Konvolut von Unterlagen zur Internationalen Bauausstellung (IBA) und des Treuhandsanierungsträgers S.T.E.R.N. Mappe Nr.: Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG Dokument Nr.: Gewerbezentrum Moritzplatz Gutachten für die Blöcke 61 und 62 in Berlin - Kreuzberg, Sanierungsgebiet Kottbusser Tor Im Auftrag der STERN GmbH - Internationale Bauaus¬ stellung 1987 Auftrag H 360 Berlin, September 1986 Baasner, Möller & Langwald Helmholtzstraße 2-9, 1000 Berlin 10 Tel. (030) 39322 51/75 Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND StACTP-.ANU*k. Bearbeiter Günter Baasner (Iic.rer.reg.); Horst-Rainer Langwald (Dipl. Ing.); Jan Markowsky (Dipl. Ing.); Gerhard Möller (Dipl. Ing.); Rüdiger Oetjen (Dipl. Ing.); Sigurd Wiltschinsky (Dipl. Ing.) Statische Beratung: Kurt Feldschow (Dipl. Ing.) Disziplinen Architektur und Bautechnik, Stadtplanung, Volkswirt¬ schaft, Umwelttechnik, Energie- und Verfahrenstechnik Baasner. Möller & Langwald BURG CJR ARC>-i;TE'\TuP eND - Inhalt Vorbemerkung Methodisches Vorgehen Zusammenfassung 3 5 7 Teil I: Analyse Lage und Funktion der Blöcke 13 Historische Entwicklung 16 Stadtraum 18 Sanierung und städtebauliche Planung seit 1945 20 Einwohner 27 Eigentums- und Mietverhältnisse 29 Gewerbestruktur und Gewerbeentwicklung 34 Standortbindung, Investitionsverhalten und Ver¬ änderungsabsichten der Betriebe 39 Nutzung der Flächen 42 Bewertung der Bausubstanz 53 Hofnutzung und Erschließung 59 Raumwärmeerzeugung und Wärmeschutz 63 Energiebedarf der Betriebe 67 Emissionen der Heizanlagen 68 Emissionen der Betriebe 72 Teil II: Konzept Entwicklungsziele und Strategien 79 Verbesserung des bestehenden Flächenangebots 86 Flächenerweiterungen 95 Stadtraum und Stadtbild 102 Verkehr und Erschließung 105 Reduzierung des Energiebedarfs und der Emissionen aus der Raum Wärmeerzeugung 109 Nutzung von Prozeßwärme 118 Betriebliche Emissionen 119 Verbesserung der ökologischen Situation 120 Umsetzung 122 Tabellenverzeichnis 128 Planverzeichnis 129 Literaturverzeichnis 130 Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UNO STADTPLANUNG Anhang Maßnahmekosten Daten und Bewertung der Gewerbegrundstücke Verzeichnis der Betriebs- und nicht-gewerblicher Arbeits¬ stätten Kostenaufstellung für Entschwefelung Oranienplatz 4 Stellungnahme zum Gewerbehof Ritterstraße 11 Stellungnahme zum Gewerbehof Ritterstraße 12-14 Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 3 Vorbemerkung Das vorliegende Gutachten wurde im Auftrag der Bauaus¬ stellung Berlin GmbH/S.T.E.R.N. GmbH erarbeitet. Gegenstand des Gutachtens sind die Untersuchung und Bewertung der Gewerbe- und Baustruktur, des Energie¬ einsatzes und der Emissionen sowie konzeptionelle Über¬ legungen für die Blöcke 61 und 62 im Sanierungsgebiet Kottbusser Tor in Berlin Kreuzberg. Es handelt sich hierbei um das erste Gutachten dieser Art, in dem ein innerstädtischer Gewerbestandort entsprechend der Komplexität der Probleme von einer interdisziplinären Gruppe auf verschiedenen Ebenen gleichzeitig analysiert und konzeptionell bearbeitet wird. Es ist insofern eine "Pionierleistung". Die begutachteten Blöcke sind, abgesehen vom angren¬ zenden Block 60, die einzigen, in denen die Tradition des früheren "Exportviertels Ritterstraße" heute noch erkennbar ist. Sie bilden, gemeinsam mit Block 60, der jedoch außerhalb der Grenzen des Sanierungsgebiets liegt, ein kleinteiliges, eng verflochtenes Wirtschaftsgebiet, das' sich durch den hohen Spezialisierungsgrad der ansässigen Betriebe auszeichnet. Entsprechend der Aufgabenstellung und der realen Nutzungs¬ struktur steht die gewerbliche Entwicklung im Vorder¬ grund, die Wohnnutzung bleibt weitgehend ausgeblendet. Die getroffenen Aussagen gründen sich auf eine Analyse der Bauakten, eigene Erhebungen der baulichen Mängel, der städtebaulichen, der Energie- und Emissionssituation sowie auf zahlreiche Gespräche mit Grundstückseigen¬ tümern, Betriebsinhabern, Mitarbeiter der Verwaltung und anderen Experten. Die Arbeit ist vor dem Hintergrund zu sehen, daß beide Blöcke bereits seit 23 Jahren als Sanierungsgebiet aus¬ gewiesen sind, und die Sanierung nach Auffassung mehrerer Beteiligter weitgehend abgeschlossen ist. Mit dem Be¬ mühen, für den angrenzenden Moritzplatz eine städtebau¬ lich befriedigende Situation zu schaffen, sind die Blöcke jedoch wieder stärker ins Zentrum des Interesses gerückt. In der gegenwärtigen Situation bestehen günstige Voraus¬ setzungen, beide Blöcke als gewerbliche Standorte weiterzuentwickeln, und das vorhandene Entwicklungspotential zu einer Verbesserung der städtebaulichen Situation zu nutzen. Die hierzu unterbreiteten Vorschläge und Em¬ pfehlungen greifen Anregungen, aktuelle Probleme und Investitionsabsichten der Betriebe und Grundeigentümer auf, zielen jedoch weitergehend auf die langfristige Ent¬ wicklung und Sicherung des Standorts und nicht nur auf eine einzelbetriebliche Optimierung. Baasner, Möller & Langwald BUBO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG Wir danken allen, die diese Arbeit gefördert haben, insbe¬ sondere den Inhabern und Leitern der von uns angesprochenen Betriebe fur ihr großes Vertrauen und ihre Mitwirkungsbereitschaft sowie den zuständigen Mitarbeitern der STERN GmbH. Berlin, im September 1986 Baasner. Möller & Langwald BUPO FÜR ARCHITEKTUR u\D STADTPLANUNG 5 Methodisches Vorgehen Da wir hier eine erste Untersuchung und konzeptionelle Bearbeitung eines innerstädtischen Gewerbegebietes vor¬ legen, die über einen rein stadtplanerischen Ansatz weit inaus geht, möchten wir unser Vorgehen kurz darstellen. Unter einem handlungs- bzw. problem-orientierten Ansatz wird inhaltlich auf bauliche und stadtplanerische Fragen eingegangen, gleichzeitig wird das Entwicklungspotential der einzelnen Betriebe und der Blöcke wie auch Möglich¬ keiten zur Energie- und Emissionsreduzierung behandelt. Wir greifen insofern die Erfahrungen der 'Wirtschafts¬ strategien für Kreuzberg' auf, haben jedoch die dort von unterschiedlichen Fachgutachtern bearbeiteten Felder hier inhaltlich und organisatorisch eng verzahnt. Die Aussagen der Arbeit beruhen im wesentlichen auf Gesprächen mit Grundstückseigentümern und Betriebsmhabern sowie auf eigenen Erhebungen und der Aus¬ wertung vorhandener Daten. Die Analyse der betrieblichen Umweltbelastungen erfolgte durch eine qualitative Analyse der Produktionsprozesse die durch Vor-Ort-Gespräche, Genehmigungsbescheide und Literaturdaten gestützt wurde. Eine quantitative Erfassung der Emissionen war wegen der dazu erforderlichen umfang¬ reichen Messungen nicht möglich. Gespräche mit Eigentümern und Betriebsinhabern Bis auf eine Ausnahme konnten mit allen Eigentümern ge¬ werblich genutzter Grundstücke Gespräche geführt werden Diesen Gesprächen lag kein standardisierter Fragebogen zugrunde, sie orientierten sich vielmehr an den besonderen rrcbleimen und Absichten der Gesprächspartner. Hinsichtlich der Betriebe wurde eine Vorauswahl getroffen Bevorzugt wurden die Betriebe des verarbeitenden Gewerbes auf Interviews mit Freiberuflern wurde gänzlich verzichtet Ausfuhrliche Gespräche gab es mit den Inhabern oder Leitern von insgesamt rd. 50 Betrieben. Wir bedauern, daß Vertreter der Fa. Nixdorf zu einem Ge¬ sprach nicht bereit waren. Damit liegen für einen der grö¬ ßeren Arbeitgeber und Eigentümer im Block 61 nur wenige Informationen vor. Auswertung vorhandener Daten Bei der Auswertung vorhandener Daten ist vor allem die Analyse der Bauakten zu nennen. Diese Analyse gibt Auf¬ schluß über die Gebäudekonstruktion mit ihren potientiellen Schwachstellen, über Art und Alter der Heizungsanlagen Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTpL.A\UNG 6 und (z.T.) sonstiger betrieblicher Anlagen wie auch die baulichen Investitionsverläufe und -hemmnisse. Darüber hinaus wurden bereits vorliegende Gutachten sowie in unterschiedlichem Umfang Daten der Vermieter (Heiz¬ kostenabrechnungen etc.) und der Betriebe herangezogen. Begehungen Der Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf wurde im wesentlichen durch Begehungen erhoben. Dabei richtete sich unser Interesse schwerpunktmäßig auf die Keller- und Dach¬ geschosse der Gebäude, die Treppenhäuser, Hofdecken, Fassa¬ den und Lastenaufzüge. Die Begehung folgte einer Voraus¬ wahl der Grundstücke. Im Zusammenhang mit den Gesprächen mit den Betriebs¬ inhabern wurden in der Regel auch die Betriebsräume be¬ sichtigt. Gesondert begutachtet wurden mehrere Heizungsanlagen hinsichtlich Alter, Standard und Wartung. Die Beurteilung der vertikalen und horizontalen Erschließung beruht unter anderem ebenfalls auf mehrmaligen Be¬ gehungen der Grundstücke. Vertiefung Unter maßnahme-orientierten Aspekten wurde die Unter¬ suchung für sieben Grundstücke vertieft. Dies entsprach auch den Intentionen des Auftraggebers, nach denen interessierten Eigentümern das Gewerbehofmoderisierungsprogramm vorzustellen war. Die Vertiefung betrifft vor allem die Aufnahme baulicher Mängel und der Heizungs¬ anlagen. Die Auswahl dieser Grundstücke erfolgte nach Abschluß der Bauaktenanalyse und nach ersten Begehungen und Gesprächen mit der Folge, daß der Detailierungsgrad der Informationen für einzelne Grundstücke variiert. Der weitere Verlauf der Erhebung bestätigte diese problem¬ orientierte Auswahl. Stand Soweit nichts anderes vermerkt ist, beziehen sich die von uns erhobenen Daten auf den Stand von Mai/Juni 1986. Baasner. Möller & Langwald BURG FUR ARCHITEKTUR U^JD S'AETP^ 7 Zusammenfassung Teil I : Analyse Die Untersuchurgsblöcke liegen im nördlichen Kreuzberg. Sie grenzen an den Moritzplatz an und liegen in fast unmittel¬ barer Nähe zur Sektorengrenze. Ihre Fläche beträgt 6,5 ha. Sie sind Teil des ehemaligen 'Exportviertels Ritterstraße' und haben ihre Funktion als Gewerbestandorte bis heute erhalten, so daß sie auch heute noch ein erhebliches Wirtschaftspoten¬ tial darstellen. Beide Blöcke sind Teil des 1963 ausgewiesenen Sanierungsge¬ bietes Kottbusser Tor. Sanierungsträger ist die Gewerbesied¬ lungsgesellschaft (GSG), die die Blöcke konsequent zu Gewerbe¬ gebieten ausbaute und ihre Aufgabe heute als erfüllt ansieht. Der Baunutzungsplan weist die Blöcke überwiegend als beschränktes Arbeitsgebiet aus, der Flächennutzungsplan stellt sie als Gewerbegebiet dar. Dies entspricht auch der Realnctzung. Rd. 75% der Bruttogeschoßfläche werden gewerblich genutzt, den nur 434 Einwohnern stehen 1.390 Arbeitsplätze gegenüber. In jüngster Zeit werden jedoch Forderungen nach einer Umwidmung der Flächen (in M ) laut. Mehrere Grundstücke und Grundstücksteile sind nicht bebaut bzw. untergenutzt. Ein Schlüsselgrundstück ist der Industrieansiedlung vorbehalten. Wichtigste Einzeleigentümer sind das Land Berlin und die GSG wichtigste Eigentümergruppe sind die selbstnutzenden Betriebe.' Hinsichtlich der Bau- und Nutzungsstruktur, der Dichte der Bebauung und der Größe der Giundstücke bestehen erhebliche Unterschiede zwischen den Blöcken. Große Gewerbehöfe sowie Hallenbauten finden sich fast ausschließlich im Block 61. Das Angebot vermieteter Geschoßflächen kenzentriert sich auf wenige Grundstücke. Leerstände und Umnutzungen sind uner¬ heblich, was angesichts der guten Qualität der Gewerbehöfe nicht erstaunlich ist, auch wenn bauliche Verbesserungen erfcrderlich sind. Umfangreiche Investitionen haben seit 1945 dazu geführt daß sich vor allem im Bleck 61 der Gebäudebestand merklich ver¬ jungt hat. Die Investoren waren fast ausschließlich selbst¬ nutzende Betriebe. Außerdem wurden mehrere Gewerbehöfe sukzessive erneuert. Im Block 61 dominiert das verarbeitende Gewerbe, das weit¬ gehend auf Investitionsgüter spezialisiert ist und sich durch eine enge Verflechtung sowie eine große Dynamik auszeichnet. Aus dieser Dynamik ergeben sich auf mehreren Grundstücken erhebliche Flächenengpässe. Im Block 62 ist das verarbeitende Gewerbe von geringerer Bedeutung. Hier finden sich auch kerngebietstypische Nutzungen. Baasner, Möller & Langwald Büro für Architektur unjd s^dtolanung 8 Die Standortbindung ist vor allem im Block 61 sehr hoch. Sie ist unter anderem auf die hohe Investitionstätigkeit und die langjährige Investitions- und Planungssicherheit zurückzu¬ führe n. Bauliche Mängel wurden auf sieben Grundstücken festgestellt. Dabei handelt es sich ausschließlich um Altbauten in Gescho߬ bauweise. Schwerpunkte sind Fenster, Hofkellerdecken, Dächer, Brandwände, Fassaden und Aufzüge. In Einzelfällen führen die Mängel zu betrieblichen Einschränkungen. Ein zusätzlicher Erneuerungsbedarf ergibt sich bei den Heizun¬ gen und der Wärmedämmung. Energetische Schwe.chpunkte sind die Fenster, Dächer, Brandwände und Durchfahrten. Noch rd. 40% der Gewerbeflächen werden mit Niederdruck-Dampfhei¬ zungen beheizt, was für die Betriebe zu verschiedenen Proble¬ men führt, die sie teilweise durch eigene Anlagen kompensie¬ ren. Ansonsten sind Warmwasserheizungen anzutreffen. Alle Anlagen werden mit Heizöl betrieben. Prozeß wärme wi rd in einem Fall genutzt, es bestehen jedoch weitere Möglichkeiten ihrer Nutzung. Aus der Raumwärmeerzeugung der Gewcrbegebäude werden jährlich rd. 5.500 kg S02 emittiert. Sie stellen damit einen greßen Teil der 'hausgemachten' Emissionen. Die hohen Emissionswerte sind unter anderem auf die schlechte Wärme¬ dämmung der Gebäude zurückzuführen. Bei den aus betrieblicher Produktion emittierten Luftschad¬ steffen handelt es sich überwiegend um flüchtige Farben- und Lackverdünner, die in Relation zu den Emissionen aus der Raumwärmeerzeugung eindeutig nachrangig sind und unterhalb der Grenzwerte liegen. Aufgrund der baulichen Situation er¬ gibt sich eine Störung der Wohnbevölkerung durch Lärm fast ausschließlich durch den Lieferverkehr. Alle Betriebe sind planungsrechtlich zulässig. Teil II : Konzeption Für die weitere Entwicklung der Blöcke werden vier Ziele vorgeschlagen: 1. Sicherung und Ausbau der gewerblichen Nutzung 2. Reduzierung des Energieeinsatzes und der Emissionen aus der Raum Wärmeerzeugung 3. Reduzierung der betrieblichen Emissionen 4. Herstellen einer städtebaulich befriedigenden Situation Diese Ziele, die wir unter dem Arbeitstitel 'Gewerbezentrum Moritzplatz' zusammengefaßt haben, tragen sowohl lokalen als auch überlokalen Anforderungen Rechnung, wobei die In¬ teressen der derzeitigen Nutzer aufgegriffen und in Strategien der langfristigen Entwicklung eingebettet werden. Die Ziele laufen vor allem auf den sparsamen Umgang mit begrenzten Ressourcen (Flächen, Energie) und ihrer intensiven Baasner, Möller & Langwald BÜRO RuR ARCHITEKTUR UND STADTP.A-.o'.C 9 Nutzung hinaus. Im Block 61 sollte das verarbeitende Gewerbe welterentwikkelt, im Block 62 die bereits bestehende Tendenz zunehmen¬ der Tertiärisierung unterstützt werden. Durch eine stärkere Nutzung der Flächenreserven läßt sich das Angebot gewerblicher Flächen um mindestens 13 000 m2 BGF erweitern. Auf sechs Grundstücken stehen Erweiterungsvorhaben an. Drei Betriebe beabsichtigen eine Aufstockung ihrer am Blockrand gelegenen Gebäude, zwei eine Neubebauung am Blockrand. In zwei der sechs Fälle wird eine geringfügige Erweiterung der Grundstücke gewünscht. Für drei weitere Grundstücke empfiehlt sich eine vollständige Neubebauung. Vorgeschlagen werden zwei- bis drei-geschossige Gebäude, die die Möglichkeit einer Aufstockung offen lassen. Das größte zur Verfügung stehende Grundstück (WertheimGrundstück) sollte in mehrere Einheiten geteilt, die anzu¬ siedelnden Betriebe auf ein einheitliches Gestaltungskonzept für ihre Gebäude verpflichtet werden. Bei den Erweiterungen auf bereits bebauten Grundstücken werden bestehende Flächenengpässe behoben und die zusätz¬ lichen Flächen von den ansässigen Betrieben genutzt. Ange¬ sichts der geringen Neigung der Betriebe zu einem Standort¬ splitting müßten für die Grundstücke mit einer vollständigen Neubebauung neue Betriebe angesiedelt werden. Für sieben Grundstücke werden detaillierte Instandsetzungs¬ und Modernisierungsmaßnahmen vorgeschlagen, um die lang¬ fristige Nutzbarkeit der Gebäude, insbesondere der oberen Ge¬ schosse, sicherzustellen. Der Umfang der notwendigen Ma߬ nahmen ist sehr unterschiedlich, der Aufwand reicht je nach Grundstück von rd. 120,- bis 800,- DM/m2 Nutzfläche. Mit diesen Maßnahmen ergeben sich Verbesserungen für knapp 40.000 m2 BGF Gewerbefläche, bzw. für derzeit 55 Betriebe mit 682 Arbeitsplätzen. Die Baudurchführung ist zeitlich mit anderen notwendigen Maßnahmen zu koppeln und mit den betroffenen Betrieben abzustimmen. Für die gleichen Grundstücke werden neben der Erneuerung der Fenster weitere Verbesserungen des Wärmeschutzes vorge¬ schlagen. Die Zusatzkosten hierfür belaufen sich auf insge¬ samt 3,55 Mio DM (sofern diese Maßnahmen im Rahmen der Modernisierung erfolgen.). Damit werden nicht nur Energieeinsatz und Emissionen, son¬ dern ebenso die Heizkosten reduziert. Allerdings amortisieren sich die Maßnahmen nicht über die eingesparten Verbrauchs¬ kosten. Zusätzlich ist eine Umstellung der Niederdruckdampfheizungen auf Warmwasser erforderlich, was kurzfristig für zwei, lang- Baasner, Möller & Langwald Büro APCMi"'EK'".jR . ^-pi A\. 10 fristig für sämtliche Anlagen vorgeschlagen wird. Ferner sind die Kessel durch moderne Niedertemperaturkessel auszu¬ tauschen, da anderenfalls das sich aus der Wärmedämmung ergebende Energiesparpotential nicht ausreichend genutzt werden kann. Kurzfristig empfehlen wir eine Umstellung auf Heizgas für ein kleineres Gewerbegebäude; langfristig sollte für alle Ge¬ bäude, deren Wärmeleistungsbedarf unter 200 kW liegt, Heiz¬ gas als Brennstoff eingesetzt werden. In den anderen Fällen ist aufgrund der Größe der Heizungsanlagen der Einsatz von Entschefelungsanlagen (Rauchgaswäschern) möglich. Diese sind zunächst für drei Grundstücke vorzusehen, wodurch sich die gesamten S02 - Emissionen der Blöcke bereits um rd. 50% reduzieren. Langfristig sollten Entschwefelungsanlagen auf allen hierfür geeigneten Grundstücken eingesetzt werden. Der durchgängige Einsatz von Heizgas oder die Errichtung von Blockheizwerken wird von uns nicht empfohlen. Bei insgesamt vier Betrieben fällt Prozeßwärme an, ohne daß diese genutzt wird; inwieweit ihre Nutzung möglich ist, sollte zunächst für zwei dieser Betriebe geprüft werden, bei denen die Voraussetzungen besonders günstig sind. Bei zwei Betrieben sollte geprüft werden, inwieweit eine Emissionsminderung von Luftschadstoffen möglich ist. In einem Fall wird z.Zt. bereits ein Sondergutachten erstellt, dessen Ergebnisse jedoch noch nicht vorliegen. In den weitaus meisten Fällen ist eine Reduzierung betrieb¬ licher Emissionen nur durch die Substitution der eingesetzten Stoffe oder die Änderung technischer Verfahren möglich, was eine intensive Betriebsberatung erfordert. Hinsichtlich des Schallschutzes ergeben sich durch den Aus¬ tausch der Fenster Verbesserungen. Wichtig ist, daß die ab¬ schirmende Wirkung der Gebäudekörper erhalten wird. Möglichkeiten einer stadträumlichen Verbesserung ergeben sich, sieht man von den Neubauten und Erweiterungen ab, fast nur im Detail. Betont werden sollten sowohl die historischen Raumkanten wie auch die gewerbliche Funktion. Vorgeschlagen wird unter anderem die Gestaltung von Brand¬ wänden, in zwei Fällen auch ihre Öffung durch Fenster, die Instandsetzung von Fassaden sowie Baumpflanzungen und Per¬ golen. Mehrere Brandwände können auch begrünt werden. Die relativ gute Verkehrssituation ist zu sichern und der Funktion des Straßenraums Rechnung zu tragen. Deshalb sollte von Maßnahmen der Verkehrsberuhigung und des Straßenrückbaus Abstand genommen werden. Möglichkeiten, die block-interne Erschließung nachhaltig zu verbessern, bestehen lediglich im Block 61. Hier wird eine Ringerschließung vorgeschlagen. Eine vergleichbare Möglich- Baasner, Möller & Langwald BüPO =UR ARCHITEKtUB UND i'ADTP^^NL"/;, 11 keit auf einem anderen Grundstück sollte offen gehalten werden, da ein aktueller Bedarf nicht besteht. Stellplatzund Hofflächen sind auf einigen Grundstücken neu zu ordnen und zu befestigen. Auf drei Grundstücken sollte die Hofkellerdecke erneuert werden. Zur Umsetzung des Konzeptes ist es erforderlich, daß die derzeitige planungsrechtliche Ausweisung nicht verändert wird, daß die Blöcke weiterhin den Status als Sanierungsgebiet (§ 5 StBauFG) behalten und daß behutsam vorgegangen wird. Die Mitwirkungsbereitschaft ist sowohl bei den Grundeigen¬ tümern als auch bei den Betrieben relativ hoch. Das Konzept setzt weitgehend auf die Investitionsbereitschaft der Betriebe, insbesondere der selbstnutzenden, für die ver¬ gleichsweise günstige Finanzierungsbedingungen für Neubauten und Erweiterungen bestehen. Aus diesem Grund sind die für eine Neubebauung vorgesehenen Grundstücke zu privatisieren bzw. in Erbpacht zu vergeben. Diese Investitionsbereitschaft ist nach unserer Einschätzung bei einer Änderung der Ausweisung (etwa in MI) nicht gege¬ ben. In diesem Fall ist mittel- bis langfristig mit einer er¬ heblichen Veränderung der Struktur zu rechnen: 14 Betriebe mit 429 Beschäftigten wären nicht mehr zulässig und hätten lediglich Bestandsschutz. Die Fortführung der Sanierung ist vor allem deshalb wichtig, weil das Gewerbehofmodernisierungsprogramm, zumindest in semer derzeitigen Fassung, ausschließlich in Sanierungsgebieten eingesetzt werden kann. Dieses Programm ist jedoch das ent¬ scheidende Instrument für die Erneuerung der Flächen und zur Modernisierung der Heizungsanlagen, ohne die eine nach¬ haltige Reduzierung des Energieeinsatzes und der Emissionen nicht möglich ist. Aufgrund der Eigentumsverhältnisse greift das Programm lediglich auf einem Grundstück grundsätzlich nicht. Auch aus diesem Grund ist eine Privatisierung zu em¬ pfehlen. Ansonsten konnten alle Eigentümer für das Programm interessiert werden. Notwendig ist ferner ein behutsames Vorgehen. Dies sollte die Bereitschaft miteinschließen, die verfolgten Strategien und geplanten Maßnahmen immer wieder im Hinblick auf die angestrebten Ziele zu überprüfen. Behutsames Vorgehen be¬ deutet in diesem Fall, keinerlei Maßnahmen zu unternehmen, die die Standortsicherheit auch nur einzelner Betriebe ge¬ fährden, die bisherige Kontinuität in der Planung zu wahren, und sicherzustellen, daß im Planungsverfahren Moritzplatz die gewerblichen Interessen hinreichend berücksichtigt werden, der Planungsprozeß transparent und vor allem kalkulierbar bleibt, und daß Beteiligungsmöglichkeiten für die Betriebe bestehen. Baasner. Möller & Langwald Büro fjr Architektur und stadtrlaming Teil I: Analyse Baasner. Möller & Langwald Büro fur Architektur und Stadtplanung 13 Lage und Funktion uie mocke bl und 62 liegen im nördlichen Teil des Bezirks Kreuzberg und m unmittelbarer Nähe zur Sektorengrenze und zum Grenzubergang Prinzenstraße. (1) Sie sind Teil einer der ersten großen Stadterweiterung Berlins, haben jedoch ihre Lage der Blöcke Grenze •Sanierungsgeblet Kottbusser Tor' Block 61 Block 62 1) 56 p'! '^ Grenfur 5übedie rgang hat für den Warenverkehr besondere Bedeutung; gewerbliche Entwicklung der umgeben¬ den Blocke ist dies jedoch ohne Belang. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 14 frühere Versorgungsfunktion und zentrale Lage durch den Krieg und die Teilung der Stadt weitgehend verloren. Die Blöcke sind durch den öffentlichen Nahverkehr nach wie vor gut erschlossen. Zudem besteht eine gute Anbindung an das überörtliche Straßennetz, insbesondere hinsichtlich der südlich gelegenen Stadtteile und des sich neu gebildeten Zen¬ trums, so daß das Gebiet auch heute als innenstadtnah charakterisiert werden kann. Die Fläche der Blöcke, die von der Oranien-, der Prinzenund der Ritterstraße sowie dem Segitzdamm eingeschlossen werden, beträgt zusammen rd. 6,5 ha (ohne Straßenflächen; Block 61: 5,67 ha; Block 62: 0,85 ha). Die untersuchten Blöcke liegen im Übergangsbereich zwischen den sich im Westen anschließenden Gebieten mit starken Kriegsschäden und neu errichteten Siedlungen des sozialen Wohnungsbaus der 50er und 60er Jahre (das 'grüne Kreuzberg'), und den weit weniger betroffenen Gebieten im Osten mit historischen Altbaute und Gemengelagen (das 'steinerne Kreuz¬ berg'). Sie sind Teil des Sanierungsgebietes Kottbusser Tor und bilden eine eigene Planungseinheit (P II). Besondere Bedeutung erhalten die Blöcke in ihrer Funktion als gewerbliche Standorte, insbesondere für das verarbeitende Ge¬ werbe. Rd. 75% der Bruttogeschoßfläche werden gewerblich genutzt. Die Zahl der Arbeitsplätze beträgt insgesamt 1.390. Auf die Blöcke 61 und 62 entfallen damit rd. 20% aller ge¬ werblichen Arbeitsplätze der 'Luisenstadt'; berücksichtigt man zusätzlich den nach Westen angrenzenden Block 60, so steigt dieser Anteil auf rd. 40%. (2) Die genannten Blöcke bilden ein kleinteilig strukturiertes Wirtschaftsgebiet, dessen Betriebe untereinander sowie mit anderen Betrieben Kreuzbergs durch Lieferbeziehungen eng verflochen sind und sich durch eine starke wirtschaftliche Dynamik auszeichnen. Abgesehen vom Block 60, der zwar ähnlich strukturiert aber nicht Gegenstand unseres Auftrages ist, dürfte es sich bei den untersuchten Blöcken um die einzigen handeln, in denen sich die Geschichte des ehemaligen weltbekannten 'Export¬ viertels Ritterstraße' heute noch ablesen läßt. Die Blöcke gehören zu den wenigen als Gewerbegebiet bzw. beschränktes Arbeitsgebiet ausgewiesenen Flächen Kreuzbergs. Mit ihrer gewerblich geprägten Struktur heben sie sich deut¬ lich von ihrer Umgebung ab, die im Süden durch Wohnungsbau¬ ten der 60er und 70er Jahre sowie im Norden durch Brach¬ flächen und einen Altbaubestand (Wohnen) mit eingesprenkel- 2) Vgl. FfH 1984, S. 11. Ein Vergleich der Blöcke mit dem Sanierungsgebiet Kottbusser Tor ist ansonsten häufig nicht möglich, da wesentliche Informationen (.z.B. über die Real¬ nutzung der Grundstücke oder Umnutzung gewerblicher Flächen) für das Gesamtgebiet nicht vorliegen. Baasner. Möller & Langwald S'jP.Q PLR ARCHITEKTUR UNO S''ADTP^u^^u\'J ten Gewerbehöfen gekennzeichnet ist. Lediglich de Osten angrenzende Block weist eine kleinteilige M auf, wobei allerdings die Wohnnutzung dominiert. Baasner, Möller & Langwald SURO PJR ARCHITEKTUR U!MD STADTPLANUNO 16 Historische Entwicklung Die historische Entwicklung der Blöcke ist eng mit der frühe¬ ren 'Luisenstadt1 als einer der ersten großen Stadterweite¬ rungen der preußischen Hauptstadt verbunden. Die Diskussion um diese Erweiterung Berlins nach Südosten setzte bereits zu Beginn des 19.Jahrhunderts ein. (3) Ihre heutige Form erhielten die Blöcke in dem 'endgültigen Bebauungsplan für das Cöpenicker Feld' von P.J.Lenne (1842), die in dem späteren 'Bebauungsplan für die Umgebung Berlins' von James Hobrecht bestätigt wurde (1862). Die Blöcke waren relativ groß dimensioniert, um den Raum für gewerbliche Nutzungen nicht zu beschränken. Die Bebauung begann zunächst nur zögernd, verstärkte sich dann jedoch ab 1860 und folgte dem für Kreuzberg typischen Muster (Wohnbebauung am Blockrand, Werkstätten und Lager¬ plätze im Hof). Die zunächst kleinteilige Bebauung erfuhr in den darauf folgenden Jahren erhebliche Veränderungen, die, wie auch in anderen Teilen Kreuzbergs, zu einer immer stär¬ ker werdenden Verdichtung führten. Die Bebauung mit größeren gewerblichen Stockwerksbauten setzte ab Mitte der 80er Jahre ein. 1912 ist der Prozess der Bebauung weitgehend abgeschlossen. Eine Ausnahme bildet der Bereich entlang der Oranienstraße, der mit der Erweite¬ rung Berlins nach Südosten zunehmend City-Funktionen über¬ nimmt und bis 1930 noch erhebliche Veränderungen erfährt (Verlagerung des Kaufhauses Wertheim von der Oranienstraße an den Moritzplatz; Bau des Kaufhauses Konsum am Oranien¬ platz und dessen Erweiterung nach den Plänen von Max Taut (4) Historisch läßt sich eine kleinräumliche Differenzierung der Nutzungsstruktur feststellen: im Norden war die gewerbliche Nutzung eindeutig durch zentrale Versorgungsfunktionen be¬ stimmt (Warenhäuser und Facheinzelhandel), im Süden dagegen dominierte das produzierende Gewerbe, das bereits um 1912 3) Als erster Plan wurde 1826 der von Schmid verab¬ schiedet, in dem die späteren Blockumrisse jedoch noch nicht eindeutig zu erkennen sind. Zur historischen Entwicklung vgl. March/Balg 1967 und HoffmannAxthelm 1982. 4) Im folgenden 'Taut-Bau' oder 'ehemaliges Kaufhaus Konsum' genannt. Baasner, Möller & Langwald SURO FÜR APCHlTtK~:jR ."-.Z \ 17 fast den gesamten Blockinnenbereich füllte. Der Blockrand diente ganz überwiegend dem Wohnen. (5) Das produzierende Gewerbe entlang der Ritterstraße stellte eine Besonderheit dar; produziert wurden vor allem hochwer¬ tige Konsumgüter und Luxusartikel, die, soweit es die bau¬ lichen Gegebenheiten zuließen, in den Erdgeschoßzonen am Blockrand ausgestellt wurden. Damit glich die Ritterstraße als 'goldener Meile' Berlins einer ständigen Konsumgüteraus¬ stellung. Seine große Blüte erreichte das Exportviertel Ritterstraße in den wenigen Jahren bis zum Ersten Weltkrieg. In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen läßt sich bereits eine Um¬ strukturierung des produzierenden Gewerbes erkennen, die wesentlich auf die Wirtschaftskrisen zurückzuführen sein dürfte. Die Blöcke, insbesondere Block 61, wurden im Zweiten Welt¬ krieg relativ stark zerstört. Die Schäden waren jedoch gering¬ fügiger als in den westlich angrenzenden Gebieten. Erhalten blieben vor allem mehrere große Gewerbehöfe sowie Teile der Blockrandbebauung. Im Block 61 setzte bereits in den 50er Jahren eine rege ge¬ werbliche Bautätigkeit ein. Auf Brachflächen und Ruinen¬ grundstücken wurden mehrere Gewerbegebäude errichtet, die teilweise aber später neuen Gewerbebauten weichen mußten (Zuwachs bis 1963 rd. 5.500 m2 BGF). Wohnungsbauten wurden lediglich entlang des Segitzdammes neu errichtet. Nach der Ausweisung als Sanierungsgebiet (1963) und der Ein¬ setzung der Gewerbesiedlungsgesellschaft mbH (GSG) als Sanierungsträger wurden weitere Wohngebäude abgebrochen und durch gewerbliche Neubauten ersetzt. Die Kriegsschäden, die Teilung Berlins und die städtebauliche Planung nach 1945 haben dazu geführt, daß sich die Gewichte innerhalb der Nutzungsstruktur noch stärker zugunsten des verarbeitenden Gewerbes verschoben haben. Die Wohnnutzung hat erheblich, die zentrale Versorgungsfunktion hat fast völlig an Bedeutung verloren. 5) Ausnahmen hiervon waren vor allem die Standorte der Kaufhäuser sowie einzelne gewerbliche Geschoßbauten, die unmittelbar bis an die Straße reichten. Baasner, Möller & Langwald BURG FUR ARCHITEKTUR UND STADr=3LANüNG 18 Stadtraum Wirtschaftskrisen, Krieg Wiederaufbau und Sanierung prägten auch die stadträumliche Gestalt der Blöcke, die heute, bis auf Ausnahmen durch das Fehlen geschlossener Raumkanten und durch unterschiedlichste Baukörper ge¬ kennzeichnet ist. So lassen die Blöcke ihre Eingebundenheit in das stadt¬ räumliche Gefüge der Luisenstadt auch nur noch an den wenigen Altbauten entlang der Oranienstraße und des Oranien platzes sowie an den Wohnungsbauten entlang des Segitzdammes erkennen, die als einzige Neubauten sich in Höhenentwicklung und Lage (Bauflucht) auf den historischen Stadtgrundriß beziehen. Sonst wurden die Nachkriegsbauten weitgehend ohne ein relevantes städtebauliches Ordnungs¬ system errichtet. Baasner. Möller & Langwald BÜRO FjR ARCHITEKTUR STADTPL-i\L'\-r. 19 Insbesondere der Block 61 ist gekennzeichnet durch ein Konglomerat von Alt- und Neubauten unterschiedlichster Art und Lage sowie durch geräumte TrümmergrundBtueke und andere Restflächen, die heute vorwiegend werden nnrh erhaltenen, hP i!tZe 9enutzt - Nur an reichenden den Fassaden der noch bis an den Blockrand Gewerbe¬ hofe aßt sich die repräsentative Gestaltung des Export¬ viertels noch ablesen. P Die Raumstrukturen dieses Blocks sind im wesentlichen Teil D,<SSe Auflösu Zp 19 "8 räumliche greift auf Orientierung die „estncheist ze T des Blocks 62 über. Eine er in unmittelbarer Nachbarschaft zum Moritzplatz aber und nr Mr „R,tterstraße der Prinzessinnenstraße'auf¬ grundh'?fehlender oder mangelhafter räumlicher Definition kaum möglich. cninuun Blockränder l — 1 ■ Y/////////////. mmmmm Block 62 - Prinzessinnenstraße as Fehlen geschlossener Raumkanten gibt den Blick auf die Innenbereich der Blöcke frei, im Block 62 auf die verH n, der G im Block Rtart"«? 61 auf ' T diehäuSer unterschiedlichsten ^äude an Baukörper der OranienstraB auf große, abweisende Brandwände und riegelartige Fabrik¬ gebäude, auf Gewerbegebäude aus 80 Jahren Bau- und Industriegeschichte. Baasner, Möller & Langwald Büro Fur Architektur und Stadtplanung 20 Sanierung und städtebauliche Planung seit 1945 Die Entwicklung der Blöcke, insbesondere von Block 61, ist gekennzeichnet durch eine stabile Entwicklung der gewerb¬ lichen Nutzung, deren Gewicht seit der Festlegung als Sa¬ nierungsgebiet noch erheblich zugenommen hat, was sich z.B. an den Zuwächsen der gewerblichen Bruttogeschoßfläche zeigt. Diese, für ein Sanierungsgebiet überaus untypische Entwicklun g. (6) läßt sich nur aus der Planungs- und Sanierungsge¬ schichte erklären, die einige Besonderheiten aufweist. Sanierung Das Sanierungsgebiet Kottbusser Tor wurde 1963 im ersten Stadterneuerungsprogramm als zweitgrößtes Sanierungsgebiet Berlins (West) festgesetzt. Die Geschichte dieses Sanierungsgebietes dürfte in ihren Grundzügen hinlänglich bekannt sein, zumal die politischen Auseinandersetzungen um das Gebiet Kottbusser Tor in der Diskussion über die Stadterneuerung eine nicht unerhebliche Rolle gespielt hat, und die verschiedenen Stadien der Dis¬ kussion in diesem Gebiet sehr gut ablesbar sind. Verglichen mit der überaus komplizierten Geschichte des gesamten Sanierungsgebietes nimmt sich die der unter¬ suchten Blöcke relativ einfach aus. Nach der Festlegung zum Sanierungsgebiet (1963) wurde die Gewerbesiedlungsgesellschaft als unternehmerischer Sanierungs¬ träger eingesetzt (1965), um die gewerbliche Entwicklung der Blöcke zu fördern. Ihre Funktion beschränkte sich im wesentlichen darauf, die Grundstücke zu kaufen, zu arron¬ dieren und in baureifem Zustand an interessierte Betriebe, vornehmlich Umsetzbetriebe, zu veräußern. Durch diese Eingriffe wurde der Zuschnitt der Grundstücke für eine gewerb¬ liche Nutzung verbessert; so reduzierte sich die Zahl der Grundstücke von 60 (1960) auf heute 36, hat sich durch Abbruchmaßnahmen die zum Wohnen ge¬ nutzte Bruttogeschoßfläche in erheblichem Umfang reduziert, 6) Vgl. Baasner u.a. 1985 und Möller/Rohr-Zänker 1982 die für Ansiedlungen (Neubauten, dip Voraussetzung vn .Ie Veraußerun 3 der Grundstücke an Erwei Betrieb terungen) und damit für eine Zunahme der gewerbliche n Bruttogeschloßflache geschaffen. eroncne Fur die alten, heute noch bestehenden Gewerbehöfe hat di ie S T —gebiet „S.™ bUn'd.': e EXISt n2 1St Konzente z T , ^ ! ' auch wenn städtebauliche Fn'fC £uT:ZTe Abbröche vorsahen-fak,isch "ie Lediglich der Gewerbehof Prinzessinnenstraße 19-2o wurde vom Samerungstrager modernisiert und um einen mehrqeundT'ü ?eUba,U erWai,er, • Au',er dics«"Freimachung Maßnahmen und und den Aufwendungen für Grunderwerb, keine Weiteren as Gebiet Von der Möglichkeit, private Gewerbedas Gehip"/19geflossen. fi Sanierungsfördermittel in ofe im Rahmen des Zukunfts-Investitiongsprogramms (ZIP) zu modernisieren, wurde kein Gebrauch gemacht. Sleh, ihre ^9^6 als an,S'ed nachdem nahezu 'talle ihreheu,e Baugrundstücke a'ls6 erfüllt a^| 'UhaS^eSellSCha er gewerblichen Nutzung zugeführt wurden. (7) Unklar ist die heutige Situation, insbesondere inwieweit der Vertrag der S.T.E.R.N. GmbH als treuhänderischer Sanie die beiden BIÖCke einschließ obTpr'T' Unklar ist ferner ' l bereits einzelne Grundstücke aus der t-Sanierung entlasder pind und hegen 'Sanierungsvermerk' gelöscht bei¬ den SPunkten uns widersprüchliche Angabeist. vonZuEigen¬ tümern, Betrieben und aus der Verwa 9 die trotz Ruckfragen nicht geklärt werden konnten. Die sonst m Sanierungsgebieten zu verzeichnende Standortund Investitionsunsicherheit von Betrieben und Eigentümern konnte hier nicht festgestellt werden. (8) gentuniern In den großen, ausschließlich vermieteten Gewerbehöfen ist es trotz der relativ kurzfristigen Mietverträge, urzfr "ig zumindest ,m Vergleich zu dem nun schon sei über 2o 1h ren andauernden Sanierungsprozeß, zu keinerVerunsicherung" ansässigen Betriebe gekommen. Ein Zurückstellen betrieh fest Pra ^H^ «" WUrde niCht 9estelIt. Hierzu dürfte die Praxis des10Bezirksamtes Kreuzberg, Mietverträge mit pU d^esc ni^tltmitnArnfihr ^ einem JS'" s^mr^^'ren.2"versehcn 7) de r rCr GSG ne nt»eSChäftSfÜh nem am 3., Juli 1986 ' m |Interview 8) Vgl. Baasner u.a. 1985, S. 147 ff <§ Herr 8e"ehmi9en bzw. ,5 StBa FG " >. — Habermann, in ei- Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 22 Auch bei der Genehmigung baulicher Investitionen von Be¬ trieben und Eigentümern wurde auf die sonst zu verzeich¬ nende restriktive Anwendung des § 15 StBauFG verzichtet. (9; Baugenehmigungen wurden allerdings dann versagt, wenn es sich um Wohnungsbauvorhaben handelte, die in dem als beschränktes Arbeitsgebiet ausgewiesenen Teilen der Blöcke Genehmigt wurde fast jedes gewerbliche Bauvorhaben, so¬ weit es die Blockkanten bzw. die zurückspringende Flucht¬ linie im nördlichen Teil (Autobahntrasse) aufnahm. Das Fehlen einer stadträumlichen Konzeption und die sehr prag¬ matischen Lösungen führten jedoch zu der heute unbefriedi¬ genden stadträumlichen Situation. Städtebauliche Konzeptionen Unseres Wissens hat es für die Untersuchungsblöcke nur e Konze te rro c-7\tadtebaUllChe P gegeben, das von March/Balg U9bf) und das von der Gewerbesiedlungsgesellschaft und e ta dtp anun9samt: /H / ^ U ^o^ 972). (1o) Kreuzb erg gemeinsam erarbeitete Die Studie von March/Balg bezog sich auf das gesamte Sa¬ nierungsgebiet Kottbusser Tor. Ihre Intention war die Reaktivierung des ehemaligen Exportviertels Ritterstraße unter inbeziehung erhaltenswerter Altbausubstanz. Der Vorschlag nimmt wenig Rücksicht auf den historischen Stadtgrundriß. Er berücksichtigt nicht die Trasse der geplanten Südtangene, die schließlich einer der Hauptgründe für die Auswei¬ sung des gesamten Sanierungsgebietes war. Das Konzept der Gewerbesiedlungsgesellschaft berücksichtigt dagegen diese Trasse, sieht ansonsten jedoch keine Änderung des historischen Stadtgrundrisses vor. Trotz aller Unterschiede ist den Konzepten gemeinsam, - daß sie von der Sicherung und dem Ausbau der gewerb¬ lichen Nutzung ausgehen, daß die meisten Gewerbe- und alle alten Wohngebäude abgerissen und die Grundstücke neu geordnet werden sollten, Das Konzept der Gewerbesiedlungsgesellschaft ist im 11. Stadterneuerungsbericht (1973; hg. v. Senator für Bau- und Wohnungswesen; Bd. II) dargestellt Baasner. Möller & Langwald 3«-cC p,jP s .. Konzeption Balg / March 1968 Konzeption Gewerbesiedlungsgesellschaft 1972 Gewerbeneubau Wohnen L^kl Gewerbebaubestand Baasner, Möller & Langwald sl'^O F'jR ARCHITEKTUR UNO 3TAC'TRLAsv,-.'. 24 - daß trotz der eindeutigen Stärkung der gewerblichen Funk¬ tion die Wohnnutzung am Segitzdamm nicht in Frage ge¬ stellt wurde und daß sie wegen des enormen Fördervolumens nicht zu finanzieren waren. (11) Erkennbare Auswirkungen hat nur der Plan der Gewerbe¬ siedlungsgesellschaft bei der Erweiterung ihres Gewerbeho¬ fes in der Prinzessinnenstraße 19-2o gehabt. Sonst waren die Konzepte bei der Bebauung der Blöcke ohne Belang. Planaussagen Ahnlich wie die Sanierungsgeschichte eine relativ kontinuier¬ liche Entwicklung zeigt, zeigen auch die Aussagen der unter¬ schiedlichen Planungsebenen eine große Kontinuität: - der Baunutzungsplan von 1959 weist beide Blöcke als be¬ schränktes Arbeitsgebiet aus und nimmt hiervon nur den Blockrand zum Segitzdamm (gemischtes Gebiet) aus; - der Flächennutzungsplan stellt die Blöcke mit Ausnahme des Postgrundstücks (Gemeindebedarfsfläche) als Gewerbe¬ flächen (GE) dar; - der Bereichsentwicklungsplan differenziert stärker, stellt jedoch ebenfalls den überwiegenden Teil der Fläche als Gewerbegebiet, den Blockrand zum Segitzdamm als Wohn¬ gebiet, den Standort der Post sowie - vermutlich irrtüm¬ lich - den gesamten Komplex des Kaufhauses Konsum als Gemeinbedarfsfläche dar. Unverständlich ist in Entwürfe zum neuen sten veröffentlichten eine Darstellung als diesem Zusammenhang, daß die jüngsten Flächennutzungsplan, entgegen dem er¬ Entwurf (mit einer GE-Darstellung), gemischte Baufläche vorsehen. (12) Weniger Kontinuität weist dagegen die Planung der Verkehrs¬ trassen auf, die, auch wenn sie heute nicht mehr weiter ver folgt wird, im Sanierungsgebiet deutliche Spuren hinterlas¬ sen hat. Die bis 1956 mit Ost-Berlin abgestimmte Verkehrsplanung lokalisierte einen Knotenpunkt der Stadtautobahn im Bereich des Oranienplatzes; die Südtangente sollte die Blöcke nörd- 11) Das Konzept von March/Balg 1967 sah den Abriß von 33.000 m2 BGF Wohnen und 10.000 m2 BGF Gewerbe sowie den Neubau von rd. 80.000 m2 BGF Gewerbe vor. 53.000 m2 BGF Gewerbe sollten erhalten werden. Das Konzept der GSG bewegte sich in vergleichbaren Grössenordnungen. 12) Diese Änderung geht auf einen Vorschlag des Bezirksam¬ tes Kreuzberg zurück. Ausgangspunkt ist die Aufwertung des Gebiets, v.a. Moritzplatzes durch nicht-gewerbliche Nutzungen (Wohnen, soziale Infrastruktur). Baasner. Möller & Langwald SöRü BJR arch'-EKT^.R 26 lieh der Oranienstraße durchschneiden. Entlang der Trasse war ein Gewerbeband vorgesehen, das 1965 im Flächennut¬ zungsplan als Gewerbefläche (GE) festgeschrieben wurde. Insofern ist die bewußte Stärkung der gewerblichen Funktion in den Blöcken 61 und 62 auch eine Folge der Verkehrspla¬ nung. Auswirkungen hatte die Trassenplanung jedoch nur bei der Zurücknahme der Bebauung im nördlichen Teil des Blockes 61, kurioserweise jedoch nicht im planerisch weit stärker betroffenen Blockes 62. Betroffen ist heute noch ein rd. 700 m2 großes Teilstück des 'Wertheim-Grundstückes' (13), das sich im Eigentum des Landes Berlin befindet. Die Trassenplanung ist heute faktisch hinfällig. Sowohl das 1977 vorgelegte Strukturkonzept für den Wettbewerb P III/ P X (IBA 1982), als auch die Empfehlungen der Bereichsent¬ wicklungsplanung sowie die veröffentlichten Entwürfe zum neuen Flächennutzungsplan stellen die Südtangente nicht mehr dar. (14) Resümee Es ist somit festzuhalten, daß über 2o Jahre städtebauliche Konzeptionen, programmatische Ausagen und planungsrecht¬ liche Festsetzungen von der Dominanz der gewerblichen Nut¬ zung ausgegangen sind, und dies auch als Entwicklungsziel verfolgt haben. Die Ausweisung als Gewerbegebiet hat im Zusammenhang mit der Tätigkeit der Gewerbesiedlungsgesellschaft als Sanie¬ rungsträger und der nicht restriktiven Handhabung des § 15 StBauFG durch das Bezirksamt Kreuzberg die gewerbliche Entwicklung nachhaltig positiv beeinflußt und die Standort¬ sicherheit und -bindung der Betriebe erhöht. 13) Das als 'Wertheim-Grundstück' bezeichnete Grundstück liegt im nördlichen Teil des Blocks 61 und grenzt di¬ rekt an den Moritzplatz. Es ist unbebaut. 14) Im Hinblick auf die Erarbeitung des neuen Flächennut¬ zungsplans ist mit einer Änderung des derzeit geltenden nicht zu rechnen. Mit dem, noch zu verabschiedenden, 43. Änderungsplan wird die Trasse im Bereich westlich des Moritzplatzes bereits aufgehoben. Baasner. Möller & Langwald U'L'PO t" JR "ijS _ ' A"~~n • ' 27 Einwohner Die fest 2o Jahre dauernden bewußte Stärkung der gewerb¬ lich Nutzung schlägt sich auch in der relativen Bedeutungs¬ losigkeit der Wohnnutzung nieder, die sich entlang des Segitzdammes, der Oranien- und Ritterstraße in wenigen Ge¬ bäuden (10 - 15 % der BGF) konzentriert. Tab. 2: Einwohnerstruktur 1986 Block Einwohner insges. davon (in %) Ausländer unter 15 J. 65 J. u. älter 61 331 13,0 103 21,1 28,2 18,4 62 7,8 5,8 P II 434 22,8 15,9 11,3 Quelle. Statistisches Landesamt Berlin, Einwohnermelderen ister Stand: 31.12.85 1.39° Arbeitsplätzen stehen lediglich 434 gemeldete Ein¬ wohner gegenüber (davon 3/4 im Block 61), wobei sich ins¬ gesamt ein weiterer Rückgang feststellen läßt. Diese Ten¬ denz ist im Block 61 nur schwach, im Block 62 dagegen recht stark ausgeprägt, wobei für den Block 61, soweit die wenigen Indikatoren überhaupt eine Interpretation zulassen nach der sprunghaften Entwicklung der letzten Jahre auf- ' grund von Abbruch und Neubauten, mit einer Stabilisierung der Einwohnerzahlen gerechnet werden kann. Tab. 3: Einwohnerentwicklung 1975-1985 Block 1975 Einwohner Antei1 insges. Ausländer 1980 1985 Index* Anteil Ausländer Index* Antei1 Ausländer 90 77 21.1 28.2 61 62 366 134 18,9 32,8 76 90 15,8 38,0 P 11 500 20,6 80 22,6 87 Quelle. Statistisches Landesamt Berlin, Einwohnermelderegister Stand jew. zum 31.12. *) 1970 = 100 22,8 Baasner. Möller & Langwald imJBV.' •- JP A PwH n t ^ T ^ "P ' vj 28 In der Sozialstruktur spiegelt sich die bauliche Struktur wi¬ der: im Block 61, in dem die Hälfte der Wohngebäude Neu¬ bauten sind, liegt der Anteil von Einwohnern ausländischer Nationalität deutlich unter dem Kreuzberger Durchschnitt, der Anteil älterer Menschen entspricht diesem Durchschnitt. (15) 15) Beide Blöcke, für die die gewählten Indikatoren einen Angleichungsprozeß in der Sozialstruktur zeigen, heben sich hinsichtlich der betrachteten Merkmale deutlich von den angrenzenden Blöcken mit Altbausubstanz ab. Vgl. auch SPAS 1985. Eigentums- und Mietverhältnisse Die Eigentums- und Mietverhältnisse weisen ebenfalls eini¬ ge Besonderheiten auf. Neben dem hohen Anteil selbstnut¬ zender Betriebe und der starken Bedeutung der öffentlichen Hand (einschließlich der GSG), was unter anderem eine Aus¬ wirkung der Sanierungsausweisung ist, bestimmen im wesent¬ lichen nur wenige Eigentümer über die Qualität der vermie¬ teten Flächen. Ferner ist für die Blöcke eine hohe bauliche Investitionstätigkeit festzustellen. Eigentumsverhältnisse 25 Eigentümer verfügen über die 36 Grundstücke in den Blöcken. Größter Eigentümer ist das Land Berlin mit 1,1 ha, gefolgt von einem Industriebetrieb und der Gewerbesiedlungs¬ gesellschaft. (16) Bedeutendste Eigentümergruppe im Block 61 ist die Gruppe der selbstnutzenden Betriebe (17) mit rd. 5o % der Grund¬ fläche und das Land Berlin, im Block 62 eine Kapitalgesell¬ schaft und die Gewerbesiedlungsgesellschaft. Privateigentümer spielen faktisch keine Rolle. Ein Vergleich der Eigentümerstruktur mit der von 1963 zeigt, daß der Anteil privater Eigentümer beständig zurückgegangen ist und durch Gewerbesiedlungsgesellschaft und Kapitalgesellschaften ersetzt wurde. Allerdings waren die Blöcke kein Schwerpunkt des Strukturwandels im Sanierungs¬ gebiet Kottbusser Tor. (18) Die frühere Mischung von sehr großen Grundstücken (z.B. den Standorten der Kaufhäuser) und relativ kleinen besteht heute nur noch im Block 62. Dagegen ist im Block 61 die Mehr¬ zahl der kleineren Grundstücke zu größeren Einheiten zu¬ sammengefaßt worden, so daß sich die durchschnittliche Grundstücksgröße hier auf heute 2.182m2 erhöht hat (gegen¬ über 851 m2 im Block 62). 16) Zwei Grundstücke wurden in Erbpacht vergeben; die Pächter werden im folgenden wie Eigentümer behandelt. 17) Als selbstnutzende Betriebe werden auch solche bezeich¬ net, bei denen das Grundstück nicht Teil des Be¬ triebsvermögens ist, sich aber im Eigentum des Betriebs¬ inhabers oder dessen Familie befindet. Welchen Anteil der Flächen von diesem Betrieb genutzt wird, ist für un¬ sere Zuordnung unerheblich. 18) Zur Entwicklung der Eigentümerstruktur im gesamten Sa¬ nierungsgebiet Kottbusser Tor vgl. Hirsch-Borst/Krätke 1981. Baasner, Möller & Langwald Büro fur Architektur j\o Stadtplanung 30 Eigentumsverhältnisse Land Berlin (SenWiArb) Kap i taIgeseIIschaft Land Berlin (BA Kreuzberg) [/DyJ Privateigentümer Gewerbesiedlungsgesellschaft I2S Post / AOK B¥3 selbstnutzender Betrieb Baasner, Möller & Lanqwald B-'Rd' F* -R ^ c' • —3 - - . . -- 31 Aufgrund ihres Anteils an der Grundfläche oder der Bruttogeschoßflache sind folgende Eigentümergruppen von besonde¬ rer Bedeutung: 1) Das Land Berlin und die Gewerbesiedlungsgesellschaft verfügen über das Gros der un- bzw. der untergenutzten Grundstücke (z.B. Wertheim-Grundstück mit 8,2 % der Grundfläche). Diesen Grundstücken kommt eine Schlüs¬ selfunktion für die künftige Entwicklung zu. Eine ver¬ gleichbare Rolle hat nur noch ein großer Industriebe¬ trieb, der ebenfalls über untergenutzte Grundstücksteile verfügt. 2) Selbstnutzende Betriebe haben bereits in der Vergangen¬ heit die Struktur der Blöcke (vor allem Block 61) ent¬ scheidend geprägt. Deshalb, und wegen der geäußerten Erweiterungsabsichten, kann davon ausgegangen werden, daß bei einer Beibehaltung der Planungssituation weite¬ re Investitionen folgen, und diese Gruppe auch zukünf¬ tig die wichtigste Rolle einnimmt. 3) Zwei Kapitalgesellschaften verfügen über 52 % der ver¬ mieteten Gewerbeflächen. Sie sind damit die größten Anbieter vermieteter Geschoßflächen. Ihre Investitions¬ und Vermietungspolitik ist für die gewerbliche Ent¬ wicklung (Mietbetriebe) von entscheidender Bedeutung. Besondere Bedeutung hat ferner das im Block 61 gelegene Postgrundstück, an das sich aufgrund seiner Lage und Größe Ansprüche für eine Verbesserung der block-internen Er¬ schließung sowie für die Vergrößerung eines Betriebes er¬ geben. Tab. 1: Eigentümerstruktur 1986 Block 62 GrundGrundfläche GrundGrundfläche J stücke abs. m %, stücke abs. m! % GSG 2 4.319,5 7,6 33 2.127,0 25,0 Land Berlin (SenWiArb) 1 5.521,0 9,7 Land Berlin (BA Krzbg.) 1 5.697,0 10,0 selbstn. Betriebe 14 27.016,2 47,6 2 1.359,8 16,0 Privateigentümer 3 2.804,7 4,9 3 1.200,4 14,1 Post / AOK 1 4.230,2 7,5 1 1.265,0 30,1 insgesamt 26 56.754,4 100,0 10 8.513,5 100,0 Quelle: eigene Berechnung nach Grundstückskataster SenBauWohnen Baasner. Möller & Langwald 2UR0 FL'R ^R'CHI . EK^'^'P "«r? S"'" AL ""P A\ •s. n 32 Investitionen der Eigentümer Die Investitionstätigkeit der Eigentümer ist insgesamt hoch und vor allem auf die selbstnutzenden Betriebe im Block 61 zurückzuführen. Ende deS Zweiten Weltkrieges rd. 20.500 U3GF; Gewerbeflächen neu erbaut, wobeiwurden besonders für die m und 7oer Jahre ein starker Boom festzustellen ist. Errichtet wurden niedriggeschossige Fabrik- und Ausstellungs¬ hallen, 2 3 geschossige Gewerbegebäude am Blockrand sowie ein mehrgeschossiger Anbau. Von diesem Anbau abgesehen entfallen alle Neubauten auf bereits ansässige oder neu an¬ gesiedelte, mithin selbstnutzende, Betriebe. Die Ausweisung als Sanierungsgebiet hat die tigkeit nicht, wie aufgrund der Erfahrungen merungsgeb'eten zu erwarten gewesen wäre, tlulit, rd. 75 % der gewerblichen Neubauten nach der Ausweisung errichtet. Investitionstä¬ in anderen Sanegativ beeinwurden erst Für die hohe Investitionstätigkeit der Eigentümer spricht noch folgender Vergleich: Von 1962 bis 1973 (für andere Zeiten liegen keine Angaben vor) wurden im Sanierunqsqebiet Kottbusser Tor rd. 10.500 m? BGF Gewerbefläche ersteHt (ohne Neues Kreuzberger Zentrum). (19) Hiervon sind /o, das sind 7.040 m2 BGF, allein im Block 61 erbaut worden. Das heißt, der überwiegende Teil der gewerblichen Neubauaktivitäten des gesamten Sanierungsgebietes fand in einem einzigen Block statt. Gewerbesiedlungsgesellschaft, Land Berlin und selbstnutzen¬ de Betriebseigentümer investierten erhebliche Mittel in die bauliche Anpassung ihrer Gewerbehöfe (rd. 13.000 m2 BGF) Bis auf zwei Fälle liegt allerdings noch ein Handlungsbe¬ a darf vor. Der sonst in anderen Gebieten festzustellende deutliche Un¬ terschied zwischen selbstnutzenden Betrieben und anderen Eigentümern ist in den Untersuchungsblöcken nicht so deutausgeprägt, was vor allem auf die vergleichsweise hohe nvestit'onstat'gke't der Gewerbesiedlungsgesellschaft und das Land Berlin als Eigentümer jeweils eines größeren Gewerbe¬ hofes zurückzuführen ist. 19) Vgl. IBA 1982, S. 33 Baasner. Möller & Langwald BL'PO für ARCH:-EK.tijP ü\r STAC-BLAV \O 33 Mietverhältnisse Von den insgesamt 87 Betrieben sind 12 Eigentümer des Grundstücks, die verbleibenden sind Mieter bzw. Pächter der Gewerbeflächen (einschließlich freie Berufe etc.). 58 % der gewerblichen Bruttogeschoßfläche werden oder sind vermietet. Der Großteil der Mietflächen konzentriert sich auf vier Grundstücke. Eigentümer sind zwei Kapital¬ gesellschaften (Anteil 52 %), die Gewerbesiedlungsgesell¬ schaft und des Land Berlin (zusammen 34 %). Auf diesen Grundstücken haben 47 Betriebe ihren Standort. Angesichts dieser Verhältnisse ist die Vermietungspolitik der jeweiligen Eigentümer von besonderer Bedeutung. Die Mieten sind recht einheitlich und liegen, von wenigen Ausnahmen abgesehen, in den Obergeschossen zwischen DM 4,50 und 5,50, in den Erdgeschossen zwischen DM 5 -und 8,5o (je nrV NFL; netto/kalt). Auch wenn die Mietpreise über dem Luisenstädtischen Durch¬ schnitt hegen (2o), sind sie dennoch als angemessen und marktubhch anzusehen. Sie werden von den Betriebsinhabern ebenfalls als preiswert bis angemessen eingeschätzt. (21) Die Laufzeiten der Mietverträge sind sehr unterschiedlich. Ein großer Teil der Betriebe hat längerfristige Verträge. In der Regel kommen die Vermieter den Wünschen der Betrie¬ be entgegen, lediglich eine Grundstücksverwaltung schließt fast ausschließlich auf drei Jahre befristete Verträge ab was von den Betrieben jedoch nicht kritisiert wird. Auf die großzügige Genehmigung längerf ristiger Mietverträge durch das Bezirksamt Kreuzberg (§ 15 StBauFG) wurde be¬ reits hingewiesen. 20) DM 4,3o je m2 NFL; FfH 1984, S. 35 ff. Ladenmieten sowie die Mieten von Freiberuflern in Wohngebäuden s m diesen Angaben nicht enthalten. 21) Berücksichtigt man zusätzlich den baulich-technischen Zustand, so ist zumindest auf einem Grundstück die M te als leicht überhöht anzusehen. Von den Betriebsinha bern wird in diesem Fall nicht die Miethöhe, sondern das Demvestitionsverhalten des Eigentümers kritisiert Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 34 Gewerbestruktur und Gewerbeentwicklung In den Untersuchungsblöcken gibt es 1.390 Arbeitsplätze, wo¬ von 1.146 auf den gewerblichen Bereich entfallen (87 Betnebe mcl. freie Berufe). Nicht-gewerbliche Arbeitsstätten (z.B. Post und AOK) stellen 244 Arbeitsplätze (17 6 %) Das Gros der gewerbüchen Arbeitsplätze befindet sich im Block 61 (84 %). (22) T*b. 4: Branchen Struktur Branch« Bau / Ausbau Metallverarb., Maschinenbau Elektro, Optik Holzverarbeitung Kunststoffverarb. Druckerelen,B i nderelen Kfz. Werkstatten Sonstige verarb. Betrieb« prod. u. vererb. Gewerbe Block 61 Betriebe abs. I Besch, abs. I Block 62 Betrieb« at>s. 1 Besch. abs. 1 1 1.7 . 1 3.6 . 13 22.0 110 11,5 1 3.6 . 9 15,3 423 *4,2 3 5.1 30 3,1 "1 3.6 3 5.1 59 6.2 7 11,9 101 10,6 3 5.1 94 9.8 3 5.1 80 8.4 < 14,3 88 46.6 <2 71,2 901 94,1 7 25,0 98 51,9 Großhandel 5 8.5 31 3,2 3 10,7 43 22,8 Einzelhandel 3 5.1 7 0.7 3 10,7 7 3,7 Handel insges. 8 13.6 38 4,0 6 21.4 50 26,5 Ladenhandwerk* 3 5,1 6 0,6 freie Berufe u. Künstler * 5.8 9 0.9 10 35,7 23 12.2 Gaststltten/fmblB 1 1.7 . 2 7.1 . Sonstige Dienstleistungen 1 1.7 . 3 10,7 Ii 5,8 Dienstleistungen Insges. 9 15,3 18 1,9 15 53.6 41 21,7 Gewerbebetriebe insges. 59 100,1 957 100,0 28 100,0 189 100.0 nlcht-gewerbl. Arbeitsstätten** 3 85 4 159 nicht gewertete Betriebs4 keine statten (Lagerräune) 4 keine . kein Ausdruck aus Gründen das Datenschuttes *) Di« vorgefunden«! Betriebe des ladenhindeerts sind ausnahmslos denOlensten zuzuordnen; ••) QUELLE: eigene Erhebungen 1986 P II (Blöcke 61 u. 62) Betriebe Bescb. abs. l abs. % 2 2.1 1* 16.1 9 10.3 * 4.6 3 3.4 7 8.0 3 3.4 7 8,0 49 56,3 . . 423 . 59 101 94 168 999 9.9 36,9 2.9 5.1 8,8 8.2 14.7 87,2 8 9,2 74 6,5 6 6.9 14 1,2 14 16.1 88 7.7 3 3.4 6 0.5 14 16.1 32 2,8 3 3,4 8 0.7 4 4.6 . 1,1 24 27,6 59 5,1 87 100.0 1.146 100.0 7 244 8 keine Post. AOK u. a Die Gewerbestruktur beider Blöcke unterscheidet sich grund¬ legend: sie wird im Block 61 durch das verarbeitende Ge¬ werbe geprägt, von denen sich ein großer Teil durch eine außerordentliche Dynamik sowie enge lokale Verflechtungen auszeichnet. Im Block 62 ist die Dominanz verarbeitender oder sich dyna- 22) Gewerbliche Arbeitsplätze ohne freie Berufe und Künst¬ ler: 1.114. Die Angaben beruhen im wesentlichen auf den Aussagen der Betriebsinhaber. Sie wurden in den Fällen, in denen mit dem Betrieb nicht gesprochen wur¬ de, aus anderen Quellen ermittelt. 35 Baasner, Möller & Langwald eURO FljR ARCHiT£i\T'wR uND r-. > misch entwickelnder Betriebe sehr viel schwächer ausge¬ prägt. Er ist Standort mehrerer Großhandelsbetriebe. Darü¬ ber hinaus ist eine zunehmende Tertiärisierung festzustellen. Die gewerbliche Struktur folgt eindeutig dem Gewerbeflä¬ chenangebot. Während der Block 61 ein differenziertes An¬ gebot an auch für produzierendes Gewerbe geeigneten Flä¬ chen bereithält, reduziert sich das Angebot im Block 62 fast ausschließlich auf ein Gebäude (ehemaliges 'Konsum-Kauf¬ haus'), auf das hier allein 75 % der gewerblichen Bruttogeschoßfläche entfallen (23) und das aufgrund der Erschliessungssituation für produzierendes Gewerbe nur bedingt ge¬ eignet ist. 1«b. 5: Verteilung der Betriebe und der Beschäftigten «uf GröfienkUssen (nach Beschäftigten) >Vs \§rößenkl asse 1 4 nach Besch. Block Betr. Besch. 61 27.3 4.1 62 50.0 13.9 Quelle: Eigene Erhebung (1986); ohne 5-9 10 - 19 20 - 49 Betr. Besch. Betr. Besch. Betr. Besch. 36.4 13.6 14.5 11.0 14.5 26.8 16,7 11.4 16,7 20,5 16,7 54.2 freie Berufe und Künstler; Angaben in % 50 u. darüber Betr. Besch. 7,3 45.4 - Insges. Betr. Besch. 55 948 tB 166 Die größeren Betriebe mit 5o und mehr Beschäftigten be¬ finden sich ausnahmslos im Block 61 (24), in dem, anders als im Block 62, die Kleinstbetriebe mit bis zu vier Be¬ schäftigten eine nur marginale Rolle spielen. Produzierendes Gewerbe Im Block 61 dominiert das verarbeitende Gewerbe in einem Ausmaß, wie dies sonst, zumindest bei kleinteiliger Struk¬ tur, in Kreuzberg kaum anzutreffen ist. Knapp 3/4 aller Be¬ triebe und nahezu 95 % aller gewerblichen Beschäftigten entfallen auf diesen Bereich. (25) Historisch gesehen hat sich der hohe Grad der Spezialisie¬ rung erhalten. Der Schwerpunkt hat sich jedoch von hoch¬ wertigen Konsumgütern auf hochwertige Investitionsgüter bzw. die Zulieferung zur Investitionsgüterindustrie verlagert. Die Palette der Produkte reicht bei den Fertigprodukten vom Roboter für die Automobilindustrie bis zu optischen Steue¬ rungsinstrumenten, bei den Halbfertigprodukten von Gehäu- 23) ohne AOK 24) Dabei handelt es sich ausnahmslos um Betriebe des ver¬ arbeitenden Gewerbes. Drei der vier Betriebe sind Selbstnutzer. 25) Zum Vergleich: in der gesamten Luisenstadt stellen die verarbeitenden Betriebe 34 % aller Betriebe und knapp 7o % der gewerblichen Arbeitsplätze. FfH 1984, S. 21 ff. Baasner. Möller & Langwald 36 seteilen für Fernschreiber bis zu Präzisionsstiften. Diese Betriebe, insbesondere die an der Ritterstraße gele¬ genen, haben sowohl untereinander als auch zu anderen Kreuzberger Betrieben enge Beziehungen. Die häufig be¬ schworenen (26), aber selten belegten lokalen Verflechtun¬ gen lassen sich hier tatsächlich nachweisen. Zum Teil be¬ stehen direkte Produktionsketten (z.B. Gehäusebau, -lackie¬ rung, Apparatebau). Von nennenswerter Bedeutung ist ferner vor allem das gra¬ phische und das Kfz.-Reparaturgewerbe. Das holzverarbei¬ tende sowie das Bau- und Ausbaugewerbe spielen eine ebenso unbedeutende Rolle wie die noch vereinzelt vorhandenen Be¬ triebe der früheren Luxusgüterindustrie. Im Block 62 ist die Dominanz des verarbeitenden Gewerbes mit rund der Hälfte der gewerblichen Arbeitsplätze weit weniger ausgeprägt als im Block 61. Auch in der Struktur zeigen s'ch große Unterschiede: Hergestellt werden fast aus¬ schließlich Konsumartikel (Textil- und Lederwaren, Pharmaa), Investitionsgüter- oder Zulieferbetriebe gibt es hier ebensowenig wie die enge lokale Verflechtung. Handel und Dienstleistungen Spielt ledi lich im Block ,Der ro«acnd/oo/el der 9 62 eine wichtige Role v2b,5 dort gewerblich Beschäftigten). Die Arbeits¬ platze im Handel werden fast ausschließlich von Großhan¬ delsbetrieben gestellt, die sich im wesentlichen auf Texti¬ lien und Büromaterial konzentrieren. Der Einzelhandel ist be¬ deutungslos. Dienstleistungsbetriebe konzentrieren sich fast ausschlie߬ lich ,m Block 62, wo sie rund 1/5 der gewerblichen Arbeits¬ platze stellen. Versorgungsfunktion Die Betriebe übernehmen für die ansässige Wohnbevölkerung kaum eine Versorgungsfunktion. Das Angebot fur den täglichen Bedarf beschränkt sich auf zwei Tabakladen m der Ritterstraße, deren Kundschaft vor allem Beschäftigte sind. Der Besatz mit anderen konsumna¬ hen Betrieben ist ähnlich dünn, selbst ein erheblicher Teil der Freiberufler ist nicht auf die Versorgung der lokalen 26) Vgl. Fiebig/Grzella 198o Baasner. Möller & Langwald 37 Bevölkerung orientiert. (27) Angebotslücken sind besonders in der Oranienstraße als ehe¬ maliger Geschäftsstraße augenfällig. Sie werden zum Teil sogar von den Betriebsinhabern kritisiert. Das völlige Fehlen nahversorgender Betriebe ist nicht auf einen Mangel geeigneter Flächen zurückzuführen. Verantwort¬ lich dürfte vor allem eine Schwäche der Nachfrage seitens der Wohnbevölkerung sein. (28) Gewerbliche Entwicklung Die Unterschiede in der Gewerbestruktur beider Blöcke zei¬ gen sich besonders deutlich in der gewerblichen Entwicklung, die für den Block 61 als wesentlich stabiler eingeschätzt werden muß. Tab. 6: Entwicklung des Betriebsbesatz Anzahl der Betriebe* Block Index (1970 = 100) 1963 1970 1984 1986 1970 1984 1986 61 85 87 58 55 100 67 63 62 20 23 16 18 100 70 78 105 110 74 73 100 67 66 k.A. 1.334 614 k.A. 100 46 k.A. P II Lui senstadt Quellen: 1963: March/Balg 1967; 1970: FfH 1984 (bereinigte Daten der AZ 70); 1984: FfH 1984 (Betriebsbefragung); 1986: eigene Erhebungen jeweils ohne freie Berufe, Wohnzimmergewerbe etc. 27) Während das konsumnahe Gewerbe in der Luisenstadt 55,9 % der Betriebe und 22,6 % der gewerblichen Ar¬ beitsplätze stellt (FfH 1984, S. 22), liegen die entspre¬ chenden Anteile für die Blöcke 61 und 62 gerade bei 16,4 % bzw. 2,6 %. 28) Die wenigen nahversorgenden Betriebe scheinen eher auf die Nachfrage der Beschäftigten als auf die der Wohn¬ bevölkerung orientiert zu sein. Baasner. Möller & Langwald 38 In diesem Block hat die Gewerbefläche erheblich zu-, die Zahl der gewerblich Beschäftigten vergleichsweise gering¬ fügig abgenommen. (29) Trotz der Neuansiedlung mehrerer Betriebe nahm die Zahl der Betriebe stärker ab als die Zahl der Beschäftigten. Dies erklärt sich daraus, daß sich zahl¬ reiche Betriebe in den letzten Jahren erheblich vergrößerten und ist somit ein Kennzeichen für gewerbliche Dynamik die¬ ses Blockes. Das verarbeitende Gewerbe baute seine dominie¬ rende Position weiter aus, zumal die zentral-örtliche Funk¬ tion (Kaufhaus Wertheim) entfiel. Tab. 7: Entwicklung der Beschäftigung Anzahl der Beschäftigten Block Index (1970 = 100) 1963 1970 1984 1986 1970 1984 1986 61 1.430 1.263 993 948 100 79 75 62 695 540 172 166 100 32 31 2.125 1.803 1.165 1.114 100 65 62 k.A. 11.769 5.915 k.A. 100 50 k.A. P II Luisen¬ stadt Quellen: vgl. Tab. 6 Die Entwicklung im Block 62 verlief dagegen weit weniger kontinuierlich. Während die Zahl der Betriebe seit 1963 fast konstant blieb, sind bei den Beschäftigten drastische Ein¬ bußen zu verzeichnen. Das verarbeitende Gewerbe hatte hier auch historisch keine dominierende Position. Allerdings wur¬ den nach dem Krieg Teile des ehemaligen Kaufhauses zu¬ mindest bis Mitte der 6oer Jahre von Betrieben der Textil¬ industrie (Konfektionsware) intensiv genutzt. Die Umstruktu¬ rierung der Berliner Textilindustrie führte dann zu einer star¬ ken Fluktuation. Heute haben zwar noch mehrere verarbeitende und Großhan¬ delsbetriebe hier ihren Standort, es läßt sich jedoch hier wie auch auf anderen Grundstücken des Blocks, eine Tendenz'zu¬ nehmender Tertiärisierung feststellen. 29) Die Abnahme der Beschäftigtenzahl von 1984 bis heute beruht vor allem auf der Umbruchsituation auf zwei Grundstücken (eine Verlagerung, eine Aufgabe) von der ca. 7o Arbeitsplätze betroffen waren. Sobald diese Flä¬ chen wieder genutzt sind, wird auch die Zahl der Ar¬ beitsplätze steigen. Standortbindung, Investitionsverhalten und Veränderungs¬ absichten der Betriebe Die Zunahme der Gewerbeflächen und die auf einzelnen Grundstücken bestehenden Flächenengpässe zeigen ebenso wie einzelbetriebliche Investitionen und Planungen, daß das Un¬ tersuchungsgebiet vom verarbeitenden Gewerbe als Standort sehr geschätzt wird. Dies gilt vor allem für den Block 61. Standortqualität und Standortbindung Für das verarbeitende Gewerbe bietet der Standort zum ei¬ nen die für innenstadtnahe (Misch-)Gebiete typischen Vor¬ teile, wie z.B. die gute Erreichbarkeit für die Beschäftig¬ ten, die gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und an das überörtliche Straßennetz, die Verringerung von Wege¬ kosten bei verstreut liegenden Abnehmern aufgrund der zen¬ tralen Lage sowie ein differenziertes und relativ preiswertes Gewerbeflächenangebot, zum anderen jedoch weitere Vortei¬ le, die den Standort deutlich von typischen Mischgebieten ab¬ heben : - Nutzungskonflikte mit Anwohnern entfallen für fast alle Grundstücke; - die gewerbliche Nutzung ist durch die Ausweisung als be¬ schränktes Arbeitsgebiet langfristig gesichert und eine Flächenkonkurrenz zu anderen Nutzungen ausgeschlossen; - der Standort ist gut an das überörtliche Straßennetz an¬ gebunden, für die Andienung bestehen verhältnismäßig günstige Bedingungen, und die Probleme mit Stellplätzen sind, im Vergleich zu typischen Mischgebieten, relativ ge¬ ring. Diese Vorteile werden auch von den Betriebsinhabern wahr¬ genommen. Die Zufriedenheit mit dem Standort ist selbst auf den Grundstücken, auf denen sich aufgrund baulicher Mängel bereits betriebliche Einschränkungen ergeben (3o), sehr groß. Soweit wir mit Betrieben gesprochen haben, die ihren Standort in den letzten Jahren verlagerten, haben al¬ le einen Standort in der unmittelbaren Umgebung angestrebt. Die Standortbindung der meisten Betriebe ist insgesamt ge¬ sehen hoch. Die Zufriedenheit mit dem Standort ist in bei¬ den Blöcken etwa gleich stark ausgeprägt. Weitere Merkmale wie Bindung durch Grundeigentum, orts¬ feste Anlagen oder lokale Verflechtungen sind dagegen im 3o) Vor allem Ritterstraße 11 Baasner. Möller & Langwald 40 Block 61 sehr stark, im Block 62 jedoch nur schwach aus¬ geprägt. Die hohe Standortbindung der Betriebe im Block 61 wird noch dadurch unterstrichen, daß die Betriebe mit Ex¬ pansionsabsichten eine Vergrößerung ihrer Betriebsfläche' ausschließlich am gegenwärtigen Standort anstreben und des¬ halb warten, bis geeignete Flächen frei werden. In der Folge arbeiten mehrere Betriebe unter nicht optimalen Bedingungen, da sich Erweiterungsmöglichkeiten meist zualhg ergeben. Derartige Bedingungen (z. B. Aufsplittung der Produktion auf verschiedenen Ebenen oder Gebäudeteile) wer¬ den jedoch wegen ortsfester Investitionen hingenommen Investitionsverhalten Auf die hohe Investitionstätigkeit selbstnutzender Betriebseigentumer in Gewerbeneubauten und der schrittweisen Er¬ neuerung der Altbauten wurde bereits eingegangen. Auch zahlreiche Mietbetriebe haben bauliche Investitionen vorgenommen, so z.B. in Maschinenfundamente, in die Verstärkung von Decken, m die Erneuerung von Elektroinstallationen und Sanitareinrichtungen, vereinzelt sogar in zusätzliche An¬ lagen zur Raumbeheizung. Soweit dies bei der Begehung der Betriebsräume beurteilt werden konnte befindet sich der Standard der Räume, soweit der Mieter dafür zuständig ist, durchweg in einem guten bis sehr guten Zustand, von Ausnahmen und durch Gebäudeschä¬ den verursachten Mängel abgesehen. Die Betriebsbefragung der Forschungsstelle für den Handel in der Luisenstadt hat ergeben, daß der technologische Stan¬ dard verarbeitender Betriebe kaum von dem in anderen Re¬ gionen abweicht, 'so daß sich auch die nicht selten zu hö¬ der- Ver9reisun9 des Betriebsmittelstandes rn''rinn It!36 VOn m den alten mnerstadtischen Mischgebieten für die Luisen¬ stadt als nicht haltbar erweist'. (31) Auch wenn die technische Ausstattung von uns nicht erhoben 6 aUS9ehen diese fur die UnTe Untersuchungsblocke zutrifft. Mehrere, insbesondere füUr dm " T ' daß Aussage auch die größeren verarbeitenden Betriebe zeichnen sich durch ei¬ nen außerordentlich hohen technischen Standard aus. VOn tätigkeU. 31) UnterStreiCht FfH 1984, S. 44 ERP Kredi ten (Angaben liegen ab alls die sehr hohe Investitions- ebenf Baasner. Möller & Langwald BuP"' -^R ~RCM:tEK~ud t- -L •. • 41 Die hohe Investitionstätigkeit gilt jedoch nicht für alle Branchen gleichermaßen: sie ist vor allem beim verarbeiten¬ den Gewerbe auffallend; dageben zeichnen sich die Betriebe des Einzelhandels sowie andere konsumnahe Betriebe, soweit dies nach Augenschein beurteilt werden kann, eher durch sin unterdurchschnittliches Investitionsniveau aus. Betriebliche Veränderungsabsichten In beiden Blöcken finden sich einige Auslauf betriebe. Diese spielen, was ihren Anteil an den Beschäftigten oder den ge¬ nutzten Flächen betrifft, eine nur marginale Rolle. So wird ein Betrieb, der seine Beschäftigten bereits fast völlig entlassen hat, zur Zeit aufgelöst. Mittelfristig ist mit einigen weiteren Aufgaben aus Altersgründen zu rechnen. Alle diese Fälle sind für die weitere Entwicklung ohne Be¬ lang, da frei werdende Flächen von anderen Betrieben zur Erweiterung genutzt werden. Von weit größerer Bedeutung sind die expandierenden Be¬ triebe. 13 Betriebe (zusammen 548 Beschäftigte) haben sich in den letzten Jahren am Standort flächenmäßig vergrößert (32), 16 Betriebe (578 Beschäftigte) planen eine Vergröße¬ rung ihrer Flächen, wobei die Betriebe, die sich vergrößert haben und die, die dies planen, meist identisch sind. Dies bedeutet, daß rd. die Hälfte der gewerblichen Arbeits¬ plätze von Betrieben mit einer dynamischen wirtschaftlichen Entwicklung gestellt wird. Diese dynamische Entwicklung läßt sich vor allem im Block 61 feststellen, in dem auf ein¬ zelnen Grundstücken Flächenengpässe bestehen. Zwei Betriebe mit zusammen rd. 4o Beschäftigten äußerten uns gegenüber konkrete Verlagerungsabsichten. 32) Betriebe, die sich mit dem Zuzug in die untersuchten Blöcke vergrößert haben, sind in der Angabe nicht ent¬ halten. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 42 Die Nutzung der Flächen Bereits mehrfach wurde hervorgehoben, daß die gewerbliche utzung in den Untersuchungsblöcken dominiert. Diese Domi nanz zeigt sich natürlich auch in der Nutzung der Grundstük ke und der Bruttogeschoßflächen. Trotz dieser Gemeinsam¬ keiten dürfen die Unterschiede zwischen den Blöcken jedoch nicht übersehen werden. Grundstücksnutzung ZH Gewerbenutzung Wohnnutzung as Mischnutzung unbebautes Grundstück (Stellplätze unbebautes Grundstück (Disposition GerneInbedarf Baasner. Möller & Langwald 3uR0 PVR ARCHiTE^TijP jLgD S'ACTP.a-.. A ". 43 Iy^c^'o0^ 62 hat eine. wesentlich höhere Bebauungsdichte ^ ,und eine höhere Uberbauung der Grundstücke (GRZ 0,65) als der Block 61 (GRZ 0,4; GFZ 1,3); was im wesentlichen auf die kleinteiligerere Grundstücksstruktur und die geringeren Veränderungen durch Krieg, Wiederaufbau und Sanierung zurückzuführen ist, Oer gröfBte Teil der Gewerbeflächen (BGF) konzentriert sich auf den Block 61. Darüber hinaus ist sein Gebäudebestand mit einem großen Anteil von Nachkriegsbauten wesentlich junger. Seme Gewerbeflächen haben zugenommen. Bemerkenswert sind die großflächigen Gewerbehöfe, die so¬ wohl die Bau- und Nutzungsstruktur als auch das Stadtbild entscheidend bestimmen. Dies trifft besonders auf ein Ge¬ bäude im Block 62 zu, das rd. 3/4 der Gewerbeflächen in d'eserri B'ock auf sich vereint (sieht man von dem Gebäude der AOK ab). Nutzung der Grundstücke Im Block 62 sind sämtliche Grundstücke bebaut, im Block 61 sind nur 2 von 26 Grundstücken nicht bebaut. Im Block 61 werden 16 Grundstücke ausschließlich gewerblich genutzt, hr Anteil an der Grundfläche des Blocks beträgt 66 % 6 r? Sind dieS Sechs Grundstücke mit einem Anteil rHin c/ Grundstücke mit reiner Wohnbebauung nehmen • , . Grundfläche ein. Eine gemischte Nutzung findet sich insgesamt nur auf zwei Grundstücken, deren An¬ teil an der Grundfläche mit nur 1,5 % verschwindend gering Tab. 8: Nutzung der Grundstücke Fläche Grundstücke Anzahl gewerb 1 ich Wohnen gemischte Nutzung Freiflächen/Brache Infrastruktur insges. gewerb 1 ich Wohnen gemischte Nutzung Freiflächen/Brache Infrastruktur CL. 16 Grundfläche abs. m' % 65,9 11,3 0,9 14,4 7,5 0,5 0,4 0,75 26 56.728 100 0,4 6 6.786 1.236 492 80,7 14,5 5,8 0.6 0,8 0,7 100 0,65 1 2 1 3 1 10 8.514 TOTAL 36 65.242 Quelle: Eigene Erhebungen 1986 qrz 37.365 6.432 506 8.195 4.230 6 insges. 1 Block 62 eiock 61 Nut zung 0,45 0,45 Baasner, Möller & Langwald BÜRO RUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 44 Die Intensität der gewerblichen Nutzung der Grundstücke (Arbeitsplätze/m2 Grundstücksfläche) variiert erheblich. Dies ist z.T. Folge der unterschiedlichen Bebauung, z.T. aber auch durch die Branchenzugehörigkeit der Betriebe bedingt. Die geringe Arbeitsplatzdichte auf einzelnen Grundstücken er¬ klärt sich aus solchen Besonderheiten (z.B. Tankstellen). Auch wenn auf mehreren gewerblichen Grundstücken eine in¬ tensivere Nutzung denkbar und erstrebenswert ist, so kann keines als eindeutig untergenutzt bezeichnet werden. Arbeitsplätze je 100 m2 Grundfläche 0S < 0 5 ZK 0 1ZK 1 ' .5 - <1 - <2 IZG 2 -<4 LAI 4 - <7 Ki ^7 Baasner. Möller & Langwald SL'BO P-.'R ASChiTE^UP ss fA.'"dL-\u\-"i 45 Größere Freiflächen finden sich ausschließlich im Block 61, in dem, wie bereits erwähnt, zwei Grundstücke unbebaut, vier weitere nur im hinteren Teil bebaut sind. Diese vor den Ge¬ werbegebäuden gelegenen Freiflächen dienen heute, wie auch eines der unbebauten Grundstücke, als Stellplätze und haben darüber hinaus z. T. eine wichtige Funktion für die Andie¬ nung. Damit werden, abgesehen von dem sehr großen WertheimGrundstück sämtliche zur Verfügung stehenden Flächen ge¬ nutzt. Versiegelung Der Versiegelungsgrad beider Blöcke ist hoch, entspricht je¬ doch weitgehend dem der angrenzenden Gebiete. Im Block 61 sind 84 %, im Block 62 94 % der Grundstücks¬ flächen versiegelt, wobei die Bebauung des Wertheim-Grund¬ stückes die Versiegelung des Blockes 61 noch wesentlich erhöhen würde. Versiegelung versiegelt IS unversiegelt Baasner, Möller & Langwald BUBO FUR ARCHITEKTUR UND StADTPlANC\_. 46 Vollständig versiegelt sind die Hofflächen, die zum Teil meh¬ rere Funktionen erfüllen (Verkehr, Lagerung) und häufig un¬ terkellert sind. Einen relativ geringen Versiegelungsgrad haben die Wohn¬ grundstücke entlang des Segitzdammes. Dispositionsflächen Berücksichtigt man sowohl die gegenwärtige Nutzung als auch die Zugriffsmöglichkeiten, so kann lediglich das WertheimGrundstück als Dispositionsfläche bezeichnet werden. Die künftige Nutzung ist jedoch festgelegt. Laut Senatsbeschluß dient das Grundstück ausschließlich der Industrieansiedlung und steht unter der Verfügung des Senators für Wirtschaft und Arbeit. Es ist nicht damit zu rechnen, daß dieser Be¬ schluß aufgehoben wird. (33) Auf zwei Grundstücken ist, vor allem aus stadträumlichen Gründen, eine Bebauung mit intensiverer Nutzung wünschens¬ wert (34), auf zwei weiteren eine Schließung bestehender Baulücken. (35) Auf diese Flächen wird im Teil 'Konzeption' noch näher ein¬ gegangen. Nutzung der Gebäude In beiden Blöcken befinden sich 102.082 m? Bruttogeschoßfläche. Hiervon entfällt mit rd. 25 % ein überproportional großer Anteil auf den Block 62 (Anteil an der Grundfläche: 13,1 /i). In diesem Block weisen 7 von 10 Grundstücken eine GFZ von über 3,0 auf; auf drei Grundstücken wird sogar eine GFZ von 4,0 erreicht bzw. überschritten. Im Block 61 wird eine GFZ von 3,0 nur auf vier der insge¬ samt 26 Grundstücke überschritten, eine GFZ von 4,0 in keienm einzigen Fall. Rd. 3/4 der Bruttogeschoßf läche (rd. 77.000 m2) wird ge¬ werblich genutzt, was die Dominanz der gewerblichen Nut¬ zung unterstreicht. Der Anteil der Gewerbeflächen an der gesamten Nutzfläche ist in beiden Blöcken nahezu gleich. 33) Daß seitens der Senatsverwaltungen keine Absichten be¬ stehen, den derzeitigen Status des Grundstücks zu verän¬ dern, wurde uns in mehreren Gesprächen bestätigt. 34) Prinzenstraße 34 und Oranienstraße 155 - 158 35) Ritterstraße 3 und Ritterstraße 12 - 14 35a) Die Berechnung der BGF orientiert sich aus Gründen Vergleichbarkeit an der Bauordnung von 1979. Stadterneuerung Luisenstadt Gutachterverfahren Moritzplatz Gutachten für die Blöcke 61 und 62 Gebäudenutzung Gewerbe Wohnen 25 Gemeinbedarf m Blockrandgewerbe 2H Umnutzung Leerstand betriebliche Flächenengpässe STERN G.m.b.H. Internationale Bauausstellung Berlin 1987 Baasner, Möller & LangwaJd 8'jRO P'jR APCHIfEKrijR ijNO STAQrPlJl-iUNG Helmholtzstraße 2-9.1000 Berlin 10 Telefon (030) 393 22 51 / 393 22 75 Berlin im August/September 1986 Baasner, Möller & Langwald SJRij 4RCH!TE* T'.'R j\Z NO 48 Tab. 9: Nutzung der Geschoßflachen Fläche Anzahl der — Grundstücke gewerb 1 ich 16 gemischte Nutzung 1 davon gewerblich Nut zung 73,9 2,2 0,8 16,5 56.987 74,7 6 12.847 1.042 16,8 1,4 Wohnnutzung insges. 6,5 13.889 18,2 Freiflächen/Brache Infrastruktur 2 1 5.397 7,1 1,3 26 76.273 100 1,3 6 1 19.717 1.830 604 76,4 7,1 2,3 2,9 3,4 6,5 20.321 78,7 3 4.262 1.226 16,5 4,8 3,5 _ 5.488 21,3 - - - _ insges. 10 25.809 100 3,0 TOTAL 36 102.082 Wohnen Anteil aus Mischnutzung UD UO CD insges. gewerb 1 ich gemischte Nutzung davon gewerblich gewerbl. Nutzung insges. Wohnen Anteil aus Mischnutzung Wohnnutzung insges. og U CD Q. GFZ 56.391 1.638 596 gewerb 1. Nutzung insges. * Bruttogeschoßflache abs. m2 % Freiflächen/Brache Infrastruktur Quelle: Eigene Berechnungen 1986 Die Wohnnutzung mit einem Anteil von rd. 2o % an der oe samten Geschoßfläche ist relativ bedeutungslos. 1,5 3,2 2,0 3,4 1,6 Baasner. Möller & Langwald ri.'RC =.-B ARCHSlKTüR 49 Entwicklung der Gewerbeflächen Die Gewerbefläche hat zwischen 1962 und 1986 auch im Sal¬ do deutlich zugenommen. Der größte Zuwachs ist im Block 61 mit über 7.000 m2 oder rd. 14 % zu verzeichnen. Die ent¬ sprechenden Werte betragen für den Block 62 582 m2 bzw 3 %. Tab. 11: Entwicklung der gewerblichen Bruttogeschoßflache (1962-1986) Veränderungen Grundstücke mit Block Veränderungen gewerb1. BGF in mJ 1962/63 1986 Veränderungen abs. mJ % Block 61 Block 62 13 3 49.909 19.739 56.987 20.321 + 7.078 + 582 + 14,2 + 2,9 P II 15 69.648 77.308 + 7.660 + 11,0 Quelle: Eigene Berechnungen 1986 Die rege gewerbliche Bautätigkeit kommt in diesen bilan¬ zierten Werten nur unzureichend zum Ausdruck. Irn Block 61 hat der Gebäudebestand eine deutliche Verjüngung erfahren; 35 % der gewerblichen Bruttogeschoßfläche sind erst nach 1945, 26 % sogar erst nach 1965 errichtet worden. Umnutzungen und Leerstände 3,9 /o der Gewerbefläche werden zu Wohnzwecken umgenutzt, 3,4 % stehen leer. Damit ist der Grad der Umnutzung und des Leerstandes ausgesprochen niedrig. (36) Tab 10: Leerstände und Umnutzungen gewerblicher Flächen gewerb 1. BGF insges. m2 Leerstand BGF m2 % Umnutzung* BGF m2 % Block 61 Block 62 56.987 20.321 1.819 831 3,2 4,1 2.264 723 4,0 3,6 P II 77.308 2.650 3,4 2.987 3.9 Quelle: Eigene Erhebungen 1986; *) Umnutzung zu Wohnzwecken Die Umnutzungen sind auf drei Grundstücke beschränkt. Auf einem Grundstück liegt er allerdings über 3o %, auf den an¬ deren beiden deutlich unter 1o %. Die Umnutzungen be- 36) Leerstände von 5 % der Flächen sind als Ergebnis von Fluktuation normal. Baasner. Möller & Langwald BL'RO CUR ARCH'TEKTuP --Ö 50 schränken sich im wesentlichen auf Gebäude bzw. Gebäude¬ teile, die nur unzureichend erschlossen sind. Bei einer Ver¬ besserung der vertikalen Erschließung würden diese Flächen für eine gewerbliche Nutzung erheblich an Attraktivität ge¬ winnen. Leerstände sind lediglich auf zwei Grundstücken zu finden. Nur in einem Gebäude werden die Leerstände z.T. auch durch Erschließungsmängel begünstigt. Sie sind ansonsten, wie auch auf dem anderen Gründstück, Folge der Fluktuation gewerb¬ licher Mieter. Struktur der Gewerbegebäude Den weitaus größten Anteil an den Gewerbeflächen haben die mehrgeschossigen Gewerbebauten mit insgesamt 87 %. Im Block 62 liegt der Anteil dieses Gebäudetyps mit 97 % noch deutlich höher. Tab. 13: Struktur der Gewerbegebäude BGF Struktur 2- und mehrge¬ schossige Gebäude 1 - 2-geschossige Hailenbauten gewerbl. Neben¬ gebäude insgesamt Block 61 BGF abs. nß % Block 62 BGF abs. m2 % P II BGF abs. m2 % 47.635 83,6 19.635 96,6 67.270 87,0 8.734 15,3 662 3,3 9.396 12,2 618 1,1 25 0,1 642 0,8 56.987 100 20.321 100 77.308 100 Quelle: Eigene Berechnungen 1986 Die Gewerbehöfe zeichnen sich durch ihre Größe aus: Zwei Gebäude liegen knapp unter 5.000 m? (BGF) (37), vier wei¬ tere liegen zwischen 5.000 und 10.000 m? BGF und zwei Ge¬ bäude sind sogar größer als 10.000 m2. Sechs Gebäude (davon vier im Block 61) stellen 61 % der Gewerbeflächen. In diese Größenordnungen der Gewerbehöfe stoßen die Hal¬ lenbauten kaum vor. Der mit Abstand größte Hallenbau weist eine Bruttogeschoßfläche von rd. 3.400 m2 auf. Die Hallen- 37) Nur in einem Fall handelt es sich um einen nach 1945 errichteten Komplex (Geschoß- und Hallenbauweise). An¬ sonsten finden sich in diesen Größenordnungen nur Alt¬ bauten in Geschoßbauweise. Baasner. Möller & Langwald 52 bauten, die ausschließlich nach 1945 errichtet wurden spie¬ len lediglich im Block 61 eine Rolle; ihr Anteil an der Bruttogeschoßfläche beträgt rd. 15 %. Baualter Der größte Teil der Gewerbebauten wurde in den Jahren 19o1 bis 192o erbaut (knapp 40 % BGF). Dieser Anteil ist in beiden Blöcken nahezu gleich. Größere Unterschiede gibt es allerdings bei allen anderen gewählten Zeitabschnitten. Baualter Ldfkl bis 1900 QHH 1901-1920 SB 1921 - 1945 3S 1946 ~1965 ZS 1966 - 1986 Baasner, Möller & Langwald BL'RO F'jR APCHItCKTUB ..'\L- 53 Bis 19oo wurden im Block 61 25 % der heutigen Gewerbe¬ flächen errichtet, im Block 62 hingegen nur 3 %. Aus dem Zeitraum 1921 bis 1945 stammt der Erweiterungsbau des Kaufhauses Konsum (Block 62). Aus diesem Zeitabschnitt existiert im Block 61 heute kein einziges Gebäude mehr. Tab. 12: Alter der Gewerbegebäude BGF Block 61 BGF abs. m2 % 14.318 22.695 25,1 39,8 1966 - 1986 5.065 14.909 8,9 26,2 insgesamt 56.987 100 Baujahr bis 1900 1901 - 1920 1921 - 1945 1946 - 1965 Block 62 BGF abs. m2 P II % BGF abs. m2 % 604 3,0 7.660 37,7 14.922 30.355 19,3 39,3 11.395 56,1 11.395 14,7 662 3,2 5.065 15.571 6,6 20,1 20.321 100 77.308 100 Quelle: Eigene Berechnungen 1986 Ein bemerkenswerter Unterschied findet sich auch in der Bautätigkeit seit 1945. In dieser Zeit wurden über ein Viertel der heute im Block 61 vorhandenen Gewerbeflächen errichtet, im Block 62 dagegen nur 3 %. Bewertung der Bausubstanz Aus der Bewertung der Bausubstanz ergibt sich, daß von den Neubauten lediglich zwei geringe Instand¬ haltungsmängel, z.T. allerdings auch Wärmeschutzmängel aufweisen, so daß sie in der folgenden Darstellung weit¬ gehend ausgeklammert werden, - daß zwei der Altbauten keine Mängel haben, wobei einer 1979 modernisiert, der andere laufend instandgehalten und schrittweise modernisiert wurde und daß acht Altbauten geringe bis erhebliche Mängel auf¬ weisen; hiervon ist ein Gebäude jedoch ebenfalls gut in¬ standgehalten und laufend modernisiert worden, die Besei¬ tigung der festgestellten Mängesl ist vom Eigentümer be¬ reits geplant, so daß wir hier nicht weiter auf diesen Fall eingehen (38) und im folgenden nur sieben Gebäude näher darstel len. 38) Ritterstraße 9 - 10; dieser Gewerbehof ist insgesamt gut instandgehalten und z.T. modernisiert. Bei Beginn unserer Erhebung war die Beseitigung noch bestehender Mängel vom Eigentümer bereits vorgesehen und ein Antrag auf Förderung nach dem Gewerbehofmodemisierunqsproqramm bereits gestellt. Baasner. Möller & Lanqwald 54 Bei den Gebäuden, für die Mängel festgestellt wurden, han¬ delt es sich ausschließlich um Geschoßbauten. Tab. 14: Bausubstanz der Gewerbegebäude bruttogeschoßfläche BevWertung ohne Mängel geringe Mängel mittlere Mängel erhebliche Mängel +->a> JZ)ro < insgesamt C +-><bs 3 za> ohne Mängel Wärmeschutzmängel Wärmeschutz- und Instandhaltungsmängel insgesamt Block 61 abs. m2 % Block 62 abs. m2 % P II abs. m2 % 3.723,5 16.292,3 16.997,0 10,1 44,0 45,9 5.989,4 1.671,0 11.395,0 604,0 30,5 8,5 57,9 3,1 9.713,0 17.963,5 11.395,0 17.601,0 17,1 31,7 20,1 31,1 37.012,8 100,0 19.659,4 100,0 56.672,2 100,0 59,5 36,5 468,0 - 70,7 - 12.348,6 7.299,6 59,8 35,4 793,7 4,0 19.973,9 100,0 194,0 662,0 29,3 100,0 987,7 20.635,9 4,8 100,0 11.880,6 7.299,6 Quelle: eigene Erhebungen 1986 Besondere Problembereiche stellen die Hofkellerdecken, die Fenster, die Aufzüge, die Treppenhäuser und die Dächer dar. Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf Insgesamt haben wir 39.787 m2 (BGF) Gewerbefläche als in¬ standsetzungs- und modernisierungsbedürftig eingeschätzt. Dies sind 51,5 % der gesamten gewerblichen Bruttogeschoßfläche und 70,2 % der Altbausubstanz (39), die sich auf sie¬ ben Grundstücke konzentrieren. Die Gebäude mit erheblichen und geringen Mängeln haben jeweils einen Anteil von nahezu 40% an den erneuerungs¬ bedürftigen Flächen, während das Gebäude mit mittleren Schäden einen Anteil von mehr als 20% aufweist. Zwei Gebäude haben nur geringe Mängel, die vor allem In¬ standsetzungsmaßnahmen an den Fassaden, den Fenstern und den Treppenhäusern betreffen. Gleichzeitig mit der Instand¬ setzung sollten Modernisierungsmaßnahmen, besonders die Verbesserung der Wärmedämmung, durchgeführt werden. Die¬ se beiden Gebäude haben zusammen einen Anteil von 13,7 % der gewerblichen Geschoßfläche beider Blöcke. Mittlere Mängel wurden lediglich einem Gebäude mit einer Bruttogeschoßfläche von 11.395 m2 (14,7 %) im Block 62 39) Das Grundstück Ritterstraße 9-10 ist hierbei aus den o.g. Gründen nicht berücksichtigt. (Die BGF beträat y 7.393 m2.) CN CD TD C 3 CD GJ U :0 CD O) "O "O «3 +-« CO c flj CO Ol c 3 t01 "O «J c o u CO 3 CD C <u -p <0 N C CD ■P CO 3 CO 3 CO CD — 0U) voc 5: cz0 O •— 0a> :(cT3 2 0cn •—c 0O) 0O) JfUc 5; L.00 — •H E 0O) :<oc 2 sz0 •—u — D0 L0 a a s s H CM OD ■o c "O 03 00 ™ OD 0) u :0 CQ (U "5 — Q)CD :(üC S 0) JCc o CDCD TOc EN +-D JTU c/) CDE TOl_ DCD TOC E +•tD —C • D N +■ o(D Q)E TO0. 3 *-s, C +-Z3Q) CD -H — < X)13<D TO XJ 0)CD 0) •D <D3 o0) Baasner. Möller & Lanqwald Bt IDi^ C: .D i iT-r-..-.r-> .« — —- - . attestiert. Das Hauptproblem bilden hier die Fenster, deren Rahmen stark verzogen sind und die erhebliche Instandhal¬ tungsmängel aufweisen. Eine Instandsetzung der Einfachfen¬ ster ist wenig sinnvoll. Zudem sind vor allem hinsichtlich des Kellers und des Dachs weitere Instandsetzungs-, hin¬ sichtlich der Aufzüge, der Fassade und der Hofkellerdecke weitere Modernisierungsmaßnahmen notwendig. Erhebliche Mängel wurden auf vier Grundstücken festgestellt. Es handelt sich hierbei um zwei Gewerbehöfe sowie zwei Ge¬ bäudeteile. In allen Fällen sind erhebliche Bauschäden zu be¬ seitigen und umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen vorzu¬ nehmen. Die erforderlichen Maßnahmen beziehen sich wenn auch in jeweils unterschiedlichen Ausprägungen, auf sämtliche oben genannten Problembereiche. Auf diese vier Gebäude bzw Gebäudeteile entfallen 23,1 % der gesamten gewerblichen Bruttogeschoßfläche. Auf Art und Umfang der Maßnahmen wird weiter unten noch detailliert eingegangen. Die ermittelten Kosten für die In¬ standsetzung betragen insgesamt 5,9 Mio DM, für die Moder¬ nisierung 10.0 Mio DM, wobei Kosten für die Haustechnik nicht, für eine verbesserte Wärmedämmung nur zum Teil enthalten sind. Bis auf ein Grundstück kann das Gewerbehofmodernisierungsprogramm eingesetzt werden. In diesem Fall ist eine Ver¬ besserung nur durch Haushaltsmittel des Landes Berlin oder durch eine Privatisierung des Grundstückes zu erreichen. Die Sicht der Betriebe Auf den sieben Grundstücken befinden sich insgesamt 55 Be¬ triebe mit 682 Arbeitsplätzen. Drei Betriebe sind Selbstnut¬ zer (67 Beschäftigte), die allerdings auch an Gewerbebetrie¬ be vermieten. Die festgestellten Mängel werden von den Betrieben in der Regel sehr genau wahrgenommen, jedoch entsprechend den betrieblichen Anforderungen und der jeweiligen Lage ihrer Betnebsräume unterschiedlich gewichtet. Durchgängig kritisiert werden schlechte Fenster, und zwar vor allem hinsichtlich des Wärmeverlustes (Einfachverglasung, Fensteranschlüsse). Im Zusammenhang mit der Raum¬ warme werden die Niederdruckdampfheizanlagen bemängelt vor allem hinsichtlich der mangelnden Regulierbarkeit und des Raumklimas. (4o) 4o) Auf Mängel der Heizanlagen und des Wärmeschutzes wird noch gesondert eingegangen. Die übrigen Probleme, wie Abmessungen und Tragfähigkeit der Aufzuge, ihre fehlende Rufmöglichkeiten, Zustand und geringe Belastbarkeit der Hofkellerdecken, der Zustand von HofkeHern und Treppenhäusern, Undichtigkeiten an Dächern und Fassaden betreffen die Betriebe in unterschiedlichem Ausmaß. In Gebäuden mit erheblichen Mängeln wird häufig der Be¬ triebsablauf behindert. So muß z.B. ein Betrieb seine Ma¬ schinen gegen herunterfallenden Putz sichern; Funktionsabwerden durch Ausfälle der Lastenaufzüge gestört. Von sehr wenigen Betrieben abgesehen (41), wurde die In¬ standsetzung und Modernisierung ausdrücklich gewünscht. Dies druckt sich auch m der Bereitschaft, geringe Erhöhungen des Mietpreises hinzunehmen, aus. Ein nicht unerheblicher Teil der Betriebe wünscht darüber hinaus angemessene Repräsentationsmöglichkeiten, was die Gestaltung der Fassaden, aber auch die Pflege der Höfe und Aufgange beinhaltet. 41) Bei diesen Betrieben handelt es sich meist um Auslauf¬ betriebe. Baasner. Möller & Langwald 59 Hofnutzung und Erschließung Die ErschMeßung der Grundstücke bzw. der Betriebsräume ist tur die Betriebe ein wichtiger Standortfaktor. Sie wirkt auf den Gewerbebesatz selektiv, da sie sich der Beeinflussung durch den Betrieb entzieht. Erschließung der Grundstücke Die Qualität der Erschließung ist, vereinfacht gesagt, im Block 61 bis auf wenige Ausnahmen als ausreichend,'im Block 62 als äußerst problematisch anzusehen. Schmale Höfe, völlig unzureichende Zufahrten und die geringe Tragfähigkeit einer Hofdecke erfordern im Block 62 die Einbeziehung des Straßenraums für Be- und Entladevorgänge. Lediglich in einem Fall wird direkt vor dem Gebäude beund entladen. Hierdurch verbessert sich die Andienunq jedoch nur für einen Betrieb. Dank ausreichender Hofgrößen und Tordurchfahrten sowie den z.T. vor den Gebäuden liegenden Freiflächen sind im Block 61 weitaus weniger Probleme zu verzeichnen. Ausnehmend gute Erschließungsqualitäten weisen, bis auf eine Ausnahme (42) die Neubauten sowie ein Alt-/Neubau mit einer Ringer' Schließung auf. Im Gegensatz zum Block 62 gibt es im Block 61 nur einen Hof, dessen Erschließung durch eine zu schmale Tordurch¬ fahrt beeinträchtigt ist, was bei der gegenwärtigen Nutzung jedoch zu keinen Problemen führt. Die übrigen Gewerbehöfe (Sticherschließung) weisen eine mittlere Qualität auf, die bezogen auf die gegenwärtige Nutzung, nur in einem 'Fall 'zu Problemen führt (Ritterstraße 11). Hofnutzung Auf allen gewerblichen Grundstücken wird der Andienung erste Priorität eingeräumt. Darüber hinaus erfüllen die Höfe weitere Funktionen. Auf fast allen Höfen befinden sich im Block 61 zusätzlich Stellplätze. Sie dienen darüber hinaus teilweise als Abstell¬ plätze für Recycling-Container und als Lagerplätze. Das Ne¬ beneinander verschiedener Funktionen führt nur auf dem Grundstuck Ritterstraße 11 mangels klarer Ordnung zu Pro¬ blemen und zu einer Erschwerung der Andienung. 42) Prinzessinnenstraße 30 Baasner, Möller & Langwald B^iRO FJR APCri'TEK^UP Ö'-JD 61 Die Hofnutzung im Block 62 ist außerordentlich beschränkt. Zugangsmöglichkeiten und Größe der Höfe lassen nur eine reduzierte Nutzung zu. Die Höfe werden fast ausschließlich gewerblich genutzt. Nutzungskonflikte zum Wohnen sind nicht bekannt. Straßenraum In beiden Blöcken hat der Straßenraum eine wichtige Funk¬ tion zur Andienung und als zusätzliches Stellplatzangebot. Auch wenn die Erschließungssituation im Block 61 ungleich besser ist, kommt auch hier dem Straßenraum eine wichtige Funktion zu. Bei einer temporären Überlastung der Höfe, nicht ausreichen¬ den Zugangsmöglichkeiten oder zu geringer Tragfähigkeit der Hofkellerdecken, bieten die Straßen, neben den teilweise vor den Gebäuden gelegenen Freiflächen, in diesem Block aus¬ reichenden Raum, Be- und Entladevorgänge abzuwickeln. Hierdurch wird die Funktionsfähigkeit von Höfen und Einzel¬ gebäuden sichergestellt. Ohne die Beibehaltung dieser Funk¬ tion der Straße ist die vorhandene gewerbliche Nutzung ge¬ fährdet. Da eine ausreichende Anzahl von Stellplätzen auf mehreren Grundstücken nicht vorhanden ist, kommt dem Straßenraum auch in dieser Beziehung eine wesentliche Bedeutung zu. Problematisch ist die Situation vor allem an der Prinzessin¬ nenstraße, an der sich Betriebe mit großem Kundenverkehr konzentrieren, und an der Oranienstraße. Insbesondere an diesen Straßen werden die ausgewiesenen Ladezonen kaum beachtet und die Einfahrten teilweise zugeparkt. Vor diesem Hintergrund wird verständlich, daß die Betriebe möglichen Maßnahmen der Verkehrsberuhigung oder des Straßenrückbaus ablehnend gegenüberstehen. Angesichts der wichtigen Funktion des Straßenraums für die gewerbliche Nutzung sollte von derartigen Überlegungen Abstand genom¬ men werden. Interne Erschließung Die interne Erschließung der Stockwerksgebäude ist in bei¬ den Blöcken bis auf Ausnahmen als vergleichsweise gut einzuschätzen. Hervorzuheben ist, daß Grundrißorganisation, Größe der Nutz¬ einheiten und die Lage von Treppenhäusern und Fahrstühlen durchgängig günstig sind. Auch die vertikale Erschließung über Lastenfahrstühle halten Baasner. Möller & Langwald £'.,c~ c ARCl-TEMi^K S*AD"P£ANO\r. wir prinzipiell bei den meisten Gebäuden für ausreichend, was sich z.B. in dem sehr geringen Anteil an Leerständen und Umnutzungen ausdrückt. Probleme ergeben sich hier häufig jedoch im Detail, etwa daß einzelne Aufzüge das Keller- oder Dachgeschoß nicht bedienen, daß die Tragfähigkeit oder die Abmessungen nicht ausreichen, daß der Zugang durch besondere Umstände er¬ schwert ist oder daß Rufmöglichkeiten fehlen. Problematisch ist die vertikale Erschließung in vier Gebäu¬ den. In drei Fällen wurden Lastenfahrstühle demontiert und nicht ersetzt, in einem Fall ist ein Teil des Gebäudes nicht an den Fahrstuhl angeschlossen. Baasner, Möller & Langwald n-BQ "jR ARC'-r ■ 'UP \-"i 63 Raumwärmeerzeugung und Wärmeschutz Erfahrungsgemäß kann davon ausgegangen werden, daß der Raum Wärmebedarf älterer Gewerbehöfe vor allem wegen der schlechten Wärmedämmung und des hohen Fensteran¬ teils um 30 % über dem von Wohngebäuden gleichen Bau¬ alters liegt. (43) Dies ist nicht nur hinsichtlich der Heiz¬ kosten, sondern auch hinsichtlich der Emissionen von be¬ sonderer Bedeutung. Wir haben deshalb der Raumwärmeerzeugung, der Wärmedäm¬ mung und den Emissionen aus den Heizanlagen eine besonde¬ re Beachtung geschenkt. Die folgenden Angaben beziehen sich ausschließlich auf gewerbliche Flächen. Raum Wärmeerzeugung Im Untersuchungsgebiet werden drei unterschiedliche Hei¬ zungstypen zur Erzeugung von Raumwärme eingesetzt. Der weitaus größte Teil der Gewerbeflächen mit rd. 6o % der BGF wird mit Warmwasser-Pumpenheizungen beheizt, gefolgt von Niederdruck-Dampfheizungen (rd. 39 %). Der Anteil von Einzelöfen (Öl oder Gas) liegt unter einem Prozent. (44) Tab. 15: Heizungstypen nach Bruttogeschoflflache Fläche Block 61 Grund- Brutto¬ stücke geschortfläche Heizungstyp abs. m* % ND - Dampfheizung 3 27.871,3 49,2 WW - Zentralheizung 13 28.788,1 50,8 Einzelofen insgesamt 16'' 56.659,4 100,0 Quelle: eigene Berechnung 1936 1) ohne Tankstelle Block 62 P II ürurd- Brutto¬ Grundstücke gescholfläche stücke abs. m' I 2 2.356,4 11,7 5 3 17.171,0 85.3 16 1 604,0 3,0 1 6" 20.131,4 100.0 22'' und ohne Nebengebäude Brutto¬ geschoOflache abs. m' X 30.227,7 39,4 45.959,1 59,8 604,0 0,8 76.790,3 100,0 Bei einer blockweisen Betrachtung verschieben sich die An¬ teile erheblich. Im Block 61, in dem ausschließlich Warm¬ wasser-Pumpheizungen und Niederdruck-Dempfheizungen ein¬ gesetzt sind, entfällt auf diese jeweils ein Anteil von rd. 50 %. Im Block 62 werden dagegen über 86 % der Flächen mit Warm wasser-Pumpenheizungen beheizt. Alle Sammelheizungen werden mit Heizöl-EL betrieben. 43) Vgl. z.B. Langwald/Weiss 1985, S. 12 44) Ein Vergleich mit den Angaben der FfH (1984) ist lei¬ der nicht möglich, da die Untersuchung nur die Anzahl der Anlagen, nicht aber die jeweils beheizten Flächen nennt. Baasner. Möller & Langwald 64 Die Gewerbeneubauten, die nach 1945 errichtet wurden, wer¬ den ebenso wie drei Gewerbegrundstücke mit Altbauten' im folgenden nicht weiter berücksichtigt, weil sie relativ moderne Anlagen haben. Niederdruck-Dampfheizungen sind ausschließlich in Gebäuden installiert, die bis 192o errichtet wurden, da bis zu dieser Zeit andere Systeme zur Beheizung großflächiger und mehr¬ geschossiger Gebäude kaum entwickelt waren. Die Heizkessel sind durchgängig erneuert und in gutem Zu¬ stand. Das Problem ist allerdings, daß bei Dampfheizungen wiederum nur Dampfkessel eingesetzt werden können, weil Rohrquerschnitte und Radiatoren den Einsatz von Warmwas¬ ser ausschließen. Hierzu ist der komplette Austausch der Heinzanlagen notwendig. So wurden auch 1985 in zwei grossen und in einem kleinen Gewerbehof wiederum Dampfkessel (Gußgliederkessel) eingebaut, in einem Fall auch eine Dosier¬ einrichtung für Trinatriumphosphat zur Enthärtung des Kes¬ selspeisewassers sowie für Korrisionsschutzmittel. Auch bei den Warmwasserheizungen wurden in den letzten Jahren mehrere Kessel erneuert; in zwei Fällen wurden be¬ reits moderne Niedertemperaturkessel eingebaut, die einen wesentlich günstigeren Wirkungsgrad im Teillastbereich auf¬ weisen, was den Jahresnutzungsgrad wesentlich erhöht. Während die Kessel überwiegend jüngeren Alters sind und weitgehend dem Stand der Technik entsprechen, sind die Rohrleitungen der Niederdruck-Dampfheizungen in fast allen Gebäuden stark überaltert und führen zu häufigen Unter¬ brechungen der Anlagen. (45) Die Radiatoren sind eben¬ falls häufig überaltert. Sie werden jedoch sukzessive aus¬ getauscht. Mittel- bis langfristig sind sämtliche Niederdruck-Dampf¬ heizungen gegen Warmwasser-Pumpenheizungen auszutauschen da sich Energieeinsparungen z.B. durch bessere Wärmedäm¬ mung mit diesen Anlagen nur unvollständig realisieren lassen und die unzureichende Regulierbarkeit der Raumtemperatur den betrieblichen Anforderungen nicht entspricht. Kurzfristig sollten, im Zusammenhang mit den vorgeschlage¬ nen Modernisierungen, zwei Anlagen ausgetauscht werden. Diese wurden von den Betrieben heftig kritisiert; eine Anla¬ ge ist ohnehin dringend erneuerungsbedürftig. Diese beiden Anlagen beheizen über 20.000 m? BGF, so daß sich bei gleichzeitiger Verbesserung der Wärmedämmung erhebliche Einsparungen ergeben. 45) Nach VDI 2o67 wird Kondensatleitungen eine Lebens¬ dauer von 8 Jahren gegeben; in den vorgefundenen An lagen sind sie wesentlich älter. Baasner. Möller & Langwald Bo-RO ARCH'TE'-ijRTA-r=...-. •, . 65 Die für einen Austausch erforderlichen Investitionskosten amortisieren sich jedoch nicht durch die gesparten Energie¬ kosten (46), so daß zumindest ein Teil der Kosten durch öffentliche Förderung kompensiert werden muß. Die Heizkosten liegen zwischen 1,20 und 2,2o DM/m^ Miet¬ fläche (monatl.); sie werden, soweit sie überdurchschnitt¬ lich hoch sind, von den Betrieben scharf kritisiert. Ein wesentlicher Unterschied der Heizkosten zwischen Dampf¬ und Warmwasserheizungen konnte nicht festgestellt werden, zum Teil lagen die Niederdruck-Dampfheizungen sogar gün¬ stiger. Die höchsten Kosten ergaben sich nicht, wie erwar¬ tet, bei den Dampfheizungen, sondern bei einer Warmwasser¬ heizung, was aber durch besondere Umstände, wie erhebliche Wärmeschutzmängel und sehr hohen Aufwand für die Regel¬ technik begründet war. Selbst wenn die Dampfheizungen vergleichsweise preiswert sind, so sind sie aus der Sicht der Gewerbetreibenden alles andere als ideal. Die Raumtemperaturen unterliegen hohen Temperaturschwankungen, eine Regelung ist nur über die Fenster möglich. Aufgrund des Alters und der Anfälligkeit der Kondensatleitungen fallen die Anlagen häufig aus. Die¬ se Nachteile führen zu vielfältigen betrieblichen Erschwer¬ nissen. Das Raumklima bringt z.B. für das graphische Ge¬ werbe erhebliche Probleme mit sich (Papierqualität), z.T. reagieren auch elektronische Geräte empfindlich. Aus den genannten Gründen sind in solchen Gebäuden zu¬ mindest in den Büroräumen recht häufig zusätzliche, von den Betrieben installierte Heizsysteme anzutreffen. Allein auf einem Grundstück können mindestens 2.000 m? durch solche betrieblichen Anlagen beheizt werden. Wärmeschutz Bei der energetischen Beurteilung der Gebäudehülle konzen¬ trieren wir uns auf die wichtigsten Schwachstellen. Die Untersuchung beschränkt sich weitgehend auf gewerb¬ liche Altbauten. Von den Neubauten wurden nur die Hal¬ lengebäude wegen der unzureichenden Wärmedämmung ein¬ bezogen. Nach der novellierten Zweiten Wärmeschutzverordnung (1985) wird die Einhaltung bestimmter Werte für die Wärmetrans¬ mission verlangt. Nach unseren Erfahrungen werden die ge¬ forderten Wärmedurchgangszahlen (§ 10) vor allem bei den 46) Vgl. beispielhafte Wirtschaftlichkeitsberechnung im An¬ hang. Baasner. Möller & Langwald APCHtT^fv' i^-R ST - L '"L -*-\I *•, } 66 Dächern, den freistehenden Brandwänden, den Durchfahrten sowie bei Treppenhauswänden nicht eingehalten. Außerdem fordert die Verordnung den Ersatz der Einfachfenster durch Fenster mit Mehrscheibenverglasung. Die Wärmetransmission ist für den Heizenergiebedarf von entscheidender Bedeutung. Je nach Dämmung entfallen 60 bis 9o % des Energieverlustes auf die Wärmetransmission. Besondere Verlustschwerpunkte bilden die Fenster, die nicht nur an den Transmissions-, sondern auch vor allem an den Lüftungsverlusten beteiligt sind, - die Dachflächen (insbesondere bei den Hallenbauten), - freistehende Brandwände, - Fensterbrüstungen und die Decken über den Durchfahrten. Bei den bis 192o errichteten Gewerbegebäuden, deren Anteil an der Bruttogeschoßfläche knapp 60 % beträgt, ist der hohe Energieverlust vor allem auf die Fenster und großen Brand¬ wandflächen zurückzuführen. Demgegenüber sind die Verluste über Dachflächen, Fensterbrüstungen und Durchfahrten rela¬ tiv gering, sollten jedoch nicht vernachlässigt werden. Bei den Hallenbauten, deren Anteil an der Bruttogeschoßflache 12 % beträgt, bilden die Dachflächen den wichtigsten Verlustschwerpunkt. Die gravierendsten Mängel im Wärmeschutz wurden für den Erw ®'terun9sbau des ehemaligen Kaufhauses Konsum mit rd- 15 /o der gewerblichen Bruttogeschoßf läche festgestellt Die Verluste konzentrieren sich hier vor allem auf die Fenster und die Dachflächen. Bei der Gegenüberstellung der Gebäude mit baulichen Mängeln und denen mit Defiziten beim Wärmeschutz ergibt sich eine Korrespondenz. Bei den erneuerungsbedürftigen Gebäuder wurde zugleich auch eih erheblicher Bedarf an zusätzlichem armeschutz festgestellt. Bei den übrigen Gewerbegebäuden 0 v/ K tzmangel nicht so Verbesserungen erforderlich sind. gravierendj daß umgehende Energiebedarf der Betriebe Prozeßwärme wird nur von einem Betrieb genutzt. Sie reduziert 361 nen Energieeinsatz für die Raum Wärmeerzeugung um ca. oo /o. Weitere Möglichkeiten zur Nutzung der Prozeßwärme beste¬ hen unserer Einschätzung nach nur noch bei zwei bis vier weiteren Betrieben, wo die Abwärme der Trocken- und Brennkammern genutzt werden könnte und zu erheblichen Kosteneinsparungen führen kann. Diese Betriebe setzen Heizol-EL und Gas ein. Ansonsten bestehen hinsichtlich der Energieeinsparung im Produktionsprozeß kaum Möglichkeiten, wie auch die Erfahhaben" (47) ^ 'Wirtschaftsstrate9ien für Kreuzberg' gezeigt Die Versorgung der Betriebe mit elektrischer Energie ist in der Regel ausreichend und bereitet keine Probleme. Lediglich m einem Gewerbehof ist die Situation sehr angespannt und die Versorgung bricht mitunter zusammen, da die Kapazität dar Umformstat'on beim gegenwärtigen Betriebsbesatz unzu¬ reichend ist und die Steigeleitungen völlig veraltet sind. Zum Teil betreiben die Betriebe zusätzlich eigene Anlage zur Raumwarmeerzeugung. Sie versuchen hiermit die Tempe¬ raturschwankungen der Dampfheizungen auszugleichen oder aber dm Zeiten an denen die zentrale Heizanlage abgestellt wird (z.B. Wochenenden), zu überbrücken. Auf einem Grundstuck hat ein Mieter eine zusätzliche Sammelheizung die allein rd - 2 M0 - - P'«»" b«»* 47) Eine Prüfung der Anlagen war nicht Gegenstand unserer Untersuchung 68 Baasner, Möller & Langwald Emissionen der Heizanlagen Das gesamte Stadtgebiet von Berlin (West) ist Luftbela¬ stungsgebiet nach § 44 BlmSchG. Der Bezirk Kreuzberg ge¬ hört zu den höchstbelasteten Gebieten und wurde, wie auch die gesamte Innenstadt, vom Senat zum Vorranggebiet für Luftreinhaltung erklärt. Die Untersuchungsblöcke liegen im Vorranggebiet für Heizgaseinsatz. Neben Emissionen aus anderen europäischen Ländern sind mit ca. 1/3 die Emissionen der Gebäudeheizungen an der Ge¬ samtbelastung beteiligt. Sie verdienen besondere Beachtung, da ihre Emissionen überwiegend im näheren Umkreis verblei¬ ben. Die folgenden Aussagen beziehen sich ausschließlich auf die gewerblichen Flächen. Tab. 16: SO^-Emissionen nach Heizungstypen (1984/85) Emissionen Heizungstyp ND-Dampfheizung davon Typ 1 davon Typ 2 WW-Zentralheizung davon Typ 3 davon Typ 4 davon Typ 5 Block 61 Grundst. Anzahl Emissionen SDabs. kg/a 3 2.400,0 1 690,0 2 1.137,0 13 1.755,3 9 1.414,3 4 341,0 Öl-Einzelöfen insgesamt Block 62 Grundst. Anzahl 2 4.155,3 164,4 2 164,4 3 1.345,6 11) 18,3 1 22,3 2 1.305,0 1 162) Emissionen SOp abs. kg/a 62) 7,0 1.517,0 1) nur ein Geschoß eines ansonsten mit ND-Dampfheizung betriebenen Gebäudes 2) Tankstellengrundstücke sind nicht berücksichtigt Typ 1 ND-Dampfheizung bei Gebäude mit durchschnittlicher Gebäudehülle, aber niedriger Emission durch mehrmaligen Ausfall der Heizanlage Typ 2 ND-Dampfheizung bei Gebäude mit durchschnittlicher Gebäudehülle Typ 3 WW-Zentralheizung bei Gebäude mit durchschnittlicher Gebäudehülle Typ 4 WW-Zentralheizung bei Hallengebäuden und Abwärmenutzung Typ 5 WW-Zentralheizung bei Gebäude mit hohem Fensterflächenanteil einfachverglast Quelle: eigene Berechnung 1986 Baasner, Möller & Langwald B.PO ejP ARCnr=K"j» j\r •. 69 Insgesamt wurden in beiden Blöcken in der Heizperiode 1984/85 rd. 5.500 kg S02 emittiert, die aufgrund der nie¬ drigen Quellhöhen und unzulänglichen Austauchprozesse in unmittelbarer Nähe verbleiben. (48/ Dies ist insbesondere in zwei Fällen äußerst problematisch, bei denen sich die Quell¬ punkte deutlich unterhalb der Firsthöhe und zugleich in un¬ mittelbarer Nachbarschaft zu Wohngebäuden befinden. In sämtlichen Heizanlagen der Gewerbegebäude wird HeizölEL als Brennstoff eingesetzt. In keinem Fall, auch nicht bei den neuen Kesseln und Anlagen, sind Entschwefelungsanlagen eingebaut. Dies bedeutet, daß der SchwefelanteiI des Brenn¬ stoffs ungehindert in die Luft geführt wird. Im Rahmen der S02-Messungen des Senators für Stadtent¬ wicklung und Umweltschutz zählt das Gebiet um den Moritz¬ platz zu den höchstbelasteten Gebieten Berlins, was sowohl den Jahresmittel wert (IW 1 - Langzeitbelastung) als auch die Werte der Summenhäufigkeit (IW 2 - Kurzzeitbelastung) be¬ trifft. (49) Für die Jahre 1981 bis 1983 ist zwar für die Langzeitbelastung eine rückläufige Tendenz zu verzeichnen, bei den kurzzeitigen Belastungen werden die Grenzwerte der TA-Luft aber noch immer überschritten. Die Gesamtmenge des aus der Beheizung der Gewerbegebäu¬ de in den Blöcken 61 und 62 emittierten S02 verteilt sich insgesamt auf 21 Anlagen sehr unterschiedlicher Größe. Die Ol-Einzelöfen, mit denen weniger als ein Prozent der ge¬ werblichen Flächen beheizt wird, werden im folgenden ver¬ nachlässigt. - Auf die Niederdruck-Dampfheizungen, die auf fünf Grund¬ stücken rd. 30.000 m2 BGF beheizen, entfallen rd. 44 % der S02-Emissionen (2.400 kg), - auf die Warmwasser-Pumpenheizungen, die in 16 Gebäuden mit einer Bruttogeschoßfläche von rd. 46.000 m2 statio¬ niert sind, rd. 56 % (3.100 kg S02). Dies bedeutet, daß, bezogen auf die jeweils beheizte Fläche die S02-Emissionen bei beiden Heinzungssystemen nahzu gleich sind. 48) Die unzulänglichen Austausprozesse sind auf die hohe Bebauungsdichte, die engen Hinterhöfe, die schlechte Grünflächensituation und den hohen Versiegelungsqrad zuruckzufuhren. Diese Faktoren sind nur in einem sehr engen Rahmen zu verändern. 49) Vgl. Umweltatlas Nr. 03.01 ff Baasner, Möller & Langwald ~'JP ARCH'T£r.", . 70 Tab. 17: Emissionsanteile der unterschiedlichen Heizungstypen ND-Dampfheizung BGF S0 2 WW-Zentralheizung BGF S02 Block 61 49,2 57,8 50,8 42,2 Block 62 11 9 10 >8 86,8 88,7 1,5 0,5 P II 39 5 45,2 60,1 54,7 0,4 0,2 ' < Öl-Einzelöfen BGF S0? alle Angaben in % Quelle: eigene Berechnung 1986 Daß die energetische Unterlegenheit der Dampfheizungen ge¬ genüber der Warmwasserheizung hier nicht zum Tragen kommt, beruht, ähnlich wie auch bei den Heizkosten, auf ei¬ ner Reihe von besonderen Faktoren: In der Heizperiode 1984/85 fiel eine große DampfheizungsAnlage mehrfach aus, u.a. wegen der Erneuerung der Kes¬ sel, so daß die Menge des eingesetzten Heizöls wie auch die der S02-Emissionen geringer war als bei kontinuierli¬ chem Betrieb. Die eine teil daß mit Warmwasser beheizten Gebäude weisen insgesamt schlechtere Wärmedämmung sowie einen größeren An¬ von Fensterflächen oder freistehenden Wänden auf, so der Wärmeleistungsbedarf höher ist. Hinzu kommt, daß eine verbesserte Regeltechnik und ein ver¬ ändertes Betreiben zu einem Rückgang der typischen Über¬ heizung führte. Daß hinsichtlich der S02-Emissionen zwischen beiden Hei¬ zungssystemen kein Unterschied festgestellt werden konnte, unterstreicht noch einmal die Bedeutung des Wärmeschutzes, der im wesentlichen auch dafür verantwortlich ist, daß die Emissionen aus der Beheizung von Gewerbegebäuden im Ver¬ gleich mit Wohngebäuden überproportional hoch sind. Dies wird besonders am Beispiel des ehemaligen Kaufhauses Konsum deutlich, auf dessen energetische Schwachpunkte be¬ reits hingewiesen wurde. Mit einem Verbrauch von 241.00 I Heizöl-EL liegt dieser rd. 20 % über dem sonst, bezogen auf die beheizte Fläche, üblichen Verbrauch und ist damit ent¬ sprechend überproportional an den Emissionen beteiligt. Solange die Schadstoffe der Abgase nicht zurückgehalten werden, steht die Menge der S02-Emissionen in direkter Re¬ lation zur Menge des verfeuerten Heizöls. Neben der Wärme¬ dämmung, der entscheidende Bedeutung zukommt, sind ferner Alter, Zustand und Technologie der Kesselanlage von Bedeu¬ tung. Baasner. Möller & Langwald BÜRO FÜR ARCHITEKTUR U\D STAC'P^AMuVG 71 Auf sieben Grundstücken, auf denen wir die Anlagen de¬ taillierter untersuchten, entsprachen nur zwei Kessel heuti¬ gen technischen Möglichkeiten. Die übrigen Kessel wurden in den letzten Jahren zwar erneuert, sie wurden jedoch durch konventionelle Anlagen ersetzt, die im Teillastbereich einen ungünstigen Wirkungsgrad aufweisen. Baasner, Möller & Langwald COpQ rJR ■iRCH-TtrvT'jfi S",'-;r:T="_" 72 Emissionen der Betriebe Die betrieblichen Emissionen sind im Vergleich zu den Emissionen aus der Raum Wärmeerzeugung nachrangig (50) Die Hauptemittenten sind Betriebe, die Anlagen zur Lackie¬ rung betreiben, sowie Druckereien und metall- oder kunststoffverarbeitende Betriebe. Diese Betriebe haben ihren Standort fast ausschließlich im Block 61. Die Emission der Betriebe liegen unterhalb der zulässigen Grenzwerte, so daß mögliche Verbesserungen nur auf freiwil¬ liger Basis und im Einvernehmen mit der Geschäftsführung erfolgen können. Im Block 61 hat ein Betrieb, der genehmigungspflichtige An¬ lagen nach BlmSchG betreibt, seinen Standort. Wie alle übrigen Betriebe ist auch dieser entsprechend der Ausweisung der ecke (beschranktes Arbeitsgebiet) zulässig. Bei einer ande¬ ren Ausweisung, etwa MI, wären jedoch zahlreiche Betriebe gefährdet. ucliicub Häufigste Emissionsart ist der Lärm, der allerdings wegen der baulichen Abschirmung und der Homogenität der gewerbI,chen Nutzung die angrenzende Wohnbebauung nur an wenigen Schnittstellen tangiert, an denen sich wegen fehlender Ab¬ schirmung produktionsbedingter Lärm ungehindert ausbreiten kann. Beschwerden seitens der ansässigen Wohnbevölkerung sind allerdings nicht bekannt. Auch wenn die von den Betrieben ausgehenden prozeßbedinqten Verunreinigung der Luft als relativ gering anzusehen sind, mochten wir hierauf anhand zweier Beispiele detaillier¬ ter eingehen. Es handelt sich hierbei um Betriebe, die Anla¬ gen zur Lackierung betreiben und um Druckereien. Lackierereien Der Arbeitsabiauf einer Lackiererei umfaßt im wesentlichen drei Arbeitsschritte: 1, Vorbehandlung der Teile (Entfettung) Sie erfolgt in einer Entfettungsanlage unter Einsatz von Losemitteln (vielfach Tri- und Perchlorethylen) Dabei wird das Lösemittel im unteren Bereich der Anlage ver¬ dampft, setzt sich durch die Wasserkühlung im oberen Anlagenbereich am Werkstück als Destillat ab und schwemmt so auf dem Rückweg die Metalloberfläche sauber. 5o) Auch wenn die Bildung derartiger Relationen im allge¬ meinen fragwürdig ist, so ist sie unter handlungsorientierten Aspekten durchaus zulässig. Bei diesem Arbeitsprozeß entstehen Lösemittelemissio¬ nen durch Diffusion in die Raumluft bzw. in die Atmo¬ sphäre sowie auf dem Wege der Sonderabfallbeseitigung der mit Öl und Fett beladenen Lösemittel. Problematisch ist hierbei die Verwendung von Tri- oder Perchlorethylen, da beide bei kontinuierlicher Aufnahme zu Gesundheitsschäden führen. Von Trichlorethylen wird eine krebserzeugende Wirkung vermutet. 2. Spritzlackierung der entfetteten Metallteile: Hierzu wird in der Regel die konventionelle DruckluftLackierung eingesetzt. Der Spritzstand ist zur Entfettung von Lacknebeln und Staubteilchen mit einer Wasserbe¬ rieselung sowie einer Absaugeeinrichtung für Lösemittel¬ dämpfe ausgestattet. Bei diesem Arbeitsschritt entstehen Lösemittelemissionen sowie Lackschlämme. Zur Abtrennung der Lackreste vom Reinigungswasser werden Prallkasten-Farbabscheider ein¬ gesetzt^ Rest-Lösemittel werden mit dem Abwasser ent¬ sorgt. Üblicherweise wird die Spüllösung im Kreislauf ge¬ fahren. Die Lackschlämme sind als Sonderabfallstoffe zu beseitigen. 3. Trocknung der Teile: Die Trocknung der lackierten Teile erfolgt in UmluftTrocknern bei maximalen Temperaturen von ca. 300 Grad. Hierbei werden weitere Lösemittelanteile und mitunter Lackzersetzungsprodukte (z.B. Amine) emit¬ tiert. Druckereien Das überwiegend eingesetzte Druckverfahren ist der Offset¬ druck, bei dem die Druckvorlage zunächst fotomechanisch auf eine beschichtete Aluminiumplatte übertragen wird. Über Farbwalzwerke wird dann die Frabe über die Druckplatte auf das Papier übertragen. Der Arbeitsablauf umfaßt im wesentlichen zwei Arbeitsbe¬ reiche: 1. Druckvorlage: Bei der Herstellung der Druckvorlagen fallen flüssige (Entwicklungs- und Fixierbäder) und feste Abfälle (Film¬ material) an. Diese werden zur Silberrückgewinnung an eine Spezialfirma gegeben. Die dort anfallenden flüssi¬ gen Reststoffe werden als Sonderabfall beseitigt. 2. Druckbereich: Bei Druckvorgang entstehen Lösemittelemissionen durch die Diffusion aus Farben und Reinigungsvorgängen an den Druckmaschinen. Dabei können erhebliche InnenraumKonzentrationen auftreten, die jedoch in der Regel die MAK-Werte für Isopropylalkohol nicht überschreiten. Baasner. Möller & Langwald 74 Die Außen I uf tkonzen trat ion en sind abhängig von der Ver¬ dünnung, metereologischer Parameter und den Ausbrei¬ tungsbedingungen. Immissionsgrenzwerte existieren für Lösemittel jedoch nicht, da es sich in der Regel um Alkoholverbindungen handelt und von diesen nur bei di¬ rekter Aufnahme Wirkungen auf den Menschen ausgehen (z.B. Rauschzustände). Umweltbereich Luft Bei den emittierten Stoffen handelt es sich ganz überwiegend um Lösungsmittel, die bei der Verarbeitung von Farben und Lacken freigesetzt werden (Tri- oder Perchlorethylen, Isopropylalkohol und andere Alkoholverbindungen), von denen ein großer Teil nicht gesundheitsschädlich ist. Daneben treten Lackzersetzungsprodukte (z.B. Amine), Koh¬ lenwasserstoffe (Tankstellen), Weichmacher (Kunststoffverar¬ beitung) sowie staubförmige Emissionen (Metallstäube Reste von Trockenlacken) auf. Insgesamt sind die von den Betrieben ausgehenden prozeßbe¬ dingten Verunreinigungen der Luft als geringfügig anzusehen. Dies wird auch durch eine im zweiten Quartal 1984 vorge¬ nommene Messung der Immissionen an der Lindenstraße be¬ stätigt. Aufgrund der Branchenstruktur der Betriebe in den Blöcken 61 und 62 kann davon ausgegangen werden, daß die¬ se Betriebe an den gemessenen Werten nicht oder nur marginal (Schwebstaub) beteiligt sind. Tab. 18: Inmissionskonzentrationen Lindenstraße Menge Schadstoffe---^ pg/m3 pg/m3 Schwefeldioxid 34,0 Xylol 6,5 Stickstoffmonoxid 13,0 Ethylbenzol 2,4 Stickstoffdioxid 40,0 3-Ethyltoluol 2,6 1708,0 4-Ethyltoluol 1,7 Chlorid 13,9 Dichlormethan 7,4 Fluorid 0,1 Trichlorethan 3,8 Benzol 4,3 Trichlorethylen 1,5 Toluol 6,5 Schwebstaub Kohlenmonoxid Quelle: TüV-Messung 2.Quartal 1984, Quartalsmittelwerte 105,0 Baasner. Möller & Langwald BJBC ^ , \L v*AZ"~ 75 Die emittierenden Betriebe lassen sich in zwei Gruppen un¬ terteilen: 1. Betriebe, die Luftschadstoffe über spezielle Anlagen (Absaugvorrichtungen) an den Außenraum abgeben. Hier¬ zu sind vier Betriebe zu zählen, die Lackieranlagen be¬ treiben sowie ein kautschukverarbeitender Betrieb. Bei zwei Betrieben, die kleinere Lackieranlagen betreiben, liegen die Quellpunkte erheblich unterhalb der üblichen Firsthöhe. 2. Betriebe, bei denen die Schadstoffe in geringer Konzen¬ tration an diffusen Quellen zunächst in den Betriebs¬ räumen auftreten und überwiegend über die Fenster emittiert werden. Hierzu sind z.B. die Druckereien, z.T. auch die holz- und metallverarbeitenden Betriebe zu zäh¬ len. Vergleichbare Fälle stellen die Tankstellen dar. Bei der letztgenannten Gruppe bestehen faktisch keine tech¬ nischen Möglichkeiten, die emittierten Stoffe zurückzuhalten. Eine Reduzierung der Emissionen läßt sich hier nur durch eine Substitution der eingesetzten Materialien erzielen. Bei der ersten Gruppe besteht die Möglichkeit, neben der Substitution der eingesetzten Stoffe, die Schadstoffe durch den Einsatz von Filtern zurückzuhalten, was z.Z. bereits weit¬ gehend praktiziert wird. Inwieweit hier ein Handlungsbedarf besteht, vermögen wir zur Zeit nicht abzuschätzen. Immerhin haben sich zwei Betriebe, bei denen es sich vermutlich um die Hauptemittenten handelt, bereit erklärt, ihre Anlagen be¬ gutachten und sich gegebenenfalls über Verbesserungsma߬ nahmen beraten zu lassen. Erst nach dem Abschluß dieser Untersuchungen lassen sich quantitative Aussagen treffen. Tab. 19: Betriebliche Emissionen nach Branchen (o. Schall) Branche Bau / Ausbau MetalIverarb./Masch.-Bau Elektro/Optik Holzverarb.^ Kunststoffverarb. Druckereien/Bindereien Kfz.-Reparatur Sonstige Anzahl Betr. 3 Luft , 2)Abwasser Sonderabfälle ' 1 konzentr. diffus' ' 2 14 9 4 " 1 - 3 4 1 1 3 1-. 7-65 3 2-. 7 1-1 3 1 3 i Prod. Gewerbe insges. 49 5 10 11 g Handel 14 - 2 2 2 Dienstleistungen 24 - 4 2 insgesamt 87 5 16 15 IQ 1) Luftschadstoffe werden durch Absauganlage ins Freie geführt 2) Luftschadstoffe treten an diffusen Quellen auf und werden durch Fenster o.a. emi tx» i srt 3) nur sofern nicht recycelt 4) minimale Luftemissionen durch Lösemittel Quelle: eigene Erhebungen Baasner. Möller & Langwald Büro cUR ^RCMI^E^TUR \ L 76 Umweltbereich Wasser / Abwasser Die Betriebe setzen, von der Auto Waschanlage im Block 62 abgesehen, Wasser nur in sehr geringem Umfang im Produk¬ tionsprozeß ein. Entsprechend ist auch die Menge der Abwäs¬ ser gering. Soweit in den Spritzkabinen noch Wasser zur Reinhaltung der Kabinenwände eingesetzt wird, handelt es sich hierbei um weitestgehend geschlossene Systeme. Als Verunreinigungen der Abwässer treten Lackreste und Hilfsstoffe des Druckprozesses (z.B. Reinigungsmittel) sowie lösungsmittelhaltige Ölreste (Autowaschanlage) auf, was aber für die Berliner Kläranlagen keine besonderen Probleme ver¬ ursacht. In geringem Umfang gelangen vermutlich auch Schleifstäube, Schmier- und andere Reinigungsmittel in die Abwässer. Ein Handlungsbedarf (Aufkonzentrierung oder dezentrale Ab¬ wasserbehandlung) besteht nach unserer Einschätzung nur dann, wenn Abfälle illegal über die Entwässerung 'entsorgt' werden. Die Besichtigung der Betriebsräume hat hierzu kei¬ nen Anhalt gegeben, dennoch kann erfahrungsgemäß diese Art der 'Entsorgung' nicht grundsätzlich ausgeschlossen wer¬ den. In diesem Fall wäre vor allem mit einer Belastung des Abwassers mit Öl-Wasser-Emulsionen und Lackschlämmen zu rechnen. Umweltbereich Abfälle / Boden Bestehende Recyclingmöglichkeiten werden von den Betrieben sehr intensiv genutzt. Dies gilt nicht nur für Papier- und Me¬ tallabfälle, sondern ebenso für die flüssigen und festen Ab¬ fälle des graphischen Gewerbes, in dem das Recycling-System sehr ausgebaut ist (Entwicklungs- und Fixierbäder, Druck¬ platten und z.T. auch Reinigungsmittel). Neben hausmüllartigen Abfällen ergeben sich auch Sonderab¬ falle wie Lackschlämme, Farbreste, Öl-Wasser-Emulsionen und Schleifstäube. Ob diese Sondermüllabfälle stets als solche behandelt werden, entzieht sich verständlicherweise unserer Kenntnis. Bei unseren Betriebsbesichtigungen sind wir ledig¬ lich auf einen Betrieb gestoßen, der Sonderabfälle, wenn auch in kleinen Mengen, als Hausmüll 'entsorgt'. Wir möchten an dieser Stelle jedoch darauf hinweisen, daß wir bei der Mehrzahl der Betriebe auf ein ausgeprägtes Umweltbewußtsein gestoßen sind. Eine genaue Kenntnis darüber, inwieweit in den Blöcken Alt¬ lasten vorhanden sind, gibt es bislang nicht. Aufgrund der in den Bauakten und anderen historischen Unterlagen enthalte- nen Angaben über die Gewerbestruktur der letzten 80 Jahre halten wir das Auftreten von Altlasten für relativ unwahr¬ scheinlich. Hierfür spricht auch der hoheVersiegelungsgrad des Bodens. Eine genaue Kenntnis ist allerdings nur durch Bodenproben zu erhalten. Umweltbereich Lärm Beschwerden der angrenzenden Wohnbevölkerung sind nach Auskunft des Senators für Stadtentwicklung und Umwelt¬ schutz bisher nicht erfolgt. Prozeßtypische Lärmquellen (Stanzen, Pressen, Schleif- und Druckmaschinen etc.) sind außerhalb der Gebäude bis auf Ausnahmen kaum wahrzunehmen, da in den meisten Fällen die Abschirmung der Gebäude die Ausbreitung des Lärms ver hindert. Bei den emittierenden Betrieben handelt es sich in erster Li nie um metallverarbeitende Betriebe. Hiervon ist zumindest einer als stark emittierend einzuschätzen, der allerdings fast vollständig abgeschirmt ist. Es ist ferner davon auszugehen, daß von den Druckereien, den Kfz-Werkstätten und auch an¬ deren Betrieben Schallemissionen in geringerem Umfang aus¬ gehen. Die holzverarbeitenden Betriebe sind dagegen auf¬ grund ihrer Spezialisierung unerheblich. Es gibt vier Schnittstellen, wo die gewerbliche und die Wohn nutzung unmittelbar aneinander grenzen. Hiervon ist jedoch nur eine als problematisch einzuschätzen, da hier nicht nur ausreichende Abstände oder Abschirmungen fehlen, sondern auch die Belastung vergleichsweise hoch ist (Rangierver¬ kehr, Schmiede). Im Genehmigungsverfahren dieses Betriebes (Block 61) wurden deshalb die für Mischgebiete (MI) gelten¬ den Grenzwerte zugrunde gelegt. Beschwerden seitens der Anwohner hat es auch in diesem Fall nicht gegeben. Entscheidender für die Lärmsituation in den Blöcken und ih¬ rer unmittelbaren Umgebung ist nach unserer Einschätzung der Liefer-, vor allem aber der Straßenverkehr, der die produktionsbedingten Emissionen bei weitem übertrifft, wie dies z.B. auch die umfangreichen Schallmessungen im Rah¬ men der 'Wirtschaftsstrategien für Kreuzberg' für den Block 107 gezeigt haben. STERH G.m.b.H. Internationale Bauausstellung Berlin 1987 Baasner. MöllerS Langv/ald BCflO fu« ONO srioiPt^NuNO Helmholtzslrane 2-9.1000 Berfin 10 Telefon (030) 393 22 51 / 39322 75 Berlin im August/September 1986 Baasner, Möller & Langwald BUPG PLjR ARC'-t:TE!\T!jR Teil II: Konzept Baasner. Möller & Langwald 79 Entwicklungsziele und Vorgehensweise Wie wir in der Bestandsanalyse herausgearbeitet haben, dominiert die gewerbliche Nutzung in beiden Blöcken eindeutig und hat im Verlauf der Zeit seit Ende des Zweiten Weltkrieges gegenüber der Wohnnutzung noch an Bedeutung gewonnen. Dies ist für einen kleinteilig strukturierten, inner¬ städtischen Standort des verarbeitenden Gewerbes durch¬ aus ungewöhnlich. Diese Entwicklung sollte, nicht nur angesichts des drasti¬ schen Rückgangs von Arbeitsplätzen im verarbeitenden Gewerbe, unterstützt werden. Es ist jedoch zu berück¬ sichtigen, daß die Struktur beider Blöcke erhebliche Unterschiede aufweist und daß sie, eben aufgrund der innerstädtischen Lage, weitgehend von Wohnbebauung umgeben sind. Nicht übersehen werden sollte ferner, daß die Blöcke als Überbleibsel des 'Exportviertels Ritterstraße' von historischer Bedeutung sind. Hieraus ergeben sich vier wesentliche Zielsetzungen, wobei die Priorität der Reihenfolge, in der sie hier dargestellt sind, entspricht. Entwicklungsziele für die Blöcke 61 und 62: 1. Sicherung und Ausbau der gewerblichen Nutzung 2. Reduzierung des Energieeinsatzes und der Emissionen aus der Raumwärmeerzeugung 3. Reduzierung der betrieblichen Emissionen 4. Herstellen einer städtebaulich befriedigenden Situation Gewerbezentrum Moritzplatz Alle vier genannten Ziele tragen neben lokalen auch überlokale Anforderungen Rechnung. Weder die Ver¬ sorgung mit Arbeitsplätzen, noch die Umweltbelastungen, der Flächenverbrauch des Gewerbes oder die Gestaltung des Moritzplatzes als historisch bedeutendem Platz kön¬ nen ausschließlich aus dem Blickwinkel der unmittelbar angrenzenden Nutzungen gesehen werden. Wir möchten die Ziele unter dem Arbeitstitel 'Gewerbe¬ zentrum Moritzplatz' zusammenfassen. Dieser Titel gibt zum einen die Entwicklungsrichtung an, Entwicklung und Verdichtung der gewerblichen Nutzung, und knüpft zum anderen sowohl an der aktuellen wie auch der historischen Nutzung (Exportviertel Ritterstraße) an (die übrings den meisten Betrieben bekannt ist), ohne allerdings die Probleme eines innerstädtischen Standortes zu verkennen. Er soll den Anspruch zum Ausdruck bringen, einem heute weitgehend unbekanntem Gebiet auch begrifflich eine Identität zur Imageaufwertung zu geben. Diese Auf- wertung des Standortes sollte auch den westlich an¬ schließenden Block 60 einschließen. Sicherung und Ausbau der gewerblichen Nutzung Besonders der Block 61 bietet ein erhebliches Potential für eine weitere gewerbliche Nutzung, das unbedingt genutzt werden sollte. Hier ist auf der einen Seite die dynamische Entwicklung und die Investitionsbereitschaft der ansässigen Betriebe, auf der anderen Seite das Po¬ tential nicht oder nicht intensiv genutzter Flächen zu nennen. Angesichts dieser Faktoren und der hohen Stand¬ ortgunst wie auch der bisherigen hohen baulichen In¬ vestitionstätigkeit der Betriebe bestehen hier günstige Möglichkeiten, die gewerbliche Nutzung weiter zu ver¬ dichten und zu stapeln und neue Interessenten anzu¬ siedeln. Wegen der Größe, Grundrißorganisation und vertikalen Erschließungsqualität bergen ferner die ver¬ mieteten Stockwerksflächen ein erhebliches Entwick¬ lungspotential, das jedoch ohne eine baulich-technische Erneuerung merklich an Attraktivität verlieren wird. Für dieses Entwicklungsziel sprechen ferner folgende G ründe: die dynamische Entwicklung zahlreicher Betriebe hat auf einzelnen Grundstücken bereits zu erheb¬ lichen Flächenengpässen geführt; die traditionellen Standorte (Gewerbehöfe) zeichnen sich bereits durch eine sehr intensive und damit flächensparende Nutzung aus; auf mehreren Grund¬ stücken, auf denen sich Betriebe angesiedelt haben, zeigt sich eine ähnliche Tendenz; - fast sämtliche am Blockrand gelegene Gewerbebauten sind für mehrgeschossige Aufstockungen ausgelegt. Die Aufstockungen erfolgen entsprechend den betrieb¬ lichen Anforderungen; - die Verkehrsanbindung und Erschließung der Grund¬ stücke wie ach die Stellplatzversorgung sind bis auf Ausnahmen als positiv einzuschätzen und bergen, wenn auch beschränkte, Entwicklungspotentiale; - faktisch sind, anders als bei den meisten innerstädti¬ schen Standorten des verarbeitenden Gewerbes, klein — räumige Nutzungskonflikte kaum anzutreffen; jedes andere Entwicklungsziel hätte jedoch solche Konflikt¬ situationen zur Folge und führt damit zu einer Be¬ einträchtigung der heutigen hohen Standortsicherheit. Schließlich, und auch dies sollte nicht übersehen werden, bestehen im Fall der Blöcke 61 und 62 günstige Vor¬ aussetzungen, Erfahrungen mit der Erneuerung innerstädtischer Gewerbegebiete bzw. gewerblich geprägter Baasner. Möller & Langwald Gebiete zu sammeln. In diesem Arbeitsfeld ist in den kommenden Jahren mit erheblichem Handlungsbedarf zu rechnen. Für den Block 61 kann die Entwicklung der gewerb¬ lichen Nutzung nur die Weiterentwicklung des verarbei¬ tenden Gewerbes bedeuten. Zu beachten ist, daß hier, besonders entlang der Ritterstraße, enge geschäftliche und auch persönliche Kontakte bestehen, die nach unserer Einschätzung für die Standortbindung und das Investitionskhma eine wichtige Rolle spielen und deshalb unbedingt erhalten werden müssen und eine sehr behutsame Her¬ angehensweise erfordern. Für die weitere Entwicklung ist die Ansiedlung weiterer hochspezialisierter Betriebe der Investitionsgüterindustrie anzustreben. Im Block 62 sind die Entwicklungsbedingungen für verar¬ beitendes Gewerbe vergleichsweise ungünstig. Die bereits erkennbare Tendenz der 'Tertiärisierung' sollte unter¬ stützt werden. Reduzierung des Energieeinsatzes und der Emissionen aus der Raumwärmeerzeugung Für dieses Ziel sprechen ebenfalls mehrere Gründe. Her¬ vorzuheben ist, daß der Energieeinsatz - und damit die Emissionen - bei Gewerbegebäuden in der Regel über¬ proportional hoch ist, und daß vor allem aufgrund der Größe der beheizten Flächen äußerst günstige Voraus¬ setzungen für eine nachhaltige Verbesserung vorliegen. Ferner spricht für dieses Ziel - die hohe Belastung des Gebiets durch Luftschadstoffe vor allem während der Heizperiode; - der hohe Anteil 'hausgemachter' Emissionen, deren Reduzierung in Bestandsgebieten wegen der kleinteiligen Gebäude- und Eigentümerstruktur ansonsten äußerst schwierig ist; - daß mehrere Heizanlagen ohnehin erneuert werden müssen, was außerdem positive Effekte für die Be¬ triebe hat, da ein Teil der Anlagen ihren Anforde¬ rungen nicht mehr entspricht; - daß anfallende Prozeßwärme kaum zur Beheizung der Räume oder zu betrieblichen Zwecken genutzt wird. Durch Maßnahmen zur Energieeinsparung werden zudem wertvolle Ressourcen geschont. Wir möchten in diesem Zusammenhang darauf hinweisen daß die nachhaltigste Verringerung der Umweltbelastung' von der Reduzierung des Energieeinsatzes durch verbesserten Warmeschutz, effektivere Heizanlagen und Prozeßwärme- Baasner. Möller & Langwald BuPO =JR ARCHITEKTUR 82 nutzung ausgeht. Alle anderen Maßnahmen wie z.B. Ab¬ gaswäsche, führen zu einer Verlagerung der Probleme von einem Umweltmedium zu einem anderen, sind jedoch derzeit unverzichtbar. Soweit es gelingt, die von den Betrieben ausgehenden Belastungen zu senken, darf dies nicht zum Anlaß ge¬ nommen werden, emissions-empfindliche Nutzung anzu¬ siedeln. Reduzierung der betrieblichen Emissionen Langfristig lassen sich innerstädtische Standorte des ver¬ arbeitenden Gewerbes nur dann halten und ausbauen, wenn es gelingt, die betrieblichen Emissionen zu senken. Daß produktionsbedingte Emissionen in den Blöcken im Vergleich zu den Emissionen aus der Raum Wärmeerzeu¬ gung nachrangig sind, und daß zulässige Grenzwerte nicht überschritten werden, ändert an dieser Aussage nichts. Angesichts der hohen Vorbelastung der Luft und des stei¬ genden Umweltbewußtseins sowie der Novellierung der TALuft ist die Reduzierung der betrieblichen Luftschadstoffe entscheidend, um neuen Handlungsspielraum etwa für Ansiedlungen oder Erweiterungen zu gewinnen. Darüberhinaus uhren sie natürlich auch zu einer Verbesserung der Um¬ weltsituation. Maßnahmen, die ausschließlich auf eine Verbesserung des Kleinklimas zielen, messen wir gegenüber emissionsmindernden Maßnahme eine nur untergeordnete Bedeu¬ tung zu, da die Reduzierung der Emissionen unserer Ein¬ schätzung nach erheblich wirkungsvoller (Verursacher¬ prinzip) ist, zumal die hohe Verdichtung der Nutzung dazu betragt, daß ökologisch wertvolle Ausgleichsflächen an anderer Stelle erhalten werden können. Ansatzpunkte für eine Verbesserung sind auch darüber¬ hinaus nur in beschränktem Umfang gegeben und müssen mit der gewerblichen Nutzung abgestimmt werden. Herstellen einer städtebaulich befriedigenden Situation Die stadträumliche Situation ist zwar unbefriedigend heute jedoch weitgehend festgeschrieben und nur in 'be¬ schränktem Umfang zu verändern. Dennoch sollte über die Verbesserung des Stadtraumes eines Aufwertung des Standorts angestrebt werden Hier¬ für sprechen zwei Gründe: Ohne gestalterische Maßnahmen ist die historische Funktion der Blöcke nicht zu erkennen und eine Aufwertung des Moritzplatzes und der Blöcke nicht Baasner. Möller & Langwald B'jPO £:jP " 83 möglich. Die Gestaltung müßte sowohl die tradi¬ tionelle als auch die heutige gewerbliche Prägung der Blöcke aufnehmen und ausbauen. Eine ansprechende Gestaltung des Stadtraums kommt auch dem Repräsentationsbedürfnis der Betriebe entgegen, das auch bei Betrieben des verarbeitenden Ge¬ werbes nicht unterschätzt werden sollte und somit ebenfalls zu einer langfristigen Sicherung des Stand¬ ortes beiträgt. (1) Die Verbesserung der stadträumlichen Situation darf den anderen Hauptzielen, insbesondere der Sicherung und dem Ausbau der gewerblichen Nutzung, jedoch nicht zuwider laufen. Aus diesem Grunde sind alle Maßnahmen, die über andere als gewerbliche Nutzung (z.B. Wohnungsbau und soziale Infrastruktur) eine Verbesserung der stadträum¬ lichen Situation zu erzielen suchen, abzulehnen. Behutsames Vorgehen Die genannten Ziele stehen in einem gewissen Spannungsverhaltnis. Richtig verstanden schließen sie sich jedoch nicht aus, sondern ergänzen einander. Da dennoch die Gefahr besteht, daß die Überbetonung einzelner Aspekte das Gesamtziel gefährdet, ist ein be¬ hutsames Vorgehen notwendig. Dies sollte die Bereit¬ schaft einschließen, Strategien und Maßnahmen immer wieder auf die angestrebten Ziele hin zu überprüfen. Angesichts der sich permanent verändernden Anforderungen der gewerblichen Nutzung muß sich die Planung als Pro¬ zeß verstehen, flexibel reagieren und ausreichenden Raum für Veränderungen lassen. Ein behutsames Vorgehen empfiehlt sich auch aus einem anderen Grund: Die Sicherung und Entwicklung der Standortbedingungen ist eine komplexe Aufgabe; diese sind von einer Reihe einzelner Standortfaktoren' abhängig, die auf städtebauliche und planungsrechtliche Veränderungen z.T. sehr sensibel reagieren. Die gegenwärtige Struktur die unter anderem durch enge Verflechtungen gekenn-' zeichnet ist, kann mit planerischen Mitteln zwar leicht zerstört, kaum aber bewußt geschaffen werden. Behutsames Vorgehen bedeutet in diesem Fall, keinerlei Maßnahmen zu unternehmen, die die Standortsicherheit auch nur einzelner Betriebe gefährdet, die bisherige Planungskontinuität zu wahren und sicherzustellen, daß im Planungsverfahren Moritzplatz die gewerblichen Inter(1) Die historische Bedeutung des Exportviertels lag u.a. in dem sehr starken Repräsentationsbedürfnis der an¬ sässigen Betriebe, wovon heute noch einige Reste zeugen. Baasner, Möller & Langwald 3UP0 FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 84 essen hinreichend berücksichtigt werden, daß der Planungs¬ prozeß transparent und vor allem kalkulierbar bleibt und Beteiligungsmöglichkeiten für die Betriebe bestehen. (2) Es muß sichergestellt werden, daß die Gewerbeblöcke am Moritzplatz nicht zum Experimentierfeld städtebaulicher Ideen werden. Sie bieten vielmehr günstige Vorausset¬ zungen, Erfahrungen im Umgang mit innerstädtischen Gewerbegebieten zu sammeln, diese Erfahrungen dürfen jedoch nicht auf Kosten des ansässigen Gewerbes erworben werden. Strategien Die im Konzept vorgeschlagenen Maßnahmen sind auf ein solches behutsames Vorgehen abgestimmt. Die Interessen der derzeitigen Nutzer werden aufgegriffen und in Stra¬ tegien der langfristigen Entwicklung eingebettet. Diese Strategien sind als Orientierung zu verstehen, die auf die jeweilige Situation wie z.B. Mitwirkungsbereitschaft, Eigentumsverhältnisse, Förderkonditionen etc. Rücksicht nehmen müssen. Die weiter unten dargestellten Maßnahmen haben demzufolge einen kurz- bis mittelfristigen Reali¬ sierungshorizont. Die langfristigen Strategien zur Erreichung der Ziele sind: 1. Beibehaltung der eindeutigen Planungssituation und die Verhinderung des Eindringens neuer nicht-ge¬ werblicher Nutzung; 2. Anpassung der gewerblichen Flächen, v.a. der Ge¬ schoßflächen an langfristige Erfordernisse, Behebung baulicher Mängel, bauliche und technische Ver¬ besserungen, Reaktivierung nicht oder nur unzu¬ reichend genutzter Gebäudeteile, Behebung von Flächenengpässen; 3. Verbesserung der horizontalen und vertikalen Er¬ schließung auf den Grundstücken, Ordnung der Hof¬ nutzung und Verbesserung der Stellplätze; 4. Sicherung der Anbindung an das überörtliche Ver¬ kehrsnetz und der Funktion des Straßenraums als zusätzlicher Fläche für die Andienung und den ruhen¬ den Verkehr; 5. Intensive Nutzung unbebauter Grundstücke oder grö¬ ßerer Grundstücksteile (Stapelung gewerblicher Nutzung); (2) Die Erfahrung hat gezeigt, daß mit den Beteiligungs¬ verfahren, wie sie für Wohnungsmieter entwickelt worden sind, die Gewerbetreibenden nicht erreicht werden. Baasner. Möller & Langwald buro fur Architektur ...nd s'Acr^.Auu'.G 6. Austausch veralteter Heizungen durch Anlagen mit moderner Regelungstechnik; verbrauchungsabhängige Heizkostenabrechnung; 7. Drastische Reduzierung der Emissionen aus Heizungs¬ anlagen durch verbesserten Wärmeschutz und moderne Anlagen, Nachbehandlung der Abgase bei größeren Anlagen (ggf. Zusammenlegung einzelner Anlagen), Substitution der Brennstoffe, Nutzung von Proze߬ wärme ; 8. Beratung der Betriebe hinsichtlich umweltschonender Produktion (Produktionsverfahren, Substitution von Einsatzstoffen), hinsichtlich öffentlicher Förderpro¬ gramme und Energieeinsparung; Verbesserung des Stadtbildes durch Betonung der Blockkanten und Brandwandgestaltung. Baasner, Möller & Langwald r JR 'uR v*." -' - _ •, 86 Verbesserung des bestehenden Flächenangebotes Wie weiter oben bereits dargestellt, wurden auf sieben undstucken mit einer BGF von rd. 40.000 bauliche 51% b7wn9fiq°/ Ifll*' Dies Sind (3) bzw. 69% hder Altbausubstanz. der gewerblichen BGF Dabei handelt es sich ausnahmslos um Geschossbauten die bis auf eine Ausnahme, vor 1920 errichtet wurden' ie vorgeschlagenen Maßnahmen gehen von den Bedürfnissen der gegenwärtigen Nutzer aus, zielen aber auf die langnstige Nutzung der Gebäude, nicht auf eine einzelbetriebliche Optimierung. Die Geschoßbauten werden überwiegend intensiv genutzt. Diese Intensität sollte beibehalten werden, z.T lassen S|c h zusatzhche Flächen für Produktion oder Lagerung reaktivieren. Fur zwei Grundstücke mit akuten Flächen1(R tt rStraße 11 und 12 hrhk^r^ ' t, werden, diese Engpässe - 14) sollte Mögichkeit uberdacht durch die gezielte Verlagerungen zu entschärfen. vor eschla en 9 9 en Maßnahmen ist es jedoch, die Nutzbarkeit dieser Geschoßbauten insbesondere der oberen Geschosse, langfristig sicherzu¬ stellen Entsprechend gilt der vertikalen Erschließung unser besonderes Augenmerk, die zwar insgesamt vor allem m Verbindung mit der Grundrißorganisation der Hofe positiv einzuschätzen ist, dennoch mehrere Verbes¬ serungspunkte aufweist. Neben einer Mindestgröße der Fahrkörbe und ausreichendaß die Ruf u und ße'bstfahrmoghchke'ten «? ?h « r!St ■•U beachten' ausgestattet, Fahrstühle die Türen mit funktiona, angeordnet, und daß Keller- und Dachgeschoß erschlossen sind. Von Bedeutung ist weiterhin die Andienungssituation. In einzelnen Fällen sind vor die Fassade gestellte Lastenaufzüge die bessere Alternative, vor allem hinsichtlich der Abmessungen und der Andienung. un^ MnHo?' 9eht da"0n aUS' daß SOWOhl die Instandsetzung aUCh 016 Verbesserung des Wärmeschutzpt; nHSIHrUnS 3 Un no s h a it wird ^ auf Heizungsanlagen gekoppelt sind.Für die Angabe von zeitlich Prioritäten verzichtet. dieses Vorgehen spricht nicht nur die geringere Beein-' trachtigung der Betriebe durch die Bauarbeiten, sondern auch der fordertechnische Rahmen des Gewerbehofmodernisierungsprogrammes, dessen Einsatz wir für die meisten Grundstucke vorschlagen. Der zeitliche Ablauf der Baudurchführung muß mit den Detneben sbgestimmt werden. (3) Einschließlich des Grundstücks Ritterstraße 9 - 1061% der gewerblichen BGF; 82% der Altbausubstanz Baasner. Möller & Langwald 87 Aussagen zu den Grundstücken Besondere Probleme wurden bei den Kellern, den Fenstern (4) und Außentüren, den Treppenhäusern und Dächern festgestellt. Hinzu kommen Mängel an den Fassaden. Die Maßnahmen sind im wesentlichen hierauf bezogen. (5) Die Tragkonstruktion der Stockwerksgebäude weisen bis auf eine Ausnahme keinen Erneuerungsbedarf auf. Hin¬ sichtlich der Deckentragfähigkeit nannte uns nur ein einziger Betrieb Probleme. Es gibt nur zwei kleinere Höfe mit einer Holzbalkendecke. Für die dort ansässigen Betriebe ergeben sich hieraus keine betrieblichen Ein¬ schränkungen. Wir unterscheiden im folgenden nicht zwischen Instand¬ setzung und Modernisierung, da die Maßnahmen immer die Modernisierung enthalten. Ritterstraße 3 Ein kleineres Gebäude auf dem Grundstück weist einen erheblichen Erneuerungsbedarf auf. Das Erneuerungsprofil besteht aus folgenden Maßnahmen. Keller: - Erneuerung der Hofkellerdecke (6) - Korrosionsschutz der Deckenträger - Trockenlegung des Tankraums und Demontage der Tanks - Beseitigung der Putzschäden - Instandsetzung der Kellerfenster - Entrümpelung der Lichtschächte - Erneuerung der Beleuchtungsanlage - Erneuerung des Fußbodens Umbauten zur Nutzung als Lagerfläche T reppenhäuser: - Beseitigung von Putzschäden - Renovierung des Nottreppenhauses Erneuerung der Beleuchtungsanlage - Einbau von WC-Anlagen - Herstellen eines Zugangs zum Maschinenraum sowie zum Fahrstuhl (EG) (4) Die Erneuerungskosten für die Fenster sind einmal unter Instandsetzungskosten, zum anderen unter Mo¬ dernisierungskosten aufgeführt. Im ersten Falle gehen wir von einer Instandsetzung sämtlicher noch erneuerungsbedurftiger Fenster aus; im zweiten Falle vom fast voll¬ ständigen Austausch und Ersatz durch Mehrscheiben¬ fenster, den wir durchgängig vorschlagen (5) Auf die Maßnahmen zur Verbesserung des Wärmeschutzes wird weiter unten eingegangen (6) Aufgrund der geringen Größe (24 m2) dieses Hofes wird er bei den Hofkellerdeckenerneuerungen nicht mit einbezogen Dach: - Erneuerung der Dachdichtung - Abdeckung der Brandwände - Ausbesserung der Mauerwerksflächen Fenster: - Einbau von Fenstern mit Isolierverglasung - Überarbeitung der Treppenhausfenster Fassade: - Säuberung der Klinkerfassade mit geringfügigen Aus¬ besserungen - Beseitigung der Putzschäden - Einbau von Brüstungen im 1. OG Aufzug: Entrümpelung des Schachtes und des Maschinenraumes - Einbau eines Lastenaufzuges Die Durchbiegung der Holzbalkendecke wird hingenommen. Die Pflasterung des Hofes ist zu erneuern. Die Kosten für Instandsetzung und Modernisierung sind relativ hoch. Sie betragen insgesamt DM 380.000 oder DM 748,- je m2 NFL. Die übrigen Gebäude auf dem Grundstück weisen keine baulichen Mängel auf. Auf Wärmeschutzmängel wird noch gesondert eingegangen. Ritterstraße 9-10 Der Gewerbehof wird gut instandgehalten und schritt¬ weise modernisiert. Bauliche Mängel bestehen an der Straßenfassade, den Gesimsen und den Hoffenstern, deren Behebung von dem Eigentümer bereits geplant ist,'so daß sich Vorschläge erübrigen. Aus diesem Grund'haben wir die Erneuerungskosten nicht ermittelt. Die Absicht des Eigentümers, bei der Erneuerung die historische Fassade beizubehalten, halten wir auch aus Denkmalschutzgründen für empfehlenswert. Ritterstraße 11 Zu diesem sehr großen Komplex befindet sich eine aus¬ führliche Stellungsnahme im Anhang. Das bauliche Ma߬ nahmenprofil besteht im einzelnen aus: Keller: - Abriß und Neubau von Teilen der Hofkellerdecke - Erhöhung der Tragfähigkeit Korrosionsschutz und FB-Ausführung der Träger - Erneuerung der Oberflächen (Dichtung, Belag etc.) mit Hofentwässerung - Entrümpelung, Verbesserung der Erschließung und Aus¬ bau der Kellerflächen T reppenhäuser: - Instandsetzung der Treppenstufen, Geländer und Hand¬ läufe - Oberflächenschutz der Stahlblechtreppen - Treppenhaustüren in FB-Ausführung - Instandsetzung der Rauchabzugsöffnungen - Beseitigung der Putzschäden - Erneuerung des Außenputzes an den Treppenhausköpfen - Erneuerung der Beleuchtungsanlagen - Anstricharbeiten - Instandsetzung der Eingangstüren Dach: - Erneuerung der Dachdichtung inclusive sämtlicher An¬ schlüsse - Nacharbeitung des Schornsteinmauerwerkes - Abdeckung der freistehenden Brandwände - Entrümpelung des Dachgeschosses Fenster: - Instandsetzung der Treppenhausfenster - Einbau von Isolierglas-oder Verbundfenstern Fassade: - Ersatz der ausgebeulten Sturzträger - Reinigung und Instandsetzung der Klinkerfassade - Erneuerung der Putzfassade (Rauputz) - Verputz der Brandwände - Ausbesserung der Unterdecke in den Durchfahrten - Erneuerung des Gesimses Aufzüge: - Austausch von drei vorhandenen Fahrstühlen - Weiterführung eines Aufzuges in das Kellergeschoß Die Kosten der baulichen Erneuerung betragen DM 5.900.000,- bzw. DM 654,59 je m? NFL. Ritterstraße 12 - 14 Auch zu diesem großen Gebäudekomplex befindet sich eine ausführliche Stellungsnahme im Anhang. Das Gebäude weist einen vergleichsweise guten Zustand auf, die einfachverglasten Fenster wurden z.T. gegen Fenster mit Isolierverglasung ausgetauscht. Die Hofkeller¬ decke ist bereits verstärkt worden. Das Erneuerungsprofil umfaßt hier nur geringe Maßnahmen. Keller: - Geringfügige Umbaumaßnahmen zur Verbesserung der Lagerflächen Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 90 T reppenhäuser: Renovierung des Nottreppenhauses Überarbeitung der Eingangstüren Einbau von FB-Türen Erneuerung der Beleuchtungskörper Dach: Geringfügige Umbaumaßnahmen im Dachgeschoss Fenster: Überarbeitung der Treppenhausfenster Austausch durch Isolierglasfenster Fassade: geringfügige Ausbesserungen Seitens eines hier ansässigen Betriebes besteht ein starkes Interesse, das Gebäude zu erwerben. Damit ergeben sich nur Änderungon finanzierungstechnischer Art senden vermutlich auch ein umfassenderes Maßnahmenprofil. Sofern das Grundstück im Eigentum des Landes Berlin verbleibt sind hinsichtlich der Erschließung langfristig verschiedene Optionen offen zu halten (zusätzlicher Lasten ZUm Grundstück te n Prinzessinnenstraße ZUr Zeit niCht erforderli sind in Hpn chen Maßnahmen den Kosten nicht enthalten: DM LrM ieermfrNFUL.rUn9 be ra9en ' DM oder Prinzessinnenstraße 16 Dieser Gewerbehof hat einen relativ hohen Erneuerungsanderem auf d hL ffehlende MW!f großen Brandwände, die Lastenfahrstühle und^die sehr schadhalten Treppenhauser d'e zudem den Feuerschutzbestimmungen nrnfil h« ?£ aus:' protil besteht zuruckzuführen 'st. Das Maßnahmen- Keller: Entrümpelung des Kellergeschosses - Korrosionsschutz der Deckenträger - FB-Ausführung der Unterzüge - Erschließung und Ausbau von Lagerräumen T reppenhäuser: - Ausbesserung und Ergänzen der Stahlblechtreppen reppenhaustüren in FB-Ausführung - Instandsetzung der Rauchabzugsöffnungen - Anstrichsarbeiten Erneuerung der Beleuchtungsanlage Dach: Außenputz der Treppenhausköpfe - Erneuerung der Kappleisten - Abdeckung der freistehenden Brandwände Nachbearbeitung des Schornsteinmauerwerks Entrümpelung des Dachgeschosses Wiederaufbau des Daches im Bereich des Not- und Flachdachs Erschließung und Ausbau des Dachgeschosses zur ge¬ werblichen Nutzung Fenster: - Instandsetzung der Treppenhausfenster - Einbau von Fenstern mit Isolierverglasung Fassade: - Instandsetzung und Säubern der Klinkerfassade - Erneuerung der Gesimse - Verputz der freistehenden Brandwände Aufzüge: - Einbau von zwei Lastenaufzügen in bestehende Fahr¬ stuhlschächte Die Erneuerungskosten sind mit DM 1.740.000,-- bzw. DM 501,60 je m2 NFL vergleichsweise hoch. Angesichts der geringen Hofabmessung ist zu prüfen, ob nicht vor die Fassade gestellte Aufzüge sinnvoller sind. Bei dieser Alternative müßte einer der Lastenaufzüge über das Wertheimgrundstück beschickt werden. Ferner ist aus Gründen der Stadtbildpflege die Öffnung der der Prin— zessinnenstraße zugewandten Brandwand wünschenswert. Oranienstraße 161 Die Erneuerung beschränkt sich hier auf das Verputzen der Brandwand und der Gebäuderückseite sowie auf den weiteren Einbau von Vorsatzfenstern (Straßenseite). Die Kosten betragen DM 110.000,-- bzw. DM 87 80 ie m2 NFL. Die Glasbausteine im Erdgeschoß sind durch Isolierglas¬ fenster zu ersetzen. Dieser Teil der Fassade ist der Gestaltung der Obergeschosse anzupassen. Oranienstraße 163 Für dieses kleine Gewerbegebäude ist ein relativ hoher baulicher Erneuerungsbedarf gegeben. Im einzelnen sollte folgendes Maßnahmenprofil eingesetzt werden: Keller: - Erneuerung der Hofkellerdecke T reppenhäuser: - Erneuerung der Eingangstore Baasner. Möller & Langwald Burg p^-r Architektur uno sTAn-p^A\u\c> 92 - Anstrich - Erneuerung der Dachhaut incl. sämtlicher Anschlüße Fenster: - Instandsetzung der Treppenhausfenster - Einbau von Fenstern mit Isolierverglasung Fassade: - Verputz der rückseitigen Brandwand Aufzug: - Einbau eines Lastenaufzuges im vorhandenen Aufzugs¬ schacht Die Kosten der baulichen Erneuerung betragen DM 282.000,-- oder DM 428,-- je m? NFL Oranienplatz 4 (Erweiterungsbau des ehemaligen Kauf¬ hauses Konsum) In diesem großen Gebäude bildet die Erneuerung der großflächigen Fenster, auf die rd. 40% der Erneuerungs¬ kosten entfallen, den Schwerpunkt der vorgeschlagenen Maßnahmen. Nicht enthalten sind die Treppenhäuser, die einen guten Zustand aufweisen. Keller: - Erhöhung der Tragfähigkeit und Erneuerung des Belages der Hofkellerdecke - Tieferlegen der Kellersohle auf ursprüngliches Niveau sowie Instandsetzung und Richtung der alten Sohle - Trockenlegen und Verfugung des Mauerwerkes - Erneuerung der Elektroanlage - Erneuerung des Tores (Einfahrt) - Umbaumaßnahmen (Lagernutzung) Dach: - Erneuerung der Dachdichtung - Korrosionsschutz der Treppen und Geländer Fenster: - Einbau von Fenstern mit Isolierverglasung Fassade: - Erneuerung des Brüstungssockels - Ausbesserung und Anstrich der Fassase - Erneuerung der Fliesenfassade im Hof - Reinigung der Natursteinfassade Aufzüge: - Einbau eines weiteren Aufzuges zur besseren vertikalen Erschließung des Gebäudeteils entlang der Prinzessinnen¬ straße - Weiterführung zweier Aufzüge bis zum Kellergeschoß Weiterhin sollten die Brandwände (Ecke Prinzessinnen¬ straße / Segitzdamm) mittels vertikaler Fensterreihung Baasner, Möller & Langwald EJPO F'JR ARCHiTcir\T'^R 93 geöffnet werden. Die Kosten für die bauliche Instandsetzung und Moderni¬ sierung betragen insgesamt DM 4.420.000,-- bzw. DM 539,-- je m2 NFL. Tab. 20: Kosten der baulichen Instandsetzung und Hodemisierung Kel1er Fenster x 1.000 x 1.000 o> Cn fM tu VI T3C <u c geringe Mängel mittlere Mängel erhebliche Mängel 600,0 1.071,5 150,0 360,0 690,0 insgesamt 1.671,5 o> c13 3.OJ VI C T3O s: geringe Mängel mittlere Mängel erhebliche Mängel + o» C7I C3 1-3C rv VIinc cvi —»V3 TUrv —C 3O Treppenh. Dächer x 1.000 x 1.000 Aufzüge x 1.000 90,0 Fassade insgesamt x 1.000 x 1.000 - 960,0 350,0 450,5 124,0 364,0 160,0 1.470,0 720,0 3892,0 1.200,0 1.050,0 800,5 . 1.004,0 5.726,0 150,0 250,0 1.040,0 406,0 1.850,0 1.701,5 - 150,0 insgesamt 1.440,0 3.957,5 geringe Mängel mittlere Mängel erhebliche Mängel 150,0 850,0 2.111,5 406,0 1.850,0 1.701,5 insgesamt 3.111,5 3.967,5 706,0 770.0 3.310,0 518,02' 5.095 400,0 440,0 1.435,5 - 550,0 1.875,5 1.288,0 9.111,0 90,0 960,0 150,0 350,0 850,5 124,0 920,0 440,0 930,0 4.420,0 1.435,5 1.238,0 8.297,0 1.050,0 1.350,0 1.875,5 2.292,0 13.637,0 1) bereinigte Kosten (Abzug Instandsetzung Fenster) 2) neuer Bodenbelag der Geschoßdecken bei einem kleinen Gebäude enthalten Quelle: eigene Berechnung 1986 Stadterneuerung Luisenstadt Girtachterverfahren Moritzplatz Gutachten für die Blöcke 61 und 62 Instandsetzung und Modernisierung rfffflth Gewerbegebäude Instandsetzung und Modernisierung /h Hofdeckenerneuerung ^ neuer Aufzug [71 neuer Aufzug (alternativ) fy] Austausch vorhandenen Aufzugs r-a Verlängerung in Keller-/Dachgesch. STERN G.m.b.H. Internationale Bauausstellung Berlin 1987 Baasner, Möller & Langwald BÜRO F'JR ARCHITEKTUR O'.o STAOTPUANUTiG Helmholtzstraße 2-9.1000 Berlin 10 Telefon (030) 3932251/3932275 Berlin im August/September 1986 Baasner. Möller & Langwald 95 Flächener Weiterungen Wie wir in der Bestandsanalyse herausgearbeitet haben, bestehen auf einzelnen Grundstücken erhebliche Flächen¬ engpässe. Zudem bestehen auf mehreren Grundstücken Möglichkeiten für Erweiterungs- oder Neubauvorhaben. Angesichts der Tatsache, daß der Flächenbedarf des Verarbeitenden Gewerbes auch langfristig weiter wachsen wird, und daß aufgrund der hohen Standortgunst günstige Voraussetzungen für eine Stapelung gewerblicher Nutzung bestehen, sollen künftig, zumindest am Blockrand, ausschlie߬ lich Geschoßbauten zugelassen werden. Aus stadträumlichen Gründen wäre das Aufgreifen der historischen Traufkante wünschenswert. Da jedoch Betriebe des verarbeitenden Gewerbes kaum eine Neigung zu mehr¬ geschossigen Bauten haben, ist es angebracht, bereits 2-3 geschossige Vorhaben zu genehmigen, sofern eine nachträgliche Aufstockung möglich ist, was im allgemeinen auch den Interessen der Betriebe entspricht, wie dies mehrere Beispiele im Block 61 zeigen. Auf einzelnen Grundstücken ist eine weitere Verdichtung nur möglich, wenn Befreiungen und Ausnahmen ausgesprochen werden. In diesen Fällen müßte großzügig verfahren werden, da sich erhebliche städtebauliche Vorteile ergeben. In der Frage des Stellplatznachweises sollte berücksichtigt werden, daß die Blöcke durch den öffentlichen Nahver¬ kehr gut erschlossen und die Richtwerte durch die Ent¬ wicklung im verarbeitenden Sektor weitgehend überholt sind. Die Verdichtung darf jedoch nicht dazu führen, daß die Funktionsfähigkeit der Blöcke gefährdet wird. Deshalb wird für einzelne Grundstücksteile bewußt auf eine Be¬ bauung verzichtet. Diese Grundstücksflächen sind für die Andienung und als Stellplätze undbedingt zu erhalten. Stadtbauliche Gründe sind hier nachrangiger. Bei den bereits bebauten Grundstücken erfolgt die Er¬ weiterung entweder durch Aufstockung oder Neubauvor¬ haben. In fast allen diesen Fällen handelt es sich um selbstnutzende Betriebe, die so ihre verschiedenen Flächenengpässe auffangen. Allerdings können die zu den Interviews geäußterten Absichten - bis auf eine Ausnahme - nicht mit konkreten Investitionsentschei¬ dungen gleichgestellt werden. Angesichts der geringen Neigung zu einem Standort¬ splitting kann kaum davon ausgegangen werden, daß die ansässigen Betriebe für eine Bebauung der nicht bzw. der ungenutzen Grundstücke zu gewinnen sind. Für ihre Nutzung müßten deshalb neue Betriebe angesiedelt werden. Eine bemerkenswerte Ausnahme stellt allerdings das Grundstück Oranienstr. 155 - 158 dar, für dessen Nutzung sind bereits zwei Betriebe aus den Blöcken interessieren. Baasner, Möller & Lanqwald ?uBO - jR arch;tEk'^R j'j- .-.v^ « 96 Durch Erweiterung und Neubau können im Block 61 mindestens rd. 10.000 BGF, im Block 62 rd. 3.000 m2 BGF zusätzlich errichtet werden. Neubauten und Erweiterungsvorhaben auf bebauten Grundstücken Neubauten- und Erweiterungsabsichten liegen für sechs Grundstücke im Block 61 vor. Im Block 62 sind wegen der hohen Uberbauung und fehlender Freiflächen diese Möglichkeiten nicht gegeben. Ritterstraße 3 Seitens der Betriebsleitung wurde ein Interesse bekundet, dm bestehende Baulücke durch ein zwei-geschossiges Bürogebäude zu schließen. Wegen der vorzusehenden Durchfahrt ergibt sich hieraus ein vergleichsweise ge¬ ringer Zuwachs an gewerblicher Nutzfläche. (4) Mit der Realisierung des Vorhabens ist jedoch erst mittel- bis langfristig zu rechnen. Das Volumen des Neubaus beläuft sich auf rd. 450 m2 BGF hierdurch würde sich die grundstücksbezogene GFZ von zur Zeit 0,9 auf ca. 1,0 erhöhen. Ritterstraße 8 Der Eigentümer will sowohl den hinteren Teil des ein¬ geschossigen Gebäudes um ein Geschloß aufstocken als auch an der hinteren Grundstücksgrenze Garagen und Lagerflächen einrichten. Mit der Realisierung ist in nächster Zeit zu rechnen. Eine Aufstockung des vorderen Teils des Gebäudes mit einer Uberbauung der Durchfahrt ist ebenfalls vorge¬ sehen, der Zeitpunkt ist allerdings noch offen. Alle Maßnahmen wurden bereits bei der Erbauung des Gebäudes bauaufsichtlich genehmigt. Hierdurch erhöht sich die Gewerbefläche um 530 m2 BGF, die grundstücksbezogene GFZ von z.Zt. 0,3 auf 1,0. (4) Inwiefern diese Interessen noch nach dem plötzlichen Wechsel der Betriebsleitung bestehen bleibt, entzieht sich unserer Kenntnis Ritterstraße 12 - 14 Die vor dem Gewerbehof gelegene Freifläche bietet günstige Voraussetzungen für eine, die Bauflucht aufnehmend 2-3 geschossige Neubebauung, für die Aufstockungsmöglich keiten auf jeden Fall vorgesehen werden sollten. Auf dem Grundstück bestehen z.Zt. erhebliche Flächenengpässe, ein Betrieb mit erheblichem Flächenbedarf ist an einem Kauf des Grundstücks bzw. des Grundstück¬ teils und einer Neubebauung interessiert. Angesichts der unterschiedlichen Finanzierungsbedingungen für Vermieter gewerblicher Räume und selbstnutzende Betriebe ist eine Realisierung des Vorhabens nur durch eine Privatisierung des Grundstücks möglich. Bei einer zunächst 3-geschossigen Bebauung ergibt sich ein Zuwachs der BGF um 2.200 nV , die GFZ steigt von 1,6 auf 1,9. Das derzeit auf dem Grundstück vorhandene Angebot an Stellplätzen muß erhalten bleiben, zudem ist eine großzügig bemessene Durchfahrt vorzusehen (eine Ringerschliessung ist jedoch nicht notwendig; vgl. Kap. "Verkehr und Erschließung". Ferner so Ute der zweite, zur Zeit nicht zugängliche Hof durch eine Überdachung als Lagerraum genutzt werden. Ritterstraße 19 Die bestehende Halle wird in der nächsten Zeit erweitert; die Baugenehmigung ist bereits erteilt (rd. lOOrrV BGF). Um darüber hinausgehende Erweiterungsmöglichkeiten zu erhalten, ist die Eigentümergesellschaft an einer Er¬ weiterung des Grundstücks interessiert, was auch nach unserer Einschätzung sinnvoll ist. (5) Prinzessinnenstraße 25 - 26 Das Gebäude wurde bereits in der Vergangenheit von zwei auf drei Geschosse aufgestockt. Eine weitere Auf¬ stockung ist möglich. Sowohl stadtbildnerische Gründe als auch der Flächenbedarf des ansässigen Betriebs sprechen für die beabsichtigte weitere Aufstockung um ein Geschoß, die mittelfristig realisiert werden könnte. Dieser Maßnahme steht allerdings vor allem die fehlende Möglichkeit des Stellplatznachweises entgegen. Sollte die Post nicht bereit sein, einen angrenzenden Streifen ihres Grundstückes an den Betrieb zu veräußern, empfehlen (5) Der Standort wird sehr positiv eingeschätzt und ist von der Reduzierung des Tankstellennetzes nicht betroffen sondern soll langfristig beibehalten werden. Baasner. Möller & Langwald 98 wir eine Befreiung. Durch diese Erweiterung steigt die BGF um 324 m2 GFZ von z.Zt. 1,0 auf ca. 1,3. die Prinzessinnenstraße 27 - 29 Das Grundstück wurde Anfang des Jahres von einem be¬ nachbarten Betrieb übernommen, der das Gebäude in absehbarer Zeit vollständig nutzen wird. Das Gebäude ist ebenfalls für eine Aufstockung ausgelegt. Mittel¬ fristig sollten zwei weitere Geschosse angestrebt werden, so daß die Gebäude in diesem Bereich der Prinzessinnen-' straße eine einheitliche Traufhöhe aufweisen. Die Be¬ triebsführung ist hieran interessiert. Eine Aufstockung ist allerdings nur dann möglich, wenn hinsichtlich des Stellplatznachweises großzügig verfahren wird. Bei einer Erweiterung um zwei Geschosse nimmt die ge¬ werbliche Fläche um 1.160 m2 BGF zu, die GFZ steigt von 1 ,1 auf 2,1. Neubauten auf unbebauten bzw. untergenutzter Grund¬ stücken Eine vollständige Neubebauung ist auf drei Grundstücken wünschenswert, wobei in einem Fall (Oranienstraße 155 158) aber die derzeitige Bebauung abgeräumt werden müßte. Für zwei Grundstücke bestehen gute Zugriffsmöglichkeiten bei dem dritten steht dem ein Erbbauvertrag (und mangeln¬ des Interesse des Erbpachtnehmers) entgegen. Die im Block 61 gelegenen Flächen sind dem. verarbeitenden Gewerbe vorzubehalten, bei dem im Block 62 gelegenen Grundstück ist die Nutzung durch tertiäres Gewerbe an¬ zustreben. Prinzenstraße 34 Das Grundstück wird z.Zt. ausschließlich als Stellplatz¬ fläche genutzt. Zugriffsmöglichkeiten bestehen unseres Wissens aufgrund eines vom Land Berlin vergebenen Erb¬ pachtvertrages in absehbarer Zeit nicht. Wünschenswert ist hier eine Blockrandbebauung, die sich an die fur das angrenzende Wertheimgrundstück vorge¬ schlagene Bebauung anschließt. Da kurz- bist mittelfristig keine Chancen der Realisierung bestehen, erübrigt sich eine weitere Vertiefung. Bei einer zunächst zwei-geschossigen Bebauung ergibt sich eine gewerbliche BruttogeschoßfIäche von rd. 1.100 m2 (GFZ 0,4). Prinzenstraße 35 - 38 / Oranienstraße 149 - 154 (Wertheim-Grundstück) Wir haben bereits darauf hingewiesen, daß das Grund¬ stück ausschließlich für die Wirtschaftsförderung zur Verfügung steht. Die Ansiedlung eines Betriebes schei¬ terte bisher vor allem an der Größe des Grundstückes. Wir schlagen deshalb eine Teilung in ca 3 - 4 Einheiten vor, die neu anzusiedelnden Betrieben zum Kauf bzw. in Erbpacht angeboten werden. Die positiven Erfahrungen, wie sie in der Prinzessinnen¬ straße gewonnen wurden, sollten hier aufgegriffen werden. Die Betriebe werden auf eine zumindest zwei-geschossige Bebauung, die Optionen für eine spätere Aufstockung offen hält, verpflichtet. Die Erschließung sollte in der Form einer rückwärtigen, grundstückübergreifenden Ringer¬ schließung erfolgen, an die, im Fall einer späteren Be¬ bauung, auch das Grundstück Prinzenstraße 34 und das Grundstück Prinzessinnenstraße 16 (Lastenaufzug) ange¬ schlossen werden könnte. Wegen der exponierten Lage des gesamten Grundstückes ist ein Gestaltungskonzept zu entwickeln, daß der gewerblichen Nutzung und den Erweiterungsmöglichkeiten Rechnung trägt sowie den gewerblichen Charakter des Blocks betont. Denkbar ist unseres Erachtens sowohl eine geschlossene Blockrand¬ bebauung als auch aufeinander abgestimmte Solitärbauten, die Durchblicke in den Block erlauben und den Luftaus¬ tausch begünstigen. Die anzusiedelnden Betriebe können durch vertragliche Vereinbarungen verpflichtet werden, die Vorgaben des Gestaltungskonzepts für alle Ausbau¬ stufen zu übernehmen. Unter der Annahme einer geschlossenen Blockrandbebauung mit zunächst zwei Geschossen ergibt sich ein Volumen in der Größenordnung von rd. 4.250 m2 BGF (GFZ 0,8). Oranienstraße 155 - 158 Das Grundstück ist mit einer Tankstelle bebaut. Ange¬ sichts seiner exponierten Lage kann es jedoch als unter¬ genutzt bezeichnet werden und sollte als ganzes einer neuen Nutzung zugeführt werden. Flieran ist auch die Gewerbesiedlungsgesellschaft als Grundeigentümerin interessiert. Das Grundstück ist als Standort für verarbeitendes Gewerbe ungeeignet. Denkbar ist die Ansiedlung von Tertiärbetrieben. Baasner. Möller & Langwald b'^RO PL'R ARCH'-EKTJR JNT S'AC . . 100 Das Erdgeschoß könnte als Verkaufs- und Ausstellungs¬ fläche dienen. Ansonsten ist eine Büronutzung anzustreben. An einer niedrig geschossigen Bebauung sind zwei Betriebe interessiert. Wir bezweifeln jedoch, daß eine solche Be¬ bauung dem Stadtraum angemessen ist, und plädieren stattdessen unter Aufnahme der spitzwinkeligen Flucht¬ linien dafür, daß Gebäude sowohl entlang der Oranienstraße als auch der Prinzessinnenstraße stufenweise der Nachbarbebauung anzupassen (rd. 3.000 m2 BFG). Stadterneuerung Luisenstadt Girtachterverfahren Moritzplatz Gutachten für die Blöcke 61 und 62 Erweiterung des Flächenangebots Gewerbegebäude «fdlÜ m Neubau Aufstockung Ansiedlungsflache (mögl. Baukörper) Grundflächenerweiterung c23 Hofüberdachung Erhalt zur Abschirmung STERN G.m.b.H. Internationale Bauausstellung Berlin 1987 Baasner, Möller & Langwald 3'.PO '.so STAorpi>:n;r.o Helmholtzstraße 2-9.1000 Berlin 10 Telefon (020) 393 2251/ 393 22 75 Berlin im August/September 1986 102 Baasner. Möller & Langwald cj^o '"jp abchitek'Ü« J\D *<". Stadtraum und Stadtbild Die Maßnahmen zur Verbesserung der stadträumlichen Situation beziehen sich auf den historischen Stadtgrund¬ riß. Sie versuchen, den Blöcken ein stadträumliches Ge¬ füge zu geben; die heterogene Bebauungsstruktur kann jedoch nicht aufgehoben werden. Verbesserungsmöglich¬ keiten ergeben sich deshalb vor allem im Detail. Bei allen Bemühungen sollte jedoch nicht übersehen werden, daß auch die umgebenden Blöcke eher einen Überblick über die Entwicklung des Städtebaus und der Architek¬ tur als den Eindruck von Homogenität vermitteln. Die weiter oben vorgeschlagenen Aufstockungen und Neubaumaßnahmen führen sowohl zu einer stärkeren Betonung der Raumkanten als auch zu einer räumlichen Fassung der fast völlig aufgelösten Raumstruktur im westlichen Teil beider Blöcke. Entlang der Ritterstraße mildern sie den fast rhythmischen Wechsel von gro߬ zügigen Gebäuden und tiefen Einschnitten. Die Instandsetzung und Renovierung der Straßenfassaden betont die historische Funktion der Blöcke als Gewerbe¬ standort. Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen werden die großen Brandwände, die den Stadtraum zu großen Teilen bestim¬ men nur zum Teil verdeckt. Sie sollten in die Gestaltung einbezogen werden. Hierzu bieten sich sowohl Begrünung, als auch Fassadenbemalungen (durchaus auch in Verbin-' dung mit Werbung für die ansässigen Betriebe) an, die miteinander kombiniert werden sollten. Hierzu ist ein Gestaltungskonzept zu entwickeln. Aus stadträumlichen Gründen schlagen wir folgende Ma߬ nahmen vor: Prinzessinnenstraße 16, 17 - 18 und 19 - 20 Die vor den Gebäuden liegenden Freiflächen sind für die Andienung und als Stellplatzfläche unbedingt zu er¬ halten. Zur Betonung der Blockkanten schlagen wir eine Kombination von schmalen Grünstreifen, Repräsentations¬ flächen für die ansässigen Betriebe und ein Raumgebilde mit Betonung der Eingänge vor. Für das Gebäude Prinzessinnenstraße 16 sind zusätzlich Fenster in der straßenseitigen Brandwand wünschenswert. Prinzessinnenstraße 21 - 24 Der hier ansässige Betrieb beabsichtigt einen internen Umbau des Gebäudes. In diesem Zusammenhang ist eine Öffnung der fast fensterlosen Fassade und die Einrichtung eines Ausstellungsraumes geplant. Durch diese Maßnahme entsteht ein Pendant zu der gegen¬ überliegenden Ausstellungshalle. Segitzdamm / Ecke Prinzessinnenstraße (Erweiterungsbau des ehemaligen Kaufhauses Konsum) An eine Bebauung der Freifläche, die wegen eines hier früher stehenden Wohngebäudes bei der Erweiterung des Kaufhauses ausgespart wurde, ist angesichts einer GFZ von 4,4 (!) nicht zu denken. Die Ecke dient heute zur Andienung. Diese Funktion muß erhalten bleiben, die Ecksituation kann allerdings durch Baumreihen betont werden. Auch hier halten wir es für angebracht, die zwei Brand¬ wände durch vertikale Fensterreihungen zu öffnen und zu gestalten. Ritterstraße Für die Ritterstraße ist zu prüfen, ob trotz des U-BahnTunnels und der notwendig geringen Abstände zu den Gebäuden eine Bepflanzung mit Bäumen möglich ist. Flierdurch dürfen weder das Fahrbahnprofil noch die Einfahrtbreiten und Radien verengt werden. Baasner. Möller & Langwald BURG p .R -iRCHGEr " jR . v, •, 105 Verkehr und Erschließung Primäres Ziel ist die Sicherung der bestehenden Situation, Verbesserungen sind nur im beschränktem Umfang mög¬ lich. Straßenraum Die Möglichkeit, die Erschließung der Grundstücke nach¬ haltig zu verbessern, besteht nur für zwei Grundstücke. Alleine hieraus ergibt sich, daß dem Straußenraum auch weiterhin die Funktion zukommt, auf den Grundstücken fehlende Verkehrs- und Stellplatzflächen zu kompensieren. Durch die vorgeschlagene Verdichtung der gewerblichen Nutzung werden die Ansprüche an den Straußenraum noch steigen. Deshalb und um den fließenden Wirtschaftsverkehr nicht zu behindern, sollte von allen Plänen der Verkehrsberuhi¬ gung und des Straßenrückbaus sowohl für die angrenzenden Straßen als auch für die, die die Blöcke mit dem über¬ örtlichen Verkehrsnetz verbinden, Abstand genommen werden. Da das Angebot an Stellplätzen weder auf den Grundstücken noch im Straßenraum, hier besteht zudem ein Zielkonflikt gegenüber einer großzügigen Ausweisung von Ladezonen, wesentlich erhöht werden kann, ist das südlich der Ritter¬ straße gelegenen Parkhaus in die Überlegung einzubeziehen. (6) Zusätzliche Ladezonen sind zumindest vor den Grundstücken Ritterstraße 11 und Prinzessinnenstraße 30 einzurichten. Diese sind, wie auch die bereits bestehenden, deutlicher zu kennzeichnen. Prinzessinnenstraße Die Prinzessinnenstraße ist den gegenwärtigen Anforderungen kaum gewachsen. Sie sollte deshalb ausschließlich dem Wirtschafts- und Kundenverkehr reserviert und zudem zur Einbahnstraße (Fahrtrichtung Richtung Segitzdamm) er¬ klärt werden. Hierdurch ergibt sich die Möglichkeit, den Verlust an Stellplätzen durch die vorgeschlagene Ladezone zumindest auszugleichen. (6) Zur Zeit besteht bereits die Möglichkeit, frei werdende Stellplätze auf individueller Ebene zu mieten. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UNC STADTP'_A>iu\Ü 106 Erschließung der Grundstücke / Stellplätze In zwei Fällen ist eine grundstücksübergreifende Er¬ schließung möglich. Für die Grundstücke mit problema¬ tischer Erschließungssituation, insbesondere im Block 62, bestehen solche Möglichkeiten der nachhaltigen Verbes-' serung leider nicht. Zur Sicherung der Erschließung ist zudem die Instand¬ setzung und Erhöhung der Tragfähigkeit mehrerer Hof¬ decken erforderlich. Insgesamt sind rd. 1.830 m2 Hof¬ decke auf drei Grundstücken zu erneuern. Auf zwei Grundstücken ist die Hofnutzung neu zu orden. Dies betrifft jedoch ausschließlich Höfe, die zur Erneuerung vorgeschlagen sind. Auf einigen Grundstücken kann das Stellplatzangebot er¬ höht werden. Ritterstraße 3 Auf diesem Grundstück ist eine Erneuerung der Hof¬ fläche angebracht. Außerdem wird eine Neuordnung der Hofnutzung vorgeschlagen. Ritterstraße 11 Für dieses Grundstück, dessen Höfe überlastet sind, bietet sich die Anlage einer Ringerschließung an. zu ist eine Vereinbarung mit der Post notwendig. Größere bauliche Maßnahmen sind nicht erforderlich Fur die Zeit der Baudurchführung ist die Schaffung einer Zufahrt über das Grundstück der Post ohnehin unumgäng¬ lich. Statt einer provisiorischen Lösung sollte eine lang¬ fristige Vereinbarung angestrebt werden. Das Grundstück Prinzessinnenstraße 25 - 26 kann in die neue Erschließung einbezogen werden. Ritterstraße 12 - 14 Die Erschließung reicht für das gegenwärtige Transport¬ aufkommen in diesem Hof aus; die Anforderungen an die Erschließung dürften sich kurz- bis mittelfristig sogar noch reduzieren. Trotzdem sollte als Option ein möglicher Anschluß an die hervorragende Erschließung der Prin¬ zessinnenstraße 19 - 20 offen gehalten werden. Hierzu ist ein Durchbruch durch das hintere Quergebäude er¬ forderlich. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 107 Prinzessinnenstraße 16 Auf der vor dem Gebäude liegenden Freiflächen sollen sowohl die Zufahrt als auch die Stellplätze befestigt werden. Durch eine Neuordnung der Fläche wird die Zahl der Stellplätze geringfügig erhöht. Sofern diese von den Nutzern nicht benötigt werden, könnten sie an umliegende Betriebe vermietet werden. Prinzessinnenstraße 17-18 und 21 - 24 Die hier ansässigen Kfz.-Betriebe zeichnen sich durch einen hohen Bedarf an Stellplätzen aus (Kundenverkehr und Reparaturdurchgänge). Zur Entlastung des Straßen¬ raums ist die Aufstellung von Parkpaletten auf beiden Grundstucken wünschenswert. Ein Betrieb ist hieran interessiert. Stadterneuerung Luisenstadt Girtachterverfahren Moritzplatz Gutachten für die Blöcke 61 und 62 Erweiterung des Flächenangebots /ftn? Gewerbegebäude N ^bau \m A tj ✓\ Aufstockung Ansiedlungsflache (mögl. Baukörper) Grundflächenerweiterung Hofüberdachung Erhalt zur Abschirmung STERN G.m.b.H. Internationale Bauausstellung Berlin 1987 Baasner, Möller & LangwaJd B'.no F'uf Aa^MfEKroR '^.0 srAorpt^.-iuf.G Helmholtzstrafle 2-9.1000 Berlin 10 Telefon (030) 393 22 51 / 393 22 75 Berlin im August/September 1986 Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLA\U\G 109 Reduzierung des Energiebedarfs und der Emissionen aus der Raumwärmeerzeugung Angesichts der Größe der Gewerbehöfe und ihrer ohnehin anstehenden baulichen Erneuerung bestehen günstige Vor¬ aussetzungen durch verbesserten Wärmeschutz und Ände¬ rungen der Heizanlagen sowohl den Energieeinsatz als auch die Emissionen nachhaltig zu reduzieren und die Schadstoffbelastung des Gebiets zu mildern. Durch die vorgeschlagenen Maßnahmen läßt sich der Energieverbrauch auf den einzelnen Grundstücken um bis zu 30%, die S02 - Emissionen um rd. 90% senken. In der Summe ergibt sich eine Verringerung der S02 - Emissionen um rd. 50% (bezogen auf die Gesamtemissionen aus der Beheizung der Gewerbegebäude beider Blöcke). Dieser Effekt läßt sich nur dann erzielen, wenn die Ma߬ nahmen aufeinander abgestimmt sind und als Einheit be¬ griffen werden. So ist z.B. die Einsparung durch einen verbesserten Wärmeschutz vergleichsweise gering, wenn nicht auch die Heizungsanlagen dem niedrigeren Wärme¬ leistungsbedarf angepaßt werden. Wärmeschutz Einen besonderen Verlustschwerpunkt bilden die Fenster, deren weiterer Austausch gegen Fenster mit Mehrscheibenverglasung vorgeschlagen wird. Auf die Fenster wurde bereits weiter oben eingegangen. Einen weiteren Verlustschwerpunkt bilden die Dächer. So¬ fern die Dachgeschoße genutzt sind, sollte die Dachfläche gedämmt werden, ansonsten die oberste Geschoßdecke. Da der Transmissionsverlust der Dachflächen bei den Hallenbauten besonders hoch ist, halten wir als vordringenste Maßnahme die Dämmung eines ungenügend ge¬ dämmten Hallengebäudes für erforderlich. Die übrigen Hallen wie auch die Nachkriegsbauten vor allem der 50er Jahre müßten, bevor konkrete Maßnahmen vorge¬ schlagen werden, detailierter geprüft werden. Langfristig werden auch hier Maßnahmen erforderlich sein. Von großer Bedeutung sind ferner die frei stehenden Brand¬ wände, die dringend einer ausreichenden Dämmung be¬ dürfen. Insbesondere auf drei Grundstücken machen die Brandwände einen großen Anteil der Gebäudehülle aus. Demgegenüber ist die Dämmung der Brüstungen und Durchfahrten nachrangig, im Zuge der Erneuerungs¬ maßnahmen jedoch ebenfalls vorzusehen. Heizungstechnik Die mit der Verbesserung des Wärmeschutzes einher- gehende Senkung des Wärmebedarfes bedeutet nicht eine Senkung des Energieverbrauchs in gleichem Maße. Notwendi ist eine Anpassung der Heizanlage, die ansonsten über¬ dimensioniert ist und noch seltener die Nennheizlast er¬ reicht. Bei Anlagen mit konventionellen Kesseln, wie sie hier fast ausschließlich eingesetzt werden, würde der Jahresnutzungsgrad dramatisch sinken und der Einspa¬ rungseffekt wäre gering. Kurz- bis mittelfristig schlagen wir die Änderung von vier Anlagen vor, die 20.479 m2 BGF beheizen, darunter den Austausch zweier Niederdruck-Dampfheizungen gegen Warmwasser-Pumpenheizungen, sowie in einem Fall den Er¬ satz von Öl-Einzelöfen durch eine mit Gas betriebene Zentralheizung (Warmwasser). Langfristig sind auch die verbleibenden Niederdruckdampf¬ heizungen auszutauschen. Dies ist jedoch erst dann erfor¬ derlich, wenn der Wärmeleistungsbedarf durch verschiedene Maßnahmen sinkt bzw. wenn Anlagen ohnehin erneuert werden müssen. (7) Wir halten es langfristig für angebracht, ausschließlich moderne Niedertemperaturkessel einzusetzen. Reduzierung der Emissionen Alleine durch die vorgeschlagenen Verbesserungen des Wärmeschutzes und der Anpassungen der Heizungen werden die S02 - Emissionen bereits um 600 kg oder rd. 10% reduziert. Eine darüber hinaus gehende Reduzierung der Emissionen ist nur möglich, indem entweder Heizgas eingesetzt wird, oder aber die Rauchgase einer Nachbehandlung unterzogen werden. Bei den großen Gewerbegebäuden bietet sich aus Kosten¬ gründen der Einsatz von Entschwefelungsanlagen (Rauch¬ gaswäsche), bei den kleineren Flächen der Einsatz von Heizgas an. Entschwefelungsanlagen Die Industrie bietet für kleine Heizanlagen ab 200 kW Wärmeleistungsbedarf Entschwefelungstechnologien mit einem garantierten Wirkungsgrad von 90% an. Da bisher nur Prototypen erstellt wurden, müssen Investitions- und Betriebskosten teilweise geschätzt werden. (7) Auf einem Grundstück mit einer BGF 7.393 m2 ist mittelfristig der Austausch der Anlage gegen Warmwasserpumpenheizung wahrscheinlich. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 111 Mit dem Einbau der Anlagen sollte in den drei größten Erneuerung^bjekten begonnen werden, da hier die günstigste Kosten-Nutzen-Relation vorliegt und erste Erfahrungen gesammelt werden können. Allein durch eine solche Maßnahme lassen sich die jährliche SO 2 Emissionen um 2.000 kg (rd. 43%) reduzieren. Langfristig wird der Einsatz von Entschwefelungsan9 *feiteren Grundstücken vorgeschlagen, wobei jedoch drei Grundstücke zusammengeschlossen werden müssen, da anderenfalls der Einsatz eines Rauchgaswaschers nicht möglich ist (Prinzessinnenstraße 25 - 26 27 - 29 und 30). Vorteilhaft ist hier noch, daß nur zwei Eigenturmer vertragliche Regelungen treffen müssen. Wegen der mit der Rauchgaswäsche verbundenen Feuchtig¬ keit ist stets eine Sanierung der Schornsteine erforderlich. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPUA\UVj 112 Aussagen zu den Grundstücken Im folgenden werden die Maßnahmen für die Blöcke dar¬ gestellt. (8) Im Anschluß daran gehen wir auf Alternativen ein. Die Nutzung von Prozeßwärme stellen wir im nach¬ folgenden Kapitel dar. Ritterstraße 3 Sowohl für den Altbau als auch für die eingeschossige Halle wird lediglich die Dämmung des Dachs vorgeschla¬ gen. Die Heizanlage kann dem veränderten Wärmeleitstungsbedarf angepaßt werden, so daß ein Eingriff nicht er¬ forderlich ist. Ritterstraße 11 Hier ist das gesamte Maßnahmenprofil für den Wärmeschutz anzuwenden. Der Wärmebedarf sinkt um insgesamt 291 kW. Die zwei Heizungsanlagen (Niederdruckdampf-) sind komplett zu erneuern und zu einer Warmwasseranlage zusammenzu¬ fassen. Die Anlage, die dann rd. 11.500 m2 BGF beheizt, ist mit einem Rauchgaswäscher auszustatten. Die Kosten für diese Maßnahmen belaufen sich auf insge¬ samt DM 2.664.000,-- (295,50 DM/m2 NFL). Ritterstraße 12 - 14 Das gesamte Maßnahmenprofil für den Wärmeschutz ist anzuwenden. Allerdings wurde bereits ein großer Teil der Einfachfenster durch Isolierglasfenster ersetzt. Die vorgeschlagenen Maßnahmen führen zu einer Reduzierung des Wärmebedarfs um 116 kW. Die Niederdruckdampfheizung ist gegen eine Warmwasser¬ heizung auszutauschen und mit einem Rauchgaswäscher auszustatten. Die Gesamtkosten betragen DM 1.887.000,-- (283,-- DM/ m2 NFL). Prinzessinnenstraße 16 Neben dem Einsatz von Isolierglasfenstern ist hier vor allem die Dämmung der Dach- und Brandwandflächen (8) Die Erneuerungskosten für die Fenster sind bereits in den Angaben für die Modernisierung enthalten. Baasner. Möller & Langwald BÜRO CUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 113 zu nennen, wodurch der Wärmebedarf um 125 kW gesenkt wi rd. Da die Heizungsanlage bereits auf Warmwasser umgestellt und ein Niedertemperaturkessel angeschlossen wurde, sind Verbesserungen an der Heizanlage bis auf die weitere schrittweise Auswechslung der Rohrleitungen und Heiz¬ körper, nicht erforderlich. Die Kosten, in diesem Fall ausschließlich für den Wärme¬ schutz, betragen DM 162.000,-- (47,-- DM/m2 NFL). Prinzessinnenstraße 25 - 26, 27 - 29 und 30 Für diese Grundstücke werden kurz- bis mittelfristig keine Maßnahmen vorgeschlagen, dennoch sollten die Gebäude langfristig mit nur einer Anlage beheizt werden, da nur dann der Einsatz einer Entschwefelungsanlage sinnvoll ist. Bei den geplanten baulichen Erweiterungen ist diese Option zu erhalten. Oranienstraße 161 Neben dem Austausch der Fenster ist eine Dämmung der freistehenden Brandwand vorzusehen. Die sich hieraus ergebende Senkung des Wärmebedarfs um 27 kW macht einen Austausch der Niederdruckdampf¬ heizung nicht erforderlich; langfristig sollten sie dennoch ausgewechselt werden. Die Kosten für die Dämmung der Brandwand betragen DM 16.000. Oranienstraße 163 Der größte Spareffekt ergibt sich hier aus einer Dämmung des Daches und der Brandwände, ferner müßten die Fen¬ ster ausgetauscht werden. Hierdurch Iäßt sich der Wärme¬ bedarf um 28 kW reduzieren. Die Gewerberäume werden zur Zeit v.a. mit Öl-Einzel¬ öfen beheizt. Diese sollten durch eine Gas-Warmwasserheizung ersetzt werden, um die Emissionen zu reduzieren. Die Gesamtkosten belaufen sich auf DM 102.000,-(155,-- DM/m2 NFL). Oranienplatz 4 (Erweiterungsbau des ehemaligen Kaufhauses Konsum) Hinsichtlich der Möglichkeiten, Energie einzusparen und Emissionen zu reduzieren nimmt dieses Gebäude, aufgrund der sehr ungünstigen energetischen Situation, eine Schlüs- Baasner, Möller & Langwald Büro Für ARCHiTEKTüP UND STADTPlANUNO 114 selstellung ein. Auf die Notwendigkeit, die Fenster zu erneuern, durch die sich allein 242 kW Wärmebedarf ein¬ sparen ließen, wurde bereits hingewiesen. Von großer Priorität ist ferner eine ausreichende Dämmung der Dach¬ flächen und der Fensterbrüstungen. Durch diese Maßnahmen läßt sich der Wärmebedarf um insgesamt 342 kW absenken. Die Heizungsanlage (Warmwasser) läßt sich relativ ein¬ fach dem reduzierten Wärmeleistungsbedarf anpassen, da lediglich einer der drei Kessel durch einen modernen Niedertemperaturkessel ersetzt werden müßte. Die Größe des Objekts erlaubt den Einsatz eines Rauch¬ gaswäschers. Das gesamte Maßnahmepaket führt zu einer Verringerung der jährlichen S02 - Emissionen um rd. 850 kg. Die Kosten belaufen sich auf DM 202.000,-- (25,-- DM/ m2 NFL). Alternativen Das vorgestellte Konzept besteht hinsichtlich der Emissions¬ minderung aus zwei Komponenten: 1) Die dezentrale Beheizung der Grundstücke wird bei¬ behalten ; 2) Die größeren Objekte (über 200 kW Wärmeleistungs¬ bedarf) werden weiterhin mit Heizöl-EL befeuert, die Abgase mittels Rauchgaswäscher gereinigt, die kleineren Anlagen werden langfristig vollständig auf Heizgas umgestel It. Zu diesem Konzept git es im Prinzip zwei Alternativen, zum einen den durchgängigen Einsatz von Heizgas, zum anderen die Einrichtung kleinerer Blockheizwerke, an die große Gewerbehöfe angeschlossen sind. Beide Alternativen lehnen wir jedoch aus verschiedenen Gründen ab. Einsatz von Heizgas Für den Einsatz von Heizgas spricht die fast 100%ige Re¬ duzierung der S02 - Emissionen. Zusätzlich ergeben sich weitere Vorteile, wie z.B. der Wegfall von Lagerkapazi¬ täten, die einfachere Regelungstechnik und der geringere Wartungsaufwand. Ferner entfallen die Investitions- und Wartungskosten für eine Entschwefelungsanlage. Gegen den Einsatz von Heizgas spricht allerdings der Be¬ zugspreis. Es kann kaum davon ausgegangen werden, daß das Preisniveau auf dem gegenwärtig niedrigen Stand bleibt. Der Kostenanteil des Heizgases ist zudem durch die Bindung des Gaspreises an den Ölpreis auch lang¬ fristig festgeschrieben. Baasner, Möller & Langwald 3'JRG ,:üR ARCHITEKTUR UND 115 Die höheren Investitionskosten für die Entschwefelung der Rauchgase werden durch die große Differenz bei den Brennstoffkosten mehr als ausgeglichen. Bei einer Modell¬ rechnung für das Grundstück Oranienplatz 4 (9) ergibt sich, daß die reinen Brennstoff kosten beim Einsatz von Gas erheblich höher (49%) sind, als bei Einsatz von Heiz¬ öl. Dieser Kostenvorsprung bleibt im Prinzip selbst unter der Berücksichtigung der Verzinsung des eingesetzten Kapitals und der höheren Wartungskosten bestehen. Er reduziert sich dann allerdings auf 37%. Hieraus ergibt sich eindeutig, daß bei den größeren Objekten Heizöl als Brennstoff vorzuziehen ist. Blockheizwerke Die zentrale Beheizung mehrerer Gebäude wird von uns nur in einem Fall vorgeschlagen (Prinzessinnenstraße 25 30). Ansonsten stehen wir in diesen Blöcken grundstücks¬ übergreifenden Lösungen skeptisch gegenüber. Eine nähere Untersuchung hat ergeben, daß sich selbst für die großen Gewerbehöfe an der Ritterstraße (9 - 14), die baulich und von der Lage her die günstigsten Voraussetzungen bieten, nennenswerte Vorteile durch den Anschluß an ein Blockheizwerk nicht ergeben. Für eine grundstücksübergreifende Lösung sprechen in diesem Fall die kurzen Wege und die Kostenersparnis bei den Anlageninvestitionen (z.B. Rauchgaswäscher, Schornsteinsanierung), dagegen jedoch mehrere Gründe, so daß wir insgesamt gesehen kleinteilige Lösungen vor¬ ziehen. Ein Blockheizwerk, dessen Entschwefelungsgrad nicht höher ist als der von Einzelanlagen, birgt eine Reihe kaum lös¬ barer Probleme: - Die Einsparungen bei den Anlageninvestitionen werden durch die Investition für ein neues Rohrleitungsnetz und die Erhöhung der Lagerkapazitäten zum Teil wieder ausgeglichen. Als Kesselhaus und Zentrale kommt nur der Ritterhof (Ritterstraße 11) in Frage. Dieser Standort ist aber bereits deshalb problematisch, weil der Eigentümer noch in diesem Jahr mit der Modernisierung des Ritter¬ hofs beginnen will, so daß, wenn nicht umgehend eine entsprechende vertragliche Vereinbarung getroffen wird, auch dieses Grundstück als potentieller Standort entfällt. Es entsteht die Frage nach dem Betreiber der Anlage. (9) vgl. Modellrechnung im Anhang Baasner, Möller & Langwald BÜRO FÜR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 11 Bei jeder denkbaren Variate ist es erforderlich, daß mehrere Grundstückseigentümer mit einer grundstücks¬ übergreifenden Lösung einverstanden sind. Es ist zu klären, wer die Anlage errichtet, bewirtschaftet und die Abrechnung vornimmt und ferner, wer für die Instandhaltung der unterschiedlichen Anlageteile zu¬ ständig ist. Die Komplexität dieser Probleme dürfte die Gründung einer Betriebsgesellschaft erforderlich machen. Es ist unwahrscheinlich, daß eine solche Betriebsge¬ sellschaft die erforderliche Wärmemenge kostengünstiger anbietet als bei dezentraler Wärmeerzeugung. Damit ent¬ fällt der wesentliche Anreiz der Grundstückseigner zur Zustimmung. Unklar sind ferner die Fördermodalitäten, da das Ge¬ werb ehofmodernisierungsprogramm grundstücksübergrei¬ fende Vorhaben nicht vorsieht. Stadterneuerung Luisenstadt Gutachterverfahren Moritzplatz Gutachten für die Blöcke 61 und 62 Raumwärme und Emissionsminderung 25 Dachdämmung und Fenstererneuerung Dachdämmung Brandwanddämmung Dämmung der Unterfahrten Erneuerung der gesamten Anlage Kesselaustausch Prozesswärmenutzung (zu prüfen) Einsatz Rauchgaswäscher Einsatz Rauchgaswäscher (langfr.) H Einsatz Heizgas STERN G.m.b.H. Internationale Bauausstellung Berlin 1987 Baasner, Möller & Langwald BuRO FUR ARCHITEKTUR UNO STAOTPUjANUNG Helmholtzstraße 2-9.1000 Berlin 10 Telefon (030) 393 22 51/393 22 75 Berlin im August/September 1986 Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND S~ADTPLA\u\G 118 Nutzung von Prozeßwärme Prozeßwärme fällt bei allen Betrieben, die Lackieran¬ lagen betreiben sowie bei einem kautschukverarbeitenet ie FaM wird w die ^ ann ('ns9esannt 5 Betriebe). Im letztgenannten Prozeßwärme bereits genutzt. Zunächst sollte in zwei Betrieben mit Lackieranlagen durch Sondergutachten geprüft werden, inwieweit die Prozeßwarme zur Beheizung der Betriebsräume und zur Luftvorwarmung genutzt werden kann. Hier bestehen gute Möglichkeiten, nicht nur den Energieeinsatz, sondern ebenso die S02 - Emissionen spürbar zu reduzieren, da die Anlagen uberwiegend mit Heizöl betrieben werden. Die Nutzung der Prozeßwärme in den restlichen zwei Be¬ trieben durfte sich technisch schwieriger gestalten. Bevor B<,triebe zunärh",, H 6 lErgebnisse cnha1er dCr der zwegangon abgewartet wird, sollten zunächst die Sondergutachten werden. Emzelbetriebliche Anlagen zur Raumwärmeerzeugung Einzelbetriebhche Anlagen zur Raum Wärmeerzeugung fin¬ den sich vor allem auf dem Grundstück Ritterstraße 12 6 heizi'pn9^^" ^'71 neizten oebauden. Urnfan 9 auch jn anderen mit Dampf be- Mit der Umstellung auf Warmwasser entfällt für viele Betriebe das Problem, die Unzulänglichkeiten der Nieder¬ druckdampfheizungen durch zusätzliche Anlagen ausgleichen zu müssen. Die Anlagen sollten dennoch erhalten bleiben a sie unter anderem dazu dienen, die Zeiten, in denen die Sammelheizung außer Betrieb ist, zu überbrücken Baasner, Möller & Langwald SURO FUR ARCHiTEKTUR l'NC STADTPLANUNG 119 Betriebliche Emissionen Als Luftschadstoffe aus Produktionsprozessen werden vor allem Lösungsmittel freigesetzt. Diese fallen in größeren Mengen bei den Betrieben mit Lackieranlagen an. Sie werden hier abgesaugt und ge¬ filtert. Inwieweit die Filteranlagen verbessert werden können, wir z. Zt. für die größte Lackiererei durch ein Sondergutachten geprüft. Erst nach Vorlage diese Gut¬ achtens sind quantitative Aussagen möglich. Zusätzlich bestehen Möglichkeiten der Substitution durch lösungsmittelfreie Lacke bzw. Lacke mit nicht-gesundheits¬ schädlichen Lösungsmitteln. Vorteilhaft ist vor allem der Einsatz von lösungsmittelfreien Pulverlacken, die sich zu¬ sätzlich durch einen besonders hohen Auftragswirkungsgrad auszeichnen. (10) Der Substitution der eingesetzten Stoffe durch umweltfreundliche Produkte ist grundsätzlich der Vorrang einzuräumen, Bei der Spritzlackierung werden Pulverlackverfahren aber bereits in einem großen Umfang eingesetzt, inwieweit dieser Umfang ausgeweitet werden kann, ist unklar. Die Substitution hergebrachter Farben und Lacke durch umweltfreundliche Produkte ist nur durch eine intensive und qualifizierte Beratung der Betriebe möglich. Dies ist jedoch bei der Mehrzahl der Betriebe, in denen diese Emissionen an diffusen Quellen auftreten, der einzige Weg zu ihrer Reduzierung. Größte Bedeutung haben hier allerdings die Entscheidungen der Farbenhersteller. Eine intensive Beratung ist auch im Hinblick auf die ordnungsgemäße Beseitigung von Sonderabfällen erforder¬ lich. Als bauliche Maßnahme ist die Verlängerung zweier tiefliegenden Ausgangsstutzen von zwei Lackierauflagen auf die übliche Firsthöhe vorzusehen. Hinsichtlich der produktionsbedingten Schallemissionen wird sich durch die vorgeschlagene Erneuerung der Fen¬ ster (Verbundfenster) eine beträchtliche Reduzierung ergeben, die durch den Lieferverkehr bedingten Emissionen lassen sich hingegen durch bauliche Maßnahmen nicht nachhaltig verringern. Blockrandschließungen und Auf¬ stockungen werden die abschirmende Wirkung der be¬ stehenden Gebäude weiter erhöhen, die unbedingt zu er¬ halten sind. (10) Im Druckluftspritzverfahren mit flüssigen Lacken ge¬ langen nur ca. 50% des Lacks auf das zu behandeine Produkt, im Trockenauftragsverfahren dagegen ca. 70%. Baasner, Möller & Langwald 3UR0 FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG 120 Verbesserung der ökologischen Situation Weitere Verbesserungen der ökologischen Situation sind nur m beschranktem Umfang gegeben. Zu diesen zählen in erster Linie Begrünungsmaßnahmen an den Gewerbeqebauden. Sowohl bei Dach- wie auch Wandbegrünungen reten unterschiedliche Probleme auf. Bei den Dachbegrunungen scheiden alle Sattel- und Pultdächer (nach dem nege als Notdacher aufgesetzt) aus praktikablen Gründen aus. Es verbleiben die Flachdächer als potentielle Begrunungsflachen. Diese betragen ca. 6.000 m? (brutto) m beiden Blöcken. Hierzu ist jedoch eine statische wie Mch Uberprüfun 9 der Maßnahmen erforder- w6 der Brandwände sind aufgrund des ersiegelungsgrades des Bodens problematisch. Dieser gegebenfalls erforderlichwerden, sind. wobei geqebenfalls Sperrungsmaßnahmen S SChmalen Streifen entsiegelt Eine weitere Möglichkeit besteht in der Bepflanzung der straße Per9ola Konstruktion - an der Prinzessinnen- Diese Möglichkeiten, für die weder die Finanzierung noch die Wartung geklärt ist, sollten .edoch nicht darüber h°nwegtauschen, daß die entscheidende Maßnahme zur Umweltverbesserung, die Minderung der Emissionen aus der Raumwarmeerzeugung und aus dem Produktionsprozess ist. Baasner, Möller & Langwald BÜRO -OR ARCHITEKTUR UND S'AOTPLAUUVO 122 Umsetzung Die Mitwirkungsbereitschaft der Grundeigentümer und Betriebsinhaber, die positive Entwicklung des Gewerbes, und das sich aus den Flächenreserven und -Verbesserungen ergebende Potential bieten günstige Voraussetzungen, daß das vorgeschlagene Konzept auch umgesetzt werden kann. Voraussetzung hierzu ist allerdings, daß die bestehende planungsrechtliche Ausweisung (Art der Nutzung) wie auch unter bestimmten Voraussetzung die Ausweisung als Sanierungsgebiet beibehalten und daß bei der Umsetzung der Maßnahmen behutsam vorgegangen wird. Planungsrechtliche Ausweisung (Art der Nutzung) Die gegenwärtige eindeutige Planungssituation (Gewerbe¬ gebiet bzw. beschränktes Arbeitsgebiet) muß beibehalten werden. Entsprechend sind die- Forderungen nach einer Umwidmung in ein Mischgebiet bzw. gemischte Baufläche zurückzuweisen. Dies impliziert, daß die zur Disposition stehenden Flächen ausschließlich einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden sollen. Dio im Flächennutzungsplan (Entwurf 84) vorgeschlagene Darstellung als gemische Baufläche hätte das Eindringen nicht gewerblicher Nutzungen (Wohnen und soziale Infra¬ struktur) zur Folge. Weiterhin ist zu erwarten daß sich die Grundstückspreise mindestens verdrei¬ fachen, was eine Weiterentwicklung der gewerblichen Nutzung (Neubau) auf den derzeit nicht oder nur untergenutzten Flächen faktisch ausschließt; daß erneut eine kleinteilige Mischung entstehen würde, womit das Konfliktpotential steigt und Emissionskonflikte vorprogrammiert sind; daß die Anforderungen an den Straßenraum vielfältiger werden (Stellplätze, Ersatz für fehlende Freiflächen etc.), was die derzeit weitgehend unprcblematische Andienung der Gewerbebetriebe erheblich beeinträchti¬ gen würde; daß sich die Standortsicherheit der Betriebe erheblich verringern wird, daß für ca. 14 Betriebe lediglich noch der Bestandsschutz gilt, und daß für diese Betriebe der Zugang zu öffentlichen Krediten (z.B. ERP) proble¬ matischer wird. Welche nachhaltigen Veränderungen in der Gewerbestruktur zu erwarten sind, wird deutlich, wenn man den derzeitigen Gewerbesatz hinsichtlich seiner planungsrechtlichen Zulässigkeit in einem Ml-Gebiet analysiert. Von den an- Baasner, Möller & Langwald BÜRO FÜR ARCHITEKTUR UNO STADTRLANUNG 123 sässigen Betrieben sind 10 (mit 36% aller gewerblich Be¬ schäftigten) ausschließlich in GE-Gebieten zulässig, bei vier weiteren Betrieben (2% der Arbeitsplätze) ist die Zulässigkeit in einem Mischgebiet problematisch. Tab. 21: Gefährdete Betriebe bei Änderung der Ausweisung (MI) Branche Bestand Anz. Betr. Anz. Besch. Bau/Ausbau 2 Metall/Masch.-Bau 14 114 Elektro/Optik 9 423 Holzverarbeitung 4 33 Kunststoffverarb. 3 59 Druckereien/Bindereien 7 101 Kfz.-Reparatur 3 94 sonst, verarb. Betriebe 7 158 Handel u. Dienste 38 147 gewerbliche Betriebe 87 1.146 insgesamt nicht gewerbliche 7 244 Arbeitsstätten davon in MI unzulässig* Anz. Betr. Anz. Besch. . 3 26 2 222 1 3 1 38 _ _ 2 90 1 40 1 40 ZuUsslgkelt problematisch* Anz. Betr. Anz. Besch. 2 14 1 _ 60 22 10 408 4 1 29 - * für ansässige Betriebe gilt lediglich Bestandsschutz Quelle: eigene Erhebung 1986 Für die Beibehaltung der bisherigen Nutzungsausweisung spricht zudem die Realnutzung, sind doch in beiden Blöcken rd. 3/4 der gesamten Nutzfläche gewerblich genutzt. Anders als im Block 61 ist im Block 62 das tertiäre Gewerbe stark, störendens dagegen kaum vertreten, so daß hier, von seiten der gewerblichen Nutzung eine andere Ausweisung theoretisch denkbar ist, was jedoch die ein¬ heitliche Planungssituation aufheben würde. Ein Elandlungsbedarf ist jedoch nicht zu erkenren, ferner sollte an der Prinzessinnenstraße eine weitere Wohnbebauung nicht zu¬ gelassen werden, um Emissionskonflikte zu verhindern und weitere Ansprüche an die Prinzessinnenstraße, die durch der. Wirtschaftsverkehr stark belastet ist, nicht entstehen zu lassen. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNO 124 Fortführung der Sanierung (§ 5 StBauFG) Trotz Unsicherheiten mehrerer Eigentümer und Betriebe darüber, ob das Gebiet noch Sanierungsgebiet ist, trotz der divergierenden Auffassungen über die Rolle der STERN GmbH als Sanierungsträger und trotz der, aller¬ dings mit guten Argumenten belegten, Auffassung des Sanierungsträgers GSG, die Sanierungsmaßnahmen seien abgeschlossen, halten wir eine Fortführung der Sanierung aus folgenden Gründen für empfehlenswert, allerdings nur unter den weiter unten formulierten Voraussetzungen. 1. Die baulich-technische Verbesserung des Gewerbe¬ flächenangebotes und im Zusammenhang damit die Reduzierung der S02 - Emissionen der gewerblichen Heizungsanlagen und die Verbesserung der Erschließungs¬ situation sind ohne den Einsatz des Gewerbehofmodernisierungsprogrammes, das ausschließlich in §4 und §5 StBauFG-Gebieten eingesetzt werden kann, nicht möglich. (11) 2. Die des weiteren in Sanierungsgebieten bestehenden Förderprogramme für verschiedene strukturbereinigende und verbessernde Maßnahmen stehen im Prinzip auch außerhalb von Sanierungsgebieten zur Verfügung, wenn auch zu modifizierten Konditionen. Ihr Einsatz ist in Sanierungsgebieten jedoch einfacher. Eine Fortführung der Sanierung halten wir jedoch nur dann für angebracht, wenn bei der Umsetzung der Ma߬ nahmen die bereits häufig untersuchten und belegten negativen Auswirkungen der Sanierung auf den Gewerbe¬ bestand weiterhin vermieden werden, z.B. durch den Ver¬ zicht auf eine restriktive Anwendung des § 15 StBauFG, durch eine Kontinuität der Ziele und Konzepte sowie durch eine hinreichende Transparenz des Planungsprozesses. Daß derartige Tendenzen vermieden werden können, be¬ legt die Entwicklung der Blöcke sehr nachdrücklich'. Gewerbehof modernisierungsprog ramm Dieses Programm ist das wichtigste Instrument zur städte¬ baulichen und baulichen Verbesserung, wie auch zur Er¬ neuerung der Heizanlagen. Aufgrund der Eigentumsverhältnisse greift das Programm lediglich auf einem der Grundstücke, für die hier ent¬ sprechende Maßnahmen vorgeschlagen sind, nicht. Unter anderem aus diesem Grund ist eine Privatisierung des Grundstücks zu empfehlen. (11) Die zur Zeit diskutierte Änderung des räumlichen Geltungsbereiches des Programmes würde ein zentrales Argument für die Fortführung der Sanieruna hinfallig machen. Baasner. Möller & Langwald BL'RO RUR ARCHIREK'JR ;,\r AV.G 125 Inwieweit das Programm auf den anderen Grundstücken tatsächlich eingesetzt werden kann, bleibt jedoch abzu¬ warten. Zwar konnten von uns die Eigentümer für das Programm interessiert werden, doch die Verfahrens- und fördertechnische Konzeption sowie der Maßnahmenumfang lassen uns zur Zeit nicht übersehen, ob Eigentümer auf dieses Programm zurückgreifen werden. Eine Überarbeitung des Programms ist in verschiedener Hinsicht wünschenswert. Andere Finanzierungsmöglichkeiten Soweit die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verbesserung der internen Erschließung im Block 61 nicht über das Gewerbehofmodernisierungsprogramm zu finanzieren sind (der finanzielle Aufwand ist minimal), ist eine Finan¬ zierung über § 41 StBauFG zu prüfen. Das StBauFG (§ 44) kann ferner herangezogen werden, um auf zwei Grund¬ stücken jeweils ein bis zwei Betriebe zu verlagern, um bestehende Flächenengpässe zu mildern. Ansonsten setzt das Konzept auf die Investitionsbereit¬ schaft der ansässigen Betriebe, insbesondere soweit sie zugleich Eigentümer des Betriebsgrundstücks sind, bzw. auf die Investitionsbereitschaft der anzusiedelnden Be¬ triebe. Für die selbstnutzenden Betriebe bestehen ver¬ gleichsweise günstige Finanzierungsbedingungen für bau¬ liche Investitionen (§§ 14 u. 19 Berlin FG, § 21 EStG, ERP-K redite). Selbstnutzende Betriebe werden als Investor jedoch nur dann zu gewinnen sein, wenn die bestehende eindeutige Planungssituation nicht verändert wird. Soweit sich hinsichtlich betrieblicher Emissionen ein Handlungsbedarf ergibt, ist eine Verbesserung der Situa¬ tion nur durch eine Substitution der eingesetzten Stoffe, durch Verhaltensänderungen im Umgang mit umweltbe¬ lastenden Stoffen, sowie durch betrieblich Investitionen zu erzielen, für die verschiedene Fördermöglichkeiten vorliegen (§ 7d EStG. UIP, ERP-Kredite). Voraussetzung ist eine sehr intensive Beratung, die in einzelnen Fällen auch die Bereitstellung von Sondergutachtern bedeuten muß. Mit Wirkungsbereitschaft Die Mitwirkungsbereitschaft der Grundeigentümer und der Betriebsinhaber ist insgesamt recht hoch. Sie ist besonders bei den Betrieben mit traditioneller Standort¬ verbundenheit (sofern es sich nicht um Auslaufbetriebe handelt) und bei den Eigentümern und Betrieben, bei denen Veränderungen erforderlich sind, ausgeprägt. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR U*iD STACFPLAXl VT 126 So zeigten sich insgesamt sieben Grundeigentümer an dem Gewerbehofmodernisierungsprogramm interessiert, mehrere Betriebe an einer Umwelt- oder Energiebe¬ ratung, was die Bereitschaft zur Mitarbeit unterstreicht. Anzutreffen war allerdings auch eine gewisse Skepsis, die entweder auf eigenen Erfahrungen (z.B. als 'Um¬ setzbetrieb') oder auf mehr allgemeinen Erfahrungen mit der Sanierung und anderen bürokratischen Planungen beruht. Wir möchten darauf hinweisen, daß nach unseren Erfah¬ rungen die Mitwirkungsbereitschaft durch zu forsches oder unkoordiniertes Vorgehen schnell verspielt werden kann, und daß die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der Betriebe ebenso beachtet werden muß wie der Umstand daß die Zeit für Gespräche für die Betriebe Arbeitszeit' und damit kostenrelevant ist. Beteiligung Wir haben bereits eingangs darauf hingewiesen, daß das von uns vorgeschlagene Konzept nur mit einem behutsamen Verfahren umgesetzt werden kann. Behutsam bedeutet in diesem Zusammenhang, daß die Kontinuität der Planung gewahrt bleibt und ihre Ziele erkennbar sind, daß die Interessen der Betriebe auch gegenüber dem Eigentümer berücksichtigt werden, und daß eine ausreichende Möglichkeit zur Beteiligung be¬ steht. Eine besonders intensive Beteiligung ist im Rahmen der Erneuerung notwendig, in die sowohl die inhaltliche Planung als auch verfahrensmäßige (zeitliche) Fragen einbezogen werden müssen. Es ist sicherzustellen, daß die Erneuerung der Bausubstanz tatsächlich zu einer Verbesserung der Produktionsbedingungen führt und daß sich durch die Baumaßnahmen keine vermeidbaren Be¬ hinderungen ergeben. Hier ist die Kompetenz der Be¬ triebsinhaber unersätzlich, die jedoch durch einen Exper¬ ten, der ihr Vertrauen genießt, ergänzt werden sollte. Eine direkte Beteiligung der Betriebe an der Planung, die den gesamten Block oder die nähere Umgebung be¬ trifft, dürfte jedoch sehr schwierig sein. Nach unserer Erfahrung sind die Betriebsinhaber in der Regel nicht geneigt, sich auf langwierige Diskussionsprozesse mit ungewissem Ausgang einzulassen. Hier ist die Form der Anwaltsplanung, etwa durch die Einbeziehung der Kammern, vorzuziehen, was nicht ausschließen sollte, daß die Betriebe an diesem Diskussionsprozeß teilnehmen. Nicht unterschätzt werden sollte die Funktion eines kompetenten Ansprechpartners, der den Betriebsinhabern Baasner. Möller & Langwald BÜRO PijR ARCHITEKTUR UND STAC-^LAVJNC 127 über"dln können. 516 Sich' 0hne 9roße Umwege ?9en Sachstand verbindlich informieren UnC bei weill Stadterneuerung Luisenstadt Gutachterverfahren Moritzplatz Gutachten für die Blöcke 61 und 62 Konzept nzm r^ nsjsn □a "cza QSS C2S nag ca IS [23 => fplfp] —► □LJof) .o ■ s a a s s I /CXI ooo Ceweröerutzun«» Vorwutzroj GeaelnOedarf Ansiedlungsftacne ■öglicta Bauköroer Grindf läcnenerwel terung Neubau Aufstocking Hofüberäachung (Halle) [nstandsetzuig und NoOemlslerung (einschl. «äraesctutz) Dachdaemg (Neubau) In Zujj—erbang sit Altbajerneuerung Brandwandgestaltung Fassadenrenovlerung in) -anOering Brantfwandfenster Pergola / Raurgebtlde Hof deckenemeuerung Hofdeckenemeuenng und Neuordrmg Ste Up latzneuordnung Stellolatzneuordnmg ind Befestlgmg Erneuenng und Neuordrmg Hoff lache zusatzliehe Ladezone Stellolatzneuordnung Straße Unandlmg in Einbahnstraße Paricoalette (zu prüfen) vorhandene Ringerschi lefling neue Ringerschließung Ootton Ringer Schließung neuer Aufzug Helterfünng Aufzug in Kell er-/Dachgeschoß Austausch vorhandener Aufzug Alternative neuer Aufzug Erneuermg der Heizanlage Einsatz Rauchgasväscher Elnsatz Rauchgasvdscher (langfristig) Einsatz Heizgas Kesse laus tausch Prozess war ■oitzwg (zu prüfen) Erhalt abschlraender Gebäude Bauvflanzwg (zu prüfen) soweit keine Aussagen getroffen wurden gilt der Bestandsolan 1:500 STERN G.m.b.H. Internationale Bauausstellung Berlin 1987 c Baasner. Möller & LangwaJd eeno foff iy<o staote^A'VUNC HelmhoUzslrane 2-9.1000 Berlin 10 Telefon (030) 393 22 51 / 393 22 75 Berlin im August/September 1986 Baasner, Möller & Langwald BÜRO RUR ARCHITEKTUR UND S7ADTpL jUUNG 128 T abellenverzeichnis Seite 3-1 Tab. 1: Eigentümerstruktur 1986 Tab. 2: Einwohnerstruktur 1986 Tab. 3: Einwohnerentwicklung 1975 - 1985 27 Tab. 4: Branchenstruktur 34 Tab. 5: Verteilung der Betriebe und der Beschäftigten auf Größenklassen Tab. 6: Entwicklung des Betriebsbesatzes 37 Tab. 7: Entwicklung der Beschäftigung 33 Tab. 8: Nutzung der Grundstücke 43 Tab. 9: Nutzung der Geschoßflächen 43 27 35 Tab. 10: Leerstände und Umnutzungen gewerblicher Flächen 49 Tab. 11: Entwicklung der gewerblichen Brutto- 49 geschoßfläche Tab. 12: Alter der Gewerbegebäude 53 Tab. 13: Struktur der Gewerbegebäude 51 Tab. 14: Bausubstanz der Gewerbegebäude 55 Tab. 15: Heizungstypen nach Bruttogeschoß- 64 flächen Tab. 16: S02 - Emissionen nach Heizungstypen 69 Tab. 17: Emissionsanteile der unterschied- 71 liehen Heizungstypen Tab. 18: Immissionskonzentrationen 75 Lindenstraße Tab. 19: Betriebliche Emissionen nach Branchen Tab: 20: Kosten der baulichen Instandsetzung 94 und Modernisierung Tab. 21: Gefährdete Betriebe bei Änderung 124 der Ausweisung Tab. 22. Maßnahmekosten jpo Anhang Tab. 23: Daten und Bewertung der Ge- im Anhang werbegrundstücke 76 Baasner. Möller & Langwald B'JRO PUR ARCHITEKT-UP STACT^L-N, \ 3 129 Planverzeichnis Lage der Blöcke Blockränder Seite 13 ig Konzeption Gewerbesiedlungsgesellschaft 1972 23 Konzeption March/Balg 1968 23 Planausweisungen und -darstellungen 25 Eigentumsverhältnisse 30 Grundstücksnutzung 43 Arbeitsplätze je 100 m2 Grundfläche 44 Versiegelung 45 Gebäudenutzung 4-7 Struktur der Gewerbegebäude 5-1 Baualter 52 Bausubstanz Altbauten 55 Bausubstanz Neubauten 55 Hofnutzung und Erschließung gg Instandsetzung und Modernisierung 94 Erweiterung des Flächenangebots toi Stadtraum 104 Verkehr und Erschließung -|08 Raumwärme und Emissionsminderung 117 Begrünungen Übersichtspläne Bestand 1 : 500 Konzept 1 : 500 121 Baasner, Möller & Langwald Literaturverzeichnis AlV-Berlin 1982/83: Architekten- und Ingenieurverein zu Ber¬ lin; Schinkel Wettbewerb 1982/83, Ausschreibung, Berlin Alexander 1977/78: Untersuchung zur vorbeugenden Reinhal¬ tung des Abwassers von Druckereien und Reproanstalten, FOGRA-Forschungsberichte Teil 1 und 2, München Baasner u.a. 1985: Gewerbeverdrängung durch Sanierung; Stand¬ ortbedingungen für Gewerbebetriebe im Stadterneuerungspro¬ zess, Berlin Baasner u.a. 1985a: Nutzungskonflikte zwischen Wohnen und Ge¬ werbe in innenstadtnahen Mischgebieten; in: Die alte Stadt Heft 3/85 Balg 1970: I. Balg, Gewerbesanierung im Exportviertel Ritter¬ straße Berlin - Die Erneuerung eines traditionsreichen inner¬ städtischen Gewerbegebietes, Vortrag am Institut für Städte¬ bau, Berlin Bundesminister für Raumordnung, Bauwesen und Städtebau 1983: Bau- und Wohnforschung, Heft 04.086, Bonn-Bad Godesberg Bork 1984: G. Bork, Wohnen und Gewerbe, Bewältigung städte¬ baulicher Konfliktsituationen durch Bauleitplanung, Köln Brüstle 1977: W. Brüstle, Verfahren und Möglichkeiten der Ab¬ luftreinigung in der industriellen Lackiertechnik, in: Metall¬ oberfläche Bd. 31 Buderus Handbuch für Heizungs- und Lüftungstechnik 1977: VDI-Verlag, Düsseldorf Drosdzol 1983: W.D. Drosdzol, Zulässigkeit von Betrieben und Anlagen in Baugebieten gemäß BauNVO, Berlin (difu), un¬ veröffentlicht Einsele u.a. 1980: M. Einsele u.a., Zur Beurteilung von Schall¬ emissionen in vorhandenen und geplanten Baugebieten, BonnBad Godesberg (BMBau) Falk 1980: N. 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Hagedorn, Ausgleichspflicht von Betrieben, die aus der Durchführung städtebaulicher Maßnahmen Vorteile ziehen, Bonn-Bad Godes¬ berg (BMBau) Langwald/Weiss 1985: Wirtschaftsstrategien für Kreuzberg, Vor-Ort-Beratung, Zusammengefaßte Ergebnisse der Vor-' Ort-Beratung, Berlin Langwald/Möller/Wiltschinsky 1985: Projekt Block 107, Berlin March/Balg 1967: W. March/ I. Balg, Umsetzung von Gewer¬ betrieben im Sanierungsgebiet Kreuzberg von Berlin, Berlin Baasner. Möller & Langwald BwRO r,.R T .p •. .• 132 Möller/Rohr-Zänker 1982:G. Möller/R. Rohr-Zänker, Gewerbe in Stadterneuerungsgebieten, Berlin (FU) Möller u.a. 1985: G. Möller u.a., Wirtschaftsstrategien für Kreuzberg, Vor-Ort-Beratung, Endbericht des Arbeitsbereichs Planen, Berlin Örtliches Wärmeversorgungskonzept Berlin (West) 1980 - 2010 1984: Planstudie, herausgegeben von: Der Senator für Stadt¬ entwicklung und Umweltschutz Berlin Pleßmann/Zündorf 1977: E. Pleßmann/O.J. Zündorf, Emissionen luftfremder Stoffe aus Hausbrandfeuerstätten und Kleingewer¬ bebetrieben, TÜV Rheinland Rensmeyer 1974: Ökonomische Probleme der Stadterneuerung insbesondere für kleine und mittlere Betriebe, Hamburg Reyher 1966: L. Reyher, Die wirtschaftliche Struktur Berliner Sanierungsgebiete, Berlin (DIW) Roth 1962: Der Heizungsbauer Bd. 2, Stuttgart Schmidt 1984: J. Schmidt, Der Moritzplatz - Wiederbelebung und Neugestaltung; Städtebauliches Gutachten im Auftrage des Stadtplanungsamtes Kreuzberg, Berlin SenBauWohnen 1973: Der Senator für Bau- und Wohnungs¬ wesen Berlin, 11. Stadterneuerungsbericht 1.1. - 31.12.1973 Seng 1980: HJ. Seng, Entsorgung durch Reststoffverwertunq m: Reihe Kontakt und Studium Bd. 42 ' Die Situation der Wirtschaft des Bezirks Kreuzberg 1983: Drucksache Nr.: 623 des Bezirksamtes Kreuzberg von Berlin Abt. Finanzen und Wirtschaft ' Socialdata 1981: Erosion der Gewerbestruktur in Altbauquartieren, Bonn-Bad Godesberg (BMBau) SPAS 1985: SPAS e.V., Gutachten Sanierungsgebiet Kottbusser Tor, Planungseinheit IV (P IV), Berlin STERN 1986: Gesellschaft der behutsamen Stadterneuerung Berlin G.m.b.H., Planungsverfahren für die städtebauliche De¬ finition und Neugestaltung des Moritzplatzes und seiner an¬ grenzenden Blöcke unter stadtökologischer Zielsetzung, Berlin Sturbeck 1977: Energiesparmöglichkeiten im Haushalt, Disser¬ tation Bonn Umweltatlas Berlin 1985: herausgegeben von: Der Senator für Stadtentwicklung und Umweltschutz Berlin Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTRLANU'.G Anhang Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR >jNC S"1"ACTPL \0 Tab. 22: Haßnahmekosten Kosten Maßnahme profil GrundInstand¬ setzung davon: 0 Keller 0 Treppenhaus 0 Dach " Fenster ° Fassade Moderni¬ sierung davon: 0 Keller "0 Dach Fenster °0 Fassade Aufzüge Wärmeschutz davon: °0 Dach Brandwand 0 Fensterbr. 0 Durchfahrt Ritterstraße 3 Ritter¬ Ritter¬ Prinzessstraße tl straße 12-14 innenstr. 16 Oränienstraße 161 Oranienstraße 163 54,00 52,00 1.470,00 5.726,00 42,00 600,00 10,00 350,00 360,00 160,00 1.672,00 1.050,00 800,00 1.200,00 1.004,00 225,00 3.310,00 9.111,00 250,00 1.850,00 770,00 440,00 1.440,00 550,00 3.958,00 1.288,00 1.875,00 Oranien¬ platz 4 Sunme DM x 1.000 180,00 3.050,00 60,00 40,00 30,00 20,00 30,00 900,00 650,00 350,00 500,00 650,00 220,00 310,00 610,00 150,00 70,00 70,00 270,00 60,00 170,00 40,00 54,00 3.350,00 650,00 1.300,00 56,00 40,00 950,00 50,00 10,00 120,00 1.250,00 450,00 700,00 150,00 150,00 350,00 50,00 400,00 350,00 10,00 304,00 137,00 10,00 128,00 155,00 90,00 56,00 52,00 58,00* 115,00 162,00 16,00 17,00 46,00 692,00 77,00 57,00 3,00 41,00 121,00 16,00 7,00 10,00 38,00 8,00 301,00 359,00 11,00 21,00 2.360,00 1.650,00 - - 85,00 26,00 4.121,00 1.430,00 930,00 1.000.00 650,00 - - 21,00 500,00 Heizanlage davon: 0 Umstellung ND auf WW ° Abbruch alter Anlage "0 Kesselaustausch Gasheizung - Rauchgaswäscher - 100,00 100,00 - Gesamtsunme ** 390,00 8.664,00 2.697,00 Sunme /m* NFL in DM 767,70 961,20 404,40 - 26,00 2.430,00 1.580,00 26,00 85,00 - 85,00 - 130,00 330,00 1.902,00 126,00 379,00 4.622,00 18.780,00 548,30 100,60 575,10 563,90 630,90 - pSÄfÄÄÄSÄhSs""' "ür ^ *** hier nur die NFL des Altbauteils berücksichtigt Quelle: eigene Berechnung 1986 »•"«' «"s»—« Baasner, Möller & Langwald BÜRO FJR ARCHITEKTUR .jv-, •, Tab. 23: Daten und Bewertung der Gewerbegrundstücke Bestand £W///, Grund¬ Grundgew. stück Nutzung fläche m* BGF m1 to RitterstraBe MU 2A M O 3 G ffi 8 G 9 -10 G 11 G 12-14 G 15 G 16-18 G 19 G Pri nzess i nnenstraße 16 G 17-18 G 19-20 G 21-24 G 25-26 G 27-29 G 30 G SV evi OranienstraBe M 155-158 G <■) G ffi 159 161 G 163 M GRZ GFZ Bau. Substanz Märme-. schütz Konzept Maßnahme0 Heizung Aufzug^ Vorschläge * 506 2.972 854 1.479 3.874 5.679 1.042 4.665 1.572 596 2.603 284 7.393 11.579 8.900 794 4.870 188 0,8 0,7 0,3 0,7 0,6 0,3 0,6 0,6 0,1 3,2 0,9 0,3 3,5 3,0 1.6 0,8 1,0 0,1 0 a 0 e a e 0 0 0 0 9 O 9 a 9 9 9 O uw ww ww NO ND ND WW WW EH + 2.049 2.067 2.942 4.889 1.240 1.087 955 4.625 1.196 6.319 3.353 1.248 1.160 1.880 0,5 0,5 0,4 0,6 0,6 0,5 0,4 2,3 0,6 2,2 0,7 1,0 1,1 2,0 a 0 0 0 0 0 0 8 O O 9 9 9 O WW WW WW WW WW WW WW 0,1 0.8 0,8 0,7 0,1 3,8 3,8 3,7 0 0 9 a O 9 9 a EH ND ND EH + + 2.561 11.395 0,7 4,4 e a WW 921 »• 468 0,5 0,5 0 0 WW 1.350 249 439 492 194 952 1671 6045 + _ Kosten DM x 1.000 390 _4 + + + + + + - _ " + 1.902 - - + + 126 379 + + 4.622 - - - 8.664 2.697 + + + + Oranienplatz 4 G Pr i nzess i nnenstraße 8-10 G * siehe Tabelle Maßnahmeprofil und Kostenzusammenstellung 1)o= gut ' e = geringe Schäden s = erhebliche Schäden 2) ND = Niederdruckdampfheizung HW = Warmwasserpumpenheizung EH = Einzelöfen (bei Tankstellen in Analyseteil nicht berücksichtigt) 3) + = Aufzug vorhanden - = Aufzug nicht vorhanden 4) hier bei Konzept unberücksichtigt, weil Maßnahmen vorgesehen und Förderung beantragt 5) durch Umbauten in dem Gebäude ist der gewerbliche Anteil gestiegen NFL = 659mJ Quelle: eigene "Erhebung Gewerbliche und gewerbeähnliche Nutzungen Verzeichnis der Betriebs- und nicht-gewerblicher Arbeitsstätten lfd. Nr. Grund¬ stück Name Branche Hälnau Sasse Kersten Berliner Gummiwaaren Platje unbek. unbek. Karra unbek. Postamt 610 Heiios Sill Sill U11 stein Plümer Integrationswerkstätten BBP u. BSV Flohr ä Cie Wolfsturm Schurig Schmidt Flemming & Pehrsson Jahrmuth SimonDruck Guderlei Baumgarten Mölcharek Römer Girra Ball Visolux Visolux Feuerstein Couvert Versand Schneider Stein Kitowski Euroseals Mül1er Augustin Wolff & Matthes Holze Hoffmann Gumpert Bauer Sti11er Rahmann Bisplinghoff Herstellung von Rahmen Arztpraxis Buchhaltungsbüro Herstellung von Gummiwaren Montage von Gummiteilen Einzelhandel mit Tabak waren und Zeitungen Schneiderei Friseur Schuhreparatur Block 61 RitterstraBe 001 002 003 004 005 006 007 008 009 010 011 012 013 014 015 016 017 018 019 020 021 022 023 024 025 026 027 028 029 030 031 032 033 034 035 036 037 038 039 040 2a 2a 2b 3 3 4-5 4-5 4-5 4-5 6-7 8 9-10 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 11 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 12-14 15 15 Herstellung von Beleuchtungskörpern Herstellung von Beleuchtungskörpern Auslieferungslager Verlag / hier nur Lagerräume Herstellung elektischer Schaltanlagen AusbiIdungsprojekt Großhandel mit Bürobedarfsartikeln Herstellung von Rahmen Spulenwickelei Herstellung von Metallgehäusen Druckerei Maschinenbau Herstellung von Beleuchtungskörpern Druckerei Lackiererei Herstellung von Metallgehäusen Druckerei Einzelhandel mit Tabakwaren Großhandel mit med-techn. Artikeln Metallschleiferei hier Teil der Produktion (vgl. 027) Herstellung optischer Steuerungsinstrumente Medizinischer Apparatebau Couvertieren von Massendrucksachen Druckerei Buchbinderei Schlosserei Hestellung von Kunststoffdichtungen Feinmechanik Herstellung von Pumpen Auslieferungslager für Briefumschläge Kfz.-Werkstatt Reparatur von Elektro-Geräten nur Lagerräume nur Lagerräume nur Lagerräume Großhandel mit Artikeln des Druckereibedarrfs Ausbaugewerbe (Sanitärtechnik) lfd. Nr. Grundstück Name Branche Aral-Tankstelle Nixdorf unbek. Einzelhandel mit Minaralölen EDV-Anlagen Schnellimbiß Fernsprechzubehördienst Grothe Gleichmann unbek. SJV Die Falken BOB Gi1Iwald Holub Heko Hennel Visonik Schaeffer Paulini Herland unbek. G. Guretzke K. Guretzke Berliner Handpresse Daimler-Benz Lentz-Druck Schütte Pommler-Diät Herstellung von Fernmeldezubehör Herstellung von Lautsprechergehäusen Herstellung von Metal[stempeln Tonstudio (einschl. einer Konfliktberatung) Berufsorientierungsprojekt Kfz. Werkstätte Schlosserei Herstellung von Lautsprechern Apparatebau Großhandel mit Papierwaren Kunststoffverarbeitung (noch nicht bezogen) Druckerei (noch nicht bezogen) Metallschleiferei Steuerbevolimächtigte Künstler Kfz. Werkstatt Druckerei Herstellung von Mützen (wird. z.Zt. aufgelöst) Herstellung pharmazeutischer Produkte unbek. IM0 Waschstraße unbek. Noss u. Noss Schneider 3 T Maurerei BAZ Bier- & Weinwirtschaft Wi 11er Institut für Wärmetechnik Max & Moritz Galerie Unart Greif Oranienetage Ginthard Gröger Annejud A0K Berlin Einzelhandel mit Mineralölen Waschstraße für Kfz. Einzelhandel mit Büchern (nur bedingt gewerbl. Rechtsanwälte Arztpraxis Ausbaugewerbe (pol. Initiative) Gaststätte Großhandel mit TextiIzubehör privates Testlabor Gaststätte (mit Theaterraum) Einzelhandel Tischlerei soziales Projekt BiIhauer Fotostudio Fotostudio Block 61 Forts. Prinzenstraße 041 042 043 29-31 32-34 Prinzessinnenstraße 044 045 046 047 048 049 050 051 052 053 054 055 056 057 058 059 16 16 16 16 16 16 18 19-20 19-20 19-20 19-20 19-20 19-20 19-20 19-20 19-20 21-24 25-26 27-29 27-30 Block 62 OranienStraße 060 061 062 063 064 065 066 067 068 069 070 071 072 073 074 155-158 155-158 159 159 159 159 159 160 161 161 162 163 163 163 163 163 163 164-165 lfd. Nr. Grundstück Name Branche Block 62 Forts. Oranienplatz / Segitzdanm / Prinzessinnenstraße (Taut-Bau) 075 Zecher Feinmechanische Werkstatt 076 Leitz Auslieferungslager Bürobedarf 077 Schwabe Herstellung pharmazeutischer Produkte 078 Heinze Berlin Herstellung von Musterkollektionen (Textil) 079 Off Data Herstellung von Bürobedarfsartikeln 080 Öurchbruch Architektur Büro 081 Berlinetta Design Atelier für Design Buchladen 0 21 nur Lager (noch nicht bezogen) 082 Becker Großhandel mit Textilien Berliner Tanzsportclub e.V. 083 B-Pictures Filmproduktion 084 Ehrenfried Herstellung von Lederwaren 085 Rakete Musikproduktion 086 Corradini Atelier 087 Reichardt/Dietsche Fotostudio Dach u. Fach nur Lagerräume • Yesitunali Nachf. nur Lagerräume (noch nicht bezogen) Manthey nur Lagerräume Prinzess i nnenstraße 8-9 Gillwald Einzelhandel mit Kfz (vgl. 048) * Aufgrund eines technischen Versehens wurde ein Hörgeräteakustiker (Oranienstraße 162) in der Auswertung nicht berücksichtigt. Baasner, Möller & Langwald BÜRO POR ARCHITEKTUR UND 3TAD*RLA\L'\G Kostenaufstellung für Entschwefelung "Oranienolatz 4' nach VDI 2067 Variante Gasfeuerung 1. anlagebedingte Betriebskosten Invest.- Kapital- WartungsAufw. kosten kosten TDM TDM/a TDM/a Sanierung Schornstein 55,0 5,6 1,1 N i edertemperaturkessel 26,0 3,1 0,5 - - Gaszuleitung 3,0 2. Betriebskosten Kapitalkosten TDM/a 8,7 Kosten für Wartung und Instandhaltung TDM/a 1,6 Brennstoffkosten TDM/a 172,4 Vergleichbare Kosten Summe TDM/a 182,7 3. Ökologische und ökonomische Wirkungen Zusatzinvestitionen TDM/a ca. 85 Betriebskosten TDM/a ca. 180 Senkung SO^ Emission kg/a ca. 900 Baasner, Möller & Langwald SURO FUR ARCHITEK'l.'R unr S'AD'R.A'.l Kostenaufstellung für Entschwefelung 'Oranienplatz nach VDI 2067 Variante Rauchgasentschwefelung (System Herbst) 1. anlagebedingte Betriebskosten Invest.- Kapital¬ Wartungs¬ Aufw. kosten kosten TDM TDM/a TDM/a Entschwefelungs¬ anlage 50,0 5,9 1,5 Sanierung Schornstein 55,0 5,6 1,1 Niedertemperatur¬ kessel 26,0 3,1 0,5 2. Betriebskosten Kapitalkosten TDM/a 14,6 Kosten für Wartung und Instandhaltung TDM/a 3,1 Brennstoffkosten TDM/a 115,7 Vergleichbare Kosten Summe TDM/a 133,4 3. Ökologische und ökonomische Wirkungen Zusatzinvestitionen TDM/a ca. 130 Betriebskosten TDM/a ca. 140 Senkung S02 Emission kg/a ca. 800 Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG Stellungnahme zum Gewerbehof Ritterstraße 11 im Auftrag der STERN G.m.b.H. - - Ritterhof - Internationale Bauausstellung 1987 Auftrag: H 360 Berlin, April 1986 Baasner, Möller & Langwald Helmhöltzstraße 2-9, 1000 Berlin 10 Tel. (030) 39322 51 / 75 Bank für Gemeinwirtschaft Berlin Kto.No, 16161194 00 Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Inhaltsverzeichnis Vorbemerkung <1 Nutzungen und Standortgunst 2 Mieten, Vertragsverhältnisse, Investitionen der gewerblichen Mieter c Mängel g Erschließung und Hofnutzung g Lastenaufzüge 10 Tragwerk H Dach 12 Fenster 13 Fassaden 14 Treppenhäuser 15 Raumwärme 15 Elektroinstallation 17 Be- und Entwässerung ig Sonstiges 13 Wartung 19 Resümee 20 Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Seite BAUABSCNITT Lastenfahrstuhl Brandwanddurchstoß Durchfahrt Mögl. Ringerschi 3. HOF (gesperrt) MASSTAB 1:500 Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-mgenieure, Architekten und pianer Seite 1 Vorbemerkung Der vorliegende Bericht zum Gewerbehof Ritterstraße 11 - Ritterhof - ist Teil des städtebaulichen Gutachtens für die Blöcke 61 und 62 am Moritzplatz in Berlin-Kreuzberg, das z.Zt. von uns erstellt wird. Der Bericht nimmt einige Endergebnisse vorweg, muß jedoch in einzelnen Teilen unvollstandig bleiben, da insbesondere solche Fragen, die über das Grundstück hinausweisen, beim derzeitigen Bearbeitungs¬ stand nicht ausreichend berücksichtigt werden können. Das zeitliche Vorziehen dieses einen Grundstückes wur^c Lisofern notwendig, als der Grundeigentümer Instandsetzunqsund Modermsierungsmaßnahmen beabsichtigt, und hierzu die Gewährung öffentlicher Mittel nach dem Gewerbehofmodernisierungsprogramm bereits beantragt hat. Neben der Absicht, das Gebäude instandzusetzen und zu mo¬ dernisieren, bestehen Überlegungungen seitens des Landes¬ konservators, die Fassade der 1906 und 1907 in zwei Bau¬ abschnitten von den Scheck'sehen Erben erbauten modernen Industrieanlage unter Denkmalschutz zu stellen. Die folgenden Aussagen beruhen zum einen auf Gesprächen, die mit den Inhabern oder leitenden Angestellten aller ansässigen Betriebe geführt wurden, zum anderen auf eige¬ nen Erhebungen.Erhoben wurden vor allem - die baulichen und ausstattungstechnischen Mängel - die städtebaulichen Probleme, - die Mietvertragsverhältnisse, das Wirtschaftsverha1 ten des Eigentümers, - die Verbesserungsvorschläge von Seiten der Mieter. Diese Gespräche sind, vor allem was die Möglichkeiten ei¬ ner Reduzierung betrieblicher Emissionen betrifft, noch nicht abgeschlossen. Die Bewertung der gewerblichen Emis¬ sionen bleibt deshalb dem Schlußbericht vorbehalten. Das vorliegende Papier, in dem die Aussagen der Betriebs¬ inhaber und Teile unserer Bestandsaufnahme zusammengefaßt sind, ist im wesentlichen als Entscheidungshilfe für die Gewährung öffentlicher Mittel zu lesen. Ein detailliertes Maßnahmekonzept könnte auf dieser Grundlage entwickelt werden, übersteigt aber den Rahmen dieses Auftrages. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Seite 2 Nutzungen und Standortgunst Das Gebiet um den Moritzplatz entwickelte sich im Zuge der schnellen industriellen Entwicklung Berlins zu einem hoch¬ verdichteten, innenstadtnahen Gewerbe- und Handelsgebiet, welches immer mit Wohnnutzungen durchmischt war. Aber im Gegensatz zu anderen Gebieten, wie z.B. SO 36, überwog hier immer noch die gewerbliche Nutzung. Die Ritterstraße, 'goldene Meile Berlins' und Zentrum des 'Exportviertels', wurde vor allem von Mittelbetrieben des produzierenden Ge¬ werbes dominiert. Nach dem Kriege verschlechterte sich die Standortgunst vor allem durch die Teilung der Stadt erheblich, war doch das Exportviertel von der alten Stadtmitte abgeschnitten und da¬ mit weitgehend seiner sehr zentralen Lage beraubt. Trotz dieser und anderer städtebaulich einschneidender Veränderun¬ gen in unmittelbarer Umgebung , befindet sich nach wie vor eine stabile gewerbliche Nutzung im Block 61, die auch durch die GE-Darstellung im Flächennutzungsplan und die Festsetz¬ ung als beschränktes Arbeitsgebiet im Baunutzungsplan hin¬ reichend gesichert ist. Die Lage im Stadtgebiet wurde von allen Betrieben positiv bewertet. Keiner der im Ritterhof ansässigen Betriebe beab¬ sichtigt, etwa wegen des relativ schlechten Images des Ge¬ bietes, seinen Standort zu verlagern. Die Standortbindung ist, auch trotz der erheblichen Schäden am Gebäude selbst und den sich hieraus ergebenden betrieblichen Einschrän¬ kungen, sehr hoch. Sie ist nicht nur eine Folge getätigter, ortsfester Investitionen, sondern ebenso Folge traditio¬ neller Bindungen und Geschäftsbeziehungen. Die insgesamt stabile gewerbliche Nutzung im Block spiegelt sich auch deutlich im Gewerbehof Ritterstraße 11. Es sind alle nutzbaren Flächen vermietet und auch künftig kann von guten Vermietungschancen ausgegangen werden, weil das Ge¬ bäude sehr günstig gegliedert ist. Es gibt relativ kleine Vermietungseinheiten (150 - 350 m2) zwischen den Treppen¬ häusern, die leicht zu größeren Einheiten zusammengefaßt werden können. Die vertikale Erschließung ist durch die Anordnung der 4 Lastenaufzüge prinzipiell günstig; die horizontale Er¬ schließung ist im Prinzip ausreichend, wenn man ausschlieslich Durchfahrtshöhe, -breite und Hofflächen als Kriterien heranzieht. Das Grundstück Ritterstraße 11 hat eine Grundfläche von 3.874 m2, wovon 2.417 m2 bebaut sind, was einer GRZ von 0,62 entspricht. Die Bruttogeschoßfläche beträgt 11.579m2, die GFZ entsprechend 2,99. Die vermietete Nutzfläche be¬ trägt ca. 9.000m2. Gunter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-mgenieure. Architekten und pianer Seite 3 In dem Gebäude gibt es keine Leerstände, allerdings einen Umnutzungsanteil von 7% der Nutzfläche (636 m2, überwie¬ gend im Vorderhaus). Es ist bemerkenswert, daß auch die hochgelegenen Stockwerksflächen bis ins 4.OG ganz überwiegend von produzierenden Betrieben genutzt werden. Der Betriebsbesatz gliedert sich in 19 Betriebe mit insge¬ samt 207 Arbeitsplätzen. Die folgende Aufstellung bringt nur ungenügend zur Kenntnis, daß sich unter diesen Betrie¬ ben mehrere hochspezialisierte befinden. Branchenstrukturelle Zusammensetzung der Betriebe: Druckereien Elektronik Elektrotechnik Beleuchtungsherstellung Rahmenherstellung Metallverarbeitung Industriespritzlackierei Schleiferei Dental-Labor graphischer Betrieb Ausbildungswerkstatt Holz Großhandel mit Papier u. Bürobedarf Einzelhandel mit Tabakwaren, Zeitschriften 2 1 2 2 1 3 1 1 1 1 1 ? , Zusätzlich wird noch eine Teilfläche von einem anderen Be¬ trieb ausschließlich als Lager genutzt. Hierunter befinden sich nur zwei Auslaufbetriebe, die in der Vergangenheit bereits eine Schrumpfung erfahren haben. Die Mehrzahl der Betriebe expandiert und hat sich in den letzten Jahren bereits vergrößert und/oder beabsichtigt eine Ver¬ größerung. Entsprechend bestehen erhebliche Flächenengpässe und eine starke Konkurrenz um frei werdende Flächen. Im Kellergeschoß befinden sich mehrere bauaufsichtlich nicht zugelassene Übungsräume für Musikgruppen, ohne jeg¬ liche sanitäre Ausstattung. Die Flächenengpässe haben dazu geführt, daß mehrere Betriebe ihre Produktion auf mehrere Geschosse und Gebäudeteile ver¬ teilen müssen. Dies ist prinzipiell von Nachteil; da jedoch gerade diese Betriebe ortsfeste Anlagen installiert haben, ist eine nachträgliche Bereinigung der Situation nicht mehr möglich. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingemeure, Architekten und pianer Seite 4 Insgesamt gesehen ist der Ritterhof ein Gewerbehof mit hoher Nutzungsintensität, der jedoch mit seinen baulich-technischen Voraussetzungen einem Großteil der betrieblichen Anforderun¬ gen hinterherhinkt. Dies kann - trotz der starken Standort¬ bindung - langfristig zur Folge haben, daß gerade die wirt¬ schaftlich stärkeren Betriebe auf besser instandgehaltene und besser ausgestattete Gewerberäume ausweichen. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-rngenieure, Architekten und pianer Seite 5 Mieten, Vertragsverhältnisse, Investitionen der gewerblichen Mieter Vom Grundeigentümer selbst wird nur eine sehr kleine Fläche zum Zwecke der Hausverwaltung genutzt. Alle übrigen Nutzer sind Mieter. Die Mietverträge werden von der Hausverwaltung überwigend mit einer Laufzeit von drei Jahren abgeschlossen. Diese Verträge werden nach Ablauf jeweils durch einen neuausge¬ handelten Vertrag ersetzt. Aus den unterschiedlichen Ter¬ minen des Vertragsschlusses ergeben sich leichte Differenzen in der Miethöhe für vergleichbare Flächen. Die vertragliche Situation ist insofern etwas kompliziert, als einige Betriebe für ihre verstreut liegenden Betriebsrä'ume mehrere Mietverträge haben. Daneben bestehen z.T. noch Untermietsverhältnisse, die jedoch auch in ihrer Summe nur einen kleinen Teil des gesamten Nutzfläche betreffen, sowie vereinzelt Durchgangsrechte (Zugang zu einem Lastenaufzug) und Sondervereinbarungen mit der Hausverwaltung bezüglich der Nutzung von Hof- und Kellerflächen. Die Mietpreise liegen ca. zwischen DM 4,50 und 6,50 kalt pro m2 (o. Ladengeschäft). Die Differenzen der Mietpreise sind auf Mietvertragsdauer und Lage der Flächen zurückzuführen. Sie entsprechen damit in etwa der ortsüblichen Gewerbe¬ raummiete. Berücksichtigt man jedoch den baulichen Zustand des Gebäudes, die technische Ausstattung sowie die überdurchschnittlich hohen umlagefähigen Bewirtschaftungs¬ kosten, insbesondere die Kosten für Raumwärme, so sind die geforderten Mietpreise bereits als überhöht anzusehen. Zusätzlich ergeben sich aus den genannten Mängeln betrieb¬ liche Kosten, die hier nicht quantifiziert werden können. Dies betrifft z.B. betriebliche Einschränkungen, die durch Stromausfälle, die Reparaturanfälligkeit der Lastenauf¬ züge oder Wasserschäden entstehen. Ferner sind die Betriebe z.T. gezwungen, die fehlende Instandhaltung am Gebäude durch eigene Investitionen in die Betriebsräume auszu¬ gleichen. Dies betrifft z.B. die sanitären Einrichtungen, die von vielen Betrieben erneuert wurden. Die Investitionen der Betriebe wurden von uns nur in Ein¬ zelfällen erfaßt. In Relation zu anderen, vergleichbaren Objekten ist die Investitionstätigkeit der Betriebe je¬ doch auffallend hoch. Dies betrifft sowohl den Innenaus¬ bau der Räume, insbesondere bei solchen Betrieben, die einen größeren Repräsentationsbedarf haben, diesen aber aufgrund der Gegebenheiten nur in den eigenen Räumen ver¬ wirklichen können, als auch die Investitionen in ortsfeste Anlagen wie z.B. Druck-, Zu- und Abluftsysteme oder spe¬ zielle Fundamente für Maschinen. Günter Baasner, Horst R. Lanqwald Gerharri Mriiipr n , y , ernara MOlier, Diplom-Ingenieure, Architekten und Planer Seite 6 Mängel Das Wirtschaftsverhalten des Grundeigentümers wird von den Betrieben scharf kritisiert. Ein großer Teil der bestehen¬ den baulichen und haustechnischen Mängel ist auf fehlende Instandhaitungsinvestitionen zurückzuführen. Kriegsschäden sind nur z.T. provisorisch behoben worden und eine Anpassung der Ausstattung an moderne betriebliche Erfordernisse ist nicht erfolgt. Als gravierendste Mängel wurden von den Betrieben die Heiz¬ anlage, die Fenster, die elektrotechnischen Installationen die chaotische Situation der Hofnutzung und das ungepflegte Erscheinungsbild genannt. Die übrigen Mängel sind von den etneben -je nach Lage im Gebäude und einzelbetrieblichen Anforderungen- unterschiedlich gewichtet worden. Die Kritik der Betriebsinhaber richtet sich im einzelnen 3Uf . - Hof: unzureichende »erkehrsflachen v.a. wegen mangeln¬ der Regelung von anderen Nutzungen (Stellplätze Lagerflachen) H ' " Problemlf tU9deerhBedf! ^nu^dni' demlig^"'''ten • gTes?häEitke{)aofarh5'nl'deike: "ir':l alS ä™8« Risil <° Dach; Undichtigkeiten, mit der Folge regelmäßiger Schäden - Fenster: hoher Energieverlust, Undichtigkeiten durch¬ dringende Feuchtigkeit; vereinzelt wurden die Fenster Öffnungen selbst als zu klein kritisiert (v l Fester Z M«cnhlnen)rlm aUSSChließl 1Ch MontagemöglichkeUen Fe chti kei weiIerseiten ' t, insbesondere an den WetterseitenGefahrdung "durch9 herabfallende Putzteile ' enhaUS: fÜr Be1:riebe irn dHnrh zweiten Bauabschnitt durch gesperrtes Treppenhaus der zweite FluchJieg fehlt Raumwarmeerzeugung; zu hohe Energiekosten nicht zu n^c'üi'LT- LeiStUn9 re,Cht Währa"d F-"JperiodUe elektrotechnische Installationen: Steigeleitunqen sind z T nicht ausreichend dimensioniert, gefährlich und ohne " * Zugang zum Sicherungskasten, an einem Aufgang bricht die Stromversorgung in regelmäßigen Abständen zusammen Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-mgenieure, Architekten und Pianer Seite 7 Sanitäreinrichtungen: entsprechen nicht mehr den heu¬ tigen Anforderungen (sofern nicht von Betrieben selbst erneuert) - Wasserschäden: Durchfeuchtung der Decken und Wände durch Kohrbrüche der Be- und Entwässerungsleitungen - Image: Erscheinungsbild der gesamten Anlage, mangelnde Riege und Reinhaltung Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dinom-,„„i Pi„e, Seite 8 Erschließung und Hofnutzung Der Gewerbehof hat nur eine Ein- bzw. Ausfahrt. Die ehemalige Ringerschließung über ein benachbartes Grundstück ist seit den mehr'vorhanden?11 ^ VerkaUf dieSe5 ™^Mckes nicht' G ML1:+alie kritisierten die gegenwärtige Situation Zustan ,) J - Gründe und Kritikpunkte lassen sich wie folgt zusammenfassen: " zu^agerzwecken."leiKflchen^lnd0kkUpieren "»«'ächeh Gitterb^en, Verpackungsmaterialien, Produkten und Materialic etc permanent zugestellt. Lagerprobleme werden in den Hof verlagert. Häufig genannte interne Kritik anderer Mieter wird übergangen. werden dort ab estell " 9 Firmenwagen t> WO gerade Platz st. Auch Lieferfahrzeuge, Besucher, usw. par¬ ken, wo es ihnen gefällt. Es fehlt ein Ordnungssystem. Die Hausmeister fühlen sich nicht zuständig bzw. wären mit einer solchen Aufgabe bei gegebenen Bedingungen über¬ lastet. - Ein benachbarter Gewerbebetrieb hat sein Auslieferungslager im Ritterhof, da hier eine Be-und Entlieferung mit größeren LKW's möglich ist. Dadurch erhöhen sich die Probleme erheb¬ lich. Die Konsequenz dieses Nutzungsverhaltens und der fehlenden n Kn-lstl daß vor allem nachmittags häufig ein heilan r herrscht zugänge zu den imFahrstühlen sind block?ert sina Diockiert. ?t Störungen und - 016 Zeitverzögerungen Arbeits¬ ablauf sind die Folge. Die Verbesserung von Hofnutzung und Erschließung steht deshalb fur die meisten Betriebe mit an oberster Stelle. Von vielen wurde vorgeschlagen, den Hof nicht mehr zu l anpr zwecken zu benutzen, Stellplätze nur für Betriebs Inhaber vorzuhaUen'len a Sonsten " 1:116 Höfe nur Lieferverkenr 1 11 ri!e HnffispL sind allerdings auf Hofflache "!auch^^Warenumschlag zu Lagerzwecken angewiesen. Ui e SP UCh Iäßt sich un5eres ?l?^L n l Erachtens nur durch folgende u Maßnahmen entschärfen: !. ^tjyi^ng des Hofkellers zu Lagerzwecken, womit betriebe zusätzliche Lagerflächen angeboten werden und der Hof von der Nutzung als Lagerfläche ent- Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, oipiom-mgenieure, Architekten und pianer Seite 9 lastet wird. Dazu müßte allerdings eine Bedienung des Kellers mit den Lastenaufzügen gesichert sein und es müßten Lagereinheiten hergerichtet werden. 2. Klare räumliche Abgrenzungen von Hofflächen für Lagerung (ggf. Vordachkonstruktionen), Be- und Entladevorgänge, Fahrwege und Stellplätze. Fast durchgehend wurde der Hof als verdreckt bezeichnet.Ver¬ langt wird eine regelmäßige Wartung und Reinigung, um auch das Image des Hofes zu verbessern. Ausreichende Beleuchtung und ein abschließbares Hoftor sind ebenfalls erforderlich. Eine Ringerschließung über benachbarte Grundstücke ist theore¬ tisch denkbar. In Frage kommen allerdings nur zwei Grundstücke, wobei der eine Eigentümer keine Bereitschaft zeigt. Inwiefern das Postgelände herangezogen werden könnte, müßte noch geprüft werden. Wir meinen allerdings, daß bei einer Umsetzung unserer Vorstel¬ lungen und der der Betriebe eine solche Maßnahme nicht unbe¬ dingt notwendig ist, da Hofgrößen und -zuschnitte sowie'zwei der drei Durchfahrtsabmessungen ausreichend für den gängioen Wirtschaftsverkehr sind. Problematisch bleibt allerdings die Bedienung von ÜberlandLKW's. Der dritte Hof, inclusive Durchfahrt, ist seit längerem gesperrt. Es ist zu prüfen, ob eine Reaktivierung für Lager¬ zwecke sinnvoll ist. Die Breite der Durchfahrt erlaubt allenfalls Gabelstaplerverkehr. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Diplom-Ingenieure, Architekten und Planer Seite 10 Lastenaufzüge Von ursprünglich sechs Fahrstühlen sind vier noch in Betrieb, wovon drei Fahrstühle zur Jahrhundertwende eingebaut wurden. Der vierte Fahrstuhl (Flof 2) wurde auf Drängen der Mieter in den letzten Jahren erneuert. Er wurde vor das Gebäude gesetzt und aus Kostengründen nicht bis zur Kellersohle geführt, obwohl hier Lagerflächen vorhanden sind. Dies wird von dem betrof¬ fenem Betrieb als Mangel genannt. Sowohl Anzahl, Lage, Tragfähigkeit und Abmessungen der ein¬ zelnen Fahrstühle sind für die meisten Betriebe ausreichenn. Wenige Betriebe wünschen jedoch eine größere Tragfähigkeit und eine größere Ladefläche. Kritisiert wurde allerdings bei den alten Fahrstühlen die relativ häufigen Störungen und Unterbrechungen aufgrund hoher Reparaturanfälligkeit, die aufwendige Bedienung und die un¬ günstige Beschickung eines einzelnen Fahrstuhles. Die drei alten Fahrstühle sollten erneuert werden,da die Qualität der vertikalen Erschließung ein wesentlicher Standortfaktor des Flofes ist und langfristig das Vermietungsrisiko reduziert. Die Fahrstühle sind mit Ruf-und Selbstfahrermöglichkeiten auszustatten. Die Bedienung des Kellergeschoßes und ein fron¬ taler Zugang im Erdgeschoß ist sicherzustellen. Zu überlegen ist, ob nicht im Bereich des neuen Fahrstuhles ein vertikaler Zugang zu den Kellerräumen geschaffen werden sollte (Hubbühne e>tc. ). Günter Bessner, Horst R. Langweld, Gerhard Möller, Diplom-Ingenieure, Architekten und Planer Seite 11 Tragwerk Die Konstruktion der Geschossdecken ist im ersten Bauab¬ schnitt als Eisenbeton-Plattenbalkendecke, im zweiten Bau¬ abschnitt als Stahlsteindecke ausgebildet. Die Nutzlast ist auf jeweils 500kp/m2 ausgelegt. Nach Meinung der Betriebe ist diese Deckenbelastung aus¬ reichend, lediglich bei drei Betrieben mit schwerem Ma¬ schinenbesatz wird die Deckenbelastung nahezu völlig aus¬ geschöpft, z.T. auch schon durch besondere Fundamente o.a. abgestützt. Diese Möglichkeit könnte auch zukünftig bei ähnlich gelagerten Problemen eingesetzt werden. Von einigen Betrieben wurde allerdings eine Überprüfung des Tragwerks gefordert, weil angenommen wird, daß durch verzogene und korrodierte Fensterstürze die konstruktive Sicherheit des Bauwerks nicht mehr 100%ig gegeben ist. Wir haben festgestellt, daß bei den Geschoßdecken verschie¬ dentlich die Sturzträger nach außen gedrückt sind. Die Ursache ist nicht bekannt. Diese Träger müssen unbedingt erneuert werden. Die Hofkellerdecke ist im ersten Bauabschnitt als preu¬ ßische Kappe und im zweiten Bauabschnitt als EisenbetonPlattenbalkendecke ausgebildet. Die Hofkellerdecke aus ßische Kappe und im zweiten Bauabschnitt als Eisenbetonca. 1000kp/m2 ausgelegt (bislang nicht eindeutig aus der alten Statik ablesbar). Der gegenwärtige Zustand ist bei den preußischen Kappen relativ schlecht. Der Unterflansch ist generell korrodiert, z.T. völlig durchgerostet, so daß die ursprünglich vorge¬ sehene Tragfähigkeit keinesfalls mehr gegeben ist.Die Plattenbalkendecke ist noch relativ in Ordnung, obwohl hier nachträgliche Veränderungen vorgenommen wurden, die in der Bauakte nicht nachvollziehbar sind. Eine Überprüfung der Tragfähigkeit beider Hofkellerdeckenkonstruktionen durch einen Statiker ist daher dringend erforderlich . Sollten die Deckentragfähigkeiten der Hofkellerdecken ver¬ stärkt werden -Verkehr von Überland-LKW's, Feuerwehr- müs¬ sen entweder neue Deckenverstärkungen berechnet werden oder unter den Fahrwegen die Keller zugeschüttet werden. Die Konsequenzen bei einer Nichtberücksichtigung wären erhebliche Nutzungseinschränkungen oder die Sperrung von Teilen des Hofes. Ein neuer Belag, inclusive Abdichtung ist ebenfalls erfor¬ derlich, da die Feuchtigkeit in den Kellern aus schadhafter Abdichtung resultiert. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Seite 12 Dach Das Dach in der ursprünglichen Form ist bei den Gebäuden des I.Bauabschnitts nicht mehr vorhanden.Nach dem Z.Welt¬ krieg wurde hier lediglich ein Notdach aufgesetzt. Im zweiten Bauabschnitt ist noch das ursprüngliche, ausge¬ baute Satteldach, ziegelgedeckt, vorhanden. Das Notdach ist in einem katastrophalen Instandhaltungszu¬ stand. Wasserschäden finden sich noch in der Decke über dem 3. Obergeschoß. Die ständig auftretenden Schäden durch eindringendes Wasser werden i.d.R. nur notdürftig repa¬ riert. Auch das noch vorhandene ziegelgedeckte Dach ist instandsetzungsbedürftig. An einigen Stellen fehlen die Dachziegel, eindringendes Wasser wird von den Mietern mit untergestellten Wannen aufgefangen. Wir haben festgestellt, daß die Abdichtung am aufgehen¬ den Mauerwerk schadhaft, die Abdichtung an den Treppenhaus¬ köpfen kritisch, Ortgang, Traufe und Dachentwässerung stark beschädigt sind. Die Betriebe in den oberen Stockwerken fordern daher drin¬ gend eine Behebung dieser Mängel. Unseres Erachtens reicht es aus, das Dach in der gegenwärtig bestehenden Form zu erneuern (Grundinstandsetzung) und auf die obere Geschoßdecke eine Wärmedämmung aufzubringen. Hierzu ist erforderlich, die Treppenhausköpfe und die Schorn¬ steinköpfe zu erneuern und die kritischen Stellen am auf¬ gehenden Mauerwerk abzudichten. Ortgang, Traufe und Dach¬ entwässerung sind instandzusetzen. Ein besonderes Augen¬ merk ist auf die Abdichtung der Dachdurchbrüche an den auf¬ gehenden Abluftrohren zu legen. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, oipiom-ingenieure, Architekten und Pianer Seite 13 Fenster Die Fenster sind großflächige Holzeinfachfenster mit weni¬ gen Standardformaten. Die Anschlüsse am Mauerwerk sind undicht, z.T. sind korrekte Verankerungen nicht mehr vorhanden. Die Fenster werden von den Betrieben als äußerst schlecht bezeichnet. Sie sind häufig nicht mehr zu öffnen, verzogen (1cm Spalt an den Abschlussprofilen), z.T. ist es gefährlich sie zu putzen. Ein Anstrich von außen ist nicht mehr erkenn¬ bar, die Wasserschenkel sind morsch. Eindringendes Wasser, Zug und Wärmeverluste sind die Folge. Als eine der wesentlichen Grundinstandsetzungsmaßnahmen wird von den Gewerbetreibenden die Erneuerung der Fenster gefordert. Eine Instandsetzung dieser Fenster ist wenig sinnvoll. Unseres Erachtens sollten aus Energiespargründen Isolierglasfenster vorgesehen werden, da bei dem großen Fensterflachenantei1 ansonsten erhebliche Raumwärmeverluste die Folge wären. Die Mehrkosten für isolierverglaste Fenster könnten durch Betriebskostenersparnisse (ca. 20%) z T wieder aufgefangen werden. Aus Kostengründen wäre allerdings nur eine großflächigere Verglasung mit Isolierglas zu vertreten. Die Belichtung ist für die Betriebe ausreichend. In der Fassade der Vorderfront sollte die alte Fenster¬ teilung wiederhergestellt werden. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Seite 14 Fassaden Die Fassaden werden von den Gewerbebetrieben in erster Linie, ebenso wie die Treppenaufgänge, aus Imagegründen bemängelt. Sie werden als vergammelt und z.T. wegen her¬ unterfallendem Putz als gefährlich bezeichnet. An großen Wandflächen ist der Putz beschädigt bzw. nicht mehr vor¬ handen. Die Klinkerbestandteile der Fassade sind stark verunreinigt, weisen aber im Vergleich zum Putz nur geringe Schäden auf. Die Verkleidung der Decke in der Durchfahrt ist nahezu zerstört. Darüberhinaus ist aufgrund des miserablen Instandhaltungs¬ zustandes auch ein erhöhtes Aufkommen von Tauben und deren Nistplätzen zu verzeichnen (in gesperrtem Treppenhaus, an den Gesimsen), die erheblichen Schmutz durch Kot etc. verursachen. Von den Gewerbetreibenden wird eine Instandsetzung der Fassade gewünscht. Unseres Erachtens ist die Instandsetzung der Fassade auch aus Gründen des Tragwerkschutzes hinsichtlich Durchfeuch¬ tung und Abdeckung der Fensterstürze, die ansonsten durch¬ rosten werden, unbedingt erforderlich. Die Brandwände sollten wärmegedämmt und geputzt werden. Eine architektonische Gestaltung wäre wünschenswert. Fenster in den Brandwänden sind aus betrieblicher Sicht nicht erforderlich. Günter Baesner, Horst R. LanQWald, Gerhard Möller, Diplom-Ingenieure, Architekten und Planer Seite 15 Treppenhäuser Es gibt insgesamt sieben Treppenhäuser, zwei im Vorhof, drei im ersten Hof und zwei im zweiten Hof. Das hintere Treppenhaus im 2.Hof ist z.Zt. bauaufsichtlich gesperrt (Brandschaden). Bei den übrigen Treppenhäusern wird von allen Betrieben der katastrophale Instandhaltungs¬ zustand bemängelt. Das Geländer weist erhebliche Schäden auf. Es fehlen z.T. die Handläufe und die Beleuchtung. Es gibt erhebliche Putzschäden. Ein Anstrich ist offensicht¬ lich seit Jahrzehnten nicht mehr vorgenommen worden. Die Treppenhäuser werden selten gereinigt.Die Treppen¬ haustüren sind alle beschädigt und schließen nicht. Die teilweise vorhandenen Holzstufen sind ausgetreten. Die oberen Treppenpodeste sind mit Gerümpel vollgestellt. Im ersten Bauabschnitt fehlen die Abschlüsse zum Dach. Als dringende Maßnahme wird daher von den Betrieben eine Instandsetzung und Renovierung der Treppennäuser und der Eingangstüren gewünscht. Das hintere Treppenhaus im 2. Hof muß unbedingt entrümpelt und instandgesetzt werden, da ansonsten für die Nutzer in dem Gebäudeteil kein 2.Fluchtweg existiert. Eine bauaufsichtliche Entsperrung ist erforderlich. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Seite 16 Raumwärme Die Heizanlage ist eine Niederdruckdampf-Heizungsanlage mit vier Kesseln (je zwei im Keller des Seitenflügels und im Kesselhaus), die mit Heizöl-EL betrieben werden. Diese An¬ lagen gelten als unwirtschaftlich und stark emittierend (S02). Von den Gewerbebetrieben wird insbesondere der überdurchschnittlich hohe Preis für die Heizkosten, die nicht mögliche individuelle Regulierung, häufiger Ausfall und, damit verbunden, unterschiedliche Raumtemperaturen bemängelt. Für papierbearbeitende Branchen (Druckereien, Bilderrahmungen etc.), Papierlager, aber auch für Betriebe mit empfindlichen elektronisch gesteuerten Maschinen sind diese Temperaturschwankungen äußerst ungünstig.und führen zu Produktionseinschränkungen. Das Verteilungsnetz ist 80 Jahre alt. Es gibt deshalb oft Rohrbrüche (insbesondere an den Kondensatleitungen), die jeweils nur geflickt werden. Eine Erneuerung der Heizanlage wird daher von allen Gewerbe¬ mietern gefordert. Obwohl bei der hier betriebenen Anlage vor 2 Jahren noch ein Kessel erneuert wurde, ist aufgrund der unzureichenden Regulierung und dem unzureichenden Wärmeschutz ein, ver¬ glichen mit ähnlichen Anlagen, zu hoher Heizölverbrauch zu verzeichnen. Eine Instandsetzung der bestehenden Anlage ist nicht mög¬ lich da keine Verbesserungen hinsichtlich der Regelung der Emissionsminderung und der Einsparung möglich sind.' S 1 c a ier nJabei K ' '" sinnvoll, Anlage vollständig zu erneuern. bietet sich eine die neue Heizzentrale,ausschließlich im Kesselhaus lokalisiert, an. Hier sollten 3 Kessel mit insgesamt 1.700kw installiert werden, die die gesamte Raumwärmeerzeugung des Gewerbehofs ubernehmen. Die Anlage sollte mit Heizöl-EL und einer Ent¬ schwefelung betrieben werden, da Gasbetrieb um mehr als uds DoppoltG kostGn wütcIg, ctuf kwh berechnet. Die Anlage wäre geringfügig überdimensioniert. Die Kessel aben jedoch bei Halblastbetrieb einen günstigeren Wirkungs¬ grad. Zwei kleinere Kessel könnten als Regulatoren dienen. Erforderlich wäre für die Anlage ein neues Rohrsystem, dessen Steigeleitungen in den Treppenhäusern verlaufen und auf den Podesten kleine Verteiler besitzen, die von den jeweiligen Nutzern angezapft werden können. Zur Abrech¬ nung braucht lediglich die durchfließende Wassermenge ge¬ messen zu werden. Die Regelung dieses Systems ist sehr flexibel, da sie zonal für jede Nutzungseinheit möglich Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-mgenieure, Architekten und Pianer Seite 17 Mit einer solchen Anlage würde sowohl eine Senkung des Energieeinsatzes (> 25% incl. Wärmeschutz) als auch eine Minderung der S02 Emissionen um ca. 90% erreicht. Damit würde eine erhebliche Verbesserung der Immissions¬ situation des Blocks und der Umgebung erreicht. Die Nutzung von Prozesswärme wäre gesondert zu prüfen. Elektroinstallation ustand, Anschlußleistungen und Sicherheitsverhältnisse der auseigenen Elektroinstallation sind erneuerungsbedürftiq. vor allem Betriebe mit hohem Stromverbrauch kritisieren gen (1)" Strornausfal1 mit entsprechenden Produktionsstörun- Auch sporadische Instandsetzungen (Flickarbeiten) haben diesen Situation nur marginal verbessert. Gefordert wird von den meisten Betrieben eine Erneuerung der Steige- und hausinternen Verteilungsleitungen mit ausreichend dimensionierten Anschlußwerten, die einerseits die hohen effektiven Anschlußwerte einiger Großabnehmer (2) berücksich¬ tigen sollten, zum anderen aber auch Reserven enthalten solIten. Gefordert wird außerdem eine Hofbeleuchtung zur Verbesserunq und Diebstähl^hait ^ AUCh ZUr Vorbeu9ung gegen Einbrüche lieh halten wir eine solche Maßnahme für erforderDie Elektroinstallation in den Nutzeinheiten ist eine AngegSeÄKrr- Sie Sind derazuf0l9e auch im (1) So könnnen z.B. bestirrmte Schweißgeräte mit hoher Leistung nur außer¬ halb der gängigen Arbeitszeit eingesetzt werden. (2) Es gab Versuche von Betrieben, ihre Situation zu verändern (Trafo¬ station etc). Dies scheiterte, weil sie die gesamten Investitions¬ kosten alleine hätten tragen müssen. Günter Baasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Seite 18 Be- und Entwässerung B triebe ® kritisieren Wasser und Feuchteschäden i'qrhSn RnH306" bee 1 "brächt 1Q6" nicht nur die arbeitshygienBetHehe m??U?9eH {Sch"aT etcsondern sind auch für Images Kundenverkehr eine Beeinträchtigung inres Es wird vorgeschlagen, das gesamte Be-und Entwässerungssystem a zu erneuern. Sonstiges Sonstige Versorgungssysteme wie Gas- und Ölleitungen sollten aus folgenden Gründen beibehalten werden: - Nur wenige Betriebe benötigen einen Gasanschluß. Das vor¬ handene Netz ist für ihre produktionstechnischen Anforder¬ ungen im allgemeinen ausreichend. - Betriebe mit höheren Anforderungen haben bereits mit erheb¬ lichen Eigenmitteln Anlagen installiert. Günter Beasner, Horst R. Langwald, Gerhard Möller, Dipiom-ingenieure, Architekten und pianer Seite 19 Wartung Ein erheblicher Teil der Kritik der gewerblichen Mieter be¬ zieht sich auf Mängel, die auch durch eine Instandsetzung oder Modernisierung nicht grundsätzlich beseitigt werden können und mehr organisatorischen Charakters sind. Hier sind beispielsweise die mangelnde Wartung und Rein¬ haltung der Höfe und Aufgänge zu nennen. Das Gebäude macht auch ungeachtet der Schäden an der Fassade einen ungepfleg¬ ten, fast verwahrlosten Eindruck. Kritisiert wird weiterhin, daß die beiden Hausmeister noch zwei andere Objekte zu betreuen haben, so daß die Zustän¬ digkeiten unklar und die Hausmeister häufig nicht zu er¬ reichen sind. Die Bedienung der Heizanlage wird ebenfalls bemängelt. Sie wird z.B. erst am Montag in Betrieb gesetzt, so daß die Temperaturverhältnisse in den Räumen am Montag¬ vormittag im Grunde nicht zugemutet werden können. Diese Kritik der Betriebe ist nach unserer Einschätzung vollkommen gerechtfertigt.Wir halten die permanente An¬ wesenheit von ein oder zwei Hausmeistern für erforderlich. Günter Beesner, Horst R. Lsngwald, Gerhard Möller, Diplom-Ingenieure, Architekten und Planer Seite 20 Resumöe Für den Gewerbehof Ritterstraße 11 besteht ein starker Instandsetzungs- und Modernisierungsbedarf. Zur lang¬ fristigen Sicherung dieser Maßnahmen bedarf es jedoch auch organisatorischer Veränderungen. Von größter Priori tat sind die Modernisierung der Heizungs¬ anlage, die Instandsetzung/Modernisierung der Fenster so¬ wie der Lastenaufzüge, eine Erneuerung der Elektroinstal1ationen (Steigeleitungen, Trafo-Station), eine Verstärkung der Hofdecke sowie organisatorische Veränderungen. Angesichts des großen Antei1s gewerblicher Nutzungen (93% der Nutzfläche) und der Expansionsbedürfnisse der einzelnen Betriebe sollte der Anteil nicht-gewerblicher Nutzungen auf keinen Fall erhöht werden, vielmehr sollten die nicht¬ gewerblichen Nutzungen reduziert werden, um Raum für gewerb¬ liche Nutzungen zu schaffen. Der Bedarf hierfür ist ein¬ deutig vorhanden. In der Vergangenheit konnten Erweiterungsabsichten zumin¬ dest eines Betriebes durch die Belegung von Flächen mit nicht-gewerblichen Nutzern nicht realisiert werden. Auch angesichts der nicht unerheblichen gewerblichen Emissi¬ onen (Lärm, Erschütterungen, Luftverunreinigungen) sollte das Grundstück - entsprechend der Festsetzung im Bau¬ nutzungsplan - aussschließlich einer gewerblichen Nutzung vorbehalten bleiben. Das Interesse des Landeskonservators, Zeugnisse der Industri¬ alisierung Berlins unter Denkmalschutz zu stellen, ist grund¬ sätzlich zu begrüßen. Dieses Interesse des Denkmalschtzes deckt sich jedoch keineswegs mit den Anforderungen der Be¬ triebe. Im Interesse der Sicherung der gewerblichen Nutzung und deren weiteren Entwicklung, zu der hier von Seiten der Betriebe alle Voraussetzungen gegeben sind, sollte das In¬ teresse des Denkmalschutzes nicht vorangestellt werden.Es muß sicher gestellt werden, daß die Betriebe auch künftig ent¬ sprechend ihren einzelbetrieblichen Anforderungen Verände¬ rungen an der Fassade (etwa zur Entlüftung der Betriebs¬ räume oder zur Montage größerer Maschinen und Anlagen) vor¬ nehmen können. Bereits die Wiederherstellung und unter Denkmalschutzstel1ung der straßenseitigen Fassade erscheint unter diesen Aspekten - abgesehen von den Kosten - als problematisch. Für die anderen Teile des Gebäudes ist dies abzulehnen. Der Block 61 ist eines der wenigen Wirtschaftsgebiete Ber¬ lins, in dem zwischen den ansässigen Klein- und Mittelbe¬ trieben noch enge Verbindungen bestehen, seien diese per¬ sönlicher oder wirtschaftlicher Art. Das Verhalten des Günter Baasner, Horst R. Lanqwald r,- ■ y IU, Gerhard uernara Mölipr MOlier, Diplom-Ingenieure, Architekten und Planer Seite 21 Grundeigentümers hat zusätzlich zur Herausbildung einer Mietergemeinschsaft und einer starken Solidarisierung der betroffenen Gewerbetreibenden beigetragen. Diese Strukturen sollten bei dem weiteren Verfahren genutzt werden. Seitens 9 e bliChe ^ \Mieter bestehen nur dieimorganisato¬ r h7n u rischen Voraussetzungen für eine nicht Beteiligung weiteren Entscheidungsprozeß; die Detail- und Ortskenntnisse der sehr engagierten Gewerbetreibenden sollten für die weitere Diskussion fruchtbar gemacht werden. 9en desha b vor Fn[crhi-H J .über> die die Zukunft gewerblichen Mieter an dem Entscheidungsprozeß ihres Grundstückes gegebenenfalls auch bei der Entwicklung eines Konzeptes'für den gesamten Block in einer angemessenen Weise zu beteili¬ gen Zumindest sollte eine kontinuierliche Information der letergemeinschaft über den weiteren Verlauf der Planunq sicher gestallt werden, da die Erfahrungen gezeigt haben daß allem mangelnde Information und unklare Planungsabsichten einen Prozeß der Gewerbeerosion einleiten können. Auch wenn wir die Kapitalausstattung und Ertragslage der Be¬ triebe nicht erhoben haben, müssen wir davon ausgehen, daß jegliche Produktionseinschränkungen - und entsprechend auch jegliche Einschränkungen der Ab- und Anlieferung - während der Baumaßnahmen zu vermeiden sind. Der zeitliche Ablauf der Baumaßnahmen ist deshalb unbedingt mit den Betrieben abzustimmen. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG Stellungnahme zum Gewerbehof Ritterstraße 12-14 in Berlin-Kreuzberg Im Zusammenhang mit dem Gutachten für die Blöcke 61 und 62 im Auftrage der STERN GmbHInternationale Bauausstellung 1987 Auftrag: H 360 Berlin, Juli/August 1986 Baasner, Möller & Langwald Helmholtzstraße 2-9, 1000 Berlin 10 Tel. (030) 39322 51/3932275 Baasner, Möller & Langwald BÜRO FÜR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG - 1 - e ^en^auf Stellungnahme Gewerbehof Ritterstraße 12-14 beruht Aussagen hier zum ansässiger Gewerbetreibender sowie einer Begehung und Bewertung der Bausubstanz. Sie ist im Zusammenhang mit unserer Beauftragung als Gut¬ achter für die Blöcke 61 und 62 in Berlin-Kreuzberg (Sanier¬ ungsgebiet Kottbusser Tor) zu sehen. Nutzungen Der Hof, der um 1890 errichtet wurde und sich heute im Eigen¬ tum des Landes Berlin befindet, wird vollständig (einschlie߬ lich des Keller- und Dachgeschosses) zu gewerblichen Zwecken genutzt. Leerstände oder Umnutzungen zu nicht-gewerblichen Zwecken konnten nicht festgestellt werden. Die Bruttogeschoßfläche des Gebäudes beträgt 8.920 qm. Mehrere Betriebe haben konkrete Erweiterungsabsichten. Die Flächenansprüche dieser Firmen werden auch nach dem Auszug eines größeren Betriebs im Laufe dieses Jahres nicht voll¬ ständig befriedigt werden können. Angesichts der scharfen Konkurrenz der Betriebe untereinander um frei werdende Flächen ist auch zukünftig von guten Vermietungschancen für gewerbliche Nutzungen auszugehen. Die Betriebe sind mit ihrem Standort und der baulichen Gege¬ benheit überwiegend zufrieden, trotzdem wurden von mehreren Betrieben auch Mängel genannt. Ein Betrieb nannte uns eine Reihe sehr gravierender Mängel; dies ist jedoch Folge davon, daß sich seine Anforderungen mit den baulichen Gegebenheiten nicht decken und auch nicht zur Deckung gebracht werden können. Der Betriebsinhaber hat hieraus bereits die Konsequenz gezogen und plant noch in diesem Jahr die Verlagerung des Betriebes. Die vom Inhaber genannten Probleme werden in unserer Stellungnahme nicht weiter berücksichtigt. Erschließung und Hofnutzung Die horizontale Erschließung (Hof) ist für die ansässigen Betriebe grundsätzlich als ausreichend anzusehen. Die Ver¬ lagerung des einen Betriebes wird zu einer wesentlichen Ent¬ lastung des Hofes von Lieferverkehr führen. Engpässe, wie sie zur Zeit noch vereinzelt auftreten, sind nach der Ver¬ lagerung kaum zu erwarten. Zumindest ein Betrieb plant für diese Zeit die Aufstellung eines zusätzlichen Recycling-Con¬ tainers. Sofern derartige Ansprüche an die Hoffläche steigen ist eine deutliche Trennung von Verkehrs-, Stell- und Lager-' flächen sinnvoll. Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG - 2 - Mit nur zwei Lastenaufzügen ist die vertikale Erschließung als problematisch einzuschätzen. Daß die hier objektiv bestehenden Engpässe zu keinen betrieblichen Einschränkungen führen, ist darauf zurückzuführen, daß die oberen Geschosse überwiegend von Betrieben genutzt werden, deren Warenumschlag und damit Erschließungsanforderungen sehr gering ist. Sofern sich im Betriebsbesatz keine grundlegenden Änderungen ergeben, ist die vertikale Erschließung ausreichend. Von den Betrieben genannte Mängel Der bauliche Zustand des Gewerbehofes ist insgesamt als gut zu bewerten. Ein größerer Bedarf an Instandsetzungsmaßnahmen besteht nicht. Die von den Betrieben genannten Mängel bezie¬ hen sich in erster Linie auf die Heizungsanlage sowie auf Probleme, die überwiegend organisatorischer Art sind. Heizungsanlage: Von fast allen Betrieben wurde die fehlende Regulierbarkeit der Dampfheizung, vereinzelt auch eine nicht ausreichende Leistung kritisiert. Mehrere Betriebe sind dazu übergegangen, eigene, zum Teil recht aufwendige Anlagen in ihren Räumen zu installieren, teils um die nicht ausreichende Leistung, teils um die Probleme aus dem Betrieb auszugleichen. Fenster: Soweit noch Einfachfenster vorhanden sind, wird dies von den Betrieben, meist im Zusammenhang mit der Heizung, kritisiert. Die Einfachfenster werden schrittweise durch Isolierglas¬ fenster ersetzt. An den neuen Fenstern wird bemängelt, daß diese, vom Oberlicht abgesehen, nur noch einflügelig sind. Dies führt in der Praxis dazu, daß die Fenster kaum noch ge¬ öffnet werden können. Bei den noch vorhandenen Kastenfenstern fehlen, zumindest in den von uns besichtigten Betriebsräumen, die inneren Flügel. Organisation und Wartung: Mehrere Betriebe hatten Probleme mit dem Betrieb der Heizan¬ lage. Die Anlage wird nach übereinstimmender Auskunft an den Nachmittagen zu früh und nach den Wochenenden zu spät abbzw. angestellt. Der sukzessive Austausch der Fenster erfolgt, vermutlich aus haushaltstechnischen Gründen, nach Angabe der Betriebe jeweils gegen Ende des Jahres und damit während der Heizperiode. Von mehreren Betrieben wurde eine mangelnde Reinigung der Treppenhäuser und des Hofes kritisiert, was ihrem Anspruch auf Repräsentation entgegensteht. Baasner, Möller & Langwald Büro fur Architektur und Stadtplanung - 3 - Zwei Treppenhäuser sind ohne erkennbaren Grund gesperrt. Diese Treppenhäuser sind zwar für die Nutzung und Erschlie߬ ung des Gebäudes zur Zeit ohne Bedeutung; sie stellen jedoch notwendige Fluchtwege dar und müssen deshalb reaktiviert werden. Maßnahme-Vorschläge Insgesamt gesehen besteht -verglichen mit anderen Gewerbe¬ höfen- kein allzu großer Handlungsbedarf für Verbesserungen. Dennoch sollten die von den Mietern genannten Mängel besei¬ tigt werden. Bis auf die Heizungsanlage hält sich der finan¬ zielle Aufwand zu ihrer Beseitigung in Grenzen. Erfolgver¬ sprechend ist vor allem eine Verbesserung von Organisation und Wartung sowie eine stärker an den Interessen der Betriebe orientierte Baudurchführung (z.B. Fensterauswechselung) Weiterhin sind folgende Maßnahmen vorzusehen: Sämtliche Treppenhaustüren sollten eine FB-Ausführung erhal¬ ten; die Nottreppenhäuser sind zugänglich zu machen und soll¬ ten renoviert werden. Eine Verbesserung der Treppenhausbe¬ leuchtung wäre ebenso sinnvoll wie die Beseitigung einiger Schäden an der Fassade. Darüber hinaus ist, aus übergeordneten städtebaulichen Grün¬ den, eine Schließung der Baulücke, zumindest aber eine Gestal¬ tung der Stellplätze und der Eingangssituation des Grund¬ stückes wünschenswert. Für den Umgang mit dem Grundstück stellen sich grundsätzlich zwei Alternativen: Alternative A: Verkauf des Grundstückes an einen hier ansässigen Betrieb Ein Betrieb hat bereits in der Vergangenheit Interesse an dem Erwerb des Grundstücks gezeigt. Der Betrieb expandiert stark; er ist von seiner Produktion her für die Nutzung der Flächen bestens geeignet (keine großen Anforderungen an die Erschließung) und hat in erheblichem Umfang in die von ihm gemieteten Räume investiert. Es sollte überprüft werden, inwieweit dieses Kaufinteresse noch besteht. In Anbetracht der großen Unterschiede zwischen den ansässigen Betrieben scheidet unseres Erachtens die Ver¬ gabe an eine Eigentümergemeinschaft (Grundstücks-GmbH, Teil¬ eigentum etc) aus. Das bisher vom Betrieb gezeigte Investitionsverhalten läßt darauf schließen, daß durch diese Privatisierung die Instand¬ haltung des Gebäudes und dessen laufende Anpassungen an die gewerblichen Anforderungen auch langfristig sichergestellt ist ist. i Baasner, Möller & Langwald BÜRO FUR ARCHITEKTUR UND STADTPLANUNG Eine Privatisierung bietet darüber hinaus den Vorteil, daß für weitere Modernisierungen (Austausch der Fenster, Einbau einer Warmwasser-Heizung) Mittel aus dem Gewerbehofmodernisierunosoroaramm sowie steuerliche Erleichterungen in An¬ spruch genommen werden können. Unter Umständen besteht noch die Möglichkeit einer zusätzlichen Förderung über das BerlinFG. Aus städtebaulichen Gründen (Schließung der Blockkanten) und zur Flächenvorsorge halten wir eine Schließung der Baulücke auf dem vorderen Teil des Grundstückes für angebracht. Denkbar ist ein 2-3 geschossiger Gebäudetrakt für Verwaltungs¬ und Produktionstätigkeiten. Die durch die Bebauung entstehende Reduzierung des Stellplatz¬ angebotes kann durch eine Öffnung des zur Zeit gesperrten 3. Hofes aufgefangen werden. Problematisch ist hierbei jedoch die schwierige Durchfahrtssituation. Weiterhin wäre die An¬ lage einer Tiefgarage zu prüfen und, inwieweit die Parkgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite herangezogen werden können. Die Finanzierung des Neubaus könnte günstig über das BerlinFG und ERP-Kredite sowie Städtebauförderungsmittel (Grundstücks¬ neuordnung) erfolgen. Nähere Aussagen sind wegen der nicht bekannten zukünftigen Nutzung und Art der Leistungserstellung (Förderungsvorraussetzung) gegenwärtig nicht möglich. Alternative B: Verbleib des Grundstückes im Eigentum des Landes Berlin Verbleibt das Grundstück im Eigentum des Landes Berlin, so ist eine städtebaulich wünschenswerte Schließung der Baulücke kaum realisierbar. Aus städtebaulichen und aus Gründen des Stadtbildes sollten die zur Straße gelegenen Stellplätze neu geordnet und die Eingangssituation durch Bäume und Pergolen neu gestaltet werden. Hierbei ist jedoch darauf zu achten, daß das Angebot an Stellplätzen nicht reduziert wird. Die zur Straße gelegenen Brandwände können begrünt werden. Mittel- bis langfristig ist vor allem der Austausch der Heiz¬ anlage gegen eine Warmwasserheizung vorzusehen. Aus Gründen der Energieeinsparung ist der weitere Austausch der Fenster notwendig, wobei allerdings die Kritik der Mieter zu berück¬ sichtigen ist. Eine Finanzierung aus Mitteln des Gewerbehofmodern iserungsprogrammes ist rechtlich nicht möglich. Zur Finanzierung könnten nur Haushaltsmittel des Landes Berlin eingesetzt werden. Da der Etat für die laufende Instandhal¬ tung relativ gering ist, wäre es erforderlich, Sondermittel für die größeren Maßnahmen bereit zu stellen. Baasner, Möller & Langwald Büro fjr Architektur und Stadtplanung - 5 - Wünschenswert wäre ferner eine Neuordnung der Lagerflächen im Hofkeller und auf dem Dach (Markierung von Lager- und Erschließungsflächen). Schließlich sollte die Möglichkeit geprüft werden, den zur Zeit nicht genutzten 3. Hof für eine gewerbliche Nutzung zu reaktivieren. Hierzu bietet sich eine vollständige oder teil¬ weise Überdachung des Hofes an, die zu Lager- oder Produk¬ tionszwecken genutzt werden könnte. Angesichts der bestehenden Flächenengpässe auf dem Grundstück sollten diese neuen Flächen den ansässigen Betrieben angeboten werden. Bei der Vergabe ist zu beachten, da die Durchfahrt zugleich als Anlieferungs¬ punkt für den Lastenfahrstuhl dient, daß die Erschließung nicht optimal ist und nur von Betrieben mit nicht allzu hohen Erschließungsanforderungen genutzt werden kann. Bei der Konstruktion der Überdachung bzw. Halle ist eine aus¬ reichende Belichtung der angrenzenden Erdgeschoßzonen sicher¬ zustellen. Die derzeitige Ausnutzung des Grundstückes (GFZ ca. 1,6; GRZ ca. 0,3) steht dem Bau einer Halle nicht entgegen. Falls sich über einen längeren Zeitraum Betriebe mit hohen Erschließungsanforderungen ansiedeln, sollte überlegt werden, ob nicht eine Sticherschließung von der Ritter- zur Prinzessinenstraße über den hier besprochenen Gewerbehof und den Hof Prinzessinenstraße 19-20 angebracht ist. Diese Maßnahme hat keine Priorität. Sie sollte dennoch nicht aus den Augen verloren werden, da die Umsetzung relativ problemlos ist (Eigentümer der Prinzessinenstraße ist die Gewerbesiedlungs¬ gesellschaft) und Erschließungsverbesserungen im allgemeinen eine wichtige Vorraussetzung zur Sicherung der gewerblichen Nutzung sind.