und Transportkosten für die künftige Stadtentwicklung

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Implikationen steigender Energie- und
Transportkosten für die künftige
Stadtentwicklung − eine globale Perspektive
Ingrid Ott, Alkis Henri Otto, Silvia Stiller, unter Mitarbeit von Nora Reich
HWWI Policy
Paper 1-17
des
HWWI-Kompetenzbereiches
Hamburg und regionale Entwicklungen
Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) | 2009
ISSN 1862-4960
Korrespondenz:
Prof. Dr. Ingrid Ott
Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)
Heimhuder Straße 71 | 20148 Hamburg
Tel +49 (0)40 34 05 76 - 665 | Fax +49 (0)40 34 05 76 - 776
[email protected]
HWWI Policy Paper
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ISSN 1862-4960
Redaktionsleitung:
Thomas Straubhaar (Vorsitz)
Silvia Stiller
© Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)���| Juni
���������
2009
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für Vervielfältigungen, Mikroverfilmung, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
Implikationen steigender Energie- und
Transportkosten für die künftige
Stadtentwicklung --- eine globale Perspektive
Ingrid Ott, Alkis Henri Otto, Silvia Stiller
Das vorliegende Policy Paper ist Teil I eines Forschungsprojekts, das in Zusammenarbeit
mit der alstria office REIT-AG durchgeführt wird.
1
Vorwort HWWI-Studien
Teil I: Die globale Perspektive: Künftige Entwicklung der Weltwirtschaftsgeographie
Demographie, Raumstruktur, ökonomische Aktivität – Eine Vielzahl verschiedener Faktoren
bestimmt die Entwicklung und Zukunftsfähigkeit deutscher Städte und Ballungszentren. Um
Stadtentwicklung erfolgreich gestalten und begleiten zu können, bedarf es einer Einschätzung
von Entwicklungstrends. Als einer der größten Immobilieninvestoren in Hamburg ist es unsere
Aufgabe, dauerhafte und beständige Immobilienwerte zu schaffen. Daher sind die möglichen
langfristigen Entwicklungsszenarien einer Stadt und ganz besonders die Zukunftsfähigkeit
Hamburgs für die alstria office REIT-AG von großer Bedeutung.
Als ein wichtiger Faktor werden Energiepreise und Transportkosten die Stadtentwicklung in
Zukunft maßgeblich beeinflussen und damit auch Einfluss auf die Standortwahl, auf
Investitionen und die nachgefragte Gebäudequalität von Immobilien haben.
Zur Untersuchung der Auswirkungen steigender Transportkosten auf die Stadtentwicklung
haben wir zusammen mit dem HWWI ein gemeinsames Forschungsprojekt initiiert. Die
Analyse deckt verschiedene Perspektiven ab: Ausgehend von einer globalen Betrachtung wird
im weiteren Projektverlauf schrittweise zunächst die regionale Ebene und dann die lokale
Ebene untersucht. Dazu werden die Auswirkungen steigender Energiekosten auf die Größe, die
innerstädtische Struktur und wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs analysiert und
anschließend innerstädtische Trends abgeleitet.
Die aus den Ergebnissen der Analyse abgeleiteten Handlungsempfehlungen für Hamburg
sollen mögliche Entwicklungslinien aufzeigen und orientieren sich an dem Leitbild „Wachsen
mit Weitsicht“.
Die Untersuchung der globalen Perspektive (Teil I) im Rahmen dieses Forschungsprojekts hat
gezeigt, dass die regionale Verteilung von Unternehmen und Menschen im Raum maßgeblich
vom Zusammenspiel von Agglomerations- und Dispersionskräften abhängt: So kann durch
steigende Skalenerträge und eine steigende Nachfrage die Konzentration der Produktion an
einem
Standort
vorteilhaft
sein.
Allerdings
haben
steigende
Handelskosten
wie
Transportkosten oder Kosten in Verbindung mit dem Grenzübertritt einen nachteiligen Effekt
und begünstigen lokale, und somit stärker verteilte Produktionsmuster. So erfolgt die
Verteilung von Produktionsstätten konzentriert in Küstennähe, da der Transport per Schiff im
Verhältnis deutlich günstiger ist.
Olivier Elamine
Alexander Dexne
Vorstandsvorsitzender der alstria office REIT-AG
Finanzvorstand der alstria office REIT-AG
Projektbeschreibung
Die regionale Verteilung von Unternehmen und Menschen im Raum hängt von der relativen
Gewichtung von Konzentrationskräften einerseits und Dispersionskräften andererseits ab.
Diese
Kräfte
und
ihr
Zusammenspiel
werden
in
erster
Linie
durch
regionale
Produktionsbedingungen, die Mobilität von Kapital und Arbeitskräften sowie von der Höhe der
Handelskosten geprägt. Gerade in integrierten Wirtschaftsräumen können Handelskosten
aufgrund von umfänglichen Liberalisierungen der letzten Jahrzehnte im Wesentlichen auf
Transportkosten reduziert werden. Diese wiederum sind hauptsächlich durch Energiekosten
bestimmt. So haben Änderungen der Energiepreise nicht nur Einfluss auf internationale und
interregionale Handelsströme, sondern aufgrund von Rückkopplungseffekten möglicherweise
auch auf die räumliche Verteilung von ökonomischen Aktivitäten innerhalb von Ländern und
Regionen.
Nicht nur auf internationaler und überregionaler Ebene, sondern auch für die innerstädtische
Mobilität sind Energiekosten von Bedeutung, da sie sich sowohl auf den gewerblichen Verkehr
als auch auf den öffentlichen Verkehr sowie den Pendlerverkehr auswirken. Aufgrund dieser
wechselseitigen Abhängigkeiten könnte eine Änderung der Energiepreise Auswirkungen auf
die innerstädtische Raumstruktur haben, d.h. auf die Herausbildung von Gewerbe- und
Wohngebieten, auf Raumplanung und Architektur. Die künftige Entwicklung der Energiepreise
und ihre Auswirkungen auf die Transportkosten können daher als wichtige Faktoren betrachtet
werden, die Einfluss auf die künftige Entwicklung von Städten haben.
Diese Frage ist für Hamburg von zentraler Bedeutung. Als Hafenstadt ist Hamburg eine
internationale Logistikdrehscheibe, die stark in die Handelsströme eingebunden ist. Hamburg
ist im Vergleich zu anderen europäischen Metropolen wie Amsterdam, London oder Paris noch
immer eine Stadt, die ausreichend Raum für eine weitere städtische Expansion bietet.
Allerdings könnte sich die innerstädtische Struktur von Hamburg in den kommenden
Jahrzehnten
aufgrund
der
durch
die
steigenden
Transportkosten
ausgelösten
Konzentrationsprozesse verändern, eine Entwicklung, die für die Stadtplanung und für
politische Strategien äußerst wichtig ist.
Um sich ein klares Bild von den Auswirkungen steigender Transportkosten auf die künftige
Stadtentwicklung der Stadt Hamburg machen zu können, hat das Hamburgische
WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) mit alstria ein gemeinsames Forschungsprojekt initiiert. In
diesem Rahmen sollen Politikempfehlungen für eine nachhaltige Entwicklung einer
wachsenden Stadt Hamburg abgeleitet werden. Die Analyse deckt verschiedene Perspektiven
ab: Ausgehend von einer aggregierten Betrachtung beschreibt der weitere Projektverlauf ein
schrittweises Heranzoomen von der globalen Ebene über die regionale Ebene bis hin auf die
lokale Ebene. Ziel ist die Analyse der Auswirkungen steigender Energiekosten auf die Größe, die
2
innerstädtische Struktur und wirtschaftliche Entwicklung von Hamburg. Insbesondere die
folgenden vier Themenbereiche werden erörtert:
Teil I: Die globale Perspektive: Künftige Entwicklung der Weltwirtschaftsgeographie
Teil II: Die regionale Perspektive: Entwicklungsperspektiven für die Stadt Hamburg
Teil III: Die lokale Perspektive: innerstädtische Trends
Teil IV: Szenario 2030: Hamburg - eine Stadt der Zukunft?
Das vorliegende Policy Paper ist das Ergebnis von Teil I des Forschungsprojekts.
3
1. Einführung
Ein kurzer Blick auf eine beliebige Landkarte zeigt, dass ökonomische Aktivitäten nicht zufällig
im Raum verteilt sind und dass die Ballung von Menschen und Unternehmen keine Ausnahme,
darstellt, sondern die Regel ist. Weltweit sind die letzten Jahrhunderte durch zunehmende
Konzentration ökonomischer Aktivitäten und damit verbunden durch Urbanisierung
(Städtebildung) und Suburbanisierung (Ausbreitung von Städten) gekennzeichnet. Der Anteil
der Bevölkerung in städtischen Regionen nimmt zu, und gleichzeitig spielen Städte eine
wesentliche Rolle für die gesamtwirtschaftliche Entwicklung eines Landes. Historische Daten
belegen für industrialisierte Länder den positiven Zusammenhang zwischen Wachstum und
Agglomeration, weshalb diese Länder in der Regel einen höheren Urbanisierungsgrad
aufweisen. Hierfür gibt es viele Ursachen, die u.a. psychologischer, soziologischer, kultureller,
historischer oder geographischer Art sein können und deren Zusammenspiel vielfältig und
komplex ist. Von besonderer Bedeutung sind jedoch ökonomische Faktoren, welche das
Entstehen von Agglomerationen befördern. Diese stehen im Fokus des vorliegenden Projekts
Vor der Ära der industriellen Revolution waren in erster Linie natürliche Gegebenheiten wie
Küsten, Gebirge oder die Ausstattung mit natürlichen Ressourcen wie bspw. Ackerland oder
klimatische Bedingungen für die Ansiedlung von Menschen entscheidend. Heutzutage
hingegen bestimmen im Wesentlichen technologische, institutionelle und politische
Bedingungen, Liberalisierungsprozesse sowie zunehmende Mobilität von Produktionsfaktoren
(Arbeitskräfte und Kapital) die Standort- bzw. die Wohnortwahl von Unternehmen und
Menschen. Eine weitere zentrale Determinante sind die Kosten zur Überwindung von
Entfernung.
Technischer Fortschritt führt nicht nur zur Entwicklung neuer Produkte und Prozesse, sondern
auch zu einer kontinuierlichen Senkung der Kosten der Interaktion sowohl innerhalb eines
Landes als auch zwischen verschiedenen Ländern. Technologische Innovationen gehen dabei
oft mit organisatorischen Innovationen einher: Produktionsnetzwerke und Outsourcing haben
zu neuen Formen des Handels geführt. So waren bspw. die Zuwachsraten der ausländischen
Direktinvestitionen seit dem Zweiten Weltkrieg etwa doppelt so hoch wie die des Welthandels.
Dieser wiederum wuchs doppelt so schnell wie das weltweite Einkommen. Internationale
Arbeitsteilung und damit verbunden die Fragmentierung von Produktionsprozessen befördern
regionale Spezialisierungen. Aktuelle empirische Forschungen haben gezeigt, dass innovative
Tätigkeiten die Tendenz zur Clusterbildung an Orten haben, an denen die Produktion
konzentriert ist und dass innovative Tätigkeiten stärker räumlich konzentriert sind als die
Produktion selbst. Hier ist der Zusammenhang zwischen räumlicher Nähe und Produktivität
besonders ausgeprägt.
4
Durch Verbesserungen der Transportinfrastruktur, den Aufbau von grenzüberschreitenden
Integrationsräumen und die zunehmende Mobilität von Menschen und Kapital konnten
Handels- und Kommunikationskosten erheblich reduziert werden. Dennoch ist empirisch
betrachtet die Höhe der Handelskosten nicht unerheblich: Bei der Untersuchung der bilateralen
Handelsströme zwischen Ländern ergibt sich für das Verhältnis von CIF zu FOB ein Median von
1,28, was bedeutet, dass die Handelskosten nahezu 30% des Werts der Warenlieferung
betragen. Transportkosten wiederum sind stark von den Energiepreisen abhängig, welche
ihrerseits einen starken Einfluss auf internationale und interregionale Handelsströme und
somit auch auf die Verteilung der ökonomischen Aktivität im Raum haben.
Während sich früher der technische Wandel in der Transportbranche schneller als der
technische Wandel im Bereich der transportierten Güter vollzog, ist dies heute nicht mehr der
Fall. Daher sinken die Frachtraten relativ zum Wert der Warenlieferungen nicht länger.
Gleichzeitig gilt, dass der Warentransport unverändert treibstoffintensiv ist und dass der
Ölpreis in den nächsten Jahren voraussichtlich steigen wird. Für die Kosten der digitalen
Übertragung gilt, dass sie kaum weiter fallen können, wenngleich die Qualität und das Angebot
der elektronischen Kommunikation sich in den nächsten Jahrzehnten weiter verbessern
werden.
Aus diesen Überlegungen ergeben sich einige grundlegende Fragen: Warum sind ökonomische
Aktivität und Wohlstand so ungleichmäßig im Raum verteilt? Warum verstärken sich diese
Unterschiede im Zeitverlauf sogar? Welche Rolle spielen (sich ändernde) Transportkosten in
diesem Zusammenhang?
Grundsätzlich wird die räumliche Verteilung von Städten, bzw. von Unternehmen und
Menschen
durch
das
Zusammenspiel
von
zwei
Hauptfaktoren
bestimmt:
Agglomerationskräfte einerseits und Dispersionskräfte andererseits. Agglomerationskräfte
fördern das Auftreten und die Ausbreitung von Konzentration, Dispersionskräfte wirken
entgegen gesetzt. Die Analyse der Determinanten für diese Kräfte sowie der Folgen ihrer
Wechselwirkung für die räumliche Verteilung steht im Mittelpunkt der geographischen
Ökonomie (Geographical Economics). In seinem einflussreichen Kern-Peripherie-Modell aus
dem Jahr 1991 hat der im Jahr 2008 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnete Paul
Krugman dargelegt, dass die Handelskosten, die zum großen Teil von den Transportkosten
abhängig sind, eine entscheidende Rolle für die Dominanz der Agglomerationskräfte oder
Dispersionskräfte spielen und somit letztlich auch für die daraus resultierende Verteilung der
ökonomischen Aktivität. Unter sonst gleichen Bedingungen ist es für Firmen rentabler, sich in
im verdichteten Raum anzusiedeln – und dabei von den Agglomerationsvorteilen wie bspw.
einem großen Marktpotenzial zu profitieren – je geringer die Kosten für den Transfer von
Gütern zu den Absatzmärkten ist. Auch empirische Studien legen den Schluss nahe, dass
Agglomeration für Menschen Vorteile bringen muss. Rosenthal und Strange (2004) haben in
5
ihrer
Untersuchung
über
das
Ausmaß
und
die
Determinanten
der
räumlichen
Produktionsstruktur Daten auf Unternehmensebene ausgewertet und konstatieren die
einvernehmliche Auffassung, dass Nähe der Produktivität zuträglich zu sein scheint. Ihre
Analyse, die für Städte verschiedener Größen durchgeführt wurde, hat ergeben, dass die
Verdopplung der Stadtgröße mit einer Produktivitätssteigerung zwischen 3% und 8% in
Verbindung steht. Diese Effekte sind nicht nur signifikant, sondern in der Regel auch stärker in
technologieintensiveren Sektoren ausgeprägt. In einem internationalen Kontext kommen
Frankel und Romer (1999) oder auch Redding und Venables (2004) zu dem Ergebnis, dass die
Erhöhung des Exportanteils am BIP um einen Prozentpunkt, was sich auch als Folge eines
besseren Marktzugangs interpretieren lässt, zu einer Erhöhung des Einkommens um bis zu
0,25% bis 1% führt.
Was bedeutet die bislang geschilderten Darstellungen und Überlegungen für zukünftige
Entwicklungen? Wir befinden uns derzeit in einer Ära der Globalisierung, in der sich ein Teil der
ökonomischen Aktivität weg von den bestehenden Zentren verlagert. Vermutlich wird der in
den vergangenen Jahrzehnten beobachtbare Trend sinkender Handelskosten in absehbarer Zeit
enden. Zumindest bezogen auf die Handelsströme innerhalb Europas wird dann die Höhe der
Transportkosten eine maßgebliche Determinante der Standortwahl sein. Wodurch wird jedoch
bestimmt, welche Sektoren sich verlagern und wohin sie sich verlagern? Wird der Wohlstand
zum Schluss weiträumig verteilt sein oder werden einige Regionen der Welt weiterhin das
Nachsehen haben? Die Vermutung liegt nahe, dass die Kosten zur Überwindung räumlicher
Distanz nicht nur für die Entscheidungsprozesse innerhalb von Unternehmen relevant sind,
sondern in Extremfällen auch für die Standortwahl von Unternehmen und damit für die
Herausbildung regionaler und innerstädtischer Strukturen entscheidend sein werden.
Vor diesem Hintergrund wird in diesem Policy Paper ein Überblick über die gegenwärtige
Verteilung der ökonomischen Aktivität gegeben. Indikatoren sind die Bevölkerungsdichte und
das Einkommen, um das ökonomische Potenzial einer Region abzubilden. Anschließend werden
die Entwicklungen der größeren Städte der Europäischen Union (EU) beschrieben, um zu
prüfen, ob diese nach wie vor durch zunehmende Agglomerationsprozesse gekennzeichnet
sind. Es folgen ein kurzer Abriss der Hauptargumentationslinie der geographischen Ökonomie
sowie eine Erörterung der Hypothesen über die künftige Stärke der Agglomerations- und
Dispersionskräfte in Europa. In diesem theoretischen Rahmen ist die Höhe der Transportkosten
ein entscheidender Parameter. Die Hauptbestandteile der Transportkosten, wie etwa die
Energiepreise, werden im Anschluss erörtert. Weiterhin werden künftige Szenarien für die
Entwicklung der Energiekosten in Zusammenhang mit den gegenwärtigen räumlichen
Entwicklungen in Europa betrachtet und einige grundlegende Schlussfolgerungen aus dem
Forschungsgebiet der geographischen Ökonomie erörtert.
6
2. Zunehmende Urbanisierung
Die Verteilung ökonomischer Aktivitäten hat sich auf allen räumlichen Skalen verändert, nicht
nur auf der Ebene der Kontinente, sondern auch innerhalb von Ländern und Regionen. Die
wichtigste
der
subnationalen
Veränderungen
ist
eine
kontinuierlich
zunehmende
Urbanisierung, d.h. die Entstehung und das Wachstum von wirtschaftlich erfolgreichen Städten
und Regionen auf der einen Seite sowie von rückläufigen Rand- und ländlichen Regionen auf
der anderen Seite. Diese Prozesse werden oft durch Abwanderungen der Bevölkerung aus
(dann zurückbleibenden) Gebieten oder abgelegenen Regionen und der Zuwanderung in die
boomenden Küstenregionen induziert.
Im Jahr 2008 lebte erstmals in der Geschichte die Hälfte der Weltbevölkerung von
6,075 Milliarden Menschen in Stadtregionen (vgl. UN 2009). Der Verstädterungsgrad fällt
jedoch zwischen den Kontinenten sehr unterschiedlich aus: In Australien, Neuseeland und
Nordamerika wurde im Jahr 2007 ein Verstädterungsgrad von 80% bereits überschritten,
während 72% der europäischen Bevölkerung in städtischen Gebieten lebte. In den
Entwicklungsregionen wird voraussichtlich im Jahr 2019 ein Verstädterungsgrad von 50%
erreicht sein. Im Jahr 1900 betrug die durchschnittliche Einwohnerzahl der 100 größten Städte
weltweit 0,7 Millionen, im Jahr 2000 hatte sich diese Zahl mit 6,3 Millionen verneunfacht. Zwei
Drittel dieser Menschen leben in Entwicklungsländern. Etwa 10% der Weltbevölkerung lebt in
so genannten „Megacities“ mit mehr als 10 Millionen Einwohnern. Heute gibt es 19 Megacities
weltweit, im Jahr 2025 wird die Zahl dieser Städte auf 27 angestiegen sein. Nach der
Klassifikation der Vereinten Nationen befinden sich lediglich zwei dieser Städte in Nordamerika
(New York und Los Angeles) und zwei in Europa (Istanbul und Moskau). Der überwiegende
Anteil der Megacities findet sich in weniger entwickelten Regionen wie China oder Indien.
Gerade diese Regionen leiden jedoch unter den negativen Effekten der Agglomeration und sind
an den Grenzen ihres Wachstums angelangt, d.h. die ökonomischen, ökologischen und sozialen
Nachteile nehmen zu.
7
Abbildung 1: Bevölkerungsdichte in der Europäischen Union, 2005*
Quelle: Eurostat (2009); HWWI.
* NUTS 3 ohne London (Großraum London) und Paris (Ballungsraum Paris).
8
Die EU ist, wie andere Regionen auch, durch ausgeprägte regionale Unterschiede
gekennzeichnet, welche sich bspw. anhand der Bevölkerungsdichte illustrieren lassen (vgl.
Abbildung 1). Dicht besiedelte Regionen sind zugleich, gemessen am Pro-Kopf-Einkommen, die
führenden Wirtschaftszentren. 1 Der Großraum der wichtigsten Zentren, die so genannte „blaue
Banane“, erstreckt sich von den industriellen Zentren Nordenglands über die Benelux-Staaten
und das Ruhrgebiet bis zu den italienischen Metropolen Mailand und Turin. Dieses Modell
stellte noch vor wenigen Jahrzehnten eine recht genaue Beschreibung der europäischen
Wirtschaftsstruktur dar, heute jedoch lässt sich die blaue Banane nicht mehr klar abgrenzen.
Paris, Madrid, Barcelona, aber auch Hamburg, Stockholm und Dublin haben sich als
Wachstumszentren außerhalb der alten geographischen Strukturen etabliert. Obwohl die
Nachwirkungen der Sowjetunion bei der Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung noch
immer spürbar sind, müssen auch die östlichen EU-Mitgliedsstaaten in der Reihe der großen
Metropolen erwähnt werden. Insbesondere Warschau, Bukarest und Budapest stellen, nicht
zuletzt aufgrund ihrer Hauptstadtfunktion, die größten Verdichtungsräume der jeweiligen
Länder
dar. Dem gegenüber gibt
es ausgedehnte Regionen mit
einer geringen
Bevölkerungsdichte, wie etwa in Nordskandinavien, in Westirland, in Rumänien oder in
Bulgarien. So lässt sich heute eher von einem blauen Stern als von einer blauen Banane
sprechen.
Die Hypothese, dass in den letzten Jahren Bewohner ländlicher Gebiete in städtische Regionen
und Küstenregionen abgewandert sind, wird weiterhin durch Abbildung 2 belegt, in der das
regionale
Bevölkerungswachstum
von
1995
bis
2005
dargestellt
wird.
Zu
den
Metropolregionen, die Menschen aus den Peripherien anziehen, gehören Madrid, Barcelona,
Paris, Wien, Budapest, Berlin, Mailand, Athen, Kopenhagen, Helsinki, Stockholm oder Poznan.
Die Bevölkerungswachstumsraten in vielen Küstenregionen liegen über dem Durchschnitt,.
Insbesondere gilt dies für den Mittelmeerraum und die portugiesische und französische
Atlantikküste. Im Gegensatz dazu ist die Bevölkerung in allen ländlichen Regionen Europas,
insbesondere in Ostdeutschland, Rumänien und im Baltikum, drastisch zurückgegangen.
1
In den folgenden Analysen entspricht die geographische Definition für alle Städte der NUTS-3-Ebene von Eurostat. Aufgrund der
starken Ausdehnung von Paris und London basieren die nachfolgenden demographischen Analysen zusätzlich auf den NUTS-1Definitionen für diese beiden Städte
9
Abbildung 2: Regionales Bevölkerungswachstum in Europa 1995 - 2005
Quellen: Eurostat (2009); Statistics Denmark (2009); Central Statistical Office of Poland (2009);
HWWI.
10
3. Geographische Ökonomie – ein kurzer Überblick
In diesem Kapitel liegt das Augenmerk auf der wirtschaftlichen Logik hinter Clusterbildung und
Agglomeration als Ergebnis eines individuellen Verhaltens, das auf Nutzen- und
Gewinnmaximierung ausgerichtet ist. Die Forschungsrichtung Geographische Ökonomie liefert
einen formalen Ansatz zur Untersuchung dieser Frage. Die Geographische Ökonomie ist stark
in den Gebieten Internationale Wirtschaft (International Economics), Moderner Internationaler
Handel (Modern International Trade) und in der Theorie des Wirtschaftswachstums (Economic
Growth Theory) verwurzelt. Im Grunde genommen ergänzt die geographische Ökonomie diese
Theorien um den Standort der ökonomischen Aktivität (vgl. Brakman et al. 2009 für eine
exzellente Zusammenfassung). Die entscheidende Frage ist, wie Bevölkerungskonzentrationen
und Ballungen ökonomischer Aktivität erklärt werden können, beispielsweise der Unterschied
zwischen Produktionsgürtel und Agrargürtel, die Existenz von Städten oder die Rolle von
(Industrie-)Clustern. Grob gesagt bilden sich all diese Konzentrationen aufgrund einer Form von
Agglomerationsökonomien heraus und bleiben bestehen. In diesen wird durch die räumliche
Konzentration an sich ein günstiges Wirtschaftsumfeld geschaffen, das eine weitere oder
anhaltende Konzentration begünstigt. Hauptziel dieser Forschungsrichtung ist nicht nur die
Ableitung des selbstverstärkenden Charakters der räumlichen Konzentration, sondern auch die
Erarbeitung eines Modells für die Quellen der steigenden Erträge in einer räumlichen
Konzentration. Schließlich sollen Erkenntnisse gewonnen werden, wie und wann sich diese
Erträge ändern können und wie sich die Konzentrationsprozesse der Wirtschaft mit ihnen
ändern.
Wie gezeigt werden wird, entsteht das grundlegende Spannungsfeld der
Raumwirtschaft aus dem Zusammenspiel zwischen örtlichen Produktionsbedingungen,
Faktormobilität und Transportkosten.
3.1 Theoriebausteine und zentrales Modell
In diesem Kapitel soll so klar und einfach wie möglich dargestellt werden, wie die
Wechselwirkungen zwischen steigenden Erträgen auf Unternehmensebene, Transportkosten
und Faktormobilität die Herausbildung und Veränderung der räumlichen Wirtschaftsstruktur
beeinflussen. Die Basis liefert die grundlegende von Krugman (1991), der die wechselseitigen
Abhängigkeiten der verschiedenen Faktoren in einem allgemeinen Gleichgewichtsmodell
darstellt. Die resultierende räumliche Verteilung der ökonomischen Aktivität ist aus Sicht der
Unternehmen und Arbeitnehmer die günstigste Situation.
11
Abbildung 4: Aufbau des zentralen Modells
mobility
Farm workers
in the North
Transport costs
Manufactures in
the North
(monopolistic competition)
Farms in the North
Manufacturing workers
in the South
Farm workers
in the South
Manufactures in
the South
(monopolistic competition)
Transport costs
Manufacturing workers
in the North
Farms in the South
Closed-pointed arrows: direction of goods or services flows
Open-pointed arrows: direction of money or income flows
Quellen: HWWI, nach Brakman et al. 2009
In Abbildung 4 wird der Aufbau des zentralen Modells der geographischen Ökonomie
dargestellt. Im Modell gibt es zwei Regionen, die als Norden und Süden bezeichnet werden. Die
Konsumenten in beiden Regionen sind entweder Arbeiter in der Landwirtschaft oder Arbeiter
im Fertigungssektor. In beiden Regionen gibt es somit zwei Sektoren: einen perfekt
kompetitiven Agrarsektor, der ein homogenes Gut erzeugt, Industrie- oder Fertigungssektor mit
monopolistischer Konkurrenz, in dem die Unternehmen enge Substitute produzieren. Diese
Zweiteilung der Sektoren muss nicht unbedingt wörtlich genommen werden, sie stehen für
sämtliche Sektoren, die durch die Bedingungen homogener Güter und einen perfekten
Wettbewerb gekennzeichnet sind („Landwirtschaft“) sowie für solche Sektoren, die heterogene
Güter produzieren, bei denen es, beispielsweise aufgrund laufender Innovationen, eine
bestimmte Spanne für ein monopolistisches Verhalten gibt („Produktion“). Die Arbeiter in der
Landwirtschaft migrieren nicht, sondern verdienen Einkommen durch ihre Arbeitskraft in
landwirtschaftlichen Betrieben ihrer Heimatregion. Die Arbeiter im Fertigungssektor hingegen
sind räumlich mobil. Grafisch ist dies durch den grau unterlegten Doppelpfeil in Abbildung 4
illustriert Zusätzlich weisen die grau unterlegten Textfelder auf die Mobilität der Arbeiter im
12
Fertigungssektor hin. Im Extremfall, d.h. wenn die gesamte Produktion in einer einzigen Region
(bspw. im Norden) stattfindet, verlassen sowohl alle Industriearbeiter als auch alle
Produktionsbetriebe den Süden. Bilaterale Bewegungen werden durch Pfeile mit Doppelspitze
illustriert, die folgende Merkmale aufweisen: Die Pfeile mit geschlossener Spitze stellen die
Richtung der Güter- oder Dienstleistungsströme dar und die Pfeile mit offener Spitze die
Richtung von Einnahmen und Ausgaben. Die Konsumenten geben ihr Einkommen sowohl für
landwirtschaftliche Güter als auch für Industrieerzeugnisse aus. Annahmegemäß fallen
lediglich für den Transport von Industriegütern Kosten an. Landwirtschaftliche Güter sind
homogen, daher ist für die Konsumenten die Region, in der sie erzeugt werden, nicht von
Bedeutung. Die Ausgaben der Konsumenten für Industrieerzeugnisse müssen jedoch auf die
Produktvarianten verteilt werden, die in beiden Regionen hergestellt werden. Als Folge der
Transportkosten für Industrieerzeugnisse ist (wenn sonst alle anderen Faktoren unverändert
sind) der Konsum importierter Produktvarianten teurer als der Konsum von Produkten aus dem
Inlandsmarkt. Da jedoch die Konsumenten eine Präferenz für Vielfalt und somit für
Produktvarianten haben, werden sie immer auch einen gewissen Teil aller Varietäten der im
Inland oder Ausland produzierten Erzeugnisse konsumieren.
Wie hier deutlich wird, basieren die Grundbausteine der Geographischen Ökonomie auf
Annahmen über (i) Produktionsbedingungen, Marktstrukturen und individuelle Präferenzen, (ii)
Transportkosten und (iii) Faktormobilität. Die Wechselwirkung dieser Faktoren hat Einfluss auf
die räumliche Verteilung der ökonomischen Aktivität. Um die Konsistenz dieses Modells zu
gewährleisten, sind einige dieser Annahmen recht restriktiv:

Produktionsbedingungen, Marktbedingungen und individuelle Präferenzen (Dixit-StiglitzModellierung): Die restriktivste Annahme ist eindeutig die starke Abhängigkeit der
Produktionsbedingungen von der Marktstruktur der monopolistischen Konkurrenz. 2 Das
bedeutet, dass eine Vielzahl von Unternehmen ähnliche Güter, jedoch unvollkommene
Substitute herstellt, die symmetrisch Teil der Verbrauchernachfrage sind. Konsumenten
haben eine Präferenz für Vielfalt („Love of Variety“), d.h. jeder Konsument konsumiert einen
bestimmten Anteil sämtlicher Inputs, und der Nutzen aus diesem Konsum wächst mit der
Anzahl der konsumierten Produktvarianten. In diesem Zwei-Regionen-Modell bedeutet das
auch, dass die Konsumenten Güter aus beiden Regionen konsumieren.

Durch die Transportkosten werden die Modelle mit der räumlichen Dimension ergänzt. Der
Export von Gütern und Leistungen von einem Land oder einer Region in andere Länder oder
Regionen ist mit Zeit und Aufwand, also mit Kosten verbunden. Güter müssen physisch
2
Vgl. Dixit-Stiglitz (1977) für ihre grundlegenden Arbeiten zur monopolistischen Konkurrenz. Im Hinblick auf die
Produktionsseite bietet das Dixit-Stiglitz-Setting eine Möglichkeit, die steigenden Skalenerträge auf Ebene eines
einzelnen Unternehmens zu berücksichtigen. Die korrespondierenden Märkte haben eine große Anzahl von
Unternehmen, die für gewöhnlich als Kontinuum dargestellt werden und von denen jedes Unternehme jeweils ein
einziges Gut produziert.
13
beladen und entladen, auf der Straße, Schiene, mit dem Flugzeug oder Schiff transportiert,
verpackt, versichert, gehandelt usw. werden, bevor sie an ihren Bestimmungsort gelangen.
Sie müssen ausgepackt, geprüft, montiert und ausgestellt werden, bevor sie an den
Endverbraucher oder einen Zwischenhändler verkauft werden können. Dafür muss ein
Vertriebs- und Wartungsnetz eingerichtet werden, und der Exporteur muss sich mit den
(gesetzlichen) Vorschriften und Verfahren anderer Länder vertraut machen, die in der Regel
in einer fremden Sprache verfasst und in eine fremde Kultur eingebettet sind. Wie bereits
erwähnt, entstehen Transportkosten als Folge der physischen Distanz, bei der sich
geographische Gegebenheiten wie Gebirgszüge nachteilig oder aber beispielsweise ein
einfacher Zugang zu Schifffahrtsstraßen günstig auswirken kann. Weitere Faktoren sind die
politische, kulturelle oder soziale Distanz, die in ähnlicher Weise Zeit und Aufwand für eine
erfolgreiche Teilnahme am internationalen Geschäft erfordert. Dabei wird vorausgesetzt,
dass mit steigenden Transportkosten der Handel mit Gütern oder Dienstleistungen
zwischen Ländern oder Regionen schwieriger wird. In dem betrachteten Modell nehmen die
Transportkosten zwischen den Regionen eine besondere Form an: Die Industrieerzeugnisse
verursachen Transportkosten, für den Transport der Agrarerzeugnisse wird der Einfachheit
halber angenommen, dass der Transport kostenlos ist.

Faktormobilität: Die geographische Verteilung der Ressourcen wird teilweise als exogen
durch immobile Faktoren bestimmt angesehen (bzw. durch die sog. „first nature“
Geographie oder inhärente Standortfaktoren) und teilweise als endogen durch mobile
Faktoren bestimmt, die nicht fest an einen bestimmten Standort gebunden sind. Jeder
Region stehen mobile und immobile Produktionsfaktoren, wie Kapital, Unternehmen und
Arbeitskräfte, zur Verfügung. Per Definition können immobile Produktionsfaktoren nicht
zwischen verschiedenen Standorten verlagert werden, mobile hingegen wandern in die
Region ab, in der sie die höchste Produktivität und damit das höchste Realeinkommen
erzielen. Das führt dazu, dass die regionale Verteilung der ökonomischen Aktivität sich bei
der Abwanderung von Arbeitskräften oder Unternehmen ändern kann. Dabei ist zu
beachten, dass sich das Verhalten von Unternehmen und Arbeitnehmern gegenseitig
verstärken kann, wodurch ein sich selbst verstärkender Agglomerationsprozess eingeleitet
wird.
Wie bereits erläutert, setzt sich die Summe der Arbeiter aus mobilen Arbeitern im
Fertigungssektor und immobilen Arbeitern im Agrarsektor zusammen. Aufgrund des
kostenlosen Transports landwirtschaftlicher Güter und der Erzeugung dieser Güter mit
konstanten Erträgen haben die in der Landwirtschaft tätigen Arbeiter in allen Regionen den
gleichen Lohnsatz. Im Gegensatz dazu können sowohl die Nominallöhne als auch die Reallöhne
der Industriearbeiter an verschiedenen Standorten voneinander abweichen und beziehen
daher den regionalen Preisindex ein. Mobile Arbeiter wandern in die Region ab, in der sie einen
14
höheren Reallohn erzielen können. Regionale Reallöhne sind jedoch, wie nachfolgend
ausgeführt, von der Verteilung der Produktion abhängig: 3 Das Gesamteinkommen einer Region
ist die Summe des Lohneinkommens aller Arbeiter im Industrie- und im Agrarsektor dieser
Region. Wird ein Standort größer und kann daher ein breiteres Spektrum an Produktvarianten
anbieten, sinkt der Preisindex aufgrund der stärkeren Wettbewerbs und weil die Konsumenten
die Vielfalt zu schätzen wissen. Der korrespondierende Preis-Index-Effekt führt dazu, dass die
größere Region aufgrund der nachstehenden Effekte attraktiver wird:
(i)
Da in der Region jetzt eine größere Vielfalt von Gütern produziert wird, muss
eingeringerer Anteil an Industrieerzeugnissen eingeführt werden. Somit sinken die
Transportkosten für Menschen, die in der größeren Region leben.
(ii)
Zudem sind die Reallöhne in größeren Regionen aufgrund ihres niedrigeren
Preisindexes höher, da die Region mehr Varianten produziert und dadurch der
Preisdruck zunimmt. Anders ausgedrückt: Die Kosten, um ein bestimmtes
Nutzenniveau zu erreichen, sinken.
Diese Effekte führen zu einem selbstverstärkenden Prozess, der wie folgt zu verstehen ist: Die
Konzentration der Fertigung im größeren Markt ermöglicht zum einen die Nutzung von
Skaleneffekten und zum anderen die Einsparung von Transportkosten. Dadurch steigen die
Reallöhne der Industriearbeiter im größeren Markt, wodurch diese Region für eine Ansiedlung
attraktiv wird. Da Aktivitäten vom bevorzugten Standort angezogen werden, haben
Arbeitskräfte einen Anreiz, in diese Region abzuwandern, wodurch die Standortattraktivität
weiter zunimmt. Diese Prozesse führen schließlich zu einem überproportional hohen Anteil der
Aktivität an diesem Standort, die betreffende Region wird zur Kernregion der Wirtschaft.
Solange perfekte Faktormobilität vorausgesetzt wird, führt die Kombination aus steigenden
Skalenerträgen und sinkenden Transportkosten zur Ballung sämtlicher nicht an einen Ort
gebundenen Aktivitäten an einem einzigen Standort. Diese Region fungiert dann als Kern, in
dem sämtliche Industrieerzeugnisse hergestellt werden. Die Rolle der Peripherie beschränkt
sich auf den Wohnsitz der immobilen Arbeiter in der Landwirtschaft, die ihrerseits alle
Bedarfsgüter aus der Kernregion importieren müssen. Der Standort mit dem größeren
Binnenmarkt verfügt nun über einen überproportional größeren Industriesektor und wird
daher auch Industrieerzeugnisse exportieren. Dieses Phänomen, das ganz entscheidend von
der Existenz von Transportkosten abhängig ist, wird Binnenmarkteffekt oder auch HomeMarket-Effekt genannt.
3
Ein Gleichgewicht ist bei simultaner Lösung der Gleichungen gegeben, die das Einkommen jeder Region, den
Preisindex für die in dieser Region konsumierten Industrieerzeugnisse, den Lohnsatz der Arbeiter in dieser Region
und den Reallohnsatz in dieser Region bestimmen.
15
3.2 Auswirkung sich ändernder Transportkosten auf das Kern-Peripherie-Muster
Angenommen, in der Ausgangssituation ist die gesamte Produktion in einer Region, zum
Beispiel im Norden, konzentriert. Um festzustellen, ob ein Gleichgewicht vorliegt, wird geprüft,
ob eine kleine Gruppe von Arbeitern, die vom Norden in den Süden zieht, einen höheren
Reallohn erhalten wird als die zurückgelassenen Arbeiter im Norden, denn nur dann besteht ein
Anreiz, den Norden zu verlassen. Wenn das der Fall ist, stellt das Kern-Peripherie-Muster kein
Gleichgewicht dar. Das bedeutet, die Konzentration im Norden wird im Zeitverlauf infolge der
Abwanderung schrumpfen und die Fertigung wird sich in den peripheren Süden verlagern, der
dadurch zu einer wachsenden Agglomeration wird. Sind jedoch die Reallöhne im Süden
niedriger als im Norden, haben die Arbeiter keinen Grund, in den Süden zu migrieren. Die
Konzentration der Fertigung ist somit selbsterhaltend, die Agglomerationskräfte dominieren
und das vorhandene Kern-Peripherie-Muster stellt ein Gleichgewicht dar.
Zusammenfassend lässt sich festhalten: Eine Kern-Peripherie-Struktur ist dann stabil
(sustainable), wenn die Industriearbeiter nicht aus dem Norden abwandern. Kurz gesagt, sollte
man bei der Analyse, ob ein Kern-Peripherie-Muster stabil ist, mit der Betrachtung einer
Situation beginnen, in der die gesamte Fertigung in einer einzigen Region konzentriert ist und
dann das Reallohnniveau der beiden Regionen miteinander vergleichen. So lange die Reallöhne
im Norden höher sind als im Süden, lässt sich das bestehende Kern-Peripherie-Muster aufrecht
erhalten, da die Industriearbeiter nicht aus dem Norden abwandern werden.
Aufgrund der niedrigen Transportkosten übersteigt das Gesamteinkommen im Norden das im
Süden. Da alle mobilen Arbeiter in den Norden abwandern, bleibt das gesamte im
Fertigungssektor generierte Einkommen in dieser Region. Außerdem ist der Preisindex im
Süden höher, da alle nachgefragten Industrieerzeugnisse eingeführt werden müssen. Diese
beiden Faktoren tragen zum Erhalt der bestehenden Kern-Peripherie-Struktur bei. Was
geschieht jedoch, wenn die anfänglich niedrigen Transportkosten nachfolgend steigen? Hierbei
müssen verschiedene Wechselwirkungen berücksichtigt werden:
(i)
Da die Kernregion im Norden keine Industrieerzeugnisse einführen muss, ist der Süden
relativ gesehen teurer und damit als Wohnort für die Industriearbeiter unattraktiv. Der
Grund ist in den hohen Lebenshaltungskosten im Süden zu sehen.
(ii)
Ein Unternehmen, das sich für eine Ansiedlung im Süden entscheidet, hätte folgenden
Transportkostennachteil in Kauf zu nehmen: Je höher das Transportkostenniveau ist,
desto teurer und damit unattraktiver sind Industrieerzeugnisse aus dem Süden für
Konsumenten, die im Norden leben (Transportkostennachteil).
(iii)
Umgekehrt steigt die Bedeutung des Einkommensniveaus im Süden für Unternehmen
im Süden, da sie ihre Produkte auf dem Binnenmarkt ohne jegliche Transportkosten
verkaufen können. Steigen die Transportkosten, werden Güter, die im Norden
16
produziert wurden, teurere Exportgüter, und die Nachfrage nach diesen Gütern sinkt.
Gleichzeitig wächst die Nachfrage nach einheimischen Gütern. Letztlich führt diese
Entwicklung zu einer Verschiebung der Nachfrage von Nord nach Süd.
Die Effekte (i) und (ii) begünstigen Standorte im Norden, der Effekt (iii) Standorte im Süden. Ob
es sich für ein Unternehmen lohnt, seinen Standort vom Norden in den Süden zu verlagern, ist
von der Wechselwirkung dieser Kräfte und von der letztlich dominierenden Kraft abhängig.
Im Folgenden wird analysiert, ob eine existente Kern-Peripherie-Struktur bestehen bleibt, und
welche Rolle steigende Transportkosten in diesem Kontext spielen. Industriearbeiter wandern
in die Region mit dem höchsten Reallohn. Ohne Vorliegen von Transportkosten ist die Wahl des
Standorts unerheblich. Alle mobilen Faktoren wandern an den Standort mit der höchsten
Produktivität, der seinerseits durch die Produktionsstruktur bestimmt wird. Sei sodann ein
marginaler Anstieg der Transportkosten unterstellt. Die bestehende Agglomerationsstruktur ist
solange stabil, wie der Süden wegen seiner hohen Lebenshaltungskosten unattraktiv ist (vgl.
Argumentation unter lit. (i) oben). Angenommen, die Transportkosten steigen weiter. 4 Dann ist
der Reallohn im Süden noch immer niedriger als im Norden und die unter lit. (i) und (ii)
beschriebenen Nachteile des Südens überwiegen. Als Folge davon bleibt die anfängliche KernPeripherie-Struktur stabil. Wenn jedoch ein bestimmtes Transportkostenniveau überschritten
ist, gewinnt das dritte Argument an Bedeutung: Für Unternehmen im Norden wird als
unmittelbare Folge der steigenden Transportkosten der Absatz ihrer Produkte im Süden
zunehmend schwieriger. Die anfangs bestehenden Produktionsvorteile verblassen. Dadurch
erhöht sich der Preisindex im Norden und fällt zugleich im Süden. Dieser Effekt wird durch eine
weitere Erhöhung der Transportkosten verstärkt, bis er schließlich so stark wird, dass die
bestehende Kern-Peripherie-Struktur aufgebrochen wird. Diese Situation entsteht, wenn das
Verhältnis der Löhne im Süden zu den Löhnen im Norden größer als Eins ist, die Löhne im
Süden also höher sind als die Löhne im Norden und Arbeiter vom Norden in den Süden
abwandern.
4
Formal gesehen, müssen in diesem Fall zwei Szenarien erörtert werden. Im vorliegenden Text wenden wir uns
ausschließlich dem interessanten Fall zu, in dem die sog. „No-Black-Hole“-Bedingung erfüllt ist. Diese Bedingung
verlangt, dass einige Parameterkonstellationen beibehalten werden, damit garantiert ist, dass die
Agglomerationskräfte nicht so stark sind, dass eine Kern-Peripherie-Struktur unabhängig von der Höhe der
Transportkosten stets ein Gleichgewicht darstellt. Vgl. z.B. Fujita et al. (2001) für eine detaillierte Erörterung.
17
Abbildung 5: Lohnverhältnis als Funktion der Transportkosten
Wage
ratio
1
TS
Core-periphery:
manufacturing only in the North
Transport
costs
Manufacturing in both regions
Quelle: HWWI.
Die zugehörige Höhe der Transportkosten wird in Abbildung 5 als Ts bezeichnet. Die
horizontale Achse zeigt die Höhe der Transportkosten und die vertikale Achse das Verhältnis
zwischen Reallöhnen im Süden und Reallöhnen im Norden. Sind die Reallöhne im Norden und
im Süden gleich hoch, entspricht ihr Verhältnis Eins. Dies wird durch die gestrichelte Linie
dargestellt. Am Verlauf der Funktion lässt sich ablesen, wie sich das Lohnverhältnis in
Abhängigkeit von einer Änderung der Transportkosten entwickelt. Verläuft die Funktionskurve
unterhalb Eins, sind die Reallöhne im Norden höher als im Süden und die bestehende KernPeripherie-Struktur ist für die Standortwahl der Arbeiter stabil. Dieser Fall trifft jedoch nur bei
niedrigen Transportkosten zu. Steigen diese, wird die vorhandene Struktur anfänglich sogar
verstärkt (aufgrund der unter lit. (i) und (ii) beschriebenen Effekte), bis schließlich der unter
lit. (iii) beschriebene Effekt dominiert. Dieser Fall tritt ein, wenn die Höhe der Transportkosten
einen bestimmten Schwellenwert, in Abbildung 5 als TS bezeichnet, erreicht. Die anfangs
stabile Kern-Peripherie-Struktur zerbricht, und die Fertigung findet an beiden Standorten statt.
Die konkrete Verteilung der Produktionsbetriebe (z.B. eine gleichmäßige Verteilung) ist von den
Strukturparametern der jeweiligen Wirtschaften abhängig.
Bei einer vollständigen Agglomeration, d.h. wenn sämtliche Industriegüter in einer einzigen
Region produziert werden, ist der Handel inter-industriell (z.B. Nahrungsmittel gegen
Industrieerzeugnisse). Befindet sich dagegen die Fertigungsbranche in beiden Regionen, ist der
Handel aufgrund der Vorliebe der Konsumenten für Vielfalt auch intra-industriell. Neben dem
18
Handel von Industrieerzeugnissen gegen Agrarerzeugnisse werden auch verschiedene
Varianten differenzierter Industriegüter zwischen den Regionen gehandelt.
4. Handel, Handelskosten und die entscheidende Rolle der
Transportkosten: Historische Tatsachen
Der reale Welthandel hat seit dem Jahr 1950 mit einer jährlichen Wachstumsrate von 6,2 %
zugenommen. Dieser beachtliche Zuwachs ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Ein
treibender Faktor war die Tatsache, dass das Weltbruttoinlandsprodukt um jährlich 3,8 %
gestiegen
ist
(WTO
2008).
Die
starke
Zunahme
des
internationalen
Waren-und
Dienstleistungsverkehrs wurde zudem durch drastische Senkungen der Handelskosten
begünstigt. Diese wurden durch den technischen Fortschritt im Logistik-und Verkehrssektor
sowie durch wichtige Handelsliberalisierungen ermöglicht. Durch den Rückgang der
Handelskosten konnten die beteiligten Länder Wohlfahrtsgewinne und ein höheres BIPWachstum erzielen. Dies galt insbesondere für zahlreiche Entwicklungsländer. Infolgedessen
haben sich im Verlauf der Globalisierung zahlreiche Industrien aus den Industrieländern in die
Entwicklungsländer in Asien, Osteuropa oder Südamerika verlagert.
Ein Großteil des internationalen Handels entfällt auf den Warenhandel. Im Jahr 2007 entfielen
auf den Warenhandel ca. 13.833 Milliarden US-Dollar bzw. rund 81 % des gesamten
Welthandels (UNCTAD 2008). Der Anteil der gewerblichen Dienstleistungen am Welthandel ist
seit mehr als 25 Jahren mit 20 % nahezu konstant geblieben.
Ungeachtet des historischen Rückgangs der Handelskosten sind diese noch immer in vielen
Ländern recht hoch. In der Regel umfassen die Handelskosten verschiedene Kostenarten wie
Transportkosten, Kosten in Verbindung mit dem Grenzübertritt (border costs) sowie
Einzelhandels- und Großhandelskosten. Die Transportkosten setzen sich größtenteils aus
Frachtkosten und dem Zeitwert der Transportgüter zusammen. Die Kosten in Verbindung mit
dem Grenzübertritt umfassen Kosten für unterschiedliche Währungen, politikbezogene Kosten
(Zölle und nicht-tarifäre Handelshemmnisse) sowie Informationskosten und Sicherheitskosten.
Nach Anderson und van Wincoop (2004) entsprechen die Handelskosten für ein
repräsentatives Industrieland einer Wertsteuer in Höhe von 170 %, auf die Transportkosten
entfallen dabei 21 %, auf grenzbezogene Kosten 44 % und auf Einzelhandels- und
Großhandelskosten 55 %. 5 Wenn wir die Handelskosten von den Vertriebskosten abstrahieren,
da diese sowohl im internationalen als auch im Binnenhandel anfallen, und ausschließlich die
internationalen Kosten des Handels betrachtet, existiert noch immer eine Handelsbarriere, die
einer Wertsteuer von 74% entspricht.
5
Berechnung: 1,21 * 1,44 * 1,55 - 1=1,7=170%.
19
4.1. Transportkosten
Die Bedeutung einer verbesserten Infrastruktur und verbesserter Transporttechnologien für
eine tiefere nationale und internationale wirtschaftliche Verpflechtung liegt auf der Hand.
Zahlreiche Beispiele belegen, dass durch Investitionen in Infrastruktur und in die Entwicklung
neuer Verkehrsträger das Handelsvolumen wächst. Die Weltbank zum Beispiel berichtet, dass
durch den Bau des Erie-Kanals im 19. Jahrhundert die Transportkosten zwischen Buffalo und
New York City um 85% reduziert werden konnten. Technische Innovationen wie das
Dampfschiff haben den Handel zwischen den Vereinigten Staaten und Europa in der Zeit vor
dem Ersten Weltkrieg intensiviert. Diese Ära wird mittlerweile als erste Globalisierungswelle
angesehen. In der Folge konvergierten die Preise für wichtige Massengüter wie Weizen oder
Eisen auf den US-amerikanischen und europäischen Märkten stark. Größere Frachtschiffe, die
Erfindung des Containers und neue logistische Konzepte haben die zweite Welle der
Globalisierung ausgelöst. Während geringere Kosten in der ersten Globalisierungswelle eine
Ausweitung des inter-industriellen Handels ermöglichten, trugen weitere technische
Fortschritte im Verkehrssektor in der zweiten Globalisierungswelle zum Zuwachs des intraindustriellen Handels bei, d.h. dem Warenverkehr mit mehr oder weniger vergleichbaren
Gütern (Weltbank 2009).
Während Infrastruktur wie Straßen, Schienen und Flughäfen von Menschen gebaut und somit
auch von ihnen verändert werden können, gibt es exogene, unveränderliche geographische
Gegebenheiten, die ein wichtiges Handelshemmnis darstellen können. So ist zum Beispiel der
interkontinentale Handel per Schiff weitaus am günstigsten und daher im internationalen
Warenverkehr der wichtigste Verkehrszweig. Daher entfallen mehr als 70 % des Extra-EUHandels auf den Seeverkehr (gemessen in Tonnen, Eurostat 2008). Vor dem Hintergrund der
Globalisierung ist der Zugang zum Meer, entweder direkt oder über Binnenschifffahrtswege,
eine wichtige Voraussetzung, um alle Vorteile der internationalen Wirtschaftsintegration
nutzen zu können.
Kostenminimierende Unternehmen werden stets versuchen, den günstigsten Verkehrsträger
zu nutzen. Die wichtigste Determinante ist hier die Nähe zu den relevanten Märkten. In den
letzten Jahrzehnten war der LKW das „Arbeitspferd“ im europäischen Warenverkehr. Tabelle 1
illustriert den Modal Split im europäischen Güterverkehr, basierend auf der Transportleistung in
Tonnenkilometer. Im Jahr 2005 dominierte der Straßengüterverkehr mit einem Anteil von
44,2 %, gefolgt vom Seegüterverkehr, auf den rund 40 % aller Gütertransporte entfielen. Misst
man die Transportleistung in Tonnen, wird deutlich, dass der Großteil des europäischen
Güterverkehrs auf der Straße erfolgt. Der nahezu identische Anteil des Seegüterverkehrs lässt
sich damit erklären, dass Schiffe die günstigsten und somit dominanten Verkehrsmittel für
lange Strecken sind. Beim übrigen Anteil von 15 % ist die Eisenbahn mit einem Gesamtanteil
von 10 % das wichtigste Verkehrsmittel.
20
Tabelle 1: Modal Split (nach Tonnenkilometer) der EU in %
Straßenverkehr
Schienenverkehr
Binnenschiffverkehr
Pipeline
LuftSeeverkehr verkehr
1995
42,1
12,1
4,0
3,6
38,2
0,1
2000
43,0
10,8
3,8
3,4
38,8
0,1
2005
44,2
10,0
3,3
3,4
39,1
0,1
Quelle: EU Energy and Transport in Figures
4.2 Kosten in Verbindung mit dem Grenzübertritt
Seit dem Zweiten Weltkrieg wurden auf multilateraler Ebene erhebliche Anstrengungen
unternommen, um Handelsbarrieren abzubauen und den Internationalen Handel zu
liberalisieren. Mit der Senkung der internationalen Zollsätze konnten große Fortschritte erzielt
werden. Im Laufe der vielen Verhandlungsrunden im Rahmen des Allgemeinen Zoll- und
Handelsabkommens (General Agreement on Tariffs and Trade, GATT) wurde der Zoll für
Industrierohstoffe von durchschnittlich 50 % auf weniger als 5 % verringert (Grossmann et al
2006). Mitte der 90er Jahre führte die im Rahmen des GATT durchgeführte Uruguay-Runde zu
einer Neugestaltung der internationalen Handelsbestimmungen und zum Ende des
Sonderstatus von Agrarrohstoffen, Fasern und Textilien, die seitdem Verhandlungen und
Handelsabkommen unterliegen, die von der neu gegründeten Welthandelsorganisation (WTO)
kontrolliert werden. Weiterhin wurden der übliche Gebrauch von Handelsbarrieren, die
vorschriftswidrige Inanspruchnahme von Subventionen, Anti-Dumping-Richtlinien und
Vergeltungszölle eingeschränkt und der Geltungsbereich der Welthandelsbestimmungen um
das Allgemeine Abkommen über den Handel mit Dienstleistungen (General Agreement on
Trade and Services, GATS) und das Übereinkommen über handelsbezogene Aspekte der Rechte
am geistigen Eigentum (Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights, TRIPS) erweitert.
Abgesehen von multilateralen Handelsabkommen wird der internationale Handel von einer
Vielzahl von präferenziellen Handelsabkommen (preferential trade agreements, PTA)
bestimmt. PTA sind Handelsabkommen zwischen ausgewählten Handelspartnern. Eines der
bekanntesten Beispiele ist die Europäische Union. Im Allgemeinen haben PTA zwei mögliche
wirtschaftliche Effekte. Der erste ist der handelsschaffende Effekt und der zweite der
handelsumlenkende
Effekt.
Handelsschaffung
bedeutet,
dass
teure
Importe
von
Handelspartnern durch kostengünstigere Importe aus Drittländern ersetzt werden. Umgekehrt
bedeutet die Handelsumlenkung, dass kostengünstigere Importe aus Drittländern durch
teurere Importe von Handelspartnern ersetzt werden. Insgesamt wird davon ausgegangen,
dass die handelsschaffenden Effekte der PTA überwiegen. Nach dem wiederholten Scheitern
der Doha-Runde der WTO-Mitgliedsstaaten werden PTA voraussichtlich weiter an Bedeutung
21
gewinnen (vgl. Koopmann und Vogel (2008). Daher kann davon ausgegangen werden, dass die
Zölle für den Extra-EU-Handel wohl auch künftig sinken werden, wenn auch langsamer.
Auf Ebene der Europäischen Union bestehen politische Handelshemmnisse wie Zölle praktisch
nicht
mehr.
Auch
durch
die
fortschreitende
Harmonisierung
der
europäischen
Qualitätsstandards, Vorschriften und Gesetze konnten nicht-tarifäre Handelshemmnisse in
großem Umfang abgebaut werden. Die Wechselkursrisiken innerhalb der EU konnten durch
das Europäische Währungssystem und die Einführung der Euro-Zone im Jahr 1999 erheblich
reduziert werden.
5. Die Bedeutung des Intra-EU-Handels
Im Jahr 2006 erreichte der Handel innerhalb der 27 EU-Mitgliedsstaaten 38 % des Welthandels.
Der in den letzten Jahrzehnten zu beobachtende rasche Zuwachs des Welthandels wurde von
einem erheblichen Zuwachs sowohl des Extra-EU-Handels als auch des Intra-EU-Handels
begleitet. Der Begriff Extra-EU-Handel wird hier als Handel zwischen der EU und der übrigen
Welt definiert. Wie aus Abbildung 6 hervorgeht, hat der Intra-EU-Handel in den vergangenen
Jahrzehnten zunehmend an Bedeutung gewonnen. 1957, im Jahr der Unterzeichnung des
Vertrags von Rom, lag der Anteil des Intra-EU-Handels am gesamten EU-Handel noch unter
50 % (UNCTAD 2008). Sinkende Transportkosten in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
infolge des technischen Fortschritts im Verkehrssektor, das Konzept des Binnenmarkts und der
Fall des Eisernen Vorhangs haben sowohl das Wachstum des inter-industriellen Handels als
auch des intra-industriellen Handels innerhalb der EU gefördert (Weltbank 2009). Als Folge
davon betrug der Anteil des Intra-EU-Handels am gesamten EU-Handel im Jahr 2006 mehr als
zwei Drittel, zugleich betrug der Anteil des Intra-EU-Handels am Welthandel 25 %.
22
Abbildung 6: EU-Handel (in US-Dollar)
70
%
%
Share of EU trade in World trade
70
Share of intra-EU trade in EU trade
65
65
60
60
55
55
50
50
45
45
40
40
35
35
30
1950
30
1955
1960
1965
1970
1975
1980
1985
1990
1995
2000
2005
Source: UNCTAD(2008).
Das europäische Verkehrsnetz hat sich als äußerst leistungsfähig erwiesen. Neben von 25 %
des Welthandels wurden 2006 auch sämtliche nationale Transporte darüber abgewickelt.
Obwohl noch immer Investitionsbedarf bei den Straßen- und Schienennetzen besteht,
insbesondere in Osteuropa, kann davon ausgegangen werden, dass für die EU als Ganzes der
Kostensenkungseffekt der Infrastrukturinvestitionen auf die Handelskosten eher mäßig
ausfallen wird. Weiterhin hat bereits die nahezu vollständige Liberalisierung der europäischen
Frachtmärkte zur Intensivierung des Wettbewerbs beigetragen (vgl. Woodburn et al. 2008), so
dass von weiteren Liberalisierungen, wenn überhaupt, nur noch geringe Vorteile erwartet
werden können. Auf einem Wettbewerbsmarkt entspricht der Preis jedoch den Grenzkosten.
Daher können wir annehmen, dass Änderungen der Kosten an die Kunden weitergegeben
werden. Die Handelskosten innerhalb der EU werden somit direkt von einer Änderung der
Energiekosten, vom technischen Fortschritt im Verkehrssektor oder von Änderungen der
Sicherheitskosten beeinflusst.
6. Künftige Handelskosten in der EU: Energiepreise, Zeitkosten und
technischer Fortschritt
Der Verkehrssektor ist ein Hauptenergieverbraucher. Mehr als 30 % der gesamten Endenergie
in der EU und fast 60 % der gesamten im Jahr 2005 an Endkunden gelieferten Erdölerzeugnisse
wurden im Verkehrssektor verbraucht. Auf den Straßengüterverkehr, dem Hauptverkehrszweig
im Intra-EU-Transport, entfallen 82 % der insgesamt im Verkehrssektor verbrauchten Energie
23
(Capros et al. 2008). Die Entwicklung der Energiekosten wird daher erhebliche Auswirkungen
auf die Energiekosten haben.
Obwohl kurz- und mittelfristig auch Marktunvollkommenheiten und wirtschaftspolitische
Maßnahmen die Energiepreise beeinflussen, werden die Kräfte von Angebot und Nachfrage
den langfristigen Trend der Energiepreise bestimmen. Im Verkehrssektor ist sowohl heute als
auch in den nächsten Jahrzehnten Rohöl der wichtigste Energieträger. Alternative
Energieträger sowie neue Technologien wie Biokraftstoffe, Wasserstoff-Brennstoffzellen oder
Strom werden an Bedeutung gewinnen, derzeit stecken diese Technologien noch in den
Kinderschuhen, und in absehbarer Zeit werden sie im Verkehrssektor wohl nur eine
untergeordnete Rolle spielen.
Auf lange Sicht ist das Erdölangebot größtenteils von der Exploration neuer Ölquellen
abhängig. Davon abgesehen werden auch andere Quellen wie Ölsand oder Kohleverflüssigung
die Ölversorgung verbessern, sobald diese Verfahren aufgrund anhaltend steigender Ölpreise
rentabel geworden sind. Auf der Nachfrageseite sind zwei Hauptfaktoren relevant. Auf der
einen Seite wird das Wachstum der Weltwirtschaft, insbesondere durch Aufholprozesse in
Entwicklungsländern wie China oder Indien, die künftige Nachfrage nach Öl steigern.
Andererseits führt der technische Fortschritt zur Verringerung der Ölintensität der Produktion
und schwächt dadurch den Effekt des Wirtschaftswachstums auf die Nachfrage ab.
Abbildung 7 zeigt die historischen Ölpreise sowie die Prognose des HWWI für die
Ölpreisentwicklung (real), die dieser Studie sowie den Folgestudien zugrunde liegt. Die
Prognose basiert auf der Annahme, dass die jährliche Wachstumsrate des WeltBruttoinlandsprodukts bis 2030 2,8 % beträgt und die Ölnachfrage jährlich um 1,7 % steigt.6
Die jährliche Steigerungsrate des inflationsbereinigten Ölpreises beträgt daher 1,8 %.
6
Für eine ausführlichere Beschreibung der Prognose vgl. Bräuninger et al. (2005).
24
Abbildung 7: Historische Rohölpreise und HWWI-Prognose
US-Dollar/barrel
140
120
100
80
60
40
Current price (March 2009)
20
0
1960 1965 1970 1975 1980 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030
Crude oil price (inflation adjusted, base year 2007)
Crude oil price (current prices)
HWWI forecast crude oil price (inflation adjusted, base year 2007)
HWWI forecast crude oil price (current prices)
Sources: BP (2008); Bräuninger et al. (2005); HWWI.
Während sowohl Zeit- als auch Energiekosten mit aller Wahrscheinlichkeit in der Zukunft
steigen werden, ist ein Faktor, der weiterhin zur Verringerung der Transportkosten beitragen
wird, der technische Fortschritt im Logistik- und Transportsektor. So zeigt zum Beispiel eine
Untersuchung der Daten, dass bei vielen Verkehrsmitteln die Ölintensität pro Outputeinheit in
der Vergangenheit stetig zurückgegangen ist. Eine höhere Effizienz der Motoren ermöglichte
den Bau sparsamerer Fahrzeuge. Im Schiffverkehr konnten durch den Bau größerer Frachter die
Treibstoffkosten pro Frachteinheit gesenkt werden. Eine von der Europäischen Kommission
veröffentlichte Prognose der künftigen Entwicklung der Energieintensität im Verkehrssektor
(Capros et al. 2008) geht davon aus, dass die Energieintensität des Güterverkehrs bis zum Jahr
2030 um jährlich 1,14% abnehmen wird. Darüber hinaus kann davon ausgegangen werden,
dass
weitere
Fortschritte
in
der
IT-
und
Kommunikationstechnologie
den
Transportunternehmen einen effizienteren Umgang mit Staus und Engpässen im
Transportsystem erlauben wird, wodurch Zeit und Energie eingespart werden können (vgl.
Woodburn et al. 2008).
25
Geht man jedoch von einer geschätzten jährlichen Erhöhung des Ölpreises um 1,8 % und
Ölintensitätsgewinnen von 1,14 % pro Jahr aus, werden die Energiekosten pro Tonne in den
nächsten beiden Jahrzehnten wahrscheinlich steigen. Die erwartete Erhöhung der
Transportkosten pro Tonne wird durch die Tatsache gemildert, dass aufgrund des technischen
und wirtschaftlichen Fortschritts ebenso davon ausgegangen werden kann, dass der Wert der
Güter (Wert pro Tonne), die zwischen verschiedenen Standorten transportiert werden,
ebenfalls steigen wird.
Alles in allem wird die Erhöhung der Energiepreise zu einer Erhöhung der Produktionskosten für
Transportunternehmen führen. Abhängig vom Verkehrsträger dürften die Unternehmen
verschiedene
Strategien
zur
Bewältigung
steigender
Energiepreise
entwickeln.
Der
Schifffahrtssektor reagiert beispielsweise auf höhere Energiepreise in der Regel mit
Geschwindigkeitsdrosselung der Frachter. Eine Geschwindigkeitserhöhung ist mit einem
überproportional höheren Energieverbrauch verbunden, wodurch auch die Treibstoffkosten
überproportional
steigen.
Durch
eine
Senkung
der
Geschwindigkeit
können
Transportunternehmen den Treibstoffbedarf überproportional reduzieren, wodurch der
Kostenanstieg etwas gedämft wird. Wie oben erwähnt, beinhalten Transportkosten aber auch
Zeitkosten. Eine Senkung der Geschwindigkeit führt zu längeren Transportzeiten, wodurch die
Zeitkosten des Transports steigen, daher muss eine Abwägung zwischen Treibstoffkosten und
Zeitkosten gefunden werden. Die erwartete Wertsteigerung der Handelsgüter wird dabei noch
die künftige Bedeutung der Zeitkosten des Transports verstärken. Ein weiterer Faktor, der zur
Kostensteigerung beiträgt, ist der steigende Sicherheitsbedarf für Frachttransporte.
In dieser Analyse der Auswirkungen der Handelskosten auf europäische Regionen wird
angenommen, dass die Erhöhung der Ölpreise und Zeitkosten einen stärkeren Effekt auf die
Handelskosten haben wird als der Kosten mindernde technische Fortschritt. Der Gesamteffekt
auf die Handelskosten wird daher positiv sein.
7. Schlussfolgerungen
Wie bereits ausgeführt, erklärt die Theorie der Wirtschaftsgeographie die Kern-PeripherieStruktur und ihre Stabilität als Ergebnis des Zusammenspiels von Agglomerations- und
Dispersionskräften. Durch steigende Skalenerträge und eine steigende Nachfrage kann die
Konzentration der Produktion an einem Standort vorteilhaft sein. Allerdings haben steigende
Handelskosten wie Transportkosten oder Kosten in Verbindung mit dem Grenzübertritt einen
nachteiligen Effekt und begünstigen lokale, und somit stärker verteilte Produktionsmuster.
Der Rückgang der Handelskosten, der in den vergangenen 60 Jahren beobachtet werden
konnte, trug zur Schwächung der Dispersionskräfte sowohl weltweit als auch in Europa bei und
begünstigte dadurch die regionale Konzentration der Produktion. In Europa konnten infolge
des intensivierten Intra-EU-Handels agglomerierte Regionen und insbesondere Städte von
dieser Entwicklung profitieren, deren Bevölkerung zudem schneller wächst als im ländlichen
26
Raum. Gleichzeitig hat das rasche Wachstum des Welthandels und Extra-EU-Handels die Rolle
des Schiffverkehrs gestärkt und dazu beigetragen, dass Küstenregionen exportorientierte
Industrien und damit auch Arbeiter aus dem Fertigungssektor angezogen haben.
Aufgrund der ausgeführten Überlegungen gehen wir davon aus, dass in den nächsten
Jahrzehnten die Handelskosten in Europa mäßig steigen werden. Das wird dazu führen, dass
die regionalen Preise für Produkte steigen, die eingeführt werden müssen, wodurch die
Unternehmen einen Anreiz zur Dezentralisierung der Produktion erhalten.
Ob steigende Transportkosten die Dispersionskräfte ausreichend verstärken, um das KernPeripherie-Muster aufzubrechen, hängt von der Technologie der Branchen und von
produktspezifischen Handelskosten ab. Aufgrund ihrer unterschiedlichen Wirtschaftsstruktur
werden die europäischen Regionen daher unterschiedlich betroffen sein. Um eine Aussage für
eine bestimmte Region treffen zu können, müsste die regionale Wirtschaftsstruktur genauer
untersucht werden.
Im Allgemeinen ist der Dispersionseffekt umso stärker, je mehr die Produktionsbedingungen
durch perfekten Wettbewerb gekennzeichnet sind, je wichtiger die lokale Nachfrage im
Vergleich zur weltweiten Nachfrage ist und je höher die Transportkosten sind. Soweit der
Weltmarkt eine Rolle spielt, könnten die Unternehmen auf die steigenden Transportkosten
auch mit einer Verlagerung der Produktion in die Nähe der Auslandmärkte reagieren. Die erste
Strategie ist die Verlagerung bzw. Einrichtung neuer Produktionsanlagen in Küstennähe. Da
Transporte über Land wesentlich teurer sind als Transporte per Schiff, könnte die Verlagerung
der Produktion die Gesamttransportkosten senken. Eine zweite Strategie, falls die Zunahme der
Transportkosten im Vergleich zu dem mit der Produktion an einem einzigen Standort
erzielbaren Effizienzgewinn hoch ist, wäre der Aufbau neuer kleiner Produktionsanlagen im
Ausland (ausländische Direktinvestition).
Wenn die Produktionsbedingungen durch stark steigende Skalenerträge gekennzeichnet sind,
wird wahrscheinlich das Verhältnis zwischen Nähe und Produktivität die dominierende Kraft.
Auch bei relativ hohen Transportkosten wird in diesem Fall eine Konzentration entstehen. Erst
mit erheblichem Anstieg der Transportkosten werden die Konzentrationskräfte ihre Wirkung
verlieren. Stark steigende Skalenerträge sind jedoch meist auf wissensbasierte Branchen
beschränkt. Gleichzeitig ist ein wachsender Anteil dieser Tätigkeiten mit nur geringen
Transportkosten verbunden. Die Ursache ist in der fortschreitenden Digitalisierung
und
zunehmenden Verbreitung des Internet zu suchen sowie in der damit zusammenhängenden
Neuorganisation der Arbeitsabläufe. So werden zum Beispiel steigende Skalenerträge
(Netzwerkeffekte) und sinkende Transport- und Kommunikationskosten sehr wahrscheinlich
dazu führen, dass Finanzzentren wie Frankfurt immer mehr Finanzdienstleister anziehen und
dass erfolgreich Online-Handelsplattformen aufgebaut werden, während diese Tätigkeiten in
Subzentren des Finanzsektors in anderen Städten vermutlich abgebaut werden. Das gleiche
27
Argument ist auch auf alle anderen Arten wissensintensiver oder schöpferischer Tätigkeiten
anwendbar, wie technische Entwicklung, Programmierung oder Forschung, in denen die
Transportkosten nur eine untergeordnete Rolle spielen und die Skaleneffekte dominieren.
Literatur
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WTO (2008). World Trade Report 2008 – Trade in Globalizing World, Genf.
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HWWI Policy Papers
der HWWI-Kompetenzbereiche „Wirtschaftliche Trends“ sowie
„Hamburg und regionale Entwicklungen“
16. Hamburger Wirtschaft im Sinkflug
Michael Bräuninger, Eckhardt Wohlers, Hamburg, Juni 2009
15. Der Automobilmarkt in Deutschland
Michael Bräuninger, Daniel Schneider, Hamburg, Juni 2009
14. Implications of rising energy and transportation costs for future urban
development – a global perspective
Ingrid Ott, Alkis Henri Otto, Silvia Stiller, Hamburg, Juni 2009
13. Wissen schafft Wachstum. Wirtschaftspolitische Handlungsoptionen für
Innovation und Fortschritt
Henning Vöpel, Hamburg, Juni 2009
12. Altersvorsorge und Konsumverhalten von Frauen in Deutschland
Henning Vöpel, Hamburg, Mai 2009
11. Biokraftstoffe: Ziele, Chancen und Risiken
Michael Bräuninger, Sebastian Schröer, Sven Schulze,
Hamburg, Januar 2009
10. Das Bundeselterngeld- und Elternzeitgesetz in Deutschland: Analyse potenzieller Effekte auf Geburtenzahl und Fertilitätsstruktur
Nora Reich, Hamburg, Dezember 2008
9. Champions des Sports 2008 - Ein empirischer Vergleich deutscher
Sportstädte
Max Steinhardt, Henning Vöpel, Hamburg, November 2008
8. Regionale Unternehmens- und Beschäftigungsdynamik
Michael Bräuninger, Friso Schlitte, Hamburg, Dezember 2007
7. Erbschaftssteuer – Abschaffen ist besser als revidieren
Thomas Straubhaar, Hamburg, Dezember 2007
6. Gesundheitsentwicklung in Deutschland bis 2037 – Eine volkswirtschaftliche Kostensimulation
Michael Bräuninger et al., Hamburg, Dezember 2007
5. Ökologische Steuerreform in der Schweiz
Michael Bräuninger, Sven Schulze, Thomas Straubhaar
Hamburg, Oktober 2007
4. Champions des Sports – Ein empirischer Vergleich deutscher Sportstädte
Max Steinhardt, Henning Vöpel, Hamburg, Oktober 2007
3. Wirtschaftsfaktor Erdgasbranche
Michael Bräuninger et al., Hamburg, August 2007
2. Auswirkungen von Strompreiserhöhungen auf Preise, Wachstum und
Wettbewerbsfähigkeit
Michael Bräuninger, Jörg Hinze, Norbert Kriedel, Henning Vöpel
Hamburg, April 2007
1. Demographische Entwicklung: Problem oder Phantom?
Sebastian Schröer, Thomas Straubhaar, Hamburg, November 2006
Das Hamburgische WeltWirtschaftsInstitut (HWWI) ist ein gemeinnütziger,
unabhängiger Think Tank mit den zentralen Aufgaben:
• die Wirtschaftswissenschaften in Forschung und Lehre zu fördern,
• eigene, qualitativ hochwertige Forschung in Wirtschafts- und Sozialwissenschaften zu betreiben,
• sowie die Wissenschaft, Politik, Wirtschaft und die interessierte Öffentlichkeit über ökonomische Entwicklungen unabhängig und kompetent
zu beraten und zu informieren.
Das HWWI betreibt interdisziplinäre Forschung in den folgenden Kompetenzbereichen: Wirtschaftliche Trends, Hamburg und regionale Entwicklungen,
Weltwirtschaft sowie Migration Research Group.
Gesellschafter des im Jahr 2005 gegründeten Instituts sind die Universität
Hamburg und die Handelskammer Hamburg.
Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut (HWWI)
Heimhuder Straße 71 | 20148 Hamburg
Tel +49 (0)40 34 05 76 - 0 | Fax +49 (0)40 34 05 76 - 776
[email protected] | www.hwwi.org
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