Bibliotheken in historischen Gebäuden

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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
Petra Conzelmann/Martina Lintner
Bibliotheken in historischen Gebäuden
Ein Gebäude, das als Bibliothek geplant und gebaut wurde, kann sich im Laufe der Zeit zu einem historischen Gebäude entwickeln. Daneben entstehen Bibliotheken in historischen Gebäuden auch durch Nutzungsänderungen. Ein
Gebäude, das ursprünglich eine andere Funktion hatte, wird zur Bibliothek umfunktioniert.
Die am Umnutzungsprozeß Beteiligten verfolgen häufig unterschiedliche Interessen, was zu Konflikten führen kann.
Anhand von vier Beispielen soll gezeigt werden, daß die Umnutzung historischer Bauten eine erfolgreiche Alternative
zu Neubauten sein kann.
Libraries in historical buildings
A building that was planned and constructed to be a library can become a historical building, in the course of time. In
addition libraries are created in historical buildings by change of use. A building which originally served another purpose becomes a library.
Those who participate in the process of rededication often have different interests which may lead to conflicts. That the
rededication of historical buildings can be a successful alternative to new buildings will be shown by presenting four
examples.
Des bibliothèques dans des édifices anciens
Un immeuble projeté et construit pour une bibliothèque peut devenir au cours du temps un édifice historique. D’autres
bibliothèques se forment dans des édifices historiques par des changements d’utilisation. Un immeuble affecté d’abord
à d’autres fonctions devient bibliothèque.
Tous ceux qui sont impliqués au processus de changement d’affectation de l’immeuble poursuivent souvent des intérêts différents ce qui peut engendrer des conflits. On démontre à l’appui de quatre exemples qu’une réutilisation
d’édifices historiques peut bien présenter une alternative valable aux nouvelles constructions.
„Bibliotheken in historischen Gebäuden“ – ein Thema,
das unterschiedliche Reaktionen hervorruft. Viele Menschen können damit nichts anfangen. Anderen jedoch
fällt häufig ein Beispiel für eine Bibliothek in einem historischen Gebäude ein.
Als historisch gilt ein Gebäude, das vor 1945 gebaut
wurde. Dabei kann das Gebäude bereits als Bibliothek
geplant worden sein. Im Laufe der Zeit hat es sich zu einem „historischen“ Gebäude entwickelt. Daneben entstehen Bibliotheken in historischen Gebäuden auch
durch die Nutzungsänderung eines Gebäudes. Ein
Überblick über neue Bibliotheken zeigt, daß mehr Bibliotheksgebäude durch die Umnutzung eines historischen
Gebäudes entstehen als durch einen Neubau1. Die
Umnutzung bringt der Bibliothek dabei Vor- und Nachteile.
Neben der Bibliothek sind bei diesem Prozeß weitere Institutionen wie die Kommune, die Denkmalpflege und
eventuell der Architekt beteiligt. Alle Beteiligten vertreten unterschiedliche Interessen, wodurch Konflikte entstehen können. Im Folgenden soll gezeigt werden, daß
die Umnutzung eines historischen Gebäudes zur Bibliothek eine funktionierende Alternative zu einem Neubau
ist. Dabei werden folgende Bibliotheken aus BadenWürttemberg vorgestellt: Stadtbibliothek Herrenberg,
Stadtbibliothek Reutlingen – Zweigstelle Betzingen, Bibliothek der Fachhochschule Konstanz und die Stadtbücherei Biberach.
Bibliotheken in historischen Gebäuden –
aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet
Die Bibliothek
Eine große Anzahl neu eingerichteter Bibliotheken befindet sich in Gebäuden mit historischem Charakter, die
für den Betriebsablauf einer modernen Bibliothek umgebaut wurden.
Vorteile für eine Bibliothek sind dabei ein zumeist günstig gelegener Standort, d.h. eine zentrale und verkehrsgünstige Lage des Gebäudes im Ort. Ein hoher
Bekanntheitsgrad bei der Bevölkerung, die sich mit einem ins Stadtbild integrierten Gebäude verbunden fühlt,
trägt dazu bei, die Hemmschwelle gegenüber der Biblio-
1
Vgl. Zählung in „Öffentliche Bibliotheken in BadenWürttemberg“. Hrsg. von den Staatlichen Fachstellen für das
Öffentliche Bibliothekswesen Freiburg, Karlsruhe, Reutlingen,
Stuttgart; 1995: 3 Neubauten, 12 Umnutzungen.
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
thek abzubauen. Ein attraktives, ansprechend gestaltetes und einladendes Äußeres stellt einen atmosphärischen Anziehungspunkt dar. Nutzwerte können nicht
nur im finanziellen und funktionalen Bereich, sondern
auch im Bereich der Atmosphäre liegen. Die Gegebenheiten eines bestehenden Innenraums bestimmen
nachdrücklich die Raumorganisation einer Bibliothek.
Wenn ein Gebäude unter Denkmalschutz steht, wird
sich die Bibliothek an Vorhandenes anpassen. Dadurch
können ungewöhnliche Lösungsmöglichkeiten entstehen, die zur Unverwechselbarkeit einer Bibliothek beitragen und den Besuchern einen nicht alltäglichen Erlebniswert vermitteln2.
Probleme ergeben sich durch die Anforderungen einer
modernen Bibliotheksorganisation, die häufig im Gegensatz zu den Gegebenheiten des Gebäudes und dem
Denkmalschutz stehen. Dadurch ist die Bibliothek in ihrer Planungs- und Gestaltungsfreiheit stark eingeschränkt. Einerseits hat die Integration erhaltenswerter
Elemente atmosphärische Vorzüge und verleiht der Bibliothek ein gewisses Maß an Einzigartigkeit. Andererseits ist die Integration oft schwierig zu bewerkstelligen
und kann die Organisation der Arbeitsabläufe erheblich
stören.
Problembereiche sind z.B. die gegebene Raumsituation, die eine funktionsgerechte Aufteilung der Flächen
gewährleisten sollte. Kann das Gebäude die geforderte
Raumgröße zur Verfügung stellen? Bestehen Entwicklungsmöglichkeiten? Zu bedenken ist auch, wie sich die
Zugangssituation gestaltet und wie die innere Erschließung des Gebäudes erfolgt. Sind vorhandene Treppenanlagen für den Bibliotheksbetrieb geeignet? Liegen sie
an einer günstigen Stelle im Gebäude? Ist es möglich
behindertengerechte Aufzüge einzubauen?
Ein Standardproblem bei historischen Gebäuden sind
die statischen Verhältnisse, die einer erheblichen Belastung durch den Bibliotheksbetrieb gerecht werden
müssen. Die heutigen Anforderungen an die Statik geraten dabei häufig in Konflikt mit der alten Bausubstanz.
Die Lichtverhältnisse in historischen Gebäuden hängen,
was das Tageslicht betrifft, vom jeweiligen Gebäudetyp
ab und sind oftmals ein großes Problem. In vielen Gebäuden sind die Fenster zu klein und es ist nicht möglich, die Fensteröffnungen zu vergrößern oder neue einzubauen.
Ein weiteres Problem der alten Bausubstanz ist, daß sie
nicht auf die modernen technischen Ansprüche und Erwartungen ausgerichtet ist. Im Bereich der Haus- und
Beleuchtungstechnik sind deshalb aufwendige Nachrüstungen oder komplette Neuinstallationen notwendig.
So müssen z.B. zahlreiche elektrische Anschlußmöglichkeiten und Kabelkanäle geschaffen werden, um den
Besuchern und Mitarbeitern genügend Hör- und PC-Arbeitsplätze anbieten zu können. Außerdem entsprechen
die Gebäude heute nicht mehr den geltenden Sicherheitsbestimmungen. Vorgaben der Bauaufsicht für öffentliche Gebäude, wie etwa Brandschutzmaßnahmen,
Fluchtwege u.ä. müssen berücksichtigt und soweit möglich realisiert werden3.
Die Kommune4
Anreize für eine Kommune, Bibliotheken und andere öffentliche Einrichtungen in historischen Gebäuden unterzubringen, ergeben sich in städtebaulicher, wirtschaftli-
cher und sozialer Hinsicht. Durch eine sinnvolle Nutzung der Gebäude wird die Bausubstanz, die häufig an
ortstypische Erwerbszweige erinnert, vor dem Verfall
bewahrt, und städtebaulich wertvolle, im allgemeinen
gut erschlossene Flächen liegen nicht brach. Im Gegenzug müssen keine kostenintensiven und landverbrauchende infrastrukturellen Leistungen seitens der Kommune erbracht werden, wenn diese Flächen wieder in
das Stadtgefüge einbezogen werden.
Dokumentarische, denkmalpflegerische und gestalterische Kriterien, die zugunsten einer Nutzungsänderung
sprechen, sind zum einen die Erhaltung baukultureller
Werte und landschaftstypischer Merkmale. Historische
Gebäude dokumentieren frühere Bau- und Lebensweisen, Handwerkskunst wie z.B. kunstvoll gestaltete Dekken oder aufwendige Dachkonstruktionen und sind Belege menschlicher Geschichte und Entwicklung.
Sanierungsmaßnahmen sind für das Image eines Ortes
von Bedeutung. Gelungene Umnutzungen tragen auch
bezüglich des Tourismus zu einer erfolgreichen Ver-
2
3
4
Vgl. Calov, Gudrun: Vom Pferdestall zum Gefängnisturm. Öffentliche Bibliotheken in denkmalgeschützten Gebäuden. In:
BuB 42 (1990) 8, S. 626-639. Vgl. Bongartz, Norbert: Atmosphäre ist ein Aktivposten in der Kosten-Nutzen-Rechnung. Bibliotheksbau aus der Sicht eines Denkmalpflegers. In: BuB 31
(1979) 1, S. 11-14. Vgl. Hauschka, Ernst R.: Öffentliche Büchereien in historischen Gebäuden. In: Bibliotheksforum Bayern 11 (1983) 2, S. 207-223.
Vgl. Henning, Wolfram: Die zweitbeste Lösung? Öffentliche Bibliotheken in gegebenen Gebäuden. In: BuB 31 (1979) 1,
S. 15-29. Vgl. Bibliotheksbau: Umnutzung bestehender Gebäude für öffentliche und wissenschaftliche Bibliotheken. Berlin: DBI 1993 (Dbi-Materialien; 125). Vgl. Gerner, Manfred: Historische Häuser erhalten und instandsetzen. 2., neubearb.
und erw. Aufl. Augsburg: Augustus-Verl., 1990. Vgl. Fachwerkforschung. Beiträge zur Erhaltung. Hrsg. vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung, Wilhelm-Klauditz-Institut WKI. Stuttgart:
IRB-Verl. 1998. Vgl. Sicherheit in Bibliotheken. Raumsicherung, Buchsicherung, Arbeitsplatz, Brandschutz. 2., erw. Aufl.
Berlin: DBI, 1991 (Dbi-Materialien; 63). Vgl. Schwarck, Tobias:
Brandschutz in Bibliotheken. In: ABI-Technik 18 (1998) 3,
S. 248-257.
Vgl. Fischer, Alfred: Neue Architektur durch Umnutzung alter
Gebäude und Anlagen. Stuttgart [u.a.]: Krämer 1992. Vgl. Boeminghaus, Dieter: Zehn gute Gründe für die Umnutzung alter
Gebäude. In: Architektur und Wettbewerbe 121/1985, S. 8/9.
Vgl. Gerner (Anm. 3) S. 10-69. Vgl. Meckes, Franz: Zum
Thema: Umnutzung. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes 2/1998,
S. 53, 54. Vgl. Michler, Jürgen: Das Thema „Umnutzung von
Baudenkmälern“ im historischen Kontext. In: Denkmalpflege in
Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes 3/1998, S. 125. Vgl. Stopfel, Wolfgang: Nutzungsänderungen, Probleme und Chancen. In: Denkmalpflege in BadenWürttemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes 1/
1991, S. 57-62. Vgl. Weidner, H.P.C.: Erhaltung von Industriekultur im Spannungsfeld zwischen Denkmalschutz und Stadtentwicklung. In: Alte Städte formen die Wirtschaft. Stadtentwicklung zwischen Denkmalpflege und ökonomischer Entfaltung. Bonn: Dt. UNESCO-Komm. 1995, S. 52, 53. Vgl. Bongartz (Anm. 2) S. 11-14. Vgl. Kälberer, Heinz: Anmerkungen
zur Denkmalpflege aus der Sicht der Städte und Gemeinden.
In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt
des Landesdenkmalamtes 4/1997, S. 121-123. Vgl. Heitzmann, Dieter: Zuschüsse zur Erhaltung und Pflege von Kulturdenkmalen in Baden-Württemberg. In: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. Nachrichtenblatt des Landesdenkmalamtes
3/1998, S. 165, 16.
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
marktung des städtischen Angebots bei. Die Ansiedlung
von publikumsintensiven öffentlichen Einrichtungen bewirkt eine Belebung, Aufwertung und Steigerung der Lebensqualität in diesen Gebieten. Die Bürger identifizieren sich wieder mit ihrer Stadt.
Finanzielle Anreize sind für eine Kommune die verschiedenen öffentlichen Förderungsmöglichkeiten des Bundes und der Länder in Form von Zuschüssen, Krediten
und steuerlichen Vergünstigungen.
Nachteilig ist allerdings, daß eine detaillierte Vorhersage bezüglich der entstehenden Kosten schwierig ist.
Gravierende Mängel der Bausubstanz, die häufig erst
beim Umbau erkannt werden, denkmalbedingte Mehraufwendungen oder hohe Betriebs- und Instandhaltungskosten für ein altes Gebäude können zu einer unvorhergesehenen Kostenexplosion führen.
Wenn außerdem die Bewahrung gegebener Gebäude
zum ausschließlichen Ziel des Städtebaus wird, erfolgt
eine einseitige Lenkung was Planung, Architektur und
Bauen anbetrifft und neue, moderne und zukunftsweisende Entwicklungen werden behindert5.
Die Denkmalpflege
Der Begriff der Denkmalpflege umfaßt die kulturell begründete und im Denkmalschutz auch gesetzlich geregelte Bewahrung und Pflege von Gegenständen mit geschichtlicher, künstlerischer, städtebaulicher oder wissenschaftlicher Bedeutung, deren Erhalt im öffentlichen
Interesse liegt6. So sollen Sachen, auch Teile oder
Gruppen davon, geschützt werden, die aus vergangener Zeit stammen. Dabei wird diese Zeitgrenze laufend
neu definiert, und auch diskutiert (z.B. Erhalt deutschdeutscher Grenzanlagen).
Durch die Ausdehnung des Denkmalbegriffes (im Gegensatz zu wenigen herausragenden Kulturgütern in
früheren Generationen) steht uns heute eine große
Masse von erhaltenswerten historischen Gebäuden zur
Verfügung, aus denen nach bestimmten Bewertungskriterien7 ausgewählt werden muß. Ein Gebäude kann
aus künstlerischen (z.B. Seltenheitswert als Vertreter eines Stils), wissenschaftlichen (z.B. Bedeutung für die
Kunstwissenschaft), technischen (z.B. handwerkliche
oder technische Qualität der Ausführung), geschichtlichen (z.B. Stätte eines wichtigen Ereignisses) oder
städtebaulichen (z.B. baulicher Rest einer städtebaulichen Konzeption) Gründen erhaltenswert sein.
Ein besonderes, da eher subjektives Kriterium ist das
öffentliche Interesse am Erhalt eines Bauwerkes. Erhaltene historische Gebäude vermitteln Beständigkeit, sie
sichern die eigene kulturelle Identität. Viele Menschen
schätzen die im Lauf der Jahre gewachsene Umgebung, besonders im Vergleich zu konstruierten Siedlungen (z.B. Trabantenstädte). In den letzten Jahren tritt
auch der Gedanke der Ressourcenschonung (materiell
und finanziell) durch Wiederverwertung immer mehr ins
Bewußtsein.
Zu den Aufgaben der Denkmalpflege gehören neben
dem Schutz (vor Abbruch und unsachgemäßer Veränderung) und der Instandhaltung (durch Reparatur) von
Bauwerken auch das Inventarisieren und besonders
das Repräsentieren der Baudenkmäler in der Öffentlichkeit, um eine Lobby für das „alte Zeug“ zu gewinnen8.
Gesetzlich festgelegt sind die Aufgaben der Denkmalpflege in den Denkmalschutzgesetzen der Bundeslän-
der. Durch deren Kulturhoheit gibt es kein Bundesdenkmalschutzgesetz, aber der Schutzgedanke ist in verschiedene Bundesgesetze eingeflossen. Auf internationaler Ebene wurden Grundprinzipien formuliert, die von
den Ländern im Rahmen ihrer Möglichkeiten erfüllt werden.
Der Erhalt von Baudenkmälern wird oft als ein großer
Kostenfaktor angesehen. Diese denkmalbedingten
Mehraufwendungen sollen durch finanzielle Zuschüsse
und Steuervorteile aufgefangen werden. Doch auch als
Wirtschaftsfaktor ist die Denkmalpflege nicht zu unterschätzen. Im Gegensatz zu den Kulturgütern in Museen
sind Baudenkmäler im Alltag präsent. Sie kurbeln den
Tourismus an und sorgen für eine gute Standortqualität.
Da mit ihrer Sanierung meist regionale Handwerksbetriebe beauftragt werden, sichern sie auch Arbeitsplätze.
Der Architekt
Die Aufgabe des Architekten besteht darin, die individuellen und gesellschaftlichen Ansprüche in ein technisch
und wirtschaftlich realisierbares Konzept zu bringen,
das auch gestalterisch befriedigend ist9. Somit muß er
die verschiedenen Interessen in Einklang bringen.
Der Nutzer d.h. die Bibliothek wünscht sich die Erfüllung
ihres Raum- und Funktionsprogrammes. Dieses muß in
einen vorhandenen Raumkörper eingepaßt werden.
Dabei müssen die speziellen Anforderungen an Bibliotheken z.B. bezüglich der Statik und der Lichtverhältnisse berücksichtigt werden10.
Das Gebäude will seine charakteristischen Eigenheiten
behalten und präsentieren. Der Architekt muß mit der
historischen Substanz arbeiten, anstatt gegen sie. Das
erfordert genaue Kenntnisse über historische Konstruktionen.
Die Denkmalpflege möchte das Gebäude möglichst originalgetreu erhalten. Da eine entsprechende Nutzung
der beste Schutz ist, aber oft Umbauten erfordert, legt
sie Auflagen fest. Diese sollen sicherstellen, daß die
charakteristischen Eigenheiten erhalten bleiben.
Das Baurecht stellt, wie auch die Brandschutzverordnungen die Sicherheit des Gebäudes für die Nutzer d.h.
die Öffentlichkeit sicher. Da ältere Gebäude nicht den
5 Vgl. Meyer-Bohe, Walter: Umbauten. Alternativen zum Neubau. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt 1991.
6 Vgl. Brockhaus – die Enzyklopädie: in 24 Bänden. 20., überarb. und aktualisierte Aufl. Leipzig; Mannheim: Brockhaus.
7 Vgl. Kiesow, Gottfried Einführung in die Denkmalpflege. – 2.,
verb. Aufl. – Darmstadt: Wiss. Buchges., 1989. – VII, 220 S.
(Die Kunstwissenschaft) (Einführungen).
8 Vgl. Baden-Württemberg/Landesdenkmalamt: Leben mit der
Geschichte: Denkmalpflege in Baden-Württemberg. 3.,
überarb. Aufl. – Stuttgart 1987.
9 Vgl. Brockhaus (Anm. 6).
10 Vgl. Deutsches Institut für Normung/Normenausschuss Bibliotheks- und Dokumentationswesen: Bau- und Nutzungsplanung
von wissenschaftlichen Bibliotheken. Erarb. im NA Bibliotheksund Dokumentationswesen unter Mitw. einer Expertengruppe
des Deutschen Bibliotheksinstituts (DBI). Hrsg.: DIN, Deutsches Institut für Normung e.V. – 2. Aufl. – Berlin; Wien; Zürich:
Beuth, 1998. – VI, 69 S. (DIN-Fachbericht/DIN Deutsches Institut für Normung e.V.; 13).
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
heutigen Verordnungen entsprechen, müssen Kompromisse zwischen Sicherheit und Gebäudeschutz gemacht werden.
Zu den Aufgaben des Architekten
gehört auch, wenn sie nicht übertragen wird, die Bauleitung bzw.
die Organisation der Baumaßnahme. Sie umfasst die Voruntersuchungen, die Anfertigung und
Prüfung der Leistungsbeschreibungen, die Kontrolle der Arbeit
und die Dokumentation der Baumaßnahme.
Die Stadtbibliothek
Herrenberg
1998 konnte die Stadtbibliothek
Herrenberg ihr 100jähriges Bestehen feiern. Ein Jahrhundert zuvor
wurde in der Großen Kreisstadt
Herrenberg, mit heute rund 30 000
Einwohnern, die erste von der Abb. 1 Historischer Kellerhals im Nahbereich
Stadt getragene Bibliothek eingerichtet. Seit 1994 befindet sie sich
DG bis ins Foyer ermöglicht. Zur inneren Erschließung
in der Hofscheuer, einem Bestandteil des „Kulturzender Hofscheuer hat man neue Treppen vom Keller bis
trums Hofscheuer“. Die unter Denkmalschutz stehende
zum 2. OG und einen Aufzug eingebaut, der alle Publihistorische Hofanlage setzt sich aus dem Wohnhaus,
kumszonen miteinander verbindet. Infolge der neuen ofder Hofscheuer und dem ehemaligen Waschhaus zufenen Treppenanlage wurde aus brandschutztechnisammen. Die Hofscheuer stammt vermutlich aus dem
schen Gründen eine von allen Geschossen aus zugängausgehenden 18. Jahrhundert. Bis Mitte der 80er Jahre
liche Fluchttreppe an der Südseite der Hofscheuer
wurde sie noch als Scheune und Stallgebäude
angebaut. Der einem Silo ähnlich gestaltete Fluchttrepgenutzt11.
penturm ist das äußere Bindeglied zwischen Alt- und
Im August 1989 lobte die Stadt Herrenberg einen RealiNeubau.
sierungswettbwerb aus. Aufgabe des Wettbewerbs war
Die Fensteröffnungen der Hofscheuer bestanden ledigdie Entwicklung einer Gesamtlösung für ein kulturelles
lich aus Lüftungsgittern und außen angebrachten
Zentrum im Areal „Hofscheuer“, was neben der NeugeKlappläden. Durch die Konstruktion der Außenwände
staltung der Bibliothek auch die Erweiterung der Volkswaren die Fenster- und Türöffnungen vorgegeben und
hochschule einschloß. Der erste Preis wurde an die
durften auch nicht verändert werden. Das ErscheiStuttgarter Architekten Kurt und Frank-Ulrich Dollmann
nungsbild konnte erhalten bleiben, indem die durch die
vergeben12.
Nutzungsänderung notwendig gewordenen VerglasunDie Sanierung der Hofscheuer erfolgte mit dem Ziel,
gen der Fenster und Türen von innen auf die Holzkonihre Struktur und Substanz so weitgehend wie möglich
struktion aufgesetzt wurden. Während im Innern der
zu erhalten, wobei Belange der Denkmalpflege eine
Hofscheuer die Holz- und Mauerwerkskonstruktionen
große Rolle spielten und das Landesdenkmalamt
deutlich sichtbar sind, wurden die Außenwände wieder
strenge Auflagen machte.
ihrem vorherigen Zustand entsprechend verputzt13.
Sie besteht vorwiegend aus einer Fachwerkkonstruktion
mit acht Mittelstützen, Holzunterzügen und Holzbalkendecken, die samt den Außenwänden tragende Funktion
übernehmen. Im Erdgeschoß hätten sämtliche Zwischenwände entfernt werden können, was aus Gründen
11 Vgl. Stadt Herrenberg. Landkreis Böblingen. Hrsg. vom Landes Denkmalschutzes aber nur teilweise geschah. Dadesdenkmalamt Baden-Württemberg und Landesvermesdurch sind an dieser Stelle sehr kleinteilige Bereiche
sungsamt Baden-Württemberg. Bearb. von Hermann Reidel
entstanden. Gemäß den Forderungen des Denkmalamund Wolf Deiseroth. Stuttgart 1986, S. 24 (Ortskernatlas Bates blieben so historisch wertvolle Bestandteile wie z.B.
den-Württemberg; 1.5). Vgl. Dollmann, Kurt: Erlebbare Gegensätze von Alt und Neu. In: Bau und Einrichtung zeitgemäßer öfdie Wand des ehemaligen Kuhstalls oder der historifentlicher Bibliotheken. Berlin: DBI 1996. S. 63-65. Vgl. Auslosche Kellerhals bestehen. Außerdem durfte die alte
bung. Realisierungswettbewerb Stadtbibliothek, Erweiterung
Holztreppe vom 2. OG zum Dachgeschoß nicht wie in
Volkshochschule Herrenberg 1989. S. 11-12. Vgl. Bücher statt
den anderen Etagen durch eine neue Stahlkonstruktion
Heu und Stroh. In: Gäubote 19.12.1994.
ersetzt werden. Um die Treppe begehbar zu machen,
12 Vgl. Auslobung (Anm. 11). Vgl. Vorprüfbericht 1990. Vgl. Preiswurden über die Holzstufen transparente Trittstufen aus
gerichtsprotokoll 1990. Vgl. Viele Beschlüsse bis zur EröffMetallgitter gelegt.
nung. In: Amtsblatt Herrenberg 50/1994. S. 4.
Ein weiterer Bestandteil, der an die frühere Nutzung er13 Vgl. Auslobung (Anm. 11) S. 15. Vgl. Baubeschreibung 1991,
S. 2. Vgl. Dollmann (Anm. 11) S. 63-65.
innert, ist der ehemalige Heuabwurf, der eine Sicht vom
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
Im 2. Ober- und im Dachgeschoß
ist die Sachliteratur für die Erwachsenen untergebracht. Daneben befinden sich hier zahlreiche Sitzmöglichkeiten sowie PC-Arbeitsplätze. Der Bereich im DG ist
mehrfach nutzbar, da die Regale
auf Rollen stehen. Gegenüber dem
Veranstaltungsraum im Gewölbekeller wirkt dieser durch den verglasten Dachfirst offener und bietet
mehr Personen Platz. Vom DG aus
führt eine Holztreppe nach oben
ins Gebälk, die heute aber nutzlos
geworden ist. Früher verband sie
den Dachraum mit einer weiteren
Ebene, was an der Konstruktion
des Dachgebälks noch deutlich erkennbar ist.
Die Bibliothek wurde vom Institut
für Bibliothek Design eingerichtet.
Da viele historische Elemente erhalten und nicht beeinträchtigt werAbb. 2 Ehemalige Stallwand, heute ein Teil der Verbuchungstheke
den sollten und der Bibliothek
trotzdem genügend Fläche zu Präsentationszwecken zur Verfügung
Die Bibliothek ist mit rund 47 000 Medien auf einer Gestehen sollte, wurden zahlreiche Spezialanfertigungen
samtnutzfläche von rund 1 100 m2 untergebracht. Da
für die Bibliothek entwickelt.
Durch die Nutzungsänderung bedingte konstruktive Verdie Hofscheuer mit vier Ebenen und einem als Veranänderungen im Gebäudeinnern, erfolgten in gewissem
staltungsraum dienenden Gewölbekeller diese Fläche
Abstand zur historischen Gebäudehülle. Bei Reparatunicht bieten konnte, wurde sie um einen Neubau erweiren der historischen Holzkonstruktion verwendete man
tert. Der zweigeschossige Erweiterungsbau wurde
Altholz. Waren Bauteile erneuerungsbedürftig oder
durch einen Verbindungskörper an die Hofscheuer anmußten sie aus funktionalen oder technischen Gründen
gebunden. Er ersetzt an dieser Stelle desolate Deckenergänzt bzw. ersetzt werden, geschah dies mit Techniund Wandbestandteile. Der Neubau gehört den Kinken, Materialien und Farben, die auf die historische Subdern, Jugendlichen und den Mitarbeiterinnen, während
stanz und die neue Nutzung abgestimmt waren. Hinterdie Bereiche der Erwachsenen in der Hofscheuer eingegrund für das Material- und Farbkonzept war die Absicht
richtet wurden.
der Architekten, alte und neue Elemente optisch klar
Man betritt die Bibliothek durch ein ehemaliges Scheuvoneinander zu trennen. Alles was neu ist, soll auch als
nentor und gelangt in den Eingangsbereich. In diesem
solches erkennbar sein. Die Eingriffe in die historische
Bereich ist die frühere Nutzung des Gebäudes an vielen
Holzkonstruktion sind an ihrer grünblauen Farbe erkennStellen nachvollziehbar. Ein Teil der Bundwände, Maubar.
erstücke und des Steinbodens wurden in die neue NutDie offene Bauweise und der Eindruck von Transparenz
zung integriert. Rechter Hand des Eingangs befindet
werden durch Galerien, Lufträume, den Heuabwurf und
sich der Nahbereich mit Zeitschriften- und Lesezone sodie offene Kabelführung unterstützt. Die Verkehrsfläwie den AV-Medien. Hier liegt auch der ursprüngliche
chen in der Bibliothek sind großzügig bemessen. Durch
Zugang zum Gewölbekeller, der samt Kellerhals erhalleichtes und sachliches Mobiliar, nicht zu hohe Regale,
ten geblieben ist. Der als Veranstaltungs- und Tagungseingeschobene Leseecken und Arbeitstische wird der
raum genutzte Keller wird auch an Außenstehende verweitläufige Raumeindruck noch verstärkt.
mietet.
Aufgrund der Gegebenheiten in der Hofscheuer wurde
Die sich links des Eingangs befindende Raumhälfte
für die Bibliothek ein spezielles Beleuchtungs- und Inwird von der Verbuchungszone eingenommen. Dieser
stallationskonzept entwickelt. Im Bereich des Aufzugsehemalige Stallbereich konnte so in die neue Nutzung
gerüsts führt eine senkrechte Steigtrasse, die den Mitintegriert werden. Der Stallcharakter wurde erhalten, intelpunkt der Haustechnik darstellt, nach oben. Dadurch
dem man die Stallwände mit ihren Öffnungen zum Futwurde eine von der bestehenden Konstruktion unabtergang, zur Rückgabetheke umfunktionierte.
hängige Installationsführung möglich und eine DurchIm ersten OG der Hofscheuer verläuft zwischen Aufzug
dringung bestehender Bauteile vermieden. Das Installaund Tennenbereich eine Galerie, von der aus man das
tionskonzept beruht auf Stahlschienen, die einerseits
Foyer überblicken kann. Auf dieser Ebene befinden sich
als Kabelkanäle fungieren, andererseits dienen sie als
neben der Schönen Literatur bequeme Leseplätze, ausBefestigungskonstruktionen für die Beleuchtungskörgefallene Präsentationstafeln, PC-Arbeitsplätze und der
per. Die sichtbare Installationsführung von Steigtrasse
Auskunftsplatz. An der Auskunft vorbei führt ein Verbinund Kabelrinnen war durch die niedrigen Geschoßhödungssteg zur Kinderbibliothek im Neubau. Die an der
hen innerhalb der Hofscheuer und dem Ziel, die historiDecke entlangführenden Stahlträger erinnern an die
sche Substanz nicht anzugreifen, bedingt. Um die ohneHolzbalkendecke der Hofscheuer.
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
hin geringe Raumhöhe zu erhalten, war es notwendig,
die technischen Anlagen offen anzubringen14.
Die Gesamtkosten für die Sanierung der Hofscheuer
und den Erweiterungsbau betrugen 7,8 Millionen DM.
Davon waren 7,3 Mio. DM Baukosten und 500 000 DM
Einrichtungskosten15. Die Finanzierung des Kulturzentrums Hofscheuer erfolgte mit Hilfe eines großen Anteils
an Fremdmitteln. Aufgrund seiner Lage im Sanierungsgebiet erhielt die Stadt im Rahmen des Sanierungsprogramms von Bund, Ländern und Gemeinden 2 Mio. DM
an Fördermitteln, sowie Zuschüsse des Landkreises in
Höhe von 700 000 DM16.
1996 wurde der Stadtbibliothek Herrenberg in einem
von der Architektenkammer Baden-Württemberg veranstalteten Wettbewerb eine Auszeichnung für „Beispielhaftes Bauen“ verliehen. Begründet wurde diese Entscheidung damit, daß durch die Integration der Bibliothek in die ehemalige Hofscheuer ein bemerkenswertes
historisches Gebäude revitalisiert worden ist, daß bei
den notwendigen baulichen Veränderungen, der Innenraumgestaltung und der Einrichtung, Rücksicht auf die
historische Substanz genommen wurde und das Denkmal durch den bewußten Gegensatz von Alt und Neu
gestärkt wurde17.
Stadtbibliothek Reutlingen –
Zweigstelle Betzingen
1959 wurde in Betzingen, dem ältesten und mit rund
10 500 Einwohnern auch größten Stadtteil der Großstadt Reutlingen, die erste Bibliothek eröffnet Sie konnte
1991 in ihr heutiges Domizil, das „Fabrikle“ umziehen.
Das Fabrikgebäude war 1927 erbaut worden und bis
Ende der 80er Jahre wurde es als Flaschnerei genutzt.
Für die Umnutzung zur Bibliothek waren im Vorfeld der
Planungen mehrere Gebäude im Gespräch gewesen.
Nach einer Reihe von Standortüberlegungen fiel die
Wahl auf die ehemalige Fabrik. Man entschloß sich, das
zweigeschossige Gebäude auszubauen und den vorhandenen Anbau für die Nebenräume der Bibliothek
nutzbar zu machen18.
Ein Grundsatz bei der Sanierung war, die alte Bausubstanz und den Fabrikcharakter so weit wie möglich zu
erhalten und mit der neuen Nutzung in Einklang zu bringen. Bei der Gestaltung der Außenanlagen wurde der
Bereich zwischen Bibliothek und Post großzügig angelegt. Durch den Abriß eines Hauses entstand ein Innenhof, der Parkplätze in unmittelbarer Nähe und Raum für
eine Ladezone bietet.
Die Fassade des Gebäudes wurde nicht wesentlich verändert. Um ihr Erscheinungsbild nicht zu beeinträchtigen, hat man die Fenster originalgetreu erneuert, auf
zusätzliche Öffnungen verzichtet und die Sonnenschutzvorrichtung innenliegend angebracht.
Lediglich der Eingangsbereich mit Vordach, Türen und
Windfang wurde völlig neu gestaltet. Zur Erschließung
des Gebäudes hat man neben einigen Treppenstufen,
einen behindertengerechten Aufgang angelegt. Das fächerförmige Vordach über dem Eingang soll auf die
heutige Nutzung durch die Bibliothek hinweisen und
symbolisiert die Seiten eines aufgeschlagenen Buches.
Betrachtet man die Flächen des Vordachs genauer, erkennt man Schriftzüge. Die einzelnen Seiten erzählen
die Geschichte von „MOMO“.
Die frühere Werkstatt im Erdgeschoß des Gebäudes
wurde als ein großer Innenraum belassen, um den
Hallencharakter beizubehalten und um die Bereiche der
Bibliothek großzügig und flexibel gestalten zu können.
Dabei blieben den Raum prägende Elemente, wie die
alten Stahlpfeiler und Unterzüge sichtbar.
Der Dachraum im Obergeschoß wurde durch den Abriß
mehrerer Wände freigelegt. Während der Umbaumaßnahmen stellte man fest, daß sowohl das Blechdach
des Anbaus als auch die Dachkonstruktion der Fabrik
erneuerungsbedürftig waren.
Die beiden Stockwerke werden durch einen behindertengerechten Aufzug aus Glas und Stahl und eine Stahltreppe miteinander verbunden. Aufgrund der Nutzungsänderung mußte auch die gesamte Haustechnik modernisiert und neu eingebaut werden19.
Die Bibliothek mit 16 400 Medieneinheiten ist auf einer
Hauptnutzfläche von 350 m2 untergebracht. Im Vergleich zu ihrer früheren Raumsituation, konnte sie die
ihr zur Verfügung stehende Fläche beinahe verdoppeln.
Man betritt sie durch einen aus Glas und Stahl konstruierten Windfang. Direkt gegenüber der Eingangstür führen Aufzug und Treppe nach oben ins Dachgeschoß.
Die Verwaltungsräume und sanitären Anlagen wurden
im
Flachdachanbau
aus
den
30er
Jahren
untergebracht20. Die Lage der Büros ist hinsichtlich der
kurzen Wege zur Verbuchungstheke und zum Aufzug
sehr günstig. Wendet man sich im Eingangsbereich
nach rechts, gelangt man in die „Fabrikhalle“ mit Verbuchungstheke und Kinderbibliothek. Da vor allem Kinder
vom Konzept der Bibliothek angesprochen werden sollen, gehört ihnen der gesamte Publikumsbereich im
Erdgeschoß. Der Innenraum ist in einzelne Kojen ge-
14 Vgl. Wirrmann, Haike: Was Neues unter der Glucke. Herrenbergs Stadtbibliothek in der Hofscheuer. In: BuB 47 (1995) 10,
S. 908-911.
15 Vgl. Herrenberg. In: Bibliotheksbau: Auswahldokumentation
1994/95. (DBI-Materialien; 157). Berlin: DBI 1997, S. 86-88.
16 Vgl. Streit um „Hofscheuer“ scheint programmiert. In: Kreiszeitung 15.01.1990.
17 Vgl. Eine bewußte Kollision von Alt und Neu. In: Gäubote
17.05.1996.
18 Vgl. Gemeinhardt, Alfred: Die Eingemeindung Betzingens vor
90 Jahren – eine historische Rückschau. In: Reutlinger Geschichtsblätter. Jahrgang 1997, Neue Folge Nr. 36. Stadtarchiv
Reutlingen, Reutlinger Geschichtsverein e.V. (Hrsg.) 1997.
Vgl. Betzingen, der älteste Reutlinger Stadtbezirk. Ein unterhaltsamer Gang durch die Geschichte. Hrsg. von der Stadtverwaltung Reutlingen anläßlich des 75jährigen Eingemeindungsjubiläums. Reutlingen: Harwalik 1982. Vgl. Baubeschreibung
der Bibliothek Betzingen, S. 1-3. Vgl. Eine „Lesefabrik“ als Kulturzentrum. In: Reutlinger Wochenblatt 13.06.90. Vgl. Die Betzinger Bibliothek. In: Betzinger Blättle 6 (1991) 8, S. 2. Vgl.
Betzingens Ortsmitte auf Vordermann gebracht. In: Reutlinger
General-Anzeiger 26.07.1990.
19 Vgl. Die Betzinger Bibliothek (Anm. 18) S. 2. Vgl. Betzingens
Ortsmitte auf Vordermann gebracht (Anm. 18). Vgl. Eine „Lesefabrik“ als Kulturzentrum (Anm. 18). Vgl. Baubeschreibung
der Bibliothek Betzingen, S. 1-3.
20 Vgl. Reutlingen-Betzingen. Landkreis Reutlingen. In: Öffentliche Bibliotheken in Baden-Württemberg. Berichte und Informationen. Hrsg. von den Staatlichen Fachstellen für das öffentliche Bibliothekswesen Freiburg, Karlsruhe, Reutlingen, Stuttgart. Reutlingen: Oertel & Spörer 1991, S. 84, 85. Vgl. Baubeschreibung der Bibliothek Betzingen, S. 3. Vgl. Eine
„Lesefabrik“ als Kulturzentrum (Anm. 18)
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
gliedert, deren Gestaltung der jeweiligen Altersgruppe
entspricht. Hier besteht die Möglichkeit, einen Veranstaltungsraum zu schaffen. Überall im Haus werden
kleinere Themenausstellungen präsentiert. An einigen
Wänden sind Bilderschienen angebracht und als weitere Ausstellungsmöglichkeiten werden die Mauernischen im Erdgeschoß des Gebäudes genutzt.
Im Obergeschoß befinden sich die Bereiche für die Erwachsenen und Jugendlichen. Gegenüber dem Treppenaufgang wurde eine Lesezone eingerichtet. Dieser
Bereich wird vom restlichen Raum des Obergeschosses
durch ein Fachwerkgerüst abgegrenzt. Der bei Sonnenschein lichtdurchflutete Vorraum, macht durch seine
Gestaltung einen hellen, freundlichen und einladenden
Eindruck, wie übrigens das gesamte Haus.
Entlang der Fensterfront sind aufgrund der statischen
Voraussetzungen ausschließlich Arbeitsplätze angeordnet. Der bestehende Einrichtungsplan wurde genau auf
die Tragfähigkeit der Geschoßdecke abgestimmt. Infolgedessen kann auch die Regalanordnung im oberen
Stockwerk nicht ohne weiteres verändert werden21.
Die Bibliothek wurde, von einigen Ausnahmen abgesehen, von der Einkaufszentrale für Bibliotheken (ekz) eingerichtet. Verschiedenfarbige Teppiche unterstützen die
Bereichsgliederung in der Kinderbibliothek, da der aus
Linoleum bestehende Bodenbelag zwar auf die ehemals industrielle Nutzung des Gebäudes hinweist, aber
weniger mit der Konzeption einer Kinderbibliothek vereinbar ist.
Durch die Fenster des Gebäudes erhält die Bibliothek
viel Tageslicht. Die künstliche Beleuchtung setzt sich
aus Neonlampen, die an Deckenschienen angebracht
sind und aus Einzelleuchten zusammen. Die individuelle Beleuchtung setzt gestalterische Effekte und bestimmte Bereiche, wie die Ausstellungsflächen in den
Mauernischen werden betont.
Eine Bibliothek mit Fabrikcharakter
Die Struktur und der Charakter der Fabrik sind trotz der
Sanierung erhalten geblieben. Nicht nur die Fassade
des Gebäudes deutet darauf hin. Der Fabrikcharakter
setzt sich auch im Innern fort und wird durch die Möblierung betont. An die frühere Nutzung erinnern die erhalten gebliebenen Stahlpfeiler und Unterzüge im Erdgeschoß und die bei der Gestaltung der Bibliothek verwendeten Materialien wie Stahl, Riffel- und Lochblech sowie
die graue Farbgebung einiger Details. Die Vorderfront
der Verbuchungstheke besteht ebenso wie die Seitenverkleidung der PC-Arbeitstische aus Lochblech. Dieses Gestaltungsprinzip findet sich auch im Geländer der
Treppe wieder. Details wie die vergitterten Lampen über
der Verbuchungstheke oder die großen Industrieleuchten ergänzen die „Fabrikeinrichtung“.
Die Gesamtkosten für das Projekt beliefen sich auf
815 000 DM, wobei rund 590 000 DM Bau- und 225 000
DM Einrichtungskosten waren. 1991 war der Bibliothek
außerdem ein Medienaufbauetat von 45 000 DM gewährt worden.
Die Akzeptanz der Bibliothek ist groß. Bereits in der Woche vor der offiziellen Einweihung herrschte reger Andrang. Die Anzahl der aktiven Leser hatte sich zwei
Jahre nach der Eröffnung fast verdoppelt und 1998 waren 1 500 LeserInnen aktiv, das sind rund 14 % der
Bevölkerung22.
Die Bibliothek der Fachhochschule Konstanz
im alten Schlachthof
Die Stadt Konstanz ist mit ca. 78 000 Einwohnern ein
regionales Zentrum und ihre Fachhochschule, Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, mit 3 000
Studenten und 12 verschiedenen Studiengängen eine
der größten in Baden-Württemberg. Durch die steigende Studentenzahl kommen immer wieder neue Gebäude auf dem Gelände am Seerhein hinzu. Trotzdem
führte die Bibliothek der Fachhochschule viele Jahre ein
Schattendasein. So herrschte in den 90er Jahren durch
einen starken Bestandszuwachs drangvolle Enge in den
Seminarräumen, in denen die Bibliothek untergebracht
war. Ein Umzug war, auch aus statischen Gründen, unumgänglich.
Der Schlachthof in Konstanz ist eine in den Jahren
1877-79 erbaute Anlage und besteht aus 4 Flügeln: der
großen Schlachthalle, 2 schmalen Seitenflügeln und
dem Verwaltungsgebäude. Im Laufe der Jahre wurde
die gut proportionierte symmetrische Anlage durch verschiedene An- und Umbauten immer wieder auf den
neuesten Stand gebracht und war bis 1991 in Betrieb.
Die Fachhochschule forderte in den 70er Jahren den
Abbruch, da das direkte Nebeneinander von Studienalltag und Schlachtbetrieb nicht zumutbar sei. Doch dann
wurde das Gebäude wegen seiner Bedeutung als Industriedenkmal und wegen seiner Lage am Seerhein als
Teil der Stadtsilhouette unter Denkmalschutz gestellt.
Da ein Abbruch somit nicht mehr in Frage kam, überlegte die Fachhochschule, wie der Schlachthof in ihre
Gebäudeplanung einbezogen werden kann. Untersuchungen ergeben 1987 daß die gemeinsame Unterbringung von dringend benötigter Mensa und Bibliothek im
Schlachthof wegen der technischen Anforderungen der
Mensa zu aufwendig ist. So prüfte man nun, ob das
Raumprogramm der Bibliothek im ursprünglichen Baukörper unterzubringen war.
1990 stand die Entscheidung für den Umbau zur neuen
Bibliothek fest, aber erst im Juni 1994 konnte begonnen
werden. Doch zuvor entschlossen sich, nach umfangreichen wirtschaftlichen und denkmalpflegerischen Untersuchungen, die Verantwortlichen, in Absprache mit den
Denkmalamt, lediglich den ursprünglichen Eindruck
wieder herzustellen, ohne Anspruch auf Authentizität.
Während der Umbaumaßnahmen wurden zuerst alle
betrieblichen Anbauten entfernt und so der ursprüngliche Baukörper freigelegt. Die Seitenflügel wurden neu
unterkellert um dort Toiletten und die Haustechnik unterzubringen. Ihr Erdgeschoß konnte erhalten werden,
aber das Obergeschoß der Seitenflügel wurde nach alten Entwurfsvorlagen ersetzt.
Die konstruktiven Elemente der Schlachthalle wie der
hölzerne Dachstuhl und die gußeisernen Säulen und
Rundelemente konnten erhalten werden. Um Stellplatz
zu schaffen wurden hier durch eine freistehende Stahlkonstruktion zwei Galerieebenen geschaffen.
21 Vgl. Baubeschreibung der Bibliothek Betzingen, S. 3
22 Vgl. Baubeschreibung der Bibliothek Betzingen, S. 2. Vgl.
Reutlingen-Betzingen (Anm. 20), S. 84. Vgl. Bibliothek zwei
Jahre im Wasen 5. In: Betzinger Blättle 8 (1993) 7, S. 4. Vgl.
Jahresbericht Stadtbibliothek Reutlingen – Zweigstelle Betzingen 1998, S. 1.
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
Abb. 3 Blick in die ehemalige Schlachthalle
Abb. 4 Blick über den Innenhof auf die Schlachthalle
Im Oktober 1997 wurde die neue Bibliothek eingeweiht.
Im Schlachthof stehen ihr 1 200 m2 zur Verfügung. Ihr
Bestand von etwa 60 000 Büchern, Audio- und Videokassetten, Dias, CD-ROM und 200 Zeitschriftenabonnements stehen neben allen Hochschulangehörigen, den
Fachbereichen und Einrichtungen der Fachhochschule
auch externen Lesern zur Verfügung.
Mit ihrem ziegelroten Außenanstrich ist die Bibliothek
schon von weitem erkennbar. Um den Innenhof für Ver-
anstaltungen nutzen zu können,
wurde auf einen Brunnen zur Belebung verzichtet. Durch den Haupteingang in einem Seitenflügel betritt man das großzügige Foyer.
Links befindet sich die Garderobe
und rechts die extra große Verbuchungstheke. Da der Bürobereich
weit entfernt liegt besteht hier die
Möglichkeit, sich einen zweiten Arbeitsplatz zu richten. Vom Verbuchungsbereich gelangt man direkt
in die zentrale Halle. Da sie, wie
sich während der Umbauarbeiten
gezeigt hat, eine hervorragende
Akustik besitzt, mußten Schallschutzdecken unter den Galerieebenen eingebaut werden, um
den Lärmpegel, verstärkt durch
den Parkettboden, zu dämpfen.
Im anderen Seitenflügel findet
man die aktuellen Zeitschriften
und den Bürobereich. Über die
große Zentraltreppe oder mit dem
Aufzug gelangt man in die Obergeschosse der Seitenflügel und die Galerieebenen, wo
sich weitere Freihandbestände und Arbeitsplätze befinden.
Im Obergeschoß des ehemaligen Verwaltungsgebäudes befindet sich heute ein kleiner Sitzungs- und Veranstaltungsraum, der Thurgausaal.
In Anlehnung an die original erhaltene Holz-Stahl-Konstruktion wurde der Boden mit geöltem Eichenholz belegt und die weiteren Einrichtungsgegenstände wie Regale, Tische etc. ebenfalls im Holzdesign mit Stahlelementen gewählt. Den Benutzern stehen neben 120 verteilten Arbeitsplätzen, PC-Plätzen mit CD-ROMNetzzugang, Internetanschluß und OPAC ein kleiner Video-Gruppenraum zur Verfügung.
Durch die vielen Freiflächen, lockerer Regalaufstellung
und breiten Verkehrswegen wirken die Räume offen und
großzügig. Da durch die kleinen Fenster dennoch zuwenig Tageslicht kommt, ist der Dauereinsatz von Leuchten nötig. Dafür ist die Bibliothek im Sommer, auch ohne
Klimaanlage, schön kühl.
Mit der Entscheidung, auf eine möglichst genaue Rekonstruktion zu verzichten, gewannen die Beteiligten,
neben der Fachhochschule mit Bibliothek das Land Baden-Württemberg und das Staatliche Hochbau- und
Universitätsbauamt, größere Freiheit. So konnten z.B.
die Fensteröffnungen entsprechend den Bedürfnissen
der Bibliothek eingeschlagen werden. Auch wenn es für
den Betrachter so aussieht, als ob sich während der
letzten Jahrzehnte nichts verändert hat.
Die Stadtbücherei Biberach im Neuen Bau
Die Stadt Biberach an der Riß in Süddeutschland ist
eine alte Reichsstadt mit heute ca. 30 550 Einwohnern
und täglich ca. 14 000 Einpendlern aus der Region.
Der Neue Bau in Biberach wurde nach dem verheerenden Stadtbrand 1516 als Teil der Ökonomiegebäude
des Spitals zum Heiligen Geist mit 2 Vollgeschossen
und 4 weiteren begehbaren Ebenen neu errichtet. Er
diente bis 1970 u.a. als Kornspeicher, Stall, Heuboden
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Bibliothek 25. 2001. Nr. 3 Conzelmann/Lintner – Bibliotheken in historischen Gebäuden
und Fruchtkasten. Während der Große Bau mit seinen
dicken gemauerten Wänden und seinem imponierenden Zimmermannswerk im Innern langsam zerfällt,
sucht der Besitzer23 nach einer neuen Nutzung, da das
Gebäude unter Denkmalschutz steht.
Da kommt im Sommer 1990 aus dem Gemeinderat der
Vorschlag, die Stadtbücherei dort unterzubringen.
Diese ist seit ihrer Eröffnung 1969 in der Unteren
Schranne am Marktplatz untergebracht. Durch ihre aktive Rolle kämpft sie seit Jahren mit Platzmangel und
nachträglichen, stückweisen Anpassungen. Doch jetzt
sind umfangreiche Reparaturen nötig, währenddessen
die Bücherei ausziehen müßte.
Also erstellt die Büchereileitung einen Flächenbedarfsund Raumplan, der zeigt, daß der Neue Bau ausreichend Platz für einen ausgebauten Bestand und die
Wünsche der Bücherei besitzt. 1992 fällt der endgültige
Entschluß zum Umbau der alten Scheuer.
Die Planung wurde direkt dem Architekten Boris Podrecca aus Wien übertragen, zu dessen Werken neben
Umbauten auch Neubauten und Möbelentwürfe zählen.
Wichtig ist ihm die Einbindung des Objektes in dessen
Umfeld.
Während der Planungen zeichnen sich in Gesprächen
zwischen Architekt und Denkmalamt folgende Grundsätze ab:
– Sämtliche Teile der historischen denkmalgeschützten
Holzkonstruktion sollen erhalten bleiben.
– Der geschlossene Scheunencharakter soll erhalten
bleiben d.h. kleine Fenster in den ursprünglich geschossenen Seitenwänden und möglichst wenige unauffällige Dachgauben. Das steht im Gegensatz zu
den Wünschen der Bücherei nach möglichst viel Tageslicht.
– Neben einem großen Firstlicht und dem neu geschaffenen Luftraum bringt eine ausgeklügelte Lichtplanung mit Spiegeln und indirekter Beleuchtung mehr
Licht.
– Da die Ebenen durch das steile Dach an den Längsseiten immer schmäler werden, werden die Freitreppe, der Aufzug und die Feuertreppe an zentraler
Stelle positioniert.
– Grundsätzlich gilt die Anwendung heutiger gestalterischer Regeln mit modernen Materialien. Auch wenn
sich das Denkmalamt die neuen Einbauten unauffälliger gewünscht hat.
Im Jahr 1994 konnte endlich mit dem Umbau begonnen
werden, nachdem es bereits zwei Sparrunden gegeben
hatte, denen u.a. ein Teil der Beleuchtungsplanung zum
Opfer fiel. Nachdem das Dach abgedeckt und alle nichttragenden Elemente entfernt wurden, wurde die gesamter Holzkonstruktion angehoben um die Decken und die
Dachkonstruktion auszugleichen.
Da die Holzkonstruktion im Erdgeschoß stark sanierungsbedürftig war, wurde sie durch Betonelemente ersetzt.
In den oberen Stockwerken war nur ein teilweiser Austausch nötig. Weiter wurden ein Fluchttreppenhaus mit
Gucklöchern, ein neues aufgesetztes Firstlicht, neue
schmale Fenster und die Haustechnik eingebaut.
Bereits im Dezember 1995 wurde die neue Bücherei auf
dem Viehmarktplatz eingeweiht. Sie besitzt heute etwa
65 000 Medien auf 1 570 m2. Sie bietet ihren Besuchern
ein breites Angebot an Büchern, Zeitschriften, CDs, Vi-
deos, DVDs und CD-Roms. Ein besonderer Augenmerk
liegt auf der Vermittlung neuer Medien.
Im Erdgeschoß findet man den Verbuchungsbereich mit
2 Selbstverbuchungsplätzen, lokalen Informationen und
Broschüren, Zeitschriften, Verbraucherinformationen
und die aktuelle Ausstellung. Durch die querliegende
Versorgungseinheit gelangt man in den auch separat
nutzbaren Veranstaltungsraum. Im Obergeschoß stehen die Sachbücher mit der Filmkiste und dem Informationsbereich. Das 1. Dachgeschoß teilen sich die Belletristik und die Kinder- und Jugendmedien. Büroräume
und weitere verwaltungstechnische Räume nehmen
das gesamte 2. Dachgeschoß ein. Darüber befinden
sich Magazine und Archive.
Die Bücherei ist mit ihrem neuen Gebäude ganz zufrieden, und auch die Benutzer haben es akzeptiert. Da die
ursprünglich gewünschte Fläche nicht erreicht werden
konnte, wurde auch der Zielbestand entsprechend herabgesetzt und die Nachfrage durch den verstärkten Einsatz neuer Informationsmittel und Medien ausgeglichen. Die während der Planung großzügig erscheinende EDV- und Elektroausstattung erweist sich jetzt
als gerade ausreichend.
Durch die kleinteilige Holzkonstruktion wurde für die Regalaufstellung, die Fensteranordnung und alle anderen
Einbauten ein bestimmtes Schema vorgegeben, wodurch eine Umstellung kaum möglich ist.
Weitere Probleme mit dem Gebäude, z.T. entstanden
durch das Überhören der Bibliothek, sind z.B. die dunklen Ecken durch die kleinen Fenster und die anfälligen
Strahler. Auch die Zentraltreppe ist zu schmal, wie bereits die ebenso breite Treppe im alten Gebäude gezeigt
hat.
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23 Der Spital zum Heiligen Geist in Biberach.
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Wirrmann, Haike: Was Neues unter der Glucke. Herrenbergs
Stadtbibliothek in der Hofscheuer. In: BuB 47 (1995) 10, S. 908911.
Zweigstelle Betzingen. <http://www.stadtbibliothek-reutlingen.de/
text/zweig/betz.htm>. Stand 19.07.99.
Anschrift der Autorinnen:
Petra Conzelmann
Unterer Buchweg 28
D-72221 Haiterbach
Martina Lintner
Auf der Enkelwies 10
D-55469 Simmern/Hunsr.
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