Als König Jayavarmann VII im 12. Jahrhundert den Buddhismus im

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hr2-kultur
Camino – Religionen auf dem Weg
Kambodscha 2017: Buddhismus als Staatsreligion
Wie Buddha und die Mönche den Menschen helfen,
ihr Kriegstrauma zu überwinden
Autor/in:
Daniella Baumeister
Sendedatum:
Sonntag, 25. Juni 2017
Als König Jayavarmann VII im 12. Jahrhundert den Buddhismus im Reich von
Angkor einführte, hatte er mehr als eine Vision. Buddha sollte den Menschen
helfen, ein besseres Leben zu führen, besser miteinander auszukommen und eine
bessere Gesellschaft zu entwickeln. Dass die Tempelanlage eine hinduistische
Tempelanlage war, war kein Problem. Hinduismus und Buddhismus pflegten eine
friedliche Koexistenz. Wie gut das funktionierte, kann man heute noch in den
steinernen Wandbildern der Tempel von Angkor sehen.
1 music
Obwohl Angkor Wat für mich immer ein Traumziel war, ist die riesige
Tempelanlage im Norden von Kambodscha nicht das Hauptziel meiner Reise. Ich
will wissen, welche Rolle spielt der Buddhismus, heute übrigens wieder
Staatsreligion, in einem der ärmsten Länder der Welt. Welche Rolle spielen die
Mönche in einer Gesellschaft, die nach dem Schreckensregime von Pol Pot und
den Roten Khmer in den 70er Jahren und dem lang Krieg mit Vietnam gleich
danach völlig zerstört wurde und sich bis heute von diesem Trauma nicht erholt
hat? Wie können und wollen sie helfen in einem Land, in dem es an allem fehlt,
wo die Regierung wenig tut um das zu ändern und wo internationale
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Entwicklungshilfe wie Tropfen auf heißen Steinen verdampft? Und stimmt das Bild
der Lotusblüte, nach deren Form die Turmspitzen der Tempel nachempfunden
wurden? Buddha wurde der Legende nach auf einer Lotuspflanze geboren. Der
Lotus repräsentiert den Weg des Menschen auf dem Weg zum Göttlichen - im
Schlamm geboren, zeigt sich die innere Schönheit nur, wenn die Blüte sich
entwickeln kann, dann entwickelt sich auch ein Bewusstsein. Der Lotus wächst
und gedeiht überall. Aber spielen diese Bilder in Kambodscha heute überhaupt
eine Rolle?
2 Atmo
Ich treffe Vishna und Samnang Sok. Die beiden jungen Mönche werden uns ein
paar Tage lang begleiten. Sie sind gespannt auf eine Gruppe von Deutschen, die
sich für ihre Arbeit und ihr Leben interessieren. Ich bin gespannt auf das, was sie
von ihrem Leben erzählen. Denn eigentlich dürfen sie gar nicht mit mir, mit einer
Frau allein reden. Sie dürfen unter anderem auch nicht: Fleisch essen, Alkohol
trinken, jemanden oder etwas töten, nach 12 Uhr mittags essen oder eine Frau
berühren. Ein Verzicht, der Vishna und Samnang nicht schwer fällt, das
Mönchsleben wiegt das alles wieder auf. Vishna arbeitet für die kleine nationale
NGO BFT, Build Your Future Today in Siem Reap, der Stadt nahe Angkor Wat.
Vishna ist 30 und seit 17 Jahren buddhistischer Mönch. Er lebt in der Pagoda, im
Kloster.
3 o-ton (Vishna 1) (176)
Ich bin gern ein buddhistischer Mönch, ich habe viel über mich selbst
gelernt in der buddhistischen Schule. In Kambodscha sind die meisten
Menschen Buddhisten. Aber wenn man ein Mönch wird, dann weiß man
mehr, man lernt die Lehre und kann sie dann wieder weitergeben. Um
Frieden zu lernen und glücklich zu werden, in der Familie.
Die Familie, das ist für ihn die Pagoda, das sind die Menschen in den Dörfern,
denen er hilft.
4 o-ton (Vishna 2)
Kambodschaner sind eigentlich freundliche Menschen, das ist unsere
Kultur. Nicht alle, aber die meisten. Sie kennen sich nicht besonders aus mit
der buddhistischen Lehre, aber sie leben seit Generationen so, das vererbt
sich einfach weiter. Mönche sind in der Gesellschaft sehr wichtig. Sie haben
sehr viel zu sagen. Sie helfen auch in der Infrastruktur, sie kennen nicht nur
die Lehre sondern auch die Menschen, und sie können uns helfen, bessere
Menschen zu werden. Und wir tun selbst auch viel dazu in unseren Klöstern,
wir haben dort Bücher, wir haben Wissen, das wir im buddhistischen Sinn
weitergeben können.
Vishna ist auch der Grund, warum Andreas Lackmann, Geschäftsführer des
Lomarer Instituts für Weiterbildung, sich seit einigen Jahren inKambodscha
engagiert.
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5 o-ton (Andreas)
Vishna ist ein freundschaftlicher Kontakt, darüber hat sich Kontakt zu
Samnang ergeben, er hat mir dann seine Lebensgeschichte erzählt und die
erste Reaktion war, nicht schon wieder jemand der Geld haben möchte. Aber
Vishna ist ein toller Mensch und es bieten sich für mich persönlich
Möglichkeiten, die ich als Tourist nicht habe, da komme ich einfach nicht
hin. Ich kann in Bereiche reinschnuppern die einem sonst verschlossen
bleiben. Und ich kann mein eigenes Leben im Westen in frage stellen. Das
kannst du normalerweise nicht entdecken, das geht hier nur über
Freundschaft, Projekte, Arbeitsbeziehung ...
Andreas Lackmann sagt, die Arbeit in Kambodscha ist eine gute Gelegenheit, das
eigene Leben hier im Westen hinterfragen. Er hat den deutschen gemeinnützigen
Verein BFT-Build Your Future Today gegründet, er sammelt hauptsächlich Geld,
das in Kambodscha schnell und unbürokratisch ausgegeben wird. Im letzten Jahr
wurden vor allem Fahrräder angeschafft, damit die Kinder überhaupt in die Schule
kommen.
6 o-ton (Andreas)
7 music
96% der Kambodschaner sind Buddhisten, auch wenn nicht jeder ein religiöses
Leben lebt, ist dieser Geist überall zu spüren. Vishna hat Recht - Kambodscha ist
ein ruhiges, friedliches Land, allerdings eins mit großen Problemen. Armut,
Unterernährung, mangelnde Schulbildung, Landminen, Korruption, und, man mag
es bei der eben erwähnten Friedlichkeit nicht glauben, viel häusliche Gewalt. Wer
unglaubliche Gewalt erlebt hat, wie unter der Diktatur von Pol Pot, gibt sie oft
weiter, oft auch noch Generationen später. Samnang Sok, der das Kloster leitet,
erlebt das täglich in seiner Arbeit für seine eigene kleine Organisation AFCC,
Action for Cambodia‘s Children, wo er sich vor allem um die armen Dörfer in der
Gegend kümmert, wo er geboren ist. Es geht ihm vor allem um zwei Dinge: Dass
die Kinder regelmäßig und länger als vier Jahre in die Schule gehen können und,
dass weniger Familien zerbrechen, worunter am Ende wieder die Kinder leiden.
8 o-ton (Samnang Sok) 1 (176)
Wir haben eine soziale Krise in der kambodschanischen Gesellschaft. Meine
Eltern und Großeltern sind durch Bürgerkrieg gegangen. Aber danach bleibt
das Problem der Gewalt, vor allem der häuslichen Gewalt. Da sind wir dann
ganz nah dran. Wir haben die Kenntnisse, und als Mönche haben wir auch
die Gelegenheit, zu helfen. Was wir sagen, wird gehört, wir haben eine große
Wirkung in der Gesellschaft.
Armut und Gewalt, das gehört in Kambodscha irgendwie zusammen, das sind die
Lebensthemen der beiden Mönche. Die Kinder, die ich in den Schulen gesehen
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habe, hatten aber viel Spaß, und sie waren stolz, hier sein zu dürfen. die Schule
ist offenbar ein guter Aufenthaltsort.
9 o-ton singende Kinder
Ich sehe die Bilder wieder vor mir, zehntausende Totenschädel, heute liegen
einige davon in einem Stupa, dem Mahnmal im Gedenk Park Killing Fields
außerhalb von Pnom Phen. Ich höre wieder die Berichte, die damals - viel zu spät
- den Westen erreichten. Die Berichte vom kommunistischen Diktator Pol Pot, der
zwischen 1975 und 1979 sein Land in eine Agrarutopie verwandeln wollte. Der die
Menschen aus den Städten vertreiben ließ von größtenteils minderjährigen
Soldaten und zu unmenschlicher Arbeit auf dem Land zwang, die Berichte über
den Massenmord, dem bis zu 2einhalb Millionen Menschen zum Opfer fielen.
Bildung war ein Todesurteil, wer im zukünftigen Bauernstaat zugab, dass er lesen
und schreiben konnte, wurde sofort umgebracht. Noch heute fehlt diese
Bildungsschicht, die gesellschaftliche Mitte. Um die Menschen gefügig zu machen,
ließen die Roten Khmer Millionen Menschen systematisch hungern. Ein Pol Pot
Überlebender erzählt mir, wenn du immer schrecklichen Hunger hast, denkt dein
Kopf über nichts anderes mehr nach als übers Essen, dann können sie alles mit
dir machen. 100000de Kambodschaner sind tatsächlich verhungert. Die Bilder und
Berichte waren so unglaublich, dass viele im Westen sie tatsächlich nicht glauben
wollten. wie sonst ist zu erklären, dass die Roten Khmer auch nach dem Sturz von
Pol Pot die offizielle Vertretung Kambodschas bei der UN waren. Reiseführer Wat
erzählt uns, was er als erstes tat am Tag der Befreiung, am 7. Januar 1979. Er ass
einen Teller Reissuppe. Das gab es vier Jahre lang nicht.
10 o-ton (Wat)
Das war für mich herrlich. Ich habe einen Teller Reis bekommen, ich habe
ihn ganz lang angeguckt und dann ganz langsam gegessen, das war
herrlich. Meine Mutter hat auch überlebt, ich wusste vier Jahre lang nichts
von ihr, das war ein großes Glück. Wir haben uns gefunden, wir konnten
wieder richtig leben, wieder privat zusammen essen ...
Wat hat sich eine kleine Existenz aufgebaut. Er führt Touristen auch durch die
Killing Fields. Damit so etwas nie wieder geschieht, damit seine Kinder in Frieden
aufwachsen können.
11 music
Zwischen 1975 und 1979 ließ Pol Pot Zehntausende Mönche ermorden. fast alle
Tempel wurden zerstört, Schriften verbrannt, is seinem Steinzeit Kommunismus
sollte der Buddhismus völlig ausgerottet werden. Es wäre fast gelungen, Anfang
1979 gab es grade noch ein paar 100 Mönche in Kambodscha. Doch das
Klosterwesen hat sich in dem traumatisierten Land am schnellsten regeneriert.
Heute leben rund 60000 Mönche in rund 4000 Wats, die Tempel sind Kloster,
Gemeindezentrum, Mittelpunkt des buddhistischen Lebens und offen für alle. Auch
wir sind herzlich willkommen, als wir eine Pagoda in Siem Reap besuchen. Es ist
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ein kleiner Park, unter großen Bäumen stehen ein paar kleine Steinhäuser, in
jedem wohnen und leben mehrere Mönche jeden Alters. Jeder hat tagsüber seine
Aufgabe, die jungen gehen zur Schule, die älteren aufs College oder zu ihrer
Arbeit. Oder sie kümmern sich um die Versorgung des Klosters. Wer in einem
Kloster unterkommt hat die Gemeinschaft - und vor allem die Möglichkeit, zur
Schuld zu gehen, die Aussicht auf Bildung.
Mönche sind überall gegenwärtig in Kambodscha. In ihren leuchtend orangenen
Kutten fallen sie überall auf. Im Stadtbild oder auf dem Land. Egal wie arm man
ist, egal wie man drauf ist, einem Mönch darf man nichts abschlagen. Betteln
gehört zum Alltag und ist Pflicht eines Mönches, auch um die Menschen daran zu
erinnern, etwas abzugeben oder etwas füreinander zu tun. Und so stehen sie oft
als Tramper am Straßenrand, sitzen als Beifahrer hinten auf dem Mofa, manchmal
mit wehendem Sonnenschirm, sie werden im Taxi oder im Tuk Tuk mitgenommen.
In den Hotels und auf den Märkten betteln sie um Lebensmittel und kriegen gleich
ein Frühstück dazu, diese beiden Jungs, sicher nicht älter als zehn, segnen nach
ihrem morgendlichen Bettelgang die Marktstände.
12 o-ton singende Mönche
13 Atmo Markt
Wer etwas auf dem Markt verkaufen kann, hat ein kleines Einkommen. Mit oder
ohne Segen. Erst seit kurzem kommen die Menschen wieder vom Land in die
Stadt, um ihre Produkte anzubieten. Auch das ist ein Verdienst der lokalen NGOs
wie BFT. Hier wartet man nicht auf die offizielle Entwicklungshilfe, die oft nicht
ankommt, weil sie in in dunklen Kanälen versickert. Hier gibt es für jedes Dorf, das
Hilfe bekommt, einen speziellen Plan.
Professor Setha Long war lange Zeit UN Berater. Er ist ein Pol Pot Überlebender.
Was er in den Steinzeit Jahren erlebt hat, motiviert ihn heute, zu helfen. Auf der
Flucht nach Thailand half er damals mit knapp 20 den ersten Kindern, denen er
unterwegs begegnete. Er war ganz allein, sie waren ganz allein. Inzwischen sind
es viele 100, die er zusammen mit seiner Frau gerettet hat. Er holt sie von der
Straße und schickt sie mit Hilfe der Mönche in die Schule. Er holt sie aus
zerbrechenden Familien und gibt ihnen ein friedliches zuhause ohne Gewalt. Hier
oder In den Pagoden können sie leben, sie bekommen zu essen, sie bekommen
Zuwendung und sie bekommen vor allem Bildung. Armut ist auch ein
Bildungsproblem in Kambodscha. Ohne die Hilfe der Mönche ginge das alles
nicht, sagt Setha Long.
14 o-ton 8 (Setha
Nein, die Regierung tut nichts. Selbst wenn ich krank werde, kriege ich keine
Hilfe. Sauberes Wasser gibt es nur mit internationaler Hilfe. Die Menschen
verlassen sich auf den Buddhismus, auf die Lehren, auf die Mönche, die
helfen auch ganz konkret, sie beraten, sie therapieren, und der Buddhismus
zeigt Wege, wie man friedlich aus schlimmen Erfahrungen herauskommen
kann. Die Kinder leben mit uns, sie haben nicht genug zu essen, die Familien
sind kaputt. Die Mönche helfen, sie reden, sie bringen Ratschläge, der
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Buddhismus ist da sehr hilfreich. Ganz einfach - wenn du etwas gutes tust
ist dein nächstes Leben besser. Aber es gibt wirklich nicht viel Hilfe aus dem
Volk heraus.
In die Dörfer kommen Setha, Samnang und Vishna mit ganz praktischer Hilfe.
15 o-ton 9(Vishna)
Wenn wir schulfrei haben, arbeiten wir mit den armen Menschen auf dem
Dorf. Mit den Familien, mit den Kindern, wir reden über Gewalt, wir bringen
die buddhistische Lehre. Wir reden darüber, wie wir helfen können.
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Mit Reden allein ist es natürlich nicht getan. Und es ist nicht ganz einfach,
überhaupt in ein entlegeneres Dorf zu kommen. Auf den Schotterwegen fahren
eigentlich nur noch Mopeds oder Fahrräder. wir haben den Luxus eines kleinen
Buses. Aber er schafft es fast nicht. Wir sind nur ein paar Kilometer außerhalb von
Siem Reap, aber es kommt mir vor wie das Ende der Welt. Die Menschen leben in
Bretterbuden. manche besitzen nur ein paar Stofffetzen und ein paar Töpfe, sie
alle haben viele Kinder, die Mütter sind sehr jung, viele sitzen apathisch auf dem
Boden und warten. Aber worauf?
Setah Long und Samnang Sok sind stolz auf kleine Fortschritte. Hier, dieses Dorf
war das erste, das eine gemauerte Toilette bekam. Und hier, in diesem Dorf gibt
es immer mehr Blechdächer auf den Holzhütten. Als wir einen tropischen
Regenguss mitkriegen, sehen wir, wie wichtig diese Dächer sind, jetzt schwimmt
nicht gleich alles davon. Wir arbeiten auch an der Familienplanung, sagt Setha.
Die Menschen glauben, je mehr Kinder, desto besser wird das Leben. Wir arbeiten
vor alleman der Lebensplanung. Viele Menschen in Kambodscha müssen einfach
wieder Leben lernen.
17 o-ton Setha (180)
Wir brauchen hier eine gewisse Sicherheit. Was das Geld und den Lebensstil
betrifft. Hier gab es immer nur Reis. morgens mittags und abends, heute
haben sie nicht genug zu essen. Wir bringen ihnen bei, nicht nur Reis
anzubauen, sie kriegen Lebenshilfe, sie können etwas Geld verdienen, wenn
sie Hühner oder Kühe verkaufen. Die Kinder gehen viel zu spät zur Schule,
sie sollten schon mit sechs Jahren gehen, wenn sie älter sind, lernen sie
nicht mehr gut, sie sind zu alt. jeden Morgen um 7 gibts Essen für die Kinder
im Dorf. wir haben ein stärkendes Food Programm, wir kontrollieren auch,
ob sie zunehmen, wir bringen sie auch ins Krankenhaus, wenn es sein
muss. wir sehen Fortschritte, aber es geht sehr langsam.
Samnang Soks wichtigstes Thema ist Bildung, ist Schule. Er selbst konnte erst in
die Grundschule, als er schon 21 war. Die Familie war bitter arm, in seinem Dorf
wurde immer gekämpft. Er kannte als Kind nur Krieg. Er hat die späte Schule nie
bereut, heute leitet er als Ältester das Kloster. Er will, dass alle Kinder diese
Chance kriegen. Und dass alle Eltern das verstehen. Da ist viel
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Überzeugungskraft nötig sagt er, viele Eltern sehen die Notwendigkeit von Schule
einfach nicht ein. Auch die Erwachsenen müssen zur Schule. Wenn sie gefördert
werden wollen, müssen sie lesen und schreiben lernen. Rechnen ist auch nicht
schlecht.
18 o-ton (Setha)
wir helfen einigen Dörfern und wenn es ihnen besser geht, gehen wir ins
nächste Dorf...Es ist small scale help, 15000 Dollar im Jahr. Hier bauen wir
keine Schule. Wir suchen Menschen, die das machen. Wir kümmern uns
ums Ernährungsprogramm, um Gesundheitsvorsorge, alles, was bezahlbar
ist.
Es ist eine Mikrofinanzierung. Wer zuerst kommt, kriegt das Geld. Viele
Leute hier können nicht lesen und schreiben. Das bringen wir ihnen auch
bei. Dann müssen sie ein Handwerk lernen. sie müssen sich zusammen tun
zum Beispiel zur Hühnerzucht. 5 bis 10 Familien. Dann beschließen wir, wie
viel Geld sie brauchen. Dann bekommen sie Kredite. Dann trainieren wir die
lokalen Banken, dass die helfen. Dann können sie auch Geld einbezahlen
und irgendwann den Kredit zurück. Wir nehmen keine Zinsen.
Samnang Sok kämpft auch für ein neues Gemeinschaftsgefühl in den Dörfern.
Aber wer jahrelang nur mit dem eigenen Überleben beschäftigt war und danach
ins gesellschaftliche Nichts fiel, dem fällt das auch viele Jahre später schwer. Das
Traumw wird an die Kinder weitergegeben. Und vielen Eltern, die mit Gewalt und
Alkohol zu kämpfen haben, falle es auch schwer, ihre Kinder zu akzeptieren.
19 o-ton (184, 1.20)
Es ist ein Langzeitprojekt. Nach den Khmer R. lebten viele Menschen mit
mental sickness (???). Und sie sehen jetzt, dass das auf die Kinder
übertragen wird. Ich bekomme sehr viel Hilfe von den Mönchen. Einer ist der
Chef unserer Sozialarbeiter, zehn andere arbeiten für uns. Sie sind Berater,
sie sind Therapeuten, sie gehen von Haus zu Haus, sie suchen die Probleme
und versuchen, sie zu lösen.
Aber auch ein unermüdlicher Entwicklungshelfer wie Setha, der nie an sich denkt,
braucht mal einen kleinen spirituellen Energieschub.
20 o-ton (Setha)
Wenn ich nicht mehr weiter komme, gehe ich auch zu einem Mönch. Aber ich
bin sehr glücklich, ich habe auch meine Frau, wir helfen uns gegenseitig. Sie
ist so freundlich und so stark und wir haben dieselben Gründe, warum wir
das tun.
21 music
Freundlichkeit ist ein wichtiges Wort im kambodschanischen Buddhismus. Ich
habe gelesen, wer unfreundlich ist, wird im nächsten Leben hässlich. Ich frage
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Samnang, ob das stimmt. Na ja, nicht so ganz. Oder zumindest nicht wo, wie wir
Westler darüber denken würden.
22 o-ton (Samnang)
Ja, aber wir reden nicht über das äußerliche. Wir reden über das Innerliche.
Wenn du wütend wirst, wenn du gierig wirst, dann ist das einfach nicht gut
für dich (your mind). Wir tun möglichst nur gutes. Wir unterrichten, wir
geben die Lehre weiter, wir helfen konkret, wir sind freundlich und glücklich.
Es geht um das richtige Glück (in your mind)
Apropos wir Westler. Samnang erinnert mich daran, Buddhismus ist keine
Religion. Es geht nicht darum, einen Gott zu verehren, damit man es nach dem
Tod besser hat. Es geht darum, das eigene Leben gut zu führen, dann wird man
im nächsten Leben belohnt.
23 o-ton (Samnang)
Buddhismus ist keine Religion (food for peace), Buddhismus ist eine
Lebensform. Du bist Christ oder Moslem, das ist mir egal. Du darfst auch ins
Meditationszentrum gehen, du kannst dich auch innerlich säubern(purified
mind), du kannst danach freundlicher, liebevoller, netter zu allen anderen
sein. Wir sind offen für jeden. Das ist die Basis des Buddhismus.
Die Mönche sind in Kambodscha respektiert. Sie haben Macht, Einfluss und man
hört ihnen zu. Kings, also sehr hohe Mönche werden auch als Berater in der
Politik gesucht. Selbst Hun Sen, damals ein Roter Khmer der mittleren Ebene, der
seit rund 30 Jahren autoritär regiert, sucht ab und zu den Rat der Mönche.
Allerdings hatte ich den Eindruck, in der echten Lebenswelt kommt davon
trotzdem nicht viel an. Es gibt in Kambodscha so gut wie kein funktionierendes
öffentliches Leben. Die Krankenhäuser sind unterfinanziert, die Lehrer mit 49 bis
150 Dollar im Monat so unterbezahlt, dass sie manchmal gar nicht oder nur zum
dienst kommen, wenn sie von den Schülern geschmiert werden. Es gibt keinen
Arbeitsmarkt, Mädchen kriegen, wenn sie Glück haben, einen Job in der
Textilfabrik oder in der Gastronomie, Jungs auf dem Bau. Dafür gibt es eine
ausgesprochen ausgeprägte Korruption, Kambodscha liegt in der Bestenliste der
korruptesten Länder der Welt ganz oben. Vielleicht hatte der ehemalige UN
Sonderbeauftragte Richard Holbrook doch recht als er sagte, es dauerte 100
Jahre, bis sich Kambodscha vom Trauma der Roten Khmer erholt habe.
24 music
Kleine Hilfe von Samnang Sok greift sofort. Wir haben im Dezember für seine
Organisation gespendet. Von den 1200 Dollar hat er in seinem Heimatdorf
Notizbücher für die Lehrer gekauft - damit sie Lehrpläne aufschreiben und
einhalten können. Es gab einen Mathe- und Malwettbewerb für die Motivation der
Kinder. Ein paar Fahrräder und Schulmaterial. Einen Ausflug nach Angkor Wat,
damit die Kinder ihre große Vergangenheit kennenlernen. Samnang hat alles
schnell und übersichtlich auf der Website dokumentiert. Mit einem Computer, der
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natürlich auch aus Spenden angeschafft werden konnte. Was nicht immer da ist,
ist die monatliche Gebühr fürs W-Lan.
Ich frage Andreas Lackmann gefragt, ob die Mönche die Rettungsanker für
Kambodscha sind.
25 o-ton (Andreas)
Rettungsanker klingt schon sehr viel. Der Buddhismus ist in Kambodscha
eine feste Größe. Auf dem Land sind Klöster die einzige Möglichkeit in
Bildung zu kommen. Vishna und Samnang sind sicher nicht in der Lage, die
Verhältnisse grundsätzlich zu verändern. Damit Bildung für alle möglich ist,
braucht es staatliche Schulen. Und BFT braucht westliche Unterstützung.
Für mich persönlich sind sie eine hohe moralische Instanz ... Alkohol ...
sexueller Missbrauch ... Kinder ... kaum Möglichkeiten einzugreifen. ...
effektivste ... nicht hinschaut .... steht im Vordergrund buddhistitsche
Lebensart den Menschen nahebringt fast wie ne Predigt in die Köpfe bringt.
Reicht das für die Motivation, um sich nicht immer wieder entmutigen zu lassen?
26 o-ton (Andreas)
Ich erlebe sehr viel Respekt und Dankbarkeit ... Kambodschaner ne Art ihre
Dankbarkeit zu zeigen ... deutlich zu machen ... man auf ne Art geliebt wird.
Vielleicht ist es so.
Vishna sagt, er hat nicht viel, aber er kann viel tun.
27 o-ton (Vishna ohne synchro)
Und Thol, der uns am Anfang der Reise durch die Tempel geführt und uns auch
die Lotusblüte erklärt hat, hat für sich auch einen Glauben, hier ist Buddha ganz
nah dran am realen Leben.
28 o-ton (Thol
Buddha hat viel Verständnis. Lotus kommt aus dem Schlamm, ist sehr
schön innerlich. Ich möchte nicht Buddha werden, ich bin der Buddhist, ich
habe eine eigene Methode, sehr kompliziert zu erklären, ein Wort hat nicht
nur eine Bedeutung ... bessere Gesellschaft mit Buddhismus, aber bei uns
üben wenige, wir müssen langsam gucken oder lernen und wir brauchen viel
Glück auf dem Weg zu einer besseren Gesellschaft. Jeder braucht ein
bisschen Frieden.
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