Hintergrund und Fakten zur Energieforschung

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Hintergrund und Fakten zur Energieforschung
1. Energieforschung und Bundesregierung
Hintergrund
Trotz ihrer zentralen Bedeutung angesichts der Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten, wurde die energietechnische Forschung in Deutschland nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums im Zeitraum zwischen 1991 und
2006 von 705 Mio. Euro im Jahr auf rund 400 Mio. Euro pro anno reduziert.
Direkte Konkurrenten wie Japan und die USA haben Deutschland auf dem Feld
der Energieforschung überflügelt. Japan und die USA investieren heute pro
Kopf der Bevölkerung erheblich mehr Geld in Energieforschung als die Bundesregierung.
Die Bundesregierung hat zu Beginn ihrer Amtszeit das 5. Energieforschungsprogramm „Innovation und Energie-Technologien“ ausgelobt. Auf Basis
des Programms sollen von 2005 bis 2008 insgesamt 1,7 Mrd. für Forschung
und Entwicklung moderner Energietechnologien investiert werden.
Die etwas mehr als 400 Mio. Euro der jährlichen Fördermittel im Jahr 2006 gingen einer Studie des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE) zu Folge in fünf Bereiche:
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Knapp 120 Mio. Euro fließen in Forschungsprojekte für erneuerbare
Energien.
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Rund 115 Mio. Euro wird in den Bereich Fusionskraftwerke investiert.
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Dieselbe Summe floss in die rationelle Energieumwandlung.
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Knapp 60 Mio. Euro gingen in die Erforschung und Entwicklung der
Kernenergie und
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rund 11 Mio. Euro dienten den Grundlagenthemen.
Die Zuständigkeiten für Energieforschung sind auf verschiedene Häuser der
Bundesregierung verteilt. Laut dem Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) beschäftigen sich neun von 14 Bundesministerien mit dem Thema Energie.
Auch im Forschungsbereich Energie besteht eine Reihe von Zuständigkeiten:
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Das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) ist
federführend in der programmatischen Ausrichtung der Energieforschungspolitik und verantwortet den Bereich fossile Energieträger.
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Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) ist für Erneuerbare Energien und Kernenergie zuständig.
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Das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (BMELV) hat die Verantwortung bei der Forschung
und Entwicklung der Energietechnologie aus Biomasse (Bioenergie).
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Das Bundesministerium für Bildung Forschung (BMBF) kümmert
sich um die Koordination der Grundlagen- und Vorsorgeforschung sowie
die institutionellen Förderung der Forschungszentren der HelmholtzGesellschaft im Bereich Energie.
Fakten
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Japan gab 2006 für die Energieforschung pro Kopf der Bevölkerung
über 30 US-Dollar aus.
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Die USA gaben 2006 für die Energieforschung pro Kopf der Bevölkerung 10 US-Dollar aus
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In Deutschland sind es 6,2 US-Dollar.
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In absoluten Zahlen heißt das: Mit 3,9 Milliarden Dollar investierte Japan 2006 7,6mal so viel Geld wie Deutschland, die USA investierten
fast sechsmal soviel.
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Auch in Relation zum Bruttoinlandsprodukt liegen in Deutschland die
Ausgaben die Ausgaben für Energieforschung mit einem Anteil von 0,18
Prozent deutlich hinter den USA (0,24%) und Japan (0,84%). (Quelle:
VDE-Studie „Energieforschung 2020“)
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Laut BMWi sind die Fördermittel seit 1991 stark zurückgeschraubt,
2006 nur noch 400 Millionen Euro.
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Innerhalb der Bundesregierung sind vier Ressorts für die Energieforschung zuständig.
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2. Export von Energietechnologie aus Deutschland
Hintergrund
Deutsche Energietechnik zählt weltweit zur Spitze, wie die Internationale Energie Agentur (IEA) bestätigt. Die Spitzenstellung sichert deutschen Herstellern
einen beträchtlichen Anteil am stark wachsenden Weltmarkt und ist Grundlage
für Arbeitsplätze für hoch qualifizierte Bewerber. Der Zentralverband für Elektrotechnik und Elektronikindustrie (ZVEI) sieht in der Marktentwicklung der Energietechnik-Branche in 2006 einen dynamischen Verlauf. Der weltweite
Umsatz der deutschen Unternehmen erreichte 2006 einen Wert von 11,2 Mrd.
Euro, was einem Plus von 11,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr bedeutet.
Eine Umfrage des Verbands Verband Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) bestätigt die führende Rolle Deutschlands als wichtigsten
Markt der Europäischen Union. 94 Prozent der befragten Unternehmen und
Forschungseinrichtungen sind der Meinung, dass Europa in der Energietechnik
im weltweiten Vergleich die höchste Innovationskraft besitzt. 77 Prozent ordnen
diese Stärke speziell Deutschland zu. Bei keiner anderen Technologie seien
sich die Befragten über die Innovationskraft Europas so einig wie bei der
Energietechnik. An zweiter und dritter Stelle folgen mit einigem Abstand die
Medizintechnik sowie die Produktionstechnik und Automation. Die Energietechnik wird nach Meinung der Unternehmen und Forschungseinrichtungen im VDE
ihre führende Position in den nächsten Jahren verteidigen können.
Zwar dürfte China nach verbreiteter Ansicht auf Kosten Europas an Boden gewinnen. Dennoch sehen deutlich mehr als zwei Drittel der Befragten Europa
auch im Jahr 2015 als die innovationsstärkste Weltregion in der Energietechnik. Auf die Frage, in welchen Bereichen künftig besonders wichtige Leitinnovationen erwartet werden, nennen die meisten (58 Prozent) die Energieeffizienz. 27 Prozent der Befragten sehen die Informations- und Kommunikationstechnik für Energienetze als den Bereich, aus dem besonders wichtige Leitinnovationen zu erwarten sind. Befragt nach dem Energieeinsparpotenzial der
Unternehmen, antworteten 56 Prozent, dass sie von einer Energieeffizienzquote von 10 bis 15 Prozent für Ihr Unternehmen ausgehen.
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Im europäischen Vergleich werden jedoch Unterschiede deutlich, die auf unterschiedliche Schwerpunkte in der Energieforschung zurückgehen. So wird etwa
in Frankreich Kernenergie als Zukunfts-Technologie betrachtet und in der
Förderung der Energieforschung entsprechend behandelt: Laut einer Untersuchung des Forschungszentrums Jülich vom März 2006 werden 417 Millionen
Euro des französischen Energieforschungs-Haushalt (rd. 660 Mio. Euro) der
Förderung der Kernenergie zur Verfügung gestellt.
Fakten
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Deutsche Unternehmen der Energietechnik erzielten 2006 einen
Umsatz von 11 Mrd. auf dem Weltmarkt (Quelle: ZVEI)
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Frankreich fördert Kernenergie mit 417 Mio. Euro, Deutschland mit 60
Mio. Euro. (Quelle: Forschungszentrum Jülich)
3. Europäische Energieforschung
Hintergrund
Die deutsche Forschungsförderung ist eng eingebunden in die europäische
Forschungs- und Entwicklungspolitik. Im 7. Forschungsrahmenprogramm
2007-2013 wird der „Europäische Forschungsraum“ weiter konkretisiert, Ziel ist
die Umsetzung von Technologieplattformen und Forschungs- und Entwicklungsnetzwerke. Nach dem Bericht „The state and prospects of European
energy research external“, den die EU-Kommission am 30. Januar 2007 vorgelegt hat, ist Voraussetzung dafür, dass es eine engere Abstimmung zwischen
den Bereichen Forschung, Klimawandel und Wirtschaftsziele in Europa geben
muss. In Europa (Kommission und Mitgliedstaaten) würde, so der Bericht weiter, insgesamt mehr in Forschung zu nichtnuklearer Energie investieren als
USA und Japan, jedoch seien die Initiativen oftmals zersplittert und nicht ausreichend abgestimmt.
Auch geht man in Ländern wie den USA mutiger mit den Mitteln um. So werden
in den USA Forschungsmittel im Bereich Bioenergie in eine begrenzte Anzahl
an Projekten investiert, wie zum Beispiel integrierte Bioraffinerien, und die Mittel
seine beinahe genau so hoch wie der gesamte EU-Haushalt. Damit sind die
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Erfolgsaussichten dieser Projekte höher als die der europäischen Projekte, deren Auswahl eher zufällig erscheine, so die Studie.
Die EU hat für den Zeitraum 2007 bis 2013 innerhalb des siebten Forschungsrahmenprogramms 2,35 Mrd. Euro für Forschung und Entwicklung im Energiebereich vorgemerkt. Dabei steht ein Großteil der EU-Bürger der Entwicklung neuer Energietechnologien sehr positiv gegenüber.
Die EU-Rahmenprogramme für Forschung und technologische Entwicklung
gehören zu den wichtigsten Instrumenten zur Finanzierung europäischer Forschung.
Fakten
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Die neun thematischen Forschungsbereiche und die Haushaltsverteilung:
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Informationsgesellschaft: 11,2 Mrd. Euro
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Gesundheit: 7,35 Mrd. Euro
o
Verkehr (einschließlich Luftfahrt): 5,25 Mrd. Euro
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Nanowissenschaften, Nanotechnologien, Werkstoffe und neue
Produktionstechnologien: 4,27 Mrd. Euro
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Sicherheit und Weltraum: 3,5 Mrd. Euro
o
Energie: 2,35 Mrd. Euro
o
Umwelt (einschließlich Klimaänderung): 2,24 Mrd. Euro
o
Lebensmittel, Landwirtschaft und Biotechnologie: 2,17 Mrd. Euro
o
Sozial-, Wirtschafts- und Geisteswissenschaften: 0,7 Mrd. Euro
Insgesamt: 39,267 Mrd. Euro
4. Fokus der energietechnischen Forschung in Deutschland
Hintergrund
Neben dem Ausbau der Energieeffizienz-Technologie spielt in Deutschland
auch die Fusionsforschung weiterhin eine große Rolle. Alexander Bradshaw
vom Max-Planck-Institut, Garching und Greifswald fordert die Forschung in diesem Bereich zu intensivieren, denn Fusionskraftwerke seien „sicher und umweltfreundlich, könnten überall auf der Welt aufgestellt werden und einen fast
unbegrenzten Brennstoffvorrat erschließen.“
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Wachsen wird auch der Bedarf an Speicherkapazitäten. Es ist daher auch angeraten,
nach Verbesserungsmöglichkeiten der Speichertechnologien zu forschen, um so die
Versorgungssicherheit zu gewährleisten.
Die Forschung leidet unter einem dramatischen Rückgang der Fördermittel.
Diese lagen im Jahr 2004 real rund 40 Prozent unter dem Niveau Ende der
1990er Jahre.
Dabei ist die deutsche Energietechnik ist mit innovativen Technologien in vielen
Bereichen Weltmarktführer. Die deutschen Kraftwerksbauer erzielten 2005
einen weltweiten Umsatz von rund 14 Mrd. Euro. Hohe Marktzuwächse gibt es
auch im Bereich der erneuerbaren Energien, bei einem derzeitigen Marktvolumen von 11 Mrd. Euro im Jahr 2005. Allein die Windindustrie geht von 2006
bis 2014 von einer jährlichen Wachstumsrate von mehr als 8 Prozent aus. Die
deutsche Energietechnik gilt als einer der innovativsten.
6. Beschäftigte im Energiebereich
Fakten
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Im Jahr 2030 arbeiten laut DIW 750 000 Menschen im Energiebereich
(Quelle: DIW)
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Die Kernenergiebranche benötigt 1.250 Arbeitskräfte (Quelle: Forschungszentrum Karlsruhe)
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13.600 offene Stellen für Physiker, Ingenieure, Mathematiker waren im
März 2007 bei der Bundesagentur für Arbeit gemeldet. (Quelle: Bundesagentur für Arbeit)
5. F&E-Investitionen der Energieversorgungsunternehmen
Hintergrund:
Vom 25 Mrd. umfassenden „Zukunftsfonds“ der Bundesregierung sollen sechs
Mrd. Euro die Forschungsförderung verstärken. Bis 2010 sollen Staat und
Wirtschaft zusammen 3 Prozent des BIP für Forschung und Entwicklung
ausgeben, wobei der Staat sich für ein Drittel davon zuständig sieht. Den Rest
sollen die Unternehmen aufbringen, auch in der Energiewirtschaft.
Entsprechend der Aufgaben investieren deutsche Energieversorger umfassend
in Energieforschung.
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Fakten
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RWE hat 2006 73 Mio. Euro in F&E aufgewendet. Das waren 18 Mio.
Euro mehr als 2005. Eines der wichtigsten Projekte ist die BraunkohlenVertrocknungsanlage in rheinischen Niederaußem. 273 Wissenschaftler
und Experten sind bei RWE mit F&E-Aufgaben befasst.
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RWE investiert mehr als 1 Mrd. Euro in die Entwicklung und den Bau
eines großtechnischen CO2-freien Kohlekraftwerks.
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E.ON hat den Forschungsetat von 24 Mio. Euro in 2005 auf 27 Mio. Euro in 2006 aufgestockt haben. Weitere 30 Mio. Euro wurden für Demonstrationsvorhaben ausgegeben. 2006 wurde zudem mit der RWTH
Aachen das E.ON-Institut für Energieforschung gegründet, das das Unternehmen mit jährlich 40 Mio. Euro fördert. Im E.ON-Konzern arbeiten
175 Mitarbeiter im Bereich Forschung und Entwicklung.
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