Blickpunkt Die Exponentialverteilung Zufallsgrößen wie die Lebensdauer von Bauteilen oder die Wartezeit bis zum Eintreten eines bestimmten Ereignisses lassen sich häufig mithilfe einer Dichtefunktion f von folgendem Typ beschreiben: l elx |fflffl{zfflffl} f(x) ¼ für x 0 0 für x < 0 Eine solche Zufallsgröße heißt exponentialverteilt mit Parameter l (l > 0). Beispiel 1: Lebensdauer einer Glühlampe Für eine bestimmte Sorte von Glühlampen lässt sich die Lebensdauer mithilfe der Dichtefunktion f(x) ¼ 0,004 e0,004x für x 0 und f(x) ¼ 0 sonst beschreiben. Will man den Anteil der Glühlampen bestimmen, die weniger als 300 Stunden brennen, so ist 300 Ð f(x) dx zu berechnen. P(X < 300) ¼ 0 Beispiel 2: Wartezeit auf einen frei werdenden Parkplatz Vor einer Behörde ist ein Parkplatz für Kurzparker eingerichtet. Besucher der Behörde finden nie sofort einen freien Parkplatz, aber es lohnt sich zu warten. Die Wartezeit auf einen frei werdenden Parkplatz lasse sich durch die Dichtefunktion |fflfflfflffl{zfflfflfflffl} f(x) ¼ 1 12 x e 2 für x 0 0 für x < 0 beschreiben. 1. a) Berechne für das Beispiel 1 die Wahrscheinlichkeit, dass eine zufällig ausgewählte Glühlampe des angegebenen Typs weniger als 300 Stunden brennt. b) berlege, für welche Lebensdauer x folgende Aussage gemacht werden kann: (1) Mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% leuchtet eine zufällig ausgewählte Glühlampe dieses Typs mindestens x Stunden. (2) Mit einer Wahrscheinlichkeit von 75% leuchtet eine zufällig ausgewählte Glühlampe dieses Typs bis zu x Stunden. Die Exponentialverteilung 199 2. Die Lebensdauer eines bestimmten elektronischen Bauteils lasse sich mithilfe einer Dichtefunktion f 1 x 100 1 e mit f(x) ¼ 100 für x 0 und f(x) ¼ 0 sonst beschreiben. a) Welche mittlere Lebensdauer hat das Bauteil? Bestimme dazu den Erwartungswert der zugehöri1 Ð gen Zufallsgröße: E(X) ¼ x f(x) dx. 0 b) Zeige, dass allgemein für eine exponentialverteilte Zufallsgröße x gilt: Ist f die Dichtefunktion einer exponentialverteilten Zufallsgröße mit Parameter l, dann gilt für den Erwartungswert: E(X) ¼ m ¼ 1l . 3. a) Zeige, dass man im Beispiel 2 im Mittel 2 Zeiteinheiten (Minuten) auf einen freien Parkplatz warten muss. b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit hat man nach spätestens 5 Minuten einen Parkplatz gefunden? 4. Beweise, dass durch f(x) ¼ l elx für x 0 und f(x) ¼ 0 sonst tatsächlich eine Dichtefunktion f im Sinne der Definition von Seite 193 gegeben ist. TAB 5. Bestimme eine geeignete Dichtefunktion zu den folgenden Messreihen. Benutze ggf. die Möglichkeit mithilfe einer Tabellenkalkulation eine möglichst gut „passende“ Exponentialfunktion zu finden. (1) 300 Glühbirnen wurden einem Dauertest un- (2) 200 elektronische Bauteile wurden überprüft. terzogen. Es ergaben sich folgende Messergebnisse: Zeitdauer Anzahl der Zeitdauer Anzahl der in h funktionierenden in h funktionierenden Glühlampen Bauteile 0 300 0 200 40 243 20 170 80 207 40 141 120 164 60 113 160 137 80 90 200 112 100 70 240 95 120 54 280 79 140 47 320 62 160 39 360 51 180 32 400 43 200 25 440 34 220 20 480 29 240 16 520 27 260 14 560 23 280 11 600 19 300 10 640 18 320 9 680 14 340 8 720 10 760 7 800 5 Die Exponentialverteilung 200 6. a) Zeige, dass für die Varianz einer exponentialverteilten Zufallsgröße X mit Parameter l gilt: V(X) ¼ s2 ¼ 12 l b) Bestimme die Wahrscheinlichkeit, dass die Lebensdauer eines Bauteils (1) höchstens m Zeiteinheiten dauert, (2) höchstens m þ 1s beträgt. 7. Jemand versucht, einen Freund telefonisch zu erreichen. Da dieser Freund häufig telefoniert, wundert es nicht, dass der Anschluss besetzt ist; erfahrungsgemäß hat man im Mittel nach 10minütiger Wartezeit Erfolg und kommt durch. Die Wartezeit sei exponentialverteilt. Mit welcher Wahrscheinlichkeit ist die Leitung (1) bereits nach 5 Minuten, (2) erst nach 20 Minuten frei? 8. Bei einem häufig frequentierten Parkhaus wartet man Freitag nachmittags im Mittel 30 sec., bis ein Platz frei wird. Die Wartezeit sei als exponentialverteilt angenommen. Mit welcher Wahrscheinlichkeit (1) muss man mehr als 30 sec. warten, (2) ist ein Parkplatz nach spätestens 1 Minute frei? 9. Eine Glühbirne (deren Lebensdauer exponentialverteilt sei) brenne mit Wahrscheinlichkeit 90% mindestens 200 Stunden (Sicherheitsgarantie des Herstellers). a) Wie groß ist die mittlere Brenndauer der Glühbirne? b) Mit welcher Wahrscheinlichkeit brennt sie auch noch nach 500 Stunden? c) Wie lange kann die Glühbirne in 95% der Fälle genutzt werden? 10. Die Lebensdauer eines elektronischen Bauteils betrage im Mittel 20 Monate. Bestimme den Zeitpunkt tm so, dass P(X > tm) ¼ P(X tm) ¼ 50%. 11. In einem Gerät arbeiten unabhängig 4 Bauteile, deren mittlere Lebensdauer jeweils 12 Monate beträgt. Das Gerät kann noch benutzt werden, wenn 3 der 4 Bauteile funktionieren. Mit welcher Wahrscheinlichkeit kann man das Gerät nach (1) 6 Monaten, (2) 12 Monaten, (3) 24 Monaten noch benutzen? Anleitung: Bestimme die gesuchten Wahrscheinlichkeiten zunächst für jedes einzelne Bauteil und betrachte dann die binomialverteilte Zufallsgröße X: Anzahl der funktionierenden Bauteile. 12. Ein Bauteil habe eine mittlere Lebensdauer von 6 Monaten. (1) Bestimme die Wahrscheinlichkeit, dass das Bauteil noch nach 2 Monaten funktioniert. (2) Das Bauteil wird bereits 1 Monat lang benutzt. Mit welcher Wahrscheinlichkeit wird es noch zwei weitere Monate funktionieren? Welche idealisierte Annahme liegt der Rechnung zugrunde? 13. Eine Zufallsgröße sei exponentialverteilt mit dem Parameter l. Mit welcher Wahrscheinlichkeit nimmt die Zufallsgröße Werte an, die größer sind (1) als m, (2) als 2m, (3) als 3m?