Vom Altbau zum modernen Ladenkonzept - Eilbote

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Serie Bauen
Vom Altbau zum modernen Ladenkonzept
Die Gartenland GmbH hat in Zeven (Niedersachsen) im letzten Jahr eine neue Zentrale errichtet. Der Clou: Der
Motorgeräte-Fachhändler hat dafür nicht neu gebaut, sondern ein bestehendes Gebäude an die eigenen
Bedürfnisse angepasst. Herausgekommen ist ein modernes Geschäft mit besonderem Flair.
© Neumann
1) Der Eingangsbereich der Gartenland GmbH in Zeven-Aspe.
Wer das Geschäft der Gartenland GmbH in Zeven-Aspe (Niedersachsen) betritt, merkt sofort: Dieses ist kein
gewöhnlicher Motorgeräte-Fachhandel. Der 2.000 m2 große Verkaufsraum ist sehr hell und übersichtlich. Mehrere
Pfeiler unterteilen die Fläche. Aus acht 4 x 4 m großen Dachfenstern fällt sehr viel Tageslicht in den Raum. Der
Blickfang liegt jedoch in der Mitte: Unter einer 20 x 20 m großen Glaskuppel befindet sich ein kleiner Teich, in dem
sich 15 Koi-Karpfen tummeln. Eine Holzterrasse mit Sitzgelegenheiten lädt hier zum Verweilen ein. Hinter dem
Teich, so scheint es, lässt sich ein Park mit Bäumen erkennen. „Hier haben wir eine zehn Meter lange Wand mit
einem farbigen Motiv bespannt, das wir je nach Jahreszeit wechseln können“, erklärt Geschäftsführer Volker
Mahnken.
Ehemaliges Bürogebäude
Das Ambiente macht sich gut als Ladeneinrichtung – war aber ursprünglich gar nicht dafür vorgesehen. Denn das
Gebäude mit den Außenmaßen 60 mal 60 m war in den 90er Jahren von einem Maschinenbauunternehmen, das
inzwischen pleite ist, als Büroraum errichtet worden. Anschließend wechselte der Bau mehrmals seinen Besitzer
und diente zuletzt einem Händler von Wohnmobilen als Geschäftsraum. „Als das Gebäude verkauft werden sollte,
haben wir darin eine große Chance gesehen“, schildert Mahnken den weiteren Werdegang. Denn Gartenland war
auf der Suche nach einem neuen Standort, das bisherige Gelände in Heeslingen reichte mit 500 m2
Verkaufsraumfläche und 250 m2 für die Werkstatt nicht mehr aus.
Vieles sprach dafür, das bestehende Gebäude zu übernehmen:
Die Lage am Rande eines gut besuchten Gewerbegebietes und direkt an einem vielbefahrenen
Autobahnzubringer am Rande der Kleinstadt Zeven ist hervorragend.
● Der Standort ist nicht weit weg vom alten Firmensitz, so dass sich die Kunden nicht zu sehr umstellen müssen.
● Das Gebäude besitzt eine Werkstatt mit großen Toren, die sehr gut zu dem Anbieter von Motorgeräten und
Kommunaltechnik passt. Insgesamt hat das Gebäude 4.000 m2, das Gelände umfasst 20.000 m2 mit der
Option zur Erweiterung.
● Während ein Neubau meistens eher funktional ist, schafft dieser quadratische Bau mit dem zentralen,
achteckigen Kuppeldach und acht herum gruppierten Dachfenstern eine einzigartige Atmosphäre.
●
Aufwändige Umnutzung
Trotz der vielen Vorteile war die Umnutzung dennoch eine Herausforderung. Denn der Innenraum bestand
überwiegend aus Großraumbüros, einen großen Verkaufsraum hat es nicht gegeben. Daher war auch die
Tragfähigkeit des Fußbodens nicht auf das Gewicht schwerer Maschinen ausgelegt. „Wir haben den Boden
komplett herausgenommen und eine neue Sohle nach Industriestandart angefertigt“, berichtet der Geschäftsführer.
Der Vorteil: Dank dieser Maßnahme ließen sich gleich Wärmeleitungsrohre der Heizung und Kabelschächte im
Boden verlegen.
Wärmepumpe heizt und kühlt
Denn Gartenland hat sich für eine Luft-Wärmepumpe als Heizungssystem entschieden. Dieses Gerät arbeitet nach
dem umgekehrten Kühlschrankprinzip: Mittels Verdampfung und Verdichtung wird mithilfe von Strom eine
Niedertemperatur-Wärme erzeugt, die für eine Fußbodenheizung ideal ist. Die Fußbodenheizung dagegen sorgt für
eine angenehme, aufsteigende Wärme im gesamten Gebäude.
Die Heizung reicht bis ca. minus 3 Grad Außentemperatur. Als Ergänzung für kältere Tage nutzen sie einen
Erdgaskessel mit Brennwerttechnik, der an das bestehende Heizungssystem des Vorbesitzers angeschlossen
werden konnte.
Der Vorteil der Wärmepumpe: Sie kann nicht nur Wärme, sondern im Sommer auch Kälte erzeugen, so dass sich
das Heizungssystem auch zum Kühlen nutzen lässt. Das System soll eine Temperaturdifferenz von bis zu 8 °C
gegenüber der Außentemperatur schaffen. Das bedeutet: Ist es draußen 30 °C, lässt sich das Gebäudeinnere auf
ca. 22 °C klimatisieren. „Das viele Glas sorgt zwar für viel Licht, aber auch für Sonnenwärme im Sommer, die das
Gebäude stark aufheizen kann“, begründet Mahnken diese Maßnahme. Zu den weiteren Umbauarbeiten gehörte
die Neugestaltung der Außenfassade. Neben einem neuen Anstrich sind die Eingänge jetzt mit einem Holzrahmen
versehen.
Neugestaltung der Fassade
Auch Parkplätze und Grünanlagen, das Zaunsystem und die Überwachung per Videokameras hat Gartenland neu
gestaltet. Dagegen brauchten sie die Wände oder das Dach nicht neu isolieren, die Qualität reichte aus, um
heutige Effizienzstandards zu erfüllen.
An zwei Seiten des Gebäudes sind weithin sichtbar Neumaschinen verteilt. Rund ein Drittel der Maschinen hat
Gartenland draußen platziert, das Gros ist im Verkaufsraum untergebracht.
Rechts Privatkunden, links Profis
Der Verkaufsraum ist jetzt so gestaltet, dass sich rechts vom Eingang der Empfangstresen befindet. Der Besucher
findet auf der rechten Seite des Mittelgangs die Konsumergeräte wie Rasenmäher, Motorsägen, Freischneider
usw. Die Geräte sind teilweise auf Podesten aufgebaut wie z.B. Mähroboter auf einer Kunstrasenfläche. Diese
Podeste haben Rollen, sodass sie sich verschieben lassen. Die Gebäudeecke, die zur Straße ausgerichtet ist, ist
zudem ähnlich einem Wintergarten mit zum Boden reichenden Fenstern gestaltet. Damit haben auch Betrachter
von außen einen guten Einblick in das Ladeninnere.
Auf der linken Seite stehen die Profimaschinen, angefangen von Golfpflegegeräten bis hin zu Kubota
Kommunaltraktoren. „Wir haben die Geräte so angeordnet, dass sie thematisch in Gruppen stehen, also kein
Shop-in-Shop-Konzept der Hersteller gewählt“, erklärt Mahnken. So finden die Kunden z.B. die Rasenmäher aller
vertretenden Hersteller sowie der Eigenmarke „Gartenland“ an einer Stelle und nicht – wie es sich die Hersteller
wünschen – beispielsweise alle Stihl- oder Honda-Produkte in einer Ecke.
Links vom Eingang sind auch die Büros der Geschäftsführung, der Einkäufer und für die Verwaltung untergebracht.
Schulungsraum mit Testgelände
An den Verkaufsraum grenzt ein Schulungsraum mit 120 m2 Fläche an, in dem sich Partnerhändler im Rahmen
der „Gartenland-Akademie“ zu bestimmten Themen weiterbilden können, z.B. zu Servicedienstleistungen rund um
den Mähroboter. Vom Schulungsraum aus gelangen die Teilnehmer zu einem separaten Testgelände, ohne durch
den Verkaufsraum gehen zu müssen. Damit lassen sich Theorie und Praxis gut miteinander verbinden. „Hier
wollen wir beispielsweise auch den Motorsägenschein für Endkunden und andere Schulungen anbieten“, stellt
Mahnken in Aussicht.
Außerdem sind im hinteren Teil des Gebäudes Sozialräume für die Mitarbeiter sowie eine Mitarbeiterküche
angeschlossen, die Gartenland auch vom Vorbesitzer übernehmen konnte.
Über einen separaten Eingang können die Kunden zu reparierende Geräte gleich am Ersatzteiltresen abgeben
oder hier auch Ersatzteile abholen. Dafür können sie mit ihrem Auto gleich bis vor die Tür der Service-Annahme
fahren, ohne durch den Verkaufsraum zu müssen. Gleich hinter dem ET-Tresen sitzt der Werkstattleiter. Und von
seinem Büro geht es in die Werkstatt, die Gartenland auch übernehmen konnte.
Sie ist mit 750 m2 sehr großzügig ausgelegt. Eine angrenzende Waschhalle ist so integriert, dass die Maschinen
nach der Reinigung direkt in die Werkstatt auf die Bühne gefahren werden können. Allerdings mussten die
Stromversorgung und die Altölentsorgung auf den neuesten Stand gebracht werden. Das Altöl wird in einem
zentralen Behälter gelagert, wo es per Lkw abgesaugt werden kann.
Außerdem hat Gartenland einen Schwenkkran in der Werkstatt ergänzt. Eine Hebebühne sowie zwei versenkbare
Bühnen waren dagegen schon vorhanden. Auch sind die vorhandenen Tore in beiden Werkstatträumen für die
Geräte ausreichend. Während der vordere Raum auf Kleingeräte bis zum Rasenmäher ausgelegt ist, lassen sich
im hinteren Raum auch Kommunaltraktoren reparieren.
Schallisolierter Raum für laufende Maschinen
Damit die Mitarbeiter nicht von laufenden Geräten wie Motorsägen oder dem Lärm des
Sägeketten-Schärfautomaten gestört werden, hat Gartenland für diese Arbeiten einen komplett schallisolierten
Raum eingerichtet. Daneben gibt es einen eigenen Raum mit Absauganlage zur Reparatur von größeren
Reinigungsmaschinen mit Verbrennungsmotor.
Als Service bietet Gartenland auch die Überwinterung der Mähroboter an. Sie werden in einem separaten Raum
gelagert, wo sie die entsprechenden Software-Updates sowie eine regelmäßige Akku-Ladung erhalten.
Anschauungsobjekt für Partnerhändler
Das Gebäude soll auch als Demonstrationsobjekt für andere Händler dienen, die sich Anregungen für eigene
Geschäfte holen können – auch hinsichtlich Regalsystemen usw. „Unser System lässt sich auch auf kleine
Verkaufsräume übertragen“, betont Mahnken.
Heute arbeiten in dem neuen Gebäude 30 Mitarbeiter, davon sieben in der Werkstatt, sieben im Innendienst
einschließlich Verkauf und Webshop. Dazu kommen der Geschäftsführer, zwei Einkäufer, zwei Serviceassistenten,
zwei Lageristen und ein Werkstattmeister. Der Rest ist in der Verwaltung sowie im Außendienst tätig.
Insgesamt hat Gartenland für Kauf und Gebäude rund 3,2 Mio. Euro investiert. „Für das Geld hätten wir zwar auch
neu bauen können. Aber dafür hätten wir kein so außergewöhnliches Gebäude in sehr guter Lage bekommen“,
resümiert Volker Mahnken.
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Volker Mahnken, Gesch
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