Einführung in die Geschichte und Kultur der

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1. Absolutismus, Aufklärung und das Josephinische Zeitalter
Österreich von Friedrich III. bis zu Karl VI.
Um Ihnen den Verfall und Aufstieg der Residenzstadt Wien zwischen 1485 und 1683 vor
Augen zu führen, muss ich mit Matthias Corvinus und Friedrich III. beginnen. Der
Habsburger Friedrich bekam den Spottnamen "des Römischen Reiches Erzschlafmütze". Da
er seinen Untertanen keine politische oder wirtschaftliche Sicherheit bieten konnte, waren die
Bürger Wiens immer auf der Seite seiner Gegner: zuerst auf der von Albrecht VI., dem
streitbaren Bruder von Friedrich, später unterstützten sie Matthias Corvinus. Dies verurteilte
Friedrich zu einem Wanderleben: er residierte abwechselnd in Graz, Linz und in Wiener
Neustadt. Wiener Neustadt mochte er am meisten, hier baute er die Burg und das Neukloster
(Zisterzienserstift zur Heiligsten Dreifaltigkeit in Wiener Neustadt, 1444 gegründet). Auf
vielen repräsentativen Bauten (zum Beispiel Ruprechtskirche in Wien, Burg in Wiener
Neustadt, Westportal des Grazer Doms), auf seinem Prunkwagen usw. ließ er die Vokalreihe
AEIOU anbringen. Zeitgenossen und Nachwelt gaben dieser Vokalreihe verschiedene
Deutungen: "Austriae est imperare orbi universo" (lateinisch = Es ist Österreichs
Bestimmung, die Welt zu beherrschen), "Austria erit in orbe ultima" (lateinisch = Österreich
wird ewig sein) oder "Alles Erdreich ist Österreich untertan". Die Vokalreihe ist vielleicht
ein Ausdruck des magisch-mystischen Formelglaubens des Kaisers, vor allem aber bezeugt
sie seinen Glauben an die Sendung des Hauses Österreich.
1485 muß also der Habsburgerherzog Friedrich V., der spätere Kaiser Friedrich III., seine
Residenzstadt Wien dem Ungarnkönig Matthias I. überlassen, der jedoch 1490 stirbt. Der
Tod seiner Gegner sicherte Friedrich III. recht häufig , dass er zwar spät, aber doch Oberhand
behalten sollte. Zu den größten Glücksfällen führte damals die Habsburgische Heiratspolitik.
Mögen andere Kriege führen, Du glückliches Österreich heirate wurde zum Motto der
Dynastie.
Wie kamen die Habsburger zu den reichen niederländischen Provinzen und zu Spanien?
Durch ihre Heiratspolitik. Der Burgunder Herzog Karl der Kühne nahm dem Tiroler
Herzog, dem Habsburger Siegmund den Münzreichen, Thurgau und weitere Güter in
Breisgau, Sundgau und in Elsass. Mit Hilfe von Schweizer Söldnern gelang es den
Habsburgern ihn wieder zum Rückzug zu zwingen und als Friedenspfand wurde die
Tochter Karls des Kühnen mit dem Habsburger Maximilian I. verlobt. Friedrichs Sohn
Maximilian I. (1459-1519) heiratete dann die alleinige Erbin des reichen Burgund im August
1477, nachdem ihr Vater im Frühjahr in der Schlacht bei Nancy gefallen war. Als sie 1482
starb, war ihr Sohn mit Maximilian, Philipp der Schöne, der Erbe. Maximilian I. setzte die
Politik seines Vaters erfolgreich fort: Durch die Vermählung seines Sohnes Philipp I. (Philipp
der Schöne) mit der spanischen Infantin Johanna von Kastilien (Johanna die Wahnsinnige).
Ihr Bruder sollte Philipps Schwester heiraten. Durch diese spanisch-habsburgerische
Doppelhochzeit sollte der Erzfeind Frankreich geographisch umzingelt werden.
Der Sohn von Philipp und Johanna von Kastilien war Karl V., er wurde zum Erben Spanien
und Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
Durch den Erbvertrag zwischen den Jagellonen und Habsburgern fiel die böhmische und
ungarische Krone den Habsburgern zu. Noch vor der Geburt Ludwigs III. von Jagello hatte
man ihm 1506 die Enkelin Kaiser Maximilians, Maria, zu Frau bestimmt. Ludwig legte am
11. Dezember 1521 den Krönungseid ab und nahm damit die Regierungsgeschäfte selbst in
die Hand. 1522 heiratete er Maria, doch die Ehe blieb kinderlos. Er fiel am 29. August 1526
als Zwanzigjähriger in der Schlacht von Mohács. Zum Nachfolger des letzten Jagellonen auf
dem böhmischen und ungarischen Thron wurde Ferdinand, Enkel Maximilians I. und
Bruder Karls V. Schon 1521/22 erhielt er die österreichischen Erblande. Als König von
Böhmen und Ungarn (seit 1526) wurde er zum Begründer der habsburgischen
Donaumonarchie. Sein politischer Einfluss im Reich als Stellvertreter Karls V. vergrößerte
sich durch seine Wahl zum Röm. König (1531). Seit Ferdinand und Karl V. erstreckte sich
das Habsburgerreich von Ungarn im Osten bis nach Spanien und seinen überseeischen
Eroberungen.
Hatte früher Matthias Corvinus die Türken zurückgehalten, mußte 1529 Ferdinand und seine
Residenz Wien selbst eine türkische Belagerung abwehren. Die osmanische Streitmacht
umfasste möglicherweise über eine Viertel Millionen Menschen, die jedoch mehrheitlich dem
Tross angehörten. Der wehrhafte Teil des Heeres umfasste etwa 80.000 osmanische und 6.000
ungarische Kämpfer. Neben zahlreichen anatolischen Reitern (Sipahis) umfasste das Heer fast
20.000 Janitscharen, einem aus umerzogenen Christenjungen gebildeten Elitetruppen. Trotz
ihres rechtlichen Sklavenstatus erhielten die Janitscharen Sold, der direkt aus der Kasse des
Herrschers stammte. Die Janitscharentruppen wurden immer vom Sultan selbst in die
Schlacht geführt und bekamen einen Anteil an der Beute.
Wien wurde von der Stadtgarnison, einer städtischen Miliz und mehreren Hundert deutschen
und spanischen Söldnern verteidigt. Insgesamt konnten die Verteidiger der Stadt etwa 22.000
Fußsoldaten und 2000 Reiter aufbieten. Insbesondere die Söldnertruppen (Landsknechte)
waren mit Piken1 und Arkebusen (einer Handfeuerwaffe mit langem Lauf, auch
Hakenbüchsen genannt), bestens bewaffnet und hatten sich während der Italienkriege mit
fortschrittlichen Taktiken vertraut machen können. Die zahlenmäßige Überlegenheit der
Belagerer war jedoch erheblich, die alte Stadtmauer Wiens mangelhaft. Erzherzog Ferdinand
bat seinen Bruder Karl V. war vergeblich um Hilfe, da Karl mit seinem Heer in Italien gegen
französische Streitkräfte kämpfte.
Man ließ sämtliche Gebäude außerhalb der Stadtmauer abreißen, um ein freies Schussfeld zu
ermöglichen und um den Angreifern Möglichkeiten zur Deckung zu nehmen. Dieses
ungedeckte, [einer Festung] vorgelagerte Gelände hieß ein Glacis [gla´si:].Außerdem ordnete
man die Evakuierung mehrerer Tausend Frauen und Kinder an, die aber auf ihrem Weg in
sicheres Territorium osmanischen Truppen zum Opfer fielen und versklavt oder zu Tode
gefoltert wurden.
Nachdem ein christlicher Überläufer den Verteidigern Wiens die Pläne der Belagerer
mitteilte, konnten die türkischen Mineure2 mehrere Breschen in die Wiener Stadtmauer
sprengen, in denen es zu heftigen Kämpfen kam. Die Verteidiger errichteten Palisaden hinter
den Breschen, hoben Gräben aus und bildeten dichte Formationen aus Pikenieren und
Arkebusieren, gegen die die türkischen Janitscharen wenig auszurichten vermochten.
Stoßwaffe mit langem, hölzernem Schaft und Eisenspitze, vgl.: sloužil od píky, von der Pike auf
dienen/lernen/etw. erlernen (ugs.; eine Ausbildung von der untersten Stufe beginnen, einen Beruf von Grund auf
erlernen; urspr.= als gemeiner Soldat [mit der Pike] beginnen).
1
2
Der Mineur hatte bei Belagerungen die Aufgabe, unter den Mauern der belagerten Festung hindurch
einen Stollen zu graben und das Fundament eines Befestigungswerkes zu unterminieren. Er legte dort ein Feuer,
das die Abstützung des Stollens zerstörte, und brachte das Werk auf diese Weise zum Einstürzen. Mit dem
Aufkommen des Schießpulvers wurde das Unterminieren noch wirksamer.
Die Versorgungslage des osmanischen Heeres war äußerst schlecht, da der Nachschub durch
die völlig aufgeweichten Straßen aufgehalten wurde. Zudem stand der Wintereinbruch bevor,
so dass eine längere Belagerung ausgeschlossen war. Erstmalig in der Geschichte des
Osmanischen Reiches äußerten die Janitscharen dem Sultan gegenüber ihren Unmut,
woraufhin sie von Süleyman durch die Zusicherung einer großen Belohnung zu einem letzten
Sturmangriff überredet werden konnten, bevor man die Belagerung aufgrund der
Wetterverhältnisse abbrechen würde. Die Osmanen zogen sich zurück nach Belgrad, um einen
erneuten Angriff auf Ungarn zu starten. Das osmanische Heer hatte fast 20.000 Todesopfer
hinnehmen müssen, unter denen sich zahlreiche Janitscharen und Sipahis befanden. Die
Verluste der Belagerten waren deutlich geringer, doch aufgrund der hohen Anzahl an
Verletzten und Kranken waren die Mauern Wiens zuletzt nur noch von wenigen Tausend
Soldaten bemannt worden. Wesentlich schlimmer waren die Folgen im Umland von Wien,
das von den Akinçi verwüstet und weitgehend entvölkert worden war.
Das Osmanische Reich erreichte unter Süleyman I 3 seinen Zenit. Die zweite Belagerung
Wiens im Jahre 1683 war ein letzter großer Kraftakt der Osmanen, der ebenfalls scheiterte.
Die Habsburger hatten Wien nach der ersten Belagerung zu einer zeitgemäßen
Artilleriefestung ausgebaut, so dass die Wiener 1683 lange genug standhalten konnten, bis
ein Entsatzheer eintraf und das osmanische Heer vertrieb.
In der Zeit der ersten türkischen Belagerung waren drei Viertel der Wiener Bevölkerung
protestantisch. Ferdinad I. (1521 – 1564) holte die Jesuiten nach Wien. Den Höhepunkt des
Protestantismus in Wien wird unter Maximilian II. erreicht . Eine stärkere Rekatholisierung
setzt erst unter Rudolf II. ein. Serviten4, Paulaner5, Karmeliten6 und Barmherzige Brüder7
(Serviten – ‚Alser Grund, Paulaner – Wiedner Hauptstraße, Karmeliten und Barmherzige
Brüder im II. Bezirk), kommen dann unter Rudolfs Bruder Mathias nach Wien. Der
Aufschwung der Stadt wurde durch eine Pestepidemie 1679 unterbrochen.
Die Verteidigung Wiens war 1683 durch die osamischen Verbündeten Franzosen erschwert.
Die Reunionskriege bedeuteten, dass weite Elsässische, pfälzische und rheinische Gebiete
unter französischer Besatzung kamen: 1681 wurde Straßburg besetzt, 1688 sind die Franzosen
in die Pfalz einmarschiert (im Namen seiner Schwägerin Elisabeth Charlote von der Pfalz aus
3
Süleyman Bahceci, der Prächtige (1495-1566 vor Szigetvár in Südungarn; hebr. Salomo; auch
Suleiman oder Soliman genannt)
4
Serviten – Ordo Servorum Mariae, schon 1233 als Betlerorden ( v Praze Na Slupi, Hora Matky Boží u
Králík, Jaroměřice nad Rokytnou) gegründet.
Paulaner – Ordo minimorum, 1435 vom Hl. Franziskus aus Paola in Kalabrien, V. F. Durych, Hebraeist
und Slawist, studierte nach der Aufllösung des Prager Klosters 1784 Slavica in Wien in der Hofbiliothek. 1796
das Wiener Kloster aufgelöst, danach lebte er in Armut in Trutnov / Trautenau, Bibelübersetzung mit Procházka.
Pirnitz, Frain, Mödritz
5
Karmeliten – Ordo Fratrum Beatae Mariae Virginis de Monte Carmelo, 1209, Bettelorden, Prag. Maria
Schnee, 1347, St. Gallen in Prag später. Ordo Fratrum Discalcetorum ...- ein reformierter Zweig, im 16. Jh. In
Spanien (Theresa von Avilla), Bambino di Praga – Die siegtreiche Maria - 1624
Heute Kostelní Vydří
6
Barmherzige Brüder – Ordo Hospitalarius S. Ioannis de Deo, 1537 in Granada, Hl. Simon und Juda,
1620, Kukus, Feldsberg, Prosnitz, Altbrünn,
7
der erloschenen pfälzischen Kurlinie strebte 1683 der König Ludwig XIV. französische
Reunionen an. Im Frieden von Rijswijk die meisten Reunionen außer Straßburg und Elsaß
kamen zurück ans Reich.
Bei der türkischen Belagenrung Wien im Jahre 1683 gab es 230 000 Soldaten im türkischen
Lager und nur 1100 Soldaten und 6000 Mann in Miliztruppen verteidigten die Stadt. In der
Stadt haben Hunger, rote Ruhr grassiert, der Bürgermeister Liebenberg stirbt daran. Am 12.
9. 1683 befreit das 75 000 Mann starke Entsatzheer des Herzogs Karl von Lothringen und des
Polenkönigs Sobieski die Stadt. Der Stadtkommandandt Graf Rüdiger von Starhemberg gilt in
Wien als Held und hat ein Denkmal gegenüber der Universität auf dem Ring.
Der berümteste Prediger in der Zeit der Türkenbelagerung war
Abraham a Sancta Clara (geb. 1644)
Er trat 1662 in den Orden der Augustiner-Barfüßer ein. Nach Studienjahren in Prag und
Ferrara erfolgte 1666 die Priesterweihe. 1672 wurde er nach Wien berufen, 1677 wurde er
von Kaiser Leopold I. zum Hofprediger ernannt. 1680-1683 war Abraham a Sancta Clara
Prior im Augustinerkloster Maria-Brunn bei Wien, 1683-1688 Kanzelredner in Graz. In der
Kaiserstadt hatte er sich schon während der Pestepidemie (1679) und im Jahr der
Türkenbelagerung (1683) mit größtem persönlichen Einsatz für die notleidende Bevölkerung
einen Namen gemacht. Seine temperamentvoll vorgetragenen Predigten fanden in ihrer
Mischung aus religiösem Eifer und treffsicherer Satire an den Stätten seiner Wirksamkeit
massenhaften Zulauf aus allen Schichten. Zahlreiche Einzeldrucke der Kanzelreden kursierten
als Flugschriften, so vor allem die Pest-Predigten Mercks Wienn, Das ist: Deß wütenden
Todts, ein umständige Beschreibung (Wien/Landshut 1680.Neudr. Tüb. 1983), und sein
Appell zur Ermutigung der Wiener in der Türkennot Auff, auff, Ihr Christen! Das ist: Ein
bewegliche Anfrischung der christlichen Waffen wider den Türckischen Bluet-Egel
(Salzb./Wien 1683).
Barockkaiser: Leopold I. (1657 – 1705). In seiner Regierungszeit entstand der
Leopoldinische Trakt der Wiener Hofburg (zwischen 1660 bis 1680, Giovanni Pietro
Tencala, italienisches Frühbarock). Nach der Türkenbelagerung Wioens entstand schon 1686
die Augsburger Liga (Spanien, Schweden, Bayern, fränkische und baerische Reichsstädte).
Schon 1541 wurde Buda von den Türken erobert und sollte 145 Jahre unter osmanischer
Herrschaft liegen. Durch die türkische Niederlage von 1683 sah Leopold I. nun endlich die
Chance gekommen zum Gegenschlag auszuholen. König Sobieski von Polen, Kaiser Leopold
I. und die Republik Venedig schlossen ein Bündnis, welches sich ausschließlich gegen die
Osmanen richten sollte. 1686 wurde Buda erobert, 1687 fand die zweite Schlacht bei Mohács
statt: Der kaiserliche Sieg hatte zur Folge, dass die ungarischen Stände auf dem Pressburger
Reichstag die Erblichkeit der ungarischen Krone im Haus Habsburg anerkannten. Josef I.
wurde zum ung. König gekrönt. 1697 gelang es in der Schlacht bei Zenta wieder die Türken
zu besiegen. Im Frieden von Karlowitz mußten die Türken Siebenbürgen sowie den größten
Teil Ungarns abtreten. 1716-1718 kam es zu einem weiteren Türkenkrieg. Mit den Siegen von
Peterwardein konnte Ungarn von den Osmanen befreit und dabei durch Eugen am 22. August
1717 die Festung Belgrad erobert werden, indem er sie unerwarteterweise nicht von Land,
sondern mittels einer Pontonbrücke vom Wasser aus angriff. Dieser Sieg ist im Lied vom
Prinzen Eugen (auch bekannt als Prinz Eugen, der edle Ritter) verewigt. Der anschließende
Frieden von Passarowitz (Požarevac - 1718) vergrößerte Österreich um das nördliche Serbien,
das Banat und die westliche Walachei.
Die Siege auf dem Balkan verdankte der Kaiser seit 1697 Prinz Eugen von Savoyen. Es
entstand ein richtiger Kult um ihn, der bis in das 20. Jh. anhielt: Die Soldaten schötzten an
ihm, dass er meist persönlich in die Schlacht führte und selber dreizehnmal verwundet wurde.
Auch seinen Bediensteten gegenüber soll er sich sozial verhalten haben, z. B ließ er die
Gärtner seiner Schlösser auch im Winter in seinen Diensten. Er galt als Kunstmäzen. Seine
riesige Büchersammlung, die Eugeniana, füllt heute den Prunksaal der Österreichischen
Nationalbibliothek. Von seinem Lieblingsarchitekten Johann Lukas von Hildebrandt ließ er
sich das Schloss Belvedere, in zwei Etappen (1714ff. und 1721ff.) erbauen. 1703 wurde das
Stadtpalais in Wien nach Plänen von Johann Bernhard Fischer von Erlach gebaut und 1708
erweitert.
Als Karl nach dem Tod von Joseph I. den Thron bestieg, haben die Engländer befürchtet, die
Erneuerung einer Personalunion zwischen Österreich und Spanien könnte das europöäische
Gleichgewicht stören. Deshalb wurde 1713 im Frieden von Utrecht ein englisch –
französischer Frieden geschlossen: Bourbonen blieben auf dem spanischren Thron, es wurde
aber vermieden, daß es in der Zukunft zur Vereinigung Spaniens und Frankreichs kommt,
Frankreich hat das Geschlecht der Welfen, der hannoveranischer Kurfürsten (seit 1692) als
britische Thronfolger anerkannt. – 1714 wurde Georg Ludwig zum König Georg I.,
Gibraltar britisch, spanische Niederlande österreichisch (1714-1794; österreichische
Niederlande umfassten die súdlichen Provinuen ohne Artois und Südbrabant (z. B. Ghent,
Antwerpen, Brussel, Lüttich). Zu den spanischen Nebenländern zählte noch Neapel (hier
konnten sie sich allerdings nur kurz halten 1713 – 1735)
Brandenburg unter dem Großen Kurfürsten
Seit 1613 waren die Kurfürsten calvinistisch., aber Brandenburg blieb protestantisch
(lutherisch). Neu gewonnene Länder: 1614 Kleve und Mark (Krieg gegen Sachsen - bekam
den Herzogtitel, und Pfalz-Neuburg - gewann Jülich und Berg). 1618 Herzogtum Preußen
(bis 1657 als polnisches Lehen. Der letzte Hochmeister war nämlich Hohenzollern, der 1525
das Gebiet säkularissierte.
Im Westfälischen Frieden wurde Preußen um Halberstadt und Minden vergrößert. Beide
ehemaligen Bistümer waren Ersatz für das nun „schwedische“ Vorpommern) Brandenburg
konnte 1675 bei Fehrbellin die Schweden unter Wolmar Wrangel besiegen. Diese Schlacht
spielt in Kleist Stück Prinz Friedrich von Homburg eine zentrale Rolle. Pommern wurde
1679 um Gebiete östlich der Oder erweitert, auf das bereits eroberte Vorpommern mußte der
Kurfürst allerdings verzichten. Usedom und Stettin blieben bis 1720 schwedisch.
Der große Kurfürst Friedrich Wilhelm I. (1620-1688)
Er verbrachte zuerst einige Jahre auf dem calvinistischen Hof der Oranier im Haag, er war
mütterlicherseits Urenkel des legendären Wilhelm I. von Oranien.
Er führte ein stehendes Heer ein baute neuen Befestigungsanlagen, nahm an dem ersten
Nordischen Krieg an der Seite Polens teil, um Preußens Souverenität zu bekommen. Um sich
vom ständischen Steurbewilligungsrecht zu befreien, führte er nach dem niederländischen
Vorbild ein indirektes Steursystem ein. Die "Akzise" betraf sowohl Genußmittel wie Bier,
Wein, Branntwein und Tabak als auch fast alle Güter des täglichen Bedarfs. Scharfe
Kontrollen und teilweise Abgabenfreiheit für den Adel verärgerten Bauern und Bürger sehr.
Durch Ansiedlung von 15.000 Hugenotten in Berlin und Brandenburg (von einer 0,5 Million,
die 1685 Frankreich verlassen mußten) förderte er die Wirtschaft. Während das Edikt von
Nantes die Protestanten aus Frankreich vertrieb, wurde durch das Potsdamer Edikt vom
November 1685 die Ansiedelung der Vertriebenen in Brandenburg ermöglicht. Zum Kern der
merkantilistischen Wirtschaftspolitik das Gewerbe und den Handel gegen billigere
Konkurrenten aus dem Ausland zu schützen, Einfuhr von Rohstoffen und Ausfuhr von
Fertigwaren zu begünstigen, staatliche Manufakturen zu gründen. Die ins Land gerufenen
niederländischen Siedler führten die modernsten Methoden von Obst- und Gemüseanbau und
der Milch-Wirtschaft ein. 1668 war der Friedrich-Wilhelm-Kanal fertiggestellt, der Oder und
Spree miteinander verband und von überragender Bedeutung auch für den Handel wurde.
Es wurde die Brandenburgisch-afrikanische Handlelsgesellschaft mit dem Sitz Emden und der
westafrikanische Stützpunkt Groß Friedrichsburg an der Küste von Guinea gegründet. Später
ging die Handelsgesellschaft pleite und Friedrichsburg wurde 1717 an die Niederlande
abgetreten. Andreas Schlüters Reiterdenkmal im Ehrenhof des Schlosses Charlottenburg ist
das beühmteste Denkmal des Mannes, der den Aufstief Brandenburgs im 17. Jh. symbolisiert.
Aufstieg Preußens
Sohn des Großen Kurfürsten - Friedrich III. wurde zum König Friedrich I., das Herzogtum
Preußen zum Königreich in Preußen, weil Westpreußen immer noch polnisch war. Friedrich I.
war prunkliebend, 12 Tage dauerte nur der Krönungszug von Berlin nach Königsberg: mit
300 Reise- und Gepäckwagen und einem Hofstaat von 200 Leuten. Die Krönung fand im
Januar 1701 statt. Der erste König in Preußen hatte eine intelligente Frau, die ihn an Geist und
musischer Begabung weit überragte. Nachdem sie 1688 den Thronfolger Friedrich Wilhelm
I., den späteren “Soldatenkönig” und Vater Friedrichs des Großen, zur Welt brachte, begann
Sophie Charlotte, erst zwanzig Jahre alt, ein eigenes Leben zu führen. Sie knüpfte Kontakte
zu Gottfried Wilhelm von Leibniz, dem Freund ihrer Mutter und betrieb systematisch den
Bau des Lützenburger Schlosses, das später nach ihr “Schloß Charlottenburg”8 genannt
werden sollte. Sie gründete die Berliner Akademie der Wissenschaften. Hier kamen die von
Sophie Charlotte geschätzten und geliebten Hofdamen und berühmte Denker der Zeit
zusammen. Hier entstand eine Gegenwelt zu den soldatischen Vergnügungen des Königs.
Neueste Erkenntnisse und Gedanken wurden gemeinsam diskutiert. Aus den persönlichen
Zusammenkünften ergaben sich fruchtbare Korrespondenzen. So soll Leibniz’ Theodizee
maßgeblich von den Lützenburger Gesprächen und dem Briefwechsel zwischen dem
Philosophen und der Königin beeinflußt worden sein. Friedrich III., der seit 1701 König
Friedrich I. in Preußen genannt wurde, vernichtete große Teile des Briefwechsels seiner Frau,
weil er fürchtete, daß darin Negatives über ihn berichtet worden sein könnte. Er residierte
meistens in seinem Berliner Stadtschloß, das von Schlüter (1695-1706) erbaut und an
Berninis Louvre orientiert.
Seit 1713 herrschte Friedrich Wilhelm I. Er war pietistisch beeinflußt: sparsam,
pflichbewußt, förderte die einseititge militärische Ausrichtung des Staates und die
Tuchindustrie. Er führte ein Kantonreglement zur Aushebung der Soldaten,, Besteuerung des
Adels ein und strebte die Zentralisierung seines Landes an: er gründete das
Generaldirektorium als oberste Vewaltungsbehörde, Finazämter in den Städten. Er hat 14 17.000 aus Salbzburg vertriebene Lutheraner 1732 in Ostpreußen angesiedelt, gewährte ihnen
Kredite, damit sie Häuser kaufen können und hat sie für drei Jahre von Steuern befreit. Es
gelang ihm der Erwerb des östlichen Vorpommern mit Stettin nach dem zweiten Nordischen
Krieg 1720.
Friedrich II.
Geb. 1712, Fluchtversuch 1730 – Inhaftierung in der Festung Küstrin, Warte-Mündung in die
Oder – Kostrzyn (1,5 Jahre, Leutnant von Katte hingerichtet, Heirat der braunschweigischen
Prinzessin. In Auflehnung gegen seinen asketischen Vater baute sich Friedrich eine
8
Schloß Charlottenburg 1699 von Schlüter der Mittelbau entworfen; sonst J. Nehring
Gegenwelt im Schloß Rheinsberg auf. Seit 1736 führte er Korrespondenz mit Voltair, der
1750 Preußen besucht und vom König eine Rente 20 00 Franks ausgeschrieben bekam. Seine
überzogene Eigenliebe machte ihn zum lächerlichen und bösen Menschen,, nachdem er nach
einem Streit über die Person des Präsidenten der Akademie Sanssouci verließ.
Golo Mann, 44, sieht ihn so:
Große, sonderbare, liebens- und hassenswerte Erscheinung! Dieser Urgründer des
preußischen Deutschland sprach und dichtete französich (31 Bände 1846-57) und
machte sich über die deutsche Zivilisation lustig. König von Gottes Gnaden,aber
ohne Religion, Menschenfreund und Menschenverächter, Freigeist und Despot,
Bürgerkönig und Beschützer des Junkertums, noch Jahrhunderte später der Abgott
der Nationalisten, aber in seiner Person ein volksfremder, grimmiger, trostloser
Spottvogel, ein Mensch von höchster musischer Kultur und doch auch abergläubisch,
starr und finster – so steht Friedrich II. vor der Geschichte da
Seine Legende /../ hat zum ersten Mal die Deutschen mit jener Haltung vertraut
gemacht, welche von dem großen Manne große Taten erwartet, den Zauberer
gewähren läßt und sich nicht um seine Mittel kümmert,solange er nur, wieder und
wieder, Erfolg bringt.
Literarisch behandelt wurde er bei Ewald von Kleist (Freund Lessings – Schlacht bei
Kunersdorf: An den König, an die preußische Armee, 1757) und bei Thomas Mann
(Friedrich und die große Koalition, Ess. 1916)
1756-1763 gab es den Siebenjährigen Krieg, nachdem ein neues Bündnis Österreich –
Frankreic entstand. Nach dem Sieg von Lobositz 1756 , bei Prag (Štěrbohol) kam die Schlacht
bei Kolin (gegen österreichischen Feldmarschall Leopold Josef Graf von Daun 1757), nach
der Friedrich Böhmen räumen mußte. Im Herbst 1757 besetzten die Russen Ostpreußen.
1758 zog Friedrich nach Mähren, wurde aber noch bei Frankfurt an der Oder in der Schlacht
bei
1759 Kunersdorf (Kunowice) aufgehalten: russisches und habsburgisches Heer (Laudon)
1760 siegte er bei Liegnitz über Laudon und bei Torgau über Daun.
Gerettet wurde Preußen, das einer Übermacht auf dem Kontinent gegenüberstand, durch den
Tod der Kaiserin Elisabeth von Rußland im Januar 1762. Ihr Nachfolger Peter III. war sein
Bewunderer. Der Frieden von Hubertusburg bestätigte die Gebietsgewinne Preußens, der
preu0ische König verpflichtete sich dafür, seine Kurstimme bei der Königswahl für Josef I.
abzugeben.
Sachsen
August der Starke (1670, Kurfürst von Sachsen seit 1694, starb 1733 in Warschau) war
Bewunderer Ludwigs XIV. Sein Übertritt zum Katholizismus war Voraussetzung, um 1697
zum polnishcen König gewählt werden zu können (als August II). 1701-1720 nahmt er an
dem zweiten Nordischen Krieg9 gegen Schweden teil. Berühmt machte ihn auch seine
Meißner Porzellanmanufaktur. Der protestantische sächsische Adel verhinderte die
Einführung des Zentralismus. Die Verbindung Sachsens und Polens hörte mit dem Tod seines
Sohnes 1763 auf. Seine Residenz war abwechselnd in Dresden und Warschau. Sein
Baumeister Matthäus Daniel Pöppelmann: für Barockfeste wurde der Zwinger gebaut, 17091716, Statuen von Balthasar Permoser; Nymphenbad mit Grotten), in dieser Zeit wurden die
Zuerst war der schwedische König Karl XII erfolgreich – Narva 1700, erst bei der 1709 Poltawa erlitt
er eine Niederlage: Schweden blieb nur der westliche Teil Vorpommerns.
9
Frauenkirche (protestantisch, ein Zentralbau) und die Hofkirche (katholisch, G. Chiaveri
1738-56)erbaut. Das kurfürstliche Lustschloß Pillnitz lag 7 km südöstlich von Dresden.
Teilung Polens
Polen war traditionell eine Wahlmonarchie. Der Sejm war allerdings häufig beschlußunfähig,
weil die Notwendigkeit einer einstimmigen Entscheidung seine Wirkung lähmte. Z. B. bei der
Wahl Augusts III. (1733-1763) wurde der Wettiner von Rußland und dem Kaiser unterstütz,
sein frankophiler Kandidaten Leszczynski von Frankreich. 1733 wurde er in Krakau gekrönt:
Beginn eines Krieges um die Nachfolge in Polen, der erst 1735 Friede von Wien beendet
wurde. Nach seinem Tod haben die Russen den ehemaligen Geliebten der Katharina II.
Stanislaus August Poniatowsi auf den Thron durchgesetzt. 1768 brach in Polen ein
Bürgerkrieg, der sich von dem gleichzeitig verlaufenden russich-türkischen Krieg eine
Schwächung der Zarin versprach. Rußland siegte aber 1770. Aus der Initiative Preußens
wurde 1772 der erste Teilungsvertrag zwischen Preußen, Rußland und Österreich
geschlossen, bei dem das geschwächte Polen ein Drittel seines Gebietes und 35% seiner
Bevölkerung verlor:
Preußen annektierte Westpreußen und Ermland (Varmie, 42.000 qkm zwischen Elbing und
Königsberg), noch ohne Thorn und Danzig; Preußen konnte so eine Verbindung zwischen
Pommern und Ostpreußen herstellen. Nur etwa zwei Fünftel der neuen preu0ischen
Untertanen waren Deutsche. Österreich erhielt Galizien (Herzogtum Krakau, Sendomir - ein
Teil, Rotrußland, westliches Podolien).
Nach dem Ausbruch der Französischen Revolution gab sich Polen als erstes Land Europas
eine freiheitliche Verfassung, die Verfassung vom 3. Mai 1791.Diese wurde mit der
Konföderation von Targowica 1792 abgelehnt. Der seiner Macht beraubte konservative Teil
des polnischen Adels bat bei der Zarin um russische Intervention, um die alte Ordnung der
Goldenen Freiheit wiederherzustellen. Russische Truppen marschierten im Mai 1792 mit der
offiziellen Begründung in Polen ein, dort sei eine Jakobinerherrschaft im Entstehen. Der
Einmarsch gipfelte im Russisch-Polnischen Krieg von 1792.
Ein nationaler Aufstand 1794 unter Führung von Tadeusz Kosciuszko scheiterte an der
russisch-preußischen Übermacht.
Maria Theresia
geb. 1717 , 1713 die Pragmatische sanktion sicherte ihr die Regierung. Einspruch der
Kurfürsten von Bayern und Sachsen, die mit Töchtern Josefs I. verheiratet waren
Schlesiche Kriege
1. Frankreich an der Seite Preußens (österr. Erbolgekrieg 1740-1748), der bayr. Kurfürst,
Der bayr. Kurfürst Karl VII im Januar 1742 zum Kaiser gewählt
2. 1744-1745. England und die Niederlande unterstützen Österreich.. 1744 in Prag, 1745
Franz Stephan von Lothringen. Gebietsverluste in Schlesien (auch Glatz) und Italien. Der
dritte – der Siebejährige.
Reformen
Heeresreform /Daun, Lacy( Besteuerung des Adels, 1749 die böhm. Kanzlei aufgelöst, die
Binnezölle aufgehoben (1775 einheitliche Zollregeln für bohmische und Alpenläder sowie
oplnische Gebiete, förderte die Erschließung des Banats und der Batschka (Wojwodina),
Bildungsreform
Friedrich Wilhelm Haugwitz: Dezenalrezess (Verpflichtung zu einer höheren
Kontribution nach dem Erbfolgekrieg)
Paseka 30: Directorium in publicis et cameralibus, Oberste Justizstelle
1753 an der Spitze der Haus- Hof und Staatskanzlei (quasie Außenamt) Wenzel Anton
von Kaunitz
1760 Staatsrat; Bezirkshauptmann seit 1751 an der Spitze jeder Bezirkverwaltung
1748 der theresianische Kataster
Münzwesen reformiert: l Gulden (in Silber), den Wert von einem halben Taler oder 30
Kreuzer
einheitliches Maß- und Gewichtsystem
Josephinisches Kataster seit 1785 vorbereitet
Zollprohibition, die Preußen treffen sollte und die heimischen Manufakturen förderte.
Neue Absatzgebiete : Galizien und Bukowina
Die Philosophie vor Leibniz
Christian Thomasius – um 9 Jahr jünger als Leibniz, Universitätslehrer in Lpg – seit 1681,
1690 nach Halle, von Samuel von Pufendorf beeinflußt, dem Heidelberger und Lunder
Professor /De jure naturae et gentium) Vorlesungen auf deutsch 1688, die gelehrte
Monatsschrift : Monatsgespräche Kritiker des aberglaubens, Tortur, der Hexenprozesse.
Starb 1728 in Halle. Die Scheidung von Theologie und Philosophie. Man darf sich durch
kein Vorurteil der Autorität (Aristoteles) einschüchterm lassen, man darf sich nur nach dem
gesunden Menschenverstand richten. Er stand der praktischen Religiosität des Pietismus nahe.
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