1. Absolutismus, Aufklärung und das Josephinische Zeitalter Österreich von Friedrich III. bis zu Karl VI. Um Ihnen den Verfall und Aufstieg der Residenzstadt Wien zwischen 1485 und 1683 vor Augen zu führen, muss ich mit Matthias Corvinus und Friedrich III. beginnen. Der Habsburger Friedrich bekam den Spottnamen "des Römischen Reiches Erzschlafmütze". Da er seinen Untertanen keine politische oder wirtschaftliche Sicherheit bieten konnte, waren die Bürger Wiens immer auf der Seite seiner Gegner: zuerst auf der von Albrecht VI., dem streitbaren Bruder von Friedrich, später unterstützten sie Matthias Corvinus. Dies verurteilte Friedrich zu einem Wanderleben: er residierte abwechselnd in Graz, Linz und in Wiener Neustadt. Wiener Neustadt mochte er am meisten, hier baute er die Burg und das Neukloster (Zisterzienserstift zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Wiener Neustadt, 1444 gegründet). Auf vielen repräsentativen Bauten (zum Beispiel Ruprechtskirche in Wien, Burg in Wiener Neustadt, Westportal des Grazer Doms), auf seinem Prunkwagen usw. ließ er die Vokalreihe AEIOU anbringen. Zeitgenossen und Nachwelt gaben dieser Vokalreihe verschiedene Deutungen: "Austriae est imperare orbi universo" (lateinisch = Es ist Österreichs Bestimmung, die Welt zu beherrschen), "Austria erit in orbe ultima" (lateinisch = Österreich wird ewig sein) oder "Alles Erdreich ist Österreich untertan". Die Vokalreihe ist vielleicht ein Ausdruck des magisch-mystischen Formelglaubens des Kaisers, vor allem aber bezeugt sie seinen Glauben an die Sendung des Hauses Österreich. 1485 muß also der Habsburgerherzog Friedrich V., der spätere Kaiser Friedrich III., seine Residenzstadt Wien dem Ungarnkönig Matthias I. überlassen, der jedoch 1490 stirbt. Der Tod seiner Gegner sicherte Friedrich III. recht häufig , dass er zwar spät, aber doch Oberhand behalten sollte. Zu den größten Glücksfällen führte damals die Habsburgische Heiratspolitik. Mögen andere Kriege führen, Du glückliches Österreich heirate wurde zum Motto der Dynastie. Wie kamen die Habsburger zu den reichen niederländischen Provinzen und zu Spanien? Durch ihre Heiratspolitik. Der Burgunder Herzog Karl der Kühne nahm dem Tiroler Herzog, dem Habsburger Siegmund den Münzreichen, Thurgau und weitere Güter in Breisgau, Sundgau und in Elsass. Mit Hilfe von Schweizer Söldnern gelang es den Habsburgern ihn wieder zum Rückzug zu zwingen und als Friedenspfand wurde die Tochter Karls des Kühnen mit dem Habsburger Maximilian I. verlobt. Friedrichs Sohn Maximilian I. (1459-1519) heiratete dann die alleinige Erbin des reichen Burgund im August 1477, nachdem ihr Vater im Frühjahr in der Schlacht bei Nancy gefallen war. Als sie 1482 starb, war ihr Sohn mit Maximilian, Philipp der Schöne, der Erbe. Maximilian I. setzte die Politik seines Vaters erfolgreich fort: Durch die Vermählung seines Sohnes Philipp I. (Philipp der Schöne) mit der spanischen Infantin Johanna von Kastilien (Johanna die Wahnsinnige). Ihr Bruder sollte Philipps Schwester heiraten. Durch diese spanisch-habsburgerische Doppelhochzeit sollte der Erzfeind Frankreich geographisch umzingelt werden. Der Sohn von Philipp und Johanna von Kastilien war Karl V., er wurde zum Erben Spanien und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches. Durch den Erbvertrag zwischen den Jagellonen und Habsburgern fiel die böhmische und ungarische Krone den Habsburgern zu. Noch vor der Geburt Ludwigs III. von Jagello hatte man ihm 1506 die Enkelin Kaiser Maximilians, Maria, zu Frau bestimmt. Ludwig legte am 11. Dezember 1521 den Krönungseid ab und nahm damit die Regierungsgeschäfte selbst in die Hand. 1522 heiratete er Maria, doch die Ehe blieb kinderlos. Er fiel am 29. August 1526 als Zwanzigjähriger in der Schlacht von Mohács. Zum Nachfolger des letzten Jagellonen auf dem böhmischen und ungarischen Thron wurde Ferdinand, Enkel Maximilians I. und Bruder Karls V. Schon 1521/22 erhielt er die österreichischen Erblande. Als König von Böhmen und Ungarn (seit 1526) wurde er zum Begründer der habsburgischen Donaumonarchie. Sein politischer Einfluss im Reich als Stellvertreter Karls V. vergrößerte sich durch seine Wahl zum Röm. König (1531). Seit Ferdinand und Karl V. erstreckte sich das Habsburgerreich von Ungarn im Osten bis nach Spanien und seinen überseeischen Eroberungen. Hatte früher Matthias Corvinus die Türken zurückgehalten, mußte 1529 Ferdinand und seine Residenz Wien selbst eine türkische Belagerung abwehren. Die osmanische Streitmacht umfasste möglicherweise über eine Viertel Millionen Menschen, die jedoch mehrheitlich dem Tross angehörten. Der wehrhafte Teil des Heeres umfasste etwa 80.000 osmanische und 6.000 ungarische Kämpfer. Neben zahlreichen anatolischen Reitern (Sipahis) umfasste das Heer fast 20.000 Janitscharen, einem aus umerzogenen Christenjungen gebildeten Elitetruppen. Trotz ihres rechtlichen Sklavenstatus erhielten die Janitscharen Sold, der direkt aus der Kasse des Herrschers stammte. Die Janitscharentruppen wurden immer vom Sultan selbst in die Schlacht geführt und bekamen einen Anteil an der Beute. Wien wurde von der Stadtgarnison, einer städtischen Miliz und mehreren Hundert deutschen und spanischen Söldnern verteidigt. Insgesamt konnten die Verteidiger der Stadt etwa 22.000 Fußsoldaten und 2000 Reiter aufbieten. Insbesondere die Söldnertruppen (Landsknechte) waren mit Piken1 und Arkebusen (einer Handfeuerwaffe mit langem Lauf, auch Hakenbüchsen genannt), bestens bewaffnet und hatten sich während der Italienkriege mit fortschrittlichen Taktiken vertraut machen können. Die zahlenmäßige Überlegenheit der Belagerer war jedoch erheblich, die alte Stadtmauer Wiens mangelhaft. Erzherzog Ferdinand bat seinen Bruder Karl V. war vergeblich um Hilfe, da Karl mit seinem Heer in Italien gegen französische Streitkräfte kämpfte. Man ließ sämtliche Gebäude außerhalb der Stadtmauer abreißen, um ein freies Schussfeld zu ermöglichen und um den Angreifern Möglichkeiten zur Deckung zu nehmen. Dieses ungedeckte, [einer Festung] vorgelagerte Gelände hieß ein Glacis [gla´si:].Außerdem ordnete man die Evakuierung mehrerer Tausend Frauen und Kinder an, die aber auf ihrem Weg in sicheres Territorium osmanischen Truppen zum Opfer fielen und versklavt oder zu Tode gefoltert wurden. Nachdem ein christlicher Überläufer den Verteidigern Wiens die Pläne der Belagerer mitteilte, konnten die türkischen Mineure2 mehrere Breschen in die Wiener Stadtmauer sprengen, in denen es zu heftigen Kämpfen kam. Die Verteidiger errichteten Palisaden hinter den Breschen, hoben Gräben aus und bildeten dichte Formationen aus Pikenieren und Arkebusieren, gegen die die türkischen Janitscharen wenig auszurichten vermochten. Stoßwaffe mit langem, hölzernem Schaft und Eisenspitze, vgl.: sloužil od píky, von der Pike auf dienen/lernen/etw. erlernen (ugs.; eine Ausbildung von der untersten Stufe beginnen, einen Beruf von Grund auf erlernen; urspr.= als gemeiner Soldat [mit der Pike] beginnen). 1 2 Der Mineur hatte bei Belagerungen die Aufgabe, unter den Mauern der belagerten Festung hindurch einen Stollen zu graben und das Fundament eines Befestigungswerkes zu unterminieren. Er legte dort ein Feuer, das die Abstützung des Stollens zerstörte, und brachte das Werk auf diese Weise zum Einstürzen. Mit dem Aufkommen des Schießpulvers wurde das Unterminieren noch wirksamer. Die Versorgungslage des osmanischen Heeres war äußerst schlecht, da der Nachschub durch die völlig aufgeweichten Straßen aufgehalten wurde. Zudem stand der Wintereinbruch bevor, so dass eine längere Belagerung ausgeschlossen war. Erstmalig in der Geschichte des Osmanischen Reiches äußerten die Janitscharen dem Sultan gegenüber ihren Unmut, woraufhin sie von Süleyman durch die Zusicherung einer großen Belohnung zu einem letzten Sturmangriff überredet werden konnten, bevor man die Belagerung aufgrund der Wetterverhältnisse abbrechen würde. Die Osmanen zogen sich zurück nach Belgrad, um einen erneuten Angriff auf Ungarn zu starten. Das osmanische Heer hatte fast 20.000 Todesopfer hinnehmen müssen, unter denen sich zahlreiche Janitscharen und Sipahis befanden. Die Verluste der Belagerten waren deutlich geringer, doch aufgrund der hohen Anzahl an Verletzten und Kranken waren die Mauern Wiens zuletzt nur noch von wenigen Tausend Soldaten bemannt worden. Wesentlich schlimmer waren die Folgen im Umland von Wien, das von den Akinçi verwüstet und weitgehend entvölkert worden war. Das Osmanische Reich erreichte unter Süleyman I 3 seinen Zenit. Die zweite Belagerung Wiens im Jahre 1683 war ein letzter großer Kraftakt der Osmanen, der ebenfalls scheiterte. Die Habsburger hatten Wien nach der ersten Belagerung zu einer zeitgemäßen Artilleriefestung ausgebaut, so dass die Wiener 1683 lange genug standhalten konnten, bis ein Entsatzheer eintraf und das osmanische Heer vertrieb. In der Zeit der ersten türkischen Belagerung waren drei Viertel der Wiener Bevölkerung protestantisch. Ferdinad I. (1521 – 1564) holte die Jesuiten nach Wien. Den Höhepunkt des Protestantismus in Wien wird unter Maximilian II. erreicht . Eine stärkere Rekatholisierung setzt erst unter Rudolf II. ein. Serviten4, Paulaner5, Karmeliten6 und Barmherzige Brüder7 (Serviten – ‚Alser Grund, Paulaner – Wiedner Hauptstraße, Karmeliten und Barmherzige Brüder im II. Bezirk), kommen dann unter Rudolfs Bruder Mathias nach Wien. Der Aufschwung der Stadt wurde durch eine Pestepidemie 1679 unterbrochen. Die Verteidigung Wiens war 1683 durch die osamischen Verbündeten Franzosen erschwert. Die Reunionskriege bedeuteten, dass weite Elsässische, pfälzische und rheinische Gebiete unter französischer Besatzung kamen: 1681 wurde Straßburg besetzt, 1688 sind die Franzosen in die Pfalz einmarschiert (im Namen seiner Schwägerin Elisabeth Charlote von der Pfalz aus 3 Süleyman Bahceci, der Prächtige (1495-1566 vor Szigetvár in Südungarn; hebr. Salomo; auch Suleiman oder Soliman genannt) 4 Serviten – Ordo Servorum Mariae, schon 1233 als Betlerorden ( v Praze Na Slupi, Hora Matky Boží u Králík, Jaroměřice nad Rokytnou) gegründet. Paulaner – Ordo minimorum, 1435 vom Hl. Franziskus aus Paola in Kalabrien, V. F. Durych, Hebraeist und Slawist, studierte nach der Aufllösung des Prager Klosters 1784 Slavica in Wien in der Hofbiliothek. 1796 das Wiener Kloster aufgelöst, danach lebte er in Armut in Trutnov / Trautenau, Bibelübersetzung mit Procházka. Pirnitz, Frain, Mödritz 5 Karmeliten – Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo, 1209, Bettelorden, Prag. Maria Schnee, 1347, St. Gallen in Prag später. Ordo Fratrum Discalcetorum ...- ein reformierter Zweig, im 16. Jh. In Spanien (Theresa von Avilla), Bambino di Praga – Die siegtreiche Maria - 1624 Heute Kostelní Vydří 6 Barmherzige Brüder – Ordo Hospitalarius S. Ioannis de Deo, 1537 in Granada, Hl. Simon und Juda, 1620, Kukus, Feldsberg, Prosnitz, Altbrünn, 7 der erloschenen pfälzischen Kurlinie strebte 1683 der König Ludwig XIV. französische Reunionen an. Im Frieden von Rijswijk die meisten Reunionen außer Straßburg und Elsaß kamen zurück ans Reich. Bei der türkischen Belagenrung Wien im Jahre 1683 gab es 230 000 Soldaten im türkischen Lager und nur 1100 Soldaten und 6000 Mann in Miliztruppen verteidigten die Stadt. In der Stadt haben Hunger, rote Ruhr grassiert, der Bürgermeister Liebenberg stirbt daran. Am 12. 9. 1683 befreit das 75 000 Mann starke Entsatzheer des Herzogs Karl von Lothringen und des Polenkönigs Sobieski die Stadt. Der Stadtkommandandt Graf Rüdiger von Starhemberg gilt in Wien als Held und hat ein Denkmal gegenüber der Universität auf dem Ring. Der berümteste Prediger in der Zeit der Türkenbelagerung war Abraham a Sancta Clara (geb. 1644) Er trat 1662 in den Orden der Augustiner-Barfüßer ein. Nach Studienjahren in Prag und Ferrara erfolgte 1666 die Priesterweihe. 1672 wurde er nach Wien berufen, 1677 wurde er von Kaiser Leopold I. zum Hofprediger ernannt. 1680-1683 war Abraham a Sancta Clara Prior im Augustinerkloster Maria-Brunn bei Wien, 1683-1688 Kanzelredner in Graz. In der Kaiserstadt hatte er sich schon während der Pestepidemie (1679) und im Jahr der Türkenbelagerung (1683) mit größtem persönlichen Einsatz für die notleidende Bevölkerung einen Namen gemacht. Seine temperamentvoll vorgetragenen Predigten fanden in ihrer Mischung aus religiösem Eifer und treffsicherer Satire an den Stätten seiner Wirksamkeit massenhaften Zulauf aus allen Schichten. Zahlreiche Einzeldrucke der Kanzelreden kursierten als Flugschriften, so vor allem die Pest-Predigten Mercks Wienn, Das ist: Deß wütenden Todts, ein umständige Beschreibung (Wien/Landshut 1680.Neudr. Tüb. 1983), und sein Appell zur Ermutigung der Wiener in der Türkennot Auff, auff, Ihr Christen! Das ist: Ein bewegliche Anfrischung der christlichen Waffen wider den Türckischen Bluet-Egel (Salzb./Wien 1683). Barockkaiser: Leopold I. (1657 – 1705). In seiner Regierungszeit entstand der Leopoldinische Trakt der Wiener Hofburg (zwischen 1660 bis 1680, Giovanni Pietro Tencala, italienisches Frühbarock). Nach der Türkenbelagerung Wioens entstand schon 1686 die Augsburger Liga (Spanien, Schweden, Bayern, fränkische und baerische Reichsstädte). Schon 1541 wurde Buda von den Türken erobert und sollte 145 Jahre unter osmanischer Herrschaft liegen. Durch die türkische Niederlage von 1683 sah Leopold I. nun endlich die Chance gekommen zum Gegenschlag auszuholen. König Sobieski von Polen, Kaiser Leopold I. und die Republik Venedig schlossen ein Bündnis, welches sich ausschließlich gegen die Osmanen richten sollte. 1686 wurde Buda erobert, 1687 fand die zweite Schlacht bei Mohács statt: Der kaiserliche Sieg hatte zur Folge, dass die ungarischen Stände auf dem Pressburger Reichstag die Erblichkeit der ungarischen Krone im Haus Habsburg anerkannten. Josef I. wurde zum ung. König gekrönt. 1697 gelang es in der Schlacht bei Zenta wieder die Türken zu besiegen. Im Frieden von Karlowitz mußten die Türken Siebenbürgen sowie den größten Teil Ungarns abtreten. 1716-1718 kam es zu einem weiteren Türkenkrieg. Mit den Siegen von Peterwardein konnte Ungarn von den Osmanen befreit und dabei durch Eugen am 22. August 1717 die Festung Belgrad erobert werden, indem er sie unerwarteterweise nicht von Land, sondern mittels einer Pontonbrücke vom Wasser aus angriff. Dieser Sieg ist im Lied vom Prinzen Eugen (auch bekannt als Prinz Eugen, der edle Ritter) verewigt. Der anschließende Frieden von Passarowitz (Požarevac - 1718) vergrößerte Österreich um das nördliche Serbien, das Banat und die westliche Walachei. Die Siege auf dem Balkan verdankte der Kaiser seit 1697 Prinz Eugen von Savoyen. Es entstand ein richtiger Kult um ihn, der bis in das 20. Jh. anhielt: Die Soldaten schötzten an ihm, dass er meist persönlich in die Schlacht führte und selber dreizehnmal verwundet wurde. Auch seinen Bediensteten gegenüber soll er sich sozial verhalten haben, z. B ließ er die Gärtner seiner Schlösser auch im Winter in seinen Diensten. Er galt als Kunstmäzen. Seine riesige Büchersammlung, die Eugeniana, füllt heute den Prunksaal der Österreichischen Nationalbibliothek. Von seinem Lieblingsarchitekten Johann Lukas von Hildebrandt ließ er sich das Schloss Belvedere, in zwei Etappen (1714ff. und 1721ff.) erbauen. 1703 wurde das Stadtpalais in Wien nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach gebaut und 1708 erweitert. Als Karl nach dem Tod von Joseph I. den Thron bestieg, haben die Engländer befürchtet, die Erneuerung einer Personalunion zwischen Österreich und Spanien könnte das europöäische Gleichgewicht stören. Deshalb wurde 1713 im Frieden von Utrecht ein englisch – französischer Frieden geschlossen: Bourbonen blieben auf dem spanischren Thron, es wurde aber vermieden, daß es in der Zukunft zur Vereinigung Spaniens und Frankreichs kommt, Frankreich hat das Geschlecht der Welfen, der hannoveranischer Kurfürsten (seit 1692) als britische Thronfolger anerkannt. – 1714 wurde Georg Ludwig zum König Georg I., Gibraltar britisch, spanische Niederlande österreichisch (1714-1794; österreichische Niederlande umfassten die súdlichen Provinuen ohne Artois und Südbrabant (z. B. Ghent, Antwerpen, Brussel, Lüttich). Zu den spanischen Nebenländern zählte noch Neapel (hier konnten sie sich allerdings nur kurz halten 1713 – 1735) Brandenburg unter dem Großen Kurfürsten Seit 1613 waren die Kurfürsten calvinistisch., aber Brandenburg blieb protestantisch (lutherisch). Neu gewonnene Länder: 1614 Kleve und Mark (Krieg gegen Sachsen - bekam den Herzogtitel, und Pfalz-Neuburg - gewann Jülich und Berg). 1618 Herzogtum Preußen (bis 1657 als polnisches Lehen. Der letzte Hochmeister war nämlich Hohenzollern, der 1525 das Gebiet säkularissierte. Im Westfälischen Frieden wurde Preußen um Halberstadt und Minden vergrößert. Beide ehemaligen Bistümer waren Ersatz für das nun „schwedische“ Vorpommern) Brandenburg konnte 1675 bei Fehrbellin die Schweden unter Wolmar Wrangel besiegen. Diese Schlacht spielt in Kleist Stück Prinz Friedrich von Homburg eine zentrale Rolle. Pommern wurde 1679 um Gebiete östlich der Oder erweitert, auf das bereits eroberte Vorpommern mußte der Kurfürst allerdings verzichten. Usedom und Stettin blieben bis 1720 schwedisch. Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1620-1688) Er verbrachte zuerst einige Jahre auf dem calvinistischen Hof der Oranier im Haag, er war mütterlicherseits Urenkel des legendären Wilhelm I. von Oranien. Er führte ein stehendes Heer ein baute neuen Befestigungsanlagen, nahm an dem ersten Nordischen Krieg an der Seite Polens teil, um Preußens Souverenität zu bekommen. Um sich vom ständischen Steurbewilligungsrecht zu befreien, führte er nach dem niederländischen Vorbild ein indirektes Steursystem ein. Die "Akzise" betraf sowohl Genußmittel wie Bier, Wein, Branntwein und Tabak als auch fast alle Güter des täglichen Bedarfs. Scharfe Kontrollen und teilweise Abgabenfreiheit für den Adel verärgerten Bauern und Bürger sehr. Durch Ansiedlung von 15.000 Hugenotten in Berlin und Brandenburg (von einer 0,5 Million, die 1685 Frankreich verlassen mußten) förderte er die Wirtschaft. Während das Edikt von Nantes die Protestanten aus Frankreich vertrieb, wurde durch das Potsdamer Edikt vom November 1685 die Ansiedelung der Vertriebenen in Brandenburg ermöglicht. Zum Kern der merkantilistischen Wirtschaftspolitik das Gewerbe und den Handel gegen billigere Konkurrenten aus dem Ausland zu schützen, Einfuhr von Rohstoffen und Ausfuhr von Fertigwaren zu begünstigen, staatliche Manufakturen zu gründen. Die ins Land gerufenen niederländischen Siedler führten die modernsten Methoden von Obst- und Gemüseanbau und der Milch-Wirtschaft ein. 1668 war der Friedrich-Wilhelm-Kanal fertiggestellt, der Oder und Spree miteinander verband und von überragender Bedeutung auch für den Handel wurde. Es wurde die Brandenburgisch-afrikanische Handlelsgesellschaft mit dem Sitz Emden und der westafrikanische Stützpunkt Groß Friedrichsburg an der Küste von Guinea gegründet. Später ging die Handelsgesellschaft pleite und Friedrichsburg wurde 1717 an die Niederlande abgetreten. Andreas Schlüters Reiterdenkmal im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg ist das beühmteste Denkmal des Mannes, der den Aufstief Brandenburgs im 17. Jh. symbolisiert. Aufstieg Preußens Sohn des Großen Kurfürsten - Friedrich III. wurde zum König Friedrich I., das Herzogtum Preußen zum Königreich in Preußen, weil Westpreußen immer noch polnisch war. Friedrich I. war prunkliebend, 12 Tage dauerte nur der Krönungszug von Berlin nach Königsberg: mit 300 Reise- und Gepäckwagen und einem Hofstaat von 200 Leuten. Die Krönung fand im Januar 1701 statt. Der erste König in Preußen hatte eine intelligente Frau, die ihn an Geist und musischer Begabung weit überragte. Nachdem sie 1688 den Thronfolger Friedrich Wilhelm I., den späteren “Soldatenkönig” und Vater Friedrichs des Großen, zur Welt brachte, begann Sophie Charlotte, erst zwanzig Jahre alt, ein eigenes Leben zu führen. Sie knüpfte Kontakte zu Gottfried Wilhelm von Leibniz, dem Freund ihrer Mutter und betrieb systematisch den Bau des Lützenburger Schlosses, das später nach ihr “Schloß Charlottenburg”8 genannt werden sollte. Sie gründete die Berliner Akademie der Wissenschaften. Hier kamen die von Sophie Charlotte geschätzten und geliebten Hofdamen und berühmte Denker der Zeit zusammen. Hier entstand eine Gegenwelt zu den soldatischen Vergnügungen des Königs. Neueste Erkenntnisse und Gedanken wurden gemeinsam diskutiert. Aus den persönlichen Zusammenkünften ergaben sich fruchtbare Korrespondenzen. So soll Leibniz’ Theodizee maßgeblich von den Lützenburger Gesprächen und dem Briefwechsel zwischen dem Philosophen und der Königin beeinflußt worden sein. Friedrich III., der seit 1701 König Friedrich I. in Preußen genannt wurde, vernichtete große Teile des Briefwechsels seiner Frau, weil er fürchtete, daß darin Negatives über ihn berichtet worden sein könnte. Er residierte meistens in seinem Berliner Stadtschloß, das von Schlüter (1695-1706) erbaut und an Berninis Louvre orientiert. Seit 1713 herrschte Friedrich Wilhelm I. Er war pietistisch beeinflußt: sparsam, pflichbewußt, förderte die einseititge militärische Ausrichtung des Staates und die Tuchindustrie. Er führte ein Kantonreglement zur Aushebung der Soldaten,, Besteuerung des Adels ein und strebte die Zentralisierung seines Landes an: er gründete das Generaldirektorium als oberste Vewaltungsbehörde, Finazämter in den Städten. Er hat 14 17.000 aus Salbzburg vertriebene Lutheraner 1732 in Ostpreußen angesiedelt, gewährte ihnen Kredite, damit sie Häuser kaufen können und hat sie für drei Jahre von Steuern befreit. Es gelang ihm der Erwerb des östlichen Vorpommern mit Stettin nach dem zweiten Nordischen Krieg 1720. Friedrich II. Geb. 1712, Fluchtversuch 1730 – Inhaftierung in der Festung Küstrin, Warte-Mündung in die Oder – Kostrzyn (1,5 Jahre, Leutnant von Katte hingerichtet, Heirat der braunschweigischen Prinzessin. In Auflehnung gegen seinen asketischen Vater baute sich Friedrich eine 8 Schloß Charlottenburg 1699 von Schlüter der Mittelbau entworfen; sonst J. Nehring Gegenwelt im Schloß Rheinsberg auf. Seit 1736 führte er Korrespondenz mit Voltair, der 1750 Preußen besucht und vom König eine Rente 20 00 Franks ausgeschrieben bekam. Seine überzogene Eigenliebe machte ihn zum lächerlichen und bösen Menschen,, nachdem er nach einem Streit über die Person des Präsidenten der Akademie Sanssouci verließ. Golo Mann, 44, sieht ihn so: Große, sonderbare, liebens- und hassenswerte Erscheinung! Dieser Urgründer des preußischen Deutschland sprach und dichtete französich (31 Bände 1846-57) und machte sich über die deutsche Zivilisation lustig. König von Gottes Gnaden,aber ohne Religion, Menschenfreund und Menschenverächter, Freigeist und Despot, Bürgerkönig und Beschützer des Junkertums, noch Jahrhunderte später der Abgott der Nationalisten, aber in seiner Person ein volksfremder, grimmiger, trostloser Spottvogel, ein Mensch von höchster musischer Kultur und doch auch abergläubisch, starr und finster – so steht Friedrich II. vor der Geschichte da Seine Legende /../ hat zum ersten Mal die Deutschen mit jener Haltung vertraut gemacht, welche von dem großen Manne große Taten erwartet, den Zauberer gewähren läßt und sich nicht um seine Mittel kümmert,solange er nur, wieder und wieder, Erfolg bringt. Literarisch behandelt wurde er bei Ewald von Kleist (Freund Lessings – Schlacht bei Kunersdorf: An den König, an die preußische Armee, 1757) und bei Thomas Mann (Friedrich und die große Koalition, Ess. 1916) 1756-1763 gab es den Siebenjährigen Krieg, nachdem ein neues Bündnis Österreich – Frankreic entstand. Nach dem Sieg von Lobositz 1756 , bei Prag (Štěrbohol) kam die Schlacht bei Kolin (gegen österreichischen Feldmarschall Leopold Josef Graf von Daun 1757), nach der Friedrich Böhmen räumen mußte. Im Herbst 1757 besetzten die Russen Ostpreußen. 1758 zog Friedrich nach Mähren, wurde aber noch bei Frankfurt an der Oder in der Schlacht bei 1759 Kunersdorf (Kunowice) aufgehalten: russisches und habsburgisches Heer (Laudon) 1760 siegte er bei Liegnitz über Laudon und bei Torgau über Daun. Gerettet wurde Preußen, das einer Übermacht auf dem Kontinent gegenüberstand, durch den Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland im Januar 1762. Ihr Nachfolger Peter III. war sein Bewunderer. Der Frieden von Hubertusburg bestätigte die Gebietsgewinne Preußens, der preu0ische König verpflichtete sich dafür, seine Kurstimme bei der Königswahl für Josef I. abzugeben. Sachsen August der Starke (1670, Kurfürst von Sachsen seit 1694, starb 1733 in Warschau) war Bewunderer Ludwigs XIV. Sein Übertritt zum Katholizismus war Voraussetzung, um 1697 zum polnishcen König gewählt werden zu können (als August II). 1701-1720 nahmt er an dem zweiten Nordischen Krieg9 gegen Schweden teil. Berühmt machte ihn auch seine Meißner Porzellanmanufaktur. Der protestantische sächsische Adel verhinderte die Einführung des Zentralismus. Die Verbindung Sachsens und Polens hörte mit dem Tod seines Sohnes 1763 auf. Seine Residenz war abwechselnd in Dresden und Warschau. Sein Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann: für Barockfeste wurde der Zwinger gebaut, 17091716, Statuen von Balthasar Permoser; Nymphenbad mit Grotten), in dieser Zeit wurden die Zuerst war der schwedische König Karl XII erfolgreich – Narva 1700, erst bei der 1709 Poltawa erlitt er eine Niederlage: Schweden blieb nur der westliche Teil Vorpommerns. 9 Frauenkirche (protestantisch, ein Zentralbau) und die Hofkirche (katholisch, G. Chiaveri 1738-56)erbaut. Das kurfürstliche Lustschloß Pillnitz lag 7 km südöstlich von Dresden. Teilung Polens Polen war traditionell eine Wahlmonarchie. Der Sejm war allerdings häufig beschlußunfähig, weil die Notwendigkeit einer einstimmigen Entscheidung seine Wirkung lähmte. Z. B. bei der Wahl Augusts III. (1733-1763) wurde der Wettiner von Rußland und dem Kaiser unterstütz, sein frankophiler Kandidaten Leszczynski von Frankreich. 1733 wurde er in Krakau gekrönt: Beginn eines Krieges um die Nachfolge in Polen, der erst 1735 Friede von Wien beendet wurde. Nach seinem Tod haben die Russen den ehemaligen Geliebten der Katharina II. Stanislaus August Poniatowsi auf den Thron durchgesetzt. 1768 brach in Polen ein Bürgerkrieg, der sich von dem gleichzeitig verlaufenden russich-türkischen Krieg eine Schwächung der Zarin versprach. Rußland siegte aber 1770. Aus der Initiative Preußens wurde 1772 der erste Teilungsvertrag zwischen Preußen, Rußland und Österreich geschlossen, bei dem das geschwächte Polen ein Drittel seines Gebietes und 35% seiner Bevölkerung verlor: Preußen annektierte Westpreußen und Ermland (Varmie, 42.000 qkm zwischen Elbing und Königsberg), noch ohne Thorn und Danzig; Preußen konnte so eine Verbindung zwischen Pommern und Ostpreußen herstellen. Nur etwa zwei Fünftel der neuen preu0ischen Untertanen waren Deutsche. Österreich erhielt Galizien (Herzogtum Krakau, Sendomir - ein Teil, Rotrußland, westliches Podolien). Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution gab sich Polen als erstes Land Europas eine freiheitliche Verfassung, die Verfassung vom 3. Mai 1791.Diese wurde mit der Konföderation von Targowica 1792 abgelehnt. Der seiner Macht beraubte konservative Teil des polnischen Adels bat bei der Zarin um russische Intervention, um die alte Ordnung der Goldenen Freiheit wiederherzustellen. Russische Truppen marschierten im Mai 1792 mit der offiziellen Begründung in Polen ein, dort sei eine Jakobinerherrschaft im Entstehen. Der Einmarsch gipfelte im Russisch-Polnischen Krieg von 1792. Ein nationaler Aufstand 1794 unter Führung von Tadeusz Kosciuszko scheiterte an der russisch-preußischen Übermacht. Maria Theresia geb. 1717 , 1713 die Pragmatische sanktion sicherte ihr die Regierung. Einspruch der Kurfürsten von Bayern und Sachsen, die mit Töchtern Josefs I. verheiratet waren Schlesiche Kriege 1. Frankreich an der Seite Preußens (österr. Erbolgekrieg 1740-1748), der bayr. Kurfürst, Der bayr. Kurfürst Karl VII im Januar 1742 zum Kaiser gewählt 2. 1744-1745. England und die Niederlande unterstützen Österreich.. 1744 in Prag, 1745 Franz Stephan von Lothringen. Gebietsverluste in Schlesien (auch Glatz) und Italien. Der dritte – der Siebejährige. Reformen Heeresreform /Daun, Lacy( Besteuerung des Adels, 1749 die böhm. Kanzlei aufgelöst, die Binnezölle aufgehoben (1775 einheitliche Zollregeln für bohmische und Alpenläder sowie oplnische Gebiete, förderte die Erschließung des Banats und der Batschka (Wojwodina), Bildungsreform Friedrich Wilhelm Haugwitz: Dezenalrezess (Verpflichtung zu einer höheren Kontribution nach dem Erbfolgekrieg) Paseka 30: Directorium in publicis et cameralibus, Oberste Justizstelle 1753 an der Spitze der Haus- Hof und Staatskanzlei (quasie Außenamt) Wenzel Anton von Kaunitz 1760 Staatsrat; Bezirkshauptmann seit 1751 an der Spitze jeder Bezirkverwaltung 1748 der theresianische Kataster Münzwesen reformiert: l Gulden (in Silber), den Wert von einem halben Taler oder 30 Kreuzer einheitliches Maß- und Gewichtsystem Josephinisches Kataster seit 1785 vorbereitet Zollprohibition, die Preußen treffen sollte und die heimischen Manufakturen förderte. Neue Absatzgebiete : Galizien und Bukowina Die Philosophie vor Leibniz Christian Thomasius – um 9 Jahr jünger als Leibniz, Universitätslehrer in Lpg – seit 1681, 1690 nach Halle, von Samuel von Pufendorf beeinflußt, dem Heidelberger und Lunder Professor /De jure naturae et gentium) Vorlesungen auf deutsch 1688, die gelehrte Monatsschrift : Monatsgespräche Kritiker des aberglaubens, Tortur, der Hexenprozesse. Starb 1728 in Halle. Die Scheidung von Theologie und Philosophie. Man darf sich durch kein Vorurteil der Autorität (Aristoteles) einschüchterm lassen, man darf sich nur nach dem gesunden Menschenverstand richten. Er stand der praktischen Religiosität des Pietismus nahe.