Esslinger Zeitung - EZ-Online Seite 1 von 2 i!:E1IHb1tHlH ZC[tmh\ drucken " ) j Hlutia'lihtllllCl' ~n1~IIHI STUTIGART Broadway im Taschenformat 17.11.2008 Das allerliebst altmodische Musical "Kiss Me, Cole" in der Stuttgarter Komödie im Marquardt Von Angela Reinhardt Stuttgart - Was, das ist auch von Cole Porter? Immer wieder kommt an diesem Abend der Moment des staunenden Wiedererkennens - noch eine bekannte Melodie, noch einer dieser ewigen Songklassiker. Zwar hat der amerikanische Komponist die meisten seiner Lieder für Broadway- Musicals geschrieben, aber heute gehören sie zum weltweiten Grundwortschatz der großen Sänger. Viele davon sind Jazz-Standards geworden, wurden von unzähligen berühmten Stimmen wie Ella Fitzgerald oder Frank Sinatra interpretiert. "Ganz Paris träumt von der Liebe" "Night and Day" gehört dazu, "I get a kick out of you" und "S'ist viel zu heiß", aber auch romantische Schmachtfetzen wie "True Love" oder "Ganz Paris träumt von der Liebe". Cole Porter schrieb stets Musik und Text; die perfekte Einheit und die Eleganz, mit der beides ineinanderspielt, unterscheidet seine Lieder von denen der Zeitgenossen wie etwa George Gershwin, die immer wieder mit anderen Autoren arbeiteten. Als eleganten, selbstironischen und manchmal ein wenig lasziven Lebenskünstler porträtiert das Musical "Kiss Me, Cole" den Komponisten, jetzt war Premiere in der Komödie im Marquardt. Wolfgang Adenbergs biografische Revue wurde vor einem Jahr in Dresden uraufgeführt, wo die Staatsoperette mit Ballett und großer Bigband prunkte. Auf der kleinen Stuttgarter Bühne in der Komödie steht nur ein Flügel, seine geschwungene Form und die Klaviatur wiederholen sich im Bühnenbild. Zwei Tanzpaare müssen hier genügen, sie spielen auch die vielen Rollen neben Cole Porter und seiner Frau Linda. Und obwohl diese eleganten Songs eigentlich das große Orchester mit schmelzenden Geigen und raffinierten Bläsersoli brauchen, wird die AuffÜhrung in den Piano­ Arrangements von Jochen Neuffer und Harald Lierhammer (beide sitzen auch abwechselnd am Flügel) zu einem samtweichen, wunderbar runden Abend. Was natürlich vor allem an der Musik liegt, an Porters unnachahmlichen Harmoniewechseln vom Schlage "halb zog sie ihn, halb sank er hin", den originellen Texten mit sich an Abstrusität toppenden Mehrfachreimen oder frechen, zum Teil richtig kitzligen Pointen. Genauso versiert und gewandt, wie Porter seine Texte schrieb, genauso nahtlos und elegant sind diese Songs hier in eine Handlung eingefügt, als wären sie jeweils genau für diesen Moment entstanden. Das Musical zeichnet Cole Porters Biografie so in seinen Songs nach, als hätte er mit sanfter Ironie Immer nur über sich selbst geschrieben. Es ist ein Leben in der High Society: Dank seiner reichen Familie trödelt der Komponist in jungen Jahren in Europa herum, heiratet ungeachtet seiner homosexuellen Neigungen. Nach dem frühen Erfolg am Broadway kommt ein Karriereknick, mit 46 Jahren werden ihm bei einem Reitunfall die Beine zerquetscht, er sitzt im Rollstuhl und leidet Schmerzen bis zu seinem Tod 1964. Leon van Leeuwenberg, am Premierenabend mit kleinen Textproblemen, porträtiert den lässigen Lebemann eher trocken, mit weiser Ironie, aber wenig persönlichem Charme. Susanne Eisenkolb spielt seine mondäne und doch starke, sympathische Frau Linda. Die Stars des Ensembles sind mit turbulenten Einlagen und stilvollen Song-Interpretationen Maryanne Kelly ("Kampf dem Mann") und Thomas Harke ("Begin the Beguine"). Gesungen wird ohne Verstärkung, Regisseur Klaus Seiffert hat nicht nur die vielen Stepp- und Tanznummern originell choreografiert, ihm fallen auch für die Songs immer neue, liebevoll umgesetzte Szenen ein. Es mag Broadway im Taschenformat sein, aber der Abend schmeichelt dem Ohr und geht ins Herz. Weitere 0711/2277022 Aufführungen bis 18, Januar 2009, Karten unter 0 ~. zurück zur Übersicht 17,11,2008 r2l ~ a http://www.ez-online.de/servicefenster.cfm?path=/lokal/kultur/schaufenster/&id= 193... 19.11.2008