Anlage-Flash Anlage-Flash www.ersparniskasse.ch Juni 2017 Fokus Das anstehende Wahlergebnis in Frankreich kann bei europäischen Aktien für weitere positive Impulse sorgen. Schweiz: Der Konjunkturindikator ist rückläufig, insbesondere aufgrund des schwierigeren Umfelds für die Industrie. Trotzdem ist weiter ein solides Wachstum zu erwarten. Europa: Die Konjunktur läuft rund und die Aussichten bleiben gut, wie diverse Früh- und Stimmungsindikatoren zeigen. USA: Die Erwartungen an Donald Trump werden wie befürchtet nicht erfüllt. Auf dem Arbeitsmarkt herrscht aber faktisch Vollbeschäftigung und die Wirtschaft befindet sich in guter Verfassung. Parlamentswahlen in Frankreich Schnellschätzung des statistischen Amtes der Europäischen Union Am 18. Juni findet in Frankreich der zweite Wahlgang für das Parlament (Eurostaat) aber markant von 1,9% im Vormonat auf 1,4% gesunken. statt. Zur Disposition stehen die 577 Sitze der grossen Kammer, der Mit einem Rückgang um 30 Basispunkte auf 0,9% machte sich der «Assemblée Nationale». Diverse Meinungsumfragen deuten auf einen abgeschwächte Preisauftrieb auch bei der Kern­inflation bemerkbar. weiteren Erfolg für Emmanuel Macron hin. Ein klares Wahlergebnis und die Erwartung auf Reformen in Frank­reich würden insbesondere bei Durch die rückläufigen Konsumentenpreise sinkt zumindest vorüber- europäischen Aktien wohl für weitere positive Impulse sorgen. gehend der Druck auf die Währungshüter der EZB, die geldpolitischen Zügel anzuziehen. Für eine Abkehr von der grosszügigen Liquiditäts- Konjunktureller Rückenwind in der Euro-Zone versorgung der Märkte sprechen hingegen die soliden Konjunkturda- Das aufs Jahr hochgerechnete Wirtschaftswachstum in der Euro-Zone ten der Euro-Zone. Allerdings wurden die Erwartungen an eine rasche hat im ersten Quartal eine Rate von rund 2% erreicht. Verschiedene Abkehr der Niedrigzinspolitik jüngst gleich von Aussagen zweier Konjunkturindikatoren zeigen, dass auch Frankreich, Spanien und in EZB-Ratsmitglieder gedämpft. Grundsätzlich zeigt man sich mit der geringerem Ausmass Italien bessere Wachstumsperspektiven haben. Entwicklung auf der Konjunkturseite zufrieden. Bemängelt wird aber Endlich, ist man versucht zu sagen, setzt Wachstum in der Euro-Zone der verhaltene Preisdruck aufgrund mangelndem Lohndruck. etwas breiter abgestützt ein. Deren Arbeitslosenquote ist zuletzt weiter auf 9,3% gefallen. Im Sommer 2013 lag sie noch beim Rekord- In den USA fiel die Revision der ersten Schätzung zur Entwicklung des wert von über 12%. Bruttoinlandproduktes (BIP) im ersten Quartal 2017 erfreulich aus. Dank höheren als bisher angenommenen Konsumausgaben, die rund Marktkommentar 70% zum amerikanischen BIP beitragen, bezifferte sich die Wachstums- In der Euro-Zone haben sich die Verbraucherpreise in den vergange- verlangsamung der US-Wirtschaft zum Jahresauftakt lediglich auf 1,2% nen Monaten dem Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) (nach 0,7% zuvor). von knapp 2% angenähert. Im Mai ist die Teuerungsrate gemäss einer Dieses Dokument dient ausschliesslich zur Information. Es ist weder Angebot noch Aufforderung für den Kauf oder Verkauf von Produkten. Für Richtigkeit und Vollständigkeit wird keine Gewähr übernommen. Die Publikation entstand in Kooperation mit der BKB und der ZRB. Anlage-Flash Juni 2017 2 Globale Konjunktur USA: Gedämpfte Erwartungen – Ausblick aber positiv EU: Deutscher Ifo-Index auf Allzeithoch Was von vielen befürchtet wurde, tritt immer klarer hervor. Die von Die Konjunktur in der Euro-Zone läuft weiter rund. Dies zeigen diverse Donald Trump geschürten Erwartungen werden nicht erfüllt. Jüngstes Früh- und Stimmungsindikatoren. Ein Beispiel hierfür ist der deutsche Beispiel ist das geplante Infrastrukturprogramm. Waren ursprünglich Ifo-Index. Unternehmen werden gefragt, wie sie die Aussichten für die 1’000 Mrd. US-Dollar im Gespräch, soll das Programm nun nur noch kommenden sechs Monate einschätzen, aber auch nach der aktuellen 200 Mrd. US-Dollar umfassen. Die resultierenden expansiven Effekte Lage. Der Gesamtindex hat ein Allzeithoch erreicht (Abb. 2). Dies fallen entsprechend geringer aus, die ursprünglichen Erwartungen ist ein gutes Zeichen für die deutsche Wirtschaft, aber auch für die sind nach unten anzupassen. Konjunktur der Euro-Zone insgesamt. Schliesslich ist Deutschland die grösste europäische Volkswirtschaft. Befindet sich diese in einer guten Positiv ist dagegen, dass die Frühindikatoren weiter eine Expan­sion Verfassung, hat das auch positive Auswirkungen auf die anderen Län- der US-Wirtschaft versprechen und dass auf dem Arbeitsmarkt faktisch der. Mit der Wahl von Emmanuel Macron sind zudem die politischen Vollbeschäftigung herrscht. Letzteres zeigen auch die Daten aus dem Unsicherheiten um die EU und den Euro gesunken. Die Aussichten Bereich der KMU. Gemäss Umfragen wollen die kleinen und mittel- bleiben gut. grossen Unternehmen weiter Arbeitskräfte einstellen. Sie haben aber Probleme, geeignete Bewerber zu finden (Abb. 1). Insgesamt befindet Schweiz: Frühindikator hat sich abgeschwächt sich die US-Wirtschaft also in einer guten Verfassung. Die Erwartungen Nachdem das Konjunkturbarometer der Konjunkturforschungsstelle für das BIP müssen aber heruntergeschraubt werden. Einen Anstieg der ETH Zürich (KOF) im Februar deutlich zugelegt hatte, büsste der zwischen 2% und 2,5% erachten Ökonomen als machbar. Indikator im Mai faktisch die gesamten Gewinne wieder ein. Er bewegt sich mit 101,6 Punkten nahe seinem langfristigen Durchschnitt. Der Rückgang des Indikators ist insbesondere auf den Bereich der Industrie zurückzuführen. Demnach ist das Umfeld für die Schweizer Industrie schwieriger geworden. Aber auch andere Bereiche haben sich im Berichtsmonat negativ auf den Indikator ausgewirkt. Er verspricht trotz der negativen Momentaufnahme jedoch weiter ein solides Wachstum (Abb. 3). Abb. 1: USA – KMU und Arbeitsmarkt 40 25 Schwierigkeit, offene Stellen zu besetzen (linke Skala) Absicht, neue Mitarbeiter einzustellen (rechte Skala) 20 30 15 10 20 5 0 10 -5 0 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 -10 Quelle: BKB (Bloomberg) Abb. 2: Deutschland – Ifo-Index und BIP 120 Abb. 3: Schweiz – KOF-Frühindikator und BIP 8 Ifo-Index (linke Skala) BIP, % gegenüber Vorjahr (rechte Skala) 110 100 90 80 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 140 6 130 4 120 2 110 0 100 -2 90 -4 80 -6 70 -8 60 Quelle: BKB (Bloomberg) KOF-Indikator (linke Skala) 5 BIP, % gegenüber Vorjahr (rechte Skala) 4 3 2 1 0 -1 -2 -3 -4 06 07 08 09 10 11 12 13 14 15 16 17 -5 Quelle: BKB (Bloomberg) Anlage-Flash Juni 2017 3 Zinsen, Währungen und Immobilienmarkt US-Notenbank (Fed) vor nächstem Zinsschritt Schweiz: Nachfrage Stockwerkeigentum steigt weiter Am 14. Juni ist es so weit: Der nächste Zinsschritt der Fed steht an. Am Schweizer Wohnimmobilienmarkt verschlechtert sich das Kauf- An den Zinsmärkten wird eine erneute Anhebung der Zinsen mit Mietpreis-Verhältnis weiter. Im ersten Quartal waren knapp 30 Jahres- einer Wahrscheinlichkeit von 100% eingepreist. Eine Verschiebung mieten nötig, um ein vergleichbares Eigenheim zu erwerben. Dieser des Zinsentscheids wäre eine riesige Überraschung. Auch wenn die Indikator stieg das zehnte Quartal in Folge. Die tiefen Zinsen und die Wachstumsrate des US-BIP im ersten Quartal mit einem Plus von 1,2% sich langsam abzeichnende Knappheit beim Stockwerkeigentum eher enttäuschend ausgefallen ist, die Aussichten für den weiteren begünstigen diesen Trend. Trotz hohen und nach wie vor leicht stei- Jahresverlauf bleiben positiv. genden Immobilienpreisen ist die Nachfrage nach Stockwerkeigentum nicht zum Erliegen gekommen. Zudem herrscht auf dem Arbeitsmarkt faktisch Vollbeschäftigung, und die Inflationsrate in den USA liegt über 2%. Für den eingeschlagenen Gegenläufig entwickelt sich der Mietwohnungsmarkt. Die Wohnungs- Normalisierungspfad der US-Geldpolitik – also eine Anhebung der mieten sind seit geraumer Zeit rückläufig. Hier steht der schwächeren Zinsen und eine Reduktion der Anleihenbestände – gibt es kaum Nachfrage – vor allem aufgrund der rückläufigen Zuwanderung – eine bessere Rahmenbedingungen. hohe Bautätigkeit gegenüber. Diese wird stark von Investitionen in Renditeliegenschaften getrieben. Mangels Anlagealternativen inve- EZB und SNB bleiben expansiv stieren vor allem institutionelle Investoren in den Mietwohnungsbau. In Europa läuft die Konjunktur zwar rund, die Lage auf den natio- Solange die Zinsen tief bleiben und die Anleger bereit sind, die Risiken nalen Arbeitsmärkten in der Euro-Zone differiert dagegen stark: in in Form steigender Leerstände in Kauf zu nehmen, ist nicht mit einer Deutschland Vollbeschäftigung, in Frankreich und anderen Ländern Trendwende zu rechnen. nach wie vor hohe Arbeitslosenquoten. Die bisherigen Verbesserungen gehen nur langsam vonstatten. Ein Risiko für deutlich steigende Löhne und damit für eine erhöhte Inflationsgefahr besteht nicht. Zudem laufen die preissteigernden Effekte der gestiegenen Ölpreise zunehmend aus (Abb. 1). Es gibt für die EZB aktuell keine Veranlassung, die Geldpolitik zu verändern. Die Schweizer Nationalbank bewegt sich weiter im Fahrwasser der EZB. Abb. 1: Ölpreis der Sorte Brent – in Euro 70 60 50 40 30 20 10 0 06.15 10.15 02.16 06.16 10.16 02.17 06.17 Quelle: BKB (Bloomberg) Anlage-Flash Juni 2017 4 Aktienmarkt Aktienmärkte wieder stärker in Bewegung Fusionswelle in der Chemieindustrie erfasst Clariant Positive Konjunkturdaten sowie die deutliche Absage der Franzosen Stagnierende Nachfrage sowie Steigerung von Wachstum und an die rechtsextreme Präsidentschaftskandidatin verschafften den Ak- Profitabilität sind der Antrieb für eine rekordhohe Fusionswelle in der tienmärkten in der ersten Monatshälfte Mai weitere Kurssteigerungen. Chemieindustrie, die im letzten Jahr bereits namhafte Unternehmen zusammengeführt hat (Abb. 2). Zur Monatsmitte sorgten dann politische Turbulenzen (Sonderermittler in den USA, Korruptionsvorwürfe in Brasilien) zunächst für negative Auswirkungen hatte die Fusionswelle auf den Schweizer Blue Chip Volatilität. Auf Monatssicht zeigte der amerikanische Aktienmarkt eine Index SMI: Actelion und Syngenta wurden aufgrund ihrer Übernahme deutlich schwächere Performanceentwicklung als seine Pendants durch ausländische Käufer durch Lonza und Sika ersetzt. in Europa und den Schwellenländern, die in CHF durch die USDAbschwächung noch verstärkt wurde (Abb. 1). Abb. 2: Grösste Unternehmensübernahmen in der Chemieindustrie 2016 Abb. 1: Regionale Aktienperformance in CHF 106 Käufer Bayer AG (DE) China National Chemical Corp. (CN) Praxair Inc. (US) Potash Corp. of Saskatchewan Inc. (CA) Sherwin-Williams Co. (US) 104 102 Evonik Industries AG (DE) 100 98 Schweiz BASF SE (DE) Euro-Zone The Carlyle Group (US) Westlake Chemical Corp. (US) Lanxess AG (DE) USA Schwellenländer 96 01.05.17 Ziel Monsanto Co. (US) Wert (Mrd. USD) 55.2 Syngenta AG (CH) 44.2 Linde AG (DE) 35.2 Agrium Inc. (CA) 13.1 Valspar Corp. (US) Air Products & Chemicals Inc./Bereiche (US) Chemetall GmbH/ Bereiche (DE) AtotechBV (DE) 9.3 3.8 3.2 3.2 Axiall Corp. (US) 2.3 Chemtura Corp. (US) 2.1 01.06.17 Quelle: BKB (Bloomberg/MSCI) Quelle: PWC