gesamtfertigstellung an den Bauherrn übergeben werden mussten. Hier wurden große Anforderungen an die Baulogistik gestellt, um einerseits den Fassadenbau nicht zu behindern und andererseits den Innenausbau mit den erforderlichen Materialtransporten nicht einzuengen. Die Disponierung musste auf diese Umstände der sich ständig ändernden Zufahrts- und Anlieferungsbedingungen regieren und täglich angepasst werden, zumal zusätzlich noch die Versorgungsleitungen verlegt werden mussten. 19 TERMINVERFOLGUNG Um die gesteckten Ziele des raschen und effizienten Bauablaufs mit der termingerechten Fertigstellung zu gewährleisten, war es notwendig, penibel genau ausgearbeitete Bauzeitpläne, die sämtliche Arbeitsschritte bis ins letzte Detail beinhalteten, zu erstellen und terminlich zu verfolgen. Um die Kontrolle über den Arbeitsfortschritt nicht zu verlieren, wurden sämtlich erstellten Bauzeitpläne und deren Arbeitsschritte in Form von Listen aufgestellt und ständig überwacht. In diesen Listen wurden SOLL- und IST-Termine sowie gesetzte Nachtermine wöchentlich eingetragen. Bauverzüge konnten somit unverzüglich ersichtlich gemacht und Sofortmaßnahmen eingeleitet werden. Nur mit diesem Instrumentarium war es uns als Generalunternehmer möglich, den gestellten Anforderungen hinsichtlich der terminlichen und qualitativen Ausführung gerecht zu werden. Jeder einzelne Subunternehmer konnte somit terminlich genau überwacht werden, wodurch sich bei etwaigem Bauverzug der zusätzliche Vorteil des Verursacher-Nachweises ergab. Die Baufertigstellung konnte daher erfolgreich am 15. Oktober 2002 an den Bauherrn gemeldet werden. Um den Baufortschritt in der kalten Jahreszeit möglichst nicht zu behindern war es notwendig, Winterbaumaßnahmen vorzusehen. Zur praxisgerechten Umsetzung der Vorschriften für Winterbaumaßnahmen wurden daher Anweisungen für den Polier und für die zuständigen Abschnittspoliere ausgearbeitet. Wichtig und Grundvoraussetzung für die Entscheidung, welche Maßnahmen einzuleiten waren, war die tägliche Temperaturkontrolle und Temperaturprognose. Auf dieser bauen sich sodann die Bestellung des Betons, die Ausschalfristen sowie die Nachbehandlung auf. ARBEITSANWEISUNGEN 1 Außentemperatur • Abschätzung der Temperatur je Tag (Temperaturprognose für 24 Stunden) zur richtigen Bestellung des Betons • Die Außentemperatur wird mit einem MAX-MINThermometer gemessen • Die Ablesung erfolgt je Betonierabschnitt täglich um 7,00 Uhr, 12 Uhr und 17,00 Uhr BEMUSTERUNGEN 2 Betonbestellung Die kurze Bauzeit von nur 13 Monaten hat verlangt, dass Bemusterungen (Musterbürozone und Fassade) gleichzeitig mit der Herstellung des Rohbaues erfolgen mussten. Zu diesem Zweck wurde im Oktober 2001 auf dem Bauareal ein Holzhaus, auf zwei Lagercontainern aufgebaut, errichtet. An den Außenseiten dieser Holzkonstruktion konnte die Fassade inklusiv Sonnenschutz zur Freigabe bemustert werden. Im Inneren wurde ein Musterbüro simuliert. Die Deckensysteme, der Doppelboden, Innentüren, Glasfelder, Fensterbretter und Zargen sowie sonstige für den Innenausbau erforderliche Materialien samt ihren Anschlüssen wurden bemustert. Es konnten somit in einer relativ frühen Phase die Ausführungsdetails mit dem Architekten abgestimmt und zur Freigabe an den Bauherrn übermittelt werden. Dies wirkte sich positiv auf die weitere wirtschaftliche Entwicklung des Bauvorhabens aus, da an so manchen Ausführungsdetails und Vereinfachungen trotz enger Bauzeit zeitgerecht ohne großen Druck gefeilt werden konnte. Ein weiterer Effekt ergab sich bei den Verhandlungen über den Innenausbau, da die Musterausführung dem Vertrag zugrunde gelegt werden konnte. BETONNACHBEHANDLUNG UND WINTERBAUMASSNAHMEN Um die vom Bauherrn geforderten Qualitätskriterien des Betons hinsichtlich der Oberfläche und errechneten Betonfestigkeit zu erreichen, wurden die Betonarbeiten und Schalungsarbeiten unter größter Bedachtnahme der Ö-NORM B 4.200 – 10. Teil ausgeführt und vom Bauherrn sowie vom Statiker ständig überwacht. 20 • Bis Temperatur von + 5 °C nach Plan • Bei Temperaturen unter 5 °C bis – 3 °C ist mindestens jedoch B 400 Zementgüte PZ 375 zu bestellen • Bei Temperaturen unter – 3 °C bis – 11 °C ist mindestens jedoch B 500 Konsistenz K4 (eventuell K3 mit Fließmittel auf K4) zu bestellen 3 Frischbetontemperatur • Bei Temperaturen bis + 5 °C normal • Bei Temperaturen unter 5 °C bis – 3 °C ist die Frischbetontemperatur auf + 10 °C anzuheben • Bei Temperaturen unter – 3 °C bis – 11 °C ist die Frischbetontemperatur auf + 15 °C anzuheben 4 Schutz von Wänden und Säulen • Bis Temperatur von + 5 °C sind keine Schutzmaßnahmen erforderlich • Bei Temperaturen unter 5 °C bis – 7 °C sind die Schalungen nach dem Betonieren mit Bauschutzmatte zu verhängen • Bei Temperaturen unter – 7 °C bis – 11 °C ist zusätzlich zu heizen 5 Schutz der Decken • Bei Temperaturen bis + 5 °C Verdunstungsschutz in einfacher Menge PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 • Bei Temperaturen unter 5 °C bis – 3 °C ist Verdunstungsschutz in doppelter Menge aufzubringen • Bei Temperaturen unter – 3 °C bis – 7 °C ist die Decke zusätzlich mit Bauschutzmatte abzudecken • Bei Temperaturen unter – 7 °C bis – 11 °C ist zusätzlich zu heizen 6 Ausschalfestigkeit • Bei Wänden und Säulen ist der Nachweis für die erforderliche Ausschalfestigkeit von 3,0 N/mm2 zu führen. • Bei Decken ist der Nachweis der erforderlichen Festigkeiten mittels Bauwerksprobekörper nachzuweisen. Zusätzliche Prüfung mit Rückprallhammer (Nachweis der Ausschalfestigkeit nach Forderung des Statikers, mindestens B 250 und 60 % der 28-TageFestigkeit.) um den Nachweis zu führen, dass die eingesetzten Maßnahmen zielführend sind. HAUPTMASSEN ROHBAU Aushub ......................................................... 80.000 Beton ............................................................ 29.500 Wandschalung ............................................... 31.000 Deckenschalung ............................................... 55.00 Säulenschalung ................................................ 5.600 Bewehrung ...................................................... 3.650 Stufenfertigteile ................................................... 350 m3 m3 m2 m2 m2 t m BAUGRUBENUMSCHLIESSUNG Außer der üblichen Probewürfelserien werden zum Nachweis der Erhöhung auch 4-Tage-Festigkeiten getestet und die Prüfungen mit dem Schmidt-Hammer dokumentiert. Bei Tagestemperatur unter – 12 °C wurden keine Betonierarbeiten durchgeführt. Entlang der Wienerbergstraße und in einem Teil der Kranichberggasse wurde ein verankerter Bohrträgerverbau mit Holzbohlenausfachung ausgeführt. Die Stahlträger wurden in Bohrlöcher versetzt, um einen gesicherten und erschütterungsarmen Einbau aufgrund der angrenzenden sensiblen Leiterplattenherstellung der Fa. Kapsch zu gewährleisten. Da der Boden Wechsellagen von schluffigen Sanden und schluffigen Tonen in steifplastischer bis halbfester Konsistenz aufgewiesen hat, konnte in allen restlichen Bereichen eine offene Baugrube mit freier Böschung ausgeführt werden. Um der Gefahr der Durchfeuchtung und des Abrutschens entgegenzuwirken, wurde die Böschung mittels Folie regendicht abgedeckt. TEMPERATURVERLAUF VERSICKERUNGSKONZEPT Es wurde auch der Temperaturverlauf in den Decken in der kalten Jahrezeit einer Überprüfung untergezogen, Als Besonderheit dieses Bauvorhabens und zur zusätzlichen Absicherung zur Erhaltung der geforderten Dicht- 7 Messergebnisse im BTB eintragen PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 21 EURO PLAZA – NEUBAU BÜROGEBÄUDE – LÄNGSSCHNITT +19,21 Bürogeschoße ± 0,00 Untergeschoße – 8,61 © 2002 · PORR-GRAFIKDIENST · P1202A11 heitsklassen wurden neben dem Einbau der herkömmlichen Arbeitsfugenbänder eine außenliegende vollflächige bituminöse Abdichtung und eine Drainagierung des Arbeitsgrabens, der auch als Retentionsgraben für die Oberflächenwässer dient, ausgeführt. Zu diesem Zweck wurden in der Höhenlage der Bodenplatte Drainageleitungen in entsprechender Dimensionierung verlegt. Das über die Hofüberfahrten abgeleitete Wasser wird an den Garagenwänden entlang zum kiesgefüllten Retentionsgraben, der im unteren Bereich des Arbeitsgraben angeordnet ist, geführt. Das Wasser wird dort so lange zwischengespeichert, bis es über zwei Sickerschächte durch die dichte Bodenschicht, die auf Höhe der Bodenplatte ansteht, in den durchlässigen Untergrund versickert. Die durchlässige, sandige Schotterschicht liegt nach Bodenerkundungen (Aufschlussbohrungen) 3 m unter Aushubniveau. Für diese Bodenschicht wurde mit Sickerversuchen der Durchlässigkeitsbeiwert ermittelt, und der Berechnung der Anlage zugrunde gelegt. Die zwei Sickerschächte wurden daher entsprechend den Aufschlüssen dimensioniert und bis in die durchlässige Bodenschicht abgeteuft. FASSADE Um die engen Termine laut dem Vertragsterminplan einzuhalten, wurde mit der Vorbereitung der Fassadenplanung bereits während der Herstellung der Bodenplatte im September 2001 begonnen. Die Bemusterung wurde im November 2001 auf dem Mustercontainer (wie beschrieben) durchgeführt und zur Freigabe an den Bauherrn vorgestellt. Die letztgültige Freigabe und Bestellung der Profile konnte somit bereits im Jänner 2002 erfolgen. Als Ausführungszeitraum für die 16.500 m2 Fassadenfläche wurden 14 Wochen angesetzt und auch exakt eingehalten. Mit der definitiven Montage der Elementfassade wurde am 25. März 2001 nach Abschluss der Vormontage (Basisprofil, Folie, Sturzkonstruktion usw.) begonnen. Die Fertigstellung der Gesamtfassade inklusive Sonnenschutz und Komplettierungsarbeiten konnte am 1. Juli 2001 nach nur 14 Wochen Bauzeit erfolgreich gemeldet werden. Die gesamte Fassade ist in vier unterschiedliche Ausführungsvarianten gegliedert, die wiederum in den verschiedenen Fassadentypen 1, 2, 3 und 4 gegliedert sind. Wagenseilgass e EURO PLAZA – NEUBAU BÜROGEBÄUDE ERDGESCHOSS MIT AUSSENANLAGEN A Wienerbergstraße Besucherparkplätze Besucherparkplätze B Besucherparkplätze Am Euro Plaza C . Ein- und Ausfahrt Tiefgarage Kranichberggasse N Erschließungsflächen Büroflächen © 2002 · PORR-GRAFIKDIENST · P1202A10 22 PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 Fassadentyp 1 Fassadentyp 4 Dieser Typ ist als doppelschalige Fassade ausgeführt, wobei an der Innenseite der Fassadentyp 2 zur Anwendung gelangt ist. Außen wurde aus schalltechnischen Foto: Rappersberger Ausgeführt als eingeschossige Pfosten-Riegel-Fassade mit Einsatzfensterelementen und Einbruchschutz. Der Einbruchschutz wird mit Kontaktbrücken und Glasspinnen gewährleistet. Die Eingänge sind in Form von Karusselltüren sowie mit Sicherheits-Drehtüren entsprechend den Anforderungen der diversen Mieter hergestellt. Die inneren Trennwandanschlüsse sind mit Rasterteilung der Fassade gegeben und können flexibel den jeweiligen Mieterwünschen angepasst werden. Der den ausgeführt. Die vertikalen Fugen sind im Stoßbereich mit Dichtfolie hinterlegt. Der Sonnenschutz wurde als Verbundjalousie, die über die Bus-Steuerung geregelt wird, projektiert. Ansicht Oststraße Sonnenschutz ist mit außen liegenden Raffstores, die mit E-Motor-Antrieb und Steuerung über Bus-System versorgt werden, ausgeführt. Fassadentyp 2 Ausgeführt als Pfosten-Riegel-Sonderkonstruktion mit eingesetzten SG-Drehkipp Flügeln im horizontalen Stulpbereich. Die vertikale Stulpausführung erfolgt in Sicherheits-Glas (SG) mit Nurglasübergang. Der außen liegende Sonnenschutz ist analog dem Fassadentyp 1 gelöst. Im Parapetbereich wurde eine Blechverkleidung aus mehrfach gekanteten hinterlüfteten Aluminiumblechen im Eloxalfarbton A6C0 vorgesehen. Die Besonderheit liegt in den Querformaten von 2.500 x 300 mm mit unsichtbarer Befestigung. Fassadentyp 3 Im Warmbereich gelangt eine Verbundfensterkonstruktion in Fensterbandbauweise mit eingesetzten DrehKippflügeln und Putzflügeln zur Ausführung. Der Kaltbereich ist mit einer zweiseitig linear gelagerten emaillierten ESG-Scheibe im RAL – Farbton der Fassa- PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002 Gründen an der Wienerbergstrasse eine Vorsatzschale im Raster der Fassade vorgesetzt. Je Geschoss wurde eine horizontale Gitterrostabdeckung mit Brandrauchabschottungen entsprechend der Wiener Bauordnung eingesetzt. Die Belüftung im Zwischenraum erfolgt über Labyrinthschottbleche. Bauphysikalische Werte der Fassadenkonstruktion: • Rahmenmaterial der Gruppe 1 und 2.1, je nach Fassadentyp • U-Wert, mind. 1,4 W/m2K • g-Wert der Verglasung 0,6 • Sonnenschutz 0,13 und 0,27 • Resultierender Schallschutz: 43 dB HAUSTECHNISCHE UND ELEKTROTECHNISCHE ANLAGE Um die größtmöglichste Flexibilität zu gewährleisten, ist pro Fensterachse ein Kühlbalken deckenbündig angeordnet. Je nach gewünschter Raumteilung werden die Geräte steuerungstechnisch miteinander gekoppelt (mieterabhängig) und in das zentrale Gebäudemanagementsystem eingebunden. Entsprechend den geforderten Betriebszeiten und der Temperaturvorwahl werden 23 hält eine regelbare, tageslichtabhängige, sensorengesteuerte Regulierung. Alle Mietbereiche sind getrennt mess-, regel- und absperrbar. Für die jeweiligen mieterspezifischen Messungen werden eigene Passstücke für den nachträglichen Zählereinbau vorgehalten und durch die MSR-Technik individuell eingebaut. Des Weiteren verfügt das Gebäude über eine autarke Brandmeldeanlage, Videoüberwachung, Gegensprechanlage, Zutrittsanlage und Feuerlöschanlage. Die vertikale Versorgung erfolgt über elf Personenaufzüge mit hochwertiger Ausstattung, wie Edelstahlportalen, Natursteinböden, Verkleidungen aus emailliertem Glas, integrierten hinterleuchtete Spiegelelementen und Decken aus satiniertem VSG-Glas. Fünf davon sind als kombinierte Personen-Lastenaufzüge ausgelegt. Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Konzeption des Gebäudes auf weitestgehende Berücksichtigung der Mieterwünsche ausgerichtet ist. SCHLUSSBEMERKUNG Schon auf den ersten Blick beeindruckt das EURO PLAZA mit seiner markanten Stahl-Glas-Aluminiumfassade, die die Zukunftsorientierung des Projektes verkörpert. Mit seiner vielseitigen Anzahl verschiedener Materialien vermittelt es Offenheit und Transparenz und reflektiert so auch das Corporate Image des Office Parks. Das Gebäude erfüllt alle wesentlichen Kriterien eines hoch entwickelten Bürozentrums. Die PORR konnte mit der termingerechten Realisierung dieses unter schwierigen Bedingungen zu errichtenden Projektes wieder einmal ihre Kompetenz in der Abwicklung von Generalunternehmerleistungen unter Beweis stellen und die Vormachtstellung in der Branche abermals festigen. Foto: Rappersberger die Heizung und die Kühlung der einzelnen Räume durch das Automationssystem des Gebäudes geregelt, wobei zusätzlich über ein Bedienungselement pro Büroraum eine individuelle Temperaturanpassung erfolgen kann. Die konditionierte Frischluft wird über die Kühlbalken eingebracht und über Schlitzdurchlässe sowie über Lichtrasterelementen, verdeckt eingebaute Abluftauslässe, abgesaugt. Die Auslegung der Lüftung erfolgt im Bürobereich für einen zweifachen stündlichen Luftwechsel, in den Besprechungsräumen mit einem sechsfachen stündlichen Luftwechsel und in den Sonderbereichen, wie EDV/LAN-Räumen, je nach Anforderung und innerer Belastung. Dem Mieter wurden maximale Raumtemperaturen im Sommer mit + 26 °C bei + 32 °C Außentemperatur und 40 % relativer Luftfeuchtigkeit zugesichert. Im Winter und in der Übergangzeit sind die Heizungsanlagen derart ausgelegt, dass eine Raumtemperatur von + 23 °C erreicht werden kann. Die Kälteversorgung erfolgt mit Kompressionskältemaschinen, die in der Technikzentrale im ersten Obergeschoss angeordnet sind. Die Kondensatorwärme wird über Glykol-Rückkühler auf dem Dach abgeführt. Der Gesamtkältebedarf des Komplexes ist ca. 1.800 kW. Die Wärmeversorgung erfolgt mittels Fernwärme. Der Gebäudewärmebedarf beträgt 2.300 kW. Die Versorgung der Arbeitsplätze mit elektrischer Energie erfolgt grundsätzlich über den Doppelboden, mit eingelassenen Bodendosen individuell ausstattbar. Auf Wunsch werden auch interne EDV-Verkabelungen und Sondersteuerungen im Programm angeboten. Die Beleuchtung erfolgt im Wesentlichen mit zwei Reihen eingelassener Spiegelrasterleuchten, parallel zur Außenwand in Abstimmung mit dem Außenraster (Achsraster), mit einer Beleuchtungsstärke von 500 Lux. Die dem Fenster zugewandte vordere Leuchtenreihe ent- Büro- und Geschäftszentrum EURO PLAZA 24 PORR-Nachrichten Nr. 141, 2002