Wettbewerb Hochhaus J3A Seestadt Aspern Erläuterungsbericht Entwurfsgrundsätze Zwei sich in ihrer Form ähnliche Gebäudevolumina, 45 und 21 m hoch, fügen sich in die Struktur des städtebaulichen Plans, sie bilden zusammen mit der verbindenden Sockelbebauung ein geschlossenes, ruhiges Ensemble und ein starkes, selbstbewusstes städtebauliches Zeichen. An den Baufeldrändern übernehmen die Volumina die vorgegebenen, schiefwinkligen Fluchten der Straßenräume, im Baufeldinneren ordnen sie sich nach einem klaren, an der Janis-JoplinPromenade ausgerichteten, orthogonalen System. So entsteht ein geschützter, halböffentlicher Binnenraum, der wie ein Taschenplatz am öffentlichen Durchgang an der südlichen Baufeldgrenze andockt und mit seinen großkronigen Bäumen und der geschützten, sonnigen Lage eine hohe Aufenthaltsqualität aufweist. Baukörper Die Stellung der hohen Baukörper generiert sich aus dem Zusammenspiel verschiedener Parameter: Das Aufnehmen der vorrangigen städtebaulichen Richtungen, die durch die Maria-Tusch-Straße und die JanisJoplin-Promenade vorgegeben sind. Das Drehen des Baukörpers parallel zur Janis-Joplin-Promenade auf J3a erzeugt ein prägnantes städtebauliches Zeichen an diesem stadträumlich wichtigen Punkt und schafft großzügig Raum und optimale Belichtungsbedingungen im inneren Baufeldbereich und für die benachbarten Bauplätze im Süden. Die Konfiguration des Hochhauses erzeugt keine Beeinträchtigung der Nachbarbauplätze durch 2Stundenschatten. Durch die Drehung des Hochhauses richtet sich die Schmalseite des Gebäudes zur Hauptwindrichtung. Dadurch kommt es zu einer Reduktion der Abwinde und einer wesentlichen Verbesserung des Windkomforts im vorgelagerten Freibereich. Der 21 m hohe Baukörper auf Baufeld J3b besetzt diesen städtebaulich wichtigen Bereich auf robuste Weise und bildet eine klare Begrenzung des öffentlichen Platzes. An der Maria-Tusch-Straße und der Janis-Joplin-Promenade rückt das Erdgeschoß von der Baulinie zurück und schafft einen großzügigen geschützten Bereich vor den hier angeordneten Sondernutzungen, die dadurch ihre Aktivitäten nach außen erweitern und in einen belebenden Dialog mit dem öffentlichen Raum treten können. Der im städtebaulichen Plan vorgesehene Durchgang wird als ausreichend angesehen. Es wird keine weitere Durchwegung vorgesehen, um keine Frequenzen aus dem öffentlichen Raum abzusaugen. Entlang des Durchgangs bildet sich im Baufeldinneren ein bauplatzübergreifender geschützter Binnenraum mit halböffentlichem Charakter und hoher Aufenthaltsqualität. Der Wind aus der Hauptwindrichtung wird durch die Gebäudestellung gut abgelenkt. Es kommt zu einer Reduktion der unangenehmen Abwinde. Die Stellung der Baukörper und ihre Höhenentwicklung gewährleisten eine gute Belichtungssituation für die benachbarten Baufelder. 2-Stundenschatten: Die Konfiguration des Hochhauses erzeugt lediglich an der Nordostecke der Bebauung auf Baufeld J2 einen ca. 3 m langen Bereich, in dem der 2-Stundenschatten auf die Fassade trifft. Da sich hier jedoch keine Fenster von Aufenthaltsräumen befinden, kommt es zu keiner Beeinträchtigung der Bebauung auf Baufeld J2. Auf Baufeld J3B sind keine Fassaden vom 2-Stundenschatten betroffen. Architektonische Gestaltung Das Erscheinungsbild des Gebäudes ist bestimmt durch die klare, die Geschosse abbildende horizontale Gliederung. Ein Brüstungsband, verkleidet mit dunkel eingefärbten, vorgeformten, dünnwandigen Glasfaserbetonplatten kontrastiert mit dem Band der hell gefärbten Glastafeln vor den tragenden Wandscheiben und den den Himmel wiederspiegelnden Fenstergläsern. Ein Spiel von transparenten, halbtransparenten und massiven Bauteilen mit dem Himmel: Je nach Tageszeit und Witterung wechseln die Spiegelungen im hellen Band und so verändert sich das Erscheinungsbild des Gebäudes, gehalten von der der Beständigkeit der dunklen Brüstungsbänder. Verkehr, Erschließung, funktionelles Konzept Dem Standort und dem Gebäudecharakter entsprechend wird besonderes Augenmerk auf die Gestaltung der zweigeschossigen Sockelzone und des Eingangsbereichs gelegt. Das Gebäude wird von der Janis-Joplin-Promenade aus begangen. Über einen gradlinigen Durchstich zum südlichen Freibereich wird die zentrale Eingangshalle erreicht, die sich über einen Luftraum bis ins 1. Obergeschoß erstreckt. Die innen liegende Halle wird auf beiden Geschoßen in mehreren Bereichen an die Fassade und an ein Atrium geführt und so mit Luft und Tageslicht versorgt. Auch die Tiefgarageneinfahrt wird als Lichtquelle genutzt. Über das Gittertor und eine Brandschutzverglasung fällt Licht tief ins Innere des Gebäudes. Die klare Trennung der Eingangshalle von den Fluchtwegen ermöglicht eine von brandschutztechnischen Zwängen befreite Ausgestaltung als Treffpunkt und Kommunikationsraum für die Nutzer und Bewohner des Gebäudes und wertet die Sondernutzungsbereiche im 1.Obergeschoß stark auf. Auch der zweigeschossige Kinderspielraum ist an sie angebunden und fördert und verstärkt die Aktivitäten in der Sockelzone. Vom 2. Obergeschoß aufwärts ist das Gebäude dem Wohnen vorbehalten. Hier profitieren die Bewohner von den großzügigen wohnungszugeordneten Terrassen auf dem Dach der Sockelbebauung. Darüber stapelt sich bis zum 10. OG achtmal ein Regelgeschoß. Im 11. und 12 OG sind größere Wohnungen angeordnet, die Wohnungen im 13. OG schließlich werden durch die eingeschnittenen, von den Nachbarwohnungen klar getrennten Terrassen mit wegschiebbarer Windschutzverglasung aufgewertet. Die vertikale Erschließung und Entfluchtung des Gebäudes erfolgt über eine zentrale druckbelüftete Scherenstiegenanlage mit vorgelagertem geschützten Vorbereich und zwei Personenaufzügen. Einer der beiden Aufzüge wird als Feuerwehrlift ausgeführt. Die Zufahrt zur zweigeschossigen Tiefgarage mit den 57 Pflichtstellplätzen befindet sich in der Maria-TuschStraße. Der erste Fluchtweg aus der Tiefgarage führt über eine der beiden Scherentreppen, die bis ins 2. UG geführt wird. Der zweite Fluchtweg verläuft (entsprechend der OIB-Richtlinie) über den Fahrradabstellraum, der als eigener Brandabschnitt ausgeführt ist. Die Fahrradabstellplätze sind in einer großzügigen Abstellhalle im 1. UG situiert. Erreicht werden sie über die ausreichend großen Lifte oder direkt aus dem Freien über eine Stiege im Binnenraum, die mit einer seitlichen Schieberampe ausgestattet ist. Freiflächenkonzept Der Binnenraum wird als bauplatzübergreifende, halböffentliche Aufenthalts- und Spielzone gestaltet. Die topographische Ausbildung ermöglicht die barrierefreie Anbindung aller Anschluss- und Zugangsniveaus, bildet sanfte Schwellen zur Verstärkung des halböffentlichen Charakters, schafft eine niveaumäßig abgesetzte Pufferzone vor den Wohnungen auf Baufeld J3B und ermöglicht die Pflanzung von Bäumen über der Tiefgarage.