Radverkehrspolitische Erkundungen in der Hansestadt Stendal

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Radverkehrspolitische Erkundungen in der Hansestadt Stendal (Kernstadt), 08.06.2017
→Auf Einladung von Katrin Kunert (Die Linke), MdB und Stadträtin
→Mit Unterstützung von Werner Hartig, ADFC-Gruppe Stendal/Tangerland
Ausgangsthesen (Hartig)
Auffällig ist der sparsame Umgang mit den Radverkehr lenkenden Verkehrszeichen. Man kann dies positiv
deuten als Beitrag zum Ziel der Entschilderung. Außerdem wird dem Grundsatz der StVO Rechnung getragen,
dass die Fahrräder in gleicher Weise wie alle anderen Fahrzeuge auf der Fahrbahn geführt werden müssen.
Das Verkehrsnetz verfügt jedoch über zahlreiche bauliche Radwege aus früherer Zeit, und auch die jüngst neu
gebauten Straßen wie Osterburger Straße, Bahnhofstraße und Röxer Straße wurden mit Radwegen traditioneller
Art ausgestattet. Damit wird hochwahrscheinlich den Erwartungen zahlreicher Rad Fahrender Einwohner
entsprochen. Diese Radwege werden angenommen, obwohl sie größtenteils den Anforderungen nach VwVStVO und ERA 2010 nicht gerecht werden. Da diese Radwege in der Mehrzahl nicht benutzungspflichtig, d.h.
nicht mit den Zeichen 237, 240 oder 241 beschildert sind, haben die Radfahrer die Freiheit, sie nicht zu nutzen
und im Mischverkehr auf der Fahrbahn zu fahren.
Die Mehrheit der Radfahrer macht jedoch vom Recht der Fahrbahnnutzung keinen Gebrauch, da die Nähe zu den
Kfz und deren Geschwindigkeit mit Unbehagen oder gar angstvoll erlebt wird.
Das Fahrbahnfahren ist kaum zu beobachten. Dafür aber existiert zahlreiches Falschfahren, besonders das
unerlaubte Befahren von Gehwegen, noch dazu oft linksseitig. Impulse dafür sind vor allem (außer der
allgemeinen Scheu vor dem Mischverkehr) eine Fahrbahn mit Kopfsteinpflaster, Radwege in schlechtem Zustand
und fehlende Querungsmöglichkeiten.
Eine ergänzende Rolle spielt Bequemlichkeit, aber auch fehlendes Unrechtsbewusstsein.
In Rechnung zu stellen ist außerdem eine gewisse Verunsicherung nach Entschilderungen, die nicht oder
unzureichend öffentlich kommuniziert worden sind.
Das aktuelle Neubauvorhaben Heerener Straße wird nicht als Chance für radverkehrsfreundliche Lösungen
genutzt.
Für den Radverkehr ist keine stadtplanerische Gesamtstrategie erkennbar. Die verkehrsrechtlichen Anordnungen
sind oft nicht auf der Höhe der Zeit.
Routenvorschlag für die Stadtbefahrung:
Örtlichkeit______________________
beispielhafte Problemlage____________________________
Stadtseeallee
großzügige Radspur, trotzdem Falschfahrer zu Lasten des
Fußverkehrs, besser: Anordnung Radfahrstreifen
Kreuzung Carl-Hagenbeck-Straße
Rückführung auf Bordsteinniveau statt vorgezogene
Haltelinien, aufgeweitete Radaufstellstreifen und
Fahrradweichen, den Radverkehr behindernde Signalanlagen
Uchtewall zum Westwall
Potential als Fahrradstraße (weiter über Mönchskirchhof und
Birkenhagen zum Markt
Sackgasse am Winckelmann-Gymnasium öffnen
Westwall
kein Radwegangebot, großes Potential als Innenstadt-Radring
Grabenstraße bis Nachtigalplatz
wichtige Fortsetzung des Radweges entlang der Uchte
schlechte Querung der Moltkestraße (auf Uchtebrücke), keine
Radwege Frommhagenstraße
Hallstraße/Beckstraße
Potential Fahrradstraße zwischen Bahnhof und Markt
Bahnhofstraße
schlechtes Beispiel für Straßenneubau: unzureichende
Radverkehrsanlagen
Hospitalstraße
gute Radwegführung auf den Wallanlagen, schlechte Führung
zu Nachtigalplatz, Südwall und Schadewachten
Schadewachten/Sperlingsberg/
Potential für Shared-Space-Bereich
Rathenower Straße
Kreuzung Südwall/Arnimer Straße
Ostseite Südwall Verschwenkung von Fahrbahn in Radweg
mit Benutzungspflicht entgegen Einmündung Einbahnstraße
Beginn Arnimer Straße: keine sichere Querung für
Altmarkrundkurs
Arnimer Straße/Arnimer Damm als Radverbindung ausbauen,
zahlreiche Wechsel zwischen Benutzungsrecht und
Benutzungspflicht ohne Veränderungen in der Sicherheitslage
Ostwall/Bruchweg/Haferbreiter Weg
Haferbreiter Weg als Radverbindung ausbauen, nordseitiger
Gehweg wird in beiden Richtungen befahren
Arneburger Straße
schlechte Radverkehrsanlagen
Preussenstraße/Bergstraße
Potential für Tempo-30 und/oder Schutzstreifen
Doppel-Kreuzung am Schützenplatz
hoher Stressfaktor für den Radverkehr, Umbau z.B. als
elliptischer Kreisverkehr anzustreben, den Radverkehr als
gleichberechtigten Fahrverkehr behandeln
Bismarckstraße/Ostwall
Vision Radring, sichere Querung Bismarckstraße einrichten
Nordwall/Elisabethstraße
Radverbindung zwischen Zentrum und Hochschulcampus
schaffen: Einbahn freigeben, besser noch Fahrradstraße
anordnen
Osterburger Straße/
gutes Beispiel für schlechten Neubau von Radwegen
Kreisel Uenglinger Tor/
Fahrbahnfahren jetzt durchgängig erlaubt, umlaufende
Radwege regelwidrig außerhalb des Kreisels, also jeweils mit
Wartepflicht; Querung der Uenglinger Straße Höhe
Wallanlage nicht gesichert
Scharnhorststr./Kreisel Moltkestr.
Im Kreisel Pflicht der Fahrbahnnutzung, vorherrschend jedoch
Gewegbefahrung
Moltkestr. zur Frommhagenstr.
In Frommhagenstraße keine Radwege, verbotenes
Gehwegfahren dominiert, Tempo 30 hilfreich
Prinzenstr./Blumenthalstr.
Unzumutbare Radwege
Mozartstr./Goethestr.
Gute Beispiele für sicheren und komfortablen Mischverkehr
Fehlende Sackgassenfreigabe zum Stadtsee
Röxer Straße
Radverkehrsfurt mit abknickender Hauptstraße an Kreuzung
mit Nicolai- und Goethestraße
teilweise gefährliche Radwege
Kreisel Erich-Weinert-Straße
Fahrbahnfahren erlaubt, umlaufende Radwege weder
innerhalb noch außerhalb des Kreisels, in Erich-WeinertStraße sowie Röxer Straße bis Dahlener Straße
(Eisenbahnüberführung und noch weiter) nur Gehwege, diese
werden jedoch befahren
Aus Sicht des ADFC anzustreben:
Die Umsetzung der Regelungen für den Radverkehr in der StVO nach Geist und Buchstaben, Einhaltung der
VwV-StVO
Verwirklichung der Regelwerke für den Straßenverkehr, besonders der RASt 06 und der ERA 2010:
moderne Radverkehrsführungen wie Radfahrstreifen und Schutzstreifen, Fahrradstraßen, vorgezogene
Haltelinien, aufgeweitete Radaufstellstreifen, Fahrradfurten, Fahrradweichen und Fahrradschleusen
Stetigkeit: keine Stummellösungen,
keine Zwänge, absteigen zu müssen (d.h. Fußgänger zu werden), z. B. an Baustellen auf Radwegen
Ausweichspuren einrichten
Beachten, dass Radverkehr nicht nur mit einspurigen Fahrzeugen stattfindet, nicht die Anhänger vergessen usw.
der Anstieg der Pedelec-Nutzung stellt neue Herausforderungen
mehr Tempo-30-Zonen oder -Straßen (auch Tempo 20 und Verkehrsberuhigte Bereiche)
radverkehrsspezifische Wegweisungen
mehr Fahrrad-Abstellanlagen; Erlass einer entsprechenden kommunalen Satzung
Komfortable und sichere Radverkehrsführungen an verkehrsreichen Knoten wie an
der Kreuzung am Schützenplatz, am Nachtgalplatz/Tangermünder Tor, am Knoten Magdeburger
Straße/Lüderitzer Straße/Heerener Straße sowie an den Kreisverkehren, besonders am Uenglinger Tor und
Röxer Straße/Erich-Weinert-Straße
Entflechtung von Radverkehr und Fußverkehr
Mut zur Erprobung moderner Radverkehrsführungen wie Radschnellwege oder geschützte Radspuren
Durchgängige Radverbindungen zwischen den Ortsteilen und der Kernstadt schaffen
Bündelung von Zuständigkeiten für den Radverkehr in der Stadtverwaltung ungeachtet der unterschiedlichen
Baulastträgerschaften
Information/Aufklärung der Verkehrsteilnehmer über die Regeln für das Fahrradfahren, besonders bezüglich des
Fahrens im Mischverkehr auf der Fahrbahn und der Radwegbenutzung zwischen Berechtigung und Verpflichtung
Werbung für Rücksichtnahme und gegenseitigen Respekt im Straßenverkehr
Häufigere Kontrollen gegen Regelverstöße von Rad Fahrenden und Kfz-Führenden gleichermaßen
Eine zeitgemäße Radverkehrskonzeption
Teilnahme der Hansestadt Stendal an der Bewegung Fahrradfreundliche Kommunen
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