Baldrian Valeriana officinalis L. Baldriangewächse (Valerianaceae) Baldrian wird bereits seit römischer Zeit verwendet. Er war schon Dioskorides im 1. Jahrhundert bekannt, der es Phu nannte, wobei sich der Name auf den unangenehmen Geruch bezieht. Seit einigen Jahrzehnten erfreut sich der Echte Baldrian zunehmender Beliebtheit, da er gegen Streß hilft. Er ist ein sicheres, nicht süchtigmachendes Entspannungsmittel, das Anspannung und Nervösität lindert und ruhigen Schlaf fördert. BESCHREIBUNG: Die 50 cm bis 100 cm hohe Pflanze ist in ganz Europa und den gemäßigten Gebieten Asiens heimisch. Die hellrosa bis weißen in rispigen Trugdolden angeordneten Blüten besitzen einen angenehmen Geruch, während der zylinderfömige Wurzelstock, der medizinisch verwendet wird, sehr streng riecht. Katzen, aber auch Ratten fühlen sich davon sehr angezogen. Die Baldrianwurzel wird schon seit dem Altertum als Heilmittel geschätzt und wurde im Mittelalter sogar für Zaubereien benutzt. HERKUNFT: Heimisch in Europa und Asien. Im nordöstlichen Amerika wird die Droge mittlerweile auch kultiviert. Die Droge stammt aus Kulturen in England, Osteuropa, Belgien und teilweise aus Deutschland. INHALTSSTOFFE: • • • • • • ätherisches Öl mit Bornylacetat, Irioide ( Valepotriate ) Valtrat Isovaltrat Alkaloide, Schleim WIRKUNG: Beruhigend, Angstlösend, Krampflösend, muskelentspannend ANWENDUNG: Bei Unruhezuständen, nervös bedingten Einschlafstörungen. Die Baldrianwurzel enthält ätherisches Öl, Sesquiterpene und Valeprotriate in verschiedenen Zusammensetzungen je nach Art, Alter und den Wachstumsbedingungen der Pflanze. Unbestritten sind die beruhigenden und einschlaffördernden Wirkungen, die wahrscheinlich das Ergebnis des Zusammenspiels der einzelnen Inhaltsstoffe und deren bei der Zubereitung entstehenden Abbauprodukte ist. Die Wirkung bei nervösen Magenbeschwerden ist nicht belegt. ZUBEREITUNGEN: Baldrianwurzelextrakte sind in vielen Präparaten alleine oder in Kombination mit anderen Stoffen enthalten. Gebräuchlich sind Dragees, Tinkturen, Tees und Pflanzenpresssäfte. Auch Badezusätze mit Baldrian sind erhältlich. HINWEISE: Bei akuten Beschwerden, die trotz Behandlung länger als eine Woche dauern oder periodisch wiederkehren, ist eine Rücksprache mit dem Arzt empfehlenswert. Kamille, Echte Matricaria recutita L. Korbblütler (Asteraceae) Der aromatische, an Äpfel erinnernde, leicht bittere Geschmack der Echten Kamille ist Teetrinkern vertraut. Ihre vielfältigen therapeutischen Anwendungen sind weniger gut bekannt. So ist sie ein ausgezeichnetes Mittel nervösen Verspannungen und Reizbarkeit. Die römische Kamille (Chamaemelum nobile) ist eine nahe Verwandte mit ähnlicher Wirkung. BESCHREIBUNG: Die auf kargen Standorten wachsende Echte Kamille ist eine einjährige Pflanze mit aufrechtem, meist ästig verzweigtem Stängel. Die zwei- bis dreifach fiederteiligen, schmalen Blätter stehen wechselständig. Das Blütenköpfchen besteht aus auf dem hohlen, kegelförmigen Blütenboden sitzenden gelben Röhrenblüten und nach unten zurückgeschlagenen weißen Zungenblüten. Beim Zerreiben riechen die Blüten angenehm aromatisch. Verfälschungen sind heutzutage selten, da die Kamillenblüten ausschließlich aus Kulturen stammen. Aus Eurasien stammend, wurde sie als heilige Pflanze von nordischen Völkern dem Sonnengott Baldur zugeordnet. Die gründlich erforschten Kamillenwirkstoffe rechtfertigen ihre hohe Wertschätzung seit der Antike. Medizinisch verwendet werden die Blüten und das daraus gewonnene ätherische Öl. Die Qualität wird neben der Herkunft vor allem durch die Trocknungs- und Lagerungsbedingungen bestimmt. HERKUNFT: Die römische Kamille ist in Deutschland, Italien, Spanien, Belgien, England und Frankreich beheimatet sowie in Nordafrika. Hauptimportland ist Frankreich. INHALTSSTOFFE: • ätherisches Öl • Cumarine • Gerbstoffe • Anthemissäure • Flavonoide. WIRKUNGEN: entzündungshemmend, krampflösend, antibakteriell, fördert Wundheilung ANWENDUNG: Kamillenblüten enthalten ein ätherisches Öl (0.4% - 1.5%), das durch das bei der Destillation aus Matricin entstehende Chamazulen charakteristisch blau gefärbt ist. Die weiteren Inhaltsstoffe alphaBisabolol Levomenol), Bisabololoxide, nichtflüchtige Flavonoide wie z.B. Apigenin-glykoside und Cumarine ergänzen sich im Gesamtextrakt in ihrer krampflösenden, entzündungshemmenden, wundheilenden, antibakteriellen und karminativen Wirkung. Präparate, die mit Ethanolwassergemischen gewonnen werden enthalten neben dem ätherischen Öl auch die nichtflüchtigen Bestandteile und sind häufig auf einen bestimmten Levomenol und Apigeningehalt eingestellt. Innerlich eingenommen werden entzündliche Magen-Darm-Erkrankungen günstig beeinflusst. Äußerlich helfen Kamillenblütenauszüge bei Entzündungen der Mundschleimhaut und des Rachens aber auch bei entzündlichen Veränderungen der Haut. Als Inhalation angewandt werden Beschwerden der Atemwege bei Erkältungen gelindert. ZUBEREITUNGEN: Kamillenblüten sind als Tee oder als industriell hergestellte wässrige oder alkoholische Auszüge für die innerliche oder äußerliche Anwendung erhältlich. Sie sind auch als Bestandteil von Salben und Cremes, von Bädern und von vielen Arzneimitteln und Kosmetikprodukten im Handel. Bei der Verwendung als Tee sollte darauf geachtet werden, dass die Droge den Bestimmungen der Arzneibücher entspricht, da nur dann ein hoher Gehalt der wertvollen Inhaltsstoffe gewährleistet ist. HINWEISE: Nicht anwenden bei bekannter Überempfindlichkeit gegenüber Korbblütengewächsen, wie z.B. Arnika, Ringelblumen, Schafgarbe! Obwohl die Echte Kamille selbst nur selten Überempfindlichkeitsreaktionen auslöst, kann es jedoch zu Kreuzreaktionen kommen. Die beobachteten allergischen Reaktionen werden heute hauptsächlich auf Verunreinigungen der Echten Kamille mit der Hundskamille (Anthemis cotula L.), dass das Sesquiterpenlacton Anthecotulid enthält, zurückgeführt. Heutzutage stammt die Droge aus Kulturen, so dass Verunreinigungen selten vorkommen. Bei akuten Beschwerden, die länger als eine Woche andauern oder immer wieder kehren ist die Rücksprache mit einem Arzt erforderlich! Pfefferminze Mentha piperita L. Lippenblütler (Lamiaceae) Die genaue Herkunft der Pfefferminze ist nicht geklärt, aber angewendet wird sie wohl schon sehr lange, denn man fand getrocknete Blätter in ägyptischen Pyramiden, die sich auf etwa 1000 v. Chr. Zurückdatieren ließen. Auch Griechen und Römer schätzten die Pflanze, während sie in Westeuropa erst im 18. Jahrhundert populär wurde. BESCHREIBUNG: Die Pfefferminze wird 50 cm bis 90 cm hoch, der meist kahle Stängel ist häufig violett unterlaufen und die Blätter duften beim Zerreiben charakteristisch nach Menthol. Die Pfefferminze ist ein Mischling aus verschiedenen Minzarten und besteht aus mehreren Unterarten. Pfefferminzöle werden vorwiegend aus in Japan und Brasilien kultivierter Mentha arvensis var. glabrata gewonnen. HERKUNFT: Die Pfefferminze ist in Europa und Nordamerika weit verbreitet und meist kultiviert. Hauptimportländer sind Bayern und Thüringen. Weitere wichtige Länder für den Drogenimport sind derzeit Spanien, Griechenland und Bulgarien. INHALTSSTOFFE: • • • • • • Triterpene ätherisches Öl Flavonoide Phenolcarbonsäuren Gerbstoff Bitterstoffe WIRKUNGEN: krampflösend am Magen-Darm-Trakt, galletreibend, antibakteriell, schleimlösend, an der Haut kühlend ANWENDUNG: Das Kraut der Pfefferminze enthält ätherisches Öl, mit dem Hauptbestandteil Menthol sowie Gerbstoffe und Flavonoide. Es hat eine krampflösende und blähungstreibende Wirkung und führt zu einer beträchtlichen Steigerung der Gallensekretion. Pfefferminztee eignet sich zur Behandlung von krampfartigen Beschwerden im Magen- und Darmbereich, Pfefferminzöl auch zur Behandlung von Kopfschmerzen und Erkältungskrankheiten. Umschläge mit Pfefferminztee haben einen kühlenden Effekt. Der Tee ist auch als erfrischendes Getränk beliebt. HINWEISE: Personen mit Gallensteinerkrankungen sollten vor der Anwendung ihren Arzt befragen. Durch die Förderung der Gallensekretion können Koliken ausgelöst werden. Bei bestimmungsgemäßem Gebrauch sind keine Nebenwirkungen und Risiken bekannt.