Stadt Zürich Suchtpräventionsstelle Röntgenstrasse 44 8005 Zürich Tel. 044 412 83 30 Fax 044 412 83 20 [email protected] www.stadt-zuerich.ch/suchtpraevention Verhaltenssucht: Kaufsucht Einleitung Unter Verhaltenssucht versteht man exzessive, belohnende Verhaltensweisen (z.B. Spielen, Kaufen, Onlinenutzung), welche die Kriterien einer Abhängigkeit zeigen (unwiderstehlicher Drang, Toleranzentwicklung, Kontrollverlust, Entzugserscheinungen, Vernachlässigung von beruflichen und sozialen Verpflichtungen). Bei der Verhaltenssucht werden keine Substanzen von aussen zugeführt bzw. eingenommen. Der für die Abhängigkeitsentwicklung notwendige positive psychische Effekt stellt sich durch körpereigene biochemische Veränderungen ein, welche durch die exzessiven Verhaltensweisen ausgelöst werden. Das exzessive Verhalten kann die Funktion bekommen, Gefühle im Zusammenhang mit Stress, Unsicherheit, Frustrationen oder Ängsten schnell und effektiv zu regulieren bzw. zu verdrängen. Begriff «Kaufsucht» (Oniomanie) ist eine psychische Störung. In den gängigen Klassifikationssystemen (ICD-19 und DSM-IV) wird Kaufsucht nicht als eigenständige Störung aufgeführt. Sie wird bis anhin entweder als Zwangsstörung oder als Impulskontrollstörung verstanden. Symptomatik Kaufsucht äussert sich im wiederholt auftretenden impulsiven und exzessiven Kaufen von Konsumgütern, seltener auch Dienstleistungen, die nicht unbedingt benötigt werden. Dabei ist nicht der Besitz der Konsumgüter das eigentliche Handlungsziel, sondern die durch die Kaufhandlung erzeugten positiven Gefühle (Euphorie, «Kick», Erleichterung). Zunehmend kommt es zum Verlust der Verhaltenskontrolle. Die gekauften Güter werden oft unausgepackt zu Hause gelagert oder weggeworfen. Es müssen immer mehr und/oder teurere Dinge gekauft werden, um keine Entzugserscheinungen (Erregungszustände, innere Unruhe) zu bekommen. Im Spätstadium wird das Kaufen trotz drohender oder bereits erlittener negativer Konsequenzen (Verschuldung, Beziehungskonflikte etc.) fortgesetzt. Verbreitung Gemäss einer Studie der Hochschule für Sozialarbeit in Bern im Jahr 2003 haben rund 5% der Schweizer Bevölkerung zwischen 18 und 84 Jahren ein ernsthaftes Problem mit ihrem Kaufverhalten. Dies entspricht 270'000 Menschen in der Schweiz. Weitere 33% (1,9 Mio.) tendieren zu unkontrolliertem Kaufverhalten und sind kaufsuchtgefährdet. Junge Erwachsene sind besonders von Kaufsucht betroffen: Die Berner Studie ermittelte 17% Kaufsüchtige und 47% Gefährdete bei den 18- bis 24-Jährigen. Risikogruppen sind insbesondere allein stehende junge Frauen zwischen 14 und 24 Jahren sowie Jugendliche. Folgen Nach längerem Verlauf treten Schuldgefühle, Ängste und Depressionen auf. Oft kommt es zu ernsthaften finanziellen Problemen bis hin zur Verschuldung oder zum privaten Konkurs. Manche Betroffene begehen illegale Taten wie Diebstahl oder Unterschlagung. In manchen Fällen beobachtet man eine zunehmende Vernachlässigung von Beziehungen. Seite 1 von 1