Jungsauen professionell aufziehen

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und Schweinegesundheitsdienst SGD®
Merkblätter für Schweineprofis
Jungsauen
professionell aufziehen
Zum Erzielen einer hohen Ausbeute an verkaufsfähigen Jungsauen und zur
Erhöhung der Lebensleistung und der Nutzungsdauer der Muttersauen.
Ziel
Aufzucht von langlebigen
und leistungsfähigen Jungsauen
Die wichtigsten Punkte
• Gezielte Anpaarung bei der Erzeugung von Jungsauen
G Mutterlinien KB-Eber als Väter der Jungsauen
G Hohe genetische Qualität der Mütter von Jungsauen anstreben
• Selektion
G Möglichst viele weibliche Tiere aufziehen
G Selektion bei Geburt und Eigenleistungsprüfung (ELP)
• Angepasste Aufzuchtintensität
G Intensität hat Einfluss auf Fundamentsentwicklung und Langlebigkeit
sowie auf die Ausbeute verkaufsfähiger Jungsauen
G Angestrebte Lebendtageszunahmen bis ELP bei 100 kg: 540 bis 600 g/Tag
• Phasenfütterung zur optimalen Versorgung der Jungsauen
G Korrekte Aufzuchtintensität über Fütterung steuern
G Skelett und Fundament müssen sich gut entwickeln können
G Die Jungsauen müssen Fettreserven bilden können
• Haltung der Jungsauen
G Jungsauen brauchen mehr Platz als Mastschweine
G Stallklima laufend überprüfen, um Krankheiten vorzubeugen
SUISAG-Merkblatt
• Durch korrektes Impfen und Entwurmen Krankheiten vorbeugen
G Tiere gegen Rotlauf und Parvovirose impfen
G Zusätzliche Impfungen bei Bedarf gegen Circoviren, HPS und
stallspezifische Impfungen
G Mindestens zwei Langzeitentwurmungen
SUISAG 2012
© SUISAG 2012
Zucht von Jungsauen
Die professionelle Aufzucht der Jungsauen beginnt mit der gezielten Anpaarung.
Der Vater
• Der Vater der Jungsau soll ein Mutterlinien KB-Eber sein
(Rasse: ES bzw. SL)
• Verschiedene Väter einsetzen, um das züchterische Risiko zu streuen
G Maximal 10 % der Besamungen mit dem gleichen Eber durchführen
• Bei der Landrasse nachkommengeprüfte KB-Eber bevorzugen
G Das sind KB-Eber mit einem Bestimmtheitsmass ≥ 65 % bei EZW und PZW
• Abstammung sichern
G 1. und 2. Besamung mit dem gleichen Eber durchführen
G Bei Wurfausgleich nur männliche Ferkel versetzen
Die Mutter
• Hohe genetische Qualität der Mütter anstreben
G Aus jeder Absetzgruppe sollen ca. 20 % der Sauen
die Herde verlassen, dabei auch auf die Zuchtwerte
der Sauen achten.
Grundsatz: Sauen mit tiefsten Zuchtwerten ausmerzen
Selektion
Zur Erzeugung qualitativ hochwertiger Jungsauen, muss in jeder Produktionsphase
gezielt selektioniert werden. Bei der Selektion muss man sich Zeit nehmen und in
einem hellen Raum arbeiten.
Grundsatz: So viele weibliche Tiere wie möglich aufziehen
• Bei der Geburt
G Keine Aufzucht aus Anomalienwürfen
• Falls Vorselektion aus Platzmangel nötig
G Keine Kümmerer aufziehen
G Tiere mit fehlerhaften Gesäugen (Anforderung mind.
7/7 mit guter Zitzenverteilung) ausselektionieren.
• Eigenleistungsprüfung (100 kg)
G Gesäuge mind. 7/7 funktionsfähige Zitzen
Jungsauen geeignet für Verkauf
G Keine eindeutigen Mängel im Fundament
G Jungsauen mit extrem tiefen oder extrem hohen
Tageszunahmen nicht verkaufen
}
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Aufzuchtintensität
Die Aufzuchtintensität hat einen massgeblichen Einfluss auf die Gesundheit und die
Langlebigkeit der Jungsauen. Bei hohen Lebendtageszunahmen (LTZ) müssen bei der
linearen Beschreibung (LB) mehr Jungsauen wegen Fundamentsmängel ausselektiert
werden (siehe Grafik unten). Zudem ist die Nutzungsdauer der Sauen, welche in Produktion gehen, bei hoher Aufzuchtintensität verkürzt.
Wichtig: Ab 600 g Lebendtageszunahmen sinkt die Ausbeute!
Mit einer optimalen Aufzuchtintensität erreicht man:
G Hoher Anteil verkaufsfähiger Jungsauen bei der LB
G Optimale Körperkondition bei der 1. Belegung
G Fruchtbare und fitte Jungsauen
G Langlebige Tiere
G Hohe Lebensleistungen der Sauen
Geburt
1.5 kg
1 Tag
LB
100 kg
175 Tage
25 kg
72 Tag
330 g LTZ
72 Tage
730 g LTZ
103 Tage
Belegen
135 kg
225 Tage
700 g LTZ
50 Tage
Lebendtageszunahmen bis LB (Total 175 Tage)
570 g LTZ
Lebendtageszunahmen bis 1. Belegung (Total 225Tage)
600 g LTZ
Wichtig: Die Jungsau ist kein Mastschwein: Sie braucht mehr Zeit zum Wachsen
Zielgrösse: Lebendtageszunahmen bis ELP bei 100 kg  Ø 570 g/Tag im Mittel.
Die Lebendtageszunahmen der einzelnen Jungsauen sollen zwischen
540 und 600 g liegen.
Fütterungssystem
Zum Erreichen der Zielgrösse von 570 g Lebendtageszunahmen muss in bestimmten
Phasen rationiert gefüttert werden.
Das Fütterungssystem muss folgende Punkte ermöglichen:
G Rationierte Fütterung zur Steuerung der Tageszunahmen
G Mindestens zweiphasige Fütterung in der Aufzucht
G Gleichzeitiges Fressen aller Jungsauen
G Gleichmässige und rasche Futterausteilung über den gesamten Trog
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Fütterung der Jungsauen
Die korrekte Aufzuchtintensität muss über die Fütterung gesteuert werden. Zusätzlich
muss sichergestellt werden, dass sich das Skelett gut mineralisiert und sich das Fundament optimal entwickelt.
G Die Jungsau darf nicht so intensiv wie ein Mastschwein gefüttert werden
G Mineralstoff-, Spurenelement- und Vitaminversorgung müssen jederzeit
sichergestellt sein
G Die Jungsau muss ihr Skelett optimal entwickeln können
G Die Jungsau muss bis zur 1. Belegung genügend Fettreserven bilden können
Ziele in den verschiedenen Aufzuchtphasen
Ferkelfütterung
G 8 bis 25 kg Lebendgewicht (LG)
G Gleichmässiges Wachstum aller Körperpartien
G Optimierung der Darmentwicklung und der Darmgesundheit
Aufzuchtfütterung I+II
G Phase I: 25 bis 60 kg LG & Phase II: 60 bis 100 kg LG
G In beiden Phasen rationierte Fütterung
G Muskelansatzvermögen der Jungsauen optimal ausnützen
Konditionierungsfütterung
G 100 bis 140 kg LG
G Rationierte Fütterung
G Proteinreduzierte Fütterung
G Fettreserven bilden ➝ Rückenspeckdicke bei der
1. Belegung 16 bis 18 mm
Die Jungsau braucht in ihrem
späteren Leben die Fettreserven:
G als Speicher- und Syntheseort körper eigener Fruchtbarkeitshormone
G für den Ausgleich der Energiedefizite
während der Säugezeit
Fütterung der Jungsauen
Über die Futterkurve muss sichergestellt werden, dass die Tiere im richtigen Tempo
wachsen. Die Lebendtageszunahmen bis zur ELP müssen laufend überprüft und falls
nötig, die Futterkurve angepasst werden, um den Zielwert von durchschnittlich 570 g
LTZ zu erreichen.
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Phasenangepasste Fütterung
Neben der optimalen Energie- und Proteinversorgung muss der Mineralstoffversorgung (spez. Calcium- und Phosphor) höchste Beachtung geschenkt werden, weil der
Bedarf bei den Zuchtjagern besonders hoch ist. Eine Unterversorgung in dieser frühen Lebensphase wirkt sich sehr negativ auf die Fundamentsentwicklung der Jungsauen aus und kann später nicht mehr kompensiert werden.
Ziele der 2-Phasen-Fütterung in der Aufzucht:
G Jederzeit optimale Protein-, Calcium- und Phosphorversorgung
G Optimierung der Futterkosten
G Entlastung der Düngerbilanz und weniger Ammoniakemissionen
Mit Phytase
Ohne Phytase
Energie*
(VES/kg Futter)
Aufzuchtfutter I (25–60 kg)
Aufzuchtfutter II (60–100 kg)
Konditionierungsfutter (100–140 kg)
13.0
13.0
13.0
Lysin
(g/kg Futter)
9.4
7.4
6.5
Calcium
(g/kg Futter)
8.7
7.5
6.0
Phosphor
(g/kg Futter)
5.8
5.0
4.0
VDP**
(g/kg Futter)
2.9
2.5
2.0
Calcium
(g/kg Futter)
7.4
6.2
5
Phosphor
(g/kg Futter)
4.6
3.9
3.1
VDP**
(g/kg Futter)
2.9
2.5
2.0
*bei höherem Energiegehalt sind die Nährstoffgehalte entsprechend zu erhöhen
**VDP = verdaulicher Phosphor
Wasserversorgung
G Tiere müssen jederzeit freien Zugang
zu Wasser haben
G Täglich kontrollieren, ob Tränken
funktionieren und sauber sind
G Durchflussrate 1–2 l/min
G Höhe der Tränke an Grösse der Tiere
anpassen
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Haltung der Jungsauen
Für die Entwicklung der Jungsauen sind Bewegung und genügend Platz sehr wichtig.
Durch die regelmässige Beobachtung der Tiere können Mängel bei der Haltung rasch
entdeckt und beseitigt werden.
Der Ferkelstall
G Durch das Abkleben von Zitzen und Gelenken nach der Geburt, kann Nekrosen
vorgebeugt werden
G Empfohlene Gruppengrösse < 25 Ferkel ➝ Ziel: möglichst wenig Würfe mischen
G Temperatur im Liegebereich beachten (optimal 30°C nach Absetzen,
später absenken bis 24°C)
G Ferkelbuchten: ideal Dreiflächenabteile (Beton für Klauenabrieb)
Der Jungsauen Aufzuchtstall
G Rutschfeste Böden sind sehr wichtig, um Klauenverletzungen vorzubeugen
G Reine Stroh- oder Kompostställe sind ungeeignet, da zu wenig Klauenabrieb
G Ausläufe zum Schutz vor Wildtieren doppelt einzäunen
G Im Winter den Mist im Auslauf wegräumen bevor er gefroren ist
(Fundamentsschäden vorbeugen)
G Jungsauen brauchen mehr Platz als Mastschweine
G Es empfiehlt sich daher in der Jungsauenaufzucht bereits heute die Platzvorgaben,
welche nach Ende der Übergangsfrist 2018 gelten, umzusetzen
Mindestanforderungen
gemäss Tierschutzverordnung bei
Neu- und Umbauten
Gesamtfläche
(m2/Tier)
davon Liegebereiche
(m2/Tier)
Fressplatzbreite
(m2/Tier)
bis 25 kg
0.35
0.25
18
25 bis 60 kg
0.60
0.40
27
60 bis 100 kg
0.90
0.60
33
100 bis 160 kg
1.65
0.95
36
Lebendgewicht
Tipps zur Gruppenhaltung
• Kleinere Gruppen erhöhen die Übersicht
• Daher max. 12 Sauen pro Gruppe
• Gleichzeitiges Fressen ist möglich
• Empfehlung für Neubauten:
G Kammerweises Rein-Raus umsetzen
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SUISAG 2012
Das Stallklima
Optimale Stalltemperatur:
•25– 60 kg: 22–18°C
•60–100 kg: 20 –18°C
• ab 100 kg: 20 –16°C
• Überprüfung:
G Stalltemperatur mit min.-max.-Thermometer
G Relative Luftfeuchtigkeit mit einem Hygrometer
Optimale relative Luftfeuchtigkeit:
•Für alle Gewichtsklassen: 50–80 %
G Thermometer und Hygrometer möglichst
nahe bei den Tieren platzieren.
Messungen ersetzen das geschulte Auge nicht!
• Das Stallklima täglich überprüfen, damit Mängel rechtzeitig erkannt werden
Lufttemperatur
• Zu tief:
Schweine liegen in Bauchlage
Haufenlagerung bei der Gruppenhaltung
• Zu hoch:
Sauen liegen im Aktivitäts- und Kotbereich
Sauen sind stark verschmutzt
Luftfeuchtigkeit
• Zu gering:
Hohe Staubkonzentrationen
Kombiniert mit tiefen Temperaturen
ähnlich wie in einem Keller
• Zu hoch:
Kondenswasser an Decke oder Wänden
Kombiniert mit hohen Temperaturen
ähnlich wie in einem Dampfbad
Luftbewegung (im Aufenthaltsbereich der Tiere beurteilen)
• Zugluft:
Sauen meiden diesen Bereich (z.B. Liegebereich)
Schwanzbeissen, Kannibalismus
• Zu tief:
Stallluft wird als stickig oder staubig empfunden
Schadgaskonzentrationen
• Ammoniak:
Stickige Luft, stechender, beissender Geruch
Staubkonzentration
• Zu hoch:
Husten und Niesen beim Aufenthalt im Stall
Dicke Staubablagerungen auf den
Stalleinrichtungen
 Bei mangelhaftem Stallklima professionelle Beratung beiziehen (evtl. SGD Klimamessung)
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Gesundheitsprophylaxe
Krankheiten und Parasiten wirken sich negativ auf die Entwicklung der Jungsauen
aus und können zu erheblichen wirtschaftlichen Verlusten führen. Deshalb muss der
Vorbeugung von Krankheiten eine grosse Beachtung geschenkt werden.
Sämtliche Massnahmen müssen immer in Absprache und nach Anweisung des Bestandestierarztes vorgenommen werden.
Impfungen
Grundsätzlich:
• Nur gesunde Tiere impfen
• Impfstoffe im Kühlschrank aufbewahren und vor Einsatz
auf Körpertemperatur aufwärmen
• Bei Anbruch neuer Flasche ➝ Datum auf Flasche notieren
• Impfstoff nach Ablaufdatum nicht mehr verwenden
• Für jeden Impfstoff eine separate Spritze benützen
• Impfungen der Remonten mit Käufer absprechen
Empfohlene Impfungen
Rotlauf und Parvovirose
• Grundimmunisierung:
G 2 x im Abstand von 3–6 Wochen vor der 1. Belegung
G Wichtig: 2. Impfung mind. 2 Wochen vor der 1. Belegung
Mögliche zusätzliche Impfungen bei Bedarf
HPS
Circoviren
Stallspezifische Impfungen
Entwurmen
•
•
Mindestens zwei Entwurmungen während Aufzucht
G Erste Entwurmung bei etwa 25 kg
G Unbedingt kurz vor Auslieferung entwurmen
Langzeitentwurm (während mindestens 5 Tagen, optimal
10 Tagen) durchführen
Hygiene
• In allen Bereichen sehr wichtig, insbesondere bei Personen und Tierverkehr (siehe SGD Merkblatt 2.5)
Dieses Merkblatt entstand im Rahmen einer Diplomarbeit an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) Zollikofen in Zusammenarbeit mit Praxis, Forschung, Futtermittelindustrie, Handel und Stallbau.
Maria Schafroth; Peter Spring, HAFL
M. Scheidegger
M. Näpflin M. Bucheli
SUISAG-Merkblatt
Kernzuchtbetrieb
Provimi Kliba
Krieger AG
R. Bernhard
P. Schlegel
B. Guntli
Vermehrungsbetrieb
Agroscope-Posieux
IGA Sursee
SUISAG I Geschäftsbereiche Zucht und SGD
Allmend 8 I CH-6204 Sempach
Tel. 041 462 65 50 I Fax 041 462 65 49
e-mail: [email protected] I www.suisag.ch
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