seitenbühne 08–10 - Staatstheater Hannover

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Das Journal der Staatsoper Hannover
seitenbühne 08–10
seitenbühne . August bis Oktober 2013
PROSZENIUM
OHNE MOOS NIX LOS
Die Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH funktioniert nicht anders als ein »normales« Wirtschaftsunternehmen. Allerdings findet hier keine Serienfertigung statt. Das als
privatrechtliche GmbH geführte Theater ist eine große Kapitalgesellschaft – mit dem Spezifikum des kulturpolitischen Auftrages, Kunst zu produzieren. Alle Stücke sind Unikate. Kein
Theater dieser Art kann die dafür nötigen finanziellen Mittel aus eigener Kraft erwirtschaften. Die korrekte Verwendung der Zuwendungsmittel des Landes Niedersachsen muss genau nachgewiesen werden. Das geschieht bei uns im Rechnungswesen.
Im Opernhaus, im Schauspielhaus und im Ballhof werden insgesamt sechs ständig bespielte
Bühnen betrieben. Deren Spielpläne müssen von vielen engagierten Mitarbeitern – das
Staatstheater ist einer der größten Arbeitgeber der Region – mit Leben gefüllt werden. Etwa
40 Schauspiele, Opern und Ballette werden jährlich neu produziert, dazu kommen die Repertoirestücke. Herausragende Ereignisse wie der Opernball, die Oster-Tanz-Tage, Festkonzerte, Gastspiele oder Festivals ergänzen das Programm. Diese künstlerische Vielfalt will
finanziert sein, und die verantwortlichen Stäbe wollen »ihre Zahlen« wiederfinden. Das geschieht bei uns im Rechnungswesen.
Auch die Gebäude und die jeweiligen Bühnenräume haben Finanzierungsbedarf (letztes
Jahr insbesondere die Bühnenleittechnik im Opernhaus und die marode Haupttreppe vor
selbigem). Neben den Spielstätten betreibt das Theater noch Betriebsstätten wie z.B. das
Proben- und Produktionszentrum Bornum und die Werkstätten. Eine weitere Betriebsstätte
wurde im vergangenen Jahr komplett neu eingerichtet: der Orchesterprobenraum. Auch
diese Kosten müssen in die richtigen Bahnen gelenkt und im handelsrechtlichen Jahresabschluss an der richtigen Stelle verarbeitet werden. Natürlich gilt es, unterjährig immer ausreichend Liquidität zur Verfügung zu stellen. Auch das und vieles mehr geschieht bei uns im
Rechnungswesen.
Es war für mich vor 13 Jahren eine glückliche Fügung, hier anzufangen und seitdem meinen
erlernten Beruf am Theater ausüben zu dürfen, denn seit frühester Kindheit beschäftige ich
mich mit Musik. Bis heute spiele ich in meiner Freizeit Trompete. Die Schulzeit hat bei mir
ein großes Interesse am Theater geweckt, ebenso wie das Mitwirken im Schulorchester,
besonders an der Oper. Regelmäßige Theaterbesuche haben deshalb einen festen Platz in
meinem Terminkalender. Die Gelegenheit, vor einigen Jahren als Trompeter in einem Blasorchester auf der Bühne in einer Vorstellung mitzuwirken, habe ich natürlich gern wahrgenommen. Dies und ein gewisses technisches Grundverständnis erleichtern es mir erheblich,
diesen großen Theaterbetrieb zu verstehen, im Rechnungswesen abzubilden und buchhalterische Vorgänge zu vermitteln.
»Ohne Moos nix los« – so ist das nun mal in finanziellen Dingen. Moos (oder gar Rost) ansetzen hingegen wird dieses Theater und die vielen Menschen, die in unterschiedlichsten
Berufen hier arbeiten, so schnell nicht!
In diesem Sinne freue ich mich auf die neue Spielzeit 2013/14!
Ihr
Uwe Warnecke
Leiter Rechnungswesen
Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH
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04.05
OPER
KLAUS ANGERMANN
SPIELEN BIS ZUM TOD
Zur Premiere von Ein Maskenball
Verstellung, die Unterdrückung echter Gefühle, der Mummenschanz, der die Tragödie immer wieder in die bedrohliche Groteske umschlagen lässt, bestimmen Giuseppe Verdis Ein Maskenball.
Olivier Tambosis Inszenierung zeigt die Welt dieser Oper als erbarmungsloses Theater.
Eine »Komödie mit schwarzen Rändern« nannte der Verdi-Forscher
Julian Budden den Maskenball, ein Werk, das die Traditionen des
Melodrammas, der Opera buffa und der französischen Grand opéra
zusammenführt und gleichzeitig miteinander kollidieren lässt. Schon
der Beginn des Vorspiels macht deutlich, dass die Welt, in die uns
diese Oper führt, eine gebrochene ist, eine kommunikationslose
Welt voller unversöhnlicher Widersprüche: Wie hingetupft werden
die ersten Klänge in den leeren Raum gesetzt, und die scheinbare
Leichtigkeit, mit der das geschieht, kann nicht über die bedrohliche
Unsicherheit hinwegtäuschen, mit der in dieser Leere Orientierung
gesucht wird. Unvermittelt folgt eine einlullende Melodie, mit der
wenig später die Höflinge ihrem Landesherrn huldigen werden, und
ebenso unvermittelt kontrastiert hierzu das groteske Fugato der Verschwörer, an das sich das weit ausholende Liebesmotiv anschließt.
Die Collage unterschiedlicher musikalischer Charaktere eröffnet ein
Rollenspiel, in dem sich die Figuren hinter ihren Masken verstecken.
Die Maskerade der Musik entspricht einer Handlung, die die Personen psychologisch kaum greifbar werden lässt. Ihre Tragik ist gebrochen von einer distanzierten Ironie, die als ein Schutzschild
dient, um die Gefühle zu verbergen. Dass die Personen in ihren zur
Schau gestellten Rollen gefangen sind und darin zappeln wie der
Fisch im Netz, macht ihre Tragik jedoch umso größer. Sie sehnen
sich nach dem erfüllten Leben und müssen doch spielen, bis dass
der Tod sie abholt.
Der Titel der Oper erscheint selbst wie eine Maskerade, würde er
doch eher zu einer Operette passen. Und operettenhafte Züge finden
sich allenthalben in diesem Werk, nicht nur bei den Verschwörern,
die geradewegs einem Stück von Offenbach entsprungen sein
könnten. Der große Maskenball des Finales, dessen Planung bereits
im ersten Bild stattfindet, ist lediglich die Potenzierung eines Geschehens, das von Anfang an Theater ist, in dem sich die Personen
als Schauspieler begegnen, ausgeliefert einer ständig präsenten Öffentlichkeit, der sie doch zu entrinnen hoffen.
Riccardos unerfüllte Liebe zu Amelia kann eben nicht eine Privatangelegenheit sein, weil Riccardo der Landesherr ist und Amelia die
Frau seines treuen Freundes Renato. Dass Riccardo außerdem auch
noch von einer Gruppe Verschwörern bedroht ist, die ihm aus persönlichen Rachegelüsten nachstellen, zwingt Riccardo umso mehr
zur Vorsicht und zur Verstellung. Da kommt ihm eine kleine Ablenkung in Gestalt der Wahrsagerin Ulrica gerade recht, die wegen ihrer Umtriebe mit Verbannung bestraft werden soll. Riccardo will
sich aber mittels einer Maskerade selbst ein Bild von ihr machen
und besucht sie inkognito. Sei es, dass sie tatsächlich hellseherische
Kräfte besitzt, sei es, dass sie nur eine gute Psychologin ist: jedenfalls erkennt sie die Gefahr, die Riccardo droht, und offenbart ihm
sogar seinen künftigen Mörder – Renato, und das will Riccardo nun
wirklich für offensichtlichen Mummpitz halten und begnadigt die
harmlose Seherin.
OPER
Eine weitere Verschleierung findet anschließend auf dem Galgenberg statt, wohin Riccardo Amelia gefolgt ist, die sich ein von Ulrica
empfohlenes Kraut gegen ihre Liebesqualen zu pflücken gedenkt. Im
einzigen vehementen Ausbruch echter Gefühle in der ganzen Oper
werden die beiden von Renato überrascht, der Riccardo vor der nahenden Verschwörung warnt. Amelia konnte noch rechtzeitig verhüllt werden, und ausgerechnet ihr Mann wird beauftragt, die vermeintlich unbekannte Dame sicher in die Stadt zurückzugeleiten,
ohne den Schleier zu lüften. Doch unterwegs wird er von den Verschwörern gestellt, die die Identität seiner Schutzbefohlenen enthüllen. Von Eifersucht und Rache getrieben, schließt er sich deren
Mordplänen an und wird schließlich auf dem großen Maskenball
zum Mörder seines Freundes, der ihm im Todeskampf die Unschuld
Amelias und seine unverbrüchliche Treue offenbart. Und auf einmal
erkennen alle Riccardos Edelmut, und selbst die Verschwörer sind
zu Tränen gerührt.
Die lapidare Härte, mit der Verdi die Folge der Ereignisse erzählt,
grenzt ans Holzschnittartige und findet in der Schroffheit der Musik
mit ihren häufigen brutalen Tuttischlägen einen Widerhall. Gleichzeitig kontrastiert damit die tändelnde Leichtigkeit mancher musikalischer Nummern, die eine geradezu zwanghafte Fröhlichkeit verbreiten und das drohende Ungemach mit einem krampfartigen
Lachen hinwegzufegen bemüht sind. In solch tragischer Ironie, im
abrupten Umkippen der Stimmungen, im Springen von Rolle zu Rolle
liegt das Charakteristische von Verdis Maskenball. Und während in
den meisten anderen seiner Opern die musikalische »tinta« sich in
einer spezifischen Klanglichkeit äußert, die das ganze Werk durchzieht, so ist es im Maskenball eher das Disparate, das in paradoxer
Weise die Einheit stiftet. Nicht zuletzt ist der Eindruck von Leichtigkeit auf den fliegenden Wechsel der Haltungen sowohl der Musik als
auch der handelnden Figuren zurückzuführen. Die Welt des Maskenball hat den Boden unter den Füßen verloren; das Rollenspiel
verlangt den Sprung über Abgründe.
Dass es dabei Verdi – trotz der historischen Verortung des Geschehens in Eugène Scribes Librettovorlage Gustave III. ou Le Bal masqué
– nicht in erster Linie um die Thematisierung politischer Machtfragen ging, zeigt deutlich die etwas komplizierte Entstehungsgeschichte des Werks. Das Libretto von Scribe, das schon 1833 von
Auber und 1843 von Mercadante vertont wurde, nimmt Bezug auf
ein historisches Ereignis: das Attentat auf den schwedischen König
Gustav III. bei einem Maskenball im Jahre 1792. Verdi entschied
sich zusammen mit seinem Textdichter Antonio Somma für diesen
Stoff, nachdem er sich 1857 verpflichtet hatte, für das folgende Jahr
eine Oper für das Teatro San Carlo in Neapel zu schreiben. Obwohl
die Komposition des Werks, das ursprünglich den Titel Una vendetta
in domino tragen sollte, schon fast fertig war, konnte der Text nicht
die neapolitanische Zensur passieren. Die politische Lage war im
Vorfeld um die politische Einigung Italiens so brisant, dass ein Kö-
06.07
OPER
nigsmord auf der Bühne auf größte Bedenken stieß. Außerdem war
nur kurz vorher ein Attentatsversuch auf König Ferdinand II. von
Neapel gescheitert. Man verlangte daher von Verdi, dass nicht nur
der Schauplatz der Handlung verändert, sondern auch das Geschehen in eine ferne Vergangenheit verlegt werden und unter anderem
die Ermordung auf offener Bühne entfallen müsse.
Was den Schauplatz betrifft, war Verdi durchaus zu Konzessionen
bereit. Doch gegen Eingriffe in die dramaturgische Struktur der Oper
setzte er sich standhaft zur Wehr, was zur Folge hatte, dass das
Theater gegen ihn wegen Nichterfüllung seiner Verpflichtungen
prozessierte. Verdi gewann den Prozess jedoch und übertrug das
Werk dem Teatro Apollo in Rom, wo es Anfang 1859 uraufgeführt
wurde. Allerdings hatte auch hier die päpstliche Zensur Einwände,
und so wurde die Handlung schließlich ins ferne Boston verlegt und
der schwedische König in einen britischen Gouverneur verwandelt.
Verdi hat später, als dies unter geänderten politischen Verhältnissen
möglich gewesen wäre, nie den Versuch unternommen, die ursprüngliche Fassung zu rekonstruieren und zu autorisieren. Dies
zeigt, dass für ihn historische Äußerlichkeiten bei dieser Oper nicht
relevant waren. Denn es spielt tatsächlich keine Rolle, in welchem
Landstrich die Handlung angesiedelt ist. Der politische und gesellschaftliche Rahmen ist vielmehr ein sinnentleertes Gerüst, in dem
sich die Figuren orientierungslos und traumwandlerisch bewegen.
Die persönlichen Gefühle finden keine Heimat mehr in diesem Rahmen, in dem jeder sich in seiner ihm zugewiesenen Rolle verliert.
Die Anonymität der Maskerade ist dann die einzige Form, in der sich
die Figuren begegnen können in einem Totentanz, der die Gesichter
zu grinsenden Larven macht.
EIN MASKENBALL
Oper in drei Akten von Giuseppe Verdi
In italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln
MUSIK ALISCHE LEITUNG
Mark Rohde
INSZENIERUNG
Olivier Tambosi
BÜHNE
Bengt
Gomér KOSTÜME Carla Caminati LICHT Claus Ackenhausen CHOREO GRAPHIE Grazyna
Przybylska-Angermann
RICCARDO
ULRICA
Rafael Rojas
CHOR
Dan Ratiu DRAMATURGIE Klaus Angermann
RENATO
Stefan Adam
AMELIA
Khatuna Mikaberidze/Julie-Marie Sundal
Ania Vegry
SAMUEL
Kelly God/Brigitte Hahn
OSCAR
Shavleg Armasi/Per Bach Nissen
TOM
Heather Engebretson/
Daniel Eggert
Francis Bouyer
Chor der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
EINFÜHRUNGSMATINEE
PREMIERE
8. September 2013, 11 Uhr, Laves-Foyer
14. September 2013, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN
21.09., 24.09., 03.10., 19.10.2013
Mit freundlicher Unterstützung
SILVANO
BALLETT
BRIGITTE KNÖSS
DIE VERWANDLUNG
Zur Uraufführung des Balletts Dornröschen von Jörg Mannes
Dornröschen wird als Höhepunkt der klassischen Ballette angesehen. Das Libretto und die Originalchoreographie von Marius Petipa lehnen sich an Charles Perraults Fassung des bekannten
Märchens an. Die Handlung drängt Petipa allerdings in den Hintergrund zugunsten einer Vielzahl
effektvoller Divertissements, um den Vorlieben des Zaren und des Publikums Rechnung zu tragen.
Bei seiner Uraufführung 1890 in Sankt Petersburg begeisterte Dornröschen mit einem prunkvollen
Bühnenbild und prächtigen Kostümen, vor allem aber mit imponierenden Gruppentänzen und
solistischen Bravourstücken. Auch Jörg Mannes stellt die technische Virtuosität seines Ensembles in den Vordergrund und lotet die physischen Grenzen seiner Tänzerinnen und Tänzer aus. Das
verlangt ein Höchstmaß an Kraft und Disziplin von jedem Einzelnen. Die Motivation aller ist hoch,
was vielleicht auch daran liegt, dass jeder klassisch ausgebildete Tänzer seine eigene DornröschenGeschichte mitbringt.
Jörg Mannes tanzte Dornröschen schon in seinem ersten Jahr an der
Wiener Staatsoper. Gerade ins Ensemble aufgenommen stellte der
16-Jährige die schüchterne Frage, was er denn lernen solle. »Alles«,
wurde ihm kurz und knapp von der Ballettmeisterin beschieden. Bis
heute ist die klassische Version des Balletts in Mannes’ Körpergedächtnis gespeichert, denn im Laufe der Jahren verkörperte er praktisch alle Männerpartien – nur Prinz Désiré hat er nie getanzt.
»Es reizt mich, diesen Meilenstein der Ballettgeschichte – und auch
meine eigene Erfahrung damit – zu bearbeiten, in etwas anderes zu
verwandeln. Dornröschen ist eigentlich eine Zurschaustellung technischer Meisterschaft, die Handlung ist in den Hintergrund gerückt.
Das Stück besteht überwiegend aus Präsentation und aus Virtuosität, und natürlich hat es eine große Tradition. Das alles möchte ich
nicht negieren, aber auch nicht kopieren, sondern umspielen. Es
interessiert mich, mit den tradierten Strukturen und Schritten aus
der Originalchoreographie von Marius Petipa umzugehen und sie in
etwas anderes zu verwandeln«, beschreibt Jörg Mannes seinen Zugriff auf das Werk.
Auf der anderen Seite liegt Mannes daran, dichter an den Märchenvorlagen der Brüder Grimm und Charles Perraults zu bleiben als der
Ballettklassiker. Dies ist einer der Gründe, weshalb er Eingriffe in
die Musik vornimmt. »Tschaikowskys wunderschöne Ballettmusik
diente auch dazu, das riesengroße Ballettensemble vorzuführen.
Deshalb sind einige Nummern darin pure Repräsentationstänze. Zugunsten des Erzählflusses streiche ich manche davon, anderes stelle
ich um. Doch meine Eingriffe bleiben moderat«, erläutert Mannes.
Im klassischen Dornröschen gibt das Bühnenbild dem Tanz einen
prachtvollen aber absolut statischen Rahmen. Florian Parbs konzipierte jetzt für Jörg Mannes’ Ballett einen dynamischen Raum, der in
seiner Variationsbreite das erzählerische Anliegen des Choreographen unterstützt. Er öffnet sich und erlaubt der Bewegung, sich
zu entfalten, andererseits verdichtet er sich. Projektionen unterstützen unterschiedliche Raumwirkungen, schaffen Opulenz und geben
Impulse zur Verortung und Verdinglichung ohne zu konkretisieren.
»Diese Verwandlung der Tradition in etwas Neues ist mir wichtig«,
sagt Mannes. »Damit meine ich aber nicht nur den Tanz, sondern
alle theatralen Ebenen. Neben dem Bühnen- gehen wir auch im
Kostümbild diesen Weg. Silke Fischer bezieht sich auf das klassische
Ballett-Outfit, sie zitiert das Tutu, aber in einer speziellen Form. Und
ich lasse auf Spitze tanzen, aber auf eine spezielle Weise.«
In Zusammenarbeit mit
08.09
BALLETT
Catherine Franco, Prinzessin Aurora
Als ich sehr klein war, bekam ich das Märchen vom Dornröschen vorgelesen, und etwas später sah ich es dann mit dem Bolschoi-Ballett im Fernsehen. Selbst getanzt
habe ich die Aurora zum Abschluss meiner
Ausbildung in meiner Heimatstadt São Paulo. An der Akademie des Tanzes in Mannheim studierte ich für eine Gala den Pas de
deux Aurora/Désiré ein, damit nahm ich
auch an einem Ballettwettbewerb in Paris
teil. Ich finde es toll, dass Jörg Mannes der
technischen Seite viel Beachtung schenkt
und uns damit fordert.
Elvis Val, Blauer Vogel
In Ben van Cauwenberghs Dornröschen im
Staatstheater Wiesbaden war ich als Blauer
Vogel besetzt. Ich tanzte aber auch Carabosse, einen Kavalier und den Katzen-Pas de
deux. Darüber hinaus war ich der Frosch,
eine Figur, die van Cauwenbergh aus dem
Grimmschen Märchen in sein Ballett eingefügt hatte. Jetzt tanze ich wieder den Blauen
Vogel, und ich habe das Gefühl, die Rolle
passt zu mir. Es freut mich besonders, dass
Jörg Mannes die Figur im gesamten Stück
vorkommen lässt und nicht nur im dritten
Akt wie im Original.
Debora Di Giovanni, Fliederfee
Nach meiner Ausbildung kam ich ans Teatro
Massimo in meiner Heimatstadt Palermo –
direkt in die Produktion Dornröschen. Irina
Kolpakova und Eldar Aliev rekonstruierten
Petipas Originalversion. Ich war zunächst
eine Art Joker, den sie überall einsetzten – im
Corps de ballet und als Solistin. Schließlich
tanzte ich die Fliederfee, die Prinzessin Florine und den Blauen Vogel. Es ist ein tolles
Gefühl und eine große Aufgabe, jetzt zum
zweiten Mal die Fliederfee zu tanzen. Jörg
Mannes will Virtuosität und ermöglicht mir
damit, mich als Tänzerin weiterzuentwickeln.
Denis Piza, Prinz Désiré
In Brasilien lernte ich schon in meinem
zweiten Jahr in der Ballettschule die Variationen und den Pas de deux aus Dornröschen,
die ich dann auch im Wettbewerb in São
Paulo tanzte. Live auf der Bühne erlebte ich
Dornröschen erst in München mit dem Bayerischen Staatsballett. Das hat mich begeistert. Jetzt tanze ich das Stück zum ersten Mal
in einer Kompanie – und gleich den Prinzen.
Jörg Mannes stellt uns vor andere Aufgaben
als bisher. Das ist manchmal hart, aber ich
freue mich über mehr Technik, weil ich mich
dadurch verbessern kann.
Cássia Lopes, Carabosse
Mir scheint, es gibt Klassiker, die einen
durch die Karriere begleiten. Bei mir war
das Der Nussknacker, den ich in acht Versionen getanzt habe. Dornröschen hat sich
bisher von mir ferngehalten. Als ich 1992
Solistin der Watt’s Companhia de Dança in
São Paulo war, studierten wir das Ballett
ein. Aber kurz vor der Premiere verließ ich
Brasilien, um nach Deutschland zu gehen,
und meine Rolle der Fliederfee wurde von
einer Kollegin getanzt. In Jörg Mannes’ neuer Kreation werde ich nun die böse Fee Carabosse sein.
Mónica García Vicente, Königin
Vielleicht mit zehn Jahren sah ich das klassische Dornröschen und später dann die Version von Mats Ek, die mir besonders gefällt.
Während meiner Zeit in der Victor Ullate
Company tanzte ich den Blauen Vogel mit
Joaquín de Luz. Jetzt für die Königin hatte ich
tolle Proben mit Jörg Mannes. Die Figur
durchlebt ganz unterschiedliche Emotionen
und Stimmungen: zuerst die Trauer über ihre
Kinderlosigkeit, dann die Freude, wenn Aurora da ist. Ich spüre in den Bewegungen, die
Jörg mit mir kreiert, was passiert ist. Ich fließe
auf der Bühne und kann damit etwas sagen.
BALLETT
Anastasiya Bobrykova, Erste Fee
Schon während der Ausbildung in meiner
Heimatstadt Kharkov in der Ukraine stand
ich zum ersten Mal in Dornröschen auf der
Bühne. Ich war etwa zwölf Jahre alt und
tanzte in der Gruppe. Schon damals liebte
ich Tschaikowskys Ballettmusik. Mannes’
Dornröschen wird klassischer als seine bisherigen Stücke, aber doch in seinem speziellen Stil. Die Proben machen mir Freude.
Lilit Hakobyan, Dritte Fee
Ich war sehr klein, als ich mein erstes Dornröschen auf der Bühne sah. Das war im
Opernhaus meiner Heimatstadt Eriwan in
Armenien, und mein Vater tanzte. Damals
mochte ich das Ballett nicht, vermutlich weil
es so lang war. Das sieht jetzt ganz anders
aus, denn die Proben für Jörg Mannes’
Dornröschen sind super. Wir fühlen uns wie
kleine Prinzessinnen im Tutu und auf Spitze.
Was er bisher für mich choreographiert hat,
gefällt mir besonders: Es sind so spritzige
Schritte.
Michèle Stéphanie Seydoux, Fünfte Fee
In Düsseldorf gab das Ballett am Rhein einen Tschaikowsky-Abend, darin tanzten
wir aber lediglich den Walzer aus Dornröschen. Früher während meiner Ausbildung in
der Ballettberufsschule Zürich habe ich
sämtliche Feen-Variationen aus Dornröschen getanzt, aber das war rein zu Studienzwecken. Erst jetzt komme ich als Fee auf
die Bühne. Meine Figur fühlt sich bisher
recht erdgebunden an, tänzerisch ist sie
aber sehr anspruchsvoll. Das gibt noch einen extra Kick.
DORNRÖSCHEN
Ballett von Jörg Mannes
Musik von Peter I. Tschaikowsky
Jörg Mannes
CHOREOGR APHIE
Anja Bihlmaier
STÜME
ONEN
MUSIK ALISCHE LEITUNG
BILD UND R AUM
Silke Fischer
LICHT
Florian Parbs
Peter Hörtner
Philipp Contag-Lada
KO-
PROJEKTI-
DR AMATURGIE
Brigitte
Knöß
Steffi Waschina, Zweite Fee
Mein erstes Dornröschen sah ich während
meiner Ausbildung in Berlin in der Staatsoper unter den Linden. Ganz klassisch. Vor
allem Bettina Thiel, die die Fliederfee tanzte,
fand ich faszinierend. In der Schule habe ich
zwar die Variationen gelernt, aber erst jetzt
werde ich in Dornröschen auf der Bühne
stehen. Die Arbeit mit Jörg Mannes macht
viel Spaß, gerade weil er diesmal mehr
Technik fordert. Nach etlichen Jahren wieder Tutu zu tragen ist super, und ein Fan von
Spitzenschuhen bin ich sowieso.
Lauren Murray, Vierte Fee
Die Geschichte und die Musik von Dornröschen kennt man als Tänzer natürlich, aber
jeder Choreograph hat seinen eigenen Zugriff auf das Werk. Nach meiner Ausbildung
habe ich zwei unterschiedliche Versionen
des Balletts getanzt: In der Semperoper
Dresden in der Choreographie von Aaron S.
Watkin und im West Australian Ballet in der
Choreographie von Marcia Haydee. Bisher
war ich im Corps de ballet, aber diesmal bin
ich eine Fee. Das ist aufregend, zumal mir
Jörg Mannes die Variation der Canari-Fee
anvertraut hat, die ich schon immer liebe.
Ballett der Staatsoper Hannover
Niedersächsisches Staatsorchester Hannover
UR AUFFÜHRUNG
5. Oktober 2013, 19.30 Uhr
WEITERE VORSTELLUNGEN:
23.11.2013
12.10., 18.10., 03.11. und
10.11
JUNGE OPER
SAISONAUFTAKT
IM BALLHOF!
BLICK ZURÜCK
NACH VORN
Am 21. September laden die Junge Oper und das Junge Schauspiel
zum dritten gemeinsamen Ballhoffest.
Während sich am Nachmittag alles um Kinder ab 4 Jahren dreht, ist
abends die Jugend gefragt, den Start in die neue Spielzeit mit Konzert und anschließender Party gebührend zu feiern.
Von 15 bis 17.30 Uhr haben unsere jüngsten Besucher Gelegenheit,
Instrumente auszuprobieren, sich mit Sängerin Mareike Morr auf die
Suche nach dem Lied vom Bi-Ba-Butzemann! zu machen, Heini den
kleinen Vampir kennen zu lernen, Drachen zu basteln, Melodien zu
pfeifen, sich schminken zu lassen und so ganz nebenbei in die
Stücke der neuen Spielzeit hineinzuschnuppern.
Ab 18.30 Uhr kommen dann alle ab 14 auf ihre Kosten, mit einer
Kurzversion von Blick zurück nach vorn, einem Vorgeschmack auf
das Musical Krawall und einer Trailershow zu den Premieren des
Jungen Schauspiels. Ab 21 Uhr darf zur Musik der Band Rainer von
Vielen getanzt werden. Im Anschluss an das Konzert legt Sänger
und Frontmann Rainer von Vielen höchstpersönlich seine liebsten
Hits auf den Plattenteller. Und das Beste: Der Eintritt ist frei!
Der Schulabschluss ist geschafft. Und wie geht es jetzt weiter? Was
wird aus uns werden? Und wann sind wir endlich erwachsen?
Diesen und weiteren Fragen haben sich die Teilnehmer des Jugendclubs XL in der vergangenen Spielzeit gestellt und gemeinsam ein
Stück entwickelt, das die verschiedenen Jahrzehnte des letzten
Jahrhunderts erforscht, in der Hoffnung, Antworten zu finden. Ob
früher wirklich alles leichter war, und ob das Erlangen des Schulabschlusses, respektive der Volljährigkeit, tatsächlich bedeutet, dass
man endlich erwachsen ist, haben die Teilnehmer des Clubs XL in
einer siebenmonatigen Probenphase untersucht und sich dabei intensiv mit dem Thema »erwachsen werden« in den verschiedenen
Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts befasst. Musiker Christoph
van Hal hat eigens für die 6-köpfige Band Musikstücke und Songs
komponiert, die an die musikalischen Strömungen dieser Epoche
angelehnt sind. Blick zurück nach vorn ist eine musikalisch-szenische Reise in vergangene Zeiten, an deren Ziel zweifelsohne die
Zukunft der Jugend gehört!
WIEDER AUFNAHME
BALLHOFFEST
21.09.2013, ab 15 Uhr, Ballhof und Ballhofplatz
03.09.2013, 19 Uhr, Ballhof zwei
WEITERE VORSTELLUNG 04.09.2013,
19 Uhr, Ballhof zwei
Mit freundlicher Unterstützung der Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und
Raiffeisenbanken
KINDER
»Musikalische Räuberjagd im Ballhof Zwei!« Neue Presse
»Hände hoch, Kiste her!« HAZ
RÄUBER HOTZENPLOTZ
Kinderoper von Andreas N. Tarkmann nach Otfried Preußler
MUSIK ALISCHE LEITUNG Benjamin
BÜHNE
Pablo Mendizábal
WIEDER AUFNAHME
WEITERE
Reiners INSZENIERUNG Tobias Ribitzki
KOSTÜME
Elvira Freind
11.09.2013, 10.30 Uhr
VORSTELLUNGEN
15.09. (15 Uhr), 01.10., 21.11., 22.11.,
26.11., 20.12.13, Beginn jeweils um 10.30 Uhr (sofern nicht anders
angegeben) im Ballhof zwei
Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der Freunde des
Opernhauses Hannover e.V.
12.13
KONZERT
SWANTJE KÖHNECKE
POLNISCHER HERBST
Zum 1. Sinfoniekonzert des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover
Ein Gespräch mit dem Geiger Grzegorz Kotów, 1. Vorsitzender der Hannoverschen Gesellschaft für
Neue Musik e.V. (HGNM), über die Neue-Musik-Szene in Polen, ihre Wurzeln in der Wende von Chopin zu Szymanowski, berühmte polnische Geiger und ein kleines, feines Festival. Anlass ist das 1.
Sinfoniekonzert, in dem das Niedersächsische Staatsorchester Hannover ein Auftragswerk der
HGNM zur Uraufführung bringt.
Die Komponistin Agata Zubel
Swantje Köhnecke Das 1. Sinfoniekonzert
des Niedersächsischen Staatsorchesters Hannover 2013/14 hat in der ersten Programmhälfte einen polnischen Schwerpunkt, mit
einer Uraufführung der jungen Komponistin
Agata Zubel. Diesen Auftrag haben Sie erteilt. Wie kam es dazu?
Grzegorz Kotów Die HGNM veranstaltet regelmäßig Festivals: vor zwei Jahren zum Beispiel YAKAMOZ für zeitgenössische türkische
Musik. Dabei interessieren wir uns für Kunst,
die woanders entsteht, mit der Frage: Was
bedeutet das für unsere Sicht auf die Dinge,
für die Neue Musik in Deutschland?
In diesem Jahr kamen wir an drei großen
polnischen Namen nicht vorbei: Witold
Lutosławski (1913–1994), Henryk Górecki
(1933–2010), und Krzysztof Penderecki feiert seinen 80. Geburtstag. Deshalb veranstalten wir in diesem Jahr das Festival
»Neue Horizonte | Polen«. In diesem Rahmen
wollten wir einen jungen polnischen Komponisten in der Tradition von Lutosławski,
Górecki und Penderecki in Hannover präsentieren und haben mit Agata Zubel eine
der bekanntesten Komponistinnen Polens
gefunden. Sie hat sehr viel zu tun, auch als
Sängerin. Doch als klar war, dass das Niedersächsische Staatsorchester Hannover ein
sinfonisches Werk von ihr uraufführen würde, hat sie ein paar Sachen verschoben und
sofort zugesagt. Wir sind sehr froh, dass diese Kooperation mit der Staatsoper stattfindet: ein sinfonisches Werk von einem renommierten Orchester unter der Leitung
KONZERT
seiner Chefdirigentin zum Saisonauftakt zu
realisieren … ein unglaubliches Glück!
Köhnecke Können Sie die Musik von Agata
Zubel beschreiben? Wie klingt sie, was
zeichnet sie aus?
Kotów Zunächst einmal ist Agata Zubel eine
Komponistin auf der Suche, sie entwickelt
sich und probiert in verschiedene Richtungen aus. Früher hat sie zum Beispiel mit
Live-Eletronik experimentiert. Aber vor allen Dingen ist ihre Musik immer expressiv,
vom Ausdruck geleitet. Es ist keine trockene
intellektuelle Kunst, sondern eher eine Suche nach neuen Mitteln, neuen Klangfarben,
aber mit alten Ausdrucksformen, die noch
etwas zu sagen haben. Es sind nicht nur äußerliche Klangeffekte, sondern mit einer
Spannung, immer vielsagend, manchmal
auch einfach sehr schön. Aber sie bleibt auf
der Suche …
Köhnecke … was in ihrem Alter, Jahrgang
1978, auch nichts Ungewöhnliches ist!
Kotów Und auch von den großen klassischen
Komponisten weiß man, dass sie immer auf
der Suche geblieben sind. Beethoven war
sein Leben lang nicht fertig.
Als Sängerin hat Agata Zubel mit vielen anderen zeitgenössischen Komponisten zu tun.
Außerdem ist ihr Kontakt zum Publikum sehr
lebendig, jenseits eines kleinen Arbeitszimmers mit einem Schreibtisch. Diese Erfahrung kann man hören.
Köhnecke Das Festival fokussiert die Neue
Musik in Polen. Was ist da charakteristisch?
Kotów Inzwischen gibt es eine einheitliche
Bewegung Neuer Musik in ganz Europa. Die
nationalen Unterschiede haben sich verwischt, sind nicht mehr so stark wie noch
vor 20 oder 40 Jahren. Viele junge polnische
Komponisten studieren ja auch in Deutschland oder Wien, in London oder Paris, da
werden die Unterschiede kleiner.
Und doch fragen Komponisten nach der nationalen Identität. Wenn man etwa an die
polnische Musikgeschichte vom Anfang des
20. Jahrhunderts denkt, hat Karol Szymanowski damit begonnen, volkstümliche Ele-
mente in die Musik zu integrieren. Auch
Henryk Górecki hat Volksmusik-Elemente
oder sakrale Themen verwendet, Polen ist
bekanntermaßen ein sehr katholisches Land.
So gibt es eine nationale Identität, die aber
längst nicht so stark ausgeprägt ist wie zum
Beispiel in chinesischer oder japanischer
Neuer Musik.
Köhnecke Wie sieht die Neue-Musik-Szene
in Polen aus, gibt es Aufführungsmöglichkeiten?
Kotów Es ist eine unglaublich große Szene!
In der Nachkriegszeit hat die Neue Musik in
Polen geboomt, als der junge Penderecki experimentierte und Lutosławski international
berühmt geworden war. Eines der größten
europäischen Festivals, der »Warschauer
Herbst«, war ein Festival für Neue Musik und
wurde schon 1956 gegründet! In Polen hat
man keine Angst, die Werke junger Komponisten in Konzertreihen und Opernhäusern
anzusetzen. Und es gibt politische Unterstützung: Das polnische Kulturministerium
hat sich zum Beispiel für den Pianisten und
Komponisten Andrzej Czajkowski (auch André Tchaikowsky, 1935–1982) eingesetzt.
Seine Shakespeare-Oper The Merchant of
Venice (Der Kaufmann von Venedig) wird in
diesem Sommer bei den Bregenzer Festspielen uraufgeführt, dazu werden eine Konzertreihe mit seinen Werken und ein Symposium veranstaltet. Das dokumentiert, wie groß
das Interesse an Neuer Musik in Polen ist.
Köhnecke Herr Kotów, Sie selbst sind Geiger, spielen im renommierten Szymanowski-Quartett und kennen, so vermute ich,
den Komponisten sehr gut. Was sagen Sie
zur Kombination der Uraufführung mit dem
1. Violinkonzert von Karol Szymanowski?
Kotów Das ist hervorragend! So haben wir
den ersten wirklich modernen polnischen
Komponisten im Programm, der die Wende
von der klassisch-romantischen Musik zur
Moderne vertritt. Szymanowski war der
erste Komponist in Polen, der seine Zuhörer
überrascht hat. Bis dahin war Musik pur romantisch, Chopin war der Größte, und alle
nach ihm haben im spätromantischen Stil
komponiert. Szymanowski war der erste,
der ins Ausland gegangen ist, nach Berlin,
nach Wien, nach Paris. Dort konnte er
Strauss und Mahler hören, hat sich mit Strawinsky und Bartók beschäftigt. Dann hat er
seinen eigenen, sehr persönlichen Stil gefunden, seine eigene Farbe. Er ist der erste
moderne Komponist, der Traditionen gesammelt und in die Zukunft geschaut hat.
Das 1. Violinkonzert ist ein gutes Beispiel
dafür: Wir haben impressionistische KlangAgata Zubel wurde 1978 in Wrocław geboren. Sie studierte an der dortigen Musikakademie Komposition und schloss ihr Musikstudium 2004 mit Promotion ab. Ihre
Studien führten sie auch an das Conservatorium Enschede in den Niederlanden.
Agata Zubel hat zahlreiche Stipendien und
Auszeichnungen erhalten, u. a. vom polnischen Kulturministerium, der Ernst von Siemens Musikstiftung, der Rockefeller Foundation und der Stadt Breslau. Sie ist Mitglied
des Polnischen Komponisten-Verbandes.
Als Sängerin gehört Agata Zubels besondere
Liebe der zeitgenössischen Musik. Zusammen mit dem Komponisten Cezary Duchnowski hat sie 2001 das ElettroVoce Duo
gegründet. Sie hat zahlreiche Werke uraufgeführt und aufgenommen und arbeitet mit
renommierten Ensembles wie Klangforum
Wien, musikFabrik oder London Sinfonietta.
Sowohl als Sängerin als auch als Komponistin hat Agata Zubel zahlreiche Wettbewerbe
gewonnen. 2005 wurde ihre 2. Sinfonie als
Auftragswerk der Deutschen Welle beim
Beethoven Festival in Bonn uraufgeführt. Es
folgten Auftragswerke u. a. für das Ultraschall Festival in Berlin, London Sinfonietta,
Deutschlandfunk, Klangforum Wien und die
Nationaloper in Warschau. Von 2010 bis
2012 war sie composer-in-residence der
Philharmonie Krakau. 2010 erhielt sie den
wichtigsten polnischen Musikpreis »Fryderyk« in der Kategorie Zeitgenössische Musik.
14.15
KONZERT
farben, ein in der Orchestrierung und Form
klassisches Konzert, dazu viele moderne
Wendungen und Harmonien – die im Rest
Europas schon bekannt waren, aber für Polen eben der Beginn von etwas Neuem!
Köhnecke Lassen Sie uns auf die Stellung
der Geige in Polen zu sprechen kommen –
unsere Konzertmeisterin Lucja Madziar, die
sich im Konzert als Solistin in Hannover vorstellen wird, wurde in Polen geboren. Ihr
Vorgänger Krzysztof We˛grzyn stammt aus
Polen und ist als Violinprofessor und Gründer des Internationalen Joseph Joachim Violinwettbewerbs eine bekannte Figur in der
Geigenszene. Sie selbst sind als Geiger
weltweit unterwegs, leben und unterrichten
auch in Hannover – ist das ein Zufall?
Kotów Nein, das ist kein Zufall, sondern erzählt etwas über das Musikleben in Polen.
Die Geige bildet mit dem Klavier dessen
Schwerpunkt, immer schon. Es gab die
großen Virtuosen der romantischen Zeit:
Henryk Wieniawski, Karol Lipiński, Pawel
Kochański – das waren große polnische
Geiger! Auch der erste große Violinwettbewerb, der Wieniawski-Wettbewerb, wurde
in Polen veranstaltet, in Poznań, 1935, als
Beginn der Wettbewerbskultur für die Geige. Die polnische Klaviertradition geht von
Chopin und dem Chopin-Wettbewerb aus.
Und die Geige ist genauso wichtig. Besonders schön finde ich dann, dass sich Ihre
Konzertmeisterin mit einem Stück als Solistin in Hannover vorstellen kann, das ihren
Hintergrund zeigt.
Köhnecke Auch das eine sehr persönliche
Farbe des Konzertes … Wie ordnen Sie das
Szymanowski-Konzert in der Reihe der Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts ein?
Kotów Szymanowskis zwei Violinkonzerte
gehören seit einigen Jahren zu den großen
Werken des Repertoires, zu den meistgespielten Violinkonzerten des 20. Jahrhunderts, zusammen mit Bartók und Berg.
Frank-Peter Zimmermann und Christian
Tetzlaff haben sich sehr für die beiden Konzerte eingesetzt und spielen sie weltweit.
Köhnecke Noch eine Frage zu Ihrem Verein:
Was ist die HGNM, wer sind Ihre Mitglieder?
Kotów Die HGNM ist ein Verein, der im vergangenen Jahr seinen 25. Geburtstag gefeiert
und damit eine große Tradition in Hannover
hat. Der Verein hat tatsächlich Musikgeschichte geschrieben, weil er viele Komponisten nach Hannover gebracht und viele
Werke uraufgeführt hat. Zum Beispiel hat
die HGNM zum 60. und 65. Geburtstag von
Sofia Gubaidulina jeweils ein Stück bei ihr
in Auftrag gegeben. Unsere Mitglieder sind
Menschen, die sich nicht nur für Neue Musik
begeistern, sondern für zeitgenössische Kultur insgesamt und neugierig sind auf Entdeckungen. Wir legen den Fokus auf die Musik, wollen aber auch zeigen, aus welchem
Kontext sie eigentlich entsteht. Wir versuchen, als Verein neugierig zu sein und gleichzeitig an große Traditionen zu denken und
sie zu würdigen. So sind wir glücklich, dass
Krzysztof Penderecki zur Eröffnung des Festivals »Neue Horizonte | Polen« am 19. September mit der Sinfonia Varsovia nach Hannover kommt.
Köhnecke Das ist ein weiterer Tipp für Ihr
Festival. Vielen Dank für das Gespräch!
1. SINFONIEKONZERT
AGATA ZUBEL
Neues Orchesterwerk
(Uraufführung zum 100. Geburtstag von W. Lutosławski)
Auftragswerk der Hannoverschen Gesellschaft für
Neue Musik
K AROL SZ YMANOWSKI
Violinkonzert Nr. 1 op. 35
PETER I. TSCHAIKOWSK Y
Sinfonie Nr. 6 h-Moll op. 74
Pathétique
DIRIGENTIN
SOLISTIN
NEUE HORIZONTE | POLEN
Zeitgenössische Musik und Kultur Polens
Weitere Veranstaltungen
ERÖFFNUNGSKONZERT
WERKE VON PENDERECKI, LUTOSŁ AWSKI U.A.
Sinfonia Varsovia
LEITUNG Krzysztof Penderecki
Donnerstag, 19.09.2013, Großer Sendesaal des NDR
LYRIK & MUSIK
»GLÜCKLICHE LIEBE UND ANDERE GEDICHTE« –
WISŁ AWA SZ YMBORSK A ZU EHREN
Mittwoch, 25. September 2013, 19.30 Uhr, Kanapee
ZEIT∙LUPE | FILM: HENRYK GÓRECKI
DOKUMENTARFILM, SPIELFILM MIT FILMMUSIK UND
K AMMERMUSIK VON HENRYK GÓRECKI
Sonntag, 29. September 2013, Kino im Künstlerhaus
ZEIT∙LUPE | FILM:
WITOLD LUTOSŁAWSKI
DOKUMENTARFILM, SPIELFILM MIT FILMMUSIK UND
K AMMERMUSIK VON WITOLD LUTOSŁ AWSKI
Samstag, 5. Oktober 2013, Kino im Künstlerhaus
LESUNG
ARTUR BECKER UND DARIUSZ MUSZER –
ZWEI NIEDERSACHSEN AUS POLEN
Donnerstag, 10. Oktober 2013, 19.30 Uhr,
Literaturhaus (Termin unter Vorbehalt)
DIE AKTUELLE MUSIKSZENE POLENS
VORTR ÄGE, MUSIK ALISCHE BEITR ÄGE UND GESPR ÄCHE
Samstag, 12. Oktober 2013, Joachimsaal im
Künstlerhaus Hannover
ZEIT∙LUPE | FILM:
KRZYSZTOF PENDERECKI
DOKUMENTARFILM, SPIELFILM MIT FILMMUSIK UND
K AMMERMUSIK VON KRZ YSZTOF PENDERECKI
Sonntag, 13. Oktober 2013, Kino im Künstlerhaus
LESUNG JOANNA BATOR (POLEN)
Karen Kamensek
Lucja Madziar (Violine)
Samstag, 22. September 2013, 17 Uhr
Sonntag, 23. September 2013, 19.30 Uhr
Kurzeinführungen jeweils 45 Minuten vor Beginn
In Kooperation mit
WOLKENFERN. EINE WEIBLICHE ODYSSEE
DURCH DAS 20. JAHRHUNDERT
Lesung und Gespräch in deutscher und
polnischer Sprache
Montag, 25. November 2013, 20 Uhr,
Literarischer Salon
Die Filmabende sind Kooperationen mit »Filmland
Polen« und dem Kommunalen Kino.
Die Literaturveranstaltungen werden veranstaltet
vom Kulturbüro der Landeshauptstadt Hannover
bzw. vom Literarischen Salon.
KONZERT
EIN WIEDERSEHEN DIE WIRRNISSE
MIT KAMMERDER LIEBE
SÄNGERIN HELEN Eröffnungskonzert der Spielzeit 2013/14
DONATH
Die Ferien sind vorbei, aber das ist beileibe
Konzert zugunsten der Stiftung Staatsoper
Hannover
Zum Auftakt der neuen Spielzeit feiern wir
im Konzert zugunsten der Stiftung Staatsoper Hannover das runde Bühnenjubiläum
einer Sopranistin von Weltrang, für die die
Staatsoper Hannover vor 50 Jahren das
Sprungbrett zu einer großen internationalen
Karriere war: Kammersängerin Helen Donath. Von hier aus führte sie ihr Weg an die
bedeutendsten Opernbühnen in aller Welt,
von der Mailänder Scala bis an die Metropolitan Opera New York, wo sie in Rollen wie
Pamina, Micaela, Sophie, Ännchen, Eva,
später auch als Marschallin oder Desdemona ihre größten Triumphe feierte. Über 100
Tonaufnahmen belegen ihr breit gefächertes
Repertoire. Beim Stiftungskonzert, das wieder Chefdramaturg Klaus Angermann moderieren wird, ist sie zu erleben mit Zerlinas
Arie aus Mozarts Don Giovanni, der Arie der
Micaela aus Bizets Carmen und Evas »O
Sachs! Mein Freund!« aus Wagners Die Meistersinger von Nürnberg. Und natürlich darf
auch die Operette nicht fehlen mit dem Lied
»Meine Lippen, sie küssen so heiß« aus
Lehárs Spätwerk Giuditta. Mit von der Partie
sind bei diesem Konzert zahlreiche Künstler
des Hauses, der Chor und der Extrachor der
Staatsoper Hannover mit einem Vorgeschmack auf die neue Spielzeit. Das Niedersächsische Staatsorchester Hannover spielt
unter der Leitung von Generalmusikdirektorin Karen Kamensek, Mark Rohde und Benjamin Reiners.
Samstag, 31. August 2013, 19.30 Uhr
Helen Donath beim Schlussapplaus »Die lustige Witwe« 2006
in der Staatsoper Hannover
Mit freundlicher Unterstützung
kein Grund zur Traurigkeit. Denn endlich öffnet die Staatsoper wieder ihre Pforten und
bringt mit dem Programm der neuen Spielzeit
Farbe in den grauen Alltag. Mit den Sängerinnen und Sängern des Staatsopern-Ensembles und dem Niedersächsischen Staatsorchester laden wir Sie ein zu einem Streifzug
durch den Spielplan 2013/14. In Kostproben
aus Don Giovanni, aus Cavalleria rusticana
und dem Bajazzo, aus Verdis Maskenball,
Brittens Sommernachtstraum und Kurt Weills
Street Scene können Sie erleben, in welche
existenziellen Bedrohungen, in welche Verwirrungen, in welchen Wahnsinn gerät, wer
den emotionalen Wogen der Liebe hilflos
ausgeliefert ist.
Magie, Liebe, Eifersucht und Mord – wir heizen Ihnen ein, denn unser Kraftwerk der
Gefühle läuft wieder auf Hochtouren.
MIT
Heather Engebretson, Sara Eterno, Brigitte
Hahn, Dorothea Maria Marx, Hanna Larissa Naujoks,
Julie-Marie Sundal, Ania Vegry, Monika Walerowicz,
Stefan Adam, Shavleg Armasi, Francis Bouyer, Brian
Davis, Daniel Eggert, Tivadar Kiss, Sung-Keun Park,
Rafael Rojas, Frank Schneiders, Christopher Tonkin,
dem Chor und Extrachor der Staatsoper Hannover und
dem Niedersächsischen Staatsorchester Hannover
DIRIGENTEN Karen
Kamensek, Mark Rohde, Benjamin
Reiners
MODER ATION
Klaus Angermann
Sonntag, 1. September 2013, 18.30 Uhr
16.17
KONZERT
SWANTJE KÖHNECKE
ZWEI GROSSE B
Berlioz und Brahms im 2. Sinfoniekonzert
Zwei sinfonische Werke des 19. Jahrhunderts, die unterschiedlicher nicht sein könnten: Harold en
Italie von Hector Berlioz und die 3. Sinfonie von Johannes Brahms. Trotz aller Unterschiede ist
ihnen eins gemeinsam: Beide Komponisten sind ohne Ludwig van Beethoven nicht zu denken.
Hector Berlioz
Bach, Beethoven, Brahms, die drei großen B.
Dieses stabreimende Diktum des Dirigenten
Hans von Bülow ist sprichwörtlich geworden und bildet eine Interpretationslinie der
deutschen Musikgeschichte. Hans von Bülow
verstand diese Linie weniger national als
kunstreligiös, wie eine Notiz in seinem
Nachlass offenbart: »Bach ist Vater, Beethoven Sohn, Brahms Heiliger Geist.« Doch die
heilige Dreieinigkeit, von Bülow in den
1870er Jahren propagiert und durch Konzertprogramme flankiert, erschien seinen
Zeitgenossen nicht sakrosankt, sondern
eine überraschende Umdeutung. Bereits
1854 nämlich hatte der Komponist Peter
Cornelius in der Berliner Allgemeine Musikalische Zeitung einen anderen erkoren, die
Reihe der drei B zu vervollständigen: »Bach,
Beethoven, Berlioz!« schloss sein euphorischer Artikel über den französischen Komponisten, an dessen Bekanntwerden in
Deutschland gerade Hans von Bülow nicht
unbeteiligt gewesen war.
So wird in der Person Hans von Bülows –
seit seiner Jugend glühender Wagnerianer
und später berühmter Wagner-Dirigent,
Johannes Brahms
Schüler und Schwiegersohn von Franz Liszt
– die Ambivalenz des sogenannten »Musikstreits« deutlich, der die Musikwelt im 19.
Jahrhundert in zwei Lager teilte: der progressiven Neudeutschen Schule und der
Konservativen, der programmatischen und
der absoluten Musik. Dabei äußerte sich der
Streit vor allem in rhetorischen Attacken
wie etwa in Hugo Wolfs ätzenden Verrissen
von Brahms-Sinfonien im Wiener Salonblatt
etwa oder in der Erklärung von Brahms, »die
Produkte der Führer und Schüler der so genannten Neudeutschen Schule … als dem
innersten Wesen der Musik zuwider nur beklagen oder verdammen« zu können (1860
in der Zeitschrift Echo, zusammen u.a. mit
Joseph Joachim).
Als ein wesentlicher Streitpunkt wird dabei
das Erbe Ludwig van Beethovens deutlich,
der von beiden Lagern verehrt und dessen
Schaffen von beiden als Vorbild beansprucht
wird. Nur die Konsequenzen aus Beethovens
Œuvre sind strittig – und diametral verschieden.
Hector Berlioz hat ausgehend von Beethoven den Orchesterfarben neue Bedeutung
gegeben (mit seiner großen Instrumentationslehre Grand Traité d‘instrumentation et
d‘orchestration moderne), er hat die Sonatenform mit Ideen der Leitmotivik verbunden und die sinfonische Form erweitert. Außermusikalische Inhalte bekamen einen
hohen Stellenwert. Für Berlioz’ »Symphonie
in vier Sätzen mit Solobratsche« Harold en
Italie etwa dienten Byrons Versepos Child
Harold’s Pilgrimage und eine eigene Italienreise als Anregung. Berlioz erschuf ein Werk,
das Konzert, Sinfonie und instrumentales
Drama zugleich ist, mit dem Künstler als
Helden, dem jungen Reisenden zwischen
Glück und Melancholie, Lust und Gewalt.
Ganz anders dagegen Johannes Brahms, der
die absolut-musikalische Geschichte der
Sinfonie fortgeschrieben hat. Noch bei der
Komposition der 1. Sinfonie meinte er »immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich
marschieren« zu hören und schrieb über 14
Jahre daran. In einem einzigen Sommer nur
entstand die 3. Sinfonie in F-Dur, die von
dem Kritiker Eduard Hanslick als »künstlerisch vollkommenste« gewürdigt wurde.
Beide Werke begegnen sich nun, und es
trennt sie nur noch eine Konzertpause.
2. SINFONIEKONZERT
HECTOR BERLIOZ Harold
JOHANNES BR AHMS
DIRIGENTIN
SOLIST
in Italien op. 16 (1834)
Sinfonie Nr. 3 F-Dur op. 90 (1883)
Karen Kamensek
David Aaron Carpenter (Viola)
Sonntag, 20. Oktober 2013, 17 Uhr
Montag, 21. Oktober 2013, 19.30 Uhr
Kurzeinführung jeweils 45 Minuten vor Beginn
ORCHESTER
KATHARINA ORTMANN
REINGEHÖRT!
Mit dem Hornisten Claude Tremuth
Claude Tremuth hat gerade sein erstes Jahr im Niedersächsischen Staatsorchester Hannover hinter sich – ein
entscheidendes Jahr seines Engagements, denn wer
dieses Probejahr, wie Claude Tremuth, besteht, ist festes
Mitglied des Orchesters. »Ich habe mir meinen Traum
erfüllt und mein Hobby zum Beruf gemacht. Das ist ein
großes Glück!«, erzählt der 1985 geborene Hornist. »Und
die Horngruppe des Staatsorchesters ist nicht nur sehr
gut, sondern auch sympathisch. Es macht viel Spaß, mit
den Kollegen zu spielen.« Orchestermusiker zu werden
ist nicht gerade ein leicht zu realisierender Traum, die
Konkurrenz ist groß und die Messlatte hängt hoch. Vor
knapp zehn Jahren hatte Claude Tremuth sich entschieden, es mit einer professionellen Laufbahn zu versuchen. Da war er 17 Jahre alt und musizierte zum ersten
Mal im European Union Youth Orchestra (EUYO). »Nach
dieser Erfahrung stand für mich fest: Ab jetzt nur noch
Orchestermusiker!« Ursprünglich hatte der gebürtige
Luxemburger sich auch vorstellen können, in seinem
Geburtsland zu bleiben und sein Instrument zu unterrichten. Seine musikalische Heimat waren seit seiner
Kindheit vor allem die traditionsreichen sinfonischen
Blasorchester in Luxemburg. Hierüber war Tremuth auch
zum Horn gekommen: In seinem Dorf wurde ein Hornist
gesucht, also lernte er Horn – und war von Anfang an
begeistert von der warmen Klangfarbe seines Instrumentes. Nach der Ausbildung an der Musikschule unterrichtete ihn in Basel und später Stuttgart Professor Christian Lampert, bei dem er nach wie vor (noch für ein
Semester) studiert.
Das EUYO blieb nicht das einzige Jugendorchester, in
dem Tremuth spielte: Weitere Erfahrungen sammelte er
in der Orchesterakademie des Schleswig-Holstein Musik
Festivals und im Gustav Mahler Jugendorchester. »Der
Enthusiasmus, mit dem in diesen Orchestern gespielt
wird, das ist schon toll. Wenn man dann das große romantische Repertoire gemeinsam entdeckt und musiziert, will man nichts anderes mehr machen.« Besonders
schätzt er Brahms, Mahler und Strauss, die in ihren sinfonischen Werken große Partien für Horn geschrieben
haben. »Ich liebe auch die Opern von Strauss. Davon
dürften in Hannover ruhig mehr auf dem Spielplan stehen. Da gibt es wunderschöne Hornpartien.« schwärmt
der junge Musiker. Deshalb ist er auch froh, Mitglied in
einem Opernorchester zu sein. »Das Repertoire ist viel
umfangreicher als in einem reinen Konzertorchester.
Wagner zum Beispiel ist für uns Hornisten fantastisch,
wenn auch anstrengend.« Zuletzt hatte Tremuth einen
Zeitvertrag im Frankfurter Opern- und Museumsorchester und spielte dort unter Sebastian Weigle Wagners
gesamten Ring – für ihn ein unvergessliches Erlebnis. In
Hannover waren seine bisherigen Höhepunkte die Aufführung von Brahms 2. Sinfonie im ersten und von
Tschaikowskys 4. Sinfonie im fünften Sinfoniekonzert.
Es werden sicher noch viele weitere hinzukommen!
CD-Empfehlungen
+ Gustav Mahler, 2. Sinfonie, Wiener Philharmoniker,
Claudio Abbado (1994).
+ Antonio Rosetti, Hornkonzerte, Radek Baborak (Horn),
Johannes Moesus (2002).
+ Amy Winehouse, Back to black (2006).
18.19
KANTINENPLAUSCH
NADINE SCHÄUBLE
VON JAZZ ZU WAGNER
mit der Sängerin Josefine Weber
Aus dem Garten – rein in die Pfanne. Wenn
Josefine Weber kocht, verwendet sie am
liebsten frische Produkte aus ihrem eigenen
Garten. Um das perfekte Menü zu zaubern,
steht sie dann auch schon mal den ganzen
Tag in der Küche. »Ich liebe es, meine
Freunde zu bekochen und sie zu bewirten«
erzählt sie lachend. Die Liebe zur Musik entdeckte sie allerdings auf Umwegen.
Sie beendete zunächst ihr Fachabitur in Betriebswirtschaft und widmete sich ausschließlich privat der Musik. Als Mitglied einer Funk-Band ging sie ihrem Hobby, dem
Singen, nach und rutschte dann in den Jazzund Gospelbereich. »Warum studierst du
nicht Gesang?«, wurde sie eines Tages von
einem Kollegen aus dem Gospelchor gefragt,
und Josefine Weber beschloss kurzerhand,
ihrem Talent auf den Grund zu gehen. Ihre
Fähigkeiten erkannte man auch am RichardStrauss-Konservatorium in München, und
sie begann dort im Jahre 2001 mit einem
Jazz-Gesangsstudium. Ihre Eltern unterstützten sie immer auf ihrem musikalischen
Weg, und gemeinsam mit ihrer Mutter besuchte sie viele Opernproduktionen. So wurde schließlich ihr Interesse am klassischen
Bereich geweckt. In Folge dessen wechselte
sie nach nur zwei Monaten in die Operngesangsklasse. »Ich war sofort fasziniert von
dieser Musik,« erklärt sie und der Erfolg bestätigte ihre neue Leidenschaft. 2007 war
sie Stipendiatin des Richard-Wagner-Verbandes München und absolvierte im selben
Jahr ihren künstlerischen Diplomabschluss.
Nach einem Aufbaujahr wurde sie im Oktober 2008 an der Universität der Künste in
Berlin aufgenommen und beendete in der
Klasse von Professorin Gabriele Schnaut ihr
Masterstudium. Die Opern Richard Wagners
begleiteten sie dabei von Beginn ihrer Karriere. Schon mit den ersten Gastverträgen
kamen die Anfragen für Rollen in den Werken Wagners. In der Spielzeit 2011/12 sang
sie an der Deutschen Oper am Rhein in der
Walküre die Ortlinde. In dieser Zeit stellte
sie sich auch dem hannoverschen Publikum
als Gerhilde aus der Walküre und als 3. Norn
aus der Götterdämmerung vor. Für den Ring
des Nibelungen für Kinder in Leipzig sang
sie die Brünnhilde.
»Mit meiner Stimme bin ich da einfach so
reingerutscht, und dann tat sich immer eine
weitere Tür auf«. Mittlerweile ist sie »voll in
Wagner drin«. Und tatsächlich hat sie auch
eine persönliche Vorliebe für die Musik des
Komponisten: »Sie verzaubert mich jedes
Mal aufs Neue und das Orchester reißt mich
einfach mit.« Die Sopranistin freut sich daher sehr über die Rolle der Eva in den Meistersingern von Nürnberg, in der sie im Juni
diesen Jahres ihr Debüt an der Staatsoper
Hannover feierte. Seit April gehört sie zum
festen Ensemble und fühlt sich »wirklich
sehr wohl im Haus«. Im Herbst 2013 werden
sie einige Engagements an die Opéra Dijon
und an die Leipziger Oper führen.
Ihr großer Traum ist es, einmal im Leben
den Liebestod der Isolde zu singen. »Doch
jede Rolle zu ihrer Zeit« ergänzt sie lachend.
Getreu ihrem Lebensmotto »Leben und leben lassen« ist es ihr wichtig, mit Gelassenheit und viel Lachen durch die Welt zu gehen. Für sie gibt es nämlich noch andere
wichtige Aufgaben im Leben. Ausgleich zum
Opernalltag findet sie, wenn sie schwimmen geht oder in ihrem Garten in Starnberg
neue Gemüsesorten pflanzen kann. Nach
der Musik ist Kochen definitiv ihre zweite
große Leidenschaft und so konnte sie sich
nur schwer für ein Rezept entscheiden. Mit
der Wiener Topfentorte bringt die gebürtige
Münchnerin eines ihrer Lieblingsrezepte mit,
das sie vor unserem Kantinenplausch noch
schnell mit ihrer Mutter telefonisch abgeglichen hat, da sie eigentlich fast nur »frei
Hand« kocht. Das mache am meisten Spaß
und gelinge immer!
WIENER TOPFENTORTE (NACH BAYERISCHER ART)
Für den Teig: 100 g Mehl, 70 g Butter, 30g Zucker, 1 Eigelb
Für den Belag: 250 g Sahnequark, 40 g Butter, 30 g Zucker, 1 Pk. Vanillezucker, 2 Eigelb
Baiserhaube: 3 Eiweiß, 30 g Zucker, 1 Pk. Vanillezucker
Den Backofen auf 200°C vorheizen. Eine Springform mit Backpapier bespannen und den Rand buttern. Die Zutaten für den Teig mit einem Mixer verarbeiten, bis sich der Zucker aufgelöst hat. Den Teig in die vorbereitete
Form füllen, glatt streichen und im Ofen etwa 10 Minuten goldgelb backen. Inzwischen die Zutaten für den
Belag schaumig rühren und anschließend auf den ausgebackenen Teigboden geben. Für die Baiserhaube das
Eiweiß mit Zucker und Vanillezucker steif schlagen. Die Masse auf der Torte verteilen. Im Ofen backen, bis die
Baiserhaube honiggelb wird. Anschließend die Torte herausnehmen und in der Form kurz abkühlen lassen.
KANTINENPLAUSCH
»Spannend und sehenwert!« NDR Kultur
DIE MEISTERSINGER
VON NÜRNBERG
Oper von Richard Wagner
MUSIKALISCHE LEITUNG
Olivier Tambosi
Karen
BÜHNE
Kamensek
Bengt Gomér
INSZENIERUNG
KOS TÜME
Carla
Caminati
WIEDER AUFNAHME
13. Oktober 2013, 17 Uhr
WEITERE VORSTELLUNG
27.10.13, 17 Uhr
Mit freundlicher Unterstützung der Gesellschaft der
Freunde des Opernhauses Hannover e.V.
20.21
AUS DEN ABTEILUNGEN
EVA HARRISON
ORGANISATION IST ALLES!
Und Abendspielleitung ist Stückpflege
Eines haben die vier Kollegen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, gemeinsam: Ihre Leidenschaft für das Musiktheater!
In ihrer Funktion als Abendspielleiter sorgen
Markus Tschubert, Charles Ebert, Zuzana
Masaryk, und Martin G. Berger (v.l.n.r.) dafür,
dass die künstlerische Intention des jeweiligen Regisseurs gewahrt bleibt. »Als Abendspielleiter versucht man darauf zu achten,
dass die Sänger die Regie ausführen, die der
Regisseur mit ihnen wochenlang einstudiert
hat«, erläutert Ebert seine Vorgehensweise.
Abendspielleitung ist gewissermaßen Stückpflege. Etwas schwieriger gestaltet sich selbige, wenn Gäste auf der Bühne stehen.
»Das ist dann die Meisterarbeit, die Kür. Man
spricht die Inszenierung noch mal durch,
geht die Bühne gemeinsam ab und leistet
Hilfestellung aus der Gasse«, fügt er hinzu.
»Mir macht die Abendspielleitung besonders
viel Spaß, wenn kurzfristig jemand ausfällt
und ich auf der Bühne für ihn einspringen
kann!«, konstatiert Martin G. Berger und erläutert, dass die Regieassistenten zur Not
schon mal auf die Bühne müssen, wenn keine Zeit bleibt, einen Gast einzuarbeiten.
Dann schlüpft der betreuende Regieassi-
stent in die Rolle des vakanten Sängers und
agiert szenisch auf der Bühne, während ein
Gast sichtbar von der Seite singt.
Nicht zuletzt in solchen Situationen muss
man als Regieassistent zu jeder Zeit den absoluten Überblick haben. »Im Prinzip funktioniert Regieassistenz frei nach Eisensteins
Motto ›Alles muss ich wissen!‹«, lacht Markus
Tschubert und fügt hinzu: »Ich mag meine
Arbeit als Regieassistent sehr!« Damit spricht
er auch Zuzana Masaryk aus dem Herzen:
»Am tollsten an unserem Beruf ist die Tatsache, dass jeder Tag anders ist! Man arbeitet
stetig mit neuen Regieteams zusammen,
lernt neue Leute, neue Sängerstimmen und
neue Regieideen kennen … da wird es nie
langweilig!«, fügt sie begeistert hinzu.
Dabei ist nicht immer alles eitel Sonnenschein. Für die Tätigkeit des Regieassistenten braucht es viel Kraft und Durchhaltevermögen. Die Arbeitszeiten erlauben kaum
soziale Kontakte außerhalb des Theaters.
Deshalb braucht man als guter Regieassistent neben Organisationstalent auch viel
Geduld und starke Nerven! Selbst die Applausordnung ist bis ins Detail durchdacht.
»Im Prinzip agieren wir als Schnittstelle zwi-
schen den Künstlern und dem organisatorischen Betrieb des Hauses von der Technik
bis zur Theaterleitung und kommunizieren
quasi in alle Richtungen«, fasst Markus
Tschubert zusammen. Ein guter Regieassistent versucht, die Proben so zu gestalten,
dass der Regisseur sich frei fühlen kann und
nichts Organisatorisches mehr bedenken
muss. In den Proben zu einer Neuinszenierung werden Regiebücher angelegt, in denen alles notiert wird, was auf der Bühne
sichtbar gemacht werden soll. »Das fängt
bei einfachen Gängen an und endet bei Figurenerklärungen.«
Während Charles Ebert schon familienbedingt mit Musiktheater groß geworden ist,
ist Zuzana Masaryk die einzige in der Familie, die ihre Liebe zur Musik zum Beruf gemacht hat. Mit fünf Jahren hat sie den Rosenkavalier von Strauss erlebt: »Die Oper hat
mich so begeistert, dass ich noch heute einige Passagen vor Augen habe«, erinnert sie
sich. Markus Tschubert, der lange im Thomanerchor gesungen hat, wurde mit neun
Jahren ein Traum erfüllt, als er eine Vorstellung in der Semperoper miterleben durfte:
»Dass an diesem Abend auch noch Verdis La
traviata auf dem Programm stand, hat meine
Begeisterung für die Oper noch gefestigt.«
Martin G. Berger war bereits in der Schule in
der Musical-AG, hatte Gesangsunterricht
und hat schon früh selbst Musicals geschrieben. Auf die Frage, ob sie beruflich schon
angekommen sind, antwortet er klar und
deutlich: »Ich bin Regieassistent geworden,
um Regisseur zu werden!« Das sehen seine
Kollegen gelassener: »Regieassistenz ist ein
harter, sehr zeitaufwändiger Job, der dabei
so vielseitig ist … allein der Entwicklungsprozess, den jede Inszenierung durchläuft,
wenn sich Stück für Stück alles zusammenfügt, das ist jedes Mal aufs Neue wahnsinnig
spannend!«
AUS DEN ABTEILUNGEN
»Hingehen, gucken, staunen und vor
allem lachen.« Neue Presse
L’OPERA SERIA
Oper von Florian Leopold Gassmann
MUSIK ALISCHE LEITUNG
NIERUNG UND BÜHNE
Mark Rohde
INSZE-
Michiel Dijkema KOSTÜME
Claudia Damm
WIEDER AUFNAHME
24. August 2013, 18 Uhr
Galeriegebäude Herrenhausen
WEITERE VORSTELLUNGEN
27.08. (19 Uhr),
03.09. (19 Uhr), 05.09. (19 Uhr) und
zum
letzten
Mal
08.09.13
Galeriegebäude Herrenhausen
(16
Uhr),
22.23
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
Tamara Schmidt
GFO – MEHR ERLEBEN!
GFO-LUNCH IM KASTENS
HOTEL LUISENHOF
Sie interessieren sich für Oper, Ballett und Konzert? Sie wollten
schon immer einmal hinter die Kulissen schauen und mehr über die
Werke, die Inszenierungen und die Arbeit am Theater erfahren? Sie
möchten andere Menschen mit Neugier, Leidenschaft und Interesse
an Oper, Konzert und Ballett kennenlernen? Dann werden Sie ein
Freund und Förderer der Staatsoper Hannover! Werden Sie Mitglied
in der Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V.!
Seit 1977 verbindet die GFO als Förderverein des Hauses Menschen
mit Interesse an Oper, Ballett und Konzert und setzt sich durch gezielte finanzielle Unterstützung der Staatsoper Hannover für exzellente und exponierte Produktionen und Projekte des Hauses ein. Ein
umfangreiches, attraktives Jugendförderprogramm ergänzt seit
1984 die Arbeit der GFO.
Als Mitglied leisten Sie nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Kulturförderung: Sie erhalten Einladungen zu exklusiven Veranstaltungen rund um Oper, Ballett und Konzert, können exklusiv Proben
zu Neuinszenierungen der Staatsoper Hannover besuchen und sich
mit Künstlern, Mitarbeitern der Staatsoper und den anderen Mitgliedern des Vereins austauschen. Durch regelmäßige Terminbriefe
und die Website des Fördervereins werden alle Mitglieder regelmäßig über die kommenden Veranstaltungen der Spielzeit informiert.
In der Spielzeit 2013/14 sind die folgenden Produktionen zur Förderung ausgewählt worden und werden mit Veranstaltungen begleitet:
Die Opern Street Scene und Don Giovanni sowie das Ballett Chaplin.
Wir freuen uns, von nun an auch hier in der seitenbühne präsent zu
sein und von unseren Veranstaltungen und Projekten berichten zu
können. Wenn auch Sie mehr erleben möchten, dann besuchen Sie
uns auf unserer Website (www.gfo-hannover.de), schreiben Sie uns
oder sprechen Sie uns bei einer der Premieren des Opernhauses an
unserem Premierentisch vor dem Marschner-Saal an.
Christoph Trestler (Vorstandsvorsitzender)
Am 26. Mai 2013 war es wieder so weit: 31 GFO-Mitglieder trafen
sich zum GFO-Lunch im schönen Gobelinsaal des Hotels Luisenhof,
um einige gemütliche Stunden bei gepflegtem Essen und informativen Gesprächen mit Künstlern und Mitarbeitern des Opernhauses
zu verbringen.
Als Gäste konnten wir Tamara Schmidt (Leitung der Musiktheaterpädagogik und Junge Oper), Siegmund Weinmeister (Korrepetitor
und Kapellmeister) sowie Nils Hojer (Leitung der Werkstätten) begrüßen.
Alle Gäste berichteten gern und ausführlich von ihrer Tätigkeit im
Opernbetrieb. So erzählte Frau Schmidt begeistert von der Arbeit
mit den Jugendlichen und wurde nicht müde, der GFO für ihr Engagement in Sachen Jugendprogramm zu danken. Herr Weinmeister
– auf die Frage, ob das Dirigieren oder das Erarbeiten der Partien
mit den Sängern den Schwerpunkt seiner Tätigkeit darstelle –, antwortete etwas verschmitzt: »zwei Drittel Kapellmeistertätigkeit,
zwei Drittel Korrepetieren.« Schließlich schilderte Herr Hojer sehr
anschaulich die Entwicklungsstufen vom Bühnenbildmodell bis hin
zur fertigen Produktion. Ein Teil der GFO-Mitglieder hatte jüngst die
Gelegenheit genutzt, an einer Führung durch die Theaterwerkstätten teilzunehmen, so dass auch diese Ausführungen auf großes Interesse stießen.
Die Stunden vergingen wie im Flug, und es wurde wieder einmal
klar, wie sehr diese Veranstaltungen sowohl von den Mitarbeitern
der Oper als auch von den GFO-Mitgliedern geschätzt werden. Auch
für die Spielzeit 2013/14 sind wieder zwei Lunchtermine in Planung.
Jeder ist herzlich willkommen teilzunehmen. Die Termine werden
rechtzeitig bekannt gegeben.
Susanne Weisgerber
GESELLSCHAFT DER FREUNDE DES OPERNHAUSES
Olivier Tambosi
Klaus Angermann
BESUCH DER BÜHNENORCHESTERPROBE MEISTERSINGER
Die Staatsoper hat die GFO-Mitglieder am 31. Mai 2013 zur Probe
der Meistersinger von Richard Wagner eingeladen. Mehr als 99 Plätze sind aus Gründen des Brandschutzes nicht verfügbar – und diese
waren im Vorfeld schnell vergeben. Entsprechend gut gefüllt ist an
diesem Abend auch das Laves-Foyer, in dem Chefdramaturg Klaus
Angermann wie gewohnt in kompetenter und kurzweiliger Manier in
den Probenabend einführt.
Ein Probenbesuch eröffnet neue Erfahrungen, die weit über den Besuch einer Aufführung hinausgehen. Man wird wacher und aufmerksamer für die Musik und das Agieren auf der Bühne. Gerade
die Wiederholungen zeigen die Komplexität des Geschehens erst
auf. Bei Proben dabei sein zu dürfen, ist ein wahrer Freundschaftsbeweis der Oper, der uns als GFO-Mitglieder stolz und dankbar macht.
Der zweite Teil des ersten Aktes steht heute auf dem Programm.
Hans Sachs ist nicht von der Partie. Ein Regieassistent spielt seine
Rolle auf der Bühne, während ein Korrepetitor von der Seite aus den
Gesang in die Szene hineingibt. Alltag bei Bühnenproben! Ein Triolen-Part der Streicher läuft nicht synchron und wird so oft wiederholt, bis er endlich sitzt. Während die einen im Orchestergraben
arbeiten, vertreiben sich die Sänger auf der Bühne die Zeit mit dem
Basteln von Papierflugzeugen. Karen Kamensek lehrt uns derweil
das Hören.
»Kunst ist maßlos«, das hatte uns noch eine Woche zuvor beim
GFO-Lunch im Luisenhof der Leiter der Theaterwerkstätten Nils
Hojer gesagt. Das gilt unbestritten auch für die zeitliche Dauer von
Wagner-Opern. Aber für eine Probe gelten immer noch allgemeine
Arbeitszeitregelungen. Nach anderthalb Stunden Probenarbeit ist
somit erst einmal Pause.
Einige Knabbereien und Getränke stehen bereit, an denen sich die
Opernfreunde auch gerne bedienen. Derweil trifft ein weiterer
Künstler im Laves-Foyer ein: der Regisseur Olivier Tambosi.
Eine eher unschuldige Frage eines unserer Mitglieder, weshalb einer der Sänger auf der rechten Seite Stöckelschuhe getragen habe,
gibt Herrn Tambosi Anlass zu einer weit ausholenden Antwort. Über
die Erlösungsfunktion von Musik, die Rezeptionsgeschichte von
Wagner im 20. Jahrhundert, über Utopien, Nürnberg im 16. Jahrhundert, das Erzählen von Liebesgeschichten bis zur Frage danach,
was Kunst ist, stellt uns der Regisseur im großen Bogen seine Welt
der Meistersinger vor. Er ist charismatisch und in seiner humorvollen Art sehr überzeugend. Seine Antwort auf die einleitende Frage »Warum trägt einer der Sänger Stöckelschuhe?« lautet am
Ende: »Warum nicht!« Und es ist überhaupt nicht merkwürdig, dass
jetzt fast alle diese Antwort akzeptieren.
Derweil hat der zweite Teil der Probe begonnen. Viele von den Mitgliedern der GFO werden auch daran teilnehmen und freuen sich
darauf, in einer der nächsten Vorstellungen dann das Gesamtkunstwerk Meistersinger erleben zu können.
Christoph Waldmann
WERDEN AUCH SIE EIN FREUND DES OPERNHAUSES –
JEDER IST HERZLICH WILLKOMMEN!
Gesellschaft der Freunde des Opernhauses Hannover e.V. |
SITZENDER
Christoph Trestler |
VORSTANDS VOR-
POSTANSCHRIFT DER GFO-GESCHÄFTSSTELLE
Ge-
schäftsstelle der GFO, c/o Nord/LB, Zuleitung 5371, Friedrichswall 10, 30159
Hannover |
BANK VERBINDUNG
NORD/LB, BLZ 25050000, Konto-Nr. 101424737 |
Die jährlichen Beiträge für eine Mitgliedschaft betragen für eine Einzelperson
40€, für jedes weitere Familienmitglied 20€, für Schüler und Studenten 10€,
für Firmen 100€. Fragen zur Mitgliedschaft und zu den Veranstaltungen richten
Sie bitte an unsere Ansprechpartnerin Friederike Schlömer ([email protected]) oder an die Geschäftsstelle der GFO.
Weitere Informationen unter www.gfo-hannover.de
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FUNDUS
»Hannovers Ballettchef Jörg Mannes erzählt die
500 Jahre alte Schauergeschichte um die Borgias
und ihre Papstwahl und findet überraschende
Parallelen ins gegenwärtige Italien.« Neue Presse
INFERNO –
EINE ITALO-REVUE
Ballett von Jörg Mannes
Musik von Adriano Celentano, Ennio Morricone,
Dmitri Schostakowitsch u.a.
CHOREOGR APHIE
Jörg Mannes
BÜHNE
Alexandra Pitz
KOSTÜME
Silke Fischer
Ballett der Staatsoper Hannover
WIEDER AUFNAHME 15.09.2013
WEITERE VORSTELLUNGEN
18.09., 20.09., 10.10., 25.10.13
OPERNRÄTSEL
In dieser seitenbühne war ja schon an anderer Stelle von polnischen
Komponisten die Rede – gesucht wird ein ebensolcher, der aber der
Nachwelt vor allem als Pianist bekannt ist. Schon sein Name macht
den Musikliebhaber aufmerksam, klingt er doch wie der eines russischen Komponisten-Kollegen, der fast 100 Jahre vor ihm geboren
wurde. Der Geburtsname des gesuchten Künstlers jedoch war ein
anderer, offensichtlich jüdischer Namen. Als Kind wurde er mit seiner Familie ins Warschauer Ghetto gepfercht, doch es gelang, den
Jungen hinauszuschmuggeln und zusammen mit seiner Großmutter
und gefälschten Papieren unter neuem Namen zu verstecken. So
überlebte er den Zweiten Weltkrieg, seine Mutter hingegen starb in
Treblinka.
In der Nachkriegszeit konnte er den früh begonnenen Klavierwettbewerb in Paris, Warschau und Brüssel fortsetzen. Er nahm erfolgreich am Chopin-Wettbewerb und am Königin-Elisabeth-Wettbewerb teil und startete eine erfolgreiche Pianistenlaufbahn, die ihn
als Solisten unter anderem zum New York Philharmonic, Chicago
Symphony und Los Angeles Symphony Orchestra führte. Als »einen
der besten Pianisten unserer Zeit und – mehr als das – einen wunderbaren Musiker« bezeichnete ihn Arthur Rubinstein. Mit 25 Jahren
verlagerte der gesuchte Musiker seinen Schwerpunkt vom Spielen
hin zum Schreiben. Schon zehn Jahre zuvor war er Mitglied des
polnischen Komponisten-Verbandes geworden, hatte bei der berühmten Kompositionslehrerin Nadia Boulanger in Paris studiert.
Doch er starb mit 46 Jahren an Darmkrebs, über der fast vollendeten
Partitur seiner einzigen Oper, die auf einem Drama von William
Shakespeare basiert und erst in diesem Sommer uraufgeführt wird!
Der Ort der Uraufführung war vor ein paar Jahren auch als Kulisse in
einem englischen Agentenfilm und bei einer sommerlichen Fußballübertragung weit über Opernkreise hinaus bekannt.
Wie heißt der Komponist, wie seine einzige Oper?
Ihre Antwort schicken Sie bitte bis zum 30. September 2013 per
Postkarte an die Staatsoper Hannover: Presse- und Öffentlichkeitsarbeit. Opernplatz 1. 30159 Hannover, oder per Email an [email protected]
Vergessen Sie nicht Ihren Absender und Ihre Adresse! Unter allen
richtigen Einsendungen verlosen wir 5 x 2 Karten für Jörg Mannes’
neues Ballett Dornröschen am 18.10.2013 um 19.30 Uhr.
Im Rätsel der letzten seitenbühne 03/04.2013 suchten wir Anna Bolena (Gaetano Donizetti, Libretto von Felice Romani, UA 26.12.1830)
ORCHESTER
IMPRESSUM
HERAUSGEBER Niedersächsische Staatstheater Hannover GmbH, Staatsoper Hannover, Opernplatz 1, 30159 Hannover INTENDANT Dr. Michael Klügl
Andrea Bartsch TEXTE Dramaturgie, Öffentlichkeitsarbeit, Musiktheaterpädagogik TYPOGRAFISCHES KONZEPT María José Aquilanti, Birgit Schmidt GESTALTERISCHE
UMSET ZUNG Birgit Schmidt DRUCK Steppat Druck FOTOS Thomas M. Jauk (Titel, 4–6, 8–9, 11, 19, 21), Stefan Finger, (2–3), Insa Hagemann (2–3, 10 links), Jörg Mannes (7),
Jannik Heino (10 rechts), Tomasz Kulak (12), Doro Huber (Illustration Seite 10 links), Thilo Nass (15), Ian Harrison (20), Dieter Gebhardt, Christoph Waldmann (22–23), Gert
Weigelt (24) und privat (1, 17, 18) TITELBILD Die Meistersinger von Nürnberg, Ivan Turšić, Mareike Morr
REDAKTION
seitenbühne . August bis Oktober 2013
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