Altmarkkreis Salzwedel - Landesamt für Umweltschutz Sachsen

Werbung
Salzwedel-Diesdorf
Altmarkkreis Salzwedel (SAW)
Verordnung des Altmarkkreises Salzwedel über das
Landschaftsschutzgebiet "Salzwedel - Diesdorf" vom 21.04.2005 (Amtsblatt
Altmarkkreis Salzwedel. - 11(2005)5 vom 18.05.2005, S. 72)
19 700 ha
LSG0007SAW
Landkreis:
Verordnung:
Größe:
Codierung:
Im LSG liegen die Gebiete:
Code
EU-Nr.
Name
FFH0244
DE 3232 303
Waldgebiet Ferchau bei Salzwedel
FFH0245
DE 3231 301
Diesdorfer Wohld
FFH0275
DE 3331 302
Ohreaue
NSG0049___
Ferchauer Forst
NSG0195___
Ohreaue
Anteil (%)
99,70
100,00
5,13
100,00
5,07
Gebietsbeschreibung
Das LSG liegt im Nordwesten der Altmark, wenige Kilometer südwestlich von Salzwedel. Es erstreckt
sich über zirka 16 km in Ost-West- und etwa 6 bis 8 km in Nord-Süd-Richtung.
Das LSG befindet sich überwiegend in der Landschaftseinheit Westliche Altmarkplatten. Lediglich mit
seinem westlichsten Viertel greift es auf die Altmarkheiden über.
Es umfaßt einen landschaftlich reich gegliederten Ausschnitt der nordwestlichen Altmark mit Höhen
um 50 m über NN. An der Ost- und Südgrenze verläuft ein Endmoränenzug, in dem der Schwarze
Berg (76 m über NN), der Haidberg (89 m über NN), der Kahnberg (76 m über NN) und der
Günthersberg (105 m über NN) markante Anhöhen darstellen. Vom Bismarckturm auf dem Schwarzen
Berg hat man einen sehr schönen Fernblick in Richtung Salzwedel.
Der Berg ist von Kiefernforsten bestockt, in die auf Lichtungen und an Wegrändern Sandmagerrasen
und Heiden eingestreut sind. An seinem Rand befinden sich mit den Teichen einer ehemaligen
Ziegelei einige der wenigen Stillgewässer des Gebietes. Südwestlich schließt der 1100 ha große
Ferchauer Forst an, der durch einen höheren Laubholzanteil gekennzeichnet ist. Auf einer durch
Staunässe beeinflußten Geschiebemergelplatte ist ein Eichen-Hainbuchenwald ausgebildet. Dieser
Bereich ist durch das aus drei Einzelflächen bestehende NSG „Ferchauer Forst“ geschützt.
Einen zentrales Kernstück des LSG ist das zirka 1800 ha große Bierstedter Holz. Es handelt sich um
ein ausgesprochenes Nadelwaldrevier, dessen arme Diluvialsande vorwiegend mit Kiefer bestockt
sind. In die Forstflächen sind einzelne kleine Waldmoore eingestreut. Das Gebiet ist durch sein
welliges Relief von besonderem Reiz. Die Endmoräne enthält eine Vielzahl von Findlingen, die im
Bierstedter Holz zur Anlage von Hünengräbern genutzt wurden.
Im Nordosten von Diesdorf liegt der 800 ha große Wohld, der mit seinen gemischten Waldbeständen,
Waldwiesen und zahlreichen Quellgebieten zu den schönsten Teilen des Gebietes zählt. Die
vereinzelten Wacholdergruppen sind von landschaftsästhetischem Reiz.
Das LSG wird zu etwa 30 Prozent von Forsten bedeckt, in denen die Wald-Kiefer mit über 80 Prozent
der Bestockung einen hohen Anteil hat. Laubwälder und Mischwälder finden sich nur zu geringem
Anteil, zum Beispiel im schon genannten Diesdorfer Wohld und im Ferchauer Forst. Die
landwirtschaftlichen Flächen werden überwiegend ackerbaulich genutzt, Grünländer erstrecken sich in
den Niederungen von Dumme und Beeke.
Die Offenlandschaft wird an einigen Stellen im Westen des Gebietes durch straßenbegleitende Alleen
gegliedert. An der Straße von Diesdorf nach Abbendorf befindet sind eine Lindenallee. Eichenalleen
wachsen an einem Weg und an der Straße von Diesdorf nach Fahrendorf, zwischen Fahrendorfer
Weg und Hirschgatter sowie in der Ortschaft Diesdorf.
Zusätzlich werden nachfolgend Korrekturen mitgeteilt:
Die reine Waldfläche des Wohld beträgt nur 350 ha. Das Gesamtgebiet, in dem der Wohld liegt, große
Ackerflächen einbegriffen, hat eine Größe von ca. 600 ha. Die Lindenallee an der Straße von Diesdorf
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
nach Abbendorf (ND) musste in den 1970er Jahren aus Altersgründen gefällt werden. Die
Neupflanzung erfolgte mit Linde und Ahorn.
Landschafts- und Nutzungsgeschichte
Die ältesten Spuren der Anwesenheit des Menschen gehen in die Mittelsteinzeit zurück und fanden
sich bei Abbendorf und Ellenberg sowie randlich bei Kleistau, Kemnitz, Salzwedel und
Siedenlangenbeck.
Die ältesten und zugleich bedeutendsten Hinterlassenschaften einer jungsteinzeitlichen Kultur sind die
Großsteingräber bei Diesdorf und Leetze. Sie wurden von den Gemeinschaften der
Alttiefstichkeramikkultur als Grabkammern für die Toten errichtet. Die Großsteingräber bei Diesdorf
bilden eine Kette, die von Schadewohl in südöstlicher Richtung bis nach Bornsen zehn Anlagen
umfaßt und weiter bis nach Lüdelsen zieht. Die acht Großsteingräber bei Leetze bilden eine Reihe, die
in nördlicher Richtung verläuft und sich ursprünglich bis Wallstawe hin fortgesetzt hat. Beide Ketten
stehen durch Anlagen bei Lüdelsen, Mehmke, Stöckheim und Bierstedt in Verbindung. Zeitgleiche
Siedlungen dieser Kultur bestanden bei Püggen, Wallstawe und Ziethnitz.
Was die Verteilung der Funde innerhalb des LSG betrifft, so ist die westlich der Straße PüggenWallstawe gelegene Hälfte mit Ausnahme des Gebiets südlich von Diesdorf fast fundfrei, während sie
sich östlich davon häufen, wobei sich hier Schwerpunkte bei Püggen, Steinitz und Kuhfelde, das aus
allen Perioden Funde liefert, abzeichnen.
Gegenüber der jungsteinzeitlichen Besiedlung war jene der Bronzezeit, die sich mehrheitlich über
Gräberfelder erschließen läßt, lockerer über das gesamte LSG gestreut. Kontinuität von der Bronzebis in die Eisenzeit ist bei den Wohnplätzen Vitzke, Wallstawe, Umfelde, Kuhfelde sowie Wiersdorf
und Wöpel am Rande des LSG belegt. In Dankensen deutet ein kleiner Bronzehortfund auf
bescheidenen Wohlstand der ansässigen Bauern hin.
Das Siedlungsbild änderte sich in der Eisenzeit nur unwesentlich und nur im Hinblick auf die Wahl der
Wohnplätze. Während der römischen Kaiserzeit fanden sich wieder Siedlungen bei Wallstawe,
Ellenberg, Dankensen und Abbendorf, doch war die Besiedlung innerhalb des LSG dünn. Im
Gegensatz dazu ballten sich die Siedlungen entlang der B 71 zwischen Püggen und Kuhfelde und
bildeten dort eine Siedlungskammer mit Wohnplätzen, Friedhöfen und Produktionsstätten, wobei die
Lage an einer alten Handelsstraße für die Ansiedlung ausschlaggebend gewesen sein dürfte. Ein
Eisenbarren weist ebenfalls darauf hin, der wahrscheinlich lokalen Schmieden als Rohmaterial gedient
hat.
Während der jüngeren Kaiserzeit siedelten hier Langobarden, die in der Völkerwanderungszeit
zunächst nach Mähren, dann nach Ungarn und schließlich im Jahr 568 nach Italien abwanderten.
Während des frühen Mittelalters zählte das Gebiet zum altsächsischen Siedelland, wobei zwei
Siedlungen bei Wallstawe und Rohrberg, am Rande des LSG, nachgewiesen sind.
Aus der Zeit der slawischen Besiedlung der Altmark stammen zwei Burgwälle: die Niebitzburg bei
Wallstawe und die Kathinkenburg bei Siedenlangenbeck. Die meisten Dörfer der Gegend sind in ihrer
Anlage Rundlinge. Die Gehöfte liegen um einen runden oder ovalen, nur durch einen einzigen Weg
zugänglichen Platz. Im Zuge der deutschen Ostkolonisation des späteren Mittelalters kam es in der
Altmark zu einer intensiven Rodungsphase. Innerhalb der großflächigen Wälder entstanden
Ansiedlungen und Ackerflächen mit wachsender Ausdehnung. Im 14. Jahrhundert und später während
des Dreißigjährigen Krieges wurden viele Ansiedlungen erneut wüst und ehemals ackerbaulich
genutzte Flächen wurden aufgegeben. Heute zeugen die charakteristischen Wölbäcker im Ferchauer
Forst von der früheren Ackernutzung heutiger Forstflächen.
Die Wälder wurden bis in das 18. Jahrhundert zur Waldweide genutzt. Die Weidewirtschaft ließ auch
offene, baumfreie Heideflächen entstehen. Die stacheligen Wacholderpflanzen wurden vom Vieh
verschmäht und reicherten sich als sogenannte Weideunkräuter an. Im Diesdorfer Wohld, einem
Waldgebiet bei Diesdorf, gibt es noch heute Wacholdervorkommen. Mit Einführung einer geregelten
Forstwirtschaft im frühen 19. Jahrhundert wurde ein Großteil der waldfreien Flächen mit
schnellwüchsigen Nadelhölzern, vor allem Kiefer, aufgeforstet. Zur Markierung der Wege wurden
Eichen gepflanzt, von denen heute noch einige als alte Eichenalleen vorhanden sind.
Geologische Entstehung, Boden, Hydrographie, Klima
Im Landschaftsschutzgebiet stehen oberflächennah überwiegend bindige Sedimente der
Grundmoräne der Saalevereisung/Warthestadium an. Holozäne weichselkaltzeitliche fluviatile
Sedimente findet man nur in den Bachniederungen. Lokal erreichen auch glazifluviatile Sedimente,
das heißt Sande und Kiese des Warthestadiums der Saalekaltzeit die Geländeoberfläche. Der
Salzstock Peckensen quert das LSG in Nord-Süd-Richtung, aktuelle Senkungen beweisen dies.
Das Landschaftsschutzgebiet gehört in die Bodenlandschaften der lehmigen Grundmoränenplatten,
das heißt über einer Grundmoräne aus der Saalekaltzeit lagern sandige bis sandiglehmige Substrate.
Diese sind in der Weichselkaltzeit abgelagert worden. Entsprechend diesem Profilaufbau finden sich
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
hier in mehr oder weniger großer Verbreitung Braunerden/Fahlerden aus sandig-lehmigem
Geschiebedecksand über Geschiebelehm und Pseudogley-Braunerden bis Pseudogley-Fahlerden.
Diese Böden sind überwiegend Ackerstandorte. An den Waldstandorten sind Braunerdepodsole und
Podsole anzutreffen.
Die vorkommenden Gleye aus sandiglehmigem Geschiebedecksand über Geschiebemergel sind ein
Hinweis auf Senkungsbewegung über dem Salzstock.
Das LSG wird durch saaleeiszeitliche Schmelzwasserabflußbahnen begrenzt und teilweise auch
durchzogen. Dies sind im Osten die Niederung der Jeetze und im Norden die der Dumme. Die Platten
des im Südosten gelegenen Endmoränenzuges sind sanft nach Norden geneigt, so daß das Gebiet
überwiegend dorthin, zur Dumme, entwässert. Nur ein kleinerer Teil im Osten entwässert zur Jeetze.
Die Dumme tritt bei Dähre in das Schutzgebiet ein und nimmt hier das Wasser verschiedener
Quellgebiete am Ostrand der Altmarkheiden auf. Auf der Linie Dankensen-Peckensen-Wallstawe
durchfließt die Beeke, ein Nebenbach der Dumme, das LSG von Süd nach Nord.
Das Klima wird durch den Übergang von den atlantisch geprägten Altmarkheiden zu dem stärker
subkontinental getönten Klima auf den Altmarkplatten geprägt. Während die mittleren jährlichen
Niederschläge im Westen bei 600 bis 650 mm liegen, fallen sie nach Osten auf 550 bis 600 mm ab.
Bei Steinitz wird eine Niederschlagshöhe von 550 mm unterschritten. Das Jahresmittel der
Lufttemperatur beträgt 8,1 bis 8,5 °C.
Pflanzen- und Tierwelt
Die potentiell natürliche Vegetation des LSG wird auf armen Podsol-Braunerden und Sand-Rosterden
durch Drahtschmielen-Buchenwälder und Flattergras-Buchenwälder geprägt. Auf den reicheren
Tieflehm-Braunerden und Fahlerden könnten auch Übergänge zu Waldmeister-Buchenwald
vorkommen. Reichere grund- und stauwasserbeeinflußte Standorte wären von Waldziest-EichenHainbuchenwald und ärmere von Sternmieren-Eichen-Hainbuchenwald bestockt. Auf
grundwassernahen Schmelzwassersanden der Beekeniederung wären auch PfeifengrasEichenwälder entwickelt. In den Niederungen würden in Bachnähe Erlen-Eschenwälder dominieren, in
die auf den Niedermoorböden an Beeke und Dumme auch Erlenbruchwälder eingestreut wären.
In der aktuellen Vegetation dominieren heute Kiefernforste. Laubwald findet sich zu geringem
Flächenanteil in den Waldgebieten des Wohld und des Ferchauer Forstes. Die Rot-Buche ist nur
untergeordnet vorhanden. Gut untersucht ist die Vegetation des Naturschutzgebietes „Ferchauer
Forst“, ehemals Stiftswald für das Joachimsthalsche Gymnasium zu Templin. Die vorherrschende
Waldgesellschaft ist hier ein bodensaurer, artenarmer Stieleichen-Hainbuchenwald in der
Untergesellschaft mit Frauenmoos (Stellario-Carpinetum polytrichietosum). In der Baumschicht
überwiegt die Stiel-Eiche, gefolgt von Hainbuche und Rot-Buche. Auf Teilflächen bildet die Hainbuche
eine geschlossene zweite Baumschicht. Eine Strauchschicht ist in der Regel nur spärlich vorhanden
und besteht vorwiegend aus Faulbaum, stellenweise auch aus Naturverjüngung von Rot-Buche und
Hainbuche. Als Besonderheit und Zeiger des atlantischen Klimaeinflusses sind die bis zu mehreren
Meter hohen Stechpalmen anzusehen. In der Krautschicht sind insbesondere Wald-Flattergras,
Waldmeister und Schlängel-Schmiele zu nennen. Das Deutsche Geißblatt weist wie die Stechpalme
auf die atlantische Klimatönung hin.
In den verbreiteten Kiefernforsten sind auf sandigen Standorten, insbesondere im Bierstedter Holz,
auf Lichtungen und an Wegrändern Sandpionierfluren mit Silbergras und Heiden mit Heidekraut
eingestreut. Die kleinflächigen Waldmoore enthalten Scheidiges Wollgras, Glockenheide und KeulenBärlapp. In den Wäldern des Schwarzen Berges wurde auch Rundblättriges Wintergrün
nachgewiesen.
Einzelne bemerkenswerte Bäume wurden als Naturdenkmale ausgewiesen. Einige dürften ein Alter
von weit über 200 Jahren haben. In der Nähe einer wüst gewordenen Dorfstelle beim Forsthaus findet
sich die „Ingriedeiche“, die sicher noch wesentlich älter als 400 Jahre ist.
Der Wohld ist ein reich strukturierter Laubwald auf mineralischen Naßstandorten. Stiel-Eiche und RotBuche stocken großflächig. Reichere Standortsverhältnisse in dem Gebiet des Diesdorfer Wohld’s
spiegeln sich in einer artenreichen Krautschicht unter anderem. mit Hoher Schlüsselblume und
Aronstab wider. Ein Charakteristikum des Diesdorfer Wohld’s sind die Vorkommen des schon
erwähnten Wacholders.
Faunistische Besonderheiten im Wohld sind die Vorkommen von Feuersalamander, Bergmolch sowie
von Berg- und Zauneidechse.
Während die Nadelforsten mit Trauerschnäpper, Kohlmeise und Buchfink von einer artenarmen Fauna
geprägt werden, konnten beispielsweise mehr als 30 Brutvogelarten in den Laubwäldern des
Ferchauer Forstes nachgewiesen werden. Hervorzuheben ist die hohe Dichte der Höhlenbrüter
Hohltaube, Buntspecht und Star. Wespenbussard und Kolkrabe sind bemerkenswerte Arten. Im LSG
brüten auch Rot- und Schwarzmilan, Schwarz- und Grünspecht, Habicht, Pirol und Eisvogel.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Wildarten des Gebietes sind Schwarz-, Rot-, Dam- und Rehwild. In den Ackerbaugebieten kommen
Feldhase und Fasan hinzu.
Bei Leetze befindet sich ein Überwinterungskeller für Fledermäuse, der als dauerhaftes Quartier große
Bedeutung für den Schutz dieser Arten im Altmarkkreis Salzwedel hat.
Nachgewiesene Reptilienarten sind Ringelnatter, Zaun- und Waldeidechse. Aufgrund der Armut an
Stillgewässern sind die Amphibien nur spärlich vertreten, nachgewiesen wurde unter anderem der
Laubfrosch. In der Dumme und den Nebenbächen kommt die Bachforelle vor.
Entwicklungsziele
Das LSG soll in erster Linie der Erhaltung der großflächigen Wälder im Bereich des landschaftlich
reizvollen Endmoränenzuges zwischen Diesdorf und Salzwedel dienen. Mit den Wäldern werden
beliebte Naherholungsgebiete, ein charakteristischer Ausschnitt der Altmark im Übergang der
Altmarkplatten zu den Altmarkheiden und wertvolle Lebensräume wildlebender Pflanzen- und
Tierarten gesichert.
Die Forste müßten langfristig in naturnahe Wälder umgebaut werden, in denen vor allem die RotBuche dominieren sollte. Die Nutzung sollte durch Einzelstammentnahme erfolgen. Im Bereich der
Waldränder wären Waldmäntel aus standortgerechten Straucharten zu entwickeln. Lichtungen
innerhalb der Wälder, die als Grünland oder kleinflächige Äcker genutzt werden, und die historischen
Wölbäcker unter Wald sind zu erhalten. Alteichen sind als wertvolle Lebensräume einer artenreichen
Insektenfauna zu schützen und nicht zu nutzen. Zum Schutz vor Wildverbiß müssen die Vorkommen
der Stechpalme zum Teil eingezäunt werden.
Im Bereich der Quellen und Bachtälchen des Diesdorfer Wohld sollte eine schonende Bewirtschaftung
erfolgen. Die Kleingewässer und Feuchtstandorte im Ferchauer Forst und im Bierstedter Holz sind zu
erhalten, ebenso die noch naturnah erhaltenen Fließstrecken der Dumme und der Beeke. Langfristig
wären die ausgebauten Fließgewässer wieder zu renaturieren.
Im Wohld sollten durch Freistellen die Wacholdervorkommen gefördert werden.
Die Weiterentwicklung eines naturverträglichen Tourismus geschieht unter Schonung ökologisch
sensibler Bereiche. Dabei sind insbesondere die schon bestehenden Ausflugsziele Niephagen und
Diesdorf als Ausgangspunkt für Wanderungen und Radtouren in die umgebenden Wälder zu
entwickeln. Die Anlage von Radwegen und die Einrichtung von Naturlehrpfaden bieten sich an.
Exkursionsvorschläge
Diesdorf und Diesdorfer Wohld
In Diesdorf stellt die romanische Stiftskirche ein sehenswertes Ausflugsziel dar. Vom Diesdorfer
Zentrum geht es zur Peripherie des Ortes, wo das Freilichtmuseum einen Einblick in das alte
bäuerliche Leben der Altmark bietet. Von hier aus läßt sich das abwechslungsreiche Waldgebiet des
Wohld erwandern. Der Weg führt nach Nordosten Richtung Fahrendorf, vorbei an einer prachtvollen
Eichenallee, die seit 1934 als Naturdenkmal geschützt ist. Über parallel verlaufende Waldwege läßt
sich ein Rückweg nach Diesdorf finden.
Bierstedter Holz
Ausgangspunkt ist der Ort Hohenlangenbeck, der in seiner Anlage vermutlich auf einen slawischen
Rundling zurückzuführen ist. Von Hohenlangenbeck geht es in westlicher Richtung in das Bierstedter
Holz. In dem großflächigen Waldgebiet lassen sich unterschiedliche Routen begehen. Bei Wötz zieht
ein Hünengrab aus vorgeschichtlicher Zeit die Aufmerksamkeit auf sich. Botanisch interessant sind die
kleinen Waldmoore mit Vorkommen von Scheidigem Wollgras und Keulen-Bärlapp.
Ferchauer Forst
Von Niephagen geht es in östliche Richtung in den Ferchauer Forst. Nach etwa 2 km liegt linkerhand
das westlichste Teilgebiet des Naturschutzgebietes „Ferchauer Forst“. In den EichenHainbuchenbeständen sind im Frühjahr eine Vielzahl an Vogelarten, zum Beispiel Hohltaube,
Schwarzspecht oder Buntspecht, anzutreffen. Weitere 2 km östlich liegt die zweite Teilfläche des
NSG. Das landeskundlich geschulte Auge kann in den Wäldern das charakteristische Relief der
Wölbäcker entdecken, Zeugen früheren Ackerbaus auf diesen Flächen. Von der kleinen Ansiedlung
Ferchau aus geht es in nördliche Richtung nach Eversdorf. In der Anlage dieses Dorfes lassen sich
noch Spuren eines alten Rundlings aus slawischer Zeit entdecken.
Verschiedenes
Diesdorf
Die sachsen-anhaltische „Straße der Romanik“ durchzieht das Gebiet auf der Strecke DiesdorfSalzwedel, um auf die mittelalterlichen Sehenswürdigkeiten in diesen Orten aufmerksam zu machen.
Kulturgeschichtliche Besonderheiten sind innerhalb des LSG insbesondere in Diesdorf vorhanden.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Hier wurde im Jahre 1160 durch Graf Hermann von Warpke-Lüchow ein Augustiner-Chorfrauenstift als
Hauskloster und Grablege für seine Familie gegründet. Das anfangs auch mit der Heidenmission
betraute Stift war im ausgehenden Mittelalter das reichste der Altmark. Von diesem Stift Marienwerder
ist im wesentlichen die große dreischiffige Backsteinbasilika erhalten, vorzüglich in der Klarheit ihres
Grund- und Aufrisses, zudem der erste umfassend gewölbte Bau in der Altmark (Kreuzgratgewölbe).
Veränderungen gegenüber der Architektur des frühen 13. Jahrhunderts sind die Stiftsdamenempore
im nördlichen Querhaus, später erweitert in das nördliche Seitenschiff hinein, und die 1872
hergestellten Obergeschosse des Westturmes, mit dem eine umfassende Wiederherstellung des Baus
ihren Abschluß fand. Der Kirche fehlt seit dieser Renovierung ihre nachmittelalterliche Ausstattung.
Vorhanden sind eine spätgotische Triumphkreuzgruppe und der Schrein eines heiligen Grabes; die
Grabkapelle ist im nördlichen Seitenschiff eingebaut. Die Grabplatte trägt die Ritzfigur eines Grafen
von Lüchow aus der Familie der Stifter.
Das Freilichtmuseum Diesdorf wurde vom Landarzt Dr. Georg Schulze (1866 bis 1955) gegründet und
in den letzten Jahren beträchtlich erweitert. Es gibt einen anschaulichen und umfassenden Eindruck
von der ländlichen Arbeits- und Wohnkultur der Altmark im 18./19. Jahrhundert. Der bis in das 19.
Jahrhundert verbreitete Typ des niedersächsischen Hallenhauses wird am Beispiel des
Flettdielenhauses aus dem Jahre 1787 demonstriert. Das dreischiffige Haus wird durch ein Tor von
der Giebelseite her betreten. Rechts und links der geräumigen Diele befinden sich Boxen für das Vieh,
darüber Bergeraum für Heu und Stroh. An der Stirnseite der Diele steht ein großer Herd. Die
Wohnräume beschränken sich auf kleine Kammern hinter dieser Allzweckdiele. Dieser alte Typ des
Bauernhauses, der im Raum Salzwedel noch in mehreren Dörfern zu finden ist, verschwand zumeist
mit dem Einzug der modernen Landwirtschaft im 19. Jahrhundert.
Weitere Gebäude, unter anderem eine Bockwindmühle, wurden aus verschiedenen Orten der Altmark
nach hier versetzt und vervollständigen das bäuerliche Ensemble.
Salzwedel
Unweit der Grenzen des LSG liegt im Nordosten die Stadt Salzwedel. An der Gabelung alter
Fernstraßen, die hier die Niederung der Jeetze überqueren, entstand eine Siedlung unter dem Schutz
einer Burg der Markgrafen der Nordmark. Sie wurde erstmals im Jahre 1112 in einer Urkunde
genannt. Die Marktsiedlung, die im Bereich des heutigen Holzmarktes vermutet wird, erweiterte sich
im 12. Jahrhundert zur Altstadt mit der Pfarrkirche St. Marien. 1233 besaß Salzwedel bereits das volle
Stadtrecht. Für die nordöstlich gelegene, durch großzügigere Straßenführung bereits als Erweiterung
ausgewiesene Neustadt ist das Jahr 1247 als Gründungsjahr belegt.
Gut befestigt, blühte die Handels- und Handwerkstadt im Spätmittelalter auf. Sie wurde bereits 1263
Mitglied der Hanse, und 1314 erwarb sie das Münzrecht. Beide große Pfarrkirchen konnten im 14. und
15. Jahrhundert beachtlich erweitert werden. Ein beträchtlicher Bestand älterer Baudenkmale blieb bis
in die heutige Zeit erhalten. Die mittelalterlichen Bauten wurden in der Regel aus Backstein, Gebäude
aus dem 17. und 18. Jahrhundert im Fachwerkstil mit Backsteinausmauerungen errichtet.
Sehenswürdigkeiten in Salzwedel sind die Ruine der Burg, die Pfarrkirche St. Marien, die St. LorenzKirche, die Mönchskirche, die Pfarrkirche St. Katharinen, die ehemalige Hospitalkirche zum Heiligen
Geist, das ehemalige altstädtische Rathaus, die Stadtbefestigung sowie das Johann-FriedrichDanneil-Museum. Sehenswert ist vor allem auch der geschlossene, spätmittelalterliche Bestand an
Wohnhäusern.
Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt
Herunterladen