Bilder: Darlington Meier Architekten PROJEKTE linktipp Auf baublatt.ch/wms finden Sie den Jurybericht und weitere Pläne. die delikaten Aufgaben von einem Neubau und Umbau der denkmalgeschützten Zeitzeugen bearbeiten kann. Das Nachwuchsbüro Darlington Meier aus Zürich, im sechsten Jahr seines Bestehens, setzte sich nach der Präqualifikation (71 Bewerbungen) gegen acht namhafte Mitstreiter durch und überzeugte die Jury mit ihrem Projekt «Ma Wan». Die Hauptaufgabe bestand darin, ein architektonisches Gesamtkonzept für das heterogene Areal, ➣ Die Architekten planen ein Schulgebäude, das an den bestehenden «Hochbau» (hinten rechts) andockt, und die Renovation der alten Shedhalle. Der Kanton Zug suchte in einem Wettbewerb Vorschläge zur Erweiterung der Wirtschaftsmittelschule. Das Projekt «Ma Wan» von Darlington Meier Architekten aus Zürich ging als Sieger hervor. Ihr Vorschlag gliedert sich respektvoll in die denkmalgeschützte Umgebung ein. 28 baublatt 28-29 Nr. 40, Freitag, 7. Oktober 2011 WM Know-how der Schule zu profitieren. Mit der WMS erhält das Industrieareal nun neben der FMS eine weitere Bildungsstätte. Am Fusse des Zugerbergs, keine 500 Meter vom See und der Altstadt entfernt, zwischen Shedhalle und alten Fabrikbauten aus der Jahrhundertwende, will der Kanton ab 2016 den Erweiterungsbau und die renovierte Shedhalle in Betrieb nehmen. In einem Wettbewerb im selektiven Vergabeverfahren suchte er ein Planerteam, das S Hofstra A lle sse Shedha Von Michael Hunziker zeit knapp 300 Schülern werden im Jahr 2020 um die 450 Schüler ausbilden. Der Wettbewerbsperimeter für den Erweiterungsbau der WMS befindet sich auf dem Theiler Areal und somit in geschichtsträchtiger Umgebung (siehe Hintergrund). Das Projekt entspräche bestimmt auch den Ideen des verstorbenen Konstrukteurs Richard Theiler, der sein «Electronisches Institut» für Telefoninduktoren und Stromzähler in der Nähe des Knabeninstituts baute, um vom 50 m Theilerh Athene Bildung in Zeitzeugen b 2015 benötigen wir in Zug zusätzliche Schulräume. Einerseits steigen die Schülerzahlen in den kommenden zehn Jahren um 50 Prozent, und andrerseits erfordern neue Lehr- und Lernformen eine Anpassung des Raumangebotes», begründet Heinz Tännler, Baudirektor des Kantons, das Vorhaben, die Wirtschaftsmittelschule (WMS) räumlich zu erweitern und mit der bestehenden Fachmittelschule (FMS) zusammen zuführen. Die beiden Schulen mit der- 25 aus Erweiterung und Umbau Theiler Areal, Zug 0 mit Shedhalle, «Hochbau», Theilerhaus und «Athene» (siehe Situationsplan), was Gestaltung und funktionale Verbindungen betrifft, zu finden. «Wir erwarteten, dass sich die Neubauten harmonisch in die Anlage einordnen und den Anforderungen an ein modernes Bildungszentrum gerecht werden,» sagt Heinz Tännler, der die Jury präsidierte. Zudem waren differenzierte Bezüge zwischen Innen- und Aussenräumen gefordert, die das landschaftliche Umfeld mit interessanten Hochba u Zwischen Alt und Neu: Die Schule auf dem Industriegelände fügt sich harmonisch in die bestehenden denkmalgeschützten Bauten ein. Nr. 40, Freitag, 7. Oktober 2011 baublatt 29 10.10.2011 09:55:51 PROJEKTE Schnitt A–A Schnitt B–B Büro/Lager ADA* Unterricht Unterricht 20 m 15 Sporträume 10 Halle Sportraum Turnhalle Lager 0 Die Massstäblichkeit des Kopfbaus entspricht den umliegenden Gebäuden. Der Neubau dockt an den «Hochbau» an, in dem das Amt für Denkmalpflege und Archäologie (ADA) Lagerräume und Büros unterhält. Erdgeschoss ➣ Luftraum Turnhalle Garderob e 0 25 Blickbezügen erlebbar machen. Die Gebäudestruktur war so zu planen, dass sie künftige Anpassungen zulässt, und das Raumprogramm sollte den sich ständig verändernden Nutzungsbedürfnissen eines zeitgemässen Schulbetriebs gerecht werden. 50 m B stik A Gymna Halle Mensa Aufeinandergestapelte Fenster A Aula Seminar ADA* Büro/Lager Museum B Museum Aula 5 Darlington Meier Architekten vervollständigen die Struktur des Areals mit einem flachen Sporthallenbau und einem die Anlage flankierenden Langbau, der an den «Hochbau» dockt, zu einem räumlichen Ensemble. Die Massstäblichkeit des Kopfbaus entspricht den umliegenden grossen Gebäuden «Athene» und «Hochbau». Verdichtete Zwischenräume bilden mit der Umgebungsgestaltung eine in die Topografie eingebettete, campusartige Abfolge von Wegen, Treppen und Plät- zen. Als Herz der neuen Aussenräume bilden die Architekten einen zentralen Platz aus, der alle neuen Nutzungen und die das Areal umfliessende Gartenlandschaft erschliesst. Die Erscheinung « Die Architekten entwickeln die Kultur des permanenten An- und Umbauens gekonnt weiter. » Heinz Tännler, Baudirektor Kanton Zug, Jurypräsident des Langbaus ist durch die Holzfassade mit aussenliegenden, in der Breite unterschiedlich gross skalierten Fenstern geprägt. Dies skizziere gemäss Darlington Meier Architekten «ein Bild auf- einandergestapelter, heterogener Fensterrahmen.» Tännler lobt: «In Anbetracht der industriellen Vergangenheit des Areals entwickeln die Architekten die Kultur des permanenten An- und Umbauens gekonnt weiter.» Am bestehenden Kontext würde geschickt weitergebaut und in eine übergeordnete Konstellation überführt, ohne dabei ein alles überschreibendes Gesamtkonzept etablieren zu wollen. «Die Setzung der beiden Baukörper schafft eine hohe Diversität von Aussenräumen», so Tännler. Die Jury begrüsst die durch den lang gestreckten Bau entstehende Gasse zwischen Shedhalle, in der sich Aula, Mensa und Museum befinden, und sieht in dem programmatischen vis-à-vis von Sport einen «spannenden Aussenraum» gewährleistet. Mit dem Abdrehen des Sporthallentraktes wird ein zentraler Platz geschaffen, von dem aus sämtliche Nutzungen erschlossen sind. Die Holz- Untergeschoss 2. Obergeschoss Beteiligte Sportpla n Architektur Darlington Meier Architekten AG, Zürich tz Geräte Turnhalle n Projektmanagement Jaeger Baumanagement, Zürich Kulturgüter e Geräte Schutzraum n Landschaftsarchitekt Daniel Ganz Landschaftsarchitekten, Zürich Labor Unterricht Garderob n Bauingenieur Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Zürich n HLKS RMB Engeneering AG, Zürich ADA* Büro/Lager Lager ADA* n Elektroingenieur Schmididger & Rosasco AG, Zürich n Bauphysik Raumanzug, Zürich Hintergrund Die ehemalige Landis & Gyr-Fabrik auf dem Theiler Areal steht für Zuger Wirtschafts-, ­Politik- und Gesellschaftsgeschichte, für ­technische Innovation und Welthandel, für ­Architektur, Gebäudetypologie und Stadtentwicklung. Die seit 1896 entstandenen Fabrikationsbauten sind an ihrem alten Standort und im ursprünglichen Zustand erhalten geblieben und damit ein Baudenkmal, das auch im schweizerischen Kontext denkmalpflegerisch hoch bewertet wird. Als der Konstrukteur Richard Theiler 1896 sein «Electrotechnisches Institut» gründete, baute er dieses nicht im aufstrebenden Industriequartier an der Baarerstrasse, sondern neben dem Knabeninstitut an der Hofstrasse, um mit dem Nachwuchs die Weiterentwicklung und Produktion seines 1896 patentierten Wechselstromzählers zu gewährleisten. Aus Theilers Institut ging die spätere Landis & Gyr AG hervor, die sich zum Weltkonzern und zum zeitweise grössten Arbeitgeber des Kantons entwickelte. Nach 1905 wurde der Gründerbau – das «Theilerhaus» – vergrössert und erweitert. Es folgten die imposanten Schedhallen, Nebenbauten und schliesslich 1911 der fünfgeschossige Hochbau am Mänibach. Die historische Fabrikanlage an der Hofstrasse steht in einer Umgebung, die architekturgeschichtlich einzigartig ist. Die St. Michaelskirche von Curjel & Moser, die Athene von Walter F. Wilhelm und das Lehrerseminar St. Michael von Leo Hafner und Alfons Wiederkehr sind Zeugen einer vielfältigen Baukultur des 20. Jahrhunderts, die mit dem Zurlaubenhof, dem Fabrikareal und der Athene ein ungewöhnliches Ensemble bilden, das glücklicherweise bis heute erhalten blieb. (mh) * Amt für Denkmalpflege und Archäologie 30 baublatt 30-31 Nr. 40, Freitag, 7. Oktober 2011 Nr. 40, Freitag, 7. Oktober 2011 baublatt 31 10.10.2011 09:55:53 PROJEKTE rahmenkonstruktion der Fassade beurteilt die Jury kritisch: «Diese vermag in ihrer Ausformulierung gegen die Kraft der ehemaligen Industriebauten nur schwer ankommen», zitiert Tännler die Haltung der Jury. Galerie über die Turnhalle Die Bausubstanz der denkmalgeschützten Shedhalle wird instand gesetzt und durch notwendige neue Bauteile wie gedeckte Eingänge, die klar als Neubau gelesen werden können, ergänzt. Im Innern beschränken sich die Eingriffe bezüglich Tragkonstruktion auf verschiedene dezentrale Anpas- « Die Schulgeschosse bieten eine übersichtliche Orientierung. » Heinz Tännler, Baudirektor Kanton Zug, Jurypräsident sungen. Die Nutzungsbereiche können bei Bedarf kombiniert und räumlich verbunden werden. Das Schulhaus konzipieren die Architekten zur Erreichung der geforderten Nutzungsflexibilität in Skelettbauweise mit Stützen und Flachdecken. Die zwei Erschliessungskerne, deren Wände über die Geschosse durchgehend betoniert sind, steifen das Gebäude gegenüber horizontalen Krafteinwirkungen aus und werden im Untergeschosskasten, dessen Wände ebenfalls durchgehend betoniert sind, eingespannt. «Eine wandernde Treppe mit einem sich gegen oben öffnenden Auge macht die vertikale Dimension des Hauses erlebbar und verbindet die zueinander versetzten Schulhauskorridore an den Fassaden», so die Architekten. Im oberen Erdgeschoss siedeln sie die Naturwissenschaften an. Im Geschoss darüber bildet ein grosszügiges Foyer mit Aussicht über die Shedhalle den Auftakt zur darüber liegenden Spannender Aussenraum: Die Gasse zwischen Shedhalle und Neubau WMS mit ihren unterschiedlichen Nutzungen. WMS. «Die Schulgeschosse bieten eine übersichtliche Orientierung», schliesst Tännler, doch werde der Flächenbedarf der einzelnen Zugangszonen etwas unterschätzt. Die Sporthalle wird über eine Galerie mit Blick auf die Turnflächen betreten. Diese verbindet auch Garderoben, Nebensporträume und den Hallenzugang über eine grosse Treppe. Die Halle soll als monolithische Wanne in wasserundurchlässigem Ortbeton ausgeführt werden. Das Hallendach besteht aus Stahlbindern, die im Verbund mit der darüberliegenden Betondecke tragen und Nachgefragt n e r e i z n a n i f n e n o i t i d n o zu top-k ab 1% Zins eken ypoth H d n u e it d e r k u Ba … bei Stephan meier Was bedeutet der Sieg des Wettbewerbs für ihr Büro? Es war eine grosse Chance für unser junges Team, an diesem Wettbewerb teilnehmen zu dürfen. Der Gewinn des Wettbewerbs ist ein Meilenstein im Aufbau unseres Architekturbüros. Wir sind sehr glücklich darüber, diese äusserst interessante und vielschichtige Bauaufgabe planen und umsetzen zu dürfen. Stephan Meier (rechts) führt mit Mark Darlington das Büro Darlington Meier Architekten AG. direkt auf vorfabrizierten Stutzen lagern. Bei der Technisierung der Gebäude legen die Architekten Wert auf ein nachhaltiges System. Eine Wärmepumpe mit integrierter Kälteauskopplung heizt respektive kühlt die Gebäude. Laut Baudirektor Tännler rechnet das Hochbauamt Zug mit Kosten um die 70 Millionen Franken. Zurzeit ist «Ma Wan» in der Überarbeitung. 2012 kommt das Projekt vor den Kantonsrat und nach geschätzten vier Jahren Bauzeit machen sich 2016 Schülerscharen auf Richtung Shedhalle, wie vor hundert Jahren die Fabrikarbeiter. n Was war die grösste Herausforderung? Die grosse Herausforderung der Aufgabe besteht darin, in den beengten Platzverhältnissen, im Bestand, der starke räumliche Strukturen vorgibt, optimale Funktionsabläufe zu generieren und gleichzeitig das ganze Raumprogramm umsetzen zu können. Was gefällt Ihnen am besten? Uns gefällt die Vorstellung sehr, dass dieses Areal eines Tages wieder dicht bebaut und stark belebt sein wird. (mh) h www.wirbank.c 47 947 telefon 0848 9 40133 32 baublatt 32-33 Nr. 40, Freitag, 7. Oktober 2011 10.10.2011 09:56:08