Jungsaueneingliederung in bestehende Abferkelsysteme

Werbung
30.06.2014
Jungsaueneingliederung in
bestehende Abferkelsysteme –
welche Prioritäten?
Martin Wähner
Hochschule Anhalt Bernburg
Wer das Morgen nicht
zeitig genug bedenkt,
wird Kummer haben bevor
das Heute zu Ende geht“
„
Bestandsremontierung und
Jungsaueneingliederung darf nicht dem
Selbstlauf überlassen bleiben!
1
30.06.2014
Herkunftswurf
Rasse
Herkunft
Individualität
Genotyp
Wachstumsverlauf
Pubertätseintritt
Bestandsstruktur
Anteil Jung- u. Altsauen
Hygiene
Wurfgröße
Fruchtbarkeits- u.
Aufzuchtleistung in
der Sauenhaltung
Wurfhäufigkeit /S. & J.
Milchleistung
der Sau
Umweltverhältnisse
Management
Einflussgrößen auf die Ferkelproduktivität eines Sauenbestandes
Bestandsremontierung
Ersatz der aus
der Zucht
ausscheidenden Sauen
Verbesserung
des
Gesundheitsniveaus
Erhalt bzw.
Steigerung des
Leistungspotentials
Optimierung d.
Herdenleistung
- ausgewogene
Alterstruktur
2
30.06.2014
Remontierungskonzepte
Zukauf im Paket
Zukauf von Zuchtläufern
Tierzukauf
Reinzuchtherde mit Zukauf von
Reinzuchtremonten
Reinzuchtherde mit
Eigenremontierung
Eigenremontierung über
Wechselkreuzung
Geschlossene
Herde
Kritische Punkte der Gefährdung der Tiergesundheit
durch Tierzukauf von außen
Bestand‐
fremd
Jungsauenzukauf
Bestand‐
eigen
Produktionssauen
Bestand‐
fremd
Sperma
3
30.06.2014
Motivation zur Eigenremontierung für
Ferkelerzeuger
• Steigende Anforderungen an den
Gesundheitsstatus
• Einschränkung des Tierverkehrs (Closed herdSystem)
• Wachsende Sauenbestände
• Finanzielle Gründe
Einfluss der Eigenremontierung
Bestand‐
eigen
Eigenremontierung
Bestand‐
eigen
Produktionssauen
Bestand‐
eigen
Sperma
4
30.06.2014
Infektionsschema innerhalb des Bestandes:
• Innerhalb der Sauenpopulation laufen Infektionsketten zwischen
- unterschiedlichen Altersgruppen
- unterschiedlichen Abteilen
- meist zwischen Jung- und Altsauen.
• Infektionen der Sauen breiten sich über die Saugferkel in die
Produktionskette aus.
• Diese Infektionen führen abhängig von der Bestandsstruktur und dem
Infektionsdruck im Flatdeck oder später zu klinischen Erkrankungen.
• Soweit eine Eigenremontierung erfolgt, werden diese Infektionen
wieder in den Sauenbestand eingebracht.
Risiken der Eigenremontierung I
Risiko 1: Eingliederung über die eigene JS-Aufzucht
• Am Ende de Aufzucht (>180. LT) werden die Tiere häufig wieder
empfänglich für erneute Infektionen.
•Infektionen in dieser Altersgruppe sind für Masttiere infolge des
nahen Schlachttermins nicht mehr von klinischer oder wirtschaftlicher Bedeutung, aber für Jungsauen.
•Jungsauen, die aus der JS-Aufzucht kommend eingegliedert
werden, können kurz vor der ersten Belegung / Trächtigkeit eine
akute Infektion durchlaufen, die zu reproduktiven Problemen in der
ersten Trächtigkeit führt.
5
30.06.2014
Risiken der Eigenremontierung II
Risiko 2: Eingliederung über separate Aufzucht
• Die separate Aufzucht führt durch weitgehend ausbleibenden
Erregerkontakt zum Verlust der belastbaren Immunität.
• Die Jungsauen werden somit wieder empfänglich für erneute
Infektionen.
• Werden Jungsauen ohne gezielte immunologische Anpassung (z.B.
Impfung) mit der Altsauenpopulation in Kontakt gebracht, machen diese
kurz vor der ersten Belegung / Trächtigkeit eine akute Infektion durch,
die häufig zu reproduktiven Problemen in der ersten Trächtigkeit führt.
Maßnahme: Frühzeitige Immunisierung oder frühzeitige
Anpassung an den Erregerstatus des Bestandes
Der Zukauf sollte in möglichst gro0en Gruppen erfolgen, um die Anzahl der
Belieferungen gering zu halten. Die Einstallung muss mindestens 3, besser 6
Wochen vor der ersten Belegung erfolgen
Zukauf JS
1.
Woche
2.
Woche
3.
Woche
Eingewöhnungsstall
Kontakte
zum
Bestand
Ruhephase
Erregerkontakt
Kot,
Einstreu
Zustalllung
Läufer (6
Wo. alt)
≥4. Woche
od. ≥ /. Wo.
Trächtigkeit
Säugezeit
KB-Zentrum
Wartestall Abferkelstall
l
Einschleusung in
den Bestand.
Gezielter
Eberkontakt
Kontakt mit Altsauen
Basisimmunisierung: Coli,
Klostridien
Prophylaxe: Räude,
Entwurmung
Impfung
Immunis.
Haltung i.
Eingewöhnungsstall
Impfung d. JS:
PPV, Rotlauf, AK
Isoliert vom Bestand
leer, n. R+D
Flächenanspruch: 2,0 qm/Tier
Temperatur:
210 o. Einstreu
180 m. Einstreu
Tier-/Fressplatz-Verh. 1 : 1
≥ 35ME/T+T
Gezielte Antigenanpassung der JS
Beispiel zur
Eingliederung von
Jungsauen
6
30.06.2014
Eigenremontierung
(züchterische, organisatorische Aspekte)
Vorteile
Nachteile
Kein/kaum Tierverkehr
Nebenprodukte
Gesundheitskontrolle
Organisator. Aufwand
Kostenfaktor?
Aufzuchtkapazität
Zuchtfortschritt (JSQualität ?)
Züchterische Gesichtspunkte!
Endprodukteber (Pi) x F1-Sau (DE x DL)
• Max. Nutzung individueller und maternaler Heterosis
• Nutzung von Stellungseffekten
• Ausgeglichene Endprodukte
Endprodukteber (Pi) x Wechselkreuzungssau (DE/DL Rot)
• etwas geringere Nutzung der maternalen Heterosis
• auf Mutterseite keine Nutzung von Stellungseffekten
• evtl. höhere Variabilität bei den Endprodukten
7
30.06.2014
Höheres
Leistungsniveau
in der Herde
bedeutet einen
höheren Grad
der
Homozygotie
P
=
U +
G
(h2)
Anforderungen an die Umwelt steigen!
Einfluss der Züchtung auf die Anforderungen der
Ernährung bei Sauen
(WHITTEMORE,et al. 1995)
Selektionskriterium
Magerfleischanteil
Effizienz
Wurfgröße
Wachstumsrate
Reife
(Geschlechtsu. Zuchtreife)
Wirkung
Reduzierung
Körperfettgehalt
Reduzierung
Futteraufwand
Erhöhung
Milchleistung
Erhöhter Reifegrad
Wachstum und
Fortpflanzung sind
gleichwertig
Konsequenz für die
Ernährung
Reduzierung der
verfügbaren Nährstoffe
Reduzierung der
verfügbaren Nährstoffe
Erhöhte Anforderungen an
Fütterungsbedingungen
Erhöhte Anforderungen an
Fütterungsbedingungen
Erhöhte Anforderungen an
Fütterungsbedingungen
8
30.06.2014
Checkliste für einzugliedernde Jungsauen
1. Abstammung
Vater
Mutter
Eindeutige Angaben
F1-JS (aus DE/LW x DL)
Kennzeichnung u.
Dokumentation
Angaben vollständig u.
ordnungsgemäß
2. Vorfahrensleistung
Nr. Herkunftswurf
Mutterleistung
3 Würfe
12 aufgez. Ferkel/Wurf
3. Eigenleistung
Geburtsdatum
Gewicht 180.LT
SSD 180. LT
Pubertät / Zyklus
Gesäuge
Eindeutig
Ca. 100 kg
15 mm
Anzahl Zyklen
7/7 (besser (8/8) keine Stülpzitzen!
Phänotyp (Kopf, Rumpf,
Fundament, äußerer
Geschl.-merkmale)
4. Sonstiges
korrekte Ausbildung
Vet.-med. Atteste
nach Anforderungen
Fütterungsniveau im
Herkunftsbetrieb
Vermeidung von Knick in optimaler
Wachstumskurve
Pubertätsrate bei verschiedenen Ebernachkommenschaften
(BRAUNE u. SCHLEGEL, 1979)
am 250. Lebenstag
9
30.06.2014
Beispiel für Zootechnische Mehrfachstimulation von Zuchtläufern und Jungsauen zur Vorbereitung auf die Besamung
Lebenstag
Maßnahme
160
Bei JS – Zukauf – Isolationsphase (Fremdremontierung)
181
Umstallen in Eingliederungsstall (Mischen, Eberkontakt) –
Akklimatisationsphase (Wiegen, Messen der SSD)
202
Umstallen in den Produktionsstall, Mischen, Eberkontakt
223
Gruppenpartnerwechsel, Eberkontakt (?)…evtl. weglassen!
239
Umstallen in Einzelstand für Synchronisation
244
Zu erwartende „Umstallungsrausche“
249
Beginn Brunstsynchronisation
266
Ende Brunstsynchronisation
268
Injektion eines zyklusstimulierendes Präparates
ab 271
18 Tage
Duldungskontrolle und duldungsorientierte Besamung
HOY: „Jungsauen früher eingliedern“....bessere Anpassung an mikrobielle Umwelt
Umweltreize
(Belastungen)
Wachstum (körperl.
Entwicklung
Zuchtreife
10
30.06.2014
aus reizarmer Umwelt
aus reizintensiver Umwelt
Uterus und Eierstockmasse in Abhängigkeit von Gewichtsklassen und Haltungssystem bei
Jungsauen (SCHLEGEL et al. 1980)
Permanent??
besser
in Intervallen!
Visueller, olfaktorischer und
akustischer Kontakt
11
30.06.2014
Beziehung zwischen Brunstverhalten und
tatsächlicher Ovulation bei JS während der
Pubertät
Anzahl Tiere
Anteil an Tieren
Brunstverhalte
n
Stück
%
Rötung u.
Schwellung an 2
Tagen
22
100
0,0
100,0
Rötung u.
Schwellung an > 3
Tagen
30
100
24,3
75,7
Duldung
47
100
91,5
8,5
ovuliert
nicht
%
ovuliert%
Einfluss der Stimulationsmethode auf den
Anteil JS mit Brunstsymptomen
Stimulationsmethode
(185. – 213. LT)
Eber tägl. 30 Min. in der
JS-Bucht
Anzahl
Tiere
St.
Anteil Tiere mit
Brunstsymptomen
St.
%
25
17
68,0
25
13
52,0
Ebergeruchsstoff (Suidor)
tägl. 2 mal
24
8
33,3
Kontrolle ohne Stimulation
24
8
33,3
Eber tägl. 30 Min. auf dem
Stallgang vor der JSBucht
12
30.06.2014
Einfluss von umstallungsbedingter Belastung und
Wachstum auf die Sexualentwicklung von JS
Intensität der
Umweltreize
Wachstumsintensität
Wirkung
niedrig
niedrig
summarisch
hemmend
niedrig
hoch
hoch
niedrig
Das jeweils im
Minimum befindliche
Kriterium wirkt
begrenzend.
hoch
hoch
summarisch
fördernd
LTZ:  600 g
tägl. Zun.: 600 - 700 g
SSD: 13 - 17 mm
SSD: ca. 13 mm
Konditionierungsphase
mindestens 6 Wochen
(9 Wochen)
Progressives
Wachstum!
Kontrollen für Körper- und Zuchtkondition bei Jungsauen
13
30.06.2014
Beziehungen zwischen der Zunahmeleistung bzw. der
Seitenspeckdicke und dem Duldungsverhalten bei JS
LTZ 180
(g)
SSD KB
(mm)
Anzahl
Tiere
(St.)
Brunstverhalten
DV*1-3
DB
h n. BSE
<501
<13
13 – 17
>17
14
28
12
2,50
2,56
2,92
112
110
108
5
59
63
501-600
<13
13 – 17
>17
11
48
15
2,55
2,66
2,73
113
113
106
52
57
59
>600
<13
13 – 17
>17
6
32
22
3,00
2,52
2,72
108
113
111
58
57
59
DD
h
*Duldung nur zu KB 1…..1; Duldung zu KB 2…….2; Duldung zu KB 1 und KB 2……3
Zusammenfassung:
Konditionierungsphase f. JS bis KB
• Management der Fortpflanzungsbiologie
zootechnische Pubertätsstimulation,
Vorbereitung für KB
• Körperkonditionierung
tägliche Zunahmen von 600 - 700 g
Seitenspeckdicke 17-18 mm bei KB
• Tiergesundheitsmanagement
herdenspezifisches Keimmilieu
Immunprophylaxe
14
30.06.2014
Abb. 41
geschlechtsreife
Jungsauen (JS)
Duldungsorientierte Insemination
DR*
erstmals festgestellt
KB1
KB2
nach
morgens
abends
8 – 12
15 – 18
24 – 26 Std.
25 - 29 Std.
Mindestalter und -lebendmasse
rechtzeitig
schutzgeimpft
18 Tage 20 mg/d
Altrenogest / JS in
5ml des BS-Mittels
800 IE eCG
1
2
3
4
5
6
7
Tage
Täglich zweimalige Brunstkontrolle
*DR = Duldungsreflex
Hormonelle Situation bei Behandlungsbeginn
LH
Östrogen
Medikation
Regumate®
Diöstrus
Proöstrus
Östrus
Metöstrus
„Umstallungsrausche“
„Gelbkörperbildungsphase“
Umstallung in
Einzelstand
Tag 0
Beginn RegumateVerabreichung
Tag 5
Tag 10
15
30.06.2014
Hormonelle Situation
an Ende der Zyklusblockung
PMSG
Progesteronspiegel
Spontane Luteolyse
Östrogen
temporäre medikamentelle Blockade mit
Altrenogest Diöstrus
LH
Follikelphase
Pro-
Östrus
östrus
Zusammenfassung und Schlussfolgerung I
• Mit der Bestandsremontierung werden züchterische, tiergesundheitlich und betriebswirtschaftliche Aspekte verfolgt.
• Höhere Herdenleistungen (höherer Homozygotiegrad)
verlangt bessere Umweltfaktoren.
• Für die Entscheidung für eine Zukaufs- oder Eigenremontierung ist der tiergesundheitliche Aspekt am wichtigsten.
• Einzugliedernde Jungsauen müssen in einer Checkliste
aufgeführte Kriterien erfüllen.
16
30.06.2014
Zusammenfassung und Schlussfolgerung II
• Systematisch organisierte Reizmomente während der
Konditionierunsphase der Jungsauen dienen der zootechnischen Vorsynchronisation der Brunstzyklen einer
Jungsauengruppe.
• Bei „Paketzukäufen“ und nachfolgender Aufteilung der
Remonten in mehrere Gruppen im betrieblichen Abferkelsystem sowie bei längeren Produktionsrhythmen ist
für die problemlose Eingliederung der Jungsauen eine
biotechnische Zyklussynchronisation hilfreich.
• Zoo- und biotechnische Maßnahmen sollten zeitlich
präzise aufeinander abgestimmt sein.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
17
30.06.2014
Notwendiger Anteil an Sauen zur Reproduktion der Herde (Kernsauenherde)
Bereitgestellte
JF/Gesamtwurf
= RQ
Zuchtverwendungsfähige JS aus jedem Wurf (St.)
0,8
1,2
1,6
2,0
2,4
in Prozent
0,8
100
67
50
40
33
0,7
87
58
44
35
29
0,6
75
50
38
30
25
0,5
63
42
31
25
21
0,4
50
33
25
20
17
0,3
38
25
19
15
13
0,2
25
17
13
10
9
Zootechnische Methoden der
Zyklussynchronisation
Kontakt zu Artgenossen
Umgebungswechsel
Ernährung
sonstige Faktoren
18
30.06.2014
Einfluss der Eigenremontierung II
Bestand‐
eigen
Bestand‐
eigen
Bestand‐
eigen
Bestand‐
eigen
Eigenremontierung
Produktionssauen
Eigene oder Fremdremontierung
Läufer- bzw. Jungsauenzukauf
Vollständiger
Zukauf
Eigene JS-Aufzucht
teilweiser
Zukauf
„Kernsauenherde“
Zwei- oder Dreiwegekreuzung
Wechsel- o. Rotationskreuzung
Einfache Organisation, voller Hybrideffekt
Kein hygienisches Risiko, Tiereinsatzkost.
gleiche Endprodukte
eingeschränkter Hybrideffekt
19
Herunterladen