17.09.04 Protokoll: S. Kepcija, T. Tran Viet Naxos Naxos besteht aus einem kristallinen Anteil, sowie einem posttektonischen Granodiorit (Alter etwa 12 Ma) und paläozänen Sedimenten („oberste Einheit“), die in grabenartigen Strukturen liegen und nicht metamorph überprägt worden sind. Der kristalline Bereich stellt einen klassischen metamorphen Kernkomplex dar, der eine domartige Struktur aufweist, wobei man auf der heutigen Landoberfläche von außen nach innen in immer höher temperierte Zonen gelangt. Die Insel wurde zweifach metamorph überprägt: Eine erste reliktische HochdruckMetamorphose fand im Eozän vor etwa 45 Ma statt; die zweite dominante MitteldruckHochtemperatur-Metamorphose fand im Miozän vor ca. 15-20 Ma statt. Die klassische Zonierung vom Barrow-Typ, die an Metapeliten, Metabauxiten und Metakarbonaten verfolgt werden kann, umfasst eine Chloritzone (mit Diaspor und Chloritoid), eine Biotitzne, eine Staurolithzone (mit Korund), eine Kyanitzone sowie eine Sillimanitzone mit Migmatiten im Kern (siehe S.91 Exkursionsführer). Der Kernkomplex ist eine großräumige Dehnungsstruktur, bei der tiefere Stockwerke durch flache duktile Abscherhorizonte freigelegt wurden. Aufschluss 17.1: An der Strasse Chora – Filoti – Pirgos (N36°58,95' E25°30,22') ca. 09:45 Uhr, Höhe: 345 m ü. NN Im Südteil der Insel Naxos stehen Marmore mit Einschaltungen von Metabauxiten an. Außerdem kommen Hellglimmer- und Chlorit-führende Phyllite sowie Relikte der durch die erste Metamorphose vor 45 Ma gebildeten Blauschiefer vor. Die Hochdruck- und Niedrigtemperaturbedingungen dieser Gesteine betrugen etwa 8-10 kbar und 350°C. Bauxite entstehen unter subaerischen Bedingungen bei allitischer Verwitterung. Sie sind hier als Karstbauxite unter tropisch humidem Klima entstanden, in dem das SiO2 der Ausgangsgesteine weitgehend durch eine wässrige Lösung fortgeführt wurde. Böhmit, Aluminiumgele, Goethit und Hämatit reicherten sich bei diesem Prozess an. Nehmen die Temperaturen im Zuge einer Gesteinsmetamorphose zu, so entsteht Korund, der auf Naxos auch abgebaut wird. Man findet in der hier aufgeschlossenen Zone I Diasporkörper im Meter bis Zehnermeterbereich. In der Zone II wurde bereits Korund gebildet. Diaspor = H2O + Korund (bei ca. 400° C) Die Diasporite sind auffällig schwer. Neben Diaspor sind Titan-Eisenoxide, Rutil, Chloritoid, Pyrophyllit und Hellglimmer angereichert. Leider sind die Metabauxite in dieser Zone nur in seltenen Lesesteinen zu finden. Zwischenstop am alten Venizianerturm Pirgos Chimarou, der gegenwärtig restauriert wird (N36°59,82' E25°31,22') Aufschluss 17.2: An der Strasse Agias – Tryfonas (N37°00,40' E25°29,09') ca.11 Uhr, Höhe: 560 m ü. NN Es steht hier um eine Marmor-Schiefer-Wechselfolge an. Die Schiefer enthalten Chloritoid, Hellglimmer und Fe-Oxide. In dieser Zone II wurde die Korund-Isograde überschritten, Korund existiert zunächst neben Diaspor. Metabauxite wurden auch hier nur in Form von Lesesteinen gefunden. Aufschluss 17.3: An der Straße Filoti – Zas, bei der Kirche Agia Marina (N37°02,75' E25°30,46'), ca. 11:30 Uhr, Höhe: 580 m ü. NN Nach Passieren der „Biotit-in“Isograden stehen hier typische Gesteine der Biotitzone an. Es handelt sich um granatarme Schiefer (Abb. 17.1). Häufige Minerale, die hier neben Biotit auftreten, sind Serizit, Chlorit, Plagioklase und Goethit. Abb. 17.1: Granatarme Schiefer der Biotitzone Aufschluss 17.4: Am Strand Azala, nördlich Moutsouna (N37°05,26' E25°35,65') ca. 12:30 Uhr, Höhe: 0 m ü. NN Hier stehen alttertiäre Siliziklastika und Tonsteine der obersten Einheit (Abb. 2) oberhalb des Kristallins an. Auch Alluvialfächersedimente kommen vor. Der Kontakt zum Kristallin ist tektonisch, d.h. flache Abschiebungen. Die Sedimentation dieser Gesteine erfolgte zur selben Zeit wie die Mitteldruckmetamorphose. Im Bereich von Horst- und Grabenstrukturen können diese Sedimente bis zu 1000m mächtig sein. Abb. 17.2: Am Strand von Azala, Blick nach Süden auf die tertiären Sedimente der „Obersten Einheit“. Aufschluss 17.5: Korundlager (Halden) 6 km westlich von Moutsouna (N37°05,49' E25°33,82'), ca. 15 Uhr, Höhe: 280 m ü. NN Dieser Aufschluss gehört zur Zone IV. Als Indexminerale gibt es hier in den Metabauxiten Korund, Staurolith und Kyanit. Kleine Gänge sind mit Korund, Kyanit, Muskovit, Paragonit, Margarit oder Kalzit gefüllt. Selbst unter metamorphen Bedingungen kann es durch Fluidüberdruck lokal zu Sprödbruch kommen. Obwohl nur geringe Mengen Aluminium in der metamorphen fluiden Phase mobil sind, kann es durch den lokalen Druckabfall in den geöffneten Brüchen ausgefällt werden. Es entstehen die gleichen metamorphen Phasen, mit denen die fluide Phase im Gleichgewicht ist. Ansonsten bewegt sich die metamorphe fluide Phase ausschließlich auf Korngrenzen. Viele Metabauxite sind foliiert. Üblicherweise verhalten sich Metabauxite aber sehr hochviskos und bilden eher massige undeformierte Körper. Die Beobachtung spricht dafür, dass die vorherrschende Deformation bei der Umwandlung von Diaspor zu Korund stattfand, als viel Wasser freigesetzt wurde, das die Viskosität herabsetzte. Abb. 17.3 und 17.4.: Metabauxitlager 6 km westlich von Moutsouna Aufschluss 17.6: An der Strasse Koronos – Lionas, ehemaliges Bergwerksgelände Stopps bei N37°07,77' E25°34,03' und N37°08,33' E25°32,99'), 16:40 bis 17:30 Uhr In diesem Tal lag das Hauptabbaugebiet des Schmirgels von Naxos, in dem über Jahrhunderte abgebaut wurde (Abb. 17.5 und 17.6). Der Bergbau wurde in den siebziger Jahren eingestellt. Die Metabauxite bilden hier einzelne kubikmetergroße Linsen von Korund im Zehnermeterbereich, die sich horizontbeständig im Marmor über Kilometer verfolgen lassen (ehemalige Karstbauxittaschen einer alten Oberfläche). Auch hier treten neben Korund Kyanit, Staurolith, Hellglimmer, Herzynit (Fe-Spinell), Turmalin und Margarit auf. Zahlreiche Stollenmundlöcher führen zu den alten Abbauen, die alle vollständig ausgeerzt sind. Gute Gesteinsproben finden sich nur auf zahlreichen Halden. Korundgesteine mit aluminiumreichen Kalksilikaten wie Anorthit, Margarit und Epidot stammen aus dem Kontakt zum Marmor. Die Aufschlüsse liegen in Zone IV. Staurolith zeigt Temperaturen oberhalb von 540°C an. Er ist hier ungewöhnlich reich an Zn und hat sich aus dem Abbau von Chloritoid gebildetDer Sprödglimmer Margarit, der leicht mit Paragonit oder Muskovit verwechselt wird, wandelt sich bei ca. 600 ° C in Anorthit, Korund und Wasser um. Abb. 17.5: Das ehemalige Bergwerksgelände an der Strasse Koronos - Lionas Abb. 17.6: Vor einem Eingang zu einer abgebauten Schmirgellinse Aufschluss 17.7: 4 km nordöstlich von Skado an der Straße nach Mesi; ca. 18 Uhr Hier tritt in Metapeliten der Zone V Sillimanit neben Kyanit in Form von weißen kleinen Flecken oder „Flatschen“ auf. Es sind oft helle und faserige Bereiche, die bis 0,5 cm groß werden können. Hellglimmer ist hier allerdings noch stabil. Die P-T-Bedingungen haben die Reaktionskurve Muskovit + Quarz Kalifeldspat + Sillimanit + Wasser bei ca. 650°C noch nicht überschritten. Aufschluss 17.8: Nördlicher Ortsausgang von Apollonia im äußersten Norden von Naxos (N37°10,81' E25°32,93'), ca. 19Uhr, Höhe: 45 m ü. NN Direkt an der Straße sind große Flächen mit bis zu 10 cm großen Tremolitkristallen, die aus der Reaktion von Dolomit und Quarz im unreinen Dolomitmarmor entstanden. Der Aufschluss liegt ebenfalls in Zone V. Oberhalb des Straßenaufschluss ist noch ein großer Kouros (Standbild) von 600 v.Chr. am Ort seiner Entstehung in einem antiken Marmorsteinbruch erhalten.