Beiträge zur Reaktivität und über die katalytischen Eigenschaften von Dimolybdän(III)komplexen mit π-Donor-Liganden vorgelegt von Diplom Chemiker Sebastian Manfred Krackl aus Lima / Peru Von der Fakultät II - Mathematik und Naturwissenschaften der Technischen Universität Berlin zur Erlangung des akademischen Grades Doktor der Naturwissenschaften - Dr. rer. nat. genehmigte Dissertation Promotionsausschuss: Vorsitzender: Prof. Dr. Roderich Süssmuth 1. Gutachter: Prof. Dr. Matthias Driess 2. Gutachter: Prof. Dr. Thomas Braun Tag der wissenschaftlichen Aussprache: 11.04.2012 Berlin 2012 D 83 Sein Blick ist vom Vorübergehn der Stäbe so müd’ geworden, dass er nichts mehr hält. Ihm ist, als ob es tausend Stäbe gäbe und hinter tausend Stäben keine Welt. Der weiche Gang geschmeidig starker Schritte, der sich im allerkleinsten Kreise dreht, ist wie ein Tanz von Kraft um eine Mitte, in der betäubt ein großer Wille steht. Nur manchmal schiebt der Vorhang der Pupille sich lautlos auf; Dann geht ein Bild hinein, geht durch der Glieder angespannte Stille und hört im Herzen auf zu sein. Rainer Maria Rilke Die vorliegende Arbeit wurde am Institut für Chemie der Technischen Universität Berlin unter Anleitung von Herrn Prof. Dr. Matthias Drieß im Zeitraum von November 2008 bis Februar 2012 angefertigt. Ich möchte mich an dieser Stelle ganz herzlich bei meinem Doktorvater Prof. Dr. Matthias Drieß für die freundliche Aufnahme in die Arbeitsgruppe, für das spannende Thema und die hervorragenden Arbeitsbedingungen bedanken. Bei Prof. Dr. Thomas Braun bedanke ich mich für die Anfertigung des Zweitgutachtens und bei Prof. Dr. Roderich Süssmuth für die Übernahme des Prüfungsvorsitzes. Außerdem möchte ich mich bei den Mitarbeitern der Service-Abteilungen, der Werkstätten und Materialausgaben bedanken. Insbesondere Dr. Jan Dirk Epping als NMR-Experte der Arbeitsgruppe für die fruchtbaren Diskussionen und das vielfältige Engagement; Dr. Maria Schlangen und Christine Klose für die Aufnahme der Massenspektren; Marina Borowski und Paula Nixdorf für das Messen der Kristallstrukturen; Dr. Elisabeth Irran für die freundliche Hilfe beim Verfeinern komplexer Strukturdaten. Ralf Reichert und Wiebke Matthes aus der Glasbläserwerkstatt danke ich für die Reparaturen und das stete Anschmelzen der NMRRöhrchen. Besonderer Dank gilt Dr. Stephan Enthaler und Dr. Anna Company für die Hilfe bei katalytischen Untersuchungen, die intensiven Diskussionen und die moralische Unterstützung. Prof. Dr. David Avnir, Prof. Dr. Rosa Llusar und Prof. Dr. Gerd Meyer für die Bereitstellung analytischer Meßmethoden in ihren Arbeitsgruppen und die inspirierenden Gespräche. Prof. Dr. Shigeyoshi Inoue für die quantenchemischen Rechnungen. Dr. Eckhard Bill am MPI für Bioanorganische Chemie in Mühlheim für begeisternde und fachlich tiefgreifende Gespräche. Ich möchte mich natürlich auch bei meiner Arbeitsgruppe bedanken. Dies gilt insbesondere für Dr. Yilmaz Aksu, der mich besonders am Anfang meiner Arbeit unterstützt hat. Des Weiteren möchte ich mich vor allem bei Marina Borowski, Paula Nixdorf, Johannes Pfrommer, Carsten Präsang, Stefan Schutte, Miriam Stoelzel und Marianna Tsaroucha für die sehr angenehme Arbeitsatmosphäre, ihre fachliche und moralische Unterstützung bedanken. Andrea Rahmel danke ich für Ihre Freundschaft und die stete Hilfsbereitschaft. Zeitschriftenbeiträge: 1. S. Krackl, A. Alberola, R. Rosa, G. Meyer, C. Vicent, Inorg. Chim. Acta 2010, 363, 4197. 2. S. Krackl, A. Company, Y. Aksu, D. Avnir, M. Driess, ChemCatChem 2010, 3, 227-232. 3. S. Krackl, S. Inoue, M. Driess, S. Enthaler, Eur. J. Inorg. Chem. 2011, 13, 2103–2111. 4. S. Krackl, J.-G. Ma, Y. Aksu, M. Driess, Eur. J. Inorg. Chem. 2011, 11, 1725–1732. 5. I. Someya, S. Inoue, S. Krackl, S. Enthaler, Eur. J. Inorg. Chem. 2011, 17, 2691–2697. 6. S. Krackl, A. Company, S. Enthaler, M. Driess, ChemCatChem 2011, 3, 1186–1192. 7. S. Enthaler, S. Krackl, J. D. Epping, B. Eckhardt, A. Fischer, Polym. Chem. 2012, 3, 751-756. 8. C. Someya, S. Inoue, S. Krackl, E. Irran, S. Enthaler, Eur. J. Inorg. Chem. 2012, DOI: 10.1002/ejic.201101253. Konferenzen: 1. Internationales Symposium zu „Relations between Homogeneous and Heterogeneous Catalysis”; 11 - 16.09.2011, Berlin; (Poster). 2. „Global COE Summer School“; 17 - 20.08.2011, Sendai, Japan; (Vortrag). 3. „Gordon Research Seminar Organometallics“ und „Gordon Research Conference Organometallics“; 09 - 15.06.2011, New Port, USA; (Poster). 4. „Symposium on Biocatalysis“ des UniCat Excellence Clusters; 18.11.2010, Berlin; (Vortrag). 5. Internationales Symposium zur „Molecular Coordination Chemistry“ am Max Planck Institut für bioanorganische Chemie; 07. – 09.11.2010, Mülheim; (Poster). 6. Wöhlertagung „15. Vortragstagung für Anorganische Chemie“; 29.09 - 01.10.2010, Freiburg; (Poster). 7. „3rd EuCheMS Chemistry“ Kongress; 29.08 - 02.09.2010, Nürnberg; (Poster). 8. Nominierung und Teilnahme am 60. Nobelpreisträgertreffen; 27.06 – 02.07.2010, Lindau. 9. „Falling Walls“ Konferenz der Einsteinstiftung; 08 - 09.11.2009, Berlin. Stipendien: 1. Kekulé Stipendium des Fonds der chemischen Industrie zur Durchführung der Promotion, 04. 2009. 2. Kollegiat der „Berlin International Graduate School of Natural Sciences and Engineering”, 10. 2009. 3. Reisestipendium der Karl-Ziegler-Stiftung, 06.2010. 4. Stipendiat der Einsteinstiftung „Falling Walls“ Konferenz 2009, 08 - 09.10.2009. Kurzfassung Die Dissertation beschäftigt sich mit der Erprobung von Dimolybdän(III)komplexen als Präkatalysatoren in Redoxprozessen. Zunächst wurde dazu das Spektrum von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden um neue Derivate erweitert, die funktionelle Gruppen im Liganden enthalten. Über verschiedene Synthesewege wurden erfolgreich C–C- Doppelbindungen, Ether-Funktionen bzw. Cyano-Gruppen ins Ligandengerüst integriert. Darauf aufbauend gelang die Entwicklung einer Syntheseroute zum partiellen Ligandenaustausch von Alkoxid-Gruppen dieser Verbindungen, die zur Isolierung der ersten heteroleptischen Dimolybdän(III)hexaalkoxide eingesetzt werden konnte. Um Dimolybdän(III)hexaalkoxide für redoxkatalytische Prozesse zu etablieren, wurden zuerst stöchiometrische Umsetzungen von Mo2(OtBu)6 mit Organoperoxiden und Organosilanen durchgeführt, die häufig in katalytischen Prozessen Anwendung finden. Dabei gelang z. B. die Isolierung von (O)Mo(OtBu)3·LiOtBu und [Mo2(O)4(OtBu)2]2·(LiOtBu)2 nach stufenweiser Oxidation mit tBuOOH. Organoperoxide und Organosilane wurden anschließend als Oxidations- bzw. Reduktionsmittel in katalytischen Umsetzungen mit Dimolybdän(III)hexaalkoxiden als Präkatalysatoren eingesetzt. Dabei wurden diese Verbindungen als hocheffiziente, duale Präkatalysatoren für die Oxygenierung von Olefinen und die Deoxygenierung von Organosulfoxiden etabliert. Darüber hinaus konnte die Deoxygenierung in stöchiometrischen Reaktionen erfolgreich auf anorganische Verbindungen (O=V(OR)3-Komplexe) übertragen werden. Um die Stabilität der Mo–Mo-Dreifachbindung in katalytischen Umsetzungen zu erhöhen, wurde Mo2(OtBu)6 mit bidentaten Liganden substituiert. Als Ligandensysteme wurden Fluorsubstituierte Formamidine und 1-Ketonyl-5-hydroxypyrazoline eingesetzt. Dabei wurde für die Formamidinat-substituierten Komplexe in Reaktivitätsstudien die erste chemische Reduktion einer Mo–Mo-Dreifach- zu einer Mo–Mo-Vierfachbindung ohne Eliminierung eines Liganden erreicht. Die Pyrazololat-substituierten Komplexe konnten als Präkatalysatoren in der C–N-Bindungspaltung von Carbonsäureamiden mit Organosilanen als Reduktionsmittel etabliert werden. Darüber hinaus gelang die Einführung eines Heterometalls in Dimolybdän(III)hexaalkoxiden durch Reaktion von Mo2(OtBu)6, TlOtBu und i PrOH. Der entstehende Komplex Tl2[Mo2(OiPr)8] konnte als Startmaterial zur Synthese der heterobimetallischen Verbindungen (IZn)2[Mo2(OiPr)8] und (RZn)2[Mo2(OiPr)8] durch Salzmetathese eingesetzt werden. Abstract The dissertation deals with the testing of dimolybdenum(III) complexes as precatalysts in redox-processes. Therefore, new derivatives of dimolybdenum(III) hexaalkoxides, which bear functional groups in their ligands sphere, were synthesized and fully characterized. Via applying different synthetic methods C-C-double bonds, ether functionalities and cyano groups were successfully integrated. Additionally, a synthetic route for a partial alkoxide exchange in these complexes was developed, which resulted in the isolation of the first heteroleptic dimolybdenum(III) hexaalkoxides. In order to establish dimolybdenum(III) hexaalkoxides as precatalysts in redox-processes, stoichiometric reactions of Mo2(OtBu)6 with organoperoxides and organosilanes, which are often used as reagents in catalytic processes, were performed. Amongst other things the compounds (O)Mo(OtBu)3·LiOtBu and [Mo2(O)4(OtBu)2]2·(LiOtBu)2 were isolated after stepwise oxidation with tBuOOH in these studies. Subsequently, organoperoxides and organosilanes were applied as oxidation- and reducing agents in catalytic transformations with dimolybdenum(III) hexaalkoxides as precatalysts. Here, these complexes showed their potential as highly reactive, dual precatalysts in oxygenation and deoxygenation reactions. Moreover, dimolybdenum(III) hexaalkoxides were successfully used for the deoxygenation of inorganic compounds (O=V(OR)3-complexes). In order to increase the stability of the Mo–Mo-triple bond in catalytic transformations, alkoxide ligands in Mo2(OtBu)6 were substituted with bidentate ligands. Therefore, fluorinesubstituted formamidines and 1-ketonyl-5-hydroxypyrazolins were applied. Interestingly, in the obtained formamidinate-complexes a Mo–Mo-triple bond could be chemically reduced to a Mo–Mo quadruple bond without elimination of a ligand for the first time. The pyrazololatecomplexes were successfully applied as precatalysts in the C–N-bond cleavage in carboxamides with organosilanes as reducing agents. Furthermore, a hetero metal was introduced to dimolybdenum(III) hexaalkoxides in the reaction of Mo2(OtBu)6, TlOtBu and iPrOH. The resulting complex Tl2[Mo2(OiPr)8] was subsequently used as a starting material for the synthesis of the heterobimetallic compounds (IZn)2[Mo2(OiPr)8] and (RZn)2[Mo2(OiPr)8] via salt metathesis. Inhaltsverzeichnis 0. Abkürzungsverzeichnis IV 1. Einleitung 1 1.1 Hintergrund 1 1.2 Metall-Metall-Kooperativität und Synergismus in bimetallischen Systemen 3 1.3 Dimolybdän(III)komplexe mit π-donierenden Liganden 7 1.3.1 Strukturelle Eigenschaften 7 1.3.2 Reaktivität 10 1.3.2.1 Addition von Lewis-Basen an die Mo–Mo-Dreifachbindung 10 1.3.2.2 Addition von Kohlenmonoxid 11 1.3.2.3 Addition von Alkinen 13 1.3.2.4 Reversible Addition von Kohlendioxid 14 1.3.2.5 Reaktion mit molekularem Sauerstoff 15 1.3.2.6 Reaktion mit molekularem Wasserstoff 16 1.3.3 Anwendung in der Katalyse 17 2. Zielsetzung 20 3. Diskussion 22 3.1 Synthese neuartiger Dimolybdän(III)hexaalkoxide 22 3.1.1 Funktionalisierte Dimolybdän(III)hexaalkoxide 22 3.1.2 Heteroleptische Dimolybdän(III)hexaalkoxide 27 3.1.3 95Mo-NMR-Untersuchungen der synthetisierten Dimolybdän(III)- 35 hexaalkoxide 3.2 Dimolybdän(III)hexaalkoxide als duale Präkatalysatoren in der Redoxkatalyse I 37 Inhaltsverzeichnis 3.2.1 Stöchiometrische Umsetzungen mit Sauerstoff-übertragenen Reagenzien 37 3.2.2 Katalytische Oxygenierung von Olefinen 43 3.2.3 Stöchiometrische Umsetzungen mit Organosilanen 50 3.2.4 Katalytische Deoxygenierung von Organosulfoxiden 54 3.2.5 Deoxygenierung von O=V(OR)3-Komplexen 58 3.3 Derivatisierung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden mit bidentaten Liganden 65 3.3.1 Synthese Fluor-substituierter N,N´-Bis(phenyl)formamidine 65 3.3.2 Synthese von Dimolybdän(III)komplexen mit Formamidinat-Liganden 70 3.3.2.1 Dimolybdän(III)komplexe mit zwei Formamidinat-Liganden 69 3.3.2.2 Dimolybdän(III)komplexe mit einem Formamidinat-Liganden 76 3.3.3 Untersuchungen zur Reaktivität der Dimolybdän(III)- 80 alkoxidformamidinate 3.3.4 Synthese von 1-Ketonyl-5-hydroxypyrazolinen 85 3.3.5 Synthese von Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololaten 86 3.3.6 Versuch der Deprotonierung von Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololaten 90 3.3.7 Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate als Präkatalysatoren in der C–N- 92 Bindungsspaltung von Carbonsäureamiden 3.4 Verwendung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden zur Synthese von 100 heterobimetallischen Komplexen 4. Zusammenfassung 108 5. Arbeitstechniken und Analysemethoden 114 6. Experimenteller Teil 118 6.1 Ausgangsverbindungen und Reagenzien 128 6.2 Ligandensynthesen 118 6.2.1 Synthese der N,N´-Bis(phenyl)formamidine 118 6.2.2 Synthese der 4-Hydroxypyrazoline 121 II Inhaltsverzeichnis 6.3 Synthese neuartiger Metallkomplexe und Reaktivitätsuntersuchungen 123 6.3.1 Funktionalisierte Dimolybdän(III)hexaalkoxide 123 6.3.2 Heteroleptische Dimolybdän(III)hexaalkoxide 125 6.3.3 Oxygenierung von Mo2(OtBu)6 mit tBuOOH in Anwesenheit von LiOtBu 128 6.3.4 Deoxygenierung von O=V(OR)3-Komplexen mit 129 Dimolybdän(III)hexaalkoxiden 6.3.5 Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate 130 6.3.5.1 Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate mit ein oder 130 zwei Formamidinat-Liganden 6.3.5.2 Chemische Reduktion von Dimolybdän(III)alkoxidformamidinaten 133 6.3.6 Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate 134 6.3.7 R2[Mo2(OiPr)8] mit R = Tl, ZnI und ZniPr 135 6.4 Katalytische Untersuchungen 137 6.4.1 Oxygenierung von Olefinen 137 6.4.2 Deoxygenierung von Organosulfoxiden 138 6.4.3 C–N-Bindungsspaltung in Carbonsäureamiden 138 7. Literaturverzeichnis 139 8. Anhang 144 III 0. Abkürzungsverzeichnis 0.1 Abkürzungen im Text Abb. = Abbildung Vgl. = Vergleich s. Abs. = siehe Abschnitt Tab. = Tabelle et. al. = et alii (lat.), und Andere NMR = Nuclear Magnetic Resonance UV = Ultraviolett EI = Elektronenstoß-Ionisation ESI = Elektrospray-Ionisation FT-IR = Fourier-Transform-Infrarot HOMO = höchstes besetztes Orbital LUMO = tiefstes unbesetztes Orbital ppm = parts per million DFT = Dichtefunktionaltheorie WBI = Wiberg Bindungsindizes TGA = thermogravimetrische Analyse PXRD = Pulverröntgendiffraktometrie SSP = single-source precursor (Einkomponenten-Präkursor) 0.2 Abkürzungen von Substanzen und Liganden i Pr = 2-propyl t Bu = 2-methyl-2-propyl Neo = 3,3-dimethyl-but-1-yl Cy Pen Pen = cyclopentyl MBE = 2-methylbut-3-en-2-yl MMP = 1-methoxy-2-methylpropan-2-yl CMP = 1-cyano-2-methylpropan-2-yl IV Abkürzungsverzeichnis Terp = 2-(4-methylcyclohex-3-enyl)propan-2-yl DMH = 2,5-dimethylhexan-2,5-diyl THF = Tetrahydrofuran 0.3 Abkürzungen in Reaktionsgleichungen h = Stunde min = Minute RT = Raumtemperatur Äquiv. = Moläquivalent 0.4 Abkürzungen zur Beschreibung experimenteller Daten NMR = Nuclear Magnetic Resonance ppm = parts per million s = Singulett d = Dublett dd = Dublett eines Dubletts q = Quartett sept = Septett m = Multiplett br = breit IR = Infrarot vs = sehr stark (very strong) s = stark (strong) m = mittel (medium) w = schwach (weak) EI-MS = Elektronenstoß-Ionisation-Massenspektrometrie ESI-MS = Elektrospray-Ionisation-Massenspektrometrie V 1. Einleitung 1.1 Hintergrund Katalytische Prozesse sind von erheblicher volkswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Bedeutung.[1] Beispielsweise werden in der chemischen Industrie über 85% aller Erzeugnisse wie Düngemittel, Pestizide, pharmazeutische Produkte, Feinchemikalien oder Kraftstoffe über katalytische Verfahren hergestellt und anschließend in verschiedensten Bereichen verwendet. Der Einsatz von Katalysatoren führt dabei zu einer Reduzierung der benötigten Energie und einer Verringerung der eingesetzten Rohstoffe. Im Vergleich zu unkatalysierten Reaktionen werden so enorme Einsparungen ermöglicht. Abb. 1.1: Mögliche Anwendungsgebiete kleiner Moleküle durch katalytische Umsetzung. Besonders die gravierenden ökologischen und ökonomischen Herausforderungen unserer Zeit machen die Suche nach effizienten und selektiven Katalysatoren notwendig.[2] Bestehende Prozesse müssen umweltgerecht gestaltet und ein Ersatz für die schwindenden fossilen Brennstoffe und teuren Edelmetalle gefunden werden. Außerdem besteht der dringende Bedarf an neuen Prozessen, die bisher wenig erschlossene Ressourcen nutzbar machen. Zu Letzteren zählen insbesondere kleine Moleküle wie niedere Kohlenwasserstoffe (z. B. CH4), O2, H2, N2 und auch industrielle Nebenprodukte wie CO2, CO und N2O, die allgegenwärtige und universelle Rohstoffquellen darstellen (Abb. 1.1).[3] Sie sind in großen Mengen verfügbar, können regenerativ eingesetzt werden und führen zu atomökonomischen Umsetzungen. Durch verstärkten Einsatz der Treibhausgase CO2, Methan und N2O in chemischen Prozessen kann darüber hinaus aktiv dem Klimawandel entgegengewirkt werden. Kleine Moleküle sind durch 1 Einleitung hohe Bindungsenergien jedoch wenig reaktiv und die effiziente katalytische Aktivierung bereitet derzeit Probleme. Außerdem sind etablierte Verfahren häufig unselektiv oder kostspielig und erschweren eine industrielle Anwendung. Zur Entwicklung neuartiger Prozesse kann sich der moderne Forscher an natürlichen Prozessen inspirieren.[4] Die effektivsten Katalysatoren zur Aktivierung von Substraten sind Enzyme. Sie zeigen eine exzellente Substratspezifität, die primär über das Schlüssel-SchlossPrinzip auf Grundlage der Komplementarität einer definierten Raumstruktur gesteuert wird. Abb. 1.2: Aktivierung kleiner Moleküle durch Enzyme in der Natur. Die Umsetzung findet dabei an einem aktiven Zentrum statt. Interessanterweise nutzt die Natur, im Gegensatz zu vielen kommerziellen Katalysatoren, häufig vorkommende Metalle wie Eisen, Magnesium, Zink, Mangan, Kupfer oder Molybdän. Die Verwendung dieser Metalle in bioinspirierten, synthetischen Systemen kann somit zum Ersatz von teuren Edelmetallen in katalytischen Reaktionen führen. Auch in der Aktivierung kleiner Moleküle, die effizient der Verwertungskette zugänglich gemacht werden, ist die Natur artifiziellen Systemen überlegen und kann als Vorlage zur Synthese neuer Katalysatoren dienen (Abb. 1.2). Eine der großen Herausforderungen der Katalyseforschung ist nun die Integration biologisch inspirierter und intellektuell erschlossener Konzepte zur Entwicklung effizienter katalytischer Prozesse unter Verwendung günstigerer Materialien. 2 Einleitung 1.2 Metall-Metall-Kooperativität und Synergismus in bimetallischen Systemen In vielen katalytischen Umsetzungen führt die Anwesenheit benachbarter Metallzentren innerhalb eines Metallkomplexes zu Reaktivitäten und Selektivitäten, die bei einem isolierten Metallzentrum in ähnlicher Umgebung nicht beobachtet werden.[5] Dieses Phänomen kann auf eine Kooperativität der Metallatome zurückgeführt werden, die verschiedene Aufgaben im Katalysezyklus übernehmen. Alternative und komplexe Reaktionspfade werden so ermöglicht.[6] Hieraus entstehende synergistische Effekte stellen dabei eine wertvolle Erweiterung zur Entwicklung neuartiger Katalysatoren dar. Die am besten beschriebene und effektivste Kooperativität findet sich in biochemischen Prozessen.[7] In Abbildung 1.3 ist eine Auswahl bimetallischer aktiver Zentren zu sehen, die durch strukturelle Aufklärungen in Enzymen nachgewiesen wurden. Abb. 1.3: Beispiele verschiedener bimetallischer Zentren in Enzymen. Das aktive Zentrum a, das unter anderem in der Dopamin-β-Monooxygenase zu finden ist,[8] besteht aus zwei Kupfereinheiten, die reversibel molekularen Sauerstoff aktivieren und für die Oxidation von Substraten zugänglich machen. In diesem Fall spielen also zwei gleichartige Metallzentren eine kooperative Rolle. Beide binden symmetrisch an das Substrat, wobei die Selektivität der Reaktion über den Metall-Metall-Abstand gesteuert wird. Im Beispiel b, einem Ausschnitt aus der Superoxid-Dismutase,[9] sind im aktiven Zentrum die Metalle Kupfer und Zink enthalten. Es wird angenommen, dass die katalytische Zersetzung zu Disauerstoff und Wasserstoffperoxid ausschließlich am Kupfer stattfindet. Das Zinkatom hat eine wichtige strukturgebende Funktion und ermöglicht die Bildung der zur Reaktion benötigten Umgebung. In Hemerythrin,[10] einem ausgezeichneten Disauerstoffträger, findet sich die zweikernige, ligandenverbrückte Eiseneinheit c. Im Gegensatz zu den meisten Sauerstoffträgern, die Disauerstoff symmetrisch binden (a), wird jedoch ein unsymmetrischer Hydroperoxid-Komplex gebildet. In einem postulierten Mechanismus addiert zuerst ein 3 Einleitung Eisen(II)-Zentrum oxidativ ein Sauerstoffmolekül. Anschließend tritt eine Protonenwanderung der verbrückten Hydroxygruppe unter Oxidation des zweiten Eisenatoms und der Ausbildung einer µ–oxo Brücke ein. Beide Eisenatome spielen also, obwohl sie sich in ähnlicher Umgebung befinden, im Mechanismus als Elektronenreservoir oder Koordinationsstelle eine gänzlich unterschiedliche Rolle. Von der beobachteten Kooperativität inspiriert, wurde eine Vielzahl verschiedener bimetallischer Komplexe synthetisiert. Ziel war die beobachtete Kooperativität an Modellsubstraten zu untersuchen und darüber hinaus neuartige, nicht biomimetische Katalysatoren zu synthetisieren.[11-13] Um dies zu erreichen, ist die richtige Wahl des Liganden entscheidend, welcher metall- und substratspezifische Eigenschaften wie Flexibilität, Verbrückung, sterischen Anspruch und elektronische Eigenschaften besitzen muss.[14] Abb. 1.4: Postulierter Dirhodium-Komplexe. Mechanismus der Hydroformulierung von 1-Alkenen durch [14] Ein Meilenstein in der Erforschung artifizieller, bimetallischer kooperativer Katalyse war die Untersuchung der Aktivität von Dirhodiumkomplexen in der Hydroformulierung von 4 Einleitung 1-Alkenen (Abb. 1.4).[15] Diese bedeutendste homogenkatalysierte Reaktion in industrieller Anwendung kann durch den Einsatz des bimetallischen Präkatalysators 1 mit hoher Reaktivität und in ausgezeichneten Selektivitäten für lineare Aldehyde durchgeführt werden. Mechanistisch wird angenommen, dass die erhöhte Reaktivität durch einen metallkooperativen, intramolekularen Hydridtransfer, wie im Intermediat 6 angedeutet, bedingt wird. Tatsächlich zeigen sowohl mononukleare Rhodiumkomplexe in ähnlicher Umgebung, als auch bimetallische Systeme ohne Möglichkeit zur Kooperation durch Erhöhung des Metall–Metall-Abstands eine stark reduzierte Aktivität. Auch in Verbindungen, die direkte Metall–Metall-Bindungen enthalten, sind kooperative Prozesse beobachtet worden und diese werden kürzlich intensiver unter diesem Aspekt untersucht.[16-19] Ein interessantes Beispiel ist die katalytische Anwendung heterobimetallischer Komplexe mit Metall-Metall-Bindungen der frühen und späten Übergangsmetalle.[20] Als Beispiel ist die Kumada-Kupplung nicht aktivierter Halogenalkane mit Alkyl-Grignard-Reagenzien durch Kobalt/Zirkonium-Komplexe abgebildet (Abb. 1.5).[21] Abb. 1.5: Postulierter Mechanismus der Kumada-Kupplung nicht aktivierter Halogenalkane mit Alkyl-Grignard-Reagenzien durch Kobalt/Zirkonium-Komplexe.[21] Die experimentellen Ergebnisse lassen vermuten, dass der aus dem Precursor 8 in situ erzeugte, metallmehrfachgebundene Katalysator 5 9 durch Einelektronentransfer die Einleitung Kohlenstoff–Halogenbindung unter Erzeugung eines Alkyl-Radikals aktiviert. Anschließende Rekombination führt zur Bildung der Zwischenstufe 11, der in einem weiteren Schritt durch Transmetallierung mit der Alkyl-Grignard-Reagenz die Dialkyl-Verbindung 12 ausbildet. Durch anschließende reduktive Eliminierung des Kopplungsprodukts wird Ausgangsverbindung 9 regeneriert. Der Einfluss des Zirkoniumatoms im Katalysezyklus ist nicht restlos verstanden. Jedoch bestätigen eindeutige Unterschiede der Reaktivität von 9 im Vergleich zu mononuklearen Co-Komplexen die vorhandene Kooperativität, die sich in höheren Ausbeuten und einer größeren Substratvielfalt ausdrückt. Eine weitere, für katalytische Prozesse interessante, jedoch bisher für diese Anwendung wenig erforschte Klasse an Komplexen sind Mehrfachbindungssysteme der höheren Homologen der sechsten Gruppe.[22] Abb. 1.6: Postulierter Mechanismus der Kahrasch-Addition katalysiert durch verbrückte Dimolybdän(II)komplexe.[22] Diese Systeme zeigen eine durch ihren bimetallischen, mehrfachgebundenen Charakter bedingte, vielfältige Reaktivität. Ihre Fähigkeit verschiedenste Substrate zu aktivieren und die einfache und präzise Justierbarkeit des Redoxpotentials eignet diese zur Synthese hochselektiver und reaktiver Katalysatoren. Eine kürzlich veröffentlichte Anwendung verdeutlicht die Übertragung beobachteter Substrataktivierungen auf katalytische Prozesse.[23] 6 Einleitung Die verbrückten Dimolybdän(II)komplexe 13a-c aktivieren durch Einelektronenübertragung die Bindung in Halogenalkanen (Abb. 1.6).[24] Mashima et al. konnten anschließend zeigen, dass die isolierbaren, oxidierten Mo2(II, III)-Komplexe 14a-c katalytisch Chlorradikale auf ein zuvor mit einem Olefin entstanden Alkylradikal übertragen. Dabei wird durch Aufnahme eines Elektrons die Ausgangsverbindung 13a-c regeneriert und der Katalysezyklus geschlossen.[23] Die entstehenden Chloralkane konnten dabei in hohen Ausbeuten und mit guten Selektivitäten erhalten werden. 1.3 Dimolybdän(III)komplexe mit π-donierenden Liganden Wie bereits erwähnt, sind Mehrfachbindungssysteme des Molybdäns interessante Vorstufen zur Entwicklung neuartiger Katalysatorsysteme.[25] Aufgrund ihrer flexiblen Eigenschaften sind L3Mo≡MoL3-Komplexe mit π-donierenden Liganden besonders interessant. So ist das Metallzentrum elektronisch ungesättigt, redoxaktiv und der dinukleare Aufbau erlaubt eine kooperative Substrataktivierung. Der π-Donorcharakter der Liganden kann genutzt werden, um die elektronischen Eigenschaften der Mo–Mo-Dreifachbindung einzustellen und somit eine substratspezifische Reaktivität zu erreichen. Dimolybdän(III)komplexe wurden unter diesem Blickwinkel bisher kaum untersucht. Im folgenden Kapitel werden die strukturellen Eigenschaften, die Reaktivität und bereits bestehende Anwendungen dieser Verbindungen skizziert. 1.3.1 Strukturelle Eigenschaften Die Mehrzahl der bekannten L3Mo≡MoL3-Komplexe (L = OR, SR, NR2, CR3, etc.) haben eine gestaffelte Konformation mit Mo–Mo–L-Bindungswinkeln zwischen 100-105°. Aus diesem Grund werden diese Systeme als ethanartige Dimere bezeichnet.[22] Durch die drei Mo–L-σ-Bindungen kann jedem Metallatom eine Elektronenanzahl von 12 zugeordnet werden, wobei im Falle von π-donierenden Liganden die effektive Elektronenzahl bis zur formalen Erfüllung der 18-Elektronenregel erhöht wird. Die Mo–Mo-Bindungslänge in homoleptischen Komplexen variiert zwischen 2.15-2.25 Å. Aus theoretischen[26] und experimentellen[27] Daten kann für die homolytische Bindungsstärke ein ungefährer Wert von 60 kcalּmol-1 ermittelt werden. Qualitativ kann man sich die Mo–Mo-Dreifachbindung als eine Kombination einer σ-Bindung und zwei π-Bindungen vorstellen. Erstere wird aus der 7 Einleitung Überlappung zweier dz2-Orbitale und die zwei π-Bindungen aus Überlappung der dxz- und dyzOrbitale gebildet (Abb. 1.7). d3-Mo3+ d3-Mo3+ [Mo]26+ 2 4 Abb. 1.7: Qualitative Darstellung der Molekülorbitale der Mo–Mo-Dreifachbindung (σ π ). Diese Beschreibung wird durch Berechnungen der elektronischen Struktur unterstützt. Bedingt durch die C3-Symmetrie vorhandene sind neben der direkten Metallorbital-Wechselwirkung zusätzlich Wechselwirkungen zwischen Mo–L-σ- und Mo– Mo-bindenden und nicht-bindenden Orbitalen möglich. Diese sind stark ausprägt, sobald Liganden und Metallorbitale eine ähnliche Energie besitzen und nehmen im Falle der Mo≡Mo-Bindung in der Reihe Alkyl > Amid > Alkoxid ab. Neue theoretische Untersuchungen der Bindungssituation lassen jedoch darauf schließen, dass elektrostatische Wechselwirkungen die intrinsische Mo–Mo-Bindungsstärke dominieren und Orbitalwechselwirkungen einen geringeren Anteil an der Bindungsbildung haben.[28] Außerdem ergaben die Berechnungen eine ähnliche Energie für die σ- und π-Bindungen, so dass in der Summe ein höherer π-Bindungsanteil an der Gesamtbindung resultiert. Neben homoleptischen Komplexen Mo2L6 ist eine Vielzahl heteroleptischer Komplexe der Form Mo2L16-nL2n bekannt. Dabei können L1 und L2 monodentate Liganden oder bidentate Liganden sein (Tab. 1.1). 8 Einleitung Abb. 1.8: Die zwei möglichen Isomere heteroleptischer Komplexe des Typs Mo2L12L24. Die meisten heteroleptischen Komplexe haben die Ligandenanordnung Mo2L12L24, wobei von zwei möglichen Isomeren das 1,2-Mo2L12L24-Isomer stark dominiert. Die Energiebarriere zur Isomerisierung zum 1,1-Mo2L12L24-Isomer ist dabei relativ hoch (Abb. 1.8).[29] Tab. 1.1: Strukturelle Parameter ausgewählter Mo2L6- und Mo2L12L24-Komplexe. Mo–Mo[b] Mo–L1 Mo–L2 [a,b] [a,b] L1[a] L2 [a] 15[30] CH2Ph CH2Ph 2.175 2.16 2.16 s 16[31] NMe2 NMe2 2.214 1.98 1.98 s 17[32] OCH2tBu OCH2tBu 2.218 1.87 1.87 s 2.194 1.89 1.89 e 18[33] OCMe2CMe2O [Å] [Å] [Å] Konfig.[c] 19[34] NMe2 Et 2.20 2.16 1.95 g 20[35] NMe2 Cl 2.20 2.35 1.93 a 21[36] NMe2 OCPh3 2.23 1.92 1.96 a 22[36] NMe2 PtBu2 2.21 2.48 1.98 a 23[37] NMe2 StBu 2.22 2.36 1.95 a 24[38] OtBu CH2SiMe3 2.21 1.87 2.13 a [a] für Mo2L6 : L1 = L2 = L, [b] δ Å = 0.01 Å, [c] s = gestaffelt, e = ekliptisch, a = anti, g = gauche. Abhängig vom sterischem Anspruch und den elektronischen Eigenschaften der bidentaten Liganden, kann die Mo–Mo-Dreifachbindung verbrückt oder jeweils ein einzelnes Molybdänatom chelatisiert werden. In Tabelle 1.1 ist eine Auswahl von homoleptischen und heteroleptischen Komplexen aufgelistet. 9 Einleitung 1.3.2 Reaktivität Vergegenwärtigt man sich die qualitative Betrachtung der Grenzorbitale der σ2π4Mo≡Mo-Einheit (Abb. 1.7) so ergibt sich eine Analogie zur C≡C-Bindung. Obwohl nach neueren Erkenntnissen die Orbitalwechselwirkungen einen geringeren Anteil an der Bindungsbildung haben,[28] verwundert es kaum, dass zur Diskussion der Reaktivität dreifachgebundener herangezogen σ2π4-Molybdänkomplexe wurde.[39] Im Folgenden häufig werden eine isolobale nun Betrachtung Reaktivitäten von Dimolybdän(III)komplexen mit π-donierenden Liganden diskutiert, die interessant zur Synthese neuer Katalysatoren sind oder interessante Wege zur Aktivierung kleiner Moleküle aufzeigen. 1.3.2.1 Addition von Lewis-Basen an die Mo–Mo-Dreifachbindung Neben der Möglichkeit durch die Wahl des richtige Liganden die Eigenschaften der Mo–MoDreifachbindung, z. B. die Energie der Grenzorbitale, zu beeinflussen, können zu diesem Zweck Lewis-Basen eingesetzt werden.[40] Lewis-Basen binden reversibel an die Dimolybändreifachbindung, auch wenn sterisch anspruchsvolle Gruppen wie OtBu-Liganden am Molybdänatom vorhanden sind (Abb. 1.9).[41] Abb. 1.9: Beispiel einer reversiblen, intramolekularen Addition einer Lewis-Base an die Mo–MoDreifachbindung.[42] Die Untersuchung der reversiblen Addition durch temperaturabhängige NMR-Untersuchungen ergab, dass bei höheren Temperaturen entropiebedingt die unkoordinierten Mo2L6-Komplexe und bei tieferen Temperaturen, durch Dominanz der Enthalpie der Bindungsformierung, die entsprechenden Basenaddukte überwiegen. Dabei 10 Einleitung verändert sich der Mo–Mo-Bindungsabstand nur geringfügig um typischerweise 0.05 Å. Dieser geringe Einfluss auf die Länge der Mo–Mo-Dreifachbindung ist ungewöhnlich. Dies lässt sich dadurch verstehen, dass der Schwächung der Bindung durch Besetzung des niedrigsten unbesetzten Molekülorbitals (LUMO) durch eine Abnahme der π-Rückbindung der Donorliganden entgegenwirkt wird.[43] Die Einführung von Liganden mit intramolekularen Lewis-basischen Zentren, z. B. Carboxylate oder Acetylacetonate,[44] führt zu vierfachkoordinierten Chelatkomplexen. Diese schließen, abhängig vom sterischen Anspruch des Liganden, ein oder beide Molybdänatome ein und führen zu gestaffelten bzw. ekliptischen Konformationen. Wie im Falle extramolekularer Lewis-Basen wird häufig ein Gleichgewicht zwischen koordinierter und unkoordinierter Form beobachtet. In diesem Falle liegt das Gleichgewicht wegen des stabilisierenden Chelateffekts auf der Seite des höher koordinierten Komplexes (Abb. 1.9).[42] 1.3.2.2 Addition von Kohlenmonoxid Mo2(OtBu)6 (25) reagiert bei Raumtemperatur mit einem Überschuss an Kohlenmonoxid unter Disproportionierung zu Mo(CO)6 (27) und Mo(OtBu)4 (28) (Schema 1.1). Schema 1.1: Reaktionen basenstabilisierter und unstabilisierter Dimolybdän(III)hexaalkoxide mit CO. Reduziert man die Menge an CO auf zwei Moläquivalente und kühlt die Reaktionslösung ab, kann als Zwischenprodukt das labile, diamagnetische Monoaddukt Mo2(OtBu)6(µ-CO) (26) isoliert werden.[45] Der so erhaltene, purpurfarbene Feststoff 26 gibt beim Erwärmen unter Bildung der Ausgangsverbindung 25 das gebundene CO Molekül wieder ab und reagiert bei weiterer Zugabe von CO unter Disproportionierung zu 27 und 28. 11 Einleitung 26 30c Abb. 1.10: Molekülstrukturen der Komplexe Mo2(OtBu)6(µ-CO) (26) und Mo2(OiPr)6(Pyridin)2(µ-CO) (30c). Im Komplex 26 ist der CO-Ligand verbrückend an die Mo–Mo-Dreifachbindung koordiniert. Außerdem sind zwei Alkoxid-Liganden verbrückend gebunden (Abb. 1.10). Auf der Basis von Röntgenstruktur- und IR-Untersuchungen nehmen die Autoren an, dass dabei eine Oxidation der Molybdänatome zur Oxidationsstufe +4 und eine Reduktion des CO-Liganden stattfindet. Für die resultierende Mo–Mo-Bindung sind zwei äquivalente Beschreibungen möglich: Die Formierung einer Mo–Mo-Einfachbindung mit spingekoppelten Elektronen an jedem Molybdänatom oder die Besetzung zweier symmetrieerlaubter Molekülorbitale zwischen den Molybdänatomen unter Bildung einer formalen Doppelbindung. Monoaddukte von Komplexen mit weniger sterisch anspruchsvollen Liganden konnten bisher nicht isoliert werden. Zur Stabilisierung weiterer CO-Addukte kann die Lewis-Acidität der Mo–Mo-Dreifachbindung genutzt werden. So konnten bei Mo2(OR)6 mit R = iPr, Neo Pen durch Verwendung von Pyridin oder HNMe2 als Base die Komplexe Mo2(OR)6(Do)2(µ-CO) (29a-c und 30a-c) isoliert werden (Schema 1.1). Diese zersetzen sich, im Gegensatz zum unstabilisierten Komplex 26, bei einem Überschuss an CO nicht und binden weiterhin reversibel CO (Abb. 1.10).[46] In Lösung wird dabei ein dynamisches Verhalten der Alkoxid-Liganden mit Wechsel zwischen terminalen und verbrückenden Positionen, sowie eine reversible Dissoziation der Base und des CO-Liganden beobachtet. 12 Einleitung 1.3.2.3 Addition von Alkinen Lösungen von basenstabilisierten Mo2(OR)6(Do)2-Komplexen reagieren mit Alkinen, ähnlich wie im Fall der Reaktion mit CO, unter Adduktbildung (Schema 1.2). In den entstehenden Mo2(OR)6(Do)2(µ-R’CCR’’) Komplexen 31a-c und 32a-c, ist der R’CCR’’-Ligand orthogonal zur Mo–Mo-Dreifachbindung koordiniert (Abb. 1.11).[47] Schema 1.2: Reaktionen der Mo2(OR)6(Do)2-Komplexe 29b-c mit Alkinen und die Reaktion des Alkinaddukts 31a mit einem weiteren Äquivalent Acetylen. Aufgrund der möglichen Wechselwirkung von Metall–Metall- und Metall–Ligand-Orbitalen, gibt es zwei mögliche Beschreibungen der Bindungssituation: Einerseits kann eine Redoxreaktion des Acetylens und der Mo–Mo-Dreifachbindung angenommen werden, die zur Bildung eines C2H22– Liganden und einer Mo–Mo-Doppelbindung führt. Andererseits kann das verbrückende Alkin als vier Elektronendonor interpretiert werden, wobei die Metall– Metall-Bindungsordnung von drei erhalten bleibt. Ein verlängerter Mo–Mo-Abstand von 2.554 Å, die Vergrößerung des C–C-Abstands im Acetylen und der geringe Mo–C-Abstand von 2.09 Å unterstützen die Betrachtung als oxidative Addition. Reagiert man den Komplex 31a mit einem weiteren Äquivalent Acetylen, so entsteht der „flyover“ Komplex Mo2(OR)6(Pyridin)2(µ-C4H4) (33) (Schema 1.2). Dabei verbinden sich beide Acetylene zu einer Buta-1,3-dieneinheit mit zwei σ-Bindungen zu Mo1. Sie bilden also ein Metallocyclopentadien, das über π-Bindungen zum benachbarten Mo2-Atom koordiniert (Abb. 1.11). Wie im Falle der CO-Addukte 26 und 30a-c (Schema 1.1), ergaben 13 Einleitung temperaturabhängige 1H-NMR-Studien ein fluktuierendes Verhalten der Alkoxid-Liganden und ein Dissoziationsgleichgewicht für Pyridin und Acetylen. 31a 33 Abb. 1.11: Molekülstrukturen der Komplexe Mo2(OR)6(Pyridin)2(µ-C2H2) (31a) und Mo2(OR)6(B)2(µC4H4) (33). Interessanterweise konnte im Falle des Komplexes 32c das Entstehen geringer Mengen an Hexamethylbenzol beobachtet werden, das aus einer Cyclotrimerisation des Dimethylacetylens hervorgegangen sein muss. Weiterführende Untersuchungen zeigten, dass Dimolybdän(III)hexaalkoxide in apolaren Lösemitteln bei Zugabe eines Überschusses an Alkinen als Polymerisationskatalysatoren wirken können. 1.3.2.4 Reversible Addition von Kohlendioxid Mo2(OR)6-Komplexe mit R = NeoPen, iPr, SiMe3 und tBu (25, 34 a-c) reagieren mit CO2 unter Insertion in die Mo–O-Bindung (Schema 1.3).[48] Dabei hängt die Reaktionsgeschwindigkeit stark vom sterischen Anspruch des Liganden ab und nimmt von tertiären zu primären Alkoholaten zu. Die Insertion findet sowohl im Feststoff als auch in Lösung statt, ist vollständig reversibel und befindet sich in einem dynamischen Gleichgewicht. Die Änderung der freien Energie ist dabei sehr klein und die Aktivierungsbarriere beträgt 22 kcalּmol–1. 14 Einleitung Schema 1.3: Reversible Insertion von CO2 in die Mo–O-Bindung von Mo2(OR)6 Komplexen. Bei Raumtemperatur liegt das Gleichgewicht auf der Seite des Insertionsprodukts, wird jedoch bei erhöhter Temperatur stark auf die Seite der Edukte verschoben. Die bei der Reaktion gebildeten Carbonatoliganden überbrücken die Mo–Mo-Dreifachbindung. Mechanistisch konnte in Lösung ein Zusammenhang zwischen der Anwesenheit von Spuren freien Alkohols und der CO2-Insertion beobachtet werden, was auf einen alkoholkatalysierten Kettenmechanismus schließen lässt. 1.3.2.5 Reaktion mit molekularem Sauerstoff Dimolybdän(III)hexaalkoxide reagieren in einer Atmosphäre von molekularem Sauerstoff unter Spaltung der Mo–Mo-Dreifachbindung und Bildung der mononuklearen Produkte MoO2(OR)2 (37) (Schema 1.4).[49] Schema 1.4: Reaktion von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden mit molekularem Sauerstoff. Dabei konnte die Entstehung von Alkoxid-Radikalen nachgewiesen werden. Das direkte Additionsprodukt Mo2(O2)(OR)6 oder das Produkt Mo2(O)2(OR)6 aus einer symmetrischen, 15 Einleitung oxidativen Addition unter Erhaltung der Mo–Mo-Dreifachbindung konnten nicht isoliert werden. Die Entstehung der mononuklearen Produkte 37 lässt sich dadurch erklären, dass das Sauerstoffmolekül nicht symmetrisch entlang der Mo–Mo-Dreifachbindung, sondern unsymmetrisch an eines der Molybdänatome koordiniert. Der gebildete Komplex 36 zerfällt anschließend in 37 und Mo(OR)4 (38). Letzteres wird in einer nachfolgenden Reaktion mit molekularem Sauerstoff zu 37 oxidiert. Eine kooperative Substrataktivierung wird im Falle der Reaktion mit O2 also nicht beobachtet. 1.3.2.6 Reaktion mit molekularem Wasserstoff Unter Standardbedingungen reagiert molekularer Wasserstoff nicht mit homoleptischen Dimolybdän(III)komplexen. Im Falle des heteroleptischen Komplexes Mo2(p-tolyl)2(NMe2)4 (39) konnte jedoch durch Variation des Substitutionsmusters eine Aktivierung erreicht werden (Schema 1.5).[50] Schema 1.5: Reaktion von Mo2(p-tolyl)2(NMe2)4 (39) mit molekularem Wasserstoff. Als Reaktionsprodukt entsteht der vierkernige, unsymmetrische 14-VE-Cluster Mo4(H)3(OtBu)7(HNMe2) (40) mit einer mittleren Oxidationsstufe der Molybdänatome von +2.5. Die Molybdänatome bilden einen bicyclischen, schmetterlingsartigen Komplex, in dem beide Mo3-Dreieckshälften unterschiedliche Bindungslängen aufweisen (Abb. 1.12). Aus experimentellen und theoretischen Ergebnissen erschließt sich, dass zwei µ2-Hydridliganden über der Mo1–Mo2- und Mo1–Mo4-Bindung, sowie ein µ3-Hydridligand über der Mo1– Mo2–Mo4-Einheit lokalisiert sind. Die Autoren vermuten, dass die Reaktion über eine heterolytische Aktivierung von Diwasserstoff entlang eines in situ erzeugten Alkoxid-AmidKomplexes verläuft. 16 Einleitung N Mo1 Mo2 Mo3 Mo4 O 40 Abb. 1.12: Molekülstruktur des Komplexes Mo4(H)3(OtBu)7(HNMe2) (40). Dabei werden zwei Toluolmoleküle und ein reaktiver Dimolybdändihydridokomplexes gebildet. Anschließende Dimerisierung und Reduktion eines Amidliganden zu einem Amin führt zur Bildung des vierkernigen Komplexes 40. 1.3.3 Anwendung in der Katalyse Dimolybdän(III)hexaalkoxide fanden bisher wenig Beachtung in der Katalyse. Wie zuvor erwähnt (Abs. 1.3.2.3), zeigen π-Donor-stabilisierte Komplexe eine katalytische Aktivität bei der Polymerisation von Alkinen.[47] Ferner wurden einige dieser Verbindung als Ausgangsstoffe zur Synthese heterogener Katalysatoren eingesetzt.[51-53] Das bisher einzig detailliert beschriebene Beispiel einer Katalyse an einer Mo–MoDreifachbindung ist die Entschwefelung von Methylthioglykolaten durch das elektronisch verwandte System Mo2Cp2(CO)4 (41) als Vorstufe (Abb. 1.13).[54] Diese Reaktion ist von besonderem Interesse, da molybdänbasierte Katalysatoren breite Anwendung in der Dehydrosulfurierung zur Herstellung von Gas- und Mineralölen finden.[55] Die Hydrierung wurde bei 170 °C und 20 bar Wasserstoffdruck durchgeführt und führte zur Entschwefelung einer Reihe von substituierten Thiolen (Tab. 1.2). 17 Einleitung Tab. 1.2: Entschwefelung von Methylthioglykolaten mit Mo2Cp2(CO)4 (41)[a] als Präkatalysator. Ansatz 1 2 3 4 5 6 7 Edukt Produkt (43) (42) (44) (45) (47) (46) (48) (49) (51) (50) (52) (53) (55) (54) Ausbeute [%] Selektivität [%] 97 100 53 91 96 78 100 100 49 100 2 100 5 90 [a] 170 °C; 20 h; H2 Druck 20 bar; Lösemittel Toluol/Methanol 1:1 (20 ml); 41 : Substrat = 1: 40. Abb. 1.13: Vorgeschlagener Mechanismus der Entschwefelung von Methylthioglykolaten mit Mo2Cp2(CO)4 (41) als Katalysatorvorstufe am Beispiel von Ansatz 2 in Tab. 1.2. 18 Einleitung Der Mechanismus ist bisher nicht geklärt. Die Autoren schlagen jedoch vor, dass durch Eliminierung der CO-Liganden eine reaktive Verbindung a entsteht, die unter oxidativer Addition des Substrates einen sechsgliedrigen Übergangszustand b ausbildet (Abb. 1.13). Eine oxidative Addition von H2 an die Mo–Mo-Dreifachbindung unter reduktiver Eliminierung von H2S soll anschließend zur Entstehung des Produkts führen. Die schnelle Deaktivierung des Katalysators und die hohe Empfindlichkeit des Startmaterials Mo2Cp2(CO)4 (41) führten jedoch dazu, dass experimentelle Befunde über die Natur des Katalysators ausstehen. 19 2. Zielsetzung L3Mo≡MoL3-Komplexe mit π-donierenden Liganden sind durch ihre interessanten Eigenschaften vielseitig einsetzbar. Unter anderem zeigen diese Verbindungen eine komplexe Reaktivität, die eine effiziente Substrataktivierung ermöglichen könnte. Die Mo–MoDreifachbindung ist elektronenreich und kann als Reduktionsmittel reagieren. Jedoch besitzen L3Mo≡MoL3-Komplexe auch elektrophilen Charakter, haben eine Koordinationslücke und können reversibel Lewis-Basen binden. Die Oxidationsstufen der Molybdänatome können über einen weiten Bereich variiert werden, was vielfältige Redoxprozesse ermöglicht. Außerdem befinden sich im Molekül zwei benachbarte Metallatome, die eine kooperative Substrataktivierung erlauben könnten. Abb. 2.1: Schematische Darstellung der Ziele. L3Mo≡MoL3-Komplexe mit π-donierenden Liganden wurden bisher wenig in der Katalyse eingesetzt. Daher ist es Ziel der vorliegenden Arbeit, diese Verbindungen in Hinblick auf katalytische Anwendungen näher zu untersuchen. Als Modellsysteme werden Dimolybdän(III)hexaalkoxide eingesetzt, die zuerst durch Verwendung von bifunktionellen Alkoholen derivatisiert werden sollen (Abb. 2.1). Funktionalisierte Komplexe dieser Art sind bisher unbekannt. Als funktionelle Gruppen sollen einerseits C-C-Doppelbindungen in die Liganden eingeführt werden, um eine Heterogenisierung durch Polymerisation zu ermöglichen. Andererseits sollen Ether- und Cyanofunktionen eingesetzt werden, um intra20 Zielsetzung und intermolekulare Lewis-Donorkoordinationen an die Mo–Mo-Dreifachbindung detaillierter zu betrachten. Anschließend sollen die erhaltenen Dimolybdän(III)hexaalkoxide in katalytischen Umsetzungen erprobt werden (Abb. 2.1). Es werden zwei Modellreaktionen untersucht, die das Potential dieser Systeme als duale Präkatalysatoren aufzeigen soll. Dabei handelt es sich um die Oxygenierung von Olefinen und die Deoxygenierung von Organosulfoxiden. In diesem Zusammenhang soll versucht werden, durch stöchiometrische Reaktion Zwischenstufen der Substrataktivierung zu isolieren. Ein weiterer Aspekt dieser Arbeit ist Synthese von heterobimetallischen Alkoxid-Komplexen, die eine Mo–Mo-Dreifachbindung enthalten (Abb. 2.1). Dies ist aus zwei Gründen von Interesse: Zum Einen kann die Einführung eines Heterometalls, das andere katalytische Eigenschaften als Molybdän besitzt, einen Einsatz in konsekutiven Prozessen ermöglichen. Zum Anderen könnte die Verwendung solcher Komplexe als Einkomponenten-Precursoren in der Materialsynthese vielversprechend sein. Als Synthesestrategie sollen Metall-AlkoxidKomplexe mit Dimolybdän(III)hexaalkoxiden reagiert werden, die unter Addition von Alkoxid-Liganden an die Dimolybdändreifachbindung salzartige Cluster des Typs M2[Mo2(OR)]8 bilden könnten. 21 3. Diskussion 3.1 Synthese neuartiger Dimolybdän(III)hexaalkoxide Die ersten π-Donor-stabilisierten Dimolybdän(III)komplexe Mo2(NR2)6 mit R = methyl (26), ethyl (56) wurden als Nebenprodukte in der Metathesereaktion von MoCl3 bzw. MoCl5 und dem entsprechenden Lithiumamid erhalten.[56] Anschließend konnte die Ausbeute dieser Verbindungen durch Änderung des Startmaterials zu Mo2Cl6(dme)2 (57) signifikant erhöht werden.[57] Eine Protolyse ausgehend von 26 und 56 bietet die Möglichkeit zur Synthese substituierter Komplexe. Jedoch führt die Verwendung von Alkoholen in dieser Reaktion häufig zu unvollständig substituierten Produkten oder Basen-Addukten.[58] Um dies zu vermeiden, kann alternativ der Komplex Mo2(OtBu)6 (25) als Startmaterial eingesetzt werden, der in hoher Ausbeute durch Salzmetathese von 57 mit LiOtBu zugänglich ist. Die Anzahl vollständig charakterisierter Dimolybdän(III)hexaalkoxide ist vergleichsweise gering und funktionalisierte Komplexe sind bisher unbekannt. Aus diesem Grund beschreibt der erste Teil dieser Arbeit die Synthese und Charakterisierung von neuartigen Dimolybdän(III)hexaalkoxiden. 3.1.1 Funktionalisierte Dimolybdän(III)hexaalkoxide Eine Reihe verschiedener Funktionalitäten konnte in die Ligandensphäre der Mo–MoDreifachbindung integriert werden. Die Einführung von C–C-Doppelbindungen wurde durch Verwendung des bifunktionellen Alkohols 2-Methylbut-3-en-2-ol (MBEOH) erreicht. Aus der Reaktion von Mo2Cl6(dme)2 (57) mit einem in situ erzeugten Lithiumalkoholat konnte nach Aufarbeitung und Kristallisation der Komplex Mo2(OMBE)6 (58) in 79 % Ausbeute isoliert werden (Schema 3.1). Schema 3.1: Synthese von Mo2(OMBE)6 (58) durch Salzmetathese von Mo2Cl6(dme)2 (57) mit LiOMBE. 22 Diskussion 58 ist ein helloranger, kristalliner Feststoff, der im Vakuum (10–3 mbar) bei 100-120 °C sublimiert. Im Gegensatz zur durchgeführten Salzmetathese, führte die Alkoholyse von Mo2(OtBu)6 (25) mit MBEOH führte nicht zur Bildung von 58, sondern zur Entstehung von mehreren, undefinierten Produkten. Die Charakterisierung von Verbindung 58 erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMRSpektroskopie und durch eine Elementaranalyse. Im 1H-NMR-Spektrum von 58 erscheint das Resonanzsignal der Methyl-Protonen als Singulett bei δ = 1.62 ppm (Abb. 3.1). ■ M = Mo (58) Li ■ ■ ■ ▲ ♦ ● ▲ ♦ ● 6 5 4 3 2 [ppm] ←δ Abb. 3.1: 1H-NMR-Spektrum von 58 (blau) und LiOMBE (rot) in C6D6 bei 25 °C. Die drei Resonanzen der Ethenyl-Einheit erscheinen als Dubletts von Dubletts bei δ = 6.26 (3JH-H = 17.3 Hz, 3JH-H = 10.8 Hz, Integration 6H), 5.24 (3JH-H = 17.3 Hz, 2JH-H = 1.5 Hz, Integration 6H) und 4.93 ppm (3JH-H = 10.8 Hz, 2JH-H = 1.5 Hz, Integration 6H). Die Signale der Methyl-Gruppen von 58 zeigen eine ungewöhnlich große Verschiebung zu tieferem Feld. Um dies zu verdeutlichen, sind in Abbildung 3.1 die 1H-NMR-Spektren von 58 und dem Lithiumalkoholat LiOMBE zum Vergleich abgebildet. Es ist deutlich zu erkennen, dass die Signale der Methyl-Protonen beider Verbindungen bei δ = 1.62 ppm (M =Mo) und bei δ = 1.26 ppm (M = Li) stärker von einander abweichen, als die Signale der Protonen der Ethenyl-Einheit im Bereich von δ = 6.26-4.86 ppm. Dies lässt vermuten, dass nicht nur der positive induktive Effekt des Metalls für die Verschiebung zu tieferem Feld verantwortlich ist, sondern auch die diamagnetische Anisotropie der Mo–Mo-Dreifachbindung zu diesem Effekt 23 Diskussion beiträgt.[59, 60] Die Anisotropie führt zu einer Entschirmung der Protonen entlang der Achse der Mo–Mo-Dreifachbindung und einer Abschirmung der Protonen in äquatorialer Position. Aus der chemischen Verschiebung von 58 lässt sich für die räumliche Struktur vermuten, dass die Ethenyl-Einheit in Lösung eine distale (entfernte) Anordnung einnimmt. Schema 3.2: Synthese der funktionalisierten Dimolybdän(III)hexaalkoxide 59-61. Die Einführung eines anderen Liganden mit C–C-Doppelbindung wurde durch Alkoholyse von Mo2(OtBu)6 (25) mit (s)-(–)-α-Terpineol (TerpOH) erreicht (Schema 3.2). Der chirale Komplex Mo2(OTerp)6 (59) konnte in 67 % Ausbeute isoliert werden. 59 ist ein oranger, wachsartiger Feststoff, der sich im Vakuum (10–3 mbar) bei 120 °C zersetzt ohne zu sublimieren. Die Charakterisierung von Verbindung 59 erfolgte durch 1D- und 2D-MultikernNMR-Spektroskopie und durch eine Elementaranalyse. Im 1H-NMR-Spektrum erscheint das Resonanzsignal der Methyl-Protonen in Nachbarschaft der Hydroxy-Funktion als Singulett bei δ = 1.70 ppm. Bei δ = 1.25 ppm erscheint das Singulett der Protonen der Methyl-Gruppe am Cyclohexen-Ring. Das Proton der tertiären Ethenyl-Einheit zeigt ein Singulett mit charakteristischer chemischer Verschiebung bei δ = 5.53 ppm. Die Protonen der CH2Gruppen des Cyclohexen-Rings zeigen breite Multipletts, die sich im Bereich von δ = 1.46−2.47 ppm überlagern. Ein Ligand mit einer Ether-Funktion wurde durch Alkoholyse von Mo2(OtBu)6 (25) mit Methoxy-2-methylpropan-2-ol (MMPOH) eingeführt (Schema 3.2). Aus der Reaktion konnte nach Aufarbeitung und Kristallisation Mo2(OMMP)6 (60) in 74 % Ausbeute isoliert werden. 60 ist ein helloranger, kristalliner Feststoff, der im Vakuum (10–3 mbar) bei 100-110 °C sublimiert. Die Charakterisierung von Verbindung 60 erfolgte durch 1D- und 2D-MultikernNMR-Spektroskopie und durch eine Elementaranalyse. Im 1H-NMR-Spektrum wird ein Singulett bei δ = 1.60 ppm beobachtet, dass den Protonen der Methyl-Gruppen zugeordnet 24 Diskussion werden kann. Die CH2-Gruppe zeigt ein Singulett bei δ = 3.44 ppm (Integral 12H) und die Methoxy-Gruppe ein Singulett bei δ = 3.18 ppm (Integral 18H). Die Einführung einer Cyano-Funktion gelang durch Alkoholyse von Mo2(OtBu)6 (25) mit 1-Cyano-2-methylpropan-2-ol (CMPOH) (Schema 3.2). Der Komplex Mo2(OCMP)6 (61) konnte in 59 % Ausbeute isoliert werden. 61 ist ein roter, kristalliner Feststoff, der sich im Vakuum (10–3 mbar) bei 90-100 °C zersetzt ohne zu sublimieren. Die Charakterisierung von Verbindung 61 erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMR-Spektroskopie und durch eine Elementaranalyse. Im 1H-NMR Spektrum erscheint das Resonanzsignal der Methyl-Gruppen als Singulett bei δ = 1.45 ppm (Integral 36H). Die CH2-Gruppe zeigt ein Singulett bei δ = 2.84 ppm (Integral 12H). 61 Abb. 3.2: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 61. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoff- und Stickstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. 58-60 kristallisieren aus gesättigten n-Hexanlösungen in Form von feinen Nadeln, die nicht für eine Röntgenstrukturanalyse geeignet waren. Verbindung 61, die unter gleichen Bedingungen als einkristalline Rhomben erhalten wurde, konnte hingegen durch eine Röntgenstruktur charakterisiert werden. Die Verbindung kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2/c mit Z = 4. Wie zuvor für andere monodentate Systeme beobachtet,[61] besitzt das Molekül eine gestaffelte Konformation terminaler OCMP-Liganden (Abb. 3.2). Die Mo–Mo-Bindungslänge beträgt 2.230(1) Å und liegt im Bereich literaturbekannter Mo– 25 Diskussion Mo-Dreifachbindungen (Tab. 3.1).[61] Die drei Mo–O-Bindungsabstände von 1.920(6), 1.901(6) und 1.871(6) Å sind unterschiedlich lang. Außerdem sind die Liganden ungleich angeordnet und nehmen relativ zur Mo–Mo-Dreifachbindung verschiedene Positionen ein (Abb. 3.2). Dabei wird für zwei Liganden eine distale Anordnung (O2, O3) und für einen Liganden (O1) eine proximale Anordnung beobachtet. Tab. 3.1: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] für 61-66. 61 62[a] 63[62] 64 65 66[a] Mo1–Mo2 2.230(1) 2.246(1) 2.2217(8) 2.2219(14) 2.2464(7) 2.2416(11) Mo1–O1 1.920(6) 1.924(6) 1.906(3) 1.920(4) 1.912(3) 1.929(5) Mo1–O2 1.901(6) 1.887(4) 1.896(3) 1.879(4) 1.880(3) 1.901(4) Mo1–O3 1.871(6) 1.887(4) 1.883(3) 1.887(4) 1.872(3) 1.889(5) O1–Mo1–O2 115.8(2) 115.8(2) 114.45(14) 115.47(17) 109.82(12) 115.7(2) O2–Mo1–O3 116.0(3) 111.4(2) 115.89(14) 116.60(18) 116.36(12) 118.1(2) O3–Mo1–O1 118.4(3) 115.8(2) 115.44(14) 115.47(17) 116.22(11) 114.7(2) [a] Aufgrund der Kristallsymmetrie sind für 62 die Atome O2 und O3 identisch. 26 Diskussion 3.1.2 Heteroleptische Dimolybdän(III)hexaalkoxide Wie zuvor erwähnt (s. Abs. 3.1.1), waren heteroleptische Dimolybdän(III)hexaalkoxide mit monodentaten Liganden bisher unbekannt. Diese Verbindungen könnten einen interessanten Einblick in die Bindungssituation und die strukturellen Eigenschaften von Mo≡Mo-Systemen ermöglichen. Für die erfolgreiche Darstellung heteroleptischer Dimolybdän(III)hexaalkoxide wurde eine Syntheseroute durch partiellen Ligandenaustausch entwickelt. Schema 3.3: Synthese der heteroleptischen Dimolybdän(III)hexaalkoxide 62 und 63. Durch Reaktion von Mo2(OtBu)6 (25) mit den Alkoholen 2,5-Dimethylhexan-2,5-diol (DMH(OH)2) (´Molverhältnis 1:2) bzw. 2,2-Dimethylpropan-1-ol (NeoPenOH) (Molverhältnis 1:4) konnten die heteroleptischen Komplexe Mo2(OtBu)2(O2DMH)2 (62) und Mo2(OtBu)2(ONeoPen)4 (63)1[62] in 89 % bzw. 65 % Ausbeute isoliert werden (Schema 3.3). Die Verbindungen sind hellgelbe, kristalline Feststoffe, die im Vakuum (10–3 mbar) bei 100-120 °C sublimieren. Die Verwendung größerer Mengen DMH(OH)2 bzw. Neo PenOH in der Alkoholyse von Mo2(OtBu)6 (25) führte in beiden Fällen zum vollständigen Austausch der Alkoxid-Liganden unter Bildung der jeweiligen homoleptischen Komplexe. Die Charakterisierung von 62 und 63 erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMR-Spektroskopie und durch Elementaranalysen. In Tabelle 3.2 sind die Resonanzen der 1H- und 13 C-NMR- Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Die Integralverhältnisse beweisen, dass jeweils vier OtBu-Gruppen ausgetauscht wurden. 1 In Zusammenarbeit mit Dr. J.-G. Ma. 27 Diskussion Tab. 3.2: NMR-chemische Verschiebungen der Komplexe 62 und 63. −OC(CH3)3 Eingeführter 62[a] 1 13 H- 1 C- 13 H- Alkoxid- NMR NMR Ligand δ [ppm] δ [ppm] 1.77 (R−CH2−R) 82.4 (R3C−O) 1.27 (R−CH3) 32.4 (R−CH2−R) 1.11 (R−CH3) C- 68.2 (R3C−O) 31.3 (R−CH3) 27.6 (R−CH3) 63[b] 5.25 (OCH2−R), 76.67 (O−CH2−R) 1.17 (RCH3), 34.27 (R−C−CH3) 1.13 (RCH3) 88.62 (R3C−O) 26.36 (R−CH3) 32.22 (R3C−CH2O) [a] in CDCl3 bei 25 °C; [b] in C6D6 bei 25 °C. Die Resonanzen der 1H-NMR-Spektren von 62 und 63 zeigen eine hohe Halbwertsbreite, was auf eine Fluktuation der Alkoxid-Liganden in Lösung schließen lässt. Temperaturabhängige NMR-Studien lieferten jedoch keinen Beweis für einen inter- oder intramolekularen Ligandenaustausch. Wie für andere Komplexe bekannt, ist die Verbreiterung vermutlich auf eine sterisch gehinderte Rotation um die Mo–O-Bindungsachse zurückzuführen.[61] Durch die diamagnetische Anisotropie der Mo–Mo-Dreifachbindung befinden sich so die Protonen der Methyl-Gruppe in einer magnetisch unterschiedlichen Umgebung. Die entwickelte Strategie zur Synthese heteroleptischer Dimolybdän(III)hexaalkoxide wurde anschließend erfolgreich auf die Komplexe 58-60 übertragen. Im Gegensatz dazu, reagierte Mo2(OCMP)6 (61) unter den genannten Reaktionsbedingungen nicht mit Neo PenOH oder DMHOH. Schema 3.4: Synthese der heteroleptischen Dimolybdän(III)hexaalkoxide 64 und 66. Durch Zugabe von vier Moläquivalenten 2,2-Dimethylpropan-1-ol (NeoPenOH) (Verhältnis 1:4) zu Mo2(OMBE)6 (58) bzw. Mo2(OMMP)6 (60) führte zur Bildung der heteroleptischen Komplexe Mo2(ONeoPen)2(OMBE)4 (64) und Mo2(ONeoPen)2(OMMP)4 (66), die nach 28 Diskussion Aufarbeitung und Kristallisation in 89 bzw. 77 % Ausbeute erhalten werden konnten (Schema 3.4). 64 und 66 sind hellgelbe, kristalline Feststoffe, die im Vakuum (10–3 mbar) bei 110-120 °C sublimieren. Die Verwendung größerer Mengen von Neo PenOH führte, im Gegensatz zur Reaktion mit 62 und 63, zu keiner zusätzlichen Substitution der AlkoxidLiganden. Die Charakterisierung von 64 und 66 erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMRSpektroskopie und durch Elementaranalysen. In Tabelle 3.3 sind die Resonanzen der 1H- und 13 C-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Tab. 3.3: NMR-chemische Verschiebungen der Komplexe 64-66. Eingeführtes ONeoPen 1 Alkoxid- 13 H- 1 C- NMR Ligand δ [ppm][a] δ [ppm] 65 C- NMR [a] 64 13 H- 5.70 (RHC=CH2) 146.8 (RHC=CH2) 5.32 (OCH2−R) 78.5 (O−CH2−R) 4.92 (RHC=CH2) 110.1 (RHC=CH2) 1.07 (R−CH3) 34.7 (R3C−CH2O) 4.66 (RHC=CH2) 80.5 (R3C−O) 1.62 (R−CH3) 28.0 (R−CH3) 5.31 (R2C=CHR) 133.2 (R2C=CHR) 5.52 (OCH2−R) 77.3 (O−CH2−R) 1.61 (RCH3) 121.2 (R2C=CHR) 1.17 (R−CH3) 31.3 (R3C−CH2O) [b] 2.14−1.26 83.5 (R3C−O) 1.19 (R−CH3) 46.4, 29.2, 26.8 (R−CH3) 27.5 (R−CH3) 26.3, 24.4, 23.2 66 2.68 (R−CH2OCH3) 87.9 (R3C−O) 5.38 (OCH2−R) 77.9 (O−CH2−R) 2.55 (R−CH2OCH3) 80.5 (R−CH2−OCH3) 1.20 (R−CH3) 34.3 (R3C−CH2O) 1.33 (R−CH3) 57.4 (R−CH2−OCH3) 27.6 (R−CH3) 26.5 (R−CH3) [a] in C6D6 bei 25 °C. Die Integralverhältnisse in den 1H-NMR-Spektren beweisen, dass jeweils vier AlkoxidGruppen ausgetauscht wurden. Wie für 62 und 63 beobachtet, zeigen die Resonanzsignale in den 1H-NMR-Spektren von 64 und 66 eine hohe Halbwertsbreite, die vermutlich auf eine sterisch gehinderte Rotation um die Mo–O-Bindungsachse zurückzuführen ist.[61] Der partielle Ligandenaustausch von Mo2(OTerp)6 (59) mit Neo PenOH führte nicht zum Austausch von vier, sondern von nur zwei OTerp-Liganden (Schema 3.5). Dies lässt sich vermutlich durch sterische Hinderung eines weiteren Ligandenaustauschs erklären. 29 Diskussion Aus der Reaktion konnte die Verbindung Mo2(ONeoPen)2(OTerp)4 (65) nach Aufarbeitung und Kristallisation in 85 % Ausbeute isoliert werden. 65 ist ein hellgelber, kristalliner Feststoff, der sich im Vakuum (10-3 mbar) bei 120 °C zersetzt ohne zu sublimieren. Schema 3.5: Synthese von Mo2(ONeoPen)2(OTerp)4 (65). Die Verwendung größerer Mengen von Neo PenOH führte zu keiner zusätzlichen Substitution der OTerp-Liganden. Die Charakterisierung von 65 erfolgte durch 1D- und 2D-MultikernNMR-Spektroskopie und durch eine Elementaranalyse. In Tabelle 3.3 sind die Resonanzen der 1H- und 13 C-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Wie im Falle von 64 und 66 zeigen die Resonanzen im 1H-NMR-Spektrum von 65 eine hohe Halbwertsbreite. Der partielle Ligandenaustausch in den Komplexen 58-60 hat einen interessanten Einfluss auf die chemische Verschiebung der Alkoxid-Gruppen. Um dies zu verdeutlichen, ist in Abbildung 3.3 ein Vergleich der homoleptischen Komplexe Mo2(ONeoPen)6 (34a) und Mo2(OMMP)6 (60), sowie des heteroleptischen Komplexes 66 gezeigt. Im Vergleich zum homoleptischen Komplex 60 (rot) sind die Signale der tertiären OMMP-Liganden von 66 (blau) zu höherem Feld verschoben. Für die Methylen-Einheit der Liganden ist dies mit δ = 3.44 ppm für 60 und δ = 2.68 ppm für 66 am Stärksten ausgeprägt. Im Gegensatz dazu sind die Signale des primären ONeoPen-Liganden im heteroleptischen Komplex, verglichen mit Mo2(ONeoPen)6 (34a), bei δ = 1.20 und 5.38 ppm signifikant zu tieferem Feld verschoben. Die Änderung der chemischen Verschiebungen lässt sich auf die diamagnetische Anisotropie der Mo–Mo-Dreifachbindung zurückzuführen.[59, 60] Daraus folgt, dass die Alkoxid-Liganden in den heteroleptischen Komplexen relativ zur Mo–Mo-Dreifachbindung andere Positionen einnehmen als in den homoleptischen Analoga. Für die Position der Alkoxid-Liganden in Lösung lässt sich anhand der chemischen Verschiebung vermuten, dass die OMMP-Liganden eine distale und die ONeoPen-Liganden eine proximale Anordnung einnehmen. Die Verschiebung der Alkoxid-Signale von homo- zu heteroleptischen Komplexen lässt sich für alle synthetisierten Verbindungen beobachten (Tab. 3.3). 30 Diskussion ■ Mo2(ONeoPen)6 (34a) Mo2(OMMP)6 (60) Mo2(ONeoPen)2(OMMP)4 (66) ■ * * * * * * * ▲ ● ● ♦ ▲ ♦ ♦ ▲ ▲ ♦ ♦ ■ ● ■ 5 ● 4 3 2 [ppm] ←δ Abb. 3.3: 1H-NMR-Spektren von Mo2(ONeoPen)6 (34a) (grün) und Mo2(OMMP)6 (60) (rot), sowie von Mo2(ONeoPen)2(OMMP)4 (66) (blau) in C6D6 bei 25 °C. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 62, 64-66 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten n-Hexanlösungen erhalten werden. Die Alkoxid-Liganden sind in allen Molekülstrukturen gestaffelt angeordnet und ungleich positioniert.[62] In den Kristallstrukturen wird nur das 1,2-Mo-Isomer mit einer anti-Konfiguration beobachtet. Im Folgenden werden die strukturellen Details der Komplexe getrennt voneinander diskutiert. Verbindung 62 kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pnnm mit Z = 2 (Abb. 3.4). Die Mo–Mo-Bindungslänge beträgt 2.246(1) Å und ist im Vergleich zu 61 und literaturbekannten Dimolybdän(III)hexaalkoxiden (Tab. 3.1) signifikant verlängert.[62] Diese Verlängerung liegt in der Vermeidung sterischer Abstoßung durch die bidentaten Liganden begründet.[58] Der DMHO-Ligand verbrückt beide Molybdänatome und beide AlkoxyFunktionalitäten nehmen dabei proximale Positionen mit einem Mo-O-Bindungsabstand von 1.887(4) Å ein. Die Ethandiyl-Einheit steht dabei orthogonal zur Mo–Mo-Dreifachbindung. Die OtBu-Liganden befinden sich in distaler Position mit einem Mo-O-Bindungsabstand von 1.924(6) Å. 31 Diskussion Verbindung 64 kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 mit Z = 2. Die Mo–MoBindungslänge von 2.2219(14) Å ist vergleichbar mit der Länge literaturbekannter Mo–MoDreifachbindungen (Tab. 3.1).[62] Der OMBE-Ligand nimmt eine distale Position mit einer Mo–O-Bindungslänge von 1.920(4) Å ein. Die ONeoPen-Liganden befindet sich in einer proximalen Anordnung mit Mo–O-Bindungslängen von 1.879(4) bzw. 1.887(4) Å. Die Ethenyl-Einheit des OMBE-Liganden ist auf die Lewis-acide Position der Mo–MoDreifachbindung gerichtet (Abb. 3.4). C1 C2 O2 Mo2 Mo1 O1 O3 O3 C1 C2 62 64 Abb. 3.4: ORTEP-Darstellung der Molekülstrukturen von 62 und 64. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Dabei liegen die Mo–C-Abstände im Bereich von 2.907(5)-3.515(7) Å und sind signifikant kürzer als der VdW-Radius beider Atomsorten. Dies lässt eine schwache Koordination der C– C-Doppelbindung an das Molybdänatom vermuten. Tatsächlich ist die Anordnung des Liganden nicht allein auf sterische Abstoßung oder günstigere Packungseffekte zurückzuführen. Verbindung 65 kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/c mit Z = 2. Der Mo–MoAbstand beträgt 2.2464(7) Å und die Molybdändreifachbindung ist leicht verlängert (Tab. 3.1).[62] Grund für die Verlängerung ist die Vermeidung von Abstoßung durch die sterisch anspruchsvollen OTerp-Liganden. Einer der OTerp-Liganden nimmt eine distale Position mit einer Mo–O-Bindungslänge von 1.912(3) Å ein. Die verbliebenen AlkoxidLiganden befinden sich in proximaler Anordnung mit Bindungslängen von 1.880(3) und 32 Diskussion 1.872(3) Å. Aufgrund der räumlichen Distanz zwischen der eingeführten C–C-Doppelbindung und der Mo–Mo-Dreifachbindung wird im Komplex 65 keine Koordination beobachtet. Komplex 66 kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 . Der Mo–Mo-Abstand beträgt 2.2416(11) Å und ist aufgrund der Koordination der terminalen Ether-Funktion an die Mo– Mo-Dreifachbindung leicht verlängert (Tab. 3.1).[62] Der OMMP-Ligand besitzt eine distale Anordnung mit einer Mo–O-Bindungslänge von 1.912(3) Å. Die ONeoPen-Liganden nehmen eine proximale Position mit Mo–O-Bindungslängen von 1.901(4) bzw. 1.889(5) Å ein. Die terminale Ether-Funktion des OMMP-Liganden koordiniert in einem Abstand von 2.665(2) Å an die Mo–Mo-Dreifachbindung (Abb. 3.5). Die Positionierung der Ether-Funktion ist geometrisch mit der Ausrichtung der Ethenyl-Einheit im Komplex 64 vergleichbar. Die beschriebene Verlängerung der Mo–Mo-Bindung durch die Koordination ist relativ gering. Wie im Falle der Koordination anderer Lewis-Basen an Dimolybdän(III)hexaalkoxide,[43] wird die Bindungsschwächung vermutlich durch einen Rückgang der π-Donor-Koordination der OMMP-Liganden ausgeglichen. C2 C1 O1 Mo2 O1 Mo2 Mo1 Mo1 O2 O2 O3 O3 O4 65 66 Abb. 3.5: ORTEP-Darstellung der Molekülstrukturen von 65 und 66. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Aus den erhaltenen NMR- und Einkristall-Röntgenstrukturdaten kann eine Aussage über die Besetzung distaler und proximaler Positionen in den heteroleptischen Dimolybdän(III)hexaalkoxiden getroffen werden (Abb. 3.6). Es zeigt sich, dass die distale Anordnung R durch sterisch weniger anspruchsvolle Alkoxid-Liganden besetzt wird. Als 33 Diskussion Faktor dominiert dabei, durch die räumliche Nähe zur Mo–Mo-Dreifachbindung, die Substitution am α-Kohlenstoff-Atom. Abb. 3.6: Abhängigkeit der Art des Alkoxid-Liganden auf das Substitutionsmuster von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden. Die starke Abhängigkeit der räumlichen Anordnung vom Substitutionsmuster bestätigt die Hypothese,[28] dass in Dimolybdän(III)hexaalkoxiden nur geringe π-Rückbindungsanteile der freien Elektronpaare am Sauerstoffatom des Alkoxid-Liganden vorhanden sind und die Alkoxid-Liganden zur Maximierung der Mo–Mo-Wechselwirkungen flexibel angeordnet werden können. 34 Diskussion 3.1.3 95Mo-NMR-Untersuchungen der synthetisierten Dimolybdän(III)hexaalkoxide Um die Dreifachbindung zwischen beiden Molybdänatomen zu bestätigen, wurden die synthetisierten Komplexe 58-66 mit 95 Mo-NMR-Spektroskopie untersucht. Dimolybdän(III)hexaalkoxide zeigen, im Gegensatz zu mononuklearen Mo-Komplexen, charakteristisch tieffeldverschobene Resonanzen im Bereich von δ = 2430-3695 ppm.[61] Obwohl der Grund für die hohe Entschirmung der Molybdänatome bisher umstritten ist, können Komplexe mit Resonanzen in diesem ppm-Bereich eindeutig mit der Existenz einer Mo–Mo-Dreifachbindung korreliert werden. In Abbildung 3.7 ist das 95 Mo-NMR-Spektrum von Mo2(OMBE)6 (58) gezeigt. 2667 58 ←δ Abb. 3.7: 95Mo-NMR-Spektrum von 58. Das Resonanzsignal von 58 besitzt eine hohe Halbwertsbreite bedingt durch die quadrupolare Relaxation der Molybdänkerne. Dies führt ebenfalls dazu, dass skalare Kopplungsmuster unter den angewandten Messbedingungen nicht aufgelöst werden können. Die Messungen der Komplexe 58-66 ergaben chemische Verschiebungen zwischen δ = 2445-2720 ppm, die die Existenz der Mo-Mo-Dreifachbindungen bestätigen (Tab. 3.4). Wie in früheren Studien gezeigt werden konnte, wird die chemische Verschiebung der Molybdänatome stark vom Substitutionsmuster beeinflusst.[61] Dabei nimmt bei Dimolybdän(III)hexaalkoxiden die Abschirmung der 95 Mo-Kerne von tertiären zu primären Liganden zu.[61] Interessanterweise liegen die chemischen Verschiebungen der heteroleptischen Komplexe zwischen den Resonanzen der primären und tertiären homoleptischen Verbindungen. 35 Diskussion Tab. 3.4: 95Mo-NMR-chemische Verschiebungen der Komplexe 25, 34a, 58-66.[a] 95 95 Mo-NMR Verbindung Mo-NMR Verbindung δ [ppm] Mo2(OtBu)6 (25)[61] 2645 63[62] 2593 58 2667 64 2611 59 2720 65 2481 60 2632 66 2602 62 2689 Mo2(NeoPen)6 (34a)[61] 2445 [a] in C6D6 bei 25 °C. 36 δ [ppm] Diskussion 3.2 Dimolybdän(III)hexaalkoxide als duale Präkatalysatoren in der Redoxkatalyse Dreifachgebundene Dimolybdän(III)hexaalkoxide erscheinen durch ihre vielseitige Reaktivität und Komplexität als vielversprechende Kandidaten zur Entwicklung effizienter Katalysatoren. Insbesondere die Möglichkeit zur kooperativen Substrataktivierung und die Variabilität der Oxidationsstufen am Molybdän könnten neuartige Reaktionspfade eröffnen. Darüber hinaus ist Molybdän in großen Mengen verfügbar und besitzt eine geringe Toxizität, was die Anwendung in industriellen und pharmazeutischen Transformationen ermöglicht. Im folgenden Abschnitt konnten Dimolybdän(III)hexaalkoxide als duale Präkatalysatoren in Oxygenierungs- und zur Deoxygenierungsreaktionen etabliert werden. Ein dualer Präkatalysator hat den Vorteil, dass mehrere Umsetzungen mit der gleichen Verbindung durchgeführt werden können. Da viele katalytische Prozesse zur Oxygenierung und Deoxygenierung Sauerstoff- und Wasserstoff-übertragende Reagenzien nutzen, wurden zuerst stöchiometrische Reaktionen mit diesen Reagenzien durchgeführt und entstehende Reaktionsprodukte analysiert. Anschließend konnten Dimolybdän(III)hexaalkoxide in katalytischen Oxygenierung und Deoxygenierung unter Verwendung dieser Reagenzien angewandt werden. 3.2.1 Stöchiometrische Umsetzungen mit Sauerstoff-übertragenden Reagenzien Kürzlich wurde in unserer Arbeitsgruppe begonnen, die Reaktivität von Sauerstoffübertragenden Reagenzien mit Dimolybdän(III)hexaalkoxiden zu untersuchen. Als isolobales Äquivalent zu H2O2 wurde hierzu Et2NOH als Oxidationsmittel eingesetzt. Aus der Reaktion der Komplexe Mo2(ONeoPen)6 (34a) und Mo2(OtBu)2(ONeoPen)4 (63) mit Et2NOH konnten so die Komplexe Mo2(O)(ONeoPen)8 (67) und Mo2(O)(OtBu)2(ONeoPen)6 (68) isoliert werden (Schema 3.6).[62] Der Mechanismus der Reaktion ist bisher nicht geklärt. Außerdem wird die Entstehung mehrer Nebenprodukte, z. B. oligomere Verbindungen mit der dinuklearen Einheit [Mo2O4(OR)2]n mit n = 6-10, beobachtet, die jedoch nicht vollständig charakterisiert werden konnten. Eine stufenweise Oxidation unter Erhalt der Mo–Mo-Dreifachbindung konnte in dieser Umsetzung nicht erreicht werden. Um einen genaueren Einblick in die Oxygenierung der Mo≡Mo-Einheit zu erhalten, wurden weitere Untersuchungen auf Grundlage der beschriebenen Reaktionen durchgeführt. Da Et2NOH in den vorherigen Reaktionen auch unerwünschte Substitutionsreaktionen zeigte,[62] wurde das isolobale Peroxid t BuOOH als Sauerstoffquelle verwendet. 37 Diskussion Schema 3.6: Reaktionen von Mo2(ONeoPen)6 (34a) und Mo2(OtBu)2(ONeoPen)4 (63) mit Et2NOH als Sauerstoff-übertragendes Reagenz. Als Ausgangsverbindung wurde der Komplex Mo2(OtBu)6 (25) eingesetzt, um die sterische Abschirmung der Mo–Mo-Dreifachbindung zu erhöhen. Zur Donor-Stabilisierung der MoZentren wurde außerdem LiOtBu (71) zugefügt. Die Zugabe von tBuOOH zu einer Mischung von 25 und zwei Moläquivalenten 71 führte zur Bildung der mononuklearen Verbindung (O)Mo(OtBu)3·LiOtBu (69) (Schema 3.7). Schema 3.7: Umsetzung von Mo2(OtBu)6 (25) mit tBuOOH als Sauerstoff-übertragendes Reagenz in Anwesenheit von LiOtBu (71). Der erhaltene, paramagnetische Komplex 69 kristallisiert bei –78 °C als hellgelber Feststoff in der Reaktionslösung in 22 % Ausbeute. Die Verbindung ist temperaturlabil und zersetzt sich bei längerer Lagerung langsam zu undefinierten Molybdänblauspezies.[63-65] Die Zusammensetzung von 69 konnte durch eine Elementaranalyse bestätigt werden. Massenspektrometrische Untersuchungen der erhaltenen Verbindungen lieferten keine 38 Diskussion gesicherten Informationen über die Zusammensetzung der gebildeten Zersetzungsprodukte. Die Valenzschwingung der terminalen O=Mo -Funktion ist im IR-Spektrum bei ν = 942 cm–1 zu beobachten. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 69 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten DME-Lösungen erhalten werden. O1 O5 O2 Li1 Mo1 O3 O4 69 Abb. 3.8: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 69. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Die Verbindung kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 mit Z = 2. Im Molekül ist das Molybdänatom λ5-koordiniert, mit einer terminalen O=Mo-Gruppe (O1), zwei verbrückenden t BuO–Mo-Bindungen (O4, O5) und zwei terminalen tBuO–Mo-Bindungen (O2, O3). Der O=Mo-Abstand beträgt 1.686(2) Å und liegt im Bereich literaturbekannter Mo–ODoppelbindung (Tab. 3.5).[66] Die Mo–O-Bindungslängen der terminalen OtBu-Liganden betragen 1.926(2) und 1.956(2) Å und sind denen im Startmaterial 25 sehr ähnlich. Die Mo– O- und Li–O-Bindungslängen der verbrückenden OtBu-Liganden von 1.978(1) und 2.062(2) bzw. 1.878(5) und 1.937(5) Å sind unterschiedlich lang. Die ungleich langen Mo–OBindungslängen der verbrückenden OtBu-Liganden bestätigen, dass es sich bei 69 um einen Donor-Acceptor-Komplex zwischen einer O=Mo(OtBu)3-Einheit und LiOtBu handelt (Schema 3.4). Die Isolierung des mononuklearen Komplexes 69 bei Verwendung von tBuOOH als Sauerstoff-übertragendes Reagenz lässt eine Instabilität der Mo–Mo-Dreifachbindung unter 39 Diskussion den gegebenen Reaktionsbedingungen vermuten. Aus der Reaktion mit zwei Moläquivalenten t BuOOH konnten keine anderen Produkte der Oxygenierung von 25 isoliert werden. Tab. 3.5: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] für 69 und 70. 69 70 Mo1–Mo2 – 2.6113(6) Mo1–Li1 3.020(5) 3.034(8) Mo1–O1 1.686(2) 1.685(4) Mo1–O2 1.978(1) 2.116(3) Mo1–O3 2.062(2) 2.118(3) Mo1–O4 1.926(2) – Mo1–O5 1.956(2) 1.952(3) L1–O2 1.878(5) 1.917(9) L1–O3 1.937(5) 1.923(7) Mo1–O2–L1 100.0(2) 100.7(3) Mo1–O3–L1 101.0(2) 100.9(3) Eine andere Oxygenierung von Mo2(OtBu)6 (25) wurde durch Verwendung von vier Moläquivalenten tBuOOH in Anwesenheit von LiOtBu (71) erreicht (Schema 3.7). Aus der Reaktion konnte nach Aufarbeitung und Kristallisation der dinukleare Komplex [Mo2(O)4(OtBu)2]2·2LiOtBu (70) in 38 % Ausbeute erhalten werden. Die Charakterisierung von 70 erfolgte durch 1D-Multikern-NMR-Spektroskopie, Massenspektrometrie, FT-IRSpektroskopie und durch eine Elementaranalyse. Im 1H-NMR-Spektrum von 70 erscheint das Resonanzsignal der Methyl-Protonen als Singulett bei δ = 1.13 ppm mit einer sehr hohen Halbwertsbreite. Diese Verbreiterung lässt auf ein fluktuierendes Verhalten der OtBuLiganden schließen. Die Existenz der Mo2(O)4(OtBu)2-Subeinheit in 70 wurde mittels ESIMassenspektrometrie verifiziert. Ein Peak bei m/z = 405 zeigt das erwartete Isotopenmuster der Subeinheit Mo2(O)4(OtBu)2+H+. Eine Fragmentation durch Verlust einer tBu-Gruppe (Mo2(O)4(OtBu)(OH)+H+, m/z = 349) konnte ebenfalls beobachtet werden. Im FT-IRSpektrum erscheint die Valenzschwingung der terminalen O=Mo-Funktion bei ν = 960 cm–1 und die Brückenschwingung der Mo-O-Mo-Einheit bei ν = 720 cm–1.[67] Kryoskopische Messungen ergaben stark abweichende Werte für das Molekulargewicht von 70. Dies deutet auf ein dynamisches Gleichgewicht verschiedener [Mo2(O)4(OtBu)2]n-Oligomere in Lösung hin. Lagert man THF-Lösungen von 70 längere Zeit bei 0 °C, so fällt ein hellgelber, 40 Diskussion unlöslicher Niederschlag aus. Dies könnte durch eine fortschreitende Agglomeration der dinuklearen Mo2(O)4(OtBu)2-Subeinheiten unter Bildung größerer Cluster verursacht werden. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 70 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten THF-Lösungen erhalten werden. Die Verbindung kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2/c mit Z = 2 (Abb. 3.9). Die Analyse offenbart ein Dimer zweier dinuklearer Mo2(O)4(OtBu)2-Subeinheiten, die über zwei äquivalente OtBu-Liganden verbrückt sind (O2). An seinen Enden wird das Dimer durch die Koordination zu LiOtBu und die Ausbildung von zwei verbrückenden OtBu-Liganden begrenzt (O3). Die Donor-Acceptor-Einheit in 70 ist vergleichbar mit der Einheit im mononuklearen Komplex (O)Mo(OtBu)3·LiOtBu (69). Aufgrund der Koordinationsgeometrie am Molybdänatom bildet 70 eine halbringförmige Struktur. Der Mo–Mo-Bindungsabstand beträgt 2.6113(6) Å und ähnelt den Bindungsanständen in strukturell-verwandten Komplexen (Tab. 3.5).[67] O4 O6 O3 70 Abb. 3.9: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 70. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome und nicht-koordinierte Lösemittel (THF) nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Innerhalb der Mo2(O)4(OtBu)2-Subeinheit können zwei terminale O=Mo-Einheiten (O1, O4) und zwei verbrückende Mo-O-Mo-Einheiten (O5, O6) identifiziert werden. Der O=MoBindungsabstand von 1.685(4) Å und der Mo-O-Abstand in der verbrückenden Mo-O-MoEinheit von 2.116(3) Å sind im Bereich literaturbekannter Verbindungen ähnlicher 41 Diskussion Struktur.[67] Die verbrückenden OtBu-Liganden haben eine Mo-O-Bindungslänge von 1.952(3) Å, die ähnlich lang wie die Mo-O-Abstände im mononuklearen Komplex 69 und 25 sind. Die in 70 beobachtete Mo2(O)4(OtBu)2-Subeinheit findet sich als strukturelles Motiv in den ringförmigen Nebenprodukten [Mo2O4(ONeoPen)2]n mit n = 6-10, die in der Reaktion von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden mit Et2NOH als Sauerstoff-übertragenden Reagenz identifiziert wurden.[62] Durch Verwendung von LiOtBu als Donor wird in der Reaktion mit t BuOOH vermutlich eine Agglomeration der Mo2(O)4(OtBu)2-Subeinheit gehindert und so der Halbring 70 erhalten. 42 Diskussion 3.2.2 Katalytische Oxygenierung von Olefinen Die häufigste Anwendung von Mo-O-Komplexen in homogener Phase ist die katalytische Oxygenierung von Olefinen.[68] Als Präkatalysatoren für diese Anwendung wurde bereits eine breite Palette an Verbindungen, wie MoO2(acetylacetonat)2 und Mo(CO)6,[69] Heteropolyanionen [PMo12O40]3–[70] und elementares Molybdän[71] eingesetzt. Besonders intensiv wurden mononukleare Mo(VI)-O-komplexe untersucht.[72] Beispielsweise katalysieren die Komplexe MoO2R2L2 (R = CH3, C2H5; L = 1,4-Diazobutadien) die katalytische Oxygenierung von Olefinen mit tBuOOH als Oxidationsmittel bei 55 °C in guten Ausbeuten (Schema 3.8).[73] Schema 3.8: Katalytische Oxygenierung von Olefinen mit MoO2R2L2 (R = CH3, C2H5; L = 1,4Diazobutadien) als Präkatalysator. Durch systematische Studien konnte eine starke Abhängigkeit zwischen katalytischer Aktivität und dem elektronischen Einfluss der Gruppen R und des Liganden L auf das Molybdänatom beobachtet werden.[74, 75] Die Reaktionsmechanismen wurden intensiv durch theoretische und experimentelle Methoden[76] untersucht, jedoch sind die Elementarschritte der Reaktion bisher nicht bekannt. Obwohl die meisten molybdänbasierten Systeme im Vergleich zu Edelmetallen nur moderate Aktivität zeigen, konnten Kühn et al. mit den Komplexen MoO2X2L2 (X = Halogen; L = bidentate N-Donor-Liganden)[77] (72) und dem ansa-Komplex (Mo[η5-C5H4(CH(CH2)3)η1CH](CO)3)[78] (73) als Präkatalysator hohe Umsatzraten von 2000 h–1 und 3650 h–1 erreichen. Die Durchführung der Reaktionen in ionischen Flüssigkeiten als Reaktionsmedium führte sogar zu Steigerungen der Umsatzraten auf über 8.000 h-1 für 72[77] bzw. 44.000 h-1 für 73.[79] Dimolybdän(III)hexaalkoxide wurden für katalytische Oxygenierungen bisher nicht untersucht und somit war es von großem Interesse, das Potential dieser Verbindung als Präkatalysatoren zu erproben. Die benachbarten Mo-Atome könnten zu kooperativen Effekten führen, die die Geschwindigkeit der Oxidation gegebenenfalls erhöhen. Erste Anhaltspunkte 43 Diskussion für einen kooperativen Effekt bei Mo-Zweikernkomplexen wurden bei Verwendung des Präkatalysators [Mo2O4(µ2-O)Cl2(pyrazolH)4] (74) beobachtet, der eine signifikant gesteigerte Aktivität im Vergleich zu mononuklearen Analoga zeigte.[80] Zur Untersuchung der Eigenschaften von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden als Präkatalysatoren in der Oxygenierung von Olefinen wurden 0.5 mol% Mo2(OtBu)6 (25) mit Cycloocten (75) und tBuOOH als Oxidationsmittel reagiert. Dazu wurden 1.1 Moläquivalente einer n-DecanLösung (5.5 M) von tBuOOH zu einer Lösung von 25 und 75 in CH2Cl2 gegeben. Nach Zugabe des Oxidationsmittels wurde eine stark exotherme Reaktion beobachtet, die zu einer Erwärmung der Reaktionsmischung (~50 °C) führte. Die Lösung veränderte bei Zugabe schnell ihre Farbe von Orange zu Hellgelb. Eine Analyse der Reaktionsmischung durch GCMS zeigte bereits nach 30 Minuten eine vollständige Umsetzung des Edukts 75 zum Epoxid 76 (Schema 3.9). Schema 3.9: Katalytische Oxygenierung von Cycloocten (75) zu Cyclooctenoxid (76) mit 25, 34, 5866 als Präkatalysatoren und tBuOOH als Oxidationsmittel. Die Verwendung unterschiedlicher Dimolybdän(III)hexaalkoxide (25, 34, 58-66) als Präkatalysatoren führte nur zu geringfügig veränderten Ergebnissen. Deshalb wurde für nachfolgende Untersuchungen ausschließlich Mo2(OtBu)6 (25) als Präkatalysator eingesetzt. Zur Untersuchung der Abhängigkeit der Präkatalysatorkonzentration auf die Geschwindigkeit der Oxygenierung wurde die Präkatalysatorbeladung graduell verringert. Dabei führte die Reaktion mit 0.05 mol% 25 unter den oben genannten Reaktionsbedingungen zu vollständigem Umsatz nach 30 Minuten. Weitere Verringerung auf 0.02 mol% ergab eine moderate Ausbeute von 49 %. In Abb. 3.10a ist die Ausbeute der Reaktionen mit unterschiedlichen Präkatalysatorbeladungen gegen die Zeit aufgetragen. Aus der Darstellung ist zu erkennen, dass die Oxidation nach Zugabe von tBuOOH sehr schnell verläuft und nach einiger Zeit durch Verminderung der Substratkonzentration stark verlangsamt wird. Interessanterweise ist bei einer Präkatalysatorbeladung von 0.5 mol% bereits nach zwei Minuten ein vollständiger Umsatz erreicht. 44 Diskussion 100 Cyclooctenoxid Ausbeute [%] 90 80 70 60 50 40 0.5 mol% • 0.5 mol% (25) mol% • 0.05 0.05 mol% (25) mol% • 0.02 0.02 mol% (25) 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 Zeit [ min] a 100 Cyclooctenoxid Ausbeute [%] 90 80 70 60 • 0.5 mol% (25)of 1 0.5 mol% • 0.5 mol% (34b) 0.5 mol% of 2 • 0.05 0.05 mol% (25) mol% of 1 • 0.05 mol% (34b) 50 40 0.05 mol% of 2 30 20 10 0 0 10 20 30 40 50 60 70 80 Zeit [min] b Abb. 3.10: Ausbeute an Cyclooctenoxid (76) pro Zeit bezüglich variierender Präkatalysatorbeladung bei direkter Zugabe (a) und Zugabe im Zeitraum von 10 Minuten (b) von tBuOOH. Bei einer Präkatalysatorbeladung von 0.05 mol% ist nach zwei Minuten 86 % des Olefins umgesetzt. Dies entspricht einer Umsatzrate von über 51.000 h–1 im gegebenen Zeitintervall. Die Verwendung von 0.02 mol% des Präkatalysators führt nach zwei Minuten zu einer 45 Diskussion Ausbeute von 40%, was einer Umsatzrate von über 60.000 h–1 entspricht. Die geringe Steigung in der Reaktion mit 0.02 mol% Präkatalysatorbeladung deutet auf einen schnellen Deaktivierungsmechanismus der aktiven Spezies bei geringer Konzentration hin. Die Temperaturabhängigkeit der Reaktiongeschwindigkeit der Oxygenierung wurde durch verlangsamte Zugabe des Oxidationsmittels (Zeitintervall: zehn Minuten) untersucht. Die Erwärmung der Reaktionslösung durch die exotherme Reaktion konnte hierdurch signifikant verringert werden (~ RT). Wieder wurden unterschiedliche Präkatalysatorsysteme (25, 34, 5866) getestet und dabei nur geringe Reaktivitätsunterschiede beobachtet. In Abbildung 3.12b ist exemplarisch das Zeit/Ausbeute-Verhältnis der Reaktion mit jeweils 0.5 und 0.05 mol% Präkatalysatorbeladung von 25 und 34b aufgetragen. Bei 0.5 mol% Präkatalysatorbeladung ist die Reaktion nach zehn Minuten fast abgeschlossen und es werden für beide Komplexe innerhalb der Fehlergrenzen identische Ausbeuten von 98 % mit 25 und 97 % mit 34b erhalten. Die Verringerung der Präkatalysatorbeladung auf 0.05 mol% führt nach zehn Minuten zu Ausbeuten von 84 % mit 25 (82 % mit 34b). Die Umsatzraten für die erhaltenen Umsätze betragen bei 0.05 mol% Präkatalysatorbeladung ~10.000 h–1 für 25 und 9.800 h–1 für 34b (Zeitintervall: zehn Minuten). Die Durchführung der Oxygenierung bei Raumtemperatur führt zu einer deutlich verminderten, jedoch immer noch hohen Aktivität des Präkatalysators. Vergleicht man mit den zuvor erwähnten Komplexen MoO2X2L2 (X = Halogen; L = verschiedene bidentate N-Donor-Liganden)[77] (72) und dem ansa-Komplex (Mo[η5C5H4(CH(CH2)3)-η1CH](CO)3)[78] (73), liegen die beobachteten Umsatzraten bei Raumtemperatur weit über den berichteten Werten. Ähnlich hohe Reaktivitäten, bei jedoch höherer Präkatalysatorbeladungen, wurden bisher nur beim dinuklearen Komplex [Mo2O4(µ2O)Cl2(pyrazol)4][80] (74) mit einer Umsatzrate von ~20.000 h-1 beobachtet. Die Analogie der hohen Reaktivität bei dinuklearen Systemen ist auffällig und gibt erste Hinweise auf eine Erhöhung der Aktivität durch kooperative Prozesse. Der Einfluss des Lösemittels auf die Reaktion wurde exemplarisch mit 25 als Präkatalysator untersucht. Dabei wurden die besten Ergebnisse mit apolaren Lösemitteln wie Alkanen (nHexan, n-Pentan), Aromaten (Toluol) und CH2Cl2 erhalten (Tab. 3.6, Ansatz 1-5). Bei Verwendung der Donorlösemittel THF bzw. DME wurden hingegen drastisch reduzierte Aktivitäten und die Entwicklung von Nebenprodukten beobachtet (Tab. 3.6, Ansatz 6-7). 46 Diskussion Tab. 3.6: Oxygenierung ausgewählter Olefine mit Mo2(OtBu)6 (25) als Präkatalysator.[a] Ansatz Lösemittel 1 CH2Cl2 2 n-Hexan 3 n-Pentan 4 Toluol 5 THF 6 DME 8 Toluol 9 Toluol 10 Toluol 11 Toluol 12 Toluol 13 Toluol 14 Toluol Substrat (75) (75) (75) (75) (75) (75) (77) (78) (79) (80) (81) (82) (83) Ausbeute [%][b] Ausbeute [%][b] Zeit = 40 min Zeit = 16 h >99 >99 >99 >99 >99 >99 >99 >99 59[c] 63[c] 48[c] 57[c] 39[c] 54 33 27 48 55 73 86 >99[e] >99[e] 59[e] 67 [e] >99[e] >99[e] [a] Reaktionsbedingungen: 1.1 Moläquivalente tBuOOH (320 µL einer 5.5 M Lösung in n-Decan) wurden bei Raumtemperatur unter einer N2 Atmosphäre in zehn Minuten zu einer gerührten Toluollösung (2.0 mL) gegeben, die das Substrat (1600 µmol) und Mo2(OtBu)6 (25) (0.5 mol%) enthielt. [b] Falls nicht anders angegeben, wurde die Ausbeute der Epoxide durch GC-MS bestimmt. [c] ~5 % Diolnebenprodukt detektiert. [d] Nur 1,2-EpoxyLimonen wurde beobachtet (Oxygenierung der tertiären C=C-Bindung). [e] Ausbeute wurde durch 1H-NMR bestimmt. 47 Diskussion Die Oxygenierung konnte erfolgreich auf eine Serie verschiedener Olefine übertragen werden. Als Reaktionsbedingungen wurden eine Präkatalysatorbeladung von 0.5 mol% 25, 1.1 Moläquivalente des Oxidationsmittels tBuOOH und Toluol als Lösemittel gewählt. Außer im Falle von Styrol (Tab. 3.6, Ansatz 8), bei dem ~5 % Diol entstand, wurden keine Nebenprodukte in den Umsetzungen beobachtet. Die Untersuchungen zeigen, dass die Aktivität von 25 in der Oxygenierung von tertiären zu primären Olefinen abnimmt. So führte die Umsetzung von 1-Octen (80) nach 40 Minuten zu einer Ausbeute von 73 % (Tab. 3.6, Ansatz 11). Dieser Unterschied der Aktivität konnte durch Umsetzung mit (+)-Limonen verdeutlicht werden, das eine primäre und tertiäre C–C-Doppelbindung enthält (Tab. 3.6, Ansatz 12). In diesem Falle wurde ausschließlich die tertiäre C–C-Doppelbindung unter Entstehung von 1,2-Epoxylimonen in einer raschen Reaktion oxidiert. Die Verwendung von Aryl-substituierten Systemen führte hingegen zu stark reduzierten Ausbeuten der jeweiligen Epoxide (Tab. 3.6, Ansatz 8-10). In der Reaktion mit cis-Stilben wurde nach 40 Minuten eine Ausbeute von nur 48 % erhalten. Trans-Stilben, sowie Styrol ergaben noch geringere Ausbeuten von 33 bzw. 39 % im gleichen Zeitintervall. Eine Isomerisierung von cis- und trans-Stilben wurde unter den genannten Reaktionsbedingungen nicht beobachtet und die anfängliche Konfiguration blieb erhalten. Die hohe Reaktivität von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden als Präkatalysatoren in der Oxygenierung von Olefinen ist ungewöhnlich und kann durch verschiedene Faktoren bedingt sein. Eine mögliche Erklärung ist, dass die elektronenziehenden Alkoxid-Liganden die Elektrophilie des Molybdänatoms erhöhen und die Liganden durch ihre konstitutionelle Variabilität energieärmere Übergangszustände ermöglichen. Wie zuvor erwähnt, hängt die Reaktivität von molybdänbasierten System stark von der Elektronendichte am Metallatom ab und elektronenarme Metallzentren sind effektiver in der Aktivierung des Hydroperoxids und des Substrats.[72, 73] Außerdem sind, im Gegensatz zu vielen molybdänbasierten Präkatalysatoren, keine stickstoffbasierten Lewis-Basen an das Molybdänatom koordiniert. Dadurch ist das Metallzentrum noch elektronenärmer und hat eine freie Koordinationslücke. Eine andere Erklärung wäre das Auftreten kooperativer Prozesse zwischen benachbarten Molybdänatomen, die zu einer Erhöhung der Aktivität führen. Wie in Abschnitt 3.2 gezeigt werden konnte, reagieren Dimolybdän(III)hexaalkoxide bei höheren t BuOOH- Konzentrationen zu Mo–Mo-einfachgebundenen Komplexen, die in der Reaktion eine wichtige Rolle spielen könnten. Zur Bestätigung kooperativer Effekte durch das Vorliegen von zwei Mo-Atomen, wurden Vergleichsstudien mit dem mononuklearen Komplex Mo(O2)(OtBu)2 (84) durchgeführt, der 48 Diskussion durch die Reaktion von 25 mit molekularem Sauerstoff erhalten werden kann.[49] Die Umsetzung von Cycloocten (75) mit 1.1 Moläquivalenten tBuOOH und 0.05 mol% 76 in Toluol ergab dabei nach einer Stunde einer Epoxidausbeute von 66 %. Im Vergleich dazu führte die Verwendung des dinuklearen Präkatalysators 25 unter den gleichen Bedingungen zu einer signifikant höheren Epoxidausbeute von 90 %. Dieses Experiment deutet darauf hin, dass kooperative Effekte in der katalytischen Umsetzung eine Rolle spielen könnten. Auf Grundlage der erhaltenen Ergebnisse und etablierter Studien wird ein Mechanismus der untersuchten Oxygenierung vorgeschlagen (Abb. 3.11).[81-83] Abb. 3.11: Möglicher Mechanismus der Oxygenierung von Olefinen mit t BuOOH als Oxidationsmittel und Dimolybdän(III)hexaalkoxiden als Präkatalysatoren. Im ersten Schritt addiert tBuOOH nukleophil an ein Molybdänatom, wobei ein verbückendes Sauerstoffatom protoniert wird und an einem benachbarten Molybdänatom eine HydroxidFunktion ausbildet (a). Das Olefin koordiniert anschließend an das Molybdänatom mit der Hydroxid-Funktion (b), so dass sich Olefin und Peroxid an benachbarten Metallzentren befinden. Es folgt eine kooperative Übertragung des Sauerstoffatoms auf die C–CDoppelbindung unter Ausbildung des Epoxids und eines 1-Hydroxo-2-alkoxo-Komplexes (c). Letztere wird durch Eliminierung von tBuOH zur katalytisch aktiven Spezies regeneriert (d). 49 Diskussion 3.2.3 Stöchiometrische Umsetzungen mit Organosilanen Wasserstoff-übertragende Reagenzien, die in vielen katalytischen Reaktionen als Reduktionsmittel eingesetzt werden, sind Organosilane.[84-86] Die Aktivierung von Organosilanen durch Dimolybdän(III)hexaalkoxide könnte eine Anwendung dieser Komplexe als Präkatalysatoren in vielen katalytischen Reaktionen erlauben. Mögliche kooperative Effekte durch die benachbarten Molybdänatome und der Einfluss der Mo–MoDreifachbindung versprechen neue Reaktionspfade und eine erhöhte Reaktivität. Die Reaktion dieser Reagenzien mit Dimolybdän(III)hexaalkoxiden wurde bisher jedoch nicht untersucht. ■ „Mo-H“ (-9.47 ppm) ■ ♦ ■ ■ ▲ PhSiH3 (4.24 ppm) ♦ Mo2(OtBu)6 (1.58 ppm) ■ neue Signale (1.42, 1.34 und 1.26 ppm) ■ V ▲ IV III II I ←δ Abb. 3.12: 1 H-NMR-Experiment einer sich langsam erwärmenden (–78 °C-RT) Probe von Mo2(OtBu)6 (25) mit 0.1 Moläquivalenten PhSiH3 in Toluol-d8 (Das Integral des Signals bei 1.42 ppm wurde durch Substraktion der Überlagerung des Signals der 1JC–H-Kopplung von 25 bestimmt). Exemplarisch wurde die Reaktion von Mo2(OtBu)6 (25) mit PhSiH3 betrachtet. Eine Lösung von 25 in Toluol-d8 wurde hierzu bei -78 °C mit 0.1 Moläquivalenten PhSiH3 versetzt und langsam auf Raumtemperatur erwärmt. Der Verlauf der Reaktion wurde dabei mit 1H-NMRSpektroskopie verfolgt (Abb. 3.12). Bereits nach geringem Erwärmen der Probe ist im 50 Diskussion 1 H-NMR-Spektrum eine stetige Abnahme des Si-H-Signals von PhSiH3 bei δ = 4.24 ppm zu beobachten. Zusätzlich entstehen drei Resonanzen bei δ = 1.42, 1.34 und 1.26 ppm im Integralverhältnis 1:3:2. Im Verlauf der Reaktion nimmt die Konzentration des Organosilans stetig ab und die neu entstandenen Signale nehmen gleichzeitig an Intensität zu (I-IV). Aufgrund der chemischen Verschiebung lassen sich die Resonanzen bei δ = 1.42, 1.34 und 1.26 ppm den Protonen von tBuO-Liganden zuordnen. [61] Die Anzahl, das Integralverhältnis und die Verschiebung zu höherem Feld lassen eine unsymmetrische Addition an die Mo–MoDreifachbindung vermuten. Im Vergleich zur unsymmetrischen Addition von Disauerstoff an Dimolybdän(III)hexaalkoxide (s. Abs. 1.3.2.5), können die Signale bei δ = 1.26 und 1.34 ppm terminalen und das Signal bei δ = 1.42 ppm verbrückenden OtBu-Liganden zugeordnet werden (Schema 3.10). Schema 3.10: Postulierter Verlauf der oxidativen Addition von PhSiH3 an die Mo–MoDreifachbindung. Die unsymmetrische Addition wird zusätzlich durch ein breites Signal bei δ = –9.47 ppm in Toluol-d8 (δ = –7.99 ppm in C6D6) bestätigt, das im Bereich terminaler Mo–H-Resonanzen erscheint.[87] Kurze Zeit nach vollständigem Umsatz des Organosilans wird im 1H-NMR-Spektrum der Reaktionsmischung die Entstehung zusätzlicher Signale im Bereich von δ = 1.40-1.10 ppm beobachtet (IV). Durch unterschiedliche Integralverhältnisse der neuentstandenen Resonanzen lässt dies auf die Entstehung vieler verschiedener Verbindungen schließen. Im Verlauf der Reaktion nehmen die Signale des Additionsprodukts bei δ = 1.42, 1.34 und 1.26 ppm stetig ab und zusätzliche Signale im Bereich von δ = 1.40-1.10 ppm erscheinen. Auch im Bereich zwischen δ = –5 und –10 ppm sind mehrere neue Mo-H-Resonanzen zu finden. Diese Beobachtungen lassen auf eine Instabilität der unsymmetrischen Zwischenstufe 85 nach vollständigem Umsatz des Organosilans schließen, die sich unter Bildung 51 Diskussion verschiedener Mo-Komplexe zersetzt. Versuche zur Isolierung des Additionsproduktes 85 waren aufgrund seiner Labilität bisher erfolglos. Ein möglicher Zersetzungsmechanismus ist die reduktive Eliminierung von H2Si(OtBu)Ph2 (86). Die Existenz von 86 in der Reaktionslösung wurde mittels EI-Massenspektrometrie (GC-MS) verifiziert. Höher substituierte Organosilane reagieren erst beim Erhitzen mit 1 Dimolybdän(III)hexaalkoxiden (s. Abs. 3.3.7). In Abbildung 3.13 ist das H-NMR-Spektrum einer Reaktionsmischung von 25 mit 10 Moläquivalenten Et3SiH bei Raumtemperatur (I) und nach Erhitzen auf 80 °C für dreißig Minuten (II) im Vergleich gezeigt. ● ■ ■ Et3SiH (3.83, 0.99 und 0.56 ppm) ● Mo2(OtBu)6 (1.53 ppm) ♦ neue Signale (0.69-1.36 ppm) ■ I ■ ■ ♦ II ■ ♦ ♦ ■ ←δ Abb. 3.13: 1H-NMR-Spektren einer Mischung von Mo2(OtBu)6 (25) und 10 Moläquivalenten von Et3SiH bei Raumtemperatur (I) und nach 30 Minuten bei 80 °C (II) in Toluol-d8. Das Resonanzsignal der Protonen der OtBu-Gruppe des Startmaterials bei δ = 1.53 ppm ist nach Erhitzen verschwunden und 25 wurde folglich vollständig umgesetzt. Die Signale der Protonen von Et3SiH bei δ = 3.83, 0.99 und 0.56 ppm haben gleichzeitig an Intensität abgenommen. Im Bereich von δ = 0.69-1.36 ppm sind nach der Reaktion mehrere hochfeldverschobene Resonanzen zu erkennen. Die chemische Verschiebung und die unterschiedlichen Integralverhältnisse lassen dabei auf eine Vielzahl OtBu-substituierter Verbindungen schließen. Wie im Falle der Reaktion mit PhSiH3, ist eine Zersetzung nach oxidativer Addition des Organosilans und Eliminierung von Alkoxy-Silanen anzunehmen. 52 Diskussion Letzteres konnte durch die Identifizierung des entstehenden Alkoxy-Silans mittels EIMassenspektrometrie (GC-MS) bestätigt werden. Eine Zwischenstufe analog zu 85 konnte bei Verwendung von Et3SiH oder anderer Organosilane mit temperaturabhängigen 1H-NMRUntersuchungen nicht identifiziert werden. Im Gegensatz zur Reaktion mit PhSiH3 fällt nach längerem Lagern der Reaktionslösung ein schwarzer Niederschlag aus. Dies könnte auf die Entstehung agglomerierter Molybdäncluster bei erhöhter Temperatur hindeuten. 53 Diskussion 3.2.4 Katalytische Deoxygenierung von Organosulfoxiden Wie im Abschnitt 3.3.1 gezeigt wurde, aktivieren Dimolybdän(III)hexaalkoxide durch oxidative Addition die Si–H-Bindung in Organosilanen unter Bildung von Mo–HKomplexen. Dies wirft die Frage auf, ob das aktivierte Hydrid zur Reduktion von organischen Substraten eingesetzt werden kann. Als Modellreaktion wurde hierfür die bioinspirierte Deoxygenierung von Organosulfoxiden ausgewählt. Diese Reaktion ist die häufigste Funktion molybdänbasierter Enzyme in der Natur, den sogenannten Dimethylsulfoxid-Reduktasen (Abb. 3.14).[88] Abb. 3.14: Postulierter Mechanismus der Deoxygenierung von DMSO zu Dimetylsulfid durch Enzyme der Familie der Dimethylsulfoxid-Reduktasen. Die in der Reaktion entstehenden Thioether sind exzellente Radikalfänger und es wird vermutet, dass diese eine wichtige Rolle in der Biochemie spielen.[89] Katalytische Prozesse zur Synthese verwandter Systeme sind somit von besonderem Interesse für pharmazeutische Anwendungen und zur Entwicklung neuer Medikamente. Bisher sind jedoch wenige molybdänbasierte Katalysatoren für diese Umsetzung bekannt. In heterogener Phase kann MoCl5 als effizienter Präkatalysator mit verschiedenen Reduktionsmitteln eingesetzt werden.[90] In homogener Phase wurden Mo-O-Halogenide, wie MoO2Cl2, untersucht, die katalytische Aktivität bei Verwendung von Phosphiten,[91] Boranen[92] und Silanen[93] als Reduktionsmittel besitzen. Jedoch benötigen alle literaturbekannten Präkatalysatoren erhöhte Temperaturen (70-100 °C) und Präkatalysatorbeladungen von 2-5 mol%, um gute Ausbeuten zu erhalten. 54 Diskussion Tab. 3.7: Deoxygenierung ausgewählter Organosulfoxide mit Mo2(OtBu)6 (25) als Präkatalysator.[a] Ansatz Substrat Ausbeute [%][b] Lösemittel 30 min 1 1h 16 h THF 83[c] >99[c] >99[c] THF 22[c] 28[c] 35[c] DME 76[c] 93[c] >99[c] n-Hexan 31[c] 41[c] 62[c] CH2Cl2 35[c] 39[c] 49[c] THF 55[c] 62[c] >99 THF 64[c] 68[c] 74 (87) 2[d] (87) 3 (87) 4 (87) 5 (87) 6 (88) 7 (89) 8 (90) THF 53[c] 62[c] >99 9 (91) THF 77[c] 83[c] >99 THF 54[c] 64[c] >99 10 (92) [a] Reaktionsbedingungen: Eine Lösung des Substrats (1600 µmol) in THF (2.0 mL) wird tropfenweise über 20 Minuten zu einer gerührten Lösung des Präkatalysators (16 µmol) und PhSiH3 (1600 µmol) in THF (2.0 mL) gegeben [b] Falls nicht anders angegeben, wurden die entsprechenden Produkte isoliert. [c] Ausbeute wurde mit GC-MS bestimmt; [d] reduzierte Präkatalysatorbeladung von 0.5 mol%. 55 Diskussion Zuerst wurde die Deoxygenierung von Methylphenylsulfoxid (87) mit einem Moläquivalent Phenylsilan als Reduktionsmittel und einer Präkatalysatorbeladung von 1 mol% Mo2(OtBu)6 (25) durchgeführt. Das Organosulfoxid 87 wurde dabei über einen Zeitraum von 20 Minuten als THF-Lösung zur Reaktionsmischung gegeben (Tab. 3.7, Ansatz 1). Die Bestimmung der Ausbeute durch GC-MS nach 30 Minuten ergab 83 % des entstehenden Thioethers. Dies entspricht einer Umsatzrate von 160 h–1 im gegebenen Zeitintervall. Nach einer Stunde ist die Reaktion abgeschlossen. Versuche, die Präkatalysatorbeladung zu senken führten zu stark reduzierten Ausbeuten, was auf einen subkritischen Abbau der Katalysatorkonzentration hindeutet (Tab. 3.7, Ansatz 2). Auch andere Dimolybdän(III)hexaalkoxide (34, 58-66) wurden unter den gegebenen Reaktionsbedingungen (Tab. 3.7, Ansatz 1) als Präkatalysatoren getestet. Jedoch konnten nur geringe Unterschiede in der Aktivität der unterschiedlichen Komplexe beobachtet werden. Weitere Untersuchungen wurden deshalb ausschließlich mit 25 durchgeführt. Die bisher einzige Reduktion eines Organosulfoxids unter Verwendung eines Molybdänkatalysators und einem Organosilan als Reduktionsmittel wurde von Fernandes et al. beschrieben. [93] Im Vergleich zu Dimolybdän(III)hexaalkoxiden, benötigt der beschriebene Präkatalysator MoO2Cl2 höhere Präkatalysatorbeladungen (5 mol%), längere Reaktionszeiten (20h) oder erhöhte Temperaturen (> 65 °C) um vollständigen Umsatz von 87 zu erreichen. In weiteren Untersuchungen zeigte sich ein starker Einfluss des Lösemittels auf die Aktivität von 25. So führte der Wechsel von Donorlösemitteln (THF, DME) zu Nicht-Donorlösemitteln (n-Hexan, CH2Cl2) zu deutlich verringerten Ausbeuten von 31-35 % nach 30 Minuten (Tab. 3.7, Ansatz 4-5). Um die Anwendbarkeit der beobachteten Reaktion zu untersuchen, wurden anschließend verschiedene Organosulfoxide mit dem Präkatalysator 25 unter den genannten Bedingungen umgesetzt. Dabei konnten die jeweiligen Thioether in sehr guten Ausbeuten erhalten werden (Tab. 3.7, Ansatz 6-10). Wieder übertrifft 25 den Präkatalysator MoO2Cl2 in seiner Aktivität.[93] Der Mechanismus der Deoxygenierung durch molybdänbasierte Systeme ist bisher nicht geklärt. Auf der Grundlage der durchgeführten stöchiometrischen Untersuchungen (s. Abs. 3.2.3) und weitere experimentelle Hinweise wird ein Mechanismus vorgeschlagen (Abb. 3.15). Wie zuvor beschrieben, addiert das Phenylsilan vermutlich unter oxidativer Addition an die Mo–Mo-Dreifachbindung (a). Der entstehende [Mo2]-H-Komplex ist sehr reaktiv und es ist anzunehmen, dass nach Koordination des Organosulfoxids, das 56 Diskussion Sauerstoffatom unter Bildung des entsprechenden Thioethers abstrahiert wird und einen energetisch günstigerer, oxidierter Molybdän(V)cluster gebildet wird (b). Abb. 3.15: Vorgeschlagener Mechanismus der Deoxygenierung von Organosulfoxiden mit Mo2(OtBu)6 (25) als Präkatalysator und Phenylsilan als Reduktionsmittel. Dieser kann anschließend reduktiv PhH2SiOH (93) eliminieren, wobei die Triebkraft der Eliminierung die sehr stabile Si–O-Bindung darstellt. Das Silanol 93 konnte durch 29Si-NMRMessungen und sein Folgeprodukt (PhH2Si)2O (94) durch EI-MS-Untersuchungen identifiziert werden. 57 Diskussion 3.2.5 Deoxygenierung von O=V(OR)3-Komplexen Wie zuvor gezeigt wurde, können Dimolybdän(III)hexaalkoxide Sauerstoffatome auf geeignete Substrate übertragen oder von Ihnen abstrahieren (s. Abs. 3.2.1-3.2.4). Durch diese Reaktivität inspiriert, wurden Dimolybdän(III)hexaalkoxide als Deoxygenierungsmittel für O=M-Komplexe eingesetzt. Als Modellsubstrate wurden Oxovanadium(V)trialkoxide[94] ausgewählt, da diese strukturelle und elektronische Ähnlichkeiten mit Organosulfoxiden aufweisen. Außerdem ist eine Deoxygenierung dieser Vanadiumkomplexe noch nicht bekannt. Zuerst wurde eine stöchiometrische Reaktion durch Zugabe von Mo2(OiPr)6 (34b) zu einer nPentanlösung von O=V(OiPr)3 (95) im Molverhältnis 1:2 durchgeführt. Aus der Reaktionslösung konnte der Komplex V2(OiPr)8 (96)[95] durch Kristallisation in 89 % Ausbeute isoliert werden (Schema 3.11). Schema 3.11: Deoxygenierung von O=V(OiPr)3 (95) mit Mo2(OiPr)6 (34b) als Reduktionsmittel. Die vorliegende Umsetzung beweist, dass die beobachtete Deoxygenierung organischer Substrate durch Dimolybdän(III)hexaalkoxide auf anorganische Komplexe übertragen werden kann. Es wird jedoch nicht nur ein Sauerstoffatom von 95 abstrahiert, sondern gleichzeitig ein OiPr-Radikal auf das V-Atom übertragen, was zur Bildung von 96 führt. Dies lässt sich vermutlich dadurch erklären, dass nach Deoxygenierung von 95 ein V(III)(OiPr)3-Fragment gebildet wird, das anschließend ein als Nebenprodukt entstehendes OiPr-Radikal addiert (Schema 3.11).[49] Eine andere Möglichkeit ist die Bildung einer instabilen heterobimetallischen Zwischenstufe, die zu 96 und einer oxidierten Molybdänverbindungen zerfällt. Jedoch konnte im Verlauf der 58 Reaktion und durch Variation der Diskussion Reaktionsbedingungen kein heterobimetallischer Komplex isoliert werden. Um zusätzliche Informationen über den Verlauf der Deoxygenierung zu erhalten, wurde versucht die oxidierten Molybdänkomplexe durch Kristallisation zu isolieren. Dazu wurde die nach Extraktion von 96 verbliebene Lösung bei –78 °C gelagert. Nach zwei Wochen wurde eine Mischung aus hellgelben Kristallen verschiedener Morphologie erhalten. Die 1H-NMRStudien von diesen Kristallen zeigten viele Signale im Bereich von δ = 4.9-0.6 ppm, die einer Mischung verschiedener OiPr-substituierter Mo-Komplexe zugeordnet werden können. Massenspektrometrische Untersuchungen lieferten keine gesicherte Information über die Zusammensetzung der gebildeten Mo-haltigen Oxidationsprodukte. Anschließend wurde versucht die Deoxygenierung von O=V(OiPr)3 (95), wie im Falle der Organosulfoxide, durch Einsatz von Organosilanen als Reduktionsmittel und Mo2(OiPr)6 (34b) als Präkatalysator katalytisch durchzuführen. Jedoch konnten in diesen Reaktionen neben geringen Mengen an V2(OiPr)8 (96) keine reduzierten Vanadium-Komplexe erhalten werden. Bisherige Synthesewege zur Darstellung von V2(OR)8-Komplexen sind aufwendig,[96] benötigen mehrstufige Synthesen mit hochempfindlichen Zwischenstufen[97] oder sind häufig nur für wenige Liganden anwendbar.[98] Daher war es von großem Interesse, die beobachtete Reaktivität zur Entwicklung eines vergleichsweise einfachen Syntheseprotokolls dieser Verbindungen einzusetzen. Schema 3.12: Synthese der V2(OR)8-Komplexe 96-98 durch Deoxygenierung von O=V(OtBu)3 (99) mit Mo2(OtBu)6 (25). Dazu wurde zuerst Mo2(OtBu)6 (25) mit O=V(OtBu)3 (99) in n-Pentan umgesetzt. 1HNMR-Studien zeigten jedoch, dass beide Komponenten unter den gewählten Reaktionsbedingungen nicht miteinander reagieren. Dies ist vermutlich auf eine Hinderung der Reaktion durch die sterische Abschirmung der Mo–Mo-Dreifachbindung zurückzuführen. 59 Diskussion Deshalb wurden zur Mischung von O=V(OtBu)3 (99) und Mo2(OtBu)6 (25) die Alkohole i PrOH, Cy PenOH bzw. Neo PenOH gegeben, um die sterische Abschirmung der Reaktionspartner durch eine in situ Alkoholyse zu verringern. Aus diesen Umsetzungen wurden die V2(OR)8-Komplexe mit R = OiPr (96), OCyPen (97) und ONeoPen (98) (Schema 3.12) isoliert. Diese Verbindungen können nach Aufarbeitung durch Destillation im Hochvakuum oder Kristallisation in n-Pentan in Ausbeuten von 88-97 % erhalten werden. Obwohl die erhaltenen V2(OR)8-Komplexe 96-98 bereits durch andere Protokolle erhalten und charakterisiert wurden, fehlte bisher jedoch eine vollständige Strukturaufklärung von 97. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 97 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten n-Pentanlösungen erhalten werden (Abb. 3.16). O3 O3 O2 O2 97 98 Abb. 3.16: ORTEP-Darstellung der Molekülstrukturen von 97 und 98.[99] Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Verbindung 97 kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/n mit Z = 2. Wie für andere V2(OR)8-Komplexe mit sterisch anspruchsvollen Liganden beschrieben,[95] kristallisiert 97 als µ2-CyPenO-verbrücktes Dimer. Die Molekülstrukturen der Komplexe 96-98 sind isomorph. Die V–V-Bindungsabstände betragen 3.18–3.19 Å. In Tabelle 3.8 ist ein Vergleich charakteristischer Bindungslängen und Bindungswinkel dieser Verbindungen gezeigt. Die verbrückenden OCyPen-Liganden (O4) haben stark unterschiedliche V–O-Bindungsabstände von 1.898(3) und 2.114(3) Å, was auf eine schwache Donor-Acceptor-Wechselwirkung zwischen den monomeren V(OR)4-Einheiten hindeutet. Aus diesem Grund wird in Lösung bei 60 Diskussion allen Komplexen thermochromes Verhalten beobachtet, das auf ein Dissozationsgleichgewicht monomerer und dimerer Einheiten zurückzuführen ist.[95] Nach der Entwicklung eines zuverlässigen Syntheseprotokolls wurden 96-98 als Präkatalysatoren zur Oxygenierung von Olefinen eingesetzt. Im Gegensatz zu (O)V(OR)3[100] wurden V2(OR)8-Komplexe bisher nicht als Präkatalysatoren für Oxygenierungen erprobt und können außerdem mit der Aktivität von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden verglichen werden (s. Abs. 3.2.2). Tab. 3.8: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Bindungswinkel [°] für die Komplexe 96-98. 96[95] 97[a] 98[99] V1–V1’ 3,1928(6) 3.187(1) 3.1804(7) V1–O1 1.770(3) 1.767(2) 1.787(2) V1–O2 1.775(2) 1.781(3) 1.788(1) V1–O3 1.813(1) 1.823(3) 1.819(2) V1–O4 1.900(1) 1.898(3) 1.875(2) V1’–O4 2.122(1) 2.114(3) 2.146(2) O1–V1–O2 95.56(6) 95.6(1) 94.48(7) O1–V1–O3 95.06(6) 95.6(1) 96.63(8) O1–V1–O4 96.33(7) 96.8(1) 97.59(7) V1–O–V1’ 75.04(5) 75.0(1) 75.66(6) [a] Die Bindungslängen sind im Dimer aufgrund der Kristallsymmetrie identisch. Hierfür wurden 2.5 mol% 98 als Präkatalysator in der Oxygenierung von Cycloocten (75) mit 1.1 Moläquivalenten tBuOOH (als 5.5 M n-Decan-Lösung) in CH2Cl2 eingesetzt. Bei Zugabe von tBuOOH veränderte sich die Farbe der Lösung schnell von Grün zu Hellgelb. Eine Analyse der Reaktionsmischung durch GC-MS zeigte nach einer Stunde 13 % Ausbeute des von 76 (Tab. 3.9, Ansatz 1), die sich nach vier Stunden auf 63 % und nach 16 Stunden auf 92 % steigerte. Die Entstehung von Nebenprodukten konnte nicht beobachtet werden. Die Verwendung der Lösemittel n-Hexan (Tab. 3.9, Ansatz 2) oder Toluol (Tab. 3.9, Ansatz 3) führte zu ähnlichen Ausbeuten wie bei CH2Cl2. Um die Anwendungsbreite der Oxidation zu erproben, wurde anschließend eine Serie unterschiedlicher Olefine unter den genannten Reaktionsbedingungen getestet (Tab. 3.9, Ansatz 8-11). Im Falle primärer, sowie Donor-substituierter Alkene wurde eine verminderte Aktivität beobachtet. So ergab die Reaktion mit 1-Octen (80) eine Epoxidausbeute von 15 % nach 16 Stunden (Tab. 3.9, Ansatz 11). Außer im Falle von Styrol, dass 2–Phenylacetaldehyd 61 Diskussion in ca. 10 % Ausbeute ergab, wurden keine Nebenprodukte beobachtet. Im Vergleich zu Dimolybdän(III)hexaalkoxiden sind die erhaltenen V2(OR)8-Komplexe nur mäßige Katalysatoren für die Oxygenierung von Olefinen (s. Abs. 3.2.2). Auch im Vergleich zu anderen, literaturbekannten Vanadiumsystemen war keine gesteigerte katalytische Aktivität zu beobachten.[100] Tab. 3.9: Oxygenierung ausgewählter Olefine mit V2(ONeoPen)8 (98) als Präkatalysator.[a] Ansatz Lösemittel 1 CH2Cl2 2 n-Hexan 3 Toluol 8 CH2Cl2 9 CH2Cl2 10 CH2Cl2 11 CH2Cl2 Substrat Ausbeute [%][b] Ausbeute [%][b] Ausbeute [%][b] Zeit = 1 h Zeit = 4 h Zeit = 16 h 13 63 92 16 58 87 9 67 94 8[c] 12[c] 18[c] 7 10 24 11 15 30 2 8 15 (75) (75) (75) (77) (78) (79) (80) [a] Reaktionsbedingungen: 1.1 Moläquivalente tBuOOH (550 µL einer 5.5 M Lösung in n-Decan) wurden bei Raumtemperatur unter einer N2 Atmosphäre zu einer gerührten Toluollösung (2.0 mL) gegeben, die das Substrat (500 µmol) und V2(ONeoPen)8 (98) (2.5 mol%) enthielt. [b] Falls nicht anders angegeben, wurde die Ausbeute der Epoxide durch GC-MS bestimmt [c] ~10 % Diolnebenprodukt detektiert. 62 Diskussion Mechanistische Studien wurden im Falle der Oxygenierung von Olefinen durch V2(OR)8Komplexe nicht durchgeführt. Auch die Isolierung von Zwischenstufen aus der Reaktion von V2(OR)8-Komplexen und tBuOOH war bisher nicht erfolgreich. Als Nebenprodukt bei der Synthese des Vanadium(IV)-Komplexes 97 wurde die Bildung des bisher nicht beschriebenen homoleptischen Komplexes Mo2(OCyPen)6 100 beobachtet. Diese Verbindung konnte unabhängig davon auch durch Alkoholyse ausgehend von Mo2(OtBu)6 (25) in einer Ausbeute von 73 % isoliert werden (Vgl. s. Abs. 3.1). Die Charakterisierung von Verbindung 100 erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMRSpektroskopie und durch eine Elementaranalyse. Im 1H-NMR-Spektrum von 100 werden die Resonanzsignale der R2-CH-O-Protonen als Multiplett bei δ = 5.72 ppm beobachtet. Im Bereich von δ = 2.23–1.42 ppm erscheinen Resonanzsignale als Multipletts, die den CH2Gruppen des Cyclopentyl-Rings zugewiesen werden können. Die Signale bei δ = 5.72 und 2.23–1.42 ppm zeigen eine sehr hohe Halbwertsbreite, was vermutlich durch eine sterische Hinderung der Rotation um die Mo-O-Bindung zu erklären ist.[61] Skalare Kopplungen der Proton konnten aufgrund der Verbreiterungen der Resonanzsignale nicht identifiziert werden. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 100 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten n-Pentanlösungen erhalten werden. O1 Mo2 Mo1 O2 O3 100 Abb. 3.17: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 100. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. 63 Diskussion Komplex 100 kristallisiert in der trigonalen Raumgruppe R 3 mit Z = 3. 100 ist das erste strukturell charakterisierte Dimolybdän(III)hexaalkoxid mit einem sekundären AlkoxidLiganden (Abb. 3.17). Der Mo–Mo-Bindungsabstand beträgt 2.2536(4) Å und ist im Vergleich zu anderen monodentaten Dimolybdän(III)hexaalkoxiden leicht verlängert.[61] Die OCyPen-Liganden (O1, O2, O3) sind in gestaffelt angeordnet und besitzen eine relativ kurze Mo–O-Bindungslänge von 1.885(2) Å. Im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Dimolybdän(III)hexaalkoxiden, nehmen alle OCyPen-Liganden eine proximale Position ein und sind symmetrisch angeordnet (Vgl. s. Abs. 3.1). 64 Diskussion 3.3 Derivatisierung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden mit bidentaten Liganden Die zuvor durchgeführten Untersuchungen haben gezeigt, dass Dimolybdän(III)hexaalkoxide effektiv Sauerstoff- und Wasserstoff-übertragende Reagenzien aktivieren können und es war möglich diese Aktivierung in katalytischen Prozessen zu nutzen (s. Abs. 3.2.1-3.2.4). Jedoch zeigen sich in den untersuchten Reaktionen einige Herausforderungen. So waren häufig labile Zwischenstufen erhalten worden, die eine detaillierte Aufklärung der katalytischen Prozesse erschwerten. Außerdem wurden bei geringen Katalysatorkonzentrationen sowohl in der Oxygenierung von Olefinen als auch in der Deoxygenierung von Organosulfoxiden schnelle Deaktivierungsmechanismen beobachtet. Zur höheren Stabilisierung der Mo−Mo- Dreifachbindung könnten stickstoff- und sauerstoffbasierte Lewis-Basen eingesetzt werden. Jedoch ist die Addition extramolekularer Basen häufig reversibel.[41] Aus diesem Grund wurden Dimolybdän(III)hexaalkoxide unter Verwendung chelatisierender Liganden mit intramolekularer Lewis-Base derivatisiert. Anschließend wurde der Einfluss des Substitutionsmusters auf die Reaktivität und für bestimmte katalytische Aktivitäten untersucht. 3.3.1 Synthese Fluor-substituierter N,N´-Bis(phenyl)formamidine2 Als erstes Ligandensystem wurden Fluor-substituierte Formamidine ausgewählt, die nach literaturbekannten Protokollen synthetisiert wurden. Aus der Reaktion von Triethylorthoformiat mit dem jeweiligen Anilin konnten so die Formamidine R–NHC(H)=N– R mit R = Ph (101a),[101, 102] 4-F-Ph (101b),[103-107] 3,5-F2-Ph (101c), 2,4,6-F3-Ph (101d), 2,6F2-Ph (101e), 3,4,5-F3-Ph (101f), 2,3,4-F3-Ph (101g) und 2,3,5,6-F4-Ph (101h) isoliert werden (Schema 3.13). Die Formamidine 101a-h sind farblose, kristalline Feststoffe, die in 19-89 % Ausbeute erhalten wurden. Schema 3.13: Synthese der Fluor-substituierten N,N´-Bis(phenyl)formamidine 101a-h. 2 Die Liganden wurden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Enthaler synthetisiert. 65 Diskussion Die Charakterisierung von 101a-h erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMRSpektroskopie, FT-IR-Spektroskopie, UV-Vis-Spektroskopie und Massenspektrometrie. In Tabelle 3.10 sind ausgewählte spektroskopische Parameter von 101a-h gezeigt. Tab. 3.10: Ausgewählte spektroskopische Parameter der Formamidine 101a-h. Ligand −N=C(H)N− 1 H-NMR −N=C(H)N− 13 −N=C(H)N− UV IR λ [cm−1][d] C-NMR δ [ppm][a] δ [ppm][b] ν [cm−1][c] 101a 8.24 149.5 1679 281.5 101b 8.07 150.2 1671 279.5 101c 8.03 149.1 1676 294.5 101d 8.14 149.8 1672 292.0 101e 7.89 150.2 1677 271.0 101f 7.94 154.3 1669 268.0 101g 8.47 153.0 1647 265.5 101h 8.19 153.5 1679 271.0 [a] in CDCl3 bei 25 °C; [b] KBr; [c] in CH3CN bei 25 °C. Abb. 3.18: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur der Komplexe 101d-f und 101h. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. 66 Diskussion Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 101d-f und 101h konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten n-Pentanlösungen erhalten werden. 101d, 101f und 101h sind isostrukturell und kristallisieren in der monoklinen Raumgruppe P21/c. Die Verbindung 101e kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 . Tab. 3.11: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] für 101d, 101f und 101h. 101d 101e 101f 101h N1−C1 1.298(5) 1.280(4) 1.286(3) 1.311(4) N2−C1 1.331(5) 1.351(4) 1.344(3) 1.325(4) N1−C1−N2 122.2(2) 121.8(3) 120.5(7) 121.5(2) In den Molekülstrukturen von 101d-f und 101h sind die Arylliganden des Formamidins symmetrisch angeordnet und cis-konfiguriert (Abb. 3.18). Die C−N-Bindungsabstände der Formamidin-Einheit sind vergleichbar mit denen berichteter Formamidine (Tab. 3.11).[101, 102] Zwischen Methin-Formamidinprotonen (N=C(H)−N) und ortho-F-Atomen des Arylrestes von 101d, 101f und 101h sind intramolekulare HּּּF Wechselwirkungen mit H−F-Abständen von 2.356(1) und 2.502(1) Å zu finden. Abb. 3.19: (a) Ausschnitt aus der ab-Ebene der Kristallstruktur 101e; Wasserstoffbrücken konstituieren eine gewellte 2D-Anordnung; (b) Ausschnitt aus der ab-Ebene der Kristallstruktur 101d; Wasserstoffbrücken konstituieren eine Leiterstruktur. 67 Diskussion Die Formamidine bilden in ihren Festkörperstrukturen ausgedehnte Netzwerke, die durch HּּּF-Wechselwirkungen und ArylּּּAryl-Wechselwirkungen gebildet werden.[108-110] Beispielhaft werden die Kristallstrukturen der Verbindungen 101e und 101d im Detail diskutiert (Abb. 3.19). In der Struktur von 101e existieren kurze Ar–F L Hpara–Ar-Abstände von 2.555(4) und 2.578(3) Å mit Winkeln von 140.46(4) und 149.84(4)°. Zusätzlich gibt es kurze Ar–F L H– C(=NAr)NHAr-Abstände von 2.607(3) und 2.653(3) Å und F L H–C Winkeln von 163.39(4) und 161.78(4)°. Dies führt zur Ausbildung eines gewellten 2D-Netzwerks entlang der abEbene (Abb. 3.19a). Zwischen benachbarten Schichten sind kurze C–C-Abstände zwischen den Arylsubstituenten benachbarter Moleküle von 3.258(4) und 3.354(4) Å zu beobachten. In der Kristallstruktur von 101d können, im Gegensatz zu 101e, keine kurzen F L H– C(=NAr)NHAr-Abstände gefunden werden. Benachbarte Moleküle sind in drei Dimensionen durch Ar–F L H–Ar-Abstände von 2.426(7), 2.518(7) und 2.582(7) Å mit F L H–C Winkeln von 149.32(2), 114.87(3) und 125.84(2)° verbunden. In der ab-Ebene bildet 101d eine stufenartige Anordnung der Aryl-Einheiten mit Aryl–Aryl-Abständen von 3.399 Å. Zusätzlich werden Wechselwirkungen zwischen Aryl-Gruppen und der N=C(H)−N-Einheit mit C–CAbständen von 3.308 Å (Abb. 3.19b) beobachtet. 68 Diskussion 3.3.2 Synthese von Dimolybdän(III)komplexen mit Formamidinat-Liganden Die Formamidine 101a-h wurden anschließend zur Synthese neuer Dimolybdän(III)komplexe eingesetzt. Dies wurde durch Protolyse von Mo2(OtBu)6 (25) mit dem jeweiligen Formamidin in Toluol- bzw. CH2Cl2-Lösungen erreicht (Schema 3.14). Schema 3.14: Synthese der Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate 102a-e und 102f-h. Da die Verwendung von 101a-e im Vergleich zur Verwendung der di-ortho-Fluorsubstituierten Formamidine 101f-h unterschiedliche Produkte ergab, werden die jeweiligen Ergebnisse der Umsetzungen getrennt voneinander diskutiert. 3.3.2.1 Dimolybdän(III)komplexe mit zwei Formamidinat-Liganden Aus der Reaktion von zwei Moläquivalenten von 101a-e mit 25 in CH2Cl2 konnten durch Kristallisation die disubstituierten Komplexe [(101a-e)-H]2Mo2(OtBu)4 (102a-e) in Ausbeuten von 53-82 % isoliert werden. 102a-e sind grünbraune Feststoffe, die sich im Vakuum (10-3 mbar) bei 90-110 °C zersetzen ohne zu sublimieren. Die Synthese monosubstituierter Komplexe durch die Verwendung eines Moläquivalents der Formamidine 101a-e konnte nicht realisiert werden. Die Charakterisierung der Verbindungen 102a-e erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMR-Spektroskopie und durch Elementaranalysen. In Tabelle 3.12 sind die Resonanzen der 1H- und 13 C-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Die Resonanzsignale der Methin-Formamidinprotonen in 102a-e sind im Vergleich zu den unkoordinierten Liganden 101a-e zu tieferem Feld verschoben. Im Vergleich zum Edukt 25 zeigt sich für die Resonanzen der Protonen der OtBu-Liganden eine 69 Diskussion Verschiebung zu höherem Feld. Wie zuvor beschrieben, lässt dies, aufgrund der diamagnetischen Anisotropie der Mo–Mo-Dreifachbindung, auf einen Wechsel der OtBuLiganden in distale Position in Lösung schließen (Vgl. s. Abs. 3.1).[11] Tab. 3.12: NMR-chemische Verschiebungen für die Komplexe 102a-e. −N=C(H)N− 1 H- 13 C- −OC(CH3)3 1 NMR Verbindung 13 H- −ArH5−nFn 1 C- NMR [a] δ [ppm] H- NMR [a] δ [ppm][a] δ [ppm] 102a 8.83 169.6 1.32 33.0 6.13−6.32 102b 8.88 176.3 1.40 32.2 6.11−6.32 102c 8.97 176.0 1.43 32.1 6.00−6.28 102d 9.13 179.1 1.44 32.8 6.07−6.36 102e 8.87 175.9 1.46 32.3 6.13−6.29 [a] in CDCl3 bei 25 °C. Die starke Verschiebung des Methin-Formamidinprotons (N=C(H)−N) zu tieferem Feld ist auf eine Verbrückung beider Molybdänatome durch die Formamidinat-Liganden zurückzuführen, da Protonen parallel zur Mo–Mo-Dreifachbindung stark entschirmt werden. Die Integralverhältnisse in den 1H-NMR-Spektren beweisen, dass zwei OtBu-Liganden ausgetauscht wurden. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 102c und 102e konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten CH2Cl2/Toluollösungen erhalten werden. Dabei wurden zwei verschiedene Konformationen für die Komplexe beobachtet, die in Abbildung 3.20 schematisch dargestellt sind. Abb. 3.20: Schematische Darstellung der zwei beobachteten Konformationen von 102c und 102e. 70 Diskussion Die Verbindung trans-102c kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/c mit Z = 2. Die eingeführten Formamidinat-Liganden verbrücken die Mo–Mo-Dreifachbindung. Die Formamidinat-Liganden und OtBu-Liganden sind ekliptisch angeordnet (Abb. 3.20a). Der Mo–Mo-Bindungsabstand in trans-102c beträgt 2.253 Å und ist durch die Einführung des bidentaten Liganden verlängert (Tab. 3.13).[58] Die Formamidinat-Liganden sind transkonfiguriert und C2-symmetrisch angeordnet (Abb. 3.21). Dabei bildet jeder FormamidinatLigand mit der Mo–Mo-Dreifachbindung einen planaren Fünfring. Die Mo–N- Bindungsabstände von 2.175(3) und 2.183(3) Å sind fast gleichlang. Die Mo1−Mo2−N1- und Mo1−Mo2−N2-Bindungswinkel betragen 90.6(8) und 91.0(8)°. Die OtBu-Liganden haben zwei verschiedene Orientierung im Raum mit Mo–O-Abständen von 1.901 und 1.931 Å. Im Gegensatz zu Dimolybdän(III)hexaalkoxiden wird im Falle von trans-102c neben der distalen Position eine mediale Position eingenommen. In der medialen Position ist die Mo−O-Bindung orthogonal zur Mo-Mo-Dreifachbindung ausgerichtet und liegt somit zwischen der distalen und proximalen Anordnung. Eine proximale Anordnung der OtBu-Liganden ist vermutlich aus sterischen Gründen ungünstig. Abb. 3.21: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von trans-102c. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome und kokristallisierte Lösemittelmoleküle (Toluol) nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Der Komplex cis-102e kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 mit Z = 2. Der Mo–MoBindungsabstand von 2.256(1) Å liegt im ähnlichen Bereich wie der Wert von trans-102c 71 Diskussion (Tab. 3.13). Allerdings besitzt cis-102e im Gegensatz zu trans-102c keine ekliptische, sondern eine gauche-Konformation (Abb. 3.20b). Außerdem sind die Formamidinat-Liganden benachbart angeordnet und somit cis-konfiguriert. Im Gegensatz zu trans-102c, sind die Mo– N-Bindungsabstände in cis-102e mit 2.175 und 2.245 Å unterschiedlich lang und es wird kein planarer Fünfring mit der Mo–Mo-Dreifachbindung gebildet. Die unterschiedlichen Mo–NBindungsabstände lassen auf eine schwächere Donor-Koordination des Imin-Stickstoffatoms des Formamidinat-Liganden schließen. Wie bei trans-102c, nehmen die OtBu-Liganden distale und mediale Positionen ein. Die Mo–O-Bindungsabstände der medialen und distalen OtBu-Liganden betragen 1.864(6)-1.896(5) Å und 1.899(5)-1.910(5) Å. Eine Ausrichtung der OtBu-Liganden in die gleiche Drehrichtung führt zur Bildung zweier Enantiomere, die als Racemat kristallisieren. Tab. 3.13: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] der Komplexe 102c und 102e. trans-102c·Toluol[a] cis-102c·Cyclopentan cis-102e·CH2Cl2 Mo1–Mo2 2.253(4) 2.2503(5) 2.256(1) Mo1–N1 2.175(3) 2.176(4) 2.174(6) Mo1−N3 2.175(3) 2.221(4) 2.247(7) Mo2−N2 2.183(3) 2.232(4) 2.243(6) Mo2−N4 2.183(3) 2.194(4) 2.176(7) Mo1–O1 1.901(3) 1.912(3) 1.896(5) Mo1–O2 1.931(2) 1.891(3) 1.899(5) Mo2−O3 1.901(3) 1.883(4) 1.864(6) Mo2−O4 1.931(2) 1.908(3) 1.910(5) Mo1–Mo2–O1 112.2(7) 101.3(1) 110.3(2) Mo1–Mo2–O2 101.1(7) 110.8(1) 101.3(2) Mo1–Mo2–O3 112.2(7) 110.9(1) 112.0(2) Mo1–Mo2–O4 101.1(7) 100.6(1) 102.2(2) Mo1–Mo2–N1 90.6(8) 92.5(1) 92.8(2) Mo1–Mo2–N2 91.0(8) 87.6(1) 88.1(2) Mo1–Mo2–N3 90.6(8) 87.6(1) 87.8(2) Mo1–Mo2–N4 91.0(8) 92.6(1) 93.0(2) N1−Mo1−O1 90.1(1) 150.2(1) 151.3(2) [a] Für trans-102c gilt aus Symmetriegründen Mo2 = Mo1', O1 = O3, O2 = O4, N1 = N3, N2 = N4. Die Beobachtung zwei verschiedener Konfigurationsisomere in den Festkörperstrukturen von trans-102c und cis-102e lässt vermuten, dass das Imin-Stickstoffatom des Formamidinat72 Diskussion Liganden in Lösung reversibel an die Mo–Mo-Dreifachbindung koordiniert, also hemilabil ist. Zur Identifikation eines Gleichgewichts zweier Isomere in Lösung wurden temperaturabhängige NMR-Experimente der Komplexe 102c und 102e durchgeführt. Jedoch konnte innerhalb der NMR-Zeitskala kein Gleichgewicht beobachtet werden. Ein Indiz für die Hemilabilität des Formamidin-Liganden wurde durch Kristallisationsexperimente erhalten. Im Gegensatz zur Verwendung von Toluol im Kristallisationsprozess, das zur Bildung von trans-102c führte, wurde bei Verwendung von Cyclopentan der cis-konfigurierte Komplex von 102c erhalten. Die lösemittelabhängige Isolierung eines der Konfigurationsisomere unterstützt die Annahme einer Hemilabilität des Formamidinat-Liganden in Lösung. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von cis-102c konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten CH2Cl2/Cyclopentanlösungen erhalten werden. Die Verbindung cis-102c kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Cc mit Z = 8. Die Molekülstrukturen der beiden cis-konfigurierten Isomere von 102c und 102e sind isomorph und zeigen daher eine ähnliche Geometrie (Abb. 3.22). Abb. 3.22: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur der Komplexe cis-102e und cis-102c. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome und kokristallisierte Lösemittelmoleküle (CH2Cl2) nicht gezeigt. Kohlenstoffatome sind als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Zusätzlich wurde je eines der kokristallisierten optischen Isomere abgebildet. 73 Diskussion Auch in den Bindungslängen und Bindungswinkeln sind nur geringe Abweichungen zu erkennen (Tab. 3.13). In der Kristallstruktur von cis-102c werden durch die Asymmetrie des Komplexes wie bei cis-102e zwei kokristallisierte Enantiomere vorgefunden. Abb. 3.23: (a) Ausschnitt aus der bc-Ebene der Kristallstruktur von trans-102c. Die blauen Linien stellen Ar−FּּּH−C(NAr)2-Wechselwirkungen und Ar−FּּּH−Ar Wechselwirkungen dar; (b) Ausschnitt aus der bc-Ebene der Kristallstruktur von cis-102e. Die blauen Linien stellen HּּּFWechselwirkungen zwischen Ar−F-Atomen und den Protonen der OtBu-Gruppen und Ar−FּּּAr−FWechselwirkungen zwischen Arylsubstituenten dar. 74 Diskussion Eine Untersuchung der Festkörperstrukturen der erhaltenen Komplexe zeigt, dass Formamidinat-Liganden zum Design dimensionaler Netzwerke durch HּּּF- Wechselwirkungen eingesetzt werden können. Beispielhaft werden die Strukturen der Komplexe trans-102c und cis-102f im Detail diskutiert. In der Kristallstruktur von trans-102c gibt es kurze Ar−FּּּH−C(NAr)2-Abstände von 2.403(8), 2.540(3) und 2.625(8) Å mit FּּּH−C-Winkeln von 153.99(2)°, 132.48(2)° und 121.81(7)° (Abb. 3.23a). Diese HּּּF-Wechselwirkungen führen zu einem 2D-Netzwerk in der bc-Ebene ohne signifikante Wechselwirkungen zwischen den gebildeten Schichten. Die OtBu-Liganden befinden sich über- und unterhalb der Ebenen und isolieren diese voneinander. In den Zwischenräumen befinden sich kokristallisierte Toluolmoleküle. Die Festkörperstruktur von cis-102e unterscheidet sich stark vom beschriebenen Netzwerk in trans-102c und zeigt große Ähnlichkeiten mit der Struktur des unkoordinierten Liganden 101c. In beiden Fällen werden die Strukturen durch HּּּF-Wechselwirkungen der Ar−FAtome und den Protonen der OtBu-Gruppen von 2.675(3) Å, sowie Wechselwirkungen zwischen benachbarten Molekülen mit ArylּּּAryl-Abständen von 3.429(7) Å (Abb. 3.23b) dominiert. Im Gegensatz zu trans-102c wird so kein 2D-, sondern ein ausgedehntes 3DNetzwerk konstituiert. 75 Diskussion 3.3.2.2 Dimolybdän(III)komplexe mit einem Formamidinat-Liganden Im Gegensatz zur Disubstitution von Mo2(OtBu)6 (25) durch 101a-e führt die Umsetzung mit den Di-ortho-Fluor-substituierten Formamidinen 101f-h zur Bildung der MonoformamidinatKomplexe [(101f-h)-H]Mo2(OtBu)5 (102f-h) (Schema 3.14). Diese Verbindungen konnten nach Aufarbeitung und Kristallisation in Ausbeuten von 62-75 % isoliert werden. 102f-h sind violette, kristalline Feststoffe, die sich im Vakuum (10–3 mbar) bei 110-120 °C zersetzten ohne zu sublimieren. Eine Substitution von zwei OtBu-Liganden in 25 durch Verwendung größerer Mengen der Formamidine 101f-h konnte nicht erreicht werden. Die Charakterisierung von 102f-h erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMR-Spektroskopie, FT-IR-Spektroskopie und durch Elementaranalysen. In Tabelle 3.2 sind die Resonanzen der 1 H- und 13C-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Tab. 3.14: Ausgewählte NMR-chemischen Verschiebungen für die Komplexe 102f-h. Verbindung −OC(CH3)3 −N=C(H)N− 1 13 H- 1 C- −ArH5−nFn 13 H- C- 1 H- NMR NMR NMR δ [ppm][a] δ [ppm][a] δ [ppm][a] 102f 8.90 176.6 1.72, 1.64, 1.36 33.5, 32.9, 32.7 6.15-6.53 102g 8.48 176.3 1.71, 1.65, 1.29 32.8, 32.6, 30.7 6.04 102h 8.55 175.6 1.67[b], 1.31 33.0, 32.9, 30.7 6.13 [a] in C6D6 bei 25 °C; [b] es wird nur ein breites Signal beobachtet. Im 1H-NMR-Spektrum von 102f-h sind die Resonanzen der Methin-Formamidinprotonen signifikant zu tieferem Feld verschoben. Die Verschiebung ist jedoch geringer ausgeprägt als im Falle der disubsituierten Komplexe 102a-e (Tab. 3.12). Durch eine skalare Kopplung mit den ortho-F-Atomen wird die Resonanz des Methin-Formamidinprotons von 102f-h zu einem Quintett mit einer 5JH-F-Kopplungskonstante von 2.2-2.4 Hz aufgespalten. Im Gegensatz zu den Komplexen 102a-e werden für die Protonen der OtBu-Gruppen von 102f-h mehrere Resonanzen beobachtet (Tab. 3.14). In Abbildung 3.24 ist zur Verdeutlichung das 1H-NMR Spektrum von 102g abgebildet. 76 Diskussion * * ♦ ■ ● ● ♦ ● ■ ■ ■ ■ * ←δ Abb. 3.24: 1H-NMR Spektrum von 102g in C6D6 bei 25 °C. Im 1H-NMR-Spektrum von 102g können die Resonanzsignale bei δ = 1.71 und 1.65 ppm aufgrund der chemischen Verschiebung und der Integrale drei verbrückenden OtBu-Liganden und das Resonanzsignal bei 1.29 ppm zwei terminalen OtBu-Liganden zugeordnet werden. Eine aus den chemischen Verschiebung und den Integralen vermutete Anordnung der Liganden in Lösung ist in Abb. 3.24 schematisch dargestellt. Die starken Unterschiede in der chemischen Verschiebung terminaler und verbrückender OtBu-Liganden sind durch die diamagnetische Anisotropie der Mo–Mo-Dreifachbindung bedingt.[59, 60] Die Resonanzsignale der OtBu-Gruppen in den 1H-NMR-Spektren der Verbindungen 102f-h zeigen eine sehr hohe Halbwertsbreite. Letzteres lässt auf ein fluktuierendes Verhalten der OtBu-Liganden in Lösung schließen. Tieftemperatur-NMR-Experimente zeigten jedoch keine signifikanten Änderungen der Resonanzen auf der NMR-Zeitskala. In den 19F-NMR-Spektren wird für alle Komplexe 102f-h nur ein Satz an Ar−F-Signalen beobachtet, was eine symmetrische Anordnung der Aryl-Liganden und eine π-delokalisierte Koordination des Formamidinat-Liganden vermuten lässt. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 102f und 102g konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten Toluollösungen erhalten werden. Die Verbindung 102f kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe C2/c mit Z = 8. In der Molekülstruktur überbrückt der eingeführte Formamidinat- und ein OtBu-Ligand die Mo–Mo-Dreifachbindung und der Komplex ist cis-konfiguriert (Abb. 3.25). Diese Anordnung widerspricht den Ergebnissen der 1 H-NMR-Experimente und es muss von unterschiedlichen Strukturen in Lösung und im 77 Diskussion Festkörper ausgegangen werden. Außerdem unterstützt diese Beobachtung die Annahme einer Fluktuation der OtBu-Liganden und eines hemilabilen Charakters des FormamidinatLiganden. Wie in den Festkörperstrukturen von cis-102c und cis-102e befindet sich der Komplex in einer gauche-Konformation (Abb. 3.20). Der Mo–Mo-Bindungsabstand beträgt 2.2373(3) Å und ist zur Vermeidung sterischer Abstoßung der Liganden leicht verlängert (Tab. 3.15).[58] Abb. 3.25: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur der Komplexe 102f und 102g. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome und kokristallisierte Lösemittelmoleküle (CH2Cl2 für 102g) nicht gezeigt. Kohlenstoffatome sind als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Jedoch ist der Mo–Mo-Bindungsabstand im Vergleich zu cis-102c-e geringfügig kürzer. Der Formamidinat-Ligand ist nicht symmetrisch koordiniert und zeigt unterschiedliche Mo–NBindungsabstände von 2.186(2) und 2.204(2) Å. Die Anordnung der terminalen OtBuLiganden ähnelt der Struktur von cis-102c-e und die Verbindungen lassen sich gedanklich durch den Austausch des verbrückenden OtBu-Liganden durch einen Formamidiat-Liganden ineinander überführen. Die terminalen OtBu-Liganden besitzen mediale und distale Anordnungen mit Mo–O-Bindungslängen zwischen 1.931(2) und 1.894(2) Å. Wie cis-102c-e zeigen die terminalen OtBu-Liganden in die gleiche Drehrichtung, was zur Entstehung zweier Enantiomere führt, die als Racemat kokristallisieren. In der Molekülstruktur von 102f existieren zwei kurze Moּּּortho-F-Abstände, die kleiner als die Summe der VdW-Radien der beiden Atomsorten sind. Diese Abstände sind mit 2.993(2) und 3.247(1) Å unterschiedlich 78 Diskussion lang. Der kürzere MoּּּF-Abstand befindet sich am Molybdänatom mit dem längeren Mo–NAbstand, was auf eine Konkurrenz zwischen N- und F-Donor-Koordination im Molekül hinweist. Tab. 3.15: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] für die Komplexe 102f-h. 102f 102g·CH2Cl2 102h[a] Mo1–Mo2 2.2373(3) 2.2446(6) 2.238(1) Mo1–N1 2.204(2) 2.227(5) 2.205(7) Mo2−N2 2.186(2) 2.190(5) 2.187(7) Mo1–O1 2.055(1) 2.073(4) 2.060(7) Mo2–O1 2.096(2) 2.102(3) 2.084(7) Mo1–O2 1.931(2) 1.925(4) 1.926(6) Mo1−O3 1.900(2) 1.905(4) 1.898(6) Mo2−O4 1.894(2) 1.898(5) 1.898(8) Mo2–O5 1.907(1) 1.910(4) 1.901(8) Mo1–Mo2–O1 56.52(4) 56.8(1) 56.8(2) Mo1–Mo2–O2 103.28(5) 112.2(1) 104.1(2) Mo1–Mo2–N1 90.27(5) 92.2(1) 91.5(2) [a] Aufgrund einer geringen Datenqualität wurden die Daten einer vorläufigen Struktur entnommen. Verbindung 102g kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 mit Z = 4. Die Molekülstrukturen der Komplexe 102f und 102g sind isomorph (Abb. 3.25). Bei 102g beträgt der Mo–Mo-Bindungsabstand 2.2446(6) Å und ist, im Vergleich zu 102f, leicht verlängert. Die anderen strukturellen Parameter sind sehr ähnlich und die Grundstruktur des Moleküls von 102g entspricht der von 102f (Tab. 3.15). Es werden kurze Moּּּortho-F-Abstände von 3.188(3) und 3.306(3) Å beobachtet, die dem gleichen Muster wie in 102g folgen. Letzteres bestätigt die Annahme einer Konkurrenz zwischen N- und F-Donor-Koordination. Der Komplex kristallisiert ebenfalls als racemische Mischung zweier Enantiomere. In den Kristallstrukturen von 102f-g werden intermolekulare HּּּF-Wechselwirkungen beobachtet, die im Vergleich zu den Strukturen von 102c und 102e geringer ausgeprägt sind und nicht zur Formierung definierter Netzwerke führen. Diese sind in beiden Fällen Ar– FּּּH–Ar-Wechselwirkungen von 2.627(1) Å und einem FּּּH−C-Winkel von 146.1(1)° für 102f bzw. 2.579(3) Å mit einem FּּּH−C-Winkel von 106.4(4)° für 102g, die jeweils zwei molekulare Einheiten miteinander verknüpfen. 79 Diskussion 3.3.3 Untersuchungen zur Reaktivität der Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate Nach erfolgreicher Synthese der Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate 102a-h wurden diese Komplexe als Präkatalysatoren in der Oxygenierung von Olefinen und der Deoxygenierung von Organosulfoxiden erprobt (Vgl. s. Abs. 3.2.1-3.2.4). Jedoch führte die Verwendung von 102a-h als Präkatalysator in beiden Transformationen zu einer Abnahme der Reaktivität. Im Falle der Oxidationsreaktion scheint die Anwesenheit einer Lewis-Base, ähnlich wie bei Verwendung von Donorlösemitteln, die Aktivität stark zu vermindern. Im Falle der Reduktion wurde eine erhöhte Labilität des Komplexes unter den gewählten Reaktionsbedingungen mit schneller Deaktivierung des Katalysators beobachtet. Aus diesen Gründen wurde die katalytische Aktivität von 102a-h in diesen Umsetzungen nicht weitergehend untersucht. Ein anderer Aspekt der Derivatisierung ist, inwiefern sich die Einführung des FormamidinatLiganden auf die elektronischen Eigenschaften der Mo–Mo-Dreifachbindung auswirkt. Die elektronenziehende Wirkung des Liganden könnte die Elektronenaffinität der Mo–MoDreifachbindung erhöhen und eine Reduktion unter Bildung einer Mo–Mo-Vierfachbindung ermöglichen. Außerdem könnte eine reduzierte Spezies durch die Chelatisierung des Formamidinat-Liganden stabilisiert werden. Ein diametraler Ansatz wurde bereits in der stufenweisen Oxidation basenstabilisierter Dimolybdän(II)guanidinate realisiert. Diese Komplexe abstrahieren von CH2Cl2 quantitativ Chloratome und werden so zu den entsprechenden Dimolybdän(II,III)chlorguanidinaten oxidiert (Abb. 3.26).[111] Abb. 3.26: Schrittweise Oxidation von Dimolybdän(II)guanidinaten durch Chlorabstraktion und Verwendung von AgBF4. Letztere können anschließend durch die Verwendung von AgBF4 bis zur Oxidationsstufe +III des Molybdäns weiteroxidiert werden. Die Reduktion eines Dimolybdän(III)komplexes zu einer π-Donor-stabilisierten, vierfachgebundenen Spezies ohne Eliminierung eines Liganden ist bisher noch nicht bekannt. 80 Diskussion Um zu überprüfen, ob Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate chemisch reduziert werden können, wurde eine Toluollösung von 102f mit zwei Moläquivalenten an elementarem Lithium oder Kaliumgraphit in einer Argonatmosphäre bei –20 °C umgesetzt (Schema 3.15). Aus der Reaktionslösung konnten nach Aufarbeitung und Kristallisation die reduzierten Komplexe Li2[((101f)-H)Mo2(OtBu)5] (103a) und K2[((101f)-H)Mo2(OtBu)5]·2Toluol (103b) isoliert werden. Jedoch verläuft die Reduktion in beiden Fällen unvollständig und die Entstehung mehrerer Nebenprodukte wird beobachtet. Schema 3.15: Reduktion von 102f mit elementarem Lithium oder Kaliumgraphit. Weitere Optimierungsversuche der Ausbeute durch Änderung der Temperatur oder der Reaktionszeit waren bisher nicht erfolgreich. Die Verwendung von Donorlösemitteln führte zur Zersetzung der Produkte. 103a und 103b sind blauviolette, kristalline Feststoffe, die nach einiger Zeit an der Luft hydrolysieren. Die Charakterisierung der Verbindungen erfolgte durch 1D-NMR-Spektroskopie, Massenspektrometrie und durch Elementaranalysen. In Tabelle 3.16 sind die Resonanzen der 1H-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Aussagekräftige 13C-NMR Spektren konnten aufgrund einer geringen Löslichkeit in gängigen Lösemitteln von 103a und 103b nicht erhalten werden. Im Vergleich zu 102f sind die Resonanzsignale des Methin-Formamidinprotons in 103a und 103b zu tieferem Feld verschoben (Tab. 3.16). Die Resonanzen der Protonen der OtBu-Liganden zeigen hingegen eine leichte Verschiebung zu höherem Feld. In den 19F-NMR-Spektren von 103a und 103b wird jeweils ein Singulett für die Ar–F-Atome bei δ = -114.5 (103a) bzw. -114.9 ppm (103b) beobachtet, das im Vergleich zu 102f zu tieferem Feld verschoben ist. Letzteres lässt vermuten, dass die π-delokalisierte Koordination des Formamidinat-Liganden nach der Reduktion erhalten bleibt. Die Zusammensetzung von 103a konnte durch ESI- 81 Diskussion Massenspektrometrie verifiziert werden. Eine monoanionische Spezies mit m/z = 1076.10 konnte anhand des Isotopenmusters der Verbindung 103a-Li zugeordnet werden. Tab. 3.16: 1H-NMR-chemische Verschiebung der Komplexe 103a und 103b. −N=C(H)N− Verbindung 1 −OC(CH3)3 1 H-NMR [a] H-NMR [a] δ [ppm] δ [ppm] −ArH5−nFn 1 H-NMR δ [ppm][a] 103a 9.32 1.66, 1.59. 1.27 6.23-6.56 103b 9.41 1.64, 1.60, 1.30 6.30-6.51 [a] in C6D6 bei 25 °C. 103a kristallisiert aus Toluol-Lösungen in Form dünner Nadeln, die für eine Röntgenstrukturuntersuchungen nicht geeignet waren. Durch Kokristallisation von 103a mit einem Moläquivalent LiOtBu in Toluol wurden jedoch Einkristalle des Additionsprodukts 103a · LiOtBu erhalten, die zur Röntgenstrukturanalyse taugten (Vgl. s. Abs. 3.2.1). Die Verbindung 103a · LiOtBu kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 mit Z = 2. Der Mo–Mo-Bindungsabstand beträgt 2.1365(3) Å und ist im Vergleich zum Edukt 102f deutlich verkürzt (Tab. 3.17). Die Mo–Mo-Bindungslänge liegt im Bereich von literaturbekannten Dimolybdänvierfachbindungen.[111] Der Komplex zeigt eine ekliptische Anordnung der Formamidinat- und OtBu-Liganden (Abb. 3.27). Der Formamidinat-Ligand überbrückt wie im Komplex 102f die Mo–Mo-Dreifachbindung. Die Mo–N-Bindungsabstände von 2.138(2) und 2.145(2) Å sind sehr ähnlich, was eine π-delokalisierte Koordination des FormamidinatLiganden vermuten lässt. Der verbrückende OtBu-Ligand (O1) fungiert als µ3-Ligand zu beiden Molybdänatomen und einem zentralen Lithiumatom (Li1) mit verlängerten Mo–OBindungslängen von 2.213(2) bzw. 2.219(2)Å. Die restlichen OtBu-Liganden besetzen distale und mediale Positionen mit unterschiedlichen Mo–O-Bindungslängen zwischen 2.044(2) und 2.148(2) Å, die im Vergleich zu 102f durch die Koordination von LiOtBu verlängert sind. Im Gegensatz zu 102f sind die µ2-OtBu-Gruppen (O2-O4) in 103a symmetrisch orientiert. Der OtBu-Ligand des kokristallisierten LiOtBu überbrückt zwei symmetrisch angeordnete Lithiumatome (Li2, Li3), die an der Peripherie des Komplexes und die µ2-OtBu-Gruppen (O2O4) koordiniert sind. Die Mo–Li-Abstände liegen zwischen 2.834(5) und 2.815(5) Å. 82 Diskussion Abb. 3.27: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur der Komplexe 103a und 103b. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome und Lösemittelmoleküle (Toluol für 103b) nicht gezeigt. Kohlenstoff- und Stickstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 103b konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten Toluollösungen erhalten werden. Die Verbindung kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Pnma mit Z = 2. Die Molekülstrukturen der Komplexe 103a und 103b sind sehr ähnlich (Abb. 3.27). So zeigt 103b ebenfalls eine ekliptische Anordnung der Liganden und einen verbrückenden Formamidinat-Liganden. Ein µ3-OtBu-Ligand bindet zu beiden Molybdänatomen und einem Kaliumatom (K1). Das zweite Kaliumatom (K2) wird von den restlichen vier OtBu-Liganden µ2-verbrückt und „zangenartig“ gebunden. Im Vergleich zu 103a ist der Mo–Mo-Bindungsabstand von 2.129(1) Å leicht verkürzt. Im Gegensatz dazu sind die Mo–N-Bindungsabstände im Formamidinat-Liganden auf 2.195(7) Å verlängert. Die Mo–O-Bindungslängen der OtBu-Liganden in den Verbindungen 103a und 103b sind sehr ähnlich und deren Anordnung folgt dem gleichen Muster. Die durchgeführten Untersuchungen zeigen, dass durch die Einführung des FormamidinatLiganden eine Reduktion unter Bildung stabiler, vierfach-gebundener Spezies mit konventionellen Reduktionsmitteln ermöglicht wird. Außerdem zeigt die Bildung eines Donor-Acceptor-Komplexes mit LiOtBu, dass die OtBu-Liganden eine geeignete Geometrie zur Chelatisierung Lewis-acider Metallatome besitzen. Zusammen mit einem möglichen 83 Diskussion Austausch der Alkalimetallkationen durch Salzmetathese macht die Ausbildung von DonorAcceptor-Komplexen die Verbindungen 103a und 103b zu vielversprechenden Precursoren heteropolymetallischer Komplexe. Tab. 3.17: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] für die Komplexe 103a und 103b. 103a · LiOtBu 103b · 2Toluol[a] Mo1–Mo2 2.1365(3) 2.129(1) Mo1–N1 2.138(2) 2.195(7) Mo2−N2 2.145(2) 2.195(7) Mo1–O1 2.213(2) 2.233(7) Mo2–O1 2.219(2) 2.233(7) Mo1–O2 2.044(2) 2.045(8) Mo1−O3 2.066(2) 2.045(8) Mo2−O4 2.135(2) 2.120(6) Mo2–O5 2.148(2) 2.120(6) M1–O1 1.967(6) 2.651(8) M1–O2 1.883(6) 2.553(7) M1–O3 1.877(5) 2.553(7) Mo1–Mo2–O1 61.33(5) 61.5(2) Mo1–Mo2–N1 91.69(6) 93.0(2) Mo1–Mo2–O3 114.55(5) 112.6(2) [a] für 103b gilt aus Symmetriegründen M1 = M2, O2 = O3, O4 = O5, N1 = N2. 84 Diskussion 3.3.4 Synthese von 1-Ketonyl-5-hydroxypyrazolinen Neben Fluor-substituierten Formamidinen wurden 1-Ketonyl-5-hydroxypyrazoline3 zur Derivatisierung von Mo2(OtBu)6 (25) mit bidentaten Liganden eingesetzt.[112] Wie bei 101a-f, wurde durch Substitution mit den chelatisierenden Liganden versucht, die Stabilität der Mo– Mo-Dreifachbindung in katalytischen Umsetzungen zu erhöhen. Als Liganden wurden 1-Acetyl-5-hydroxypyrazolin (104a) und 1-Benzoyl-5-hydroxypyrazolin (104b) auf Grundlage literaturbekannter Protokolle synthetisiert.[113] Zuerst wurde aus der Reaktion des entsprechenden Methylesters mit Hydrazin durch Kristallisation das jeweilige Carbonsäurehydrazid als farbloser Feststoff in Ausbeuten von 43 und 87 % erhalten (Schema 3.16). Schema 3.16: Synthese der 1-Ketonyl-5-Hydroxypyrazoline 104a und 104b. Die Carbonsäurehydrazide wurden anschließend mit 1,1,1,5,5,5-Hexafluoropentan-2,4-dion in Ethanol umgesetzt. Aus dieser Reaktion konnten durch Kristallisation die 1-Ketonyl-5hydroxypyrazoline 104a und 104b in Ausbeuten von 83 bzw. 85 % isoliert werden (Schema 3.16). Die Charakterisierung von 104a und 104b erfolgte durch 1D-MultikernNMR-Spektroskopie, FT-IR Spektroskopie und Massenspektrometrie. In Tabelle 3.18 sind die Resonanzen der 1H- und 13 C-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. 3 Die Liganden wurden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Enthaler synthetisiert. 85 Diskussion 3.3.5 Synthese von Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololaten Die Reaktion von zwei Moläquivalenten von 104a-b mit 25 führte zur Bildung der Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate Mo2((104a-b)-H)2(OtBu)4 (105a-b) (Schema 3.17). Diese Verbindungen konnten nach Aufarbeitung und Kristallisation in Ausbeuten von 75 bzw. 48 % isoliert werden. Schema 3.17: Synthese der Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate 105a und 105b. 105a und 105b sind rotbraune, kristalline Feststoffe, die einige Minuten an der Luft gehandhabt werden können ohne mit molekularem Sauerstoff oder H2O reagieren. Die Verbindungen zersetzen sich im Vakuum (10–3 mbar) bei 120 °C ohne zu sublimieren. Die Synthese monosubstituierter Komplexe durch die Verwendung eines Moläquivalents von 104a-b konnte nicht realisiert werden. Die Charakterisierung der Verbindungen 105a-b erfolgte durch 1D- und 2D-Multikern-NMR-Spektroskopie, IR-Spektroskopie und durch Elementaranalysen. In Tabelle 3.18 sind die Resonanzen der 1H- und 13 C-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Im 1H-NMR-Spektrum von 105a werden die Resonanzen der Aryl-Protonen der BenzoylFunktion bei δ = 8.94 und 7.13 ppm beobachtet (Tab. 3.18). Bei δ = 3.79 und 3.48 ppm finden sich Peaks, die anhand der chemischen Verschiebung den Methylen-Protonen des PyrazolinRings zugeordnet werden können. Die magnetisch unterschiedlichen Protonen koppeln miteinander und spalten in Dubletts mit einer 2JH-H-Kopplungskonstanten von 19.5 Hz auf. Für die Protonen der OtBu-Liganden sind zwei Resonanzen mit geringer Halbwertsbreite bei δ = 1.49 und 1.25 ppm zu beobachten, die anhand der chemischen Verschiebung zwei unterschiedlichen terminalen OtBu-Liganden zugeordnet werden können. Im Gegensatz zu den Dimolybdän(III)alkoxidformamidinaten 102a-h, spricht die geringe Halbwertsbreite der 86 Diskussion Signale der OtBu-Gruppen im 1H-NMR-Spektrum von 105a für eine gehemmte Fluktuation der OtBu-Liganden in Lösung. Im Bezug auf die diamagnetische Anisotropie der Mo–MoDreifachbindung lässt die geringe Tieffeldverschiebung der Protonen der PyrazololatLiganden auf eine 1,1-Mo-Chelatisierung schließen.[59, 60] Tab. 3.18: 1H- und 13C-NMR-chemische Verschiebungen der Verbindungen 105a-b. 1 Verbindung 104a[a] 13 H-NMR δ [ppm] C-NMR 19 F-NMR δ [ppm] δ [ppm] 7.84-7.92 (m, 2H, Ar–H), 171.6 (R2C=O), 144.1 (R–C=N–R), –67.4, –80.5 7.40-7.65 (m, 3H, Ar–H), 143.7 (R–C=N–R), 133.3 (R–CF3), 6.40 (s, R–OH), 131.6 (R–CF3), 130.5 (Ar–H), 3.00-3.66 (m 2H, CH2) 128.3 (Ar–H), 94.2 (R3C–OH), 93.8 (R3C–OH), 41.4 (R–CH2–R) 104b[a] 105a[b] 5.98 (s, R–OH), 173.3 (R2C=O), 143.6 (R–C=N–R), 3.30-3.80 (m, CH2), 120.6 (R–CF3), 92.5 (R3C–OH), 2.29 (s, C(=O)CH3) 41.4 (R–CH2–R), 22.4 (C(=O)CH3) 8.94 (m, 2H, C(=O)Ar–H), 173.5 (R2C=O), 149.2 (R–C=N–R), 7.13 (m, 3H, C(=O)Ar–H), 133.4 (R–CF3), 132.2 (R–CF3), 3.79 (d, 1H, R-CH2-R), 131.5 (Ar–H), 128.0 (Ar–H), 3.48 (d, 1H, R-CH2-R), 127.5 (Ar–H), 98.6 (R3C–OH), 1.49, 1.25 (s, C–CH3) 81.8 (C–CH3), 79.3 (C–CH3), –67.8, –81.3 –68.0, –84.5 43.3 (R–CH2–R), 32.4 (C–CH3), 31.9 (C–CH3) 105b[b] 3.49 (d, 1H, R-CH2-R), 177.2 (R2C=O), 150.0 (R–C=N–R), 3.13 (d, 1H, R-CH2-R), 128.0 (R–CF3), 127.5 (R–CF3), 2.32 (s, C(=O)CH3), 97.7 (R3C–OH), 81.8 (C–CH3), 1.61, 1.16 (s, C–CH3) 78.4 (C–CH3), 43.0 (R–CH2–R), 32.5 (C–CH3), 31.5 (C–CH3), 22.5 (C(=O)CH3) [a] in CDCl3 bei 25 °C; [b] in C6D6 bei 25 °C. 87 –68.3, –85.0 Diskussion Im 1H-NMR-Spektrum der Verbindung 105b sind Resonanzsignale der Methylen-Protonen des Pyrazolin-Rings als Dubletts bei δ = 3.49 und 3.13 ppm zu beobachten. Die 2JH-HKopplungskonstante der magnetisch unterschiedlichen Protonen beträgt 19.6 Hz. Die Resonanz der Acetyl-Gruppe befindet sich bei 2.32 ppm. Die Protonen der OtBu-Liganden zeigen zwei Singuletts bei δ = 1.61 und 1.16 ppm, die eine stärker unterschiedliche chemische Verschiebung zeigen als die Protonen der OtBu-Liganden von 105a. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 105a-b konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten Toluollösungen erhalten werden. Die Verbindung 105a kristallisiert in der triklinen Raumgruppe P- 1 mit Z = 2. In der Molekülstruktur chelatisiert der PyrazololatLigand ein einzelnes Molybdänatom und überspannt, im Gegensatz zu den FormamidinatLiganden in 102a-h, nicht die Mo–Mo-Dreifachbindung (Abb. 3.28). Die Pyrazololat- und OtBu-Liganden sind in gestaffelter Konformation angeordnet. Der Mo–Mo-Bindungsabstand beträgt 2.2603(5) Å und ist durch Einführung der chelatisierenden Liganden leicht verlängert (Tab. 3.19).[58] Der Mo–O-Bindungsabstand zum Pyrazololat-Sauerstoffatom beträgt 2.022(2) Å und liegt im erwarteten Bereich einer Mo–O-Einfachbindung.[61] Das BenzoylSauerstoffatom koordiniert als intramolekulare Lewis-Base mit einer Bindungslänge von 2.174(2) Å an das Molybdänatom. 105a 105b Abb. 3.28: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 105a und 105b. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome und Lösemittelmoleküle (Toluol für 105a) nicht gezeigt. Kohlenstoffatome sind als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Zusätzlich wird jeweils ein Isomer der kokristallisierten, racemischen Mischung dargestellt. 88 Diskussion Die OtBu-Liganden in 105a sind, wie in allen bisher beschriebenen Dimolybdän(III)komplexen, unterschiedlich angeordnet. In diesem Falle befinden sich drei OtBu-Liganden in distaler Position mit Mo–O-Bindungslängen von 1.921(2)-1.913(2) Å und ein OtBu-Ligand in proximaler Position mit einem Mo–O-Bindungsabstand von 1.870(2) Å. Da der Ligand 104a in der Synthese als racemische Mischung eingesetzt wurde, gibt es die Möglichkeit zur Bildung mehrer Isomere von 105a. In der Kristallstruktur werden jedoch ausschließlich die R,S- und S,R-Enatiomere kokristallisiert in der Elementarzelle vorgefunden. Tab. 3.19: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] für die Komplexe 105a-b und 106. 105a · 2Toluol 105b 106 · 2DMAP Mo1–Mo2 2.2603(5) 2.2541(4) –[a] Mo1–O1 2.022(2) 2.069(2) 1.981(6) Mo2–O2 2.174(2) 2.206(3) 2.078(4) Mo1–O3 1.917(2) 1.919(2) –[a] Mo1−O4 1.921(2) 1.927(3) –[a] Mo1–O7 1.870(2) 1.872(2) –[a] Mo1–O8 1.913(2) 1.911(3) –[a] O1–Mo1–O2 79.29(9) 79.66(9) 157.2(2) Mo1–Mo2–O3 98.00(7) 98.16(7) –[a] Mo1–Mo2–O4 110.06(7) 109.57(8) –[a] [a] Die entsprechenden Bindungen sind im Molekül nicht vorhanden. Verbindung 105b kristallisiert wie 105a in der triklinen Raumgruppe P- 1 mit Z = 2. Bis auf den unterschiedlichen Ketonyl-Rest sind beide Strukturen sehr ähnlich (Abb. 3.28). Die Mo– Mo-Bindungslänge beträgt 2.2541(4) Å und ist im Gegensatz zu 105a leicht verkürzt (Tab. 3.19). Das Acetyl-Sauerstoffatom des Pyrazololat-Liganden koordiniert an das Molybdänatom, wobei die Mo–O-Bindungsabstände von 2.069(2) und 2.206(3) Å im Gegensatz zu 105a etwas verlängert sind. Die Anordnung der OtBu-Liganden folgt dem gleichen Muster wie in 105a und die Mo–O-Bindungslängen sind für beide Komplexe fast gleich. Auch in der Kristallstruktur von 105b werden durch Verwendung einer racemischen Mischung des Liganden 104b R,S- und S,R-Enatiomere kokristallisiert in der Elementarzelle vorgefunden. 89 Diskussion 3.3.6 Versuch der Deprotonierung von Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololaten Nach Synthese der Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate 105a-b wurde versucht durch Verwendung verschiedener Brønsted-Basen den koordinierten Pyrazololat-Liganden an der aciden CH2-Gruppe zu deprotonieren. Durch Deprotonierung könnten die PyrazololatLiganden in einen anderen Koordinationsmodus überführt werden.[114, 115] Dazu wurden Toluollösungen der Verbindung 105a mit verschiedenen Brønsted-Basen versetzt. Starke Brønsted-Basen wie n-Butyllithium, Lithium-2,2,6,6-tetramethylpiperidinid oder Lithiumhexamethylsilazanid führten zu unselektiven Reaktionen unter Zersetzung des Pyrazololat-Liganden. In der Reaktion einer THF-Lösung von 105a mit DMAP konnte hingegen die Entstehung von Mo(O)(104a-2H)·2DMAP (106) beobacht werden (Schema 3.18). Schema 3.18: Reaktion von 105a mit DMAP in THF. Verbindung 106 wurde in sehr geringer Ausbeute durch Kristallisation aus der Reaktionslösung bei –20 °C erhalten. Die Synthese von 106 in höherer Ausbeute war bisher nicht möglich und der Komplex konnte nicht vollständig charakterisiert werden. 1H-NMRund massenspektrometrische Untersuchungen der Reaktionslösung zeigten die Entstehung vielfältiger Produkte. Die erhaltenen Kristalle von 106 konnten zu Röntgenstrukturanalysen eingesetzt werden. Die Verbindung kristallisiert in der orthorhombischen Raumgruppe Ama2 mit Z = 4. Die Analyse zeigt einen mononuklearen O=Mo-Komplex mit Molybdän in der Oxidationsstufe + IV. Ein Pyrazololat-Ligand wurde unter Ringöffnung deprotoniert und bindet an das Molybdänatom als tripodaler Ligand (Abb. 3.29). Die Mo–O-Bindungsabstände betragen 1.981(6) und 2.078(4) Å und liegen im erwarteten Bereich (Tab. 3.19).[61] Eines der 90 Diskussion beiden Stickstoffatome des Pyrazololat-Liganden koordiniert an das Molybdänatom mit einem Mo–N-Abstand von 2.150(9) Å. Die O=Mo-Bindung hat eine Bindungslänge von 1.683(4) Å und ist vergleichbar zu O=Mo-Bindungsabständen in literaturbekannten O=Mo(IV)-Fragmenten.[116] Zusätzlich wird das Molybdänatom durch zwei DMAP-Moleküle mit Mo–N-Bindungsabständen von 2.180(3) Å koordiniert. 106 Abb. 3.29: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 106. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome und Lösemittelmoleküle (THF) nicht gezeigt Kohlenstoffatome sind als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Die Entstehung von 106 ist bisher nicht verstanden. Vermutlich wird zuerst der PyrazololatLigand durch DMAP deprotoniert, wobei ein dinuklearer Komplex [104a- t 2H]Mo2(O Bu)4·2DMAPH gebildet wird. Dieser Komplex könnte anschließend mit H2O, das aus Zersetzungsprozessen des Liganden unter den gewählten basischen Bedingungen stammen könnte, zu 106 hydrolysiert werden.[114, 115] Eine Isolierung anderer Deprotonierungsprodukte durch Abfangen des entstehenden Wassers, sowie die Steigerung der Selektivität der Reaktion durch stöchiometrische Mengen an H2O oder die Verwendung anderer Brønsted-Basen blieben bisher erfolglos. 91 Diskussion 3.3.7 Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate als Präkatalysatoren in der C–N- Bindungsspaltung von Carbonsäureamiden In den Abschnitten 3.2.1-3.2.4 konnte gezeigt werden, dass Dimolybdän(III)hexaalkoxide hocheffiziente, duale Präkatalysatoren in Oxygenierung- und Deoxygenierungsreaktionen sind. In einer Kooperation mit Tomás Beltrán aus dem Arbeitskreis von Prof. Rosa Llusar an der Universität Jaume I in Castellón/Spanien konnten diese Präkatalysatoren auch für andere katalytische Umsetzungen erschlossen werden. So deoxygenieren Dimolybdän(III)hexaalkoxide mit Phenylsilan als Reduktionsmittel Carbonsäureamide bei erhöhten Temperaturen mit geringen Präkatalysatorbeladungen (Schema 3.19).[117] Schema 3.19: Deoxygenierung von 107 zu 108 und 109 mit Phenylsilan als Reduktionsmittel und Mo2(OtBu)6 (25) als Präkatalysator. In diesen Reaktionen wurden hohe Umsätze von 97 % und eine Selektivität von 98 % des Deoxygenierungsprodukt 5-Ethyl-10,11-dihydro-5H-dibenz(b,f)azepin (108) erhalten, was bisher bekannte, molybdänbasierte Systeme in ihrer Aktivität deutlich übertrifft (Tab. 3.20, Ansatz 1).[118] In geringen Spuren konnte ebenfalls das Produkt 10,11-dihydro-5Hdibenz(b,f)azepin (109) detektiert werden, dass aus einer C–N-Bindungsspaltung des Carbonsäureamids stammt. Die katalytische Spaltung der C–N-Bindung in Carbonsäureamiden wurde bisher nur selten beobachtet. Die ersten zuverlässigen Berichte über diese Reaktion stammen von Milstein und Ikariya aus dem Jahre 2010[119, 120] unter Verwendung eines Ruthenium-Katalysators. Die C–N-Bindungsspaltung ist von besonderem Interesse, da diese zur Synthese schwer zugänglicher, cyclischer Amine eingesetzt werden kann, die als Bausteine in pharmazeutischen Produkten benötigt werden.[121] Darüber hinaus könnte die Reaktion zur „Entschützung“ von Carbonsäureamiden in Totalsynthesen taugen. Die Verwendung eines molybdänbasierten Präkatalysators für die C–N-Bindungsspaltung ist besonders attraktiv, da durch das relativ günstige Molybdän teure und seltene Edelmetalle 92 Diskussion vermieden werden könnten. Außerdem besitzt Molybdän eine niedrige Toxizität, was eine Anwendung in pharmazeutischen Umsetzungen möglich macht. Aus diesen Gründen wurde versucht, die Selektivität der C–N-Bindungsspaltung in der Umsetzung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden mit Carbonsäureamiden zu erhöhen. Hierzu wurden die zuvor synthetisierten Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate 105a-b als Präkatalysatoren eingesetzt (s. Abs. 3.3.5), um den Effekt einer höheren sterischen Abschirmung am Präkatalysator auf die Selektivität der Reaktion mit Carbonsäureamiden zu untersuchen. Als Modellsubstrat wurde 1-(10,11-Dihydro-5H-dibenzo[b,f]azepin-5-yl)ethanon (107) eingesetzt und in Anwesenheit von 4 mol% 105a oder 105b mit verschiedenen Organosilanen als Reduktionsmittel umgesetzt (Tab. 3.20). Zuerst wurde 105a zusammen mit 107 in Toluol gelöst und langsam mit 2.5 Moläquivalenten Phenylsilan unter Verwendung einer Spritzenpumpe (Zeitintervall = 1 h) bei 111 °C versetzt (Tab. 3.20, Ansatz 2). Eine Analyse der Reaktionsmischung durch GC-MS zeigte nach 6 h eine vollständige Umsetzung des Edukts 107. Dabei konnte neben 36 % des erwarteten Deoxygenierungsprodukts 108 das Produkt der C–N-Bindungsspaltung 109 in 62 % Ausbeute erhalten werden. Die langsame Zugabe von Phenylsilan durch Verwendung einer Spritzenpumpe hat signifikanten Einfluss auf die Selektivität der Reaktion. Gibt man Phenylsilan direkt zur Reaktionslösung, wird bei vollständigem Umsatz nach 6 h nur 37 % Ausbeute von 109 erhalten. Die Verwendung von 105b als Präkatalysator in der C–N-Bindungsspaltung führte nur zu geringfügig veränderten Ergebnissen (Tab. 3.20, Ansatz 3). Deshalb wurde für nachfolgende Untersuchungen ausschließlich 105a als Präkatalysator eingesetzt. Um den Einfluss sterischer Faktoren auf die Selektivität der C–N-Bindungsspaltung tiefergehend zu untersuchen, wurde der Substitutionsgrad am Organosilan variiert (Tab. 3.20, Ansatz 4-9). Dabei konnte bei steigendem sterischen Anspruch am Silanatom eine erhöhte Selektivität der C–N-Bindungsspaltung beobachtet werden. Beispielsweise stieg die Selektivität beim Wechsel des Reduktionsmittels von Phenylsilan zu Diphenylsilan zu einer Ausbeute von 76 % nach 24 Stunden deutlich (Tab. 3.20, Ansatz 4). Diesem Trend folgend, wurde bei Verwendung von Triphenylsilan ausschließlich das Produkt der C–NBindungsspaltung detektiert, jedoch mit einem drastisch reduzierten Umsatz von nur 5 % (Tab. 3.20, Ansatz 5). Die tertiären Organosilane Et3SiH und Me2PhSiH ergaben höhere Ausbeuten von 15 % bzw. 30 % nach 24 Stunden, bei gleichbleibend hoher Selektivität (Tab. 3.20, Ansatz 6-7). 93 Diskussion Tab. 3.20: C–N-Bindungspaltung von 107 mit 105a-b als Präkatalysator und verschiedenen Organosilanen als Reduktionsmittel.[a] Ansatz Präkat. Organosilan Rel. Lösemittel Umsatz[b] (Ausbeute)[b] [%] Selektivität 6h 24 h 1 25 PhSiH3 Toluol <1 97 <1 2 105a PhSiH3 Toluol 62 >99 (62) >99 (62) 3 105b PhSiH3 Toluol 60 >99 (60) >99 (60) 4 105a Ph2SiH2 Toluol 78 73 (59) >99 (78) 5 105a Ph3SiH Toluol >99 <1 (<1) 5 (5) 6 105a Et3SiH Toluol >99 9 (9) 16 (15) 7 105a Me2PhSiH Toluol >99 15 (15) 32 (30) 8 105a (EtO)3SiH Toluol >99 63 (54) >99 (81) 9 105a Me2ClSiH Toluol <1 27 (<1) >99 (<1) 10 105a Ph2SiH2 Diglyme 78 77 (60) >99 (78) 11[c] 105a Ph2SiH2 Diglyme 48 51 (32) >99 (68)[d] 12[c] 105a Ph2SiH2 Decalin 24 73 (22) >99 (32)[d] [a] Reaktionsbedingungen: Eine Lösung von 2.5 Moläquivalenten Organosilan (828 µmol) im angegebenen Lösemittel (2.0 mL) wurde tropfenweise über eine Stunde mit einer Spritzenpumpe zu einer Lösung des Präkatalysators 105 (13 µmol, 4.0 mol%) und dem Substrat 107 (331 µmol) im angegebenen Lösemittel (2.0 mL) getropft. [b] Die Ausbeute von 109 und dem Deoxygenierungsnebenprodukt 108, sowie der Umsatz wurden durch GC-MS (Interner Standard: nDodecan) bestimmt; Ethanol wurde qualitativ identifiziert; [c] T = 130 °C; [d] reduzierte Ausbeute durch unbekanntes Nebenprodukt. 94 Diskussion Die besten Ergebnisse lieferte das tertiäre Organosilan (EtO)3SiH mit einer Selektivität von 91 % und einer Ausbeute von 81 % an 109 (Tab. 3.20, Ansatz 8). Jedoch wurde im letzteren Falle die Entstehung undefinierter Nebenprodukte beobachtet. Im Gegensatz zum bisher beobachteten Trend, führte die Verwendung von Me2ClSiH als Reduktionsmittel zu einer Umkehrung der Selektivität mit einer Ausbeute von >99 % an 108. 120 Ausbeute [%] 100 80 60 40 20 0 -3 7 17 27 37 Zeit [h] Abb. 3.29: Ausbeute an Deoxygenierungsprodukt 108 (blau), C–N Spaltungsprodukt 109 (rot) und Gesamtausbeute (grün) pro Zeit bei der Reduktion von 107 mit Dimolybdän(III)alkoxypyrazololat 105a als Präkatalysator und Diphenylsilan als Reduktionsmittel. Anschließend wurde der Einfluss des Lösemittels und der Temperatur auf die Reaktion untersucht. Die Verwendung von Diglyme als Lösemittel unter den oben genannten Bedingungen führte zu einer ähnlichen Ausbeute von 78 % nach 24 Stunden (Tab. 3.20, Ansatz 10). Erhöhte Temperaturen von 130 °C in Diglyme- oder Decalin-Lösungen führten zur Verringerung der Reaktivität und Selektivität durch Bildung undefinierter Nebenprodukte (Tab. 3.20, Ansatz 11-12). In Abbildung 3.29 sind die Ausbeuten der Reduktion von 107 mit Diphenylsilan (Tab. 3.20, Ansatz 4) gegen die Zeit aufgetragen. Zu Beginn der Reaktion wird ein linearer Anstieg der Reaktionsprodukte beobachtet. Im Verlauf der Reaktion führt die Verringerung der Substratkonzentration zu einer stetigen Abnahme der Reaktionsgeschwindigkeit. 95 Diskussion Tab. 3.21: Reduktion verschiedener Carbonsäureamide mit 105a als Präkatalysator und Ph2SiH2 (2.5 Äquiv.) als Reduktionsmittel.[a] Ansatz 1 Substrat Produkt 107 109 2 Umsatz[b] Ausbeute[b] [%] [%] >99 78 >99 109 75 (110) 3 (111) (112) 4 (114) (113) 5 6 7 8 9 (116) (115) (117) (118) (119) (120) (121) (120) (123) (122) 10 (125) (124) >99 64[c] 86 72 98 63 >99 34 >99 31 89 29 >99 25[d] >99 5[d] [a] Reaktionsbedingungen: Eine Lösung von 2.5 Moläquivalenten Diphenylsilan (828 µmol) in Toluol (2.0 mL) wurde tropfenweise in einer Stunde mit einer Spritzenpumpe zu einer Lösung des Präkatalysators 105a (13 µmol, 4.0 mol%) und dem jeweiligen Substrat (331 µmol) in Toluol (2.0 mL) gegeben. [b] Falls nicht anders angegeben, wurde die Ausbeute des C–N Spaltungsprodukts und dem Deoxygenierungsnebenprodukt, sowie die Umsetzung durch GC-MS (Interner Standard: nDodecan) bestimmt; der entsprechende Alkohol wurde qualitativ identifiziert. [c] isolierte Ausbeute. [d] Ausbeute wurde mit 1H-NMR bestimmt. 96 Diskussion Die Selektivität der C–N-Bindungsspaltung nimmt dabei anfänglich zu und nimmt später einen konstanten Wert an. Die C–N-Bindungsspaltung Carbonsäureamide übertragen konnte werden. erfolgreich Als auf eine Serie Reaktionsbedingungen verschiedener wurden eine Präkatalysatorbeladung von 4 mol% 105a, 2.5 Moläquivalente des Reduktionsmittels Diphenylsilan und Toluol als Lösemittel gewählt. Die Substitution des Methyl- mit einem Anisyl-Rest von 107 führte in der Reduktion zu einer innerhalb der Fehlergrenzen unveränderten Ausbeute von 75 % des entsprechenden Produkts der C–N-Bindungsspaltung (Tab. 3.21, Ansatz 2). Die Einführung eines Chloratoms am Amid-Ringsystem von 107 führte zu einer Steigerung der Ausbeute des entsprechenden sekundären Amins auf 84 % (GC-MS), die sich bei vollständiger Isolierung des Produkts durch chromatographische Methoden auf 64 % verringerte (Tab. 3.21, Ansatz 3). Bei einer verringerten Größe des Amid-Ringsystems in N-Benzoylcarbazol (113) wird in der Reduktion eine ähnliche Ausbeute von 72 % des entsprechenden sekundären Amins bei einem Umsatz von 86 % erhalten (Tab. 3.21, Ansatz 3). Das Entfernen eines Aryl-Substituenten am Amidring-System in N-Acetylindolin (115) führt zu einer deutlich verringerten Selektivität des C–N-Spaltungsprodukts mit einer Ausbeute von 63 % bei einem Umsatz von 98 % (Tab. 3.21, Ansatz 5). Die Reduktion von Carbonsäureamiden mit acyclischen oder wenig sterisch anspruchsvollen Substitutionsmuster am Aminylrest lieferte nur moderate Ausbeuten des jeweiligen C–N Spaltungsprodukts (Tab. 3.21, Ansatz 6-10). Bei Verwendung sekundärer Amine wurde eine stark reduzierte Aktivität beobachtet. Außerdem fand keine C–N-Bindungsspaltung, sondern die Bildung des entsprechenden Imins in einer Ausbeute von 5 % statt. Ein möglicher Deaktivierungsmechanismus ist die Substitution der OtBu-Liganden des Präkatalysators durch die entstehenden sekundären Amine. Dabei sollte die Substitution bei wenig sterisch anspruchsvollen und bei sekundären Carbonsäureamiden bevorzugt sein, was die verringerte Selektivität bei Umsatz dieser Substrate erklären könnte. Diese Annahme wird durch Isolierung von Carbonsäureamid-substituierten Komplexen gestützt.[117] Auf Grundlage der erhaltenen Ergebnisse und etablierter Studien kann ein Vorschlag zum Mechanismus der untersuchten C–N-Bindungsspaltung gemacht werden (Abb. 3.30). Wie bereits im Abschnitt 3.2.3 gezeigt werden konnte, aktivieren Dimolybdän(III)hexaalkoxide Organosilane unter Bildung von Mo–H-komplexen. Auf Grundlage von Literaturdaten kann angenommen werden, dass durch eine Hydrid-Übertragung auf den elektrophilen Kohlenstoff der Amid-Funktion das Hemiaminal a gebildet wird.[122] Anschließend wird ein zweites Hydrid auf das elektrophile Kohlenstoffatom übertragen, was zur Spaltung der C–N-Bindung 97 Diskussion unter Bildung des Silylethers b und des Silanamids c führt. Bei der Aufarbeitung werden diese zum entsprechenden Amin und Alkohol hydrolysiert. Abb. 3.30: Vorgeschlagener Mechanismus der C–N-Bindungsspaltung in Carbonsäureamiden mit Organosilanen und 105a-b als Präkatalysator. Durch Deuterierungsexperimente in der Reduktion mehrerer Carbonsäureamide kann der vorgeschlagene Mechanismus der C–N-Bindungsspaltung bestätigt werden. Beispielsweise führt die Reaktion von N,N-Dibenzyl-4-iodobenzamid (121) (Tab. 3.21, Ansatz 8) mit Ph2SiD2 als Reduktionsmittel nach Aufarbeitung zur Bildung des dideuterierten Alkohols und nicht-deuterierten Amins (Schema 3.20). Schema 3.20: Deuterierungsexperiment zur C–N-Bindungspaltung von N,N-Dibenzyl-4- iodobenzamid (121) mit 105b als Präkatalysator und Ph2SiD2 als Reduktionsmittel. Ein anderer möglicher Mechanismus ist eine Spaltung des Carbonsäureamids zum entsprechenden Aldehyd und Silanamid. Der Aldehyd kann anschließend durch Übertragung 98 Diskussion eines zweiten Hydrids auf das elektrophile Kohlenstoffatom zum entsprechenden Alkohol reduziert werden. Tatsächlich zeigen Vergleichsexperimente, dass die Komplexe 105a-b als Präkatalysatoren zur Reduktion von Aldehyden eingesetzt werden können.[88] Die Bildung des Aldehyds in der C–N-Bindungsspaltung von Carbonsäureamiden konnte jedoch bisher nicht nachgewiesen werden. 99 Diskussion 3.4 Verwendung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden zur Synthese von heterobimetallischen Komplexen Wie demonstriert wurde, können Dimolybdän(III)komplexe vielfältig als Präkatalysatoren in katalytischen Prozessen eingesetzt werden (s. Abs. 3.2.1-3.2.4, 3.3.7). Darüber hinaus wurden Dimolybdän(III)hexaalkoxide in vorherigen Studien als Einkomponenten-Precursoren (SSP) zur Herstellung von molybdänoxid-basierten Katalysatoren verwendet.[51, 123] Durch eine leichte Hydrolysierbarkeit und einen definierten thermischen Zersetzungsmechanismus bei relativ niedrigen Temperaturen sind Dimolybdän(III)hexaalkoxide gut für die Materialsynthese durch Sol-Gel-Prozesse bzw. Thermolyse geeignet.[124, 125] Um die Anwendungsmöglichkeiten dieser Verbindung zu erweitern, wurde im folgenden Abschnitt eine Route zur Darstellung heterobimetallischer Komplexe auf Grundlage von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden entwickelt. Durch die Einführung eines Heterometalls könnten so konsekutive katalytische Prozesse an verschiedenen aktiven Zentren im Komplex ermöglicht werden. Außerdem wären diese heterobimetallischen Komplexe ideale Vorstufen zur Synthese polymetallischer Oxidmaterialien. Die Strategie zur Darstellung neuer heterobimetallischer Verbindungen ist inspiriert durch ein Protokoll von Veith et al. aus dem Jahre 1991.[126] In dieser Arbeit wurde der gemischte Tl/Sn-Alkoxid-Komplex [Tl(OtBu)3Sn] durch die Reaktion der in situ generierten, homometallischen Intermediate Tl(OtBu) (126) und [Sn(OtBu)2]2 erhalten. [Tl(OtBu)3Sn] ist eine geeignete Vorstufe zur Synthese heterobimetallischer Verbindungen durch Salzmetathese mit Metallhalogeniden. Dieser Strategie folgend, wurden zu einer Toluol-Lösung von Mo2(OtBu)6 (25) zwei Moläquivalente Tl(OtBu) (126) gegeben. Schema 3.21: Synthese des heterobimetallischen Komplexes Tl2[Mo2(OiPr)8] (127). 1 H-NMR-Untersuchungen der Reaktionsmischung zeigten jedoch, das 25 und 126 unter den gewählten Reaktionsbedingungen nicht miteinander reagieren. Auch bei erhöhter Temperatur 100 Diskussion konnte keine Umsetzung erreicht werden. Dies ist vermutlich auf eine kinetische Hemmung der Reaktion durch die sterisch anspruchsvollen OtBu-Liganden zurückzuführen (Vgl. s. Abs. 3.2.5). Um die sterische Abschirmung der Mo–Mo-Dreifachbindung durch Austausch der OtBu-Liganden zu reduzieren, wurde ein Überschuss von iPrOH zur Lösung von 25 und 126 gegeben. Dies führte zu einer raschen Farbänderung der Reaktionsmischung von Orange zu Violett (Schema 3.21). Nach Aufarbeitung und Kristallisation konnte aus der Reaktion der Komplex Tl2[Mo2(OiPr)8] (127) in einer Ausbeute von 69 % isoliert werden. Die Verwendung von iPrOH scheint zu einer in situ Alkoholyse der Edukte zu führen, die eine Reaktion der Komponenten durch Verringerung der kinetischen Hinderung ermöglicht. Die Verwendung anderer sekundärer oder primärer Alkohole, wie Neo PenOH oder Cy PenOH, in der oben beschriebenen Reaktion führte ebenfalls zu einer Farbänderung der Lösung von Orange zu Violett. Jedoch entwickelte sich kurze Zeit nach Zugabe der Alkohole ein schwarzer Niederschlag und die Farbe der Lösung veränderte sich zu einem tiefen Grün. Produkte dieser Umsetzungen konnten nicht isoliert werden. Tab. 3.22: 1H- und 13C-NMR-chemische Verschiebungen der Komplexe 127-129.[a] Verbindung 127 128 129[b] δ (1H) [ppm] δ (13C) [ppm] 1.36 (d, 48H, R–CH3) 72.8 (R–CH(CH3)2) 5.34 (br, 8H, R–CH(CH3)2) 28.2 (R–CH3) 1.30 (d, 48H, R–CH3) 69.3 (R–CH(CH3)2) 4.71 (br, 8H, R–CH(CH3)2) 26.9 (R–CH3) 1.28 (d, 48H, R–CH3) 26.8 (R–CH3) 4.94 (br, 8H, R–CH–(CH3)2) 1.83 (d, 2H, RZn–CH–(CH3)2) 23.9 (R–CH3) 4.14 (br, 12H, RZn–CH–(CH3)2) [a] in C6D6 bei 25 °C; [b] Resonanzen des tertiären Kohlenstoffatoms des OiPr-Gruppe konnten aufgrund einer hohen Halbwertsbreite nicht ermittelt werden. 127 ist ein violetter, temperaturlabiler und lichtempfindlicher Feststoff, der sich ausgezeichnet in apolaren Lösemitteln löst. Die Charakterisierung von Verbindung 127 erfolgte durch 1Dund 2D-Multikern-NMR-Spektroskopie, FT-IR-Spektroskopie, Massenspektrometrie und durch eine Elementaranalyse. In Tabelle 3.22 sind die Resonanzen der 1H- und 13 C-NMR- Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Die Resonanzsignale zeigen 101 Diskussion eine sehr hohe Halbwertsbreite, was auf ein fluktuierendes Verhalten der OiPr-Liganden in Lösung schließen lässt. Durch diese Verbreiterung konnten die erwarteten 3JH–H-Kopplungen der Protonen der OiPr-Liganden nicht identifiziert werden. Die Zusammensetzung von 127 wurde durch EI-Massenspektrometrie verifiziert. Der Molekülpeak wird bei m/z = 1076.10 beobachtet. Zusätzliche Peaks dinuklearer Komplexe nach Abspaltung von TlOiPrFragmenten werden bei m/z = 812.06 (Tl[Mo2(OiPr)7]) und bei m/z = 548.04 (Mo2(OiPr)6 (34b)) beobachtet. Die Integrität des molekularen Clusters in Lösung wurde durch kryoskopische Untersuchungen bestätigt. Eine Dissoziation der Metallfragmente kann somit ausgeschlossen werden. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 127 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten n-Pentanlösungen erhalten werden. Die Verbindung kristallisiert in der monoklinen Raumgruppe P21/c mit Z = 4. Der Mo–Mo-Bindungsabstand beträgt 2.230(1) Å und ist vergleichbar mit Mo–Mo-Abständen in homoleptischen Mo2(OR)6-Komplexen (Tab. 3.23).[127] O3 Tl2 O3 O1 Tl1 Mo2 Mo1 O4 O2 Tl2 O4 Abb. 3.31: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 127 seitlich (a) und entlang (b) der Mo–MoDreifachbindung. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Jedes Molybdänatom bindet zu drei verbrückenden (O1, O3, O4) und einer terminalen (O2) OiPr-Gruppe, die im Molekül gestaffelt angeordnet sind (Abb. 3.31). Dabei besitzen zwei verbrückende OiPr-Liganden eine distale und der dritte verbrückende OiPr-Ligand eine 102 Diskussion mediale Position mit Mo–O-Bindungslängen von 2.020(3)-2.054(6) Å (Tab. 3.23). Der vierte OiPr-Ligand befindet sich als terminaler Ligand in einer proximalen Position mit einer Mo–OBindungslänge von 1.907(5) Å. Die Thalliumatome sind äquatorial angeordnet und leicht in Richtung eines Molybdänatoms verschoben. Die Tl–O-Bindungsabstände zu den verbrückenden OiPr-Liganden betragen 2.489(7)-2.498(6) Å und liegen im Bereich von Tl–OBindungsabständen ähnlicher Verbindungen.[126] An den unterschiedlichen Mo–O-Bindungslängen lässt sich erkennen, dass es sich bei 127 nicht um das Salz eines [Mo2(OR)8]2– Dianions, sondern um einen molekularen Komplex handelt. Für die Struktur von [Mo2(OR)8]2– werden, im Gegensatz zu 127, gleichlange Mo–OBindungsabstände, eine ekliptische [128] Alkoxidorientierung beobachtet. Konformation und eine symmetrische Außerdem ist der M–Mo–M-Winkel entlang der Mo– Mo-Bindungsachse für die Thalliumatome nur 135°, in M2[Mo2(OR)8]-Salzen dagegen 180°. Die unsymmetrische Anordnung von 127 führt zur Bildung zweier Enantiomere, die als Racemat kokristallisieren. Tab. 3.23: Ausgewählte Bindungslängen [Å] und Winkel [°] für 127-129. 127 128 129[b] Mo1–Mo2 2.230(1) 2.2260(7) 2.2183(9) Mo1–O1 2.020(5) 2.034(3) 2.027(5) Mo1–O2 2.054(6) 2.099(3) 2.059(5) Mo1–O3 2.033(6) 2.052(3) 2.058(6) Mo1–O4 1.907(5) 1.867(3) 1.913(6) Mo1–M1[a] 3.4741(8) 2.4867(7) 3.040(1) M1–O1 2.489(7) 2.000(3) 2.048(5) M1–O2 2.439(5) 2.029(3) 2.019(6) M1–O3 2.498(6) 2.030(3) 2.090(5) Mo1–Mo2–M1 81.81(3) 77.72(2) 79.80(3) Mo1–O3–M1 133.2(2) 136.40(9) 112.9(2) [a] für 127 M = Tl; für 128 und 129 gilt M = Zn; [b] Aufgrund einer geringen Datenqualität wurden die Daten einer vorläufigen Struktur entnommen. Um weiteren Einblick in die Bindungsverhältnisse von 127 zu erhalten, wurden DFTBerechnungen auf dem BP86-Niveau mit dem Def2-TZVP-Basissatz zur Optimierung der Struktur angewendet (Abb. 3.32). Dabei waren die erhaltenen strukturellen Parameter in guter Übereinstimmung mit den experimentellen Werten. Die erhaltenen Daten verifizieren den Dreifachbindungscharakter der Mo–Mo-Bindung. In Abbildung 3.32 sind die Ergebnisse für 103 Diskussion das HOMO und HOMO-2 dargestellt, die eine typische Orbitalüberlappung der d-Orbitale zur Formierung einer Mo–Mo-Dreifachbindung zeigen. Eine WBI-Analyse mit einem Wert von 2.3679 bestätigt zusätzlich diese Beschreibung. a b Abb. 3.32: Graphische Darstellung des HOMO-2 (a) und HOMO (b) von 127 erhalten aus DFT-Berechnungen. Um die Anwendbarkeit heterobimetallischer Komplexe des Typs 127 als Vorstufe für Degradationsprozesse zu erproben, wurden thermogravimetrische Analysen (TGA) dieser Verbindung durchgeführt (Abb. 3.33). Der Precursor wurde unter trockener synthetischer Luft (20 % O2, 80 % N2) mit 5k/min von 25 bis 700 °C erhitzt, was zur Entstehung eines farblosen Pulvers führte. Das Maximum der Degradierung liegt bei 154 °C. Die niedrige Degradationstemperatur verspricht eine Anwendbarkeit der Systeme in der Darstellung heterobimetallischer Oxidmaterialien. Eine fast vollständige Entfernung der organischen Reste ist aus einer guten Übereinstimmung zwischen experimentellen (32.86 %) und theoretischen (32.11 %) Gewichtsverlust zu erkennen. Der erhaltene, farblose Feststoff wurde anschließend mit pulverdiffraktometrischen Methoden (PXRD) untersucht (Abb. 3.34). Dabei konnten die beobachteten Reflexe ausschließlich einer einheitlichen Tl2Mo2O7-Phase zugeordnet werden. Die Bildung getrennter, kristalliner Molybdänoxid- und ThalliumoxidPhasen kann somit ausgeschlossen werden. Das Atomverhältnis im Precursor entspricht dem Mischungsverhältnis im Tl2O/MoO3-Phasendiagramm zur Bildung von Tl2Mo2O7.[129] Jedoch wird Tl2Mo2O7 bei erheblich niedrigerer Temperatur erhalten. 104 Diskussion TG /% DTG /(%/min) Massenänderung 1.80 % [1] Mass Change: -1.80 % 100 0 95 -0.2 90 32.0 °C 32.0 °C -0.4 85 Restmasse 67.14 % Residual Mass: 67.14 % (700.1 °C) Massenänderung 29.66 % Mass Change: -29.66 % -0.6 80 -0.8 75 70 -1.0 154.0 °C 154.0 °C [1] 100 Abb. 3.33: Graphische 200 Darstellung 300 der 400 Temperature /°C prozentualen 500 600 Massenänderung 700 (blau), sowie der Temperaturdifferenz (rot) beim graduellen Erhitzen einer Probe der Verbindung 127. 2Θ Abb. 3.34: Pulverdiffraktogramm des farblosen Rückstands der Thermolyse von 127. Tl2[Mo2(OiPr)8] (127) konnte zur Synthese anderer heterobimetallischer Komplexe durch Salzmetathese mit Metallhalogeniden eingesetzt werden.[126] Hiezu wurden ZnI2 bzw. iPrZnBr bei –20 °C zu einer Toluol-Lösung von 127 gegeben (Schema 3.22). In beiden Fällen wurde 105 Diskussion eine Farbänderung der Lösung von Tiefviolett nach Dunkelrot und die Entstehung eines gelben bzw. grauen Niederschlags beobachtet. Nach Aufarbeitung und Kristallisation konnten aus den Reaktionen die Komplexe (IZn)2[Mo2(OiPr)8] (128) in 38 % Ausbeute bzw. (iPrZn)2[Mo2(OiPr)8] (129) in 75 % Ausbeute isoliert werden. Schema 3.22: Synthese der heterobimetallischen Komplexe 128, 129 durch Salzmetathese von 127 mit Metallhalogeniden. 128 und 129 sind dunkelrote, temperaturlabile Feststoffe, die ähnliche physikalische Eigenschaften wie Komplex 127 zeigen. Die Charakterisierung von Verbindung 128 und 129 erfolgten durch 1D- und 2D-Multikern-NMR-Spektroskopie, IR-Spektroskopie, Massenspektrometrie und durch Elementaranalysen. In Tabelle 3.23 sind die Resonanzen der 1 H- und 13 C-NMR-Spektren aufgelistet und den jeweiligen Atomsorten zugeordnet. Im 1H- NMR-Spektrum von 128 und 129 zeigen die Resonanzsignale der OiPr-Liganden eine sehr hohe Halbwertsbreite, was auf eine Fluktuation der OiPr-Liganden in Lösung hinweist. Durch diese Verbreiterung konnten die erwarteten 3JH–H-Kopplungen der Protonen des OiPrLiganden nicht identifiziert werden. Im Falle von Verbindung 129 sind, neben den Signalen der OiPr-Liganden bei δ = 1.28 und 4.94 ppm, Resonanzen bei δ = 1.83 als Dublett (3JH–H = 7.40 Hz, Integration 12H) und bei 4.14 ppm als Septett (3JH–H = 6.25 Hz, Integration 2H) zu beobachten, die den Protonen des iPr-Rests am Zinkatom zugewiesen werden können. Im Massenspektrum von 128 wird kein Molekülpeak beobachtet. Ein Signal bei m/z = 548.11 kann anhand des Isotopenmusters dem homoleptischen Komplex Mo2(OiPr)6 (34b) zugeordnet werden. Im Falle von 129 kann neben dem Peak bei m/z = 548.07 ein schwacher Molekülpeak bei m/z = 882.01 identifiziert werden. Kryoskopische Untersuchungen bestätigen, wie im Falle von 127, die Integrität der molekularen Cluster von 128 und 129 in Lösung. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 128 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten n-Pentanlösungen erhalten werden. Die Verbindung kristallisiert, wie Verbindung 127, in der monoklinen Raumgruppe P21/c mit Z = 4 und beide Kristallstrukturen sind isostrukturell. Die Molekülstrukturen können gedanklich durch Austausch der ZnI-Fragmente 106 Diskussion in 128 und der Thalliumatome in 127 ineinander überführt werden (Abb. 3.35). Die Mo–MoBindungslänge in 128 beträgt 2.2260(7) Å und ist ähnlich lang wie der Mo–MoBindungsabstand in 127 (Tab. 3.23). Die Mo–O-Bindungslängen der verbrückenden OiPrLiganden von 2.034(3)-2.099(3) Å sind signifikant länger als in 127. Im Gegensatz dazu ist die Bindungslänge der terminalen OiPr-Liganden von 1.867(3) Å deutlich verkürzt. 128 129 Abb. 3.35: ORTEP-Darstellung der Molekülstruktur von 128 und der vorläufigen Struktur von 129. Aus Gründen der Übersichtlichkeit sind Wasserstoffatome nicht gezeigt. Kohlenstoffatome wurden als Kugeln dargestellt. Die thermischen Ellipsoide repräsentieren 50 % der Aufenthaltswahrscheinlichkeit. Die Zn–I-Bindungsabstände betragen 2.4867(7) und 2.4741(7) Å und liegen im Bereich von Zn–I-Bindungsabständen literaturbekannter Verbindungen.[130] Der Zn–Mo-Bindungsabstand von 2.9973(8) Å ist kürzer als der VdW-Radius beider Atomsorten und ist ein Hinweis auf Mo–Zn-Wechselwirkungen im Komplex. Durch die unsymmetrische Anordnung von 128 kokristallisieren, wie im Falle von 127, zwei Enantiomere als racemische Mischung. DFTBerechnungen auf dem BP86-Niveau mit dem Def2-TZVP-Basissatz verifizieren den Dreifachbindungscharakter der Mo–Mo-Bindung. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse von 129 konnten durch langsames Abkühlen von gesättigten n-Pentanlösungen erhalten werden. Jedoch führte eine starke Fehlordnung der iPrGruppe zu einer verminderten Datenqualität (Abb. 3.35). Ausgewählte strukturelle Parameter von 129 sind zum Vergleich in Tabelle 3.23 aufgelistet. 107 4. Zusammenfassung Das Ziel dieser Arbeit war die Erprobung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden als Präkatalysatoren in Redoxprozessen. Zunächst wurde dazu das Spektrum dieser Verbindung um neue Derivate erweitert, die funktionelle Gruppen im Alkoxid-Liganden enthalten, um synthetische Modifikationen der Komplexe am Liganden zu ermöglichen. Über verschiedene Synthesewege wurden erfolgreich C–C-Doppelbindungen (58, 59), Ether-Funktionen (60) bzw. Cyano-Gruppen (61) ins Ligandengerüst von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden eingeführt (Abb. 4.1). Abb. 4.1: Schematische Darstellung der Derivatisierung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden. Darauf aufbauend gelang die Entwicklung einer Syntheseroute zum partiellen Ligandenaustausch von Alkoxid-Gruppen dieser Verbindungen (Abb. 4.1). Die Syntheseroute konnte zur Isolierung der ersten heteroleptischen Dimolybdän(III)hexaalkoxide 62-66 eingesetzt werden. Um Dimolybdän(III)hexaalkoxide für redoxkatalytische Prozesse zu etablieren, wurden zuerst stöchiometrische Umsetzungen mit Sauerstoff- und Wasserstoff-übertragenden Reagenzien durchgeführt, die häufig in katalytischen Prozessen, wie Epoxidierungen und Hydrosilylierungen, Anwendung finden. Die Reaktion von tBuOOH mit Mo2(OtBu)6 (25) in Anwesenheit von LiOtBu (71) führte zu einer stufenweisen Übertragung von Sauerstoffatomen auf die Mo–Mo-Dreifachbindung unter Oxidation des Molybdäns in die Oxidationsstufe +V. Aus diesen Umsetzungen konnten die Donor-Acceptor-Komplexe (O)Mo(OtBu)3·LiOtBu (69) und [Mo2(O)4(OtBu)2]2·(LiOtBu)2 (70) isoliert werden (Abb. 4.2). 108 Zusammenfassung O O +V O Mo Li O O O Mo O +V O +V Mo O Mo O O Mo Li Li Abb. 4.2: Molekülstrukturen von (O)Mo(OtBu)3·LiOtBu (69) und [Mo2(O)4(OtBu)2]2·(LiOtBu)2 (70). Die Umsetzung von Mo2(OtBu)6 (25) mit Organosilanen als Wasserstoff-übertragendes Reagenz führte zur Aktivierung der Si–H-Bindung durch oxidative Addition an die Mo–MoDreifachbindung. 1H- und 29 Si-NMR-Studien der Reaktion von 25 und PhSiH3 als Reagenz lassen dabei eine unsymmetrische Addition an eines der beiden Molybdänatome vermuten (Abb. 4.3). Die gebildeten Mo–H-Komplexe sind labil und zersetzten sich unter reduktiver Eliminierung von tBuO-Silanen. Abb. 4.3: Postulierte Zwischenstufe der oxidativen Addition von PhSiH3 an die Mo–MoDreifachbindung. Organoperoxide und Organosilane wurden anschließend als Oxidations- bzw. Reduktionsmittel in katalytischen Umsetzungen mit Dimolybdän(III)hexaalkoxiden als 109 Zusammenfassung Präkatalysatoren eingesetzt. Dabei konnten diese Verbindungen als hocheffiziente, duale Präkatalysatoren für die Oxygenierung von Olefinen und die Deoxygenierung von Organosulfoxiden etabliert werden (Abb. 4.4). TOF >60000 h-1 TOF > 160 h-1 [Mo] IV V Abb. 4.4: Oxygenierungs- und Deoxygenierungsreaktionen von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden. In beiden diametralen Umsetzungen übersteigen Dimolybdän(III)hexaalkoxide deutlich die Aktivität bekannter, molybdänbasierter Präkatalysatoren. In der Oxygenierung von Cycloocten mit tBuOOH als Oxidationsmittel wurden erstaunliche Umsatzraten von über 60.000 h–1 (bei 50 °C) beobachtet und die Oxygenierung konnte auf verschiedene Olefine angewandt werden. Auch in der Deoxygenierung von Organosulfoxiden zeigten Dimolybdän(III)hexaalkoxide als Präkatalysatoren eine unerwartet hohe Aktivität. Dabei wurden in der Deoxygenierung von verschiedenen Organosulfoxiden Umsatzraten von über 160 h–1 (bei RT) erreicht. Die Deoxygenierung konnte anschließend in stöchiometrischen Reaktionen erfolgreich auf anorganische Verbindungen übertragen werden. So konnten O=V(OR)3-Komplexe durch Verwendung von Dimolybdän(III)hexaalkoxiden unter Sauerstoffabstraktion und gleichzeitiger Übertragung eines Alkoxid-Radikals reduziert werden (Abb. 4.4). Diese hochselektive Reaktion ist die erste Deoxygenierung von O=V(OR)3-Komplexen. Durch die 110 Zusammenfassung hohen Ausbeuten von 88-97 % kann die Reaktion als effiziente Syntheseroute eingesetzt werden. Um die Stabilität der Mo–Mo-Dreifachbindung in katalytischen Umsetzungen zu erhöhen, wurde Dimolybdän(III)hexaalkoxide Ligandensysteme wurden mit bidentaten Fluor-substituierte Liganden Formamidine substituiert. und Als 1-Ketonyl-5- hydroxypyrazoline eingesetzt (Abb. 4.5). F N N F Mo O Mo 102f O O F O O N Mo Mo 102c F N O Mo 105b O F O N F Mo N F Abb. 4.5: Beispiele der Substitution von Mo2(OtBu)6 (25) mit bidentaten Liganden. Aus der Reaktion der Formamidine 101a-h mit Mo2(OtBu)6 (25) wurden, abhängig von der Fluor-Substitution am Arylrest, mono- (102f-h) oder disubstituierte (102a-e) Derivate erhalten. Eine Verbesserung der Katalysatorstabilität bei Verwendung von 102a-h als Präkatalysatoren in der Oxygenierung von Olefinen und der Deoxygenierung von Organosulfoxiden konnte nicht erreicht werden. Jedoch führt die Einführung der Formamidin111 Zusammenfassung Liganden in 102a-h, im Vergleich zum unsubstituierten Komplex Mo2(OtBu)6 (25), zu einer veränderten Reaktivität. So wurde durch Verwendung von Li oder KC8 die erste direkte Reduktion einer Mo–Mo-Dreifach- zu einer Mo–Mo-Vierfachbindung ohne Eliminierung eines Liganden erreicht. Aus diesen Reaktionen konnten die Komplexe Li2[((101f)H)Mo2(OtBu)5] (103a) und K2[((101f)-H)Mo2(OtBu)5]·2Toluol (103b) isoliert werden (Abb. 4.6). Abb. 4.6: Molekülstruktur von Li2[((101f)-H)Mo2(OtBu)5]·LiOtBu (103a). Aus der Reaktion von Mo2(OtBu)6 (25) mit den 1-Ketonyl-5-hydroxypyrazolinen 104a-b wurden die Pyrazololat-Komplexe Mo2((104a-b)-H)2(OtBu)4 (105a-b) erhalten (Abb. 4.5). Diese Verbindungen wurden in der katalytischen Deoxygenierung von Carbonsäureamiden mit Organosilanen als Reduktionsmittel erprobt (Abb. 4.7). Neben der erwarteten Deoxygenierung wurde in dieser Umsetzung eine ungewöhnliche Spaltung der C–N-Bindung des Carbonsäureamids beobachtet. Abb. 4.7: Deoxygenierung und C–N-Bindungsspaltung von Carbonsäureamiden mit 105a-b als Präkatalysator. Durch Variation des Substitutionsmusters am Organosilan konnte für arylsubstituierte, cyclische Amine die Selektivität zu hohen Ausbeuten des Produkts der C–N112 Zusammenfassung Bindungsspaltung optimiert werden. Die katalytische Reduktion ist das erste Beispiel einer katalytischen C–N-Bindungsspaltung in Carbonsäureamiden mit Organosilanen als Reduktionsmittel. Die Einführung eines Heterometalls in Dimolybdän(III)hexaalkoxiden gelang durch Reaktion von Mo2(OtBu)6 (25), TlOtBu (126) und iPrOH (Abb. 4.8). Abb. 4.8: Synthese der heterobimetallischen Alkoxid-Komplexe 127-129. Tl2[Mo2(OiPr)8] (127) ist der erste heterobimetallische Mo/Tl-Alkoxid-Komplex. 127 konnte zur Synthese anderer heterobimetallischer Komplexe durch Salzmetathese mit Metallhalogeniden eingesetzt werden. Durch Verwendung von ZnI2 bzw. iPrZnBr konnten erfolgreich die Verbindungen (IZn)2[Mo2(OiPr)8] (128) und (RZn)2[Mo2(OiPr)8] (129) erhalten werden (Abb. 4.8). 113 5. Arbeitstechniken und Analysemethoden 5.1.1 Allgemeine Arbeitstechniken Die durchgeführten Reaktionen wurden unter Verwendung einer Glove-Box der Firma MBraun oder von Standard-Schlenk-Techniken in ausgeheizten Glasapparaturen unter trockener, sauerstofffreier Stickstoff- oder Argonatmosphäre bzw. im Vakuum durchgeführt. Alle verwendeten Chemikalien wurden im Fachhandel erworben (Aldrich, Alfa Aesar, TCI Europe, Acros Organics, Strem oder Merck). Lösemittel und flüssige Alkohole wurden vor Gebrauch über einem geeigneten Trocknungsmittel getrocknet, entgast, stickstoff- bzw. argongesättigt und frisch destilliert (Tab. 5.1). Tab. 5.1: Verwendete Lösemittel mit zugehörigen Trocknungsmitteln und Feuchtigkeitsindikatoren. Lösemittel Trocknungsmittel/Indikator n-Hexan, Toluol, Dodecan, Diglyme, Decalin, Natrium/Benzophenon Diethylether, THF, n-Pentan, DME Acetonitril, DCM Calciumhydrid Alkohole Magnesiumspäne Feststoffe wurden vor Gebrauch in trockenen Lösemitteln umkristallisiert oder mit trockenen Lösemitteln gewaschen. Gase wurden in hoher Reinheit erworben und zusätzlich vor Gebrauch zur Trocknung über Sicapent® geleitet. Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse wurden, wenn nicht anders angegeben, aus gesättigten Lösungen und deren Lagerung bei ca. 20 °C im Tiefkühlschrank erhalten. 5.1.2. Analysemethoden Magnetische Kernresonanzspektroskopie (NMR) Zur Aufnahme der 1 H-, 13 C-, 19 F-, 119 Sn- und 29 Si-NMR-Spektren in deuterierten Lösungsmitteln wurde ein AFM 200 bzw. ein AFM 400 Spektrometer der Firma Bruker 114 Arbeitstechniken und Analysemethoden verwendet. Als sekundäre Referenz der Spektren diente das deuterierte Lösungsmittel. Die chemischen Verschiebungen wurden auf die folgenden Standards referenziert (400 MHz) Tab. 5.2: Standards zur Referenzierung der chemischen Verschiebung. Kern 1 Frequenz [MHz] Standard Verschiebung [ppm] 400 C6D5H 7.15 101 C6D6 128 F 188 CFCl3 0 Si 79.5 Si(CH3)4 0 H 13 C 19 29 Die Signalmultiplizitäten wurden wie folgt abgekürzt: s = Singulett, d = Dublett, t = Triplett, q = Quartett, sept = Septett, m = Multiplett, b = breit. Es wurden nur die Beträge der Kopplungskonstanten angegeben. Die 95Mo-NMR-Spektren (Na2MoO4 als Standard) wurden an einem Bruker DRX 600 (95Mo, 39.2 MHz) mit einem 5mm BBO Probenkopf und einer ATM-Einheit mit selbstschirmenden Gradienten gemessen. Die Experimente wurden ohne Protonenentkopplung, mit einer Wiederholrate von 4 Messungen pro Sekunde, 200 ms Relaxations- und 50 ms Aufnahmezeit aufgenommen. IR-Spektroskopie Zur Aufnahme der IR-Spektren wurden entweder ein Nicolet Series II Magna-IR System 750 FT-IR oder ein Perkin-Elmer Spectrum 100 FT-IR im Bereich von 4000–400 cm-1 verwendet. Feststoffproben wurden entweder zusammen mit KBr als Pressling oder in einem geeigneten Lösungsmittel in einer verschließbaren Küvette präpariert und vermessen. Für die Bandenintensitäten wurden folgende Abkürzungen verwendet: w = schwach (weak), m = mittel (medium), s = stark (strong), vs = sehr stark (very strong), b = breit (broad). Elementaranalysen Elementaranalysen wurden an einem Thermo Finnigan Flash EA 1112 Series Spektrometer gemessen. Dabei wurden die Elemente Kohlenstoff, Wasserstoff und Stickstoff bestimmt. 115 Arbeitstechniken und Analysemethoden Luft- und feuchtigkeitsempfindliche Proben wurden unter Verwendung einer Glove-Box in verschließbare Silber- (halogenhaltige Proben) oder Zinntiegel eingewogen. Die Ergebnisse der Elementaranalyse sind in Gewichtsprozent angegeben. Massenspektren Ein doppelfokussierendes Sektorfeld Massenspektrometer 311A Varian MAT/AMD diente zur Aufnahme der EI-Massenspektren. Die Elektronenenergie betrug 70 eV unter Registrierung der gebildeten Kationen. Um Luft- und feuchtigkeitsempfindliche Proben zu vermessen, wurden diese in einer Glove-Box in verschließbare Tiegel eingewogen. ESI-Massenspektren wurden an einer Thermo Scientific Orbitrap LTQ XL aufgenommen und es wurden entweder die gebildeten Kationen oder die gebildeten Anionen detektiert. Luft- und feuchtigkeitsempfindliche Proben wurden in einem geeigneten Lösungsmittel (Toluol, THF, Acetonitril, Methanol, Ethanol) gelöst und mittels Spritze bei 5 µL/min (ESI) eingespritzt. Die Signalintensitäten sind in % angegeben und beziehen sich auf das Basisionensignal (100 %). GC-MS-Messungen wurden an einem Shimadzu GC-2010 Gas-Chromatographen (30 m Rxi5 ms Säule) gekoppelt an ein Shimadzu GCMA-QP 2010 Plus Massenspektrometer aufgenommen. Einkristall-Röntgenstrukturanalyse Einkristalle zur Röntgenstrukturanalyse wurden in perfluoriertem Öl auf eine Glaskapillare montiert und in einem kalten Stickstoffstrom vermessen. Die Aufnahme der Daten erfolgte an einem Oxford Xcalibur S Saphire Diffraktometer bei 150 K mit Graphitmonochromator (MoK-Strahlung, µ = 0.7103 Å). Die Strukturen wurden mit direkten Methoden gelöst und mit Hilfe des SHELX-97 Softwarepakets gegen F2 verfeinert.[131] Nicht-Wasserstoffatome wurden anisotrop verfeinert. Die Position der Wasserstoffatome wurde in geometrisch optimierten Positionen berechnet und die Verfeinerung wurde isotrop durchgeführt. Pulver-Röntgenstrukturanalyse Strukturanalysen von Pulverproben wurden entweder an einem Bruker AXS D8 Advance Diffraktometer mit CuKα Strahlung (λ = 1.5418 Å) und einem positionsempfindlichen Detektor (position sensitive-detector; PSD) im 2θ Bereich zwischen 25° und 85° oder einem 116 Arbeitstechniken und Analysemethoden PAnalytical X'Pert PRO MPD Diffraktometer mit CuKα Strahlung (λ = 1.5418 Å) und einem positionsempfindlichen Detektor (position sensitive-detector; PSD) im 2θ Bereich zwischen 25° und 85° gemessen. Dichtefunktionaltheorie (DFT) Berechnungen DFT Berechnungen wurden mit dem GAUSSIAN-03[132] Programmpaket von Prof. Dr. Shigeyoshi Inoue an der Technischen Universität Berlin durchgeführt. Die Geometrieoptimierung erfolgte entweder mit dem B3LYP Funktional unter Verwendung des 6-31G(d) Basissets für C, N, O, F und H Atome und LANL2DZ für Mo Atome oder unter Verwendung des BP86 Funktionals unter Verwendung des Def2-TZVP Basissets in der Anwesenheit von Tl. Weiterhin wurden NBO Analysen zur Berechnung der Orbitalbesetzungen, Wiberg Bindungsindizes (WBI) und zur Durchführung einer Natural Population Analysis (NPA) durchgeführt. Weitere Analysenmethoden Schmelzpunkte und die Zersetzungstemperatur wurden an einem BSGT Apotec II in geschlossenen Glaskapillaren unter Inertgas bestimmt und sind nicht korrigiert. UV/VISSpektren wurden an einem Perkin-Elmer Lambda 20 Spektrometer aufgenommen. Thermogravimetrische Analysen (TGA) wurden an einem Gerät von Rubotherm unter trockener synthetischer Luft (20 % O2 – 80 % N2) bei einer Heizrate von 5 K min-1 durchgeführt. 117 6. Experimenteller Teil 6.1 Ausgangsverbindungen und Reagenzien Die Ausgangsverbindungen und Reagenzien Mo2(OtBu)6 (25),[133] Mo2Cl6(dme)2 (47),[134] LiOtBu (71),[135] Mo(O2)(OtBu)2 (84),[49] (O)V(OiPr)3 (95),[136] (O)V(OtBu)3 (99),[136] KC8,[137] (10,11-Dihydro-5H-dibenzo[b,f]azepin-5-yl)(phenyl)methanon (110),[138] und TlOtBu (126),[139] wurden mit nur geringen Änderungen nach literaturbekannten Methoden synthetisiert. 6.2 Ligandensynthesen4 6.2.1 Synthese der N,N´-Bis(phenyl)formamidine[140] Eine Mischung des entsprechenden Anilins (50 mmol) wird mit (EtO)3CH (25 mmol) für 16 Stunden in 50 mL Ethanol zum Sieden erhitzt. Anschließend werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und das erhaltene farblose Pulver mit wenig n-Hexan gewaschen. Zur weiteren Aufreinigung wird aus Ethanol umkristallisiert. N,N´-Bisphenylformamidin (101a)[101, 102] : Ausbeute = 76 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 139 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.90 (br, 1H, N– H), 8.24 (s, 1H, N=C(H)N), 7.04−7.37 (m, 10H, Ar–H); 13C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 149.5, 145.2, 129.3, 123.3, 119.1; IR (KBr) ν [cm-1] = 3050 (br), 3052 (w), 2923 (w), 1679 (s), 1660 (s), 1601 (w), 1583 (s), 1488 (s), 1450 (w), 1321 (m), 1209 (m), 1171 (w), 987 (w), 900 (w), 766 (m), 754 (m), 695 (m); MS (ESI) [m/z] = 197 (C13H12N2+H); 4 Die Liganden wurden in Zusammenarbeit mit dem Arbeitskreis Enthaler synthetisiert. 118 Experimenteller Teil HRMS ber. für C13H12N2+H: 197.10733; gef. 197.10687; UV-VIS (CH3CN, 25 °C) λ [nm] = 281.5. N,N´-Bis(4-fluorophenyl)formamidin (101b)[103-107]: Ausbeute = 63 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 142-144 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 9.65 (br, 1H, N–H), 8.07 (s, 1H, N=C(H)N), 6.97−7.10 (m, 8H, Ar–H); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 161.8, 157.0, 150.2, 141.2, 120.5, 120.4, 116.2, 115.8; 19 F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −120.0 (m); IR (KBr) ν [cm-1] = 3428 (w), 2928 (w), 2862 (w), 1671 (s), 1603 (w), 1502 (s), 1380 (m), 1313 (m), 1202 (m), 999 (w), 825 (m), 750 (w), 501 (w); MS (ESI) [m/z] = 236, 233 (C13H10F2N2+H), 227, 214, 159, 149, 133; HRMS ber. für C13H10F2N2+H: 233.08848; gef. 233.08671; UV-VIS (CH3CN, 25 °C) λ [nm] = 279.5. N,N´-Bis-(3,5-difluorophenyl)formamidin (101c): Ausbeute = 51 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 182 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.03 (s, 1H, N=C(H)N), 6.46−6.73 (m, 6H, Ar–H); 13C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 165.6, 165.5, 163.2, 163.1, 149.8, 118.3, 103.4, 99.2, 98.9, 98.7; 19 F-NMR (188.31 MHz, -1 CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −108.6 (m); IR (KBr) ν [cm ] = 3095 (m), 1676 (s), 1614 (s), 1513 (m), 1478 (m), 1453 (m), 1380 (m), 1356 (m), 1322 (m), 1284 (m), 1224 (m), 1161 (m), 1135 (s), 1121 (s), 1034 (m), 986 (s), 869 (m), 855 (m), 838 (m), 788 (w), 748 (w), 676 (m), 649 (w), 594 (w), 565 (w), 531 (w), 510 (w); MS (ESI) m/z = 269 (C13H8F4N2+H); HRMS ber. für C13H8F4N2+H: 269.06964; gef. 269.04294; UV-VIS (CH3CN, 25 °C) λ [nm] = 294.5. N,N´-Bis-(2,3,5-trifluorophenyl)formamidin (101d): Ausbeute = 71 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 124 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.14 (s, 1H, N=C(H)N), 6.73−6.60 (m, 4H, Ar–H); 13C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 159.4, 156.9, 152.3, 149.8, 149.1, 103.4, 100.4; 19 F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −114.1, −133.3, −159.4; IR (KBr) ν [cm-1] = 2974 (w), 1672 (s), 1609 (s), 1514 (m), 1492 (w), 1417 (w), 1315 (s), 1213 (m), 1156 (m), 1107 (s), 1069 (s), 988 (w), 848 (w), 832 (m), 777 (w), 731 (w), 673 (w), 643 (m), 619 (w), 591 (w), 553 (w), 510 (w); MS (ESI) m/z = 305 (C13H6F6N2+H), 236, 146; HRMS ber. für C13H6F6N2+H: 305.05079; gef. 305.04923; UV-VIS (CH3CN, 25 °C) λ [nm] = 292.0. N,N´-Bis-(3,4,5-trifluorophenyl)formamidin (101e): Ausbeute = 38 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 142 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 7.89 (1H, s, 119 Experimenteller Teil N=C(H)N), 6.61−6.92 (m, 4H, Ar–H); 13C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 161.8, 157.0, 150.2, 141.3, 120.5, 120.4, 116.2, 115.8; 19F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −132.8 (s), −166.4−(−165.9) (m); IR (KBr) ν [cm-1] = 3105 (w), 3010 (w), 2917 (w), 1677 (s), 1619 (s), 1519 (s), 1437 (m), 1398 (w), 1380 (m), 1341 (m), 1280 (s), 1233 (s), 1044 (s), 983 (m), 874 (m), 853 (m), 841 (m), 824 (w), 785 (m), 712 (w), 689 (w), 642 (w), 585 (w); MS (ESI) m/z = 304 (C13H6F6N2+H), 288, 236, 226, 220, 214, 159, 149, 117; HRMS ber. für C13H6F6N2+H: 305.05079; gef. 305.05016; UV-VIS (CH3CN, 25 °C) λ [nm] = 271.0. N,N´-Bis-(2,6-difluorophenyl)formamidin (101f): Ausbeute = 89 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 151 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.44 (br, 1H, N– H), 7.94 (s, 1H, N=C(H)N), 6.85−7.10 (m, 6H, Ar–H); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 157.7, 157.6, 154.44, 154.39, 152.8, 152.7, 123.4, 123.2, 123.0, 121.9, 112.0, 111.9, 111.7, 111.6; 19F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −123.9 (s); IR (KBr) ν [cm-1] = 2884 (w), 1669 (s), 1613 (w), 1492 (m), 1466 (m), 1313 (m), 1270 (m), 1240 (w), 1206 (m), 993 (m), 777 (m), 738 (w), 711 (w); MS (ESI) m/z = 269 (C13H8F4N2+H); HRMS ber. für C13H8F4N2+H: 269.06964; gef. 269.05377; UV-VIS (CH3CN, 25 °C) λ [nm] = 268.0. N,N´-Bis(2,4,6-trifluorophenyl)formamidin (101g): Ausbeute = 48 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 154 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.47 (s, 1H, N=C(H)N), 6.73-6.90 (m, 2H, Ar–H), 6.30 (br, 1H, N–H); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 160.4, 158.0, 155.6, 154.7, 153.0, 118.2, 100.7; 19 F-NMR -1 (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = -153.6 (m), -139.8 (m); IR (KBr) ν [cm ] = 3111 (w), 2967 (w), 1647 (s), 1626 (m), 1554 (m), 1502 (s), 1445 (m), 1373 (w), 1344 (w), 1292 (w), 1175 (w), 166 (w), 1119 /m), 1049 (m), 1000 (m), 912 (w), 848 (m), 730 (w), 672 (w), 605 (w), 512 (w); MS (ESI) m/z = 305 (C13H6F6N2+H); HRMS ber. für C13H6F6N2+H: 305.05079; gef. 305.05080, λ [nm] = 265.5. N,N´-Bis(2,3,5,6-tetrafluorophenyl)formamidin (101h): Ausbeute = 19 % (farblose Kristalle); Schmelzpunkt = 161 °C; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.19 (s, 1H, N=C(H)N), 7.81 (br, 1H, N–H), 6.60-6.80 (m, 4H, Ar–H); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 153.5, 148.8, 144.0, 142.2, 137.3, 124.1, 100.4, 93.2; 19 F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = -120.0 (m), -113.9 (m); IR (KBr) ν [cm-1] = 3091 (w), 3035 (w), 2968 (w), 1679 (s), 1632 (s), 1535 (s), 1505 (s), 1474 (s), 1447 (w), 1403 (w), 1375 120 Experimenteller Teil (w), 1304 (m), 1172 (m), 1098 (m), 1042 (m), 946 (m), 931 (s); MS (ESI) m/z = 341 (100, M+); HRMS ber. für. C13H4F8N2+H: 341.03195; gef. 341.03196, λ [nm] = 271.0. 6.2.2 Synthese der 4-Hydroxypyrazoline Carbonsäurehydrazide: Bei Raumtemperatur wird zu einer Lösung des jeweiligen Carbonsäureesters (0.20 mol) in 50 mL Ethanol eine Moläquivalent Hydrazin Monohydrat gegeben und für 16 Stunden zum Sieden erhitzt. Nach Entfernen der flüchtigen Bestandteile im Vakuum wird ein farbloser Feststoff erhalten, der zur weiteren Aufreinigung aus einer Mischung von Ethanol und n-Hexan umkristallisiert wird. Acetohydrazid[113]: Ausbeute = 87 % (farblose Kristalle); 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.07 (br, 1H, N–H), 3.80 (br, 2H, NH2), 1.88 (s, 3H, CH3). 13C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 171.0, 20.6; IR (KBr) ν [cm-1] = 3292 (m), 1667 (s), 1528 (w), 1376 (w), 1311 (w), 1244 (m), 1157 (w), 993 (w). Benzohydrazid[113]: Ausbeute = 43 % (farblose Kristalle); 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C): δ [ppm] = 7.90 (br, 1H, NH–NH2), 7.72-7.81 (m, 3H, Ar–H), 7.37-7.56 (m, 2H, Ar– H), 4.13 (br, 2H, NH–NH2); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 168.7, 132.6, 131.8, 128.6, 126.8; IR (KBr) ν [cm-1] = 3300 (m), 3020 (m), 3202 (m), 2879 (m), 1662 (m), 1616 (s), 1567 (m), 1350 (s), 1121 (m), 987 (m), 885 (m), 685 (s). 121 Experimenteller Teil 4-Hydroxypyrazoline: Zu einer Lösung des jeweiligen Carbonsäurehydrazids (55.8 mmol) in Ethanol wird eine Ethanlösung eines Moläquivalents von 1,1,1,5,5,5-Hexafluoropenta-2,4dion (11.6 g, 55.8 mmol) zugeben. Es wird für fünf Stunden zum Sieden erhitzt und anschließend werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Der erhaltene farblose Feststoff wird zur Reinigung aus einer Mischung von n-Hexan und Ethanol (9:1) umkristallisiert. 3,5-Di(trifluoromethyl)-1-(acetyl)-5-hydroxy-pyrazolin (104a): Ausbeute = 83 % (farblose Kristalle). 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C): δ [ppm] = 5.98 (s, br, 1H, O–H), 3.30-3.80 (m, 2H, CH2), 2.29 (s, 3H, C(=O)CH3); 13C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 173.3, 143.6, 120.6, 92.5, 41.4, 22.4; 19F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = -67.8 (s), -81.3 (s); IR (KBr) ν [cm-1] = 2961 (w), 2933 (w), 2851 (w), 1655 (m), 1626 (s), 1466 (m), 1373 (m), 1344 (m), 1321 (m), 1282 (m), 1234 (m), 1166 (s), 1204 (m), 1193 (m), 1152 (m), 1101 (w), 1070 (w), 1039 (w), 993 (w), 932 (w), 866 (w), 842 (w), 762 (w), 734 (w), 664 (w); HRMS ber. für C7H6F6N2O2+H: 265.04117; gef. 265.04031. 3,5-Di(trifluoromethyl)-1-(benzoyl)-5-hydroxy-pyrazolin (104b): Ausbeute = 87 % (farblose Kristalle). 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C): δ [ppm] = 7.84-7.92 (m, 2H; Ar–H), 7.407.65 (m, 3H, Ar–H), 6.40 (s, br, 1H, O–H), 3.00-3.66 (m 2H, CH2); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 171.6, 144.1, 143.7, 133.3, 131.6, 130.5, 128.3, 94.2, 93.8, 41.4; 19F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = -67.4 (s), -80.5 (s); IR (KBr) ν [cm-1] = 3390 (m), 3324 (m), 1680 (s), 1637 (m), 1451 (m), 1434 (m), 1333 (m), 1305 (m), 1275 (s), 1176 (s), 1152 (s), 1078 (m), 1028 (w), 1009 (m), 1009 (m), 905 (w), 792 (w), 757 (w), 715 (w), 672 (w), 631 (w); HRMS ber. für C12H8F6N2O2+H: 327.05627; gef. 327.05569. 122 Experimenteller Teil 6.3 Synthese neuartiger Metallkomplexe und Reaktivitätsuntersuchungen 6.3.1 Funktionalisierte Dimolybdän(III)hexaalkoxide Mo2(OMBE)6 (58): MBEOH (176 mg, 2.04 mmol) wird in 5 mL n-Hexan gelöst und ein Moläquivalent BuLi (1.3 mL einer 1.6 molaren n-Hexanlösung) bei −78 °C hinzugegeben. Nach Erwärmen auf Raumtemperatur werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und ein farbloser Feststoff erhalten. Anschließend wird in 5 mL n-Hexan aufgenommen und bei -20 °C langsam mit Mo2Cl6(dme)2 57 (200 mg, 0.34 mmol) versetzt. Nach Rühren über Nacht wird die erhaltene Suspension über Celite® filtriert und der Filterkuchen mit n-Hexan gewaschen. Nach Abtrennen des Filtrats und Entfernen der flüchtigen Bestandteile im Vakuum wird ein brauner Feststoff erhalten, der zweimal mit 5 mL n-Hexan extrahiert wird. Nach Entfernen des Lösemittels aus der erhaltenen Lösung im Vakuum wird ein orangefarbener Feststoff erhalten, der zur Aufreinigung aus n-Hexan umkristallisiert wird. Die Ausbeute beträgt 186 mg (0.27 mmol, 79 %). Zersetzung: 90-95 °C; Elementaranalyse ber. für C30H54Mo2O6 (M = 702.7 g/mol): C 51.28, H 7.75; gef. C 50.74, H 7.71; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 6.26 (dd, 3JH–H = 17.28 Hz, 3JH–H = 10.80 Hz, 6H, RHC=CH2), 5.24 (dd, 3JH–H = 17.28 Hz, 2JH–H = 1.50 Hz, 12H, RHC=CH2), 4.93 (dd, 3JH–H = 10.80 Hz, 2 JH–H = 1.50 Hz, 1H, RHC=CH2), 1.62 (s, 36H, RCH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 147.6 (s), 111.0 (s), 81.2 (s), 28.8 (s); (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2667. 123 95 Mo-NMR Experimenteller Teil Mo2(OTerp)6 (59): Mo2(OtBu)6 (25) (400 mg, 0.64 mmol) wird in 10 mL n-Hexan gelöst und langsam bei Raumtemperatur mit einer Lösung von (s)-(−)-α-Terpineol (308 mg, 2 mmol) in 4 mL n-Hexan versetzt. Nach Rühren für zwei Stunden werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und ein orangefarbender Feststoff erhalten. Das reine Produkt wird durch Umkristallisieren aus n-Hexan erhalten. Die Ausbeute beträgt 234 mg (0.21 mmol, 67 %). Zersetzung: ~110 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C60H102Mo2O6 (M = 1111.3 g/mol): C 64.85, H 9.25; gef. C 64.53, H 9.18; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 5.53 (s, br, 6H, R2C=CHR), 1.70 (s, br, 36H, RCH3), 1.46−2.47 (m, br, 7H), 1.25 (s, br, 3H, R−CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C): 133.6 (s), 121.8 (s), 83.6 (s), 47.0 (s), 31.7 (s), 29.6 (s), 25.7 (s), 23.8 (s), 23.1 (s); 95Mo-NMR (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2720. Mo2(OMMP)6 (60): Mo2(OtBu)6 (25) (400 mg, 0.64 mmol) wird in 10 mL n-Hexan gelöst und langsam bei Raumtemperatur mit einer Lösung von MMPOH (416 mg, 4 mmol) in 4 mL n-Hexan versetzt. Nach Rühren für zwei Stunden werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und ein orangefarbender Feststoff erhalten. Das reine Produkt wird durch Umkristallisieren aus n-Hexan erhalten. Die Ausbeute beträgt 384 mg (0.47 mmol, 74 %). Zersetzung: 100-105 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C30H66Mo2O12 (M = 810.7 g/mol): C 44.44, H 8.21; gef. C 43.81, H 7.93; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 3.44 (s, 12H, R2CH2OCH3), 3.18 (s, 18H, R2CH2OCH3), 1.60 (s, 36H, RCH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 81.7 (s), 78.9 (s), 58.2 (s), 29.0 (s); 95 Mo-NMR (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2632. Mo2(OCMP)6 (61): Mo2(OtBu)6 (25) (400 mg, 0.64 mmol) wird in 10 mL n-Hexan gelöst und langsam bei Raumtemperatur mit einer Lösung von 3-Hydroxy-3-methylbutannitril (396 mg, 4 mmol) in 4 mL n-Hexan versetzt. Nach Rühren für zwei Stunden werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und ein roter Feststoff erhalten. Das reine Produkt wird 124 Experimenteller Teil durch Umkristallisieren aus n-Hexan erhalten. Die Ausbeute beträgt 299 mg (0.38 mmol, 59 %). Zersetzung: ~75 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C30H48Mo2N6O6 (M = 780.6 g/mol): C 46.16, H 6.20, N 10.77; gef. C 46.76, H 6.43, N 11.08; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2.84 (s, 12H, RCH2CN), 1.45 (s, 36H, RCH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 125.6 (s), 87.1 (s), 40.8 (s), 38.1 (s). Mo2(OCyPen)6 (100): Zu 5 mL einer n-Pentanlösung von Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 0.32 mmol) wird tropfenweise eine n-Pentanlösung von HOCyPen (275 mg, 3.2 mmol) bei 0 °C zugegeben. Dabei ändert sich die Farbe der Lösung schnell von orange zu hellgelb. Nach Entfernen der flüchtigen Bestandteile im Vakuum wird das Produkt durch Umkristallisieren in mehreren Schritten als gelbe, würfelförmige Kristalle in einer Ausbeute von 73 % (164 mg, 0.23 mmol) erhalten. Zersetzung: ~100 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C30H54Mo2O6 (M = 702.6 g/mol): C 51.28, H 7.75; gef. C 51.36, H 7.69; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 5.72 (m, br, 6H, R–CH–C), 2.23–1.42 (m, br, 48H, C–CH2–C); 13 C{1H}- NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 67.8 (s), 36.9 (s), 23.5 (s). 6.3.2 Heteroleptische Dimolybdän(III)hexaalkoxide Mo2(O2DMH)2(OtBu)2 (62): Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 0.32 mmol) wird in n-Hexan (5 mL) gelöst und 2 mL einer n-Hexanlösung von 2,5-Dimethylhexan-2,5-diol (93 mg, 0.64 mmol) langsam zugetropft. Nach Rühren für drei Stunden entsteht ein hellgelber Feststoff, der filtriert und mit kleinen Mengen n-Hexan gewaschen wird. Das Produkt wird durch Umkristallisieren aus CH2Cl2 bei −20 ºC aufgereinigt. Die Ausbeute beträgt 89 % (179 mg, 0.29 mmol). Zersetzung: 125-130 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C24H50Mo2O6 125 Experimenteller Teil (M = 626.5 g/mol): C 46.01, H 8.04; gef. C 45.82, H 8.08; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 1.77 (s, 8H, R−CH2−R), 1.27 (s, 18H, R−CH2−R), 1.11 (s, 24H, R−CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 82.4 (s), 68.2 (s), 32.4 (s), 31.3 (s), 27.6 (s); 95Mo-NMR (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2689. Mo2(OtBu)2(ONeoPen)4[62] (63):5 Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 0.32 mmol) wird in n-Hexan (5 mL) gelöst und bei Raumtemperatur mit Neo PenOH (114 mg, 1.3 mmol), gelöst in 2 mL n- Hexan, tropfenweise versetzt. Nach Rühren für drei Stunden werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und ein hellgelber Feststoff erhalten. Das Produkt wird zur Aufreinigung aus n-Hexan bei -20 °C umkristallisiert. Die Ausbeute beträgt 65 % (147 mg, 0.21 mmol). Zersetzung: 110-115 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C28H62Mo2O6 (M = 687.7 g/mol): C 48.98, H 9.10; gef. C 48.62, H 9.36; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 5.25 (br, 8H, OCH2−R), 1.17 (s, 18H, RCH3), 1.13 (s, 36H, RCH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 88.62 (s), 76.67 (s), 34.27 (s), 32.22 (s), 26.36 (s); 95Mo-NMR (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2593. Mo2(OMBE)2(ONeoPen)4 (64): Komplex 64 wird analog zur Synthese von 63 dargestellt. Der Einsatz von 200 mg (0.29 mmol) Mo2(OMBE)6 (58) ergibt 64 als gelben, kristallinen Feststoff in 89 % (183 mg, 0.26 mmol) Ausbeute. Zersetzung: ~100 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C30H62Mo2O6 (M = 710.7 g/mol): C 50.70, H 8.79; gef. C 50.33, H 8.69; 1HNMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 5.70 (dd, 3JH–H = 17.35 Hz; 3JH–H = 10.75 Hz, 2H, RHC=CH2), 5.32 (br, 8H), 4.92 (dd, 3JH–H = 17.35 Hz, 2JH–H = 1.34 Hz, 2H, RHC=CH2), 4.66 (dd, 3JH–H = 10.75 Hz, 2JH–H = 1.34 Hz, 2H, RHC=CH2), 1.62 (s, 36H, RCH3), 1.07 (s, 36H, RCH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 146.8 (s), 110.1 (s), 80.5 (s), 34.7 (s), 28.0 (s); 95Mo-NMR (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2611. 5 In Zusammenarbeit mit Dr. J.-G. Ma. 126 Experimenteller Teil Mo2(OMMP)2(ONeoPen)4 (66): Komplex 66 wird analog zur Synthese von 63 dargestellt. Der Einsatz von 200 mg (0.25 mmol) Mo2(OMMP)6 (60) ergibt 66 als gelben, kristallinen Feststoff in 77 % (142 mg, 0.19 mmol) Ausbeute. Zersetzung: ~105 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C30H66Mo2O8 (M = 746.7 g/mol): C 48.25, H 8.91; gef. C 48.39, H 8.24; 1HNMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 5.38 (q, 8H, OCH2−R), 2.68 (s, 4H, R−CH2OCH3), 2.55 (s, 6H, R−CH2OCH3), 1.33 (s, 12H, RCH3), 1.20 (s, 36H, RCH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 87.9, 80.5, 77.9, 57.4, 34.3, 27.6; 26.5; 95 Mo-NMR (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2602. Mo2(OTerp)4(ONeoPen)2 (65): Komplex 65 wird analog zur Synthese von 63 dargestellt. Der Einsatz von 200 mg (0.18 mmol) Mo2(OTerp)6 (59) ergibt 65 als gelben, kristallinen Feststoff in 85 % (159 mg, 0,16 mmol) Ausbeute. Zersetzung: ~110 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C50H90Mo2O6 (M = 979.1 g/mol): C 61.33, H 9.26; gef. C 60.73, H 8.71; 1 H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 5.52 (s, br, 4H, OCH2−R), 5.31 (br, 4H, R2C=CHR), 1.61 (s, br, 24H, RCH3), 1.26−2.14 (m, br, 7H), 1.19 (s, br, 12H, R−CH3), 1.17 (s, br, 12H, RCH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 133.2 (s), 121.2 (s), 89.0 (s), 83.5 (s), 46.4 (s), 34.4 (s), 31.3 (s), 29.2 (s), 27.5 (s), 26.3 (s), 24.4 (s), 23.2 (s); 95Mo-NMR (39.2 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 2481. 127 Experimenteller Teil 6.3.3 Oxygenierung von Mo2(OtBu)6 mit tBuOOH in Anwesenheit von LiOtBu (O)Mo(OtBu)3·LiOtBu·2THF (69): Eine THF-Lösung von Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 32 µmol) und 4 Moläquvivalenten LiOtBu (71) (52 mg, 64 µmol) wird bei -15 °C mit 2 Moläquivalenten tBuOOH (58 µL einer 5,5 molaren Lösung in n-Decan) versetzt. Anschließend wird die Reaktionlösung eingeengt und bei -78 °C gelagert. Dabei kristallisiert die Verbindung 69 als THF-Addukt in Form gelber Kristalle in einer Ausbeute von 22 % (39 mg, 7 µmol). Kristalle zur Röntgenstrukturanalyse konnten durch Kristallisation in DME gewonnen werden. Elementaranalyse (%) ber. für C24H52LiMoO7 (M = 555.6 g/mol): C 51.89, H 9.43; gef. C 50.95, H 9.13; IR (KBr) ν [cm-1] = 2972 (vs), 2890 (s), 2855 (vs), 1621 (m), 1615 (m), 1457 (s), 1453 (s), 1358 (s), 1333 (s), 1258 (s), 1239 (s), 1164 (vs), 1082 (m), 1025 (m), 942, (vs), 931 (vs), 804 (s), 688 (w), 581 (s), 559 (m), 464 (s), 370 (s), 308 (m). [Mo2(O)4(OtBu)2]2·2LiOtBu ·4THF (70·4THF): Eine THF-Lösung von Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 32 µmol) und 2 Moläquvivalenten LiOtBu (71) (26 mg, 32 µmol) wird bei -15 °C mit 4 Moläquivalenten tBuOOH (116 µL einer 5.5 molaren Lösung in n-Decan) versetzt. Anschließend wird die Reaktionlösung eingeengt und bei -20 °C gelagert. Dabei kristallisiert die Verbindung 70 als THF-Addukt in Form gelber Kristalle. Nach Homogenisieren der Kristalle und Entfernen des Lösemittels wird 70 in einer Ausbeute von 38 % (12 mg, 12 µmol) erhalten. Elementaranalyse (%) ber. für C24H54Li2Mo4O14 (M = 964.3 g/mol): C 29.89, H 5.64; gef. C 29.27, H 5.30; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 1.13 (s, br, C–CH3); IR (KBr) ν [cm-1] = 2934 (vs), 2869 (s), 2852 (vs), 2373 (w), 2311 (m), 1663 (m), 1607 (m), 1473 (s), 1452 (s), 1401 (s), 1386 (s), 1345 (s), 1220 (w), 1028 (s), 960 (vs), 938 (s), 878 (s), 824 (s), 720 (w), 711 (s), 692 (w), 659 (w), 588 (m), 498 (s); ESI+-MS (m/z): 405 (Mo2O6C8H18+H+), 349 (Mo2O6C4H10+H+). 128 Experimenteller Teil 6.3.4 Deoxygenierung von O=V(OR)3-Komplexen mit Dimolybdän(III)hexaalkoxiden Syntheseprotokoll der V2(OR)8-Komplexe mit Dimolybdän(III)alkoxiden als t Reduktionsmittel: Eine n-Pentanlösung von O=V(O Bu)3 (99) (183mg, 0.64 mmol) und Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 0.32 mmol) im Verhältnis 2:1 wird tropfenweise mit einem Überschuss (1 mL) des entsprechenden Alkohols, verdünnt in 5 mL n-Pentan, versetzt. Nach einer kurzen Zeitspanne (10 Minuten) verändert sich die Farbe der Lösung von orange zu einem intensiven grün. Nach vier Stunden werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und das jeweilige Produkt V2(OR)8 kann durch Destillation oder Umkristallisieren in hohen Ausbeuten isoliert werden. V2(OiPr)8 (96)[95]: Verbindung 96 wird nach Destillation (~50 °C, 10-3 bar) in einer Ausbeute von 97 % (357 mg, 0.62 mmol) unter Verwendung von iPrOH im beschriebenen Protokoll erhalten. Elementaranalyse (%) ber. für C24H56V2O8 (M = 574.6 g/mol): C 50.17, H 9.82; gef.: C 50.12, H 9.77. V2(OCyPen)8 (97)[96]: Verbindung 97 wird durch Umkristallisieren in mehreren Schritten in einer Ausbeute von 88 % (438 mg, 0.56 mmol) unter Verwendung von beschriebenen Protokoll erhalten. Elementaranalyse (%) ber. für Cy PenOH im C40H72V2O8 (M = 782.9 g/mol): C 61.37, H 9.27; gef. C 61.33, H, 9.29. V2(ONeoPen)8 (98)[96]: Verbindung 98 wird durch Umkristallisieren in mehreren Schritten in einer Ausbeute von 94 % (479 mg, 0.60 mmol) unter Verwendung von beschriebenen Protokoll erhalten. Elementaranalyse (M = 799.0 g/mol): C 60.13, H 11.10; gef. C 59.80, H 11.00. 129 (%) ber. für Neo PenOH im C40H88V2O8 Experimenteller Teil 6.3.5 Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate 6.3.5.1 Dimolybdän(III)alkoxidformamidinate mit ein oder zwei Formamidinat-Liganden Allgemeine Route zur Synthese der Komplexe Mo2[(101a-e)-H]2(OtBu)4 (102a-e): Eine Toluollösung (10 mL) von Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 0.32 mmol) wird tropfenweise bei −20 °C mit einer CH2Cl2-Lösung (5 mL) des jeweiligen Formamidins 101a-e versetzt. Dabei ändert sich die Farbe der Lösung von orange zu braungrün. Nach drei Stunden wird die Reaktionslösung filtriert und alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Zur Aufreinigung wird der erhaltene grünbräunliche Feststoff in einer 1:1 Mischung von Toluol/CH2Cl2 oder n-Pentan/CH2Cl2 bei −20 °C umkristallisiert. Mo2[(101a)−H]2(OtBu)4 (102a): Der Einsatz von 124 mg (0.64 mmol) des Formamidins 101a führt zu einer Ausbeute von 230 mg (0.26 mmol, 82 %) der Verbindung 102a. Zersetzung: 85-90 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C42H58Mo2N4O4 (M = 874.8 g/mol): C 57.66, H 6.68, N 6,40; gef. C 57.54, H 6.75, N 6.44; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.83 (s, 2H, N=C(H)N), 6.13−6.32 (m, 20H, Ar–H), 1.32 (s, 36H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 169.6, 145.1, 129.4, 124.4, 123.0, 83.0, 33.0. Mo2[(101b)−H]2(OtBu)4 (102b): Der Einsatz von 179 mg (0.64 mmol) des Formamidins 101b führt zu einer Ausbeute von 176 mg (0.19 mmol, 59 %) der Verbindung 102b. Zersetzung: ~100 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C42H54F4Mo2N4O4 (M = 946.8 g/mol): C 53.28, H 5.75, N 5.92; gef. C 52.97, H 5.74, N 6.01; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.88 (s, 2H, N=C(H)N), 6.11−6.32 (m, 16H, Ar–H), 1.40 (s, 36H, C–CH3); 130 13 C{1H}-NMR Experimenteller Teil (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 176.3, 162.3, 146.0, 124.2, 116.0, 81.06, 32.2; 19 F- NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −118.8 (m). Mo2[(101c)−H]2(OtBu)4 (102c): Der Einsatz von 172 mg (0.64 mmol) des Formamidins 101c führt zu einer Ausbeute von 176 mg (0.17 mmol, 53 %) der Verbindung 102c. Zersetzung: 90-95 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C42H50F8Mo2N4O4 (M = 1018.7 g/mol): C 49.52, H 4.95, 5.50; gef. C, 49.93, H 5.01, N 5.71; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.97 (s, 2H, N=C(H)N), 6.00−6.28 (m, 12H, Ar–H), 1.43 (s, 36H, C–CH3); 13C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 176.0, 164.2, 150.2, 107.2, 100.1, 82.4, 32.1; 19F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −108.3 (m). Mo2[(101d)−H]2(OtBu)4 (102d): Der Einsatz von 195 mg (0.64 mmol) des Formamidins 101d führt zu einer Ausbeute von 237 mg (0.22 mmol, 69 %) der Verbindung 102d. Zersetzung: 100-105 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C42H46F12Mo2N4O4 (M = 1090.7 g/mol): C 46.25, H 4.25, N 5.14; gef. C 46.86, H 4.33, N 5.22; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 9.12 (s, 2H, N=C(H)N, 6.27−6.36 (m, 4H, Ar–H), 6.07−6.21 (m, 4H, Ar–H), 1.44 (s, 36H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 179.1, 158.4, 155.9, 152.1, 149.1, 106.0, 99.5, 80.9, 32.8; 19F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −114.5 (m), −132.0 (m), −156.2 (m). Mo2[(101e)−H]2(OtBu)4 (102e): Der Einsatz von 193 mg (0.64 mmol) des Formamidins 101e führt zu einer Ausbeute von 248 mg (0.23 mmol, 72 %) der Verbindung 102e. Zersetzung: ~100 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C42H46F12Mo2N4O4 (M = 1090.7 g/mol): C 46.25, H 4.25, N 5.14; gef. C 46.11, H 4.20, N 5.32; 1H-NMR (200.13 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 8.87 (2H, s, N=C(H)N), 6.13−6.29 (m, 8H, Ar–H), 1.46 (s, 36H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = 175.9, 169.9, 152.6, 144.7, 107.5, 82.4, 32.3; 19F-NMR (188.31 MHz, CDCl3, 25 °C) δ [ppm] = −132.0 (m), −163.9 (m). 131 Experimenteller Teil Allgemeine Route zur Synthese der Komplexe Mo2[(101f-h)-H]1(OtBu)5 (102f-h): Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 0.32 mmol) wird in 5 mL Toluol gelöst und auf -20 °C gekühlt. Anschließend wird eine Toluolsuspension (5 mL) des entsprechenden Formamidins 101f-h zugegeben, wobei sich die Farbe der Lösung von orange zu tiefviolett ändert. Nach Rühren für drei Stunden wird die Reaktionslösung filtriert und alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Zur Aufreinigung wird der erhaltene violette Feststoff aus Toluol bei −20 °C umkristallisiert. Mo2[(101f)-H](OtBu)5 (102f): Der Einsatz von 86 mg (0.32 mmol) des Formamidins 101f führt zu einer Ausbeute von 201 mg (0.24 mmol, 75 %) der Verbindung 102f. Zersetzung: ~130 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C33H52F4Mo2N2O5 (M = 824.7 g/mol): C 48.06, H 6.36, N 3.40; gef. C 47.82, H 6.40, N 3.51; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 8.90 (s, 1H, N=C(H)N), 6.15-6.53 (m, 6H, Ar–H), 1.72 (s, 9H, C–CH3), 1.64 (s, 18H, C–CH3, 1.36 (s, 18H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 176.6, 155.9, 123.2, 111.9, 111.4, 80.2, 79.7, 33.2, 32.9, 32.7; 19 F-NMR (188.31 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = -123.7 (s); IR (KBr) ν [cm-1] = 3176 (w), 3108 (w), 3036 (w), 2968 (vs), 2924 (s), 2893 (s), 2862 (m), 1650(m), 1554 (s), 1484(s), 1450(s), 1339 (s), 1312 (s), 1231 (s), 1166 (s), 1066 (m), 991 (s), 943 (s), 831 (w), 776 (s), 709 (w), 581 (m), 480 (w). Mo2[(101g)-H](OtBu)5 (102g): Der Einsatz von 108 mg (0.32 mmol) des Formamidins 101g führt zu einer Ausbeute von 213 mg (0.24 mmol, 74 %) der Verbindung 102g. Zersetzung: ~110 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C33H48F8Mo2N2O5 (M = 896.7 g/mol): C 44.20, H 5.40, N 3.12; gef. C 43.49, H 5.49, N 3.16; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 8.48 (s, 1H, N=C(H)N), 6.04 (m, 2H, Ar–H), 1.71 (s, 9H, C–CH3), 1.65 (s, 18H, C–CH3), 1.29 (s, 18H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 176.3, 149.7, 143.1, 128.0, 100.0, 80.4, 32.8, 30.7; 19F-NMR (188.31 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = -152.5 (m), -139.3 (m); IR (KBr) ν [cm-1] = 3084 (w), 3063 (w), 2970 (vs), 2923 (s), 2897 (s), 2863 (w), 1644(w), 1556 (vs), 1511(s), 1466(s), 1359 (s), 1334 (s), 1232 (m), 1172 (s), 1111 (vs), 1046 (m), 980 (vs), 935 (s), 831 (w), 748 (m), 709 (w), 580 (w), 480 (w). Mo2[(101h)-H](OtBu)5 (102h): Der Einsatz von 98 mg (0.32 mmol) des Formamidins 101h führt zu einer Ausbeute von 170 mg (0.20 mmol, 62 %) der Verbindung 102h. Zersetzung: ~130 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C33H50F6Mo2N2O5 (M = 860.7 g/mol): C 46.05, H 5.86, N 3.25; gef. C 45.96, H 5.41, N 3.32; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 132 Experimenteller Teil 8.55 (s, 1H, N=C(H)N), 6.13 (m, 6H, Ar), 1.67 (s, 27H, C–CH3), 1.31 (s, 18H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 176.0, 164.2, 150.2, 107.2, 100.1, 82.4, 32.1; 19 F-NMR (188.31 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = -120.3 (m), -113.6 (m); IR (KBr) ν -1 [cm ] = 3111 (w), 2972 (vs), 2966 (s), 2862 (s), 1639(w), 1594 (vs), 1497(s), 1448(s), 1381 (m), 1329 (s), 1233 (s), 1172 (vs), 1120 (vs), 1038 (s), 1000 (s), 939 (s), 845 (w), 775 (m), 577 (w), 512 (w), 480 (w). 6.3.5.2 Chemische Reduktion von Dimolybdän(III)alkoxidformamidinaten Li2[(101f)-H]Mo2(OtBu)5 (103a): Zu einer Toluollösung (5 mL) von Mo2[(101f)-H]1(OtBu)5 (102f) (100 mg, 120 µmol) werden bei -20 °C unter Argonatmosphäre zwei Moläquivalente von elementarem Lithium (8 mg, 1200 µmol) gegeben. Nach 24 Stunden und Erwärmen der Reaktionsmischung auf Raumtemperatur verdunkelt sich die Lösung zu tiefviolett. Anschließend wird filtriert und die flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Der erhaltene, dunkelviolette Feststoff wird zur Aufreinigung aus Toluol umkristallisiert und die reduzierte Verbindung 103a wird in 4 % (4 mg, 4.8 µmol) Ausbeute durch manuelles Abtrennen aus einer Feststoffmischung erhalten. Elementaranalyse (%) ber. für C33H52F4Li2Mo2N2O5 (M = 838.6 g/mol): C 47.27, H 6.25, N 3.34; gef. C 47.12, H 5.95, N 3.20; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 9.32 (s, 1H, N=C(H)N), 6.23-6.56 (m, 6H, Ar–H), 1.66 (s, 9H, C–CH3), 1.59 (s, 18H, C–CH3), 1.27 (s, 18H, C–CH3); (188.31 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = -114.5 (s); EI(-)-MS (m/z): 19 F-NMR 1076.10 (C33H52F4Mo2N2O5+Li)). K2[(101f)-H]Mo2(OtBu)5 · 2 Toluol (103b): Zu einer Toluollösung (5 mL) von Mo2[(101f)H]1(OtBu)5 (102f) (100 mg, 120 µmol) werden zwei Moläquivalente KC8 (33 mg, 241 µmol) bei -20 °C gegeben. Nach 24 Stunden und Erwärmen der Reaktionsmischung auf 133 Experimenteller Teil Raumtemperatur verdunkelt sich die Lösung zu tiefviolett. Anschließend wird filtriert und die flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Der erhaltene, dunkelviolette Feststoff wird zur Aufreinigung aus Toluol umkristallisiert und die reduzierte Verbindung 103b wird in 9 % (12 mg, 11 µmol) Ausbeute erhalten. Elementaranalyse (%) ber. für C47H68F4K2Mo2N2O5 (M = 1087.2 g/mol): C 51.92, H 6.30, N 2.58; gef. C 52.26, H 6.34, N 2.77; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 9.41 (s, 1H, N=C(H)N), 6.30-6.51 (m, 6H, Ar–H), 1.64 (s, 9H, C–CH3), 1.60 (s, 18H, C–CH3), 1.30 (s, 18H, C–CH3); 19F-NMR (188.31 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = –114.9 (s). 6.3.6 Dimolybdän(III)alkoxidpyrazololate Allgemeine Route zur Synthese der Komplexe [(104a-b)-H]2Mo2(OtBu)4 (105a-b): Eine Toluollösung (10 mL) von Mo2(OtBu)6 (25) (200 mg, 0.32 mmol) wird durch langsames zutropfen bei 0 °C mit zwei Moläquivalenten des korrespondierenden 1-Ketonyl-5hydroxypyrazolins 104a-b, gelöst in 5 mL Toluol, versetzt. Dabei verändert sich die Farbe der Reaktionslösung langsam von orange zu rotbraun. Nach vier Stunden wird die Reaktionsmischung filtriert und anschließend alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Der so erhaltene braune Feststoff wird zur Aufreinigung aus geringen Mengen Toluol bei -20 °C umkristallisiert. [(104a)-H]2Mo2(OtBu)4: Der Einsatz von 209 mg (0.64 mmol) des 1-Benzoyl-5- hydroxypyrazolins 104a im beschriebenen Protokoll ergibt 273 mg (0.24 mmol, 75 %) des Produkts 105a. Zersetzung: ~100 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C40H50F12Mo2N4O8 (M = 1134.8 g/mol): C 42.34, H 4.44, N 4.94; gef. C 42.22, H 4.64, N 4.94; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 8.94 (m, 4H, Ar–H), 7.13 (m, 6H, Ar–H), 3.79 (m, 1H, C–CH2–C, 2JH–H = 19.51 Hz), 3.48 (m, 1H, C–CH2–C, 2JH–H = 19.51 Hz), 1.49 (s, 18H, C– 134 Experimenteller Teil CH3), 1.25 (s, 18H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 173.5, 149.2, 133.4, 132.2, 131.5, 128.0, 127.5, 98.6, 81.8, 79.3, 43.3, 32.4, 31.9; 19 F-NMR (188.31 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = -68.0 (s), -84.5 (s); IR (KBr) ν [cm-1] = 3064 (w), 2975 (vs), 2927 (s), 2862 (s), 1596 (vs), 1567 (vs), 1500 (m), 1472 (m), 1424 (w), 1359 (vs), 1312 (m), 1277 (s), 1178 (vs), 1073 (s), 997 (s), 943 (s), 913 (s), 894 (s), 851 (w), 827 (w), 772 (m), 732 (s), 700 (s), 594 (m), 506 (w), 458 (w). [(104b)-H]2Mo2(OtBu)4 (105b): Der Einsatz von 170 mg, (0.64 mmol) des 1-Acetyl-5hydroxypyrazolins 104b im beschriebenen Protokoll ergibt 155 mg (0.15 mmol, 48 %) des Produkts 105b. Zersetzung: ~100 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C30H46F12Mo2N4O8 (M = 1010.6 g/mol): C 35.65, H 4.59, N 5.54; gef. C 35.69, H 4.79, N 5.65; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) 3.49 (m, 1H, C-CH2–C, 2JH–H = 19.61 Hz), 3.13 (m, 1H, C–CH2– C, 2JH–H = 19.61 Hz), 2.32 (s, 6H, C–CH3), 1.61 (s, 18H, C–CH3), 1.16 (s, 18H, C–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32 MHz, C6D6, 25 °C) δ = 177.2, 150.0, 128.0, 127.5, 97.7, 81.8, 78.4, 43.0, 32.5, 31.5, 22.5; 19F-NMR (188.31 MHz, C6D6, 25 °C) δ = -68.3 (s), -85.0 (s); IR (KBr) ν [cm-1] = 2978 (vs), 2926 (s), 2869 (s), 1605 (vs), 1493(m), 1419(m), 1356 (vs), 1312 (vs), 1277 (vs), 1165 (vs), 1101 (s), 1062 (m), 984 (s), 948 (s), 915 (s), 894 (s), 870 (s), 847 (m), 770 (s), 733 (s), 675 (s), 598 (m), 495 (w), 475(w). 6.3.7 R2[Mo2(OiPr)8] mit R = Tl, ZnI und ZniPr Tl2[Mo2(OiPr)8] (127): Eine Lösung von Mo2(OtBu)6 (25) (500 mg, 794 µmol) und Tl(OtBu)6 (126) (440 mg, 1588 µmol) in 10 mL Toluol wird bei -20 °C mit einem Überschuss iPrOH (1 mL) tropfenweise versetzt, wobei sich die Farbe der Lösung von orange nach tiefviolett ändert. Nach vier Stunden wird die Lösung filtriert und alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt. Der erhaltene tiefviolette Feststoff wird zur Aufreinigung bei –20 °C aus nHexan umkristallisiert und in einer Ausbeute von 69 % (584 mg, 544 µmol) erhalten. Zersetzung: ~50 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C24H56Tl2Mo2O8 (M = 1073.4 g/mol): C 135 Experimenteller Teil 26.85, H 5.26; gef. C 26.53, H 5.27; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 5.34 (br, 8H, R–CH–CH3), 1.36 (br, 48H, R–CH3); 13C{1H}-NMR (50.32, C6D6, 25 °C) δ [ppm] =72.8, 28.2; IR (KBr) ν [cm-1] = 2951 (vs), 2909 (s), 2849 (vs), 1448 (w), 1371 (m), 1312 (w), 1386 (s), 1345 (s), 1220 (w), 1157 (s), 1114 (vs),1028 (s),960 (vs), 938 (s), 847 (s), 816 (m), 578 (m), EI+-MS (m/z): 1076.10 (Tl2[Mo2(OiPr)8]), 812.06 (Tl[Mo2(OiPr)7]), 548.04 (Mo2(OiPr)6, 100). (ZnI)2[Mo2(OiPr)8] (128): Eine Toluollösung (5 mL) von Tl2[Mo2(OiPr)8] (127) (100 mg, 96 µmol) wird zu einer Suspension eines Überschusses an ZnI2 (122 mg, 384 µmol) in Toluol (5 mL) getropft. Dabei ändert sich die Farbe der Mischung langsam von tiefviolett zu tiefrot unter Entwicklung eines gelben Niederschlags. Nach Rühren über Nacht werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und anschließend mit kleinen Mengen n-Hexan in mehreren Stufen extrahiert. Die erhaltene Lösung wird eingeengt und bei -20 °C gelagert. Dies führt zur Kristallisation des Produkts 128 als rote Kristalle in einer Ausbeute von 38 % (38 mg, 36 µmol). Zersetzung: ~50 °C; Elementaranalyse (%) ber. für C24H56I2Mo2O8Zn2 (M = 1049.2 g/mol): C 27.47, H 5.38; gef. C 26.98, H 5.37; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 4.71 (br, 8H, R–CH–CH3), 1.30 (br, 48H, R–CH3); 13C{1H}-NMR (50.32, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 69.3, 26.9; IR (KBr) ν [cm-1] = 2965 (vs), 2926 (s), 2864 (vs), 1456 (w), 1360 (s), 1324 (s), 1235 (m), 1167 (s), 1104 (vs), 969 (vs), 942 (s), 898 (s), 848 (s), 775 (s), 660 (w), 618 (m); EI+-MS (m/z): 548.11 (Mo2(OiPr)6). (ZniPr)2[Mo2(OiPr)8] (129): Zu einer Toluollösung (5 mL) von Tl2[Mo2(OiPr)8] (127) (183 mg, 171 µmol) wird eine Lösung von iPrZnBr (682 µl einer 0.5 molaren Lösung in THF, 341 µmol) getropft. Dabei ändert sich die Farbe der Lösung langsam von tiefviolett zu tiefrot unter Entwicklung eines farblosen Niederschlags. Nach Rühren über Nacht werden alle flüchtigen Bestandteile im Vakuum entfernt und anschließend mit kleinen Mengen n-Hexan in mehreren Stufen extrahiert. Die erhaltene Lösung wird eingeengt und bei -20 °C gelagert. Dies führt zur Kristallisation des Produkts 129 als rote Kristalle in einer Ausbeute von 75 % 136 Experimenteller Teil (113 mg, 128 µmol). Zersetzung: ~50 °C, Elementaranalyse (%) ber. für C30H70Mo2O8Zn2 (M = 881.6 g/mol): C 40.87, H 8.00; gef. C 40.99, H 7.85; 1H-NMR (200.13 MHz, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 4.94 (br, 8H, R–CH–CH3), 4.14 (sept, 2H, R–CH–CH3), 1.83 (d, 12H, R– CH3), 1.28 (br, 48H, R–CH3); 13 C{1H}-NMR (50.32, C6D6, 25 °C) δ [ppm] = 26.8, 23.9; IR (KBr) ν [cm-1] = 2954 (vs), 2912 (s), 2848 (m), 1452 (w), 1359 (w), 1310 (w), 1163 (s), 1109 (s), 1377 (vs), 1346 (vs), 1229 (m), 1025 (s), 959 (vs), 855 (s), 815 (m), 566 (w), 474 (w); EI+-MS (m/z): 882.01 ((iPrZn)2[Mo2(OiPr)8]), 548.07 ((Mo2(OiPr)6). 6.4 Katalytische Untersuchungen 6.4.1 Oxygenierung von Olefinen Mo2(OR)6 als Präkatalysator: In einer typischen Reaktion werden 1.1 Moläquivalente des Oxidationsmittels t BuOOH (1760 µmol, 320 µL einer 5.5 M Lösung in n-Decan) tropfenweise über ein Zeitintervall von 10 Minuten zu einer Lösung des Präkatalysators (8 µmol, 0.5 mol%) und des Substrats (1600 µmol) in Toluol oder CH2Cl2 (2 mL) unter Stickstoffatmosphäre bei Raumtemperatur getropft. Am Ende der Reaktion wird der Katalysator aus der Reaktionsmischung durch Filtration über eine kurze Aluminiumoxidsäule und Auswaschen mit Ethylacetat (2 mL) entfernt. Das gesammelte Filtrat wird mit GC-MS analysiert und das epoxidierte Olefin, sowie verbliebenes Startmaterial werden entweder durch Vergleich mit einer Kalibrationskurve der reinen Substanz durch GC oder durch Auswertung der Integrale im 1H-NMR-Spektrum quantifiziert. V(OR)6 als Präkatalysator: In einer typischen Reaktion werden 1.1 Moläquivalente des Oxidationsmittels tBuOOH (550 µmol, 100 µL einer 5.5 M Lösung in n-Decan) tropfenweise über ein Zeitintervall von 10 Minuten zu einer Lösung des Präkatalysators (12,5 µmol, 2.5 mol%) und des Substrats (500 µmol) in n-Pentan oder CH2Cl2 (2 mL) unter Stickstoffatmosphäre bei Raumtemperatur getropft. Am Ende der Reaktion wird der Katalysator aus der Reaktionsmischung durch Filtration über eine kurze Aluminiumoxidsäule und Auswaschen mit Ethylacetat (2 mL) entfernt. Das gesammelte Filtrat wird mit GC-MS analysiert und das epoxidierte Olefin, sowie verbliebenes Startmaterial werden durch Vergleich mit einer Kalibrationskurve der reinen Substanz durch GC quantifiziert. 137 Experimenteller Teil 6.4.2 Deoxygenierung von Organosulfoxiden In einer typischen Reaktion wird eine Lösung des Substrats (1600 µmol) in THF (2 mL) in einem Zeitintervall von 20 Minuten tropfenweise zu einer Lösung des Präkatalysators (16 µmol, 1 mol%) und Phenylsilan (171 mg, 1600 µmol) in THF (2 mL) unter Stickstoffatmosphäre bei Raumtemperatur getropft. Am Ende der Reaktion wird der Katalysator aus der Reaktionsmischung durch Filtration über eine kurze Aluminiumoxidsäule und Auswaschen mit Ethylacetat (2 mL) entfernt. Das gesammelte Filtrat wird mit GC-MS analysiert und der Thioether, sowie verbliebenes Startmaterial werden entweder durch Vergleich mit einer Kalibrationskurve der reinen Substanz durch GC quantifiziert oder durch Säulenchromatographie isoliert. 6.4.3 C–N-Bindungsspaltung in Carbonsäureamiden In einer typischen Reaktion wird eine Lösung von 2.5 Moläquivalenten des jeweiligen Silans (828 µmol) in Toluol (2.0 mL) über ein Zeitintervall von einer Stunde unter Anwendung einer Spritzenpumpe zu einer Lösung des Präkatalysators (13 µmol, 4 mol%) und dem zu reduzierenden Carboxamid (331 µmol) in Toluol (4.0 mL) gegeben. Am Ende der Reaktion wird der Katalysator aus der Reaktionsmischung durch Filtration über eine kurze Aluminiumoxidsäule und Auswaschen mit Ethylacetat (2 mL) entfernt. Zur Aufarbeitung der gebildeten Produkte wurde entweder sauer (HCl) oder basisch (tBuF) aufgearbeitet und über MgSO4 getrocknet. Das gesammelte Filtrat wird mit GC-MS analysiert und das Produkt der C-N-Bindungsspaltung, das Nebenprodukt durch Deoxygenierung, sowie verbliebenes Startmaterial werden entweder durch Vergleich mit einer Kalibrationskurve der reinen Substanz durch GC, durch Auswertung der Integrale im 1H-NMR-Spektrum oder durch Isolation mit Säulenchromatographie quantifiziert. 138 7. Literaturverzeichnis [1] [2] [3] [4] [5] [6] [7] [8] [9] [10] [11] [12] [13] [14] [15] [16] [17] [18] [19] [20] [21] [22] [23] [24] [25] [26] [27] [28] [29] [30] [31] J. Hagen, Industrial catalysis: a practical approach, Wiley-VCH, 2006. G. Rothenberg, Catalysis: concepts and green applications, Wiley-VCH, 2008. W. B. Tolman, Activation of small molecules: organometallic and bioinorganic perspectives, Wiley-VCH, 2006. A. J. Kirby, F. Hollfelder, From Enzyme Models to Model Enzymes, 1 ed., Royal Soc of Chemistry; Auflage: First Edition 2009. P. A. Vigato, S. Tamburini, Coord. Chem. Rev. 1990, 106, 25-170. R. W. Hay, J. 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Chem. 2011, 2103-2111. 143 8. Anhang Tab. 8.1: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 61. Summenformel C30H48Mo2N6O6 Formelgewicht 780.62 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe C2/c Parameter der Elementarzelle a = 9.9884(7) Ǻ α = 90° b = 20.7303(13) Ǻ β = 96.298(7)° c = 17.9804(15) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 3700.6(5) Ǻ3 Z 4 Dichte (berechnet) 1.401 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.723 mm-1 F(000) 1608 Kristallgröße 0.18 x 0.09 x 0.07 mm Winkelbereich für Φ 3.38 bis 25.00° Limitierende Indizes -11<=h<=11, -24<=k<=23, -21<=l<=17 Reflexe gesammelt /eindeutig 13367 / 3253 [R(int) = 0.0538] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9511 und 0.8809 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 3253 / 12 / 254 Goodness-of-fit für F2 1.405 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0782, wR2 = 0.1440 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0990, wR2 = 0.1486 Größte Differenz Peak und Loch 1.658 und -2.837 e.A-3 144 Anhang Tab. 8.2: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 62. Summenformel C24H50Mo2O6 Formelgewicht 626.52 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem orthorhombisch Raumgruppe Pnnm Parameter der Elementarzelle a = 8.3134(7) Ǻ α = 90° b = 9.7943(10) Ǻ β = 90° c = 18.142(2) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 1477.2(3) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.409 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.880 mm-1 F(000) 652 Kristallgröße 0.41 x 0.17 x 0.16 mm Winkelbereich für Φ 3.40 bis 25.00° Limitierende Indizes -7<=h<=9, -11<=k<=10, -21<=l<=19 Reflexe gesammelt /eindeutig 5514 / 1350 [R(int) = 0.0399] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.8720 und 0.7142 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 1350 / 24 / 100 Goodness-of-fit für F2 1.298 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0565, wR2 = 0.1221 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0623, wR2 = 0.1240 Größte Differenz Peak und Loch 1.109 und -1.229 e.A-3 145 Anhang Tab. 8.3: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 64. Summenformel C30H62Mo2O6 Formelgewicht 710.68 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 11.8740(6) Ǻ α = 75.568(4)° b = 12.1842(6) Ǻ β = 69.980(5)° c = 15.6584(8) Ǻ γ = 61.083(5)° Zellvolumen 1853.44(16) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.273 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.710 mm-1 F(000) 748 Kristallgröße 0.21 x 0.09 x 0.07 mm Winkelbereich für Φ 3.35 bis 25.00° Limitierende Indizes -14<=h<=14, -14<=k<=14, -18<=l<=18 Reflexe gesammelt /eindeutig 13876 / 6520 [R(int) = 0.0716] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9520 und 0.8652 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 6520 / 0 / 359 Goodness-of-fit für F2 0.853 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0521, wR2 = 0.0679 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1393, wR2 = 0.0826 Größte Differenz Peak und Loch 0.943 und -0.705 e.A-3 146 Anhang Tab. 8.4: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 65. Summenformel C50H90Mo2O6 Formelgewicht 979.10 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/c Parameter der Elementarzelle a = 10.0608(3) Ǻ α = 75.568(4)° b = 20.0873(7) Ǻ β = 111.202(4)° c = 13.5462(5) Ǻ γ = 61.083(5)° Zellvolumen 2552.30(15) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.274 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.535 mm-1 F(000) 1044 Kristallgröße 0.37 x 0.18 x 0.10 mm3 Winkelbereich für Φ 2.97 bis 25.00° Limitierende Indizes -11<=h<=11, -18<=k<=23, -13<=l<=16 Reflexe gesammelt /eindeutig 11693 / 4357 [R(int) = 0.0410] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 97.0 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9485 und 0.8266 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 4357 / 0 / 271 Goodness-of-fit für F2 1.211 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0553, wR2 = 0.0920 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0791, wR2 = 0.0975 Größte Differenz Peak und Loch 0.617 und -0.833 e.A-3 147 Anhang Tab. 8.5: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 66. Summenformel C30H66Mo2O8 Formelgewicht 746.71 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 10.0485(8) Ǻ α = 97.100(5)° b = 11.0771(6) Ǻ β = 99.637(6)° c = 20.0787(15) Ǻ γ = 114.841(6)° Zellvolumen 1952.0(2) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.270 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.681 mm-1 F(000) 788 Kristallgröße 0.27 x 0.18 x 0.07 mm3 Winkelbereich für Φ 3.05 bis 25.00° Limitierende Indizes -11<=h<=11, -13<=k<=13, -23<=l<=23 Reflexe gesammelt /eindeutig 15728 / 6844 [R(int) = 0.0567] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9539 und 0.8375 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 6844 / 0 / 379 Goodness-of-fit für F2 1.047 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0718, wR2 = 0.1595 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1049, wR2 = 0.1741 Größte Differenz Peak und Loch 2.925 und -1.341 e.A-3 148 Anhang Tab. 8.6: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 69. Summenformel C20H46Li1Mo1O7 Formelgewicht 501.45 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 9.5796(6) Ǻ α = 72.679(7)° b = 10.0616(7) Ǻ β = 84.881(6)° c = 16.0857(13) Ǻ γ = 64.897(7)° Zellvolumen 1339.09(17) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.244 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.521 mm-1 F(000) 534 Kristallgröße 0.19 x 0.18 x 0.18 mm3 Winkelbereich für Φ 3.47 bis 25.00° Limitierende Indizes -11<=h<=11, -11<=k<=11, -19<=l<=17 Reflexe gesammelt /eindeutig 9577 / 4713 [R(int) = 0.0398] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9121 und 0.9075 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 4713 / 0 / 276 Goodness-of-fit für F2 0.954 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0304, wR2 = 0.0515 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0460, wR2 = 0.0533 Größte Differenz Peak und Loch 0.523 und -0.460 e.A-3 149 Anhang Tab. 8.7: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 70. Summenformel C104H220Li4Mo8O42 Formelgewicht 2938.08 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe C2/c Parameter der Elementarzelle a = 21.694(2) Ǻ α = 90° b = 20.748(2) Ǻ β = 100.676(10)° c = 15.4170(19) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 6819.1(13) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.431 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.783 mm-1 F(000) 3056 Kristallgröße 0.18 x 0.17 x 0.16 mm Winkelbereich für Φ 3.33 bis 25.00° Limitierende Indizes -23<=h<=25, -24<=k<=22, -15<=l<=18 Reflexe gesammelt /eindeutig 12489 / 5989 [R(int) = 0.0586] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.6 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.81618 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 5989 / 0 / 390 Goodness-of-fit für F2 0.944 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0424, wR2 = 0.0796 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0725, wR2 = 0.0862 Größte Differenz Peak und Loch 0.653 und -0.679 e.A-3 150 Anhang Tab. 8.8: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 97. Summenformel C40H72O8V2 Formelgewicht 782.86 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/n Parameter der Elementarzelle a = 10.0608(3) Ǻ α = 90° b = 20.0873(7) Ǻ β = 103.684(16)° c = 13.5462(5) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 2071.0(6) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.255 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.499 mm-1 F(000) 844 Kristallgröße 0.31 x 0.20 x 0.09 mm3 Winkelbereich für Φ 3.80 to 25.00° Limitierende Indizes -13<=h<=11, -12<=k<=11, -22<=l<=22 Reflexe gesammelt /eindeutig 8289 / 3643 [R(int) = 0.0599] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9565 und 0.8607 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 3643 / 0 / 226 Goodness-of-fit für F2 1.004 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0633, wR2 = 0.1189 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1136, wR2 = 0.1340 Größte Differenz Peak und Loch 0.522 und -0.314 e.A-3 151 Anhang Tab. 8.9: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 100. Summenformel C30H54Mo2O6 Formelgewicht 702.61 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Trigonal Raumgruppe R3 Parameter der Elementarzelle a = 10.8160(3) Ǻ α = 90° b = 10.8160(3) Ǻ β = 90° c = 22.9331(15) Ǻ γ = 120° Zellvolumen 2323.41(18) Ǻ3 Z 3 Dichte (berechnet) 1.506 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.849 mm-1 F(000) 1098 Kristallgröße 0.20 x 0.20 x 0.16 mm Winkelbereich für Φ 3.77 to 24.96 ° Limitierende Indizes -12<=h<=11, -12<=k<=12, -27<=l<=27 Reflexe gesammelt /eindeutig 5778 / 913 [R(int) = 0.0268] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.8762 and 0.8486 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 913 / 0 / 58 Goodness-of-fit für F2 1.108 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0207, wR2 = 0.0515 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0219, wR2 = 0.0520 Größte Differenz Peak und Loch 0.706 und -0.279 e.A-3 152 Anhang Tab. 8.10: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 101e. Summenformel C13H8F4N2 Formelgewicht 268.21 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/c Parameter der Elementarzelle a = 7.9581(6) Ǻ α = 90° b = 14.2415(9) Ǻ β = 98.700(8)°° c = 10.1617(9) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 1138.43(15) Ǻ3 Z 4 Dichte (berechnet) 1.565 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.140 mm-1 F(000) 544 Kristallgröße 0.13 x 0.09 x 0.08 mm Winkelbereich für Φ 3.36 to 24.99° Limitierende Indizes −8<=h<=9, −16<=k<=16, −12<=l<=10 Reflexe gesammelt /eindeutig 8285 / 1996 [R(int) = 0.0360] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9889 und 0.9847 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 1996 / 0 / 172 Goodness-of-fit für F2 0.949 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0343, wR2 = 0.0757 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0539, wR2 = 0.0811 Größte Differenz Peak und Loch 0.172 und -0.248 e.A-3 153 Anhang Tab. 8.11: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 101f. Summenformel C13H6F6N2 Formelgewicht 304.20 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 6.9917(6) Ǻ α = 83.865(6)° b = 7.6522(6) Ǻ β = 84.241(6)° c = 11.4522(7) Ǻ γ = 84.642(7)° Zellvolumen 604.01(8) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.673 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.166 mm-1 F(000) 304 Kristallgröße 0.16 x 0.15 x 0.15 mm Winkelbereich für Φ 3.38 bis 25.00 ° Limitierende Indizes -7<=h<=8, -9<=k<=9, -13<=l<=13 Reflexe gesammelt /eindeutig 4159 / 2124 [R(int) = 0.0231] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.99118 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 2124 / 0 / 194 Goodness-of-fit für F2 0.933 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0343, wR2 = 0.0685 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0582, wR2 = 0.0732 Größte Differenz Peak und Loch 0.150 und -0.1851 e.A-3 154 Anhang Tab. 8.12: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 101g. Summenformel C13H6F6N2 Formelgewicht 304.20 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/c Parameter der Elementarzelle a = 11.3272(6) Ǻ α = 90° b = 25.5824(14) Ǻ β = 99.683(5)° c = 8.2359(4) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 2352.6(2) Ǻ3 Z 8 Dichte (berechnet) 1.718 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.171 mm-1 F(000) 1216 Kristallgröße 0.17 x 0.12 x 0.11 mm Winkelbereich für Φ 3.44 to 25.00 ° Limitierende Indizes -13<=h<=13, -27<=k<=30, -6<=l<=9 Reflexe gesammelt /eindeutig 9331 / 4131 [R(int) = 0.0433] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9815 und 0.9716 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 4131 / 0 / 399 Goodness-of-fit für F2 0.876 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0470, wR2 = 0.0783 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1085, wR2 = 0.0926 Größte Differenz Peak und Loch 0.237 und -0.236 e.A-3 155 Anhang Tab. 8.13: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 101h. Summenformel C13H4F8N2 Formelgewicht 340.18 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/c Parameter der Elementarzelle a = 8.6354(7) Ǻ α = 90° b = 25.682(3) Ǻ β = 94.213(7)° c = 10.9346(8) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 2418.5(4) Ǻ3 Z 8 Dichte (berechnet) 1.869 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.200 mm-1 F(000) 1344 Kristallgröße 0.13 x 0.12 x 0.12 mm Winkelbereich für Φ 3.31 to 25.00 ° Limitierende Indizes -10<=h<=10, -22<=k<=30, -13<=l<=12 Reflexe gesammelt /eindeutig 10050 / 4242 [R(int) = 0.0488] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9803 und 0.9803 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 4242 / 0 / 415 Goodness-of-fit für F2 0.801 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0428, wR2 = 0.0565 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1059, wR2 = 0.0650 Größte Differenz Peak und Loch 0.272 und -0.228 e.A-3 156 Anhang Tab. 8.14: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex trans-102c. Summenformel C56H66F8Mo2N4O4 Formelgewicht 1203.01 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/c Parameter der Elementarzelle a = 11.1268(2) Ǻ α = 90° b = 20.6347(4) Ǻ β = 110.784(2)° c = 13.1366(3) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 2819.86(10) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.417 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.518 mm-1 F(000) 1236 Kristallgröße 0.23 x 0.20 x 0.12 mm Winkelbereich für Φ 3.35 to 25.00 ° Limitierende Indizes -13<=h<=13, -17<=k<=24, -15<=l<=15 Reflexe gesammelt /eindeutig 21034 / 4960 [R(int) = 0.0185] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9404 und 0.8901 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 4960 / 89 / 340 Goodness-of-fit für F2 1.063 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0357, wR2 = 0.0921 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0398, wR2 = 0.0941 Größte Differenz Peak und Loch 1.365 und -0.846 e.A-3 157 Anhang Tab. 8.15: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex cis-102e. Summenformel C43H48Cl2F12Mo2N4O4 Formelgewicht 1175.63 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 10.7695(11) Ǻ α = 92.493(9)° b = 11.0482(13) Ǻ β = 103.398(9)° c = 21.810(2) Ǻ γ = 100.087(9)° Zellvolumen 2475.8(5) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.577 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.703 mm-1 F(000) 1184 Kristallgröße 0.26 x 0.17 x 0.07 mm Winkelbereich für Φ 3.31 to 25.00 ° Limitierende Indizes -12<=h<=11, -12<=k<=13, -25<=l<=25 Reflexe gesammelt /eindeutig 18573 / 8705 [R(int) = 0.0829] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.9524 und 0.8383 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 8705 / 0 / 616 Goodness-of-fit für F2 0.946 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0692, wR2 = 0.1268 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1385, wR2 = 0.1452 Größte Differenz Peak und Loch 1.711 und -0.730 e.A-3 158 Anhang Tab. 8.16: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex cis-102c. Summenformel C47H60F8Mo2N4O4 Formelgewicht 1088.87 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Orthorhombisch Raumgruppe CC Parameter der Elementarzelle a = 10.43190(10) Ǻ α = 90° b = 42.3604(4) Ǻ β = 102.6260(10)° c = 23.5800(2) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 10168.01(16) Ǻ3 Z 8 Dichte (berechnet) 1.423 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.566 mm-1 F(000) 4464 Kristallgröße 0.04 x 0.03 x 0.03 mm Winkelbereich für Φ 3.28 to 25.00 ° Limitierende Indizes -12<=h<=12, -50<=k<=49, -28<=l<=23 Reflexe gesammelt /eindeutig 37855 / 14796 [R(int) = 0.0205] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.95080 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 14796 / 136 / 1197 Goodness-of-fit für F2 1.025 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0307, wR2 = 0.0817 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0347, wR2 = 0.0830 Größte Differenz Peak und Loch 0.843 und -0.498 e.A-3 159 Anhang Tab. 8.17: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 102f. Summenformel C33H52F4Mo2N2O5 Formelgewicht 824.65 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe C2/c Parameter der Elementarzelle a = 42.9570(12) Ǻ α = 90° b = 10.3908(3) Ǻ β = 112.464(5)° c = 18.0469(8) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 7444.1(4) Ǻ3 Z 8 Dichte (berechnet) 1.472 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.733 mm-1 F(000) 3392 Kristallgröße 0.37 x 0.22 x 0.15 mm Winkelbereich für Φ 3.32 to 25.00 ° Limitierende Indizes -50<=h<=41, -12<=k<=12, -21<=l<=21 Reflexe gesammelt /eindeutig 26026 / 6546 [R(int) = 0.0276] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.8980 und 0.7732 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 6546 / 0 / 430 Goodness-of-fit für F2 1.014 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0244, wR2 = 0.0536 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0364, wR2 = 0.0561 Größte Differenz Peak und Loch 0.878 und -0.428 e.A-3 160 Anhang Tab. 8.18: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 102g. Summenformel C34H48Cl2F8Mo2N2O5 Formelgewicht 1878.15 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 10.6123(7) Ǻ α = 71.128(6)° b = 18.2408(11) Ǻ β = 80.007(5)° c = 22.5989(14) Ǻ γ = 89.627(5)° Zellvolumen 4070.9(4) Ǻ3 Z 4 Dichte (berechnet) 1.532 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.757 mm-1 F(000) 1908 Kristallgröße 0.23 x 0.21 x 0.21 mm Winkelbereich für Φ 3.32 to 25.00 ° Limitierende Indizes -12<=h<=12, -21<=k<=21, -22<=l<=26 Reflexe gesammelt /eindeutig 30514 / 14284 [R(int) = 0.0643] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.95080 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 14284 / 0 / 958 Goodness-of-fit für F2 0.917 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0528, wR2 = 0.1038 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1011, wR2 = 0.1136 Größte Differenz Peak und Loch 1.168 und -0.872 e.A-3 161 Anhang Tab. 8.19: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 103a. Summenformel C37H61F4Li3Mo2N2O6 Formelgewicht 918.58 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 10.6498(5) Ǻ α = 89.977(4)° b = 11.2264(6) Ǻ β = 81.780(4) ° c = 18.6824(9) Ǻ γ = 83.892(4)° Zellvolumen 2197.90(19) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.388 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.629 mm-1 F(000) 948 Kristallgröße 0.08 x 0.08 x 0.07 mm Winkelbereich für Φ 3.31 to 25.00 ° Limitierende Indizes -12<=h<=12, -13<=k<=12, -22<=l<=20 Reflexe gesammelt /eindeutig 16782 / 7722 [R(int) = 0.0345] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.96716 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 7722 / 0 / 506 Goodness-of-fit für F2 0.883 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0290, wR2 = 0.0559 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0486, wR2 = 0.0589 Größte Differenz Peak und Loch 0.577 und -0.370 e.A-3 162 Anhang Tab. 8.20: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 103b. Summenformel C94H135F8K4Mo4N4O10 Formelgewicht 2173.22 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Orthorhombisch Raumgruppe Pnma Parameter der Elementarzelle a = 24.623(3) Ǻ α = 90° b = 17.269(2) Ǻ β = 90° c = 12.1678(17) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 5173.9(12) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.395 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.703 mm-1 F(000) 2246 Kristallgröße 0.38 x 0.22 x 0.22 mm Winkelbereich für Φ 3.31 to 25.00 ° Limitierende Indizes -29<=h<=14, -18<=k<=20, -14<=l<=13 Reflexe gesammelt /eindeutig 20240 / 4717 [R(int) = 0.0712] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.8607 und 0.7761 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 4717 / 54 / 362 Goodness-of-fit für F2 1.368 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0939, wR2 = 0.1873 R-Werte (all Daten) R1 = 0.1021, wR2 = 0.1906 Größte Differenz Peak und Loch 0.879 und -1.270 e.A-3 163 Anhang Tab. 8.21: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 105a. Summenformel C54 H66F12Mo2N4O8 Formelgewicht 1318.99 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 11.6673(4) Ǻ α = 95.831(4)° b = 11.9444(6) Ǻ β = 100.627(4)° c = 21.5294(11) Ǻ γ = 90.263(4)° Zellvolumen 2932.8(2) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.494 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.520 mm-1 F(000) 1348 Kristallgröße 0.04 x 0.04 x 0.03 mm Winkelbereich für Φ 3.42 to 25.00° Limitierende Indizes -13<=h<=13, -13<=k<=14, -25<=l<=25 Reflexe gesammelt /eindeutig 22648 / 10294 [R(int) = 0.0571] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.94688 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 10294 / 69 / 803 Goodness-of-fit für F2 0.841 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0429, wR2 = 0.0656 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0818, wR2 = 0.0712 Größte Differenz Peak und Loch 0.670 und -0.459 e.A-3 164 Anhang Tab. 8.22: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 105b. Summenformel C30H46F12Mo2N4O8 Formelgewicht 1010.59 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Triklin Raumgruppe P1 Parameter der Elementarzelle a = 11.5070(10) Ǻ α = 64.076(9)° b = 20.426(2) Ǻ β = 86.852(7)° c = 13.7626(13) Ǻ γ = 71.549(9)° Zellvolumen 2065.3(3) Ǻ3 Z 2 Dichte (berechnet) 1.625 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.710 mm-1 F(000) 1020 Kristallgröße 0.14 x 0.13 x 0.13 mm Winkelbereich für Φ 3.33 to 25.00° Limitierende Indizes -12<=h<=12, -16<=k<=16, -18<=l<=18 Reflexe gesammelt /eindeutig 16922 / 7247 [R(int) = 0.0340] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.7 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.90209 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 7247 / 30 / 551 Goodness-of-fit für F2 0.953 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0318, wR2 = 0.0751 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0447, wR2 = 0.0778 Größte Differenz Peak und Loch 1.118 und -0.493 e.A-3 165 Anhang Tab. 8.23: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 106. Summenformel C38H50F6Mo1N6O6 Formelgewicht 896.78 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem orthorhombisch Raumgruppe AmA2 Parameter der Elementarzelle a = 18.9697(6) Ǻ α = 90° b = 20.5704(6) Ǻ β = 90° c = 10.7817(3) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 4207.2(2) Ǻ3 Z 4 Dichte (berechnet) 1.416 mg/m3 Absorptionskoeffizient 0.389 mm-1 F(000) 1856 Kristallgröße 0.25 x 0.18 x 0.18 mm Winkelbereich für Φ 3.52 to 25.00° Limitierende Indizes -22<=h<=22, -23<=k<=24, -12<=l<=12 Reflexe gesammelt /eindeutig 16671 / 3820 [R(int) = 0.0254] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.6 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 1.00000 und 0.98193 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 7247 / 30 / 551 Goodness-of-fit für F2 1.065 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0414, wR2 = 0.1122 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0445, wR2 = 0.1142 Größte Differenz Peak und Loch 0.789 und -0.372 e.A-3 166 Anhang Tab. 8.24: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 127. Summenformel C24H56Mo2O8Tl2 Formelgewicht 1073.31 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/c Parameter der Elementarzelle a = 17.9308(9) Ǻ α = 90° b = 10.5963(5) Ǻ β = 99.791(5)°° c = 18.8402(11) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 3527.5(3) Ǻ3 Z 4 Dichte (berechnet) 2.021 mg/m3 Absorptionskoeffizient 9.839 mm-1 F(000) 2040 Kristallgröße 0.28 x 0.21 x 0.15 mm Winkelbereich für Φ 3.33 to 25.00 ° Limitierende Indizes -21<=h<=20, -12<=k<=10, -21<=l<=22 Reflexe gesammelt /eindeutig 17832 / 6204 [R(int) = 0.0552] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.3200 and 0.1693 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 6204 / 0 / 341 Goodness-of-fit für F2 0.966 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0439, wR2 = 0.0736 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0782, wR2 = 0.0797 Größte Differenz Peak und Loch 1.787 und -1.353 e.A-3 167 Anhang Tab. 8.25: Kristalldaten und Strukturverfeinerung für Komplex 128. Summenformel C24H56I2Mo2O8Zn2 Formelgewicht 1049.21 g/mol Temperatur 150(2) K Wellenlänge 0.71073 Ǻ Kristallsystem Monoklin Raumgruppe P21/c Parameter der Elementarzelle a = 16.7983(8) Ǻ α = 90° b = 12.2750(4) Ǻ β = 97.605(4)°° c = 18.7379(8) Ǻ γ = 90° Zellvolumen 3527.5(3) Ǻ3 Z 4 Dichte (berechnet) 1.820 mg/m3 Absorptionskoeffizient 3.525 mm-1 F(000) 2056 Kristallgröße 0.17 x 0.16 x 0.14 mm Winkelbereich für Φ 3.32 to 25.00 ° Limitierende Indizes -19<=h<=19, -14<=k<=14, -22<=l<=16 Reflexe gesammelt /eindeutig 30099 / 6739 [R(int) = 0.0557] Vollständigkeit (Φ) = 25.00 99.8 % Absorptionskorrektur Semiempirisch Max. und min. Transmission 0.3200 and 0.1693 Verfeinerungsmethode Full-matrix least-squares für F2 Datenpunkte / Einschränkungen / Parameter 6739 / 0 / 359 Goodness-of-fit für F2 0.883 Finale R-Werte [I>2 Φ (I)] R1 = 0.0336, wR2 = 0.0603 R-Werte (all Daten) R1 = 0.0632, wR2 = 0.0649 Größte Differenz Peak und Loch 0.923 und -0.781 e.A-3 168