factbook wdvs - Hessische Energiespar

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FACTBOOK WDVS
Fragen und Antworten
zum Fassadenbrand in Frankfurt/M. am 19. Mai 2012
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Grundlegende Feststellung
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Hintergrund
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Fragen zum Fassadenbrand in Frankfurt/Main
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Was bedeuten diese Erkenntnisse für EPS-basierte WDVS allgemein?
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Ausblick und Perspektiven
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Dokumentation der Quellen
..........................................................................................................................
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Grundlegende Feststellung
Die Fakten zu den drei Fassadenbränden in Frankfurt (2012),
Delmenhorst (2011) und Berlin-Pankow (2005) geben keinen Anlass zu
der Befürchtung, dass Gebäude mit EPS-Dämmung einer erhöhten
Brandgefahr ausgesetzt sind. Jeder dieser Brände ist bedauerlich und
hätte vermieden werden können, doch mit Blick auf mehr als 6 Millionen
Wohngebäude mit EPS-Dämmung sind sie als Einzelfälle zu bewerten –
generelle Zweifel an der Sicherheit von EPS rechtfertigen sie nicht.
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Hintergrund
Am Abend des 29. 05. 2012 wurde die Frankfurter Feuerwehr zu einem
Fassadenbrand in die Adickesallee gerufen: Ein 22 Meter hohes Gebäude,
das im Zuge eines Umbaus mit einem 22 Zentimeter starken WärmedämmVerbundsystem saniert wird, war in Brand geraten. Das verwendete System
ist als „schwer entflammbar B1“ nach DIN 4102 eingestuft, alle zwei Etagen
war gemäß den Vorschriften ein 200 mm hoher Brandriegel aus
nichtbrennbarem Material, durchgängig eingebaut. Nach Einschätzung
mehrerer Fachleute war die Fassadendämmung augenscheinlich richtig
verbaut, aber noch nicht fertiggestellt.
Zum Brandverlauf
Unterschiedliche Baumaterialien lagerten vor dem Haus, die aus bislang
ungeklärter Ursache in Brand geraten waren. Das Feuer griff auf eine
größere Menge gelagerter EPS-Platten über (nach Aussage des Bauleiters
50 bis 60 Kubikmeter), die in unmittelbarer Nähe des Gebäudes gelagert
wurden. Das als „schwer entflammbar“ klassifizierte Material schmolz in der
Hitze und floss in Richtung Gebäudewand. Die Schmelze entzündete sich
(Zündpunkt: ca. 370 °C) und brachte das EPS im teilmontierten WDVS zur
Schmelze, die sich ebenfalls entzündete. Das löste eine rasche
Brandausbreitung nach oben aus.
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(Quelle: Zusammenfassungen der Branddirektion Frankfurt)
Leider beruht diese Schilderung auf Annahmen, die bisher noch nicht
vollständig bestätigt werden konnten. Es ist nicht bekannt, was die
Brandursache war und welche Materialien und Materialmengen für die
Dachdämmung neben dem EPS im Bereich des Brandausbruchs gelagert
waren. Zeugen haben von einem Knall berichte, der dem Brand vorausging.
TOP-Fakten auf einen Blick
•
Die Flammen wurde von außen an das Gebäude herangetragen und
gingen nicht vom Dämmstoff / WDVS aus.
•
Das WDVS war nur teilweise verputzt und im Sockelbereich sowie an
der Gebäudeecke noch NICHT geschlossen.
•
Weil die Sockel- beziehungsweise Perimeterdämmung üblicherweise
erst zum Schluss montiert wird, konnten die Flammen von unten
ungehindert auf das EPS übergreifen.
•
Eine beschleunigte Brandausbreitung wird bei einem von außen
komplett verputzten WDVS mindestens 20 Minuten lang wirksam
verhindert. Dieser Zeitraum wird von allen schwer entflammbaren
WDVS bei Prüfungen erreicht. Damit sind die bauaufsichtlich
definierten Schutzziele sichergestellt.
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Fragen zum Fassadenbrand in Frankfurt
Wie kann eine EPS-gedämmte Fassade in Brand geraten?
Von allein kann kein WDVS in Brand geraten – es ist in jedem Fall eine
externe Zündquelle nötig. Bei den allermeisten Gebäudebränden beginnt
der Brand dabei im Inneren des Hauses und greift später durch Fenster- oder
Türöffnungen auf die Außenfassade über. Wichtig zu wissen: Das EPSMaterial an sich ist schwer entflammbar, aber es verflüssigt sich bei hohen
Temperaturen. Diese EPS-Schmelze ist brennbar und lässt sich bei
Temperaturen ab 370 °C entzünden, ohne Zündflamme kann sich die
Schmelze ab zirka 450 °C selbst entzünden.
Zunächst gilt es festzuhalten, dass es sich in diesem Fall um eine
Baustellensituation handelte, außerdem heißt es im Feuerwehrbericht betreffs
der Frankfurter Adickesallee: „Der Verlauf scheint besonders dramatisch zu
sein, wenn die Zündquelle von außen an die Fassade herangetragen wird.“
Da von den jährlich rund 200.000 Bränden in Deutschland der allergrößte
Teil im Inneren eines Hausesi ausbricht, ist dieser Brandverlauf nicht die
Regel. Auf diese Realität sind auch die allgemein anerkannten
Brandschutzmaßnahmen ausgerichtet.
Bei den von den Medien stark beachteten Bränden in Frankfurt und
Delmenhorst (April 2011) lag die Brandquelle außerhalb des Gebäudes.
Wichtig: Bei jedem Brand eines bewohnten Gebäudes – von innen oder
außen ausgelöst – kommt es zu einer kontinuierlich fortschreitenden
Brandausbreitung über die Fassade in darüber liegende Geschosse mit
Öffnungen bis hin zum Dach, sofern die Feuerwehr nicht rechtzeitig
eingreift. DAS GILT AUCH FÜR FASSADEN AUS NICHTBRENNBAREM
MAUERWERK ODER BETON.ii
Es gibt in Deutschland keine bundesweite Erfassung von Bränden und
deren Ursachen, da der Brandschutz Ländersache ist. Als Datenquelle
kommen daher am ehesten die Versicherungen in Betracht, die dann z.B. das
Institut für Schadenverhütung und Schadenforschung der öffentlichen
Versicherer e.V. (IFS) in Kiel beauftragen.
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Unter www.statista.de sind Daten von 2002 bis 2006 abrufbar, die sich
zwischen 158.600 und 213.035 Brandfällen bewegen.iii Mit rund 35 Prozent
war Elektrizität die häufigste Brandursache im Jahr 2011, menschliches
Fehlverhalten kommt mit 17 Prozent auf Rang zwei, gefolgt von Überhitzung
mit 9 Prozent. 22 Prozent der Brandursachen konnten nicht ermittelt werden
oder fallen unter „Sonstiges“. Erschreckend: 8 Prozent der untersuchten
Fälle gehen auf Brandstiftung zurück.
Dennoch: Müssen die Bauvorschriften auf den Prüfstand?
Sämtliche Bauvorschriften sind ständig auf dem Prüfstand, um mit den
Entwicklungen der Technologie auf dem Bau Schritt zu halten. Die
Unternehmen im Fachverband WDVS sind in einer Fachgruppe organisiert
und stehen in ständigem Kontakt zu den maßgeblichen Institutionen - der
Gesellschaft für Materialforschung und Prüfungsanstalt für das Bauwesen
Leipzig (MFPA) und dem Deutschen Institut für Bautechnik (DIBt).
Beim Thema EPS ist den verantwortlichen Gremien bewusst, dass steigende
Materialstärken auch höhere Brandschutzvorkehrungen erfordern.
Entsprechend haben sie eine Verschärfung der Vorschriften mit
vorangetrieben.
Entwicklung der Dämmstoffstärken und der Brandschutzmaßnahmen:
Bis 1998 wurden WDV-Systeme fast immer mit weniger als 100 Millimetern
Dicke verbaut. „Bis zu einer Dämmstoffdicke von 100 mm ist ... im Falle eines
Brandes in keinem Fall ein wesentlicher Beitrag des WDVS zu einer
Brandausbreitung über die Fassade zu erwarten“, schreibt
Brandschutzfachmann Ingolf Kotthoff in der Stellungnahme des IVH Ende
2011.iv
Danach kamen vermehrt Dämmsysteme > 100 mm zum Einsatz, was bereits
1998/99 auf Betreiben der MFPA Leipzig und des DIBt zum verpflichtenden
Einbau eines nichtbrennbaren Fenstersturzes („Sturzschutz“) führte. Weil
diese Lösung in Verbindung mit dem Einbau von Rollladenkästen bisweilen
konstruktive und ausführungstechnische Probleme aufwarf, wurde 2006/07
als Alternative der „Brandriegel“ eingeführt, ein 200 mm hohes Band aus
einem nicht brennbaren Dämmstoff, das alle zwei Stockwerke um die
gesamte Fassade geführt wird, um das Brennen in der Dämmebene eines
vollständig ausgeführten WDVS über mehr als zwei Etagen zu verhindern.
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Erst ab dem Jahr 2008 überstieg die durchschnittliche WDVSDämmstoffdicke die Marke von 100 Millimeternv und liegt aktuell bei zirka 122
Millimetern (2011; Quelle Fachverband Wärmedämm-Verbundsysteme).
Was sagt die Feuerwehr dazu?
„Wenn die Fassadendämmung ordnungsgemäß ausgeführt wurde, dann ist
die beherrschbar“, sagt Hartmut Ziebs, Vizepräsident des Deutschen
Feuerwehrverbands, in Bezug auf das Brandverhalten von WDVS.
Gleichwohl schlägt er vor, bei EPS-Dämmstoffdicken jenseits der üblichen
100 bis 200 Millimeter zu prüfen, ob die bisherigen Brandschutzvorkehrungen
noch ausreichenvi. Bereits heute gelten erweiterte Brandschutzvorkehrungen
bei Dämmstoffdicken größer 200 Millimeter.
Wie lauten die Bauvorschriften in Bezug auf WDVS?
Abhängig von der Gebäudehöhe sind unterschiedliche Materialien zum
Einsatz im WDVS zugelassen: Bis sieben Meter Gebäudehöhe dürfen
„normal entflammbare“ Systeme verbaut werden (z.B. EPS Hartschaum
nach DIN EN 13163 B2), da von einer schnellen Fluchtmöglichkeit im
Brandfall ausgegangen wird.
Bei einer Höhe von 7 bis 22 Meter dürfen nur „schwer entflammbare“
Systeme verbaut werden (EPS Hartschaum nach DIN EN 13163 B1) – das
Gebäude in Frankfurt fiel noch knapp in diese Kategorie. Außerdem müssen
alternativ Fensterstürze aus nicht brennbarem Material über jeder
Gebäudeöffnung oder umlaufende Brandriegel aus Mineralwolle alle zwei
Stockwerke eingebaut werden.
Gebäude, die höher als 22 Meter (bis 100 Meter) sind, müssen mit „nicht
brennbaren“ Systemen gedämmt werden.
Was bedeutet „nicht brennbar“, „schwer entflammbar“, „normal
entflammbar“ oder „leicht entflammbar“ in Bezug auf WDVS?
Leichtentflammbare Fassadenbekleidungssysteme wären durch eine kleine
Flamme (z.B. Streichholz) sofort entzündbar, würden unkontrollierbar schnell
abbrennen und sind deshalb nicht zulässig; normalentflammbare
Fassadenbekleidungssysteme dürfen durch eine kleine Flamme (z.B.
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Streichholz) entzündbar sein, dann aber nur langsam fortschreitend brennen
(Beispiel: Holzfassaden); schwerentflammbare Fassadenbekleidungssysteme
dürfen auch bei Einwirkung einer größeren Zündquelle nicht zu einer
schnellen Brandausbreitung führen, der Brand muss lokal begrenzt bleiben
(Beispiel: WDVS mit Polystyrolhartschaum); nichtbrennbare
Fassadenbekleidungssysteme dürfen auch bei einem teilweise oder voll
entwickelten Brand nicht wesentlich zum Brand beitragen, ein lokales
Mitbrennen kann aber auftreten (Beispiel: WDVS mit Mineralwolle).
Wie war die Sachlage beim Brand in Berlin-Pankow 2005?
Der tragische Brand in Berlin, bei dem zwei Tote zu beklagen waren, wurde
von einem brennenden Fernseher ausgelöst. Die Situation war aus mehreren
Gründen brandbegünstigend: Das Stahlbetongebäude war mithilfe einer
„verlorenen Schalung“ errichtet worden, wobei die 25 Millimeter starke
Schalung aus normalentflammbaren Holzspanplatten an der Fassade und in
den Räumen verblieb – die daraus resultierende Brandlast war erheblich. Das
lediglich 80 mm starke EPS-WDVS war über ein Schienensystem an der
Fassade montiert – aufgrund seiner Stärke ist ein nennenswerter Einfluss auf
das Brandgeschehen unwahrscheinlich.
Das DIBt merkte zudem an, dass es sich bei dem verbauten WDV-System
um kein allgemein bauaufsichtlich zugelassenes System handelte. Es besaß
jedoch eine Zustimmung im Einzelfall, die nach einem eigens für dieses
Bauvorhaben durchgeführten Brandversuch erteilt worden war.vii Die
Feuerwehr stellte aber fest, dass die aus diesem Brandversuch
resultierenden vorgeschlagenen Brandschutzmaßnahmen nicht fachgerecht
ausgeführt worden waren.viii
TOP-Fakten auf einen Blick
•
Die Brandschutz- und Bauvorschriften in Bezug auf EPS/WDVS
genügen dem derzeit gültigen Bauordnungsrecht, werden jedoch
ständig weiterentwickelt und an die Verbesserungen des
Wärmeschutzes angepasst.
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•
Die Brandursachenstatistiken zeigen, dass die meisten
Gebäudebrände im Gebäude entstehen – die entsprechende
Orientierung der Brandschutzvorschriften entspricht also
realistischen Grundvoraussetzungen.
•
Seit 2005 sind drei größere Brandfälle in Verbindung mit einem
WDVS bekannt geworden. Bei zweien wurde das Feuer von außen an
die Fassade herangetragen, beim tragischsten mit zwei Todesopfern
in Berlin brach der Brand im Gebäude aus.
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Was bedeuten diese Erkenntnisse für EPS-basierte WDVS
allgemein?
Kann man die Dämmung mit EPS überhaupt noch verantworten?
Verantwortung hat mehrere Aspekte: Mit Blick auf die Umwelt und den CO2Ausstoß im Gebäudebereich ist die Wärmedämmung auch mit EPS in hohem
Maße verantwortungsbewusst.
Mit Blick auf die befürchtete Brandgefahr spricht die Statistik eine klare
Sprache: Etwa 18 Millionen Wohngebäudeix gibt es in Deutschland, von
denen 42,1 Prozentx über eine Fassadendämmung verfügen, rund 80
Prozentxi der installierten Systeme basieren auf EPS. Rein rechnerisch ergibt
sich daraus ein Gebäudebestand von bundesweit 6,06 Millionen EPSgedämmter Wohngebäude. Jedes Jahr kommen weit über 80.000 neue
Wohngebäudexii hinzu, von denen ebenfalls sehr viele auf diese Weise
gedämmt sind. Angesichts dieser Zahlen ist mit Blick auf drei größere,
medienrelevante Brandereignisse kaum von einer hohen Brandgefahr oder
Brandbeteiligung von EPS-gedämmten Häusern zu sprechen.
Rein rechnerisch lebt also jeder dritte Deutsche in einem EPS-gedämmten
Haus. Das sind mehr als 27 Millionen Menschen, die von den Vorteilen einer
modernen Außendämmung profitieren.
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Internationale Statistiken geben keinen Grund zur Annahme, dass in
Deutschland das Risiko besonders groß wäre, bei einem Gebäudebrand ums
Leben zu kommen. Die „World Fire Statistics“xiii verzeichnen für Deutschland
eine Quote von 0,68 Personen pro 100.000 Einwohner (2005-2007). Damit
liegt Deutschland im oberen (positiven) Drittel der Statistik. In Ländern mit
einer großen Holzhaus-Tradition, etwa im sonst sehr sicherheitsbewussten
Skandinavien, ist diese Quote doppelt bis dreimal so hoch (Norwegen 1,27,
Dänemark 1,38, Finnland 1,93), ohne dass man dort von dieser Bauweise
abrücken würde.
Muss dieser „Dämmwahnsinn“ überhaupt sein?
Wahnsinn wäre es, nichts zu tun. Gerade Industrieländer stehen hier – mit
Blick auf kommende Generationen – in der Verantwortung,
verantwortungsvoll mit Ressourcen und der Umwelt umzugehen. „Öffentliche
und private Gebäude in Deutschland verbuchen für Heizung, Warmwasser
und Beleuchtung einen Anteil von 40 Prozent des Gesamt-Energieverbrauchs
und stehen für fast 30 Prozent des gesamten CO2-Ausstoßes“, meldet das
BMVBSxiv auf seiner Internetpräsenz. Und nicht zuletzt ist ein zeitgemäßer
Energieverbrauch essenziell für ein Gelingen der „Energiewende“ und den
Atomausstieg sowie für eine Reduktion der Energieimporte von derzeit
jährlich 87 Milliarden Euro. Angesichts der explodierenden Energiepreise
kommt für die meisten Bürger der wirtschaftliche Anreiz hinzu, durch ein
energieeffizientes Haus auch künftig noch bezahlbar und komfortabel wohnen
zu können.
Zum Einsparpotenzial einer energetischen Sanierung vermerkt die Deutsche
Energie-Agentur (dena) in ihrer Sanierungsstudie: „Die Einsparpotenziale
sind, insbesondere bei Bestandsbauten, enorm. Häuser, die mit
marktgängigen Techniken energetisch modernisiert werden, können ihren
Energiebedarf um bis zu 85 Prozent senken und weit besser als ein
Standard-Neubau sein.“xv Bei einem typischen Einfamilienhaus berechnet die
dena allein durch die Dämmung der Außenwände eine jährliche
Energieersparnis von 7.900 Kilowattstunden pro Jahr: Der Wärmeverlust
durch die Wände fällt von 10.100 auf 2.200 kWh/Jahr.xvi
Gibt es Alternativen zu EPS?
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Jeder Bauherr hat die Möglichkeit, sich für nicht brennbare Dämmmaterialien
wie Mineralwolle zu entscheiden. Für Gebäude von mehr als 22 Metern Höhe
sind solche Baustoffe sogar zwingend vorgeschrieben. Dass sich etwa 80
Prozentxvii der Bauherren für EPS entscheiden, hat mehrere Gründe: Zum
einen ist die alternative Mineralwolle rund doppelt so teuer wie dieser
Dämmstoff, zum anderen hat EPS bei gleicher Dicke einen höheren
Dämmeffekt und lässt sich einfacher verarbeiten.
Wie wird der Brandschutz von EPS sichergestellt?
Polystyrol-Dämmstoffen wird im Zuge der Herstellung das Flammschutzmittel
Hexabromcyclododecan (HBCD) beigemischt. Damit wird die
Brandschutzklasse B1 („schwer entflammbar“) sichergestellt. Zudem werden
alle vom DIBt zugelassenen WDV-Systeme einer Brandprüfung nach dem
Entwurf DIN E 4102-20 unterzogen.xviii
Warum nicht auf alternative Energien setzen?
Diese Konzepte stehen nicht gegeneinander, sondern ergänzen sich. Nur
wenn der Energiebedarf der Gebäude deutlich unter die aktuellen rund 40
Prozent des Gesamtenergieverbrauchsxix sinkt, wird die Leistungsfähigkeit
der regenerativen Energien ausreichen, die Versorgung zu sichern. Dieses
Ziel ist ohne energieeffizientere – sprich gedämmte – Häuser nicht zu
erreichen.
TOP-Fakten auf einen Blick
•
Mit Blick auf über sechs Millionen EPS-gedämmte Wohngebäude in
Deutschland und die offenbar geringe Zahl von Bränden mit EPSBezug ist eine erhöhte Brandgefahr nicht plausibel zu behaupten.
•
EPS bietet Bauherren eine wirtschaftliche und praktikable
Möglichkeit, ein energetisch zeitgemäßes Gebäude zu errichten oder
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zu sanieren. Daneben stehen ihnen auch andere Dämm-Methoden
mit „sichereren“ Brandschutzklassen zur Verfügung.
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Ausblick und Perspektiven
Was lernt die Baubranche aus dem Brand in Frankfurt?
Sie lernt allgemein, dass sie auch weiterhin den intensiven Dialog mit den
Zulassungsbehörden pflegen muss, damit die Brandschutzvorschriften die
Herausforderungen etwa steigender Dämmstoffdicken berücksichtigen. Der
konkrete Fall in Frankfurt zeigt, dass künftig auch Fragen des
Baustellenmanagements stärker in den Blick rücken müssen, um die Gefahr
durch äußerliche Brandeinwirkung auf nicht geschlossene WDV-Systeme zu
verringern.
Was muss sich auf Deutschlands Baustellen ändern?
Die Brandschutzvorschriften in der Bauordnung legen den Fokus aus gutem
Grund auf Brandursachen im Inneren der Gebäude. Der Brand in Frankfurt
hat gezeigt, dass auf Baustellen die Gefahr eines von außen ausgelösten
Fassadenbrandes besonders groß ist. Da hier das WDVS meist noch nicht
geschlossen ist, fehlen essenzielle Komponenten aus dessen
Brandschutzkonzept.
Die Situation auf einer Baustelle ist nach unseren Informationen
bauordnungsrechtlich nicht geregelt. Hier greifen lediglich die
Arbeitsstättenrichtlinie und andere Vorschriften, die jedoch die Situation auf
der Baustelle nur allgemein regeln. Hier könnte ein umfassendes Konzept zur
Einführung grundlegender Regeln für das Baustellenmanagement
Abhilfe schaffen. Das bedeutet, dass beispielsweise Mindestabstände für die
Lagerung verschiedener Baustoffe und -abfälle vorgeschrieben werden
könnten. Weiteres Gefahrenpotenzial ließe sich zudem bei der Prüfung von
Bauanträgen eliminieren: Abstellplätze für eventuell brandgefährdete
Müllcontainer könnten nur in einem Sicherheitsabstand von EPSgedämmten Fassaden genehmigt werden. Gleiches gilt für Anbauten wie
Fahrradschuppen oder Carports aus Holz oder anderen brennbaren
Materialien.
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Vorgesehen ist weiter eine Abstimmung mit den LandesfeuerwehrVerantwortlichen mit dem Ziel, ein gemeinsames Informationspapier zu
entwickeln, das sachlich über den Dämmstoff EPS informiert und über
sinnvolle einschlägige Brandbekämpfungsmaßnahmen Auskunft gibt.
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Dokumentation der Quellen
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i IFS Brandursachenstatistik 2011
Die Statistik beruht auf ca 1.200 Brandschadenfällen, die das IFS im Auftrag der öffentlichen Versicherer im Jahr 2011
untersucht hat.
ii Quelle: Stellungnahme des Industrieverband Hartschaum und des Fachverbandes
Wärmedämm-Verbundsysteme zur Darstellung des Brandverhaltens von WDVS in den Medien
Dezember 2011, Erarbeitet: Arbeitskreis Brandschutz des Fachverbandes WDVS unter
Mitwirkung von Dipl.-Physiker I.Kotthoff (IBF).
iii http://de.statista.com/statistik/daten/studie/155263/umfrage/entwicklung-dergesamtanzahl-der-braende-in-deutschland-seit-2002/
iv Stellungnahme des Industrieverband Hartschaum und des Fachverbandes WärmedämmVerbundsysteme zur Darstellung des Brandverhaltens von WDVS in den Medien Dezember
2011, erarbeitet: Arbeitskreis Brandschutz des Fachverbandes WDVS unter Mitwirkung von
Dipl.-Physiker I.Kotthoff (IBF).
Komplettes Zitat: „Bis zu einer Dämmstoffdicke von 100 mm ist die Belastung durch die
Schmelze so gering, dass der Sturz nicht aufreißt. Deshalb ist bei derart geringen
Dämmstoffdicken im Falle eines Brandes in keinem Fall ein wesentlicher Beitrag des WDVS zu
einer Brandausbreitung über die Fassade zu erwarten. Diese WDVS sind daher auch ohne
besondere Brandschutzmaßnahmen schwerentflammbar.“
v Quelle Fachverband WDVS.
vi Quelle: „Computern im H@ndwerk“, 06/2012, S. 26,27
vii Quelle: http://www.baulinks.de/webplugin/2011/1926.php4
Vollzitat: „ Zu dem im Fernsehbericht des NDR zitierten Feuerwehreinsatz
in Berlin im Jahr 2005 ist festzustellen, dass es sich hierbei nicht um ein vom DIBt
zugelassenes WDV-System handelte. Das DIBt hatte dieses Brandereignis - obwohl es nicht
direkt betroffen war - zum Anlass genommen im Frühjahr 2005 in seinem SVA
"Brandverhalten von Baustoffen B1/B2" über ggf. erforderliche Konsequenzen für das
Zulassungsverfahren bei WDV-Systemen zu beraten. Im Ergebnis wurde von den
Sachverständigen festgestellt, dass Zulassungsverfahren des DIBt nicht betroffen seien, die
bisher zugelassenen WDV-Systeme seien hinreichend sicher.“
viii Stellungnahme des Industrieverband Hartschaum und des Fachverband WärmedämmVerbundsysteme zur Darstellung des Brandverhaltens von WDVS in den Medien Dezember
2011, Erarbeitet: Arbeitskreis Brandschutz des Fachverbandes WDVS unter Mitwirkung von
Dipl.-Physiker I.Kotthoff (IBF)
Kompletter Abschnitt:
„• Der Gebäudekomplex wurde vollständig in Stahlbetonbauweise mit einer außen liegenden
„verlorenen“ Schalung aus 25 mm dicken, normalentflammbaren (DIN 4102-B2)
Holzspanplatten ausgeführt, die sowohl außen an der Fassade, als auch in allen Räumen im
Gebäude einschließlich der Treppenräume angebracht und innen nur mit einem dünnen 1 – 2
mm dicken Dispersionsputz überzogen waren.
• Außen auf den normalentflammbaren, brennbaren Holzspanplatten war ein mechanisch
befestigtes WDVS („Schienensystem“) mit einer 80 mm dicken PolystyrolHartschaumdämmung aufgebracht. Das WDVS hatte für diese Anwendung einen
Verwendbarkeitsnachweis (Zulassung im Einzelfall), für den vorher eigens ein
Originalbrandversuch durchgeführt wurde. Darin waren für diesen Fall (Holzuntergrund)
Brandschutzmaßnahmen vorgesehen. Nach dem Brand wurde laut Feuerwehr festgestellt,
dass weder diese Brandschutzmaßnahmen noch das WDVS richtig ausgeführt waren.
• Der Brand begann mit der Entzündung eines Fernsehers (Wohnung 2. OG) dessen
leichtentflammbares Gehäuse intensiv brannte und angrenzende Möbel entzündete. Durch die
offen gelassene Wohnungstür und die ebenfalls offenen Fenster bekam der Brand genügend
Sauerstoff und breitete sich in den 3 Räumen der Wohnung rasch aus. Zusätzlich zur
Wohnungseinrichtung entflammten die Spanplatten an Wänden und Decken. Dadurch waren
die brennbare Masse und die Energiefreisetzung gegenüber einem üblichen Wohnungsbrand
mehr als verdoppelt. Das führte dazu, dass sehr große Mengen brennbarer Gase entstanden,
die nach dem flash-over (Durchzündung des Raums) vor die Fassade gedrückt wurden und
dort als „Flammensäule“ abfackelten. Dieses Phänomen ist auch von sogenannten
„Saunabränden“ (großflächigen und schwere Lattenroste) bekannt. Die Flammenlängen dieser
Gase allein überstrichen alle vier darüber liegenden Etagen, zunächst ohne eine Beteiligung
des WDVS und lösten in den darüber liegenden Wohnungen Brände aus. Im Laufe des
Brandfortschritts brannte auch die 80 mm dicke Polystyrol- Hartschaumdämmung und die
darunter liegende 25 mm dicke, kompakte Holzspanplatte lokal im Flammenkegel der
Raumbrände mit. Natürlich lieferte das auch einen Beitrag zum Brand, der allerdings im
Vergleich zu der freigesetzten Energie von 4 Wohnraumbränden gering ist. Der
Flammensprung von Etage zu Etage wurde bei der dargestellten Extrembrandsituation (alle
Räume allseits mit dicken Holztafeln ausgekleidet) nicht durch das WDVS verursacht, sondern
bereits durch das Brennen der Holzauskleidung der Räume. Die Schädigungsbilder nach dem
Brand zeigen, dass keine seitliche Brandausbreitung durch das WDVS verursacht wurde. Die
Schädigung reicht nur bis in den Bereich, in dem die Wärmestrahlung der aus den Fenstern
austretenden Flammen wirkte.“
ix Quelle: „Der dena-Gebaa udereport 2011. Statistiken und Analysen zur Energieeffizienz im
Wohngebaa udebestand.“, Leseprobe, Stand August 2011, S. 4f
x Quelle: „Datenbasis Gebäudebestand. Datenerhebung zur energetischen Qualität und zu den
Modernisierungstrends im deutschen Wohngebäudebestand“, Darmstadt 9.12.2010, Institut
Wohnen und Umwelt (IWU) und Bremer Energie Institut (BEI), S. 44
xi Zahlen: Fachverband WDVS, Quelle: www.baulinks.de/webplugin/2011/0397.php4
xii Quelle: „Ausgewählte Zahlen für die Bauwirtschaft“, Statistisches Bundesamt, März 2012
xiii Quelle: „World Fire Statistics“, Oktober 2010, Geneva International Association for the
Study of Insurance Economics, S. 6
xiv Quelle: www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/co2-gebaeudesanierungenergieeffizient-bauen-und-sanieren-die-fakten.html?nn=35748
xv Quelle: dena-Sanierungsstudie. Teil 1: Wirtschaftlichkeit energetischer Modernisierung im
Mietwohnungsbestand. Begleitforschung zum dena-Projekt „Niedrigenergiehaus im Bestand“,
Dezember 2010, S. 8
xvi Quelle: „Modernisierungsratgeber Energie“, dena, 2009, S. 27
xvii Zahlen: Fachverband WDVS, Quelle: www.baulinks.de/webplugin/2011/0397.php4
xviii Quelle: http://www.sto.de/120190_DE-UnternehmenBrandverhalten_von_WDVS.htm#18
„ Der Versuchsstand simuliert die Innenecke einer Außenwand mit zwei rechtwinklig
zueinander angeordneten Wänden. Darauf wird die zu untersuchende Fassadenbekleidung im
originalen Einbauzustand angebracht und mit einem Gasbrenner bei natürlichen
Lüftungsbedingungen beflammt. Die Anordnung des Gasbrenners simuliert die
Brandsituation, die an Gebäuden eintritt, wenn sich ein Wohnraum im Vollbrand befindet und
ein Feueraustritt durch ein Fenster stattfindet. Die Beanspruchungsdauer durch das Prüffeuer
beträgt 20 Minuten.“
xix Quelle: www.bmvbs.de/SharedDocs/DE/Artikel/SW/co2-gebaeudesanierungenergieeffizient-bauen-und-sanieren-die-fakten.html?nn=35748
Disclaimer: Die folgenden Angaben entsprechen dem aktuelle Stand (1. August 2012) der Recherchen und Untersuchungen
durch die Sto AG. Sie werden zu einem geeigneten Zeitpunkt durch neue Erkenntnisse ergänzt und in einer erweiterten
Version zugänglich gemacht.
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