2 H A U T , H A A R E , N Ä G E L 2.1 Die Haut als Gewebe Gemeinsame Merkmale von Epithelgewebe Etwa zwei Drittel aller Zellen des Körpers, z.B. Haut, der Plasmamembran benachbarter Zellen, die für Haare, Nägel, innere Organe, werden im engeren die mechanische Festigkeit eines Gewebes sorgen. Sinn zum Epithelgewebe gerechnet. Epithel kommt typischerweise in Form eines geschlossenen Zellverbandes vor. Gap junctions Zwischen den Zellen befinden sich außerdem regelmäßig gap junctions, also poröse Stellen in den be- Desmosomen Die Epithelzellen liegen einander unmittelbar an und nachbarten Plasmamembranen zweier Zellen. Sie ermöglichen den Austausch von Stoffen und elektri- nehmen untereinander Kontakt auf (Abb. 2.1). Dieser scher Ladung zwischen benachbarten Zellen, ohne Kontakt geschieht z.B. mittels der Desmosomen aber einen elektrischen Kurzschluss zur extrazellulä- (Maculae adhaerentes), zytoskelettreichen Bezirken ren Flüssigkeit herzustellen; das Membranpotenzial der Zellen (s. u.) bleibt somit erhalten. Tight junctions Zellverbindungen tight junction gap junctions Desmosom Weiterhin bilden die meisten Epithelien eine dichte Membran, die für Wasser und gelöste Stoffe mehr oder weniger undurchlässig ist. Die Dichtigkeit vieler Epithelien (z. B. der ableitenden Harnwege und der Haut) wird durch sog. tight junctions (Zonulae occludentes) ermöglicht. Eine tight junction besteht aus einem Netzwerk längsgerichteter Plasmaeiweiße sehr eng benachbarter Zellen, die verzahnt ineinander greifen. Da diese tight junctions in der Regel nicht die gesamte Kontaktfläche benachbarter Zellen einnehmen, spricht man auch von Schlussleisten (engl. strands). Basalmembran Plasmamembran Epithelzelle Zellkern Basalmembran Abb. 2.1 Epithelzellen müssen fest aneinander haften und diebeiden Seiten der Zelle wasserdicht voneinander trennen. Für den festen Halt sorgen Desmosomen, an denen sich das Zytoskelett verankert. An der Oberseite des Epithels sorgen tight junctions dafür, dass keine Flüssigkeit neben der Zelle vorbeilaufen kann. Gap junctions sind elektrische und chemische Kontaktstellen zwischen zwei benachbarten Zellen. 24 Allen Epithelien ist gemeinsam, dass die Zellen einer Basalmembran aufsitzen, die aus extrazellulären Fasern besteht und eine Leitschiene darstellt, entlang derer sich das Epithel ausbreiten und nach einem Defekt wieder regenerieren kann. Die Basalmembran trennt die Epithelzellen von der Blutseite und Schwegler, Der Mensch – Anatomie und Physiologie (ISBN 3131001542), F 2006 Georg Thieme Verlag 2 .1 D I E H A U T A L S G E W E B E liefert die notwendige Information zur asymmetrischen Organisation. Ohne Basalmembran wissen Typen des Epithelgewebes die Epithelzellen nicht, wo „innen“ und „außen“ ist und teilen sich entweder gar nicht oder bleiben in Form und Anordnung von Epithelzellen einem undifferenzierten Zustand. Deckepithel (flach) Zellgrenzen Zellkern einschichtiges Epithel Basalmembran Deckepithel (würfelförmig) Basalmembran transportierendes Epithel (zylinderförmig) Bürstensaum (Mikrovilli) Basalmembran unverhorntes Plattenepithel (Schleimhaut) lebende Deckzellschicht Keimschicht Basalmembran mehrschichtiges Epithel verhorntes Plattenepithel (Haut) Hornschicht Keimschicht Basalmembran Übergangsepithel zusammengeschoben (entleerte Blase) gedehnt (gefüllte Blase) Schutzschicht (Crusta) Basalmembran Abb. 2.2 Epithelien bestehen entweder nur aus einer einzigen oder aus mehreren übereinander liegenden Zellschichten. Die oberflächlichen Zellen von Deckepithel sind flach und können, wenn sie besonders mechanisch belastet werden, verhornen. Transportierende Epithelzellen sind höher und haben häufig Ausstülpungen der Zellmembran (Mikrovilli) auf ihrer Oberfläche. Das Übergangsepithel von Harnleiter und Blase ist dehnbar und passt sich dem unterschiedlichen Füllungszustand an. Schwegler, Der Mensch – Anatomie und Physiologie (ISBN 3131001542), F 2006 Georg Thieme Verlag 25