Exkursionsführer 2002 - Ökologischer Stadtumbau Berlin

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Ökologischer Stadtumbau Berlin
exkursion – mai 2002
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Bauhaus-Universität Weimar
Impressum
Juli 2002
Herausgeber
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Fakultät Architektur, Stadt- und Regionalplanung
Bauhaus-Universität Weimar
Betreuerinnen
Ulrike Jurrack
Ulla Schauber
Layout | Daniel Schwenke
Exkursionsfotos | Christoph Riefenstahl
Bauhausstrasse 7b, 99423 Weimar,
Tel: +49 (0) 3643 58 34 47, Fax: +49 (0) 3643 58 34 51
http://www.uni-weimar.de/architektur/oekologisches_bauen/
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Vorwort
Wer sich auf die Spuren der bald 30jährigen Geschichte des ‚Ökologisches
Stadtumbaus‘ begibt, kommt an Berlin
nicht vorbei. Das Spektrum reicht hier
von den ersten Experimenten der "ÖkoPioniere", über ökologische Standards
im Städtebau bis zu Beispielen aktueller
„High - Tech - Ökoarchitektur“. Die Exkursion war ein erfolgreicher (!) Versuch,
anhand historischer und aktueller Modellvorhaben, die Geschichte der Ideen,
Experimente, Erfahrungen, Rückschläge
und Erfolge des Ökologischen Stadtumbaus in Berlin aufzuspüren.
Im Westberlin der 70er Jahre entwickelte sich in Kreuzberg eine Protestbewegung gegen die Abriss- und Flächensanierungspolitik. Aus dieser Situation
heraus wurden 1982 in Vorbereitung der
IBA Berlin die Grundsätze der ‚Behutsamen Stadterneuerung‘ verabschiedet.
Die Bedingungen der 80er Jahre und die
IBA-Aktivitäten ermöglichten eine konsequente Weiterentwicklung in Richtung
Ökologischer Stadtumbau. Dabei wurde
sowohl materiell als auch verfahrensmäßig experimentiert. Nicht alles war
Bauhaus - Universität Weimar
Ökologischer Stadtumbau Berlin
erfolgreich. Aus vielen "Spinnereien"
entwickelten sich jedoch gute ökologischer Standards, die noch Anfang der
90er Jahre Teil der ModInst-Richtlinien
und der Wohnungsbauförderung waren.
Der große Sanierungsbedarf im Ostteil
der Stadt und der Wohnungsbauboom
Anfang der 90er Jahre veränderten
zunächst die Schwerpunktsetzung der
Berliner Stadterneuerungspolitik. Erst
schrittweise wird in den letzten Jahren
im Sinne nachhaltiger Strategien an die
ökologischen Ansätze des Stadtumbaus
der 80er angeknüpft. Häufig werden nur
Teilaspekte, wie Solarenergietechnik,
umgesetzt.
Unsere „Spurensuche“ begann in BerlinKreuzberg und Tempelhof, wo neben
Block 103 und Ufa-Fabrik als „Urgesteine“ des ökologischen Stadtumbaus auch
aktuelle Beispiele einer kontinuierlichen
Weiterentwicklung zu entdecken waren:
Heiligkreuzkirche, Grundschulsanierung.
Das Bundeswirtschaftsministerium, die
Bürogebäude und das urbane Gewässer
(als Teil des Regenwasserkonzeptes)
am Potsdamer Platz stehen beispielhaft
für innovative High-Tech-Lösungen und
Einzelmaßnahmen der letzten Jahre, die
Regenwasserbewirtschaftung auf städtebaulicher Ebene.
In Pankow wurde die Heinrich-BöllSiedlung „aufgespürt“, die beispielhaft
für ganzheitlich – ökologischen Wohnungsneubau im Bestand ist. Am Ende
der „Erkundungsreise“ fanden wir in
Berlin-Hellersdorf sehenswerte Ansätze
für die Bewältigung der viel komplexeren
Problemlagen in einer Großsiedlung.
In der vorliegenden Broschüre sind die
Beiträge der ExkursionsteilnehmerInnen
zusammengefaßt. Nicht zuletzt, um die
häufig unvollständigen oder unkritischen
Veröffentlichungen über die Projekte zu
ergänzen, sind Informationen, Eindrücke
und Erkenntnisse, die vor Ort gesammelt werden konnten, in die Texte eingeflossen. Für den Inhalt der Beiträge sind
die Autoren verantwortlich. Sie müssen
nicht immer mit der Meinung des Herausgebers übereinstimmen.
Ulla Schauber
Ulrike Jurrack
Weimar, Juli 2002
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Ökologischer Stadtumbau Berlin
Berlin-Exkursion: Ökologischer Stadtumbau Berlin
Termin: 5.-8.5.2002
Ablauf- und Zeitplan
6. Mai
9.00 Uhr
11.00 Uhr
14 Uhr
18.30 – 20.30 Uhr
Ablaufplan
Themenschwerpunkt:
Kirche zum Heiligen Kreuz, Zossener Straße, 10961 Berlin,
Frau Reichmann Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Gruppe Ökologischer Städtebau
„Ökologischer Städtebau – Modellvorhaben in Berlin“ – Rundgang mit Führung
Der Block 103 in Berlin-Kreuzberg
Herr Büsching / Frau Reichmann
„Auf den Spuren des Ökologischen Stadtumbaus“
Rundgang mit Führung durch die Luisenstadt – Block 103 und Besuch der Grundstücksverwaltungsgenossenschaft Luisenstadt
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Herr Jarnot / Frau Reichmann
„Umbau im Quartier / Schule als ökologischer Lernort“
Rundgang mit Führung
ufa fabrik, Cafe Olé, Viktoriastraße 10/18, 12105 Berlin-Tempelhof
Herr Wiartalla
„Kultur und Ökologie in der Großstadt“
Führung und Vortrag zum Entwicklungs- und Bauprozess der ufa-fabrik
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Ökologischer Stadtumbau Berlin
7. Mai
Themenschwerpunkt:
9.00 - 12.00 Uhr
Bundeswirtschaftsministerium, Scharnhorstrasse 35, Herr Dr. Römmling, IEMB (Institut für
Erhaltung und Modernisierung von Bauwerken)
Herr Wünsche (Referat innerer Dienst)
„Nachhaltigkeitsstandards bei Bundesbauten“
•
Rundgang mit Erläuterungen zu den Gebäuden: Bundespresseamt, Bundeswirtschaftsministerium
14.00 – 16.00 Uhr
„Ökologisches Gesamtkonzept Potsdamer Platz“
Herr Planck, DS-Plan
•
Kollhoff-Gebäude (Fassadengestaltung / Doppelkastenfenster)
•
Rogers-Gebäude
16.00 – 18.00 Uhr
„Wasserkonzept – Potsdamer Platz“
Herr Hausdorf, Landschaftsarchitekt
•
Konzepterläuterung, Platzbesichtigung, Technikzentrale
Ablaufplan
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Ökologischer Stadtumbau Berlin
8. Mai
9.00 – 11.00 Uhr
Themenschwerpunkt
Heinrich-Böll-Siedlung, Heinrich-Böll-Straße, Berlin-Pankow
Herr Jaschke, Büro Brenne (Projektarchitekt)
„Modellprojekt für einen nachhaltigen ökologischen Wohnungsbau“
11.30 – 16.00 Uhr
Kompetenzzentrum Hellersdorf, Adele-Sandrock-Str. 10, 12627 Berlin
Herr. Protz (Herr Hensel, Herr Lehmann, Herr Schütze)
„Fertigstellung der Großsiedlung Berlin-Hellersdorf unter ökologischen Aspekten“
• Vortrag zum EXWOST-Projekt Hellersdorf
• Rahmenplan / Quartierskonzept
• Mustersanierung – Suhler Baufeld
• Rundgang durch das Kienbergviertel
Ablaufplan
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
1.
Projektsteckbrief:
Kirche zum Heiligen Kreuz,
Kreuzberg
2.
Projektsteckbrief:
Auferstehungskirche, BerlinFriedrichshain
3.
Block 103 – IBA Berlin 87 Altbau
4.
Projektsteckbrief:
2. Grundschule Prenzlauer Berg
5.
Projektsteckbrief:
Ufa-fabrik
6.
Projektsteckbrief:
Bundeswirtschaftsministerium
7.
Projektsteckbrief:
Bundespresseamt
8.
Projektsteckbrief:
Reichstagsgebäude
9.
Potsdamer Platz
Ökologisches Gesamtkonzept
Bauhaus - Universität - Weimar
10. Potsdamer Platz
Ökologisches Wasserkonzept
11. Projektsteckbrief:
debis-Zentrale (Potsdamer Platz,
Renzo Piano)
12. Projektsteckbrief:
Kollhoff-Gebäude (Potsdamer
Platz)
17. Projektsteckbrief:
Gründerinnenzentrum Weiber
Wirtschaft e.G.
18. Leitfaden Nachhaltiges Bauen für
Bundesbauten
19. Berliner Energiepolitik
13. Projektsteckbrief:
Rogers-Gebäude (Potsdamer
Platz)
14. Projektsteckbrief:
Heinrich Böll-Siedlung, Berlin –
Pankow
15. Berlin- Hellersdorf:
ExWoSt-Modellprojekt: Fertigstellung der Großsiedlung unter ökologischen Aspekten
16. Projektsteckbrief:
Kienbergviertel Berlin – Hellersdorf
Inhaltsverzeichnis
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Kirche zum Heiligen Kreuz, Kreuzberg
Bearbeitung: Katja Dorsch, Maria Wolf
1
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch. Maria Wolf
Projektsteckbrief:
Projektbezeichnung
Heilig- Kreuz Kirche
Standort
Blücherstr./ Ecke Zossenerstr.
Berlin Kreuzberg
Auftraggeber
Evangelische Kirche
Auftragnehmer
KirchBauhof GmbH
Bauherr
Evangelische Kirche
Land Berlin
Förderung
Stadtverwaltung für Bau- und Wohnungswesen, Landesarbeitsamt, Stadtverwaltung für Arbeit und Frauen, Stadtverwaltung für Soziales
Fertigstellung
1995
Ansicht
Kirche zum Heiligen Kreuz
Schlagworte zum Projekt
Umbau der Heilig- Kreuz Kirche
1
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch. Maria Wolf
Geschichte
1888 wurde die Heilig Kreuz errichtet,
doch im Volksmund nannte man sie bei
einem anderen Namen: gemeinhin „Pickelhaube“, den sie aufgrund ihrer
Dachform erhalten hat. Nachdem sie im
2. Weltkrieg durch Luftangriffe schwer
beschädigt wurde, baute man sie mit nur
wenigen Mitteln und erst nach Drängen
der Kirchengemeinde wieder auf. Diese
zeigte auch in den 70ern besonderes
Engagement und wurde besonders im
sozialen und politischen Bereich aktiv.
Ziele, Aufgabenstellung des Bauherrn
Heute allerdings ist auch hier der allgemeine Trend zu rückläufiger Kirchenbesucherzahlen abzulesen. Deshalb erarbeitete man ein neues, für andere Gruppierungen offenes Nutzungskonzept.
Dies beinhaltet eine
Nutzungsverdichtung durch das Aufteilen der Kirche in verschiedene Nutzungsbereiche. Zum Beispiel fand mit
Hilfe einer neuen Zwischendecke im
Dachstuhl ein Büro seinen Platz.
Außerdem legte man Wert auf eine
ökologisch verträgliche Umsetzung
Kirche zum Heiligen Kreuz
Schnitt
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bausteine des ökologischen Gesamtkonzept
Eine Reduktion des Wärmeverbrauchs
erwartet man durch Schaffung von
Wärmepufferzonen, die durch spezielle
Raumaufteilung, Wärmedämmung und
Nutzung von passiver Sonnenenergie
entstehen.
Es kam hier rationale Energietechnik
zum Einsatz: Gasbetriebene Brennwertkesselanlage, Niedertemperaturheizkörper und eine Luftheizung für Spitzenlasten im Großraum, die auch Lüftungsfunktion übernehmen kann, reduzieren
den Energiebedarf.
Außerdem achtete man auf die Verwendung von ökologischen Baustoffen.
Durch den Umbau sind allerdings noch
weitere Maßnahmen notwendig geworden. Aus Schall- und raumakkustischen
Gründen mussten raumakkustische
Segelflächen angebracht werden, die
allerdings entgegen meiner Befürchtung
den Gesamteindruck des Kirchenraums
nicht beeinträchtigen. Zur zusätzlichen
Belichtung dient ein neues Lichtband im
First und generell die Vergrößerung der
Kirche zum Heiligen Kreuz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch. Maria Wolf
Fensterflächen. Zudem sind viele eingesetzte Wände transparent.
Als einen weiteren Baustein des Gesamtkonzept ist noch die Verbesserung
des Mikroklimas durch Pflanzen und
Brunnen zu nennen. Dies ist allerdings
leider nicht verwirklicht worden. So muß
man leider ein nicht unbedingt angenehmes Klima in den Büro unter dem
Dach in Kauf nehmen.
Quellen
Europäische Akademie für städtische
Umwelt
(EA.UE),
Stadtökologische
Exkursionen in Berlin- Bauen & Wohnen
http://www.kirchbauhof.de
http://www.stadtentwicklung.berlin.de
1
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Auferstehungskirche, Berlin - Friedrichshain
Bearbeitung: Katja Dorsch, Maria Wolf
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch, Maria Wolf
Projektsteckbrief:
Projektbezeichnung
Auferstehungskirche
Standort
Friedenstraße
Berlin Friedrichshain
Initiatoren
Evangelische Kirchengemeinde Auferstehung, Evangelischer Kirchenkreis
Berlin Stadtmitte, KirchBauhof gGmbH
Projektentwicklung und Bauherr
KirchBauhof gGmbH
Fördermittel
Europäischer Fonds für regionale Entwicklungen, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Baubeginn
März 2000
Größe
zusätzliche Nutzungsfläche von 2000 m²
Schlagworte zum Projekt
Umbau der Auferstehungskirche
Auferstehungskirche
Ansicht
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Geschichte
1895 wurde die Kirche erbaut, jedoch
erlitt sie im 2. Weltkrieg schwere Beschädigungen. Erst in den 60ern erfolgte
der Wiederaufbau. Dabei wurden an der
ursprünglichen Bauform starke Veränderungen vorgenommen. In den darauf
folgenden Jahren traten aufgrund fehlender Finanzmittel immer mehr Bauschäden am Objekt auf.
Diese wurden 1995 innerhalb der Entwicklung eines Konzeptes für die Erhaltung des Kirchenbaus ausgebessert.
Das Konzept sah eine Umnutzung vor,
die die Gemeindesituation (Abnahme
der Kirchenbesucherzahlen) berücksichtigen sollte.
Ziele und Aufgabenstellung des Bauherrn
Das Ziel war der Aufbau eines ökologischen Stadtteilzentrum, dessen Umsetzung auf ökologischen Standards basieren sollte.
Eine multifunktionale und langfristig
tragfähige Nutzung des denkmalgeschützten Gebäudes (durch die Nutzungsintensivierung soll ein Großteil der
Umbaukosten refinanziert werden) wurde angestrebt.
Auferstehungskirche
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch, Maria Wolf
Ästhetisches Konzept
Das vorhandene Sekundärraster des
Gebäudes wurde übernommen, womit
man die Erscheinungsform des Kirchenbaus wahrte.
Das Kirchenschiff verlängerte man um
das im Krieg zerstörte vierte Joch und
durch das neue Dachgeschoss erhält
die Kirche ihre ursprünglichen Proportionen wieder. Das vorhandenen Giebeldach ersetzte man durch ein neues
Flachdach, das die Sicht auf die rückwärtige Seite des Kirchturms wieder
freigibt.
Der Neubau wurde durch vertikale und
horizontale Glasbänder und der kargen
Stahl-Beton-Konstruktion
gegenüber
dem historischen Backsteinbau stark
abgesetzt. Damit wird das Neue im Bau
von der vorhandenen Substanz hervorgehoben.
Der Sakralraum blieb in seiner vorhandenen Gesamtdimension erhalten. Die
seitlichen Galerien bilden in Verbindung
mit der vorhandenen Orgelempore eine
umlaufende Ebene und die beweglichen
Ganzglasabtrennungen schaffen unter
den Galerien Platz für Seminarräume.
Die netzartig gegliederte Kassettenwand
wurde mit einer lichtstreuenden Vergla-
sung konzipiert, die eine bessere Ausleuchtung der Räume schafft und
gleichzeitig den Großraum vom Neubaubereich trennt.
Bausteine des ökologischen Gesamtkonzept
Der Um- und Neubau erfolgten nach
ökologischen Gesichtspunkten. Bestandteile davon waren das extensive
Gründach mit Photovoltaikanlagen, die
Kunststoffisolierung im Gebäude mittels
halogenfreier Materialien, wassersparende Einrichtungen und die Verwendung von Lehmputzen und umweltfreundlichen (Silikat- bzw. wasserverdünnbare Acrylfarben) Innenanstrichen.
Die Optimierung der Wärmebilanz des
Kirchenbaus war bei der Umsetzung des
Konzeptes ein wesentlicher Schwerpunkt. Die Raumgefüge in Kirchen sind
in ihrer großzügigen Bauform selten im
Wärmeverbrauch mit anderen Gebäude
vergleichbar. Hier allerdings war man
bestrebt, die Wärmebilanz auf ein verträgliches Maß einzuschränken. Mittel
dafür waren:
2
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
• thermisch entkoppeltes Stahlfenster,
• die Schwachstellenisolierungen im
Altbau,
• eine Dach- und Fußbodenisolierung
durch Zelluloseflocken bzw. Holzfaserplatten und
• der Einbau einer Brennwertkesselanlage, die beim Erdgasverbrennungsprozess 90% der vorhandenen Energie
nutzt.
Die Klimatisierung der Räume erfolgte
ebenfalls mittels der Heizungsanlage.
Das in den Rohren zirkulierende Wasser
gleicht die Temperatur zwischen den
Büroräumen und dem Kirchenraum aus.
Die Glas des Neubau war als Solarfassade geplant, bei der das Sonnenlicht
durch Glasfassade auf
sogenannte
Solarwaben trifft. Die Energie des Sonnenlichts wird eingefangen, in Wärmeenergie umgewandelt und in eine Wärmedämmschicht geleitet. Die Kartonwaben arbeiten optimal bei tiefstehender
Sonne, d.h. je mehr Wärme am Tag
benötigt wird, desto effektiver arbeiten
sie.
Insgesamt erreichte man bei dem Gebäude den Niedrigenergiehausstandard.
Auferstehungskirche
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch, Maria Wolf
Schnitt
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Umweltforum Berlin Auferstehungskirche
Bestimmung
Das Umweltforum Berlin ist der Nutzer
der neu entstandenen Flächen in der
Auferstehungskirche. Das Forum bietet
für Firmen kleiner und mittelständischer
Unternehmen, die sich mit ihren Projekten in dem Bereich des "Ökologischen
Bauens" engagieren, Standortfläche
innerhalb Berlins an.
Zusätzlich dient es als Veranstaltungs-,
Tagungs- und Messezentrum für aktuelle umweltpolitische Diskussionen.
Anliegen
Anliegen des Forums ist die Förderung
des ökologisch orientierten Bauens
durch:
• die Verbesserung der Markttransparenz und Verbreitung der Bekanntheit
und der Zugänglichkeit von ökologischen Baustoffe und Verfahren
• die Erprobung neuer Formen der
Zusammenarbeit
verschiedener
an
einem Bauvorhaben beteiligter Betriebe
(z.B. Planungsbüro und Baufirma)
Auferstehungskirche
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch, Maria Wolf
• die Förderung der Kommunikation,
Kooperation und Vernetzung zwischen
den am Baugeschehen beteiligten Akteuren
• die Verbreitung und Intensivierung
des betrieblichen Umweltschutzes in der
Baubranche
• die effektive Umweltentlastung durch
ressourcenschonende Gebäudetechnik
und
• die Demonstration und Visualisierung
des Einsatzes moderner Öko-Techniken
in einem denkmalgeschützten Gebäude.
Leistungen
An dem Standort soll ein know-how
Transfer auf dem Gebiet des ökologischen Bauens stattfinden.
Das Forum bietet im Rahmen von ökologischen Ansätzen Projektentwicklung
für Bauvorhaben an.
Prinzipien des Initiators und Projektentwicklers KirchBauhof gGmbH
Anliegen
Als Ziel gilt es, die Beschäftigung und
Qualifizierung Arbeitsloser in zukunfts-
orientierten Projekten zu fördern. Ebenfalls bietet die KirchBauhof gGmbH auch
eine Berufsausbildung für Jugendliche
an.
Sie unterstützen die Evangelische Kirche bei ihrem sozialen und kulturellen
Engagement, beraten kleine und mittlere
Unternehmen im Bereich des ökologischen Bauens und tragen selbst zur
Entwicklung ökologischer Bauweisen
bei.
Leistungen
Die KirchBauhof gGmbH nimmt nicht nur
eine beratende Funktion auf dem Baumarkt wahr, sondern bietet auch ein
umfassendes Leistungsprogramm von
der Planung bis zur Übergabe von Bauten an.
Projekte
Beginn der Bautätigkeit war der Umbau
der Heilig-Kreuz-Kirche in BerlinKreuzberg 1991. Später folgten weitere
Aufträge, darunter anspruchsvolle Altbausanierungen,
Kirchenumbauten,
Neubau von Wirtschafts- und Verwaltungsgebäuden,
Reihenhäusern
in
Lehmbauweise und eine denkmalgerechte Schlosssanierung.
2
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Katja Dorsch, Maria Wolf
Quellen
KirchBauhof gGmbh, Ökologische Baustoffbewertung und Anwendungsempfehlung
http://www.kirchbauhof.de
http://www.umweltforum-berlin.de
http://www.stadtentwicklung.berlin.de
Auferstehungskirche
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Block 103 – IBA Berlin 87 Altbau
Bearbeitung: Dorit Büchner
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Dorit Büchner
Projektsteckbrief:
Block 103
Standort: Berlin - Kreuzberg
Oranien-, Naunyn-,
Manteuffel-, Mariannenstraße
Auftraggeber: Senatsverwaltung
Bau-und Wohnungswesen
für
Auftragnehmer: S.T.E.R.N. GmbH für
Blochplanung und Koordination der
Ökologischen Begleitforschung
STATTBAU GmbH für Gesamtsteuerung
und Durchführung des ökologischen
Modellvorhabens
Bauherr:
Grundstücksverwaltungsgenossenschaft Luisenstadt eG
Bauzeit: 5.9.1983 Unterzeichnung des
Sanierungsvertrages im Rahmen der
Grundsätze der „behutsamen Stadterneuerung“, 1986 Baubeginn, !991 Fertigstellung , 1991 Unterzeichnung der
Erbbaurechtsverträge
Größe: 12 Gebäude auf 12 Grundstücken, mit ca.200 Personen und 15 Gewerben,95 WE auf 121 erweiterbar
Block 103 – IBA Berlin 87 Altbau
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Schlagworte zum Projekt: Die Berliner
Stadterneuerung der 60er und 70er
Jahre war geprägt von Abriss und Neubebauung. Damit wurde die gewachsene Stadtstruktur zerstört, wobei auch die
1875 entstandene Luisenstadt bedroht
war. Anfang der 80er Jahre trug die
Hausbesetzerszene zum Problembewusstsein dieser Zustände bei. Aufgrund
von Entmietungen und Abrissplänen des
Blockes 103 gründeten dessen Mieter
eine Gegeninitiative, wobei ein Blockentwicklungsplan entworfen wurde. In
der Luisenstadt wurden 1981 12 Häuser
besetzt, welche in Selbsthilfe repariert
und instandgesetzt werden sollten. Neue
Konzepte einer „behutsamen Stadterneuerung“ mit 12 Grundsätzen verabschiedete man auf der internationalen
Bauausstellung 1987 in Berlin. Zentrale
Elemente sind: Betroffenheitsbeteiligung, sozialverträgliches Sanierungsverfahren und Erhalt der Bausubstanz,
welche bei der Sanierung des Blockes
103 zu integrieren waren. Zum ersten
mal in der Berliner Sanierungsgeschichte ist hier ein Beteiligungsmodell entstanden, das Bewohner und Gewerbetreibende direkt in die Erneuerung einbezieht und ihnen die Häuser zur
Block 103 – IBA Berlin 87 Altbau
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Dorit Büchner
Selbstverwaltung in einem genossenschaftlichen Verbund, der Luisenstadt
eG, 1991 in Erbpacht übereignete.
Das Projekt galt als Vorbild für die Integration ökologischer Aspekte bei der
Altbausanierung.
Der Block 103 lebt aus der Initiative
seiner Bewohner, deren Individualität
sich in den verschiedenen „Gesichtern“
der einzelnen Häuser wiederspiegelt.
Stichworte zum ökologischen Gesamtkonzept (Bausteine, Besonderheiten):
Bei dem Konzept wurden wesentliche
beispielhafte ökologische Schwerpunkte
berücksichtigt. Daraus resultiert die
Entwicklung von fünf Bausteinen:
Energie:
a.) Einsparung von Energie durch konsequente Wärmedämmung, Einsatz von
Technologien mit hohem Wirkungsgrad
und eigenverantwortliches Nutzerverhalten
b.) Senkung der früheren Schadstoffbelastung der Luft durch eine emissionsarme Erzeugung von Heizwärme und
elektrischer Energie anstelle der Kohleheizungen
c.) Niedrige Heizenergiekosten für die
Bewohner
d.) Erprobung einer Energieanlage mit
kombiniertem Parallelbetrieb von zwei
gasbetriebenen Brennwertkesseln (Heizung und Warmwasser), Solargenerator,
Blockheizkraftwerk -Wirkungsgrad 86%(dezentrale Strom- und Wärmeerzeugung) und dem Netzbetrieb der BEWAG
zur Abnahme der überschüssigen Stromes. Diese Kombination gilt als erste
innerstädtische Anlage dieser Art in
Deutschland.
Wasser:
Intensive Nutzerinformationen, wassersparende Sanitärinstallationen und teilweisen Ersatz von Trinkwasser durch
Regenwasser oder Betriebswasser aus
gereinigtem Grauwasser sollen zum
konsequenten Einsparung von TW beitragen (Trinkwassersubstitution). Die
Rückhaltung und Versickerung von
Niederschlägen entlastet den Abwasserkanal und die Kläranlage, außerdem
wird das Grundwasser angereichert. So
sollte
der
Haushaltstrinkwasserverbrauch um bis zu 30% gesenkt werden.
3
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Klima/Grün- und Freiflächengestaltung:
Hof-, Fassaden- und Dachbegrünungen
sollten die Schadstoffbelastung dieses
innerstädtischen Gebietes herabsetzen,
das Kleinklima verbessern und die Luftfeuchtigkeit erhöhen.
Damit entstand eine gesündere Umwelt
und ein geeigneter Spielort für Kinder.
Es gab eine Begleitforschung mit zwei
Schwerpunkten:
a.) Freiraumökologie:
Es wurden Biotope entwickelt durch die
Neuanlage von Vegetationsflächen und
dabei die potentiellen Vegetationsträger,
wie Dach und Wände ausgeschöpft.
Untersucht und bewertet wurde der
Naturhaushalt. Das Resultat ist eine
verbesserte Aufenthaltsqualität.
b.) Klima:
Untersucht wurden unterschiedliche
Begrünungsmaßnahmen in hochverdichteten Gebieten und deren Auswirkung
auf das Klima im direkten Wohnumfeld.
Dazu wurden in verschiedenen Innenhöfen die Lufttemperatur, die relative Luftfeuchte und zeitweise auch Schadstoffe
gemessen(SO2, NOX, NO2).
Block 103 – IBA Berlin 87 Altbau
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Dorit Büchner
Baustoffe:
Abfall:
Für die Sanierungsarbeiten sollten nur
Materialien Verwendung finden, die in
der Herstellung, der Verwendung und
Entsorgung unbedenklich im bezug auf
Umweltbelastung und Giftanteil sind.
In der Begleitforschung zu diesem Baustein wurde der Dachgeschossausbau
und der Einfluß der dabei vewendeten
baubiologisch vertretbaren Materialien
auf das Wohnklima und die gewählte
Konstruktion untersucht.
In einem Katalog waren alle empfohlenen Baustoffe, Holzschutzmittel, Fußbodenbeläge und Farben zusammengestellt.
Beispiele: Der Verbau von konventionellen Baustoffen, wie Ziegel oder Zement,
fand Anwendung. Um Zugluft zu vermeiden wurden die Lücken mit Hanf
ausgefüllt. Alle Holzkonstruktionen wurden mit Borsalz (Balsit B) behandelt.
Die Bewohner erbrachten viele Innenausbauarbeiten in Eigenleistung und
verwendeten die empfohlenen Materialien.
Im Herbst 1991 wurde für den Block
103, nach Abschluss der meisten Bauarbeiten, ein Konzept zur Vermeidung,
Reduzierung und sinnvollen Weiterverwendung von Abfall in Auftrag gegeben.
Innerhalb eines Jahres sollte zusammen
mit den Hausgemeinschaften ein Netz
informeller und materieller AbfallInfrastruktur geschaffen werden, mit
dem langfristig das Restmüllaufkommen
um bis zu 70% gesenkt werden sollte.
Ziel der Untersuchungen dieses Bausteines war eine Optimierung und Bewertung der abfallwirtschaftlichen Maßnahmen unter ökologischen Gesichtspunkten. Außerdem eine Verbesserung
der Maßnahmen im Hinblick auf Sozialverträglichkeit und dauerhafte Akzeptanz und schließlich die Ableitung standardisierbarer Lösungen. Es wurden
Modelle für ein blockbezogenes Recycling entwickelt. Schnellkomposter wurden aufgestellt, welche wegen des geringen Platzbedarfes in den engen Höfen einsetzbar sind. Es erfolgte die Einrichtung einer langfristigen, personellen
Betreuung des Abfallkonzeptes.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Dorit Büchner
Einwohnerbeteiligung:
Fragen:
Bemerkenswert bei diesem Pilotprojekt
ist die Durchsetzung der Mieterinteressen entgegen städtischer Planungen.
Nur mit der Beteiligung der Bewohner
konnten die ökologischen Maßnahmen
realisiert werden und die gewachsenen
Strukturen erhalten bleiben.
Im Block 103 hat sich gezeigt, wie sinnvoll die Integration von Beschäftigungsprojekten für arbeitslose Jugendliche
und Langzeitarbeitslose in Baumaßnahmen ist, wobei man die Qualität
deren Arbeitsergebnisse in Frage stellen
kann. Somit wurde gewährleistet, dass
Mieter
mit
geringem
Einkommen
verbleiben konnten.
Dank dieser vorbildhaften Bürgerinitiative können noch viele Generationen von
diesen
ökologischen
Umsetzungen
profitieren.
1.)Sind die Mieten heute immer noch
relativ niedrig?
Von Anfang an bis heute war es möglich
die Mieten niedrig zu halten:
3-5 DM pro m2. Die Wohnungen sind
dadurch so attraktiv und günstig, dass
ein Leerstand von Null über lange Zeit
besteht. Aber trotzdem besteht die Gefahr, dass die Mieten in nächster Zeit
steigen könnten. (Auslaufen der Mietpreisbindung nach 10 Jahren)
3.)Ist die bunte Mischung der verschiedenen Kulturen noch vorhanden?
2.) Gibt es eine bestimmte Altersgruppe,
die dominiert?
Welche Tendenz bildet sich ab?
Es wohnen noch viele Mieter der Anfangszeit im Block, daher ist der heutige
Altersdurchschnitt zwischen 40 und 50
Jahren.
Vermutlich wird der Gemeinschaftsgedanke mit dieser Generation zu ende
gehen.
An den Namen des Klingelschildes sieht
man sehr deutlich die noch vorhandene
Kulturvielfalt. Der Anteil der türkischen
Bewohner scheint in der Überzahl zu
sein.
Block 103 – IBA Berlin 87 Altbau
3
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
4.)War die damals geplante personelle
Kontrolle und Überwachung durch die
Mieter selbst ausreichend? (Grauwasserkläranlage und Abfallsystem)
Die Grauwasseranlage konnte durch die
Anwohner (Laien) nicht betrieben werden und wurde deshalb in die Hände der
Firma Lokus übergeben. Außerdem
traten Konstruktionsfehler auf, wie z.B.
zu dünne Rohrdurchmesser.
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Dorit Büchner
Schlusswort:
Das Einmalige bei diesem Projekt war,
dass Bürger und Politiker das selbe Ziel
hatten. Dies war sehr fördernd.
1:1 wird es heute ein solches Sanierungskonzept kaum noch geben.
Es traten weitere Probleme auf:
- Solaranlagen auf Stelzen hielten den
Windlasten nicht stand
- durch die alten Leitungen entstanden
Fehlströme, es wurden in den letzten
Jahren für 30000 Euro neue Leitungen
und Wechselrichter installiert
- die Grauwasseraufbereitung in Form
einer Pflanzenkläranlage in einem dafür zu kleinen Hof wäre wahrscheinlich
unterirdisch vorteilhafter gewesen
- die Dachfläche für die Regenwasser
nutzung reicht bei einem fünfgeschossigen Wohngebäude nur bis zur dritten
Etage, die übrigen Geschosse müssen nachgespeist werden – dies wurde
bei der Planung nicht beachtet
Block 103 – IBA Berlin 87 Altbau
Quelle:
Kreuzberger Kreislaeufe : Block 103 ein Modell fuer umweltorientierte,
behutsame Stadterneuerung
Verfasser : Peter Beck]. Internat. Bauausstellung Berlin. [Bearb. von d.
STERN GmbH im Rahmen d. 6. Bundeswettbewerbs "Buerger es geht um
Deine Gemeinde" 1986 - 1987.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Bearbeitung: Juliane Schild
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Juliane Schild
Projektsteckbrief:
Projektbezeichnung
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Standort
Heinrich-Roller-Str. 18,
Berlin Prenzlauer Berg
Auftraggeber
Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und Verkehr
Württembergische Str. 6,
10707 Berlin
Auftragnehmer
S.T.E.R.N.
Gesellschaft der behutsamen
Stadterneuerung mbH
Schwedter Str. 263, 10119 Berlin
Bauherr
Bezirksamt Prenzlauer Berg
Bauzeit
ab 1994
Größe
1.533 m2 bebaute Fläche
3.175 m2 Freifläche
Schlagworte zum Projekt
Modellvorhaben der ökologischen
Sanierung
Schule als ökologischer Lernort
Ökologisches Gesamtkonzept
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Ansicht des hinteren (teilsanierten) Schulgebäudes)
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Im Rahmen des Berliner Programms
„Stadtökologische Modellvorhaben“ war
Mitte 1994 mit der schrittweisen Modernisierung begonnen worden. Das Schulgebäude aus dem Jahre 1877 gehört zu
den ältesten öffentlichen unter Denkmalschutz stehenden Gebäuden im
Stadtteil Prenzlauer Berg.
Seit seiner Errichtung war an ihm wenig
verändert worden und die Dringlichkeit
zur Modernisierung offensichtlich.
In der Modernisierung kamen modellhaft
ökologische Maßnahmen zum Einsatz,
die zu einer nachhaltigen Erhöhung des
Gebrauchswertes der Schule und zu
einer Senkung der Betriebskosten führen sollten.
Als Bestandteile
des Schulalltages
wurden Wassereinsparung, Abfallvermeidung und gesunde Ernähung eingeführt. Zur Veranschaulichung für die
Nutzer sollten Windräder und Photovoltaik Anwendung finden. Die extreme
Luftverschmutzung durch Kohleheizung
sollte durch den Einbau einer Gasheizung gemindert werden.
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Juliane Schild
Da sich die Schule in einem dicht bebauten Block befindet, fehlten Freiflächen; die vorhandenen Sport- und Freizeitflächen waren wenig attraktiv, da das
Schulgrundstück zum größten Teil versiegelt ist.
In einem 4-Stufen-Konzept war die Umsetzung der ökologischen Maßnahmen
geplant.
Neben dem Baukonzept stand die Einbeziehung der Nutzer im Vordergrund.
Sie wurden sowohl an Entscheidungen
als auch an Baumaßnahmen (wie z.B.
der Entsiegelung des Schulhofes) beteiligt. Solche vernetzten Konzepte können
nur unter aktiver Mitwirkung der Betroffenen erfolgreich durchgeführt werden.
Die Veränderung des Unterrichts sollte
ein wachsendes Umweltbewusstsein der
Schüler fördern.
Die ersten drei Stufen des baulichen
Konzeptes sind heute nahezu abgeschlossen.
1. Stufe: Sofortmaßnahmen
- Bestandsaufnahme und Mängelanalyse
- Reparaturen und Bausubstanzerhaltung
- Erneuerungskonzepte in den Bausteinen: Wasser; Energie, Klima/Grün, Baustoffe, Abfall
2. Stufe: Mängelbeseitigung, vorrangige
Maßnahmen, ökologische Beispielmaßnahmen
- Erarbeitung eines Energie-, Wasser-, Klima-/Grün-, Baustoff-, AbfallNutzungs-, Farb- und umweltpädagogischen Konzeptes
- Veränderung des Schulhofes
- Heizungsumstellung von Koks auf
Erdgas
- Nutzung
regenerativer
Energie
(Photovoltaik, Windkraft)
- Verbesserung der technischen Infrastruktur
- Nutzung von Regenwasser für WCSpülung
- Dachstuhlerneuerung und Begrünung auf Dachflächen, die von
Klassenzimmern aus einsehbar sind
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
- Schaffung von Modellklassenräumen mit unterschiedlichen Standards
- Einrichtung einer Lehrküche mit erweitertem Pausenhof und Umstellung des Schulessens auf die „Prinzipien der gesunden Ernährung“
3. Stufe: Fertigstellung des ökologischen
Konzeptes
- Schulhof-Freiraumgestaltung
- Erneuerung der Räume und der
Turnhalle
- Schulwegsicherung
- Umbau der Hausmeisterwohnung
- Kopplung mit anderen Programmen
4. Stufe: Langfristige Maßnahmen
- Neubau einer Turnhalle in der Nähe
des Schulstandortes
- Zusammenführung
interessierter
Eigentümer im Block und Bildung
von ökonomisch und ökologische
sinnvollen, grundstücksübergreifenden Energieverbundsystemen
- Errichtung eines Blockheizkraftwerkes, das die Schule und anliegende
Häuser mit Wärme und Strom versorgt
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Juliane Schild
Modellräume
Denkmalschutz
Im dritten Obergeschoss der Schule
wurden drei Klassenräume mit unterschiedlichen Maßnahmen modernisiert.
Es entstanden ein „Standard-Raum“, ein
„Öko-Standard-Raum
und ein „ÖkoPlus-Raum“. Die raumklimatisch wesentlich besseren Materialien, die im „ÖkoPlus-Raum“ wurden die raumklimatisch
hervorragendsten Materialien verwendet, die zum angenehmsten Raumklima
– vergleichen mit den anderen Modellräumen - beitragen.
Verschiedene akustische Qualitäten
wurden durch unterschiedliche Ausbaustandards in den Fußböden erreicht und
ebenfalls die Beleuchtung wurde experimentell unterschiedlich ausgeführt.
In diesen drei Räumen wurde ebenfalls
unterschiedliches Mobiliar erprobt – von
den klassischen Stühlen und Tischen
mit Plastikbeschlägen bis hin zu Mobiliar
aus Stahl und Holz.
Die drei Modellräume stehen nun einzelnen Klassen zur Verfügung und werden in ihren besonderen klimatischen
und praktikablen Eigenschaften untersucht und bewertet.
Die vorhanden Holzfenster wurden
durch neue Holzfenster nach altem
Vorbild ausgetauscht und in Abstimmung mit der Denkmalschutzbehörde
mit thermisch hochwertigerer Verglasung versehen. Aus Sicherheitsgründen
fanden in der Turnhalle Stahlfenster mit
ballwurfsicherer
Wärmeschutzverglasung Anwendung.
Ebenfalls in der Elektro-Installation
konnte auf PVC-Materialien gänzlich
verzichtet werden.
Schulküche
Im Keller wurde eine Schulküche eingerichtet, die zur Versorgung der Kinder
und zu Unterrichtszwecken genutzt wird.
Vom Schulhof aus ist sie direkt über
eine Treppenanlage erreichbar.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Juliane Schild
Wärmeversorgung
Wasserhaushalt
Mit der Wärmeversorgung des Schulgebäudes wurde eine Betreibergesellschaft
beauftragt. Durch rationelle Arbeitsweise
und hohe Professionalität kann die
Betreibergesellschaft dem Nutzer günstige Wärmepreise anbieten.
Die zügige Umstellung von Koks auf
Gas machte die baldige Einzelraumregelung der Heizkörper und somit eine
bedarfsgerechte Steuerung möglich.
Bei der Erneuerung der Sanitäreinrichtungen wurden in jedem der drei Geschosse verschiedenen
Armaturen
installiert: Standard-Armaturen, Selbstschlussarmaturen
und
optischelektronische Armaturen. Derzeit wird
messtechnisch der Verbrauch an den
verschiedenen Armaturen in Abhängigkeit der Benutzerzahl festgestellt.
Die Toilettenspülungen werden mit Regenwasser versorgt, der Wasserstand in
der Zisterne wird technisch überprüft
und kann, wenn er zu hoch steht, durch
Gartenbewässerung aus der Zisterne
gesenkt werden.
Ökologische Gebäudetechnik
Ein kleines Windrad und eine Photovoltaik-Anlage mit einem Pufferspeicher
wurden auf dem Hofgebäude installiert.
Die Anlage versorgt die Beleuchtung
des Treppenhauses. Auf eine Anzeigentafel im Eingangsbereich wird der Nutzen dieser ökologischen Gebäudetechnik angezeigt.
Das anfallende Regenwasser wird auf
dem Schulhof versickert, bzw. wird in
einer Zisterne gesammelt und für die
Toilettennutzung und zur Bewässerung
der Grünflächen verwendet.
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Die Kompostanlage rundet das neue
Bewirtschaftungskonzept zusammen mit
der getrennten Müllsammlung ab.
Schulhof und Gebäudeumfeld
Der hintere Schulhof wurde entsiegelt
und mit Rasensteinen befestigt, die die
Oberflächenversickerung
auf
dem
Grundstück ermöglichen. Der Außenraum konnte mit Pflanzspalieren, Blumenbeeten und einem Sandspielplatz
ökologisch gestaltet werden.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Juliane Schild
Fazit
Als Mangel an der Realisierung dieses
Projektes ist die Modellhaftigkeit anzuführen. Sie hat zur Folge, dass nur wenige Maßnahmen flächendeckend angewendet worden sind und nur wenige
Schüler die, zum Beispiel raumklimatischen, Vorzüge einer ökologischen
Sanierung zuteil werden.
Die Situation, in der dieses Modellvorhaben durchgeführt wurde, erweist sich
auch für den Schulalltag als problematisch, da nur immer dann Maßnahmen
durchgeführt werden können, wenn
Gelder zur Verfügung stehen. Demzufolge wird über einen wesentlich längeren Zeitraum der Schulalltag erheblich
gestört.
Bis dato konnte viel probiert werden,
jedoch sind noch keine kostengünstigen
und praktikablen Erkenntnisse aus den
Versuchen gezogen worden. Die im
Idealfall durchzuführenden Veränderung
sind finanziell nicht tragbar.
2. Grundschule Prenzlauer Berg
Positiv ist bei diesem Projekt die voranschreitende Umgestaltung des Außenraumes anzumerken.
Die Entsiegelung des Schulhofes und
der Bau eines Klettergerüstes und einiger Sitzmöglichkeiten steigert die Aufenthaltsqualität und Erlebbarkeit des
Freiraumes.
Erste Bepflanzungen wurden ebenfalls
schon vorgenommen.
In diesem Projekt zeigt sich besonders,
dass ökologische Aspekte und finanzielle Möglichkeiten Kompromisse mit sich
ziehen, deren Nutzen manchmal in
Frage zu stellen ist.
Die Untersuchung der Messergebnisse
und die Durchführung der stückweisen
Sanierung der Schule sind noch nicht
abgeschlossen, sondern werden in den
nächsten Jahren fortgeführt.
Das gesamte vordere Schulgebäude ist
noch gänzlich unsaniert. Des Weiteren
bedarf die Turnhalle einer dringenden
Sanierung.
Als weitere Ziele werden der Erwerb
eines benachbarten Grundstückes zum
Bau einer neuen Turnhalle und die Zusammenarbeit mit den Nachbarn angestrebt.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Ufa – Fabrik
Bearbeitung: Heidrun Becker
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Heidrun Becker
Projektsteckbrief:
ufaFabrik
Viktoriastrasse, Berlin-Tempelhof
Selbstverwaltetes Kulturprojekt
Existiert seit 1979
Ökologische Ideen werden in Projekten,
auch in Zusammenarbeit mit der TU
Berlin, vorangetrieben. Das Umsetzen
dieser Ideen ist ein ständiger Lernprozeß und stets abhängig von Menschen,
die bereit sind, neue Dinge auszuprobieren, Bekanntes weiterzudenken und für
die eigene Situation sinnvoll einzusetzen.
Ohne Eigeninitiative läuft nichts, mit ihr
ist sehr viel möglich, wie die Menschen
hinter der ufa seit 1979 beweisen.
ufaFabrik
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Im Juni 1979 besetzten Alternative das
seit Jahren leerstehende Gelände der
ehemaligen UFA-Film-Kopierwerke. Aus
der Idee eines ökologischen Lebensund Arbeitsprojektes entstand das „Internationale Kulturcentrum ufaFabrik
Berlin“, eine Kombination aus Wohnen,
Arbeit, Kultur, Kreativität und sozialem
Leben.
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Heidrun Becker
Teilkonzepte
Energie
.Blockheizkraftwerk (BHKW)
.Sonnenenergie
.Windrad
.Gebäudeleittechnik
.Dämmen und Bauen mit Naturstoffen
. Viel Licht aus wenig Strom
Kälte
.Die klimaschonende Kühlanlage
Schallschutz
.Akustikplatten und Schallschutzfenster
.Das Vertikop
Abfall
.Mülltrennung
.Kompostierung
Regenwasser
.Trinkwasser – zum Spülen zu kostbar
Luft
.Dachbegrünung
.Fassadenbegrünung
Idee: Alternative Lebensformen sollen in
einer veränderten technischen, umweltverträglichen Umgebung stattfinden.
ufaFabrik
„Mao-Diesel“
1979
Bau des „Mao-Diesel“, einer ersten
Kraft-Wärme-Kopplung mit Hilfe eines
LKW-Motors. Leistung: 50 kW el,
100 kW th.
Ab 1985
Fassaden- und Dachbegrünung mit
einheimischen Gräsern und Kräutern.
Diese Maßnahme verbessert das Mikroklima auf dem Gelände durch die Bindung von Staub aus der Luft, durch
Sauerstofferzeugung, für Vögel und
Insekten wird Lebensraum geschaffen.
Im Sommer dient die Dachbegrünung
als Wärmepuffer. Niederschläge fließen
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
zudem langsamer ab, die Gefahr des
Überlaufens von Abwasser aus der
Kanalisation wird verringert. Zur Reinhaltung der Oberflächengewässer wie
des Grundwassers wird durch eine erste
(Erd-)Filterung beigetragen.
vorher
heute
ufaFabrik
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Heidrun Becker
Ab 1994 erhält die ufaFabrik für ihre
Ökologieprojekte erste Fördergelder im
Rahmen des Umwelt-Förder-Programms
(UFP) sowie von der Europäischen
Gemeinschaft aus dem Fonds für regionale Entwicklung. Diese ermöglichen
eine ganze Reihe von neuen Projekten.
wurde durch zwei Rottetrommeln optimiert. Durch Drehen wird der Kompost
stets gut durchlüftet und wesentlich
schneller zu Dünger verarbeitet, was
gleichzeitig Raumgewinn bedeutet, da
der „Bio-Müll“ nicht so lange gelagert
werden muß.
1994
.Der Mao-Diesel wird durch zwei Erdgas-betriebene BHKWs ersetzt, deren
Leistung zusammen ca. 88 kW el und
190 kW th beträgt. Die Abwärme wird
zum Heizen und zur Warmwasserbereitung genutzt. Mit etwa 300.000 kWh/a
decken die beiden BHKW 75% des
Strombedarfs der ufaFabrik ab.
.Energiesparlampen mit zusätzlichem
Vorschaltgerät werden eingebaut. Bei
achtfacher Lebensdauer brauchen sie
nur ein Viertel der Leistung. Reflektoren
sorgen zudem für eine augenschonende, reflexionsarme Arbeitsplatzbeleuchtung.
.Der Restmüll konnte durch Mülltrennung, Recycling und Kompostierung
auf 10% des ehemaligen Volumens
reduziert werden. Recycelt wird wo
möglich und sinnvoll. Die Kompostierung
Rottetrommel
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
.Regenwasser wird über einen Pflanzenkiesfilter gereinigt und zur Grünflächen-Bewässerung wie auch für die
Toillettenspülung genutzt. Der „Ertrag“
beträgt zwischen 1500 und 2000 ccm/a,
was an Trinkwasser eingespart wird.
Das Wasser wird zunächst in einem
Absatzbecken gespeichert, in dem Steine, Sand und Schlamm zurückbleiben.
Von da wird es über eine mit Kies belegte Trennwand, auf der Laub, kleinere
Steine und Holz zurückbleiben, in ein
zweites Becken geleitet.
Wird eine höhere Wasserqualität benötigt, kann es von da aus auf ein Pflanzen-Kiesbeet gepumpt werden, wo ihm
mittels verschiedener Kieskörnungen
restliche Schwebeteile entzogen werden.
Unter den Kies gemischter Eisenschrott
bindet Phosphate, Bodenorganismen an
Wasserpflanzenwurzeln wandeln chemische Verunreinigungen in Mineralstoffe
als Dünger um.
Nach diesen Vorgängen hat das Wasser
fast Trinkwasser-Qualität.
ufaFabrik
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Heidrun Becker
Schema Pflanzenkiesfilter
Pflanzen-Kiesbeet
1995
.Alle elektrischen Anlagen sowie Heizung, Lüftung, Biofilter, Kühlung und
Siloanlage der Bäckerei werden von
einem zentralen Gebäudeleitrechner
aus gesteuert, geregelt und überwacht.
Dieser berechnet den tatsächlichen
Energiebedarf, auf den die Leistung der
BHKWs angepasst werden kann. Er
zeigt eventuelle Störungen an, wodurch
Wartungs- und Reparaturarbeiten erleichtert werden.
.Die Wärmedämmung der Ökoausstellung wird mit Papier-Recyclingmaterial
umgesetzt, dem unschädliche Mineralsalze zugesetzt sind, um die Dämmung
feuerhemmend zu imprägnieren und
gegen Schädlinge zu schützen. Holzbalken eines abgerissenen Hauses werden
wiederverwendet. Beim Streichen kommen Mineral- und Kaseinfarben zum
Einsatz mit Quark, Leinöl und Kreide als
Zusätzen.
.Ein Windrad mit einem 3m-Rotor und
einer Leistung von bis zu 1000 W wird
installiert –trotz der eher ungünstigen
Verhältnisse im innerstädtischen Bereich
wie häufig wechselnder und dabei wesentlich weniger kräftiger Wind als auf
dem Land. Zudem wird in Zusammenarbeit mit der TU ein Schlitzrotor entwickelt.
Die aus dem Wind gewonnene Energie
treibt unter anderem den Motor der
Rottetrommeln an.
1996/97
Café-Restaurant und Bäckerei werden
umgebaut.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
.Beim Kauf der neuen Maschinen ist die
Ressourcen-Einsparung ein wichtiges
Entscheidungs-Kriterium.
.Die Kühlung funktioniert mit Propan
(statt FCKW) als Kältemittel, das bei
Entweichen in die Atmosphäre unschädlich abgebaut wird. Die zentral erzeugte
Kälte wird über Sole, eine spezielle
Salzlösung, auf die verschiedenen Kühlräume verteilt. Die Abwärme der Kältemaschine wird zur Warmwasserbereitung der Spülstrasse der Kantine genutzt.
.Schafwolle und Akustikplatten aus
Recyclingmaterial bilden zusammen mit
den Schall-Wärmeschutz-Fenstern ein
kombiniertes
Schall-WärmedämmKonzept.
ufaFabrik
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Heidrun Becker
.Das Gründach dient als natürlicher
Filter zur Reduzierung der Kantinen- und
Backofengerüche.
1997
.Die größte Solaranlage Berlins wird an
der ufaFabrik installiert. Sie liefert bei
Sonnenschein bis zu 53 kW el, ca.
37.000 kWh/a. Sie dient als Ergänzung
der BHKWs, deren Abwärme aufgrund
des fehlenden Heizbedarfs im Sommer
nur begrenzt gebraucht wird. So läuft im
Sommer tagsüber nur ein BHKW in
Teillast, bei abendlichen Veranstaltungen mit großem Strombedarf laufen
beide BHKWs, deren Abwärme die
Warmwasserspeicher erwärmen.
Für die Module gab es bereits verschiedene Modelle zur beweglichen Lagerung, damit sich die einzelnen Platten
automatisch in die beste Sonnenposition
bewegen, jedoch sind diese Versuche
noch nicht zufriedenstellend abgeschlossen.
PV-Anlage
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
.Das „Vertikop“ , Kunstwort für Vertikales
Biotop, entsteht. Dies ist eine begrünte
Schallschutzwand, 50m lang, 5m hoch,
die aus einem mit Fasermatten belegten
Stahlgerüst besteht, das innen zur Massebildung mit Sand, Steinen, organischen Materialien und Erde angefüllt ist.
So dient es dem Schallschutz als auch
zur Wasserspeicherung für die darauf
wachsenden Pflanzen, die wiederum
Lebensraum für Vögel und Insekten
bieten.
ufaFabrik
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Heidrun Becker
umgesetzt wurden, hängt sicherlich mit
einigen wenigen der dort Aktiven zusammen, die keine Fachleute sind,
sondern sich ihr Wissen nach und nach
erarbeiten, dadurch auch Fehler machen
aber auf diese Weise, da sie keine vorgefertigten, gelernten Vorstellungen im
Kopf haben, wie etwas funktioniert, in
der Lage sind, Neues zu entdecken und
entwickeln. Durch dieses langsame
Entdecken und Entwickeln von „Was
bedeutet ‚Ökologisches Bauen’“ –was
meiner Meinung nach der richtige Weg
ist, da Lebensräume Zeit brauchen- ist
ein sehr schönes, grünes und vielseitiges Projekt in der Großstadt entstanden.
Zusammenfassend möchte ich sagen,
dass dieses Projekt aus der Ökobewegung Ende der 70er hervorgegangen ist,
zunächst als Kommune funktionierte und
sich vor allem kulturellen Aktivitäten
verschrieben hatte. Dass die ökologischen Aspekte in dem heutigen Maße
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Bundeswirtschaftsministerium
Bearbeitung: Axel Karstedt
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Axel Karstedt
Projektsteckbrief:
Bundesministerium für Wirtschaft
und Technologie
Standort
Invalidenstraße 48/49
Scharnhorststraße 34-37
Berlin Mitte
Bauherr
Bundesrepublik Deutschland,
vertreten durch das Bundesamt für
Bauwesen und Raumordnung
Größe
Bruttogeschossfläche 93.300 qm
Bruttorauminhalt 408.400 cbm
Nutzfläche 47.100 qm
Hauptnutzfläche 41.600 qm
Beschäftigte
1.400 Mitarbeiter
Architekt
Arbeitsgemeinschaft Thomas Baumann(Planung), und Dieter Schnitter
(Bauleitung)
Bauzeit
1991 – 1994 (1. Bauabschnitt)
1996 – 2000 (2. Bauabschnitt)
Baukosten
170 Mio. DM (1. Bauabschnitt)
380 Mio. DM (2. Bauabschnitt)
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Geschichtlicher Hintergrund:
19.12.1746_Stiftungsurkunde
von
Friedrich II. für ein Invalidenhaus,
Baubeginn auf dem insgesamt 134 ha
großen Areal. 1747_Baubeginn für
eine katholische und eine lutherischreformierte Kirche (beide im Zweiten
Weltkrieg zerstört). 15.11 1748_ Einweihung des Invalidenhauses für
einen Kommandanten, zwölf Offiziere
und 600 Soldaten und deren Familienangehörigen, Prinzip der Selbstversorgung. 02.08.1795_Gründung der
ersten medizinisch-chirugischen Bildungsanstalt für angehende Millitärärzte in der Georgenstraße durch den
Arzt Johann Goercke ; 1872 Verlegung der Anstalt mit Baubeginn des
Bahnhofs Friederichstraße.
1843_Umgestaltung der Garten- und
Parkanlagen um das Invalidenhaus
nach Plänen von Peter Josef Lenné,
Ausgestaltung des Ehrenhofs an der
Scharnhorststraße zum „Kanonenhof“;
Kanone 1928 durch heute noch vorhandenen Brunnen ersetzt.
1903_Bauwettbewerb zur Errichtung
eines Neubaus für das FriederichWilhelm-Institut; Umwandelung eines
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Axel Karstedt
fast 2 ha großen Teilstücks des alten
Invalidengartens zwischen Invalidenhaus- und straße in einen Bauplatz,
eingeschränkter
Bauwettbewerb,
Gewinner. Cremer & Wolffenstein.
10.06.1910_Grundsteinlegung
und
Einweihung der neuen „KeiserWilhelm-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen“, einschließlich
Hörsälen, Laboratorien, und Internatsgebäude für 300 Studierende.
1919_Versailler Vertragverlangt Abrüstung in Deutschland, Auflösung der
Akademie.1919 bis 1934_
Reichsarbeitsministerium.
1933_Neubegründung der Militärärzteakademie, Einzug in das alte Akademiegebäude und in das alte Invalidenhaus. 1939_Verlegung des Invalidenhauses in die neugebaute Invalidensiedlung nach Fronau. 1939 bis
1945_Lazarett
der
Wehrmacht.
1945_Zerstörung der beiden Kapellen
und des 220 m langen Hauptflügels
des alten Invalidenhauses durch
Bomben. Nach 1945_Lazarett der
roten
Armee.
1949
bis
1951_Akadamiegebäude
Invalidenstraße: Sitz des obersten Gerichts der
DDR (bis 1998) und der General 6
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Staatsanwaltschaft der DDR, Gesundheitsministerium der DDR (bis in
die 60er Jahre); Invalidenhaus
Scharnhorststraße: Regierungskrankenhaus der DDR (1949 bis 1989)
und NVA-Krankenhaus (1955 bis
1989). 13.08.1961_nach bau der
Mauer liegt das Areal direkt an der
Grenze, vor dem alten Akademiegebäude Übergang Invalidenstraße.
1973_Umbau und Erweiterung des
Regierungskrankenhauses zum Regierungs- und Diplomatenkrankenhaus der DDR (bis 1989), Auszug der
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Axel Karstedt
Generalstaatsanwaltschaft der DDR in
die Luisenstr.33.
1990_vorübergehende Nutzung des
alten Invalidenhauses durch das
deutsche Herzzentrum.
1994_Wiederherrichtung des alten
Internatstraktes der Akademie für das
Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie.
1996 bis 2000_Sanierung, Umbau
und Neubau des gesamten Areals des
ehemaligen Invalidenhauses und der
Militärärzteakademie für das Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Axel Karstedt
Aktuelle Bezüge:
Ziel des jüngeten Umbaus zum Bundesministerium für Wirtschaft und
Technologie war es, die
anspruchsvolle neue Nutzung mit den
Belangen der Denkmalpflege in Einklang zu bringen und möglichst viel
vom ursprünglichen Zustand der
Häuser wieder herzustellen. Die historische Ausstattung der Repräsentationsräume wurde restauriert und behutsam ergänzt. Erhaltenswerte Spuren der wechselvollen Nutzungsgeschichte, wie z.B. Ausstat
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
tungen aus der Zeit der „Nationalen
Tradition“ der 50er Jahre im Bauteil
an der Invalidenstraße, wurden bewahrt. Hinzufügungen der Architekten,
wie beispielsweise eine eigens entwickelte Beleuchtung, ordnen sich in
vornehmer Zurückhaltung dem großzügigen und eleganten Gesamteindruck unter.
Hinsichtlich des Einsatzes regenerativer Energien, gehört das Bundesministerium
für Wirtschaft und
Technologie zu
den innovativen Bauten des Bundes
in Berlin. Zwischen Berlin-Spandauer
Schifffahrtskanal und Scharnhorststraße, haben die Architekten Thomas
Baumann und Dieter Schnittger eine
180 Meter lange Photovoltaik-Anlage
installiert, die weit mehr ist als ein
Signal der von der Bundesregierung
angekündigten Solar-Offensive. Die
715 Quadratmeter große Modulfläche
aus monokristallinen Siliziumzellen,
die derzeit zu den größten dachgeständerten
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Axel Karstedt
Photovoltaik-Anlagen in Deutschland
gehört, soll den Energiebedarf der
Bundesbauten zu drei Prozent decken. Deren Gesamtleistung ist auf
100 kWP (76 000kWh/Jahr) errechnet. Dies entspricht einer Energiemenge, die rund Fünfzig energiebewusste Haushalte pro Jahr benötigen.
Die Qualität des Bundesministeriums
für Wirtschaft und Technologie liegt
eindeutig in seiner sichtbaren Vielschichtigkeit und Komplexität. Ein
neues Kapitel ist hinzugefügt worden
und schreibt seine Geschichte fort.
- NACHBETRACHTUNG Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
ZUR BESICHTIGUNG:
Zum Auftakt der Besichtigung des
Bundeswirtschaftsministeriums wurde
die Exkursionsgruppe an Hand eines
bildreichen Powerpointvortrages in
knapper Form über die Geschichte
und die vollzogenen Umbaumaßnahmen informiert. In dem darauffolgenden Gespräch mit einem Mitarbeiter
des IEMB (Institut für Erhaltung und
Modernisierung von Bauwerken), der
für die Erstellung des Energiekonzeptes zuständig war, hatten wir Gelegenheit entstandene Fragen zu diskutieren.
Hierbei stellte es sich als
schwierig heraus, kritische Aspekte
der Planung zu durchleuchten. Wurden Fragen zum fragwürdige ökologische Gesamtkonzept oder anderen
Schwachstellen der Planung gestellt,
so beantwortete sie der Sprechers
des Ministeriums, nur durch ausweichende Antworten. Es wurde stets
versucht das Gebäude in einem
durchweg positiven Licht erscheinen
zu lassen. Auf dem Weg dieses Gespräches war es somit schwer sich
dem wahren Kern des Gebäudes zu
nähern.
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Axel Karstedt
Auf der anderen Seite wurde dadurch
aber auch sehr klar, was dem Bund,
der in diesem Fall als Bauherr auftrat,
bei der Errichtung des neuen Bundesministeriums für Wirtschaft und
Technologie konzeptionell wirklich
wichtig war. Es wurde eindeutig die
meiste Arbeit und der größte Teil der
zur Verfügung stehenden Mittel zu
Gunsten des repräsentativen Charakters des Ministeriums aufgewendet.
Moderne,
ressourcenschonende
Maßnahmen wurden oft nur dann
ergriffen, wenn es im weitesten Sinne
wieder dem repräsentativen Zweck
diente, wie die Photovoltaikanlage auf
dem Ergänzungsgebäude am Invalidenhaus veranschaulicht. Die Anlage
suggeriert nach außen hin den Einsatz von umweltschonenden Technologien – eine Aussage, die sich so im
Gesamtkonzept nicht fortsetzt, was
bei der anschließenden Führung
durch den Gebäudekomplex stets
deutlich zu erkennen war.
DER DISKUSSIONSABEND:
An dem Diskussionsabend zeigte sich
in der objektbezogenen Diskussion
sehr klar der Zwiespalt, in dem sich
dieses Gebäude befindet. Gab es
einerseits am äußeren Erscheinungsbild wenig zu kritisieren, so massierten sich die kritischen Äußerungen
jedoch im Bezug auf die nicht vorhandene ganzheitliche Konzeption, die
auch dem ökologischen Anspruch
nicht genügt. Kritisiert wurde des
weiteren der hohe Kostenaufwand,
der für die Umbaumaßnahmen betrieben wurde, ohne ein gebäudetechnisch ganzheitliches Energiemanagement zu etablieren, was zum Beispiel an dem fehlerhaften Einsatz von
Energiesparmaßnahmen
deutlich
wurde.
Zusammenfassend kann man also
sagen, dass der dem Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
unter politischen Gesichtspunkten
verliehene Eindruck, den es auf seine
Betrachter
ausübt,
bedauerlicher
Weise im Gesamtkonzept nicht
durchgehalten wurde.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Axel Karstedt
Bibliografie:
Bundesministerium für Verkehr Bau
und Wohnungswesen
Junius Verlag
Seite 248 ff
Demokratie als Bauherr
Die Bauten des Bundes in Berlin
1991 bis 200
Bauwelt
Jg. 92 (2001) ; Nr. 42/43 ; Seite 3
DB Deutsche Bauzeitung
Jg. 134 (2000) ; Nr.5 ; Seite 92 ff
Bauwelt Berlin Annual
Chronik der baulichen
1996 – 2000
Birkhäuserverlag
Ereignisse
Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Bundespresseamt
Bearbeitung: Christoph Riefenstahl
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeiter: Christoph Riefenstahl
Projektsteckbrief:
Bundespresseamt
Dorotheenstraße, Berlin-Mitte
Architekten und Generalplaner:
KSP Engel Kraemer Zimmermann
Berlin, Jürgen Engel, M.Zimmermann
Bauherr:
Bundesrepublik Deutschland;
Bundesministerium für Verkehr,
Bau- und Wohnungswesen
Bauzeit: 1996 - 2000
Ökologisches Konzept:
„Gekühlt wird mit der Sonne!“
1.Verminderung von Kühllasten
2. Solares Kälteversorgungskonzept
Bundespresseamt
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeiter: Christoph Riefenstahl
Der Komplex des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung in Berlin
ist ein Gebäudekomplex, der aus mehreren Bauten zusammengefügt wurde.
Zwei von ihnen, das alte Postscheckamt
,1917 von Alfred Lempp gebaut und ein
Plattenbau, waren im Bestand vorhanden. Das ehemalige Postscheckamt,
welches mit mehreren Höfen den größten Teil des Blockes zwischen Reichstagsufer und Dorotheenstraße füllt,
wurde mühevoll in mehreren Schritten
umgebaut und beherbergt die Büros der
meisten der 500 Berliner Mitarbeiter.
Ergänzt wurde es durch ein dem Postscheckamt östlich angelagerten Büroband mit Glasfassade und einem flachen Solitärbau des Presse- und Besucherzentrums, auf dessen Platz schon
1965 von Heinz Mehlan und Harry Reichert 1965 ein Pavillon mit großem, zur
Elbe offenen Vorplatz errichtet wurde.
Der neue Kubus, der dem Vorgängerbau
in seinen Dimensionen entspricht, besticht durch seinen großen Innenraum.
Nach Norden und Süden ist er komplett
verglast, innen stellt sich ein „Haus im
Haus“ dar, eine geschlossene mit Stahllochblech verkleidete Box, in der Pressekonferenzen stattfinden können.
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Das eingestellte Konferenzzentrum,
welches über eine eigene Tragkonstruktion verfügt, ist über Schiebewände in
unterschiedlich große Säle unterteilbar
(maximal 6, künstlich über Lichtdecken
aus Mattglas beleuchtet, bis zu 300
Personen). Das Equipment des technischen Ausbaus verschwindet in der
Decke, ein kleines Fernsehstudio und
Arbeitsplätze für Journalisten sind gleich
nebenan zu finden. Das innere Zentrum
ist durchgängig vom Foyer umgeben,
welches sich auch noch durch rahmenlose Glasplatten in verschiedene Bereiche abtrennen lässt.
Erschlossen wird der Würfel von Norden
über die flache Rampe des Vorplatzes,
die VIP-Einfahrt liegt genau an der anderen Seite im Süden des Baus, die
Räume um den südlichen Hof werden
mit Sonderfunktionen wie Fahrbereitschaft, Fotostudios usw. belegt.
Der zweite Bauabschnitt der Gesamtanlage betrifft den Umbau des Plattenbaus
in der Dorotheenstraße, der erst kurz vor
der Wende 1989 fertig geworden war.
Allerdings erinnert der siena-rote glattverputzte Baukörper mit seiner Lochfassade, dem gläsernen Staffelgeschoss
und dem quadratischen Fensterformat
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Bearbeiter: Christoph Riefenstahl
überhaupt nicht mehr an seine frühere
Optik.
Westlich des roten Blocks schließt der
zweite Teil des Neubaus an: die 120
Meter lange und nur 7 Meter schmale
gläserne Büroscheibe, die direkt an die
Brandwand des ehemaligen Postscheckamtes angeschlossen wurde.
Dieser Riegel verbindet alle Teile des
Presseamtes miteinander, trennt aber
auch die öffentlichen und die internen
Bereiche des Amtes. Interessant ist die
doppelte Ganzglasfassade, deren äußere Schicht sich, mit schwarzen Punktraster bedruckt, je nach Licht- und Witterungsverhältnissen abweisend oder
offen zeigt. Die Lamellen sind an Sensoren gekoppelt und dadurch nicht mehr
durch Mitarbeiter zu verstellen: die nach
Osten orientierte Front soll morgens im
geschlossenen Zustand schwarz erscheinen und sich erst im Laufe des
Tages öffnen.
Städtebaulich wirkt die ganze Situation
aufgrund der unterschiedlichen Gebäudecharaktere etwas heterogen, aber
Anliegen der Architekten war es ja auch,
„keine Harmonie zu suchen“. KSP vertritt hier das Konzept, nicht wie sonst in
Berlin die Blockrandbebauung zu
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favorisieren, sondern an der vorgefundenen Konstellation festzuhalten, die
Solitärwirkung des Würfels zu stärken
und somit dem Amt einen starken städtebaulichen Auftritt zu verschaffen.
Energetisches Konzept:
Vorbemerkung:
Ziel der Um- und Neumaßnahmen der
Regierungsgebäude war es ja, den
Energieverbrauch zu senken sowie
erneuerbare Energien zu nutzen. Dies
zielt nicht nur auf die Verringerung des
Wärme und Strombedarfs, sondern
betrifft auch auf den Energieverbrauch
zur Kühlung. Sollte hier eine maschinelle
Kühlung trotz einer Verminderung der
äußeren und inneren Kühllasten erforderlich sein, werden vorrangig Abwärme
und regenerative Energieressourcen
genutzt. Das Anlagensystem zur solar
gestützten Kälteerzeugung des Bundespresseamtes wird von 2001 bis 2004
vom IEMB ( Institut für Erhaltung und
Modernisierung von Bauwerken e.V. an
der TU Berlin ) koordiniert und messtechnisch begleitet.
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Bearbeiter: Christoph Riefenstahl
Wirkungsweise:
1.Verminderung der Kühllasten:
Der auffällige Ausgangspunkt der solar
gestützten Kälteerzeugung ist die sogenannte Giebelwandbebauung, die hier
als Ganzglas- bzw. Doppelfassade ausgebildet wurde.
Baukonstruktiv besteht diese auf der
Innenseite aus einer Pfosten-RiegelKonstruktion mit raumhoher Verglasung
mit integrierten Öffnungsflügeln im oberen und unteren Fassadenbereich, während auf der Außenseite über die gesamte Fläche bewegliche Glaslamellen
als Sonnenschutz- und Lichtlenkelemente angebracht sind.
Der Raum zwischen den beiden Fassaden wirkt wie ein Kamin, in dem die
erwärmte Luft aufsteigt und im oberen
Teil des Gebäudes ins Freie strömt. Bei
ihrem Auftrieb entzieht die Luft den
Büroräumen Wärme. Wegen der erhöhten Temperaturdifferenz zwischen Fassadenzwischenraum
und
Außenluft
funktioniert der Auftrieb in der Nacht am
besten, weshalb die Räume über Nacht
gut auskühlen können. (Bild 1)
Schnitt durch die Giebelwand mit
Doppelfassade
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Durch diese freie Nachtauskühlung über
den weitestgehend wettergeschützten
Fassadenzwischenraum und eine tageslichtabhängige Beleuchtungssteuerung
kann in den Standartbüros der Giebelwandbebauung ein akzeptables Raumklima ohne maschinelle Kühlung erreicht
werden. Das sind immerhin 50 Prozent
der Flächen. Thema Lichtlenkung: in der
Praxis kommt allerdings, Angaben der
Benutzer zu Folge, das System der
äußeren Glaslamellen zur Lichtlenkung
den theoretischen Simulationen nicht
besonders nahe. Verstellung und auch
Reinigung gestalten sich schwierig.
2. Das solare Kälteversorgungskonzept:
In den anderen Büroräumen, die wiederum 50 Prozent der Flächen ausmachen, konnte auf eine ergänzende Kühlung nicht verzichtet werden. Es handelt
sich hierbei z.B. um Nachrichtenauswerteräume, die mit leistungsstarken PC´s
mit hoher Abwärme ausgestattet sind.
Hier wird die Kälte durch Schwerkraftkühlsysteme bereitgestellt, welche in die
hinteren Bürowände integriert sind. Das
Kältenetz ist auf Temperaturen von
16/20 Grad (Vorlauf/Rücklauf) ausgelegt. Der Kältebedarf der solar versorgBundespresseamt
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ten Bereiche beträgt ca. 100 kW und
wird durch zwei Absorbtionskältemaschinen (AKM) bereitgestellt. Bereitgestellt wird die Antriebsheizleistung vorrangig durch ein 348 m² großes Feld aus
Vakuumröhrenkollektoren auf dem Dach
des Gebäudes. Für die Betriebszeiten,
in denen der Kältebedarf der Räume
nicht vollständig durch die Solaranlage
gedeckt werden kann, greift hier bei
verringerter Solarstrahlung das System
auf Fernwärme zurück. (thermisches
Backup-System).
Andererseits kann außerhalb der Kühlperioden die Solarwärme bei Bedarf in
das Niedertemperaturheizsystem gespeist werden.
Bild 2:Schaltschema SGK-System BPA
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Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeiter: Christoph Riefenstahl
Quellen- und Bildernachweis:
3.Messtechnische Begleitung:
Hier soll es durch die Auswertung der
Betriebsergebnisse zu verbesserten
Lösungen in der Auslegung und Regelung künftiger Anlagen kommen. Dabei
ist zu berücksichtigen, das der Wirkungsgrad von Solarkollektoren bei
zunehmender Kollektortemperatur fällt,
während die Leistung und Effizienz einer
AKM mit zunehmender Heizmitteltemperatur steigt. Zur Berücksichtigung dieser
gegenläufigen Effekte erfolgt die Erweiterung der vorhandenen Temperaturregelung der AKM zu einer gekoppelten
Temperatur- und Massenstromregelung
unter Berücksichtigung der solaren
Strahlungswerte.
bauwelt 10/1999
IEMB-info 2001, www.iemb.de
www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/
klimaschutz/berlin_spart_energie/de/oeff
entliche_einrichtungen/bpa.shtml
Mit den Messergebnissen werden wichtige Fakten in den vollständigen Energiebilanzen erwartet, die auch zur Bewertung des Teillastverhaltens von Kältemaschinen beitragen.
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Reichstagsgebäude
Bearbeitung: Katrin Friedrich
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Bearbeitung: Katrin Friedrich
Projektsteckbrief:
Projektbezeichnung
Umbau des Reichtagsgebäudes
Standort
Platz der Republik
Auftraggeber
Bundesrepublik Deutschland
Auftragnehmer
Foster and Partners
Bauherr
Bundesbaugesellschaft Berlin mbH
Bauzeit
Oktober
1995
Juli
1999
Größe
34.000m² Hauptnutzfläche
400.000m³ umbauter Raum
1898
1940
1945
1979
1995
1999
Schlagworte zum Projekt
energetisch zukunftsweisend
umweltpolitisch verantwortungsvoll
ökologisches Gesamtkonzept
BHKW mit Biodiesel betrieben
Erdspeicher für Wärme und Kälte
natürliche Belichtung
natürliche Belüftung
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Exkursion Berlin
Die Bundesregierung hat frühzeitig, in
einem Kabinettsbeschluss vom 11. November 1991, beschlossen, bei den Neuund Umbaumaßnahmen in Berlin ausdrückliche Anstrengungen zu unternehmen, um den Energieverbrauch vorbildlich
zu senken und erneuerbare Energien zu
nutzen.
Neben den energetischen Aspekten zählen
Ökologie und ökologische Beratung zu den
zentralen Anliegen der in Berlin als Bauherr fungierenden Demokratie.
Im Sommer 1996 wurde die Gesellschaft
für Ökologische Bautechnik Berlin mbH
(GFÖB)
mit
der
ökologischbautechnischen Beratung für die Regierungsbauten in der deutschen Hauptstadt
beauftragt, welche unter Leitung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung entstanden. Die Beratungstätigkeit
der Gesellschaft für Ökologische Bautechnik umfasst den gesamten Planungs-,
Ausschreibungs- und Ausführungsprozess.
Ergänzt wird die Beratungsarbeit durch ein
umfangreiches Programm zur Erkennung,
Erfassung und Bewertung vorhandener
Schadstoffbelastungen in Altbauten, dem
Erstellen von Sanierungskonzepten und
einer Überwachung der Entsorgungswege
der anfallenden Bauabfälle im Sinne des
Kreislaufwirtschaftsgesetzes.
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Katrin Friedrich
„Wir haben beim Reichstag umweltschädliche Technologien vermieden und alternative Methoden der Energiegewinnung
bevorzugt. Diese Art Architektur stellt das
ökologische Gleichgewicht wieder her überschüssige Energien werden recycelt
statt vergeudet.“
Norman Foster
Publikum
Presse
MdBs
Verwaltung
Präsidium
Aufbau des Reichstages
Von vornherein wollte Foster für den Wallotbau Transparenz, Offenheit und Respekt
vor der historischen Bausubstanz erreichen und das Haus so ökologisch vorbildlich wie möglich gestalten; dabei den Wallotbau so wenig wie möglich antasten, was
wohl auch an den Vorgaben der Bundesbauge-sellchaft lag. Diese hat in den Verträgen mit den Architekten und Technikplanern darauf gedrungen, daß beispielsweise die Schweizer Normen für niedrigen
Strombedarf (SIA-Normenentwurf 380/4)
im wesentlichen eingehalten werden, und
die Wärmeschutzverordnung um mindestens 25% unterschritten wird.
Die Grundlage des Konzepts, um diese
Forderungen einzuhalten, sind Blockheizkraftwerke (BHKW), deren Motoren mit
pflanzlichem Brennstoff betrieben werden.
Verwendung findet der in unseren Regionen nachwachsende Rohstoff Raps. Er
hat bei seinem Wachstum CO2 aufge8
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nommen, das bei der Verbrennung erneut
freigesetzt wird -ein geschlossener Kreislauf. Er ist
die Basis des Biodiesels
(Pflanzenölmethylester), der für den Antrieb der Stromgeneratoren umweltschonend eingesetzt wird. Hierdurch kommt es
zu einer Reduzierung der CO2 Emissionen
von bisher 7.000 t jährlich auf nur rd. 450 t.
Die bei der Stromproduktion entstehende
Motorwärme wird zum heizen im Winter
und zum Kühlen im Sommer verwendet.
Die Wärme wird in einen 200 Millionen
Jahre alten Aquiferspeicher geleitet, der
umweltverträglich Wärme in einer wasserführenden Erdschicht rund 300 m unterhalb der Erdoberfläche speichert. Bei
Bedarf wird diese Wärme über einen Bohrschacht wieder in den Energiekreislauf der
Parlamentsbauten zurückgeführt. So kann
das Reichstagsgebäude im Winter durch
tiefengespeicherte Wärmeenergie beheizt
und belichtet werden. Durch einen zweiten
Bohrschacht wird in etwa 60 m tiefe die
Kälte aus der winterlichen Umgebungsluft
für den Kühlbedarf im Sommer gespeichert. Dies reicht allerdings nicht aus, und
so werden zusätzlich Absorptionskältemaschinen zur Kühlung im Sommer verwendet, die ebenfalls über die Wärme des
BHKW’s betrieben werden. Diese FCKWfreien Kältemaschinen verwandeln Wärme
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Bearbeitung: Katrin Friedrich
in Kälte, die im Sommer durch die Decken
des Gebäudes geleitet wird, um das
Raumklima abzusenken.
Erdspeicher
Zusätzlich liefert eine 310 m² große Photovoltaikanlage auf dem Dach des Reichtagsgebäudes emissionsfrei elektrischen
Strom. Der Strombedarf des Reichstags
kann so zu über 80% durch die eigene
Anlage gedeckt werden, was den Einsatz
von Primärenergie verringert. Bei der
hauseigenen Stromproduktion wird ca.
90% der eingesetzten Energie auch tatsächlich in Nutzungsenergie umgewandelt.
Ein anderes, wichtiges System ist die
natürliche Lüftung und Belichtung. Durch
die von Foster entwickelten überproportional großen Fenster, teilweise 4,7 m breit
und 2,7 m hoch und bis zu 490 kg schwer,
ist es möglich, die Räume außerhalb des
Plenarsaals auf natürlichem Wege zu
belüften und beleuchten.
Die Konstruktion gleicht einer Doppelfassade. Es handelt sich dabei um eine komplex zusammenwirkende Anordnung aus
zwei Glasfenstern. Durch ein durchlüftetes
äußeres Fenster aus Sicherheitsglas, einer
dahinter im Zwischenraum liegenden geschützten, intelligenten Sonnenschutz- und
Lichtlenkung und der inneren manuell oder
motorisch zu öffnenden, thermisch getrennten Isolierglasebene mit Aluminiumprofil können hohe technische Ansprüche
verwirklicht werden.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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Sensoren zur Messung der Luftqualität und
Lufttemperatur steuern die äußeren umlaufenden Lüftungsklappen. Durch den Einsatz von motorisch und/oder manuell zu
öffnenden Fenstern ist es z.B. bei schwacher Belegung möglich, Räume über einen
großen Zeitraum natürlich zu belüften.
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Katrin Friedrich
Aber nicht nur dies war entscheident für die
Wahl der Raumklimasteuerung, sondern die
Örtlichkeit selbst. Das System mußte den
unterschiedlichen thermischen Bedingungen
der einzelnen Gebäudetrakte angepasst
werden. Der Unterschied zeigt sich beispielsweise im Vergleich zwischen dem
neuen dritten Geschoss und den darunter
liegenden Räumlichkeiten, die noch vom
historischen Mauerwerk eingefasst sind. Für
die Räume des dritten Geschosses wurden
Kühldecken installiert, die die Raumtemperatur im Sommer absenken. Nur in Ausnahmefällen, bei einer hohen Raumbelegung, muss
für eine zusätzliche Abkühlung gesorgt werden.
Unabhängig von allen anderen Räumen wird
der Plenarsaal durch den noch erhaltenen
Kanal auf der westlichen Gebäudeseite oberhalb des Eingangsportals mit Frischluft bedient. Die Außenluft wird durch die alten
Strömungsschächte nach unten geleitet und
sammelt sich unterhalb des Plenarsaals in
einer großen Luftkammer. Von dort steigt sie
auf, nimmt dabei den Weg durch ein Lochblech im Fußboden und wird dann durch
einen locker gewebten Teppich gefiltert. Im
Saal selbst breitet sie sich sehr langsam aus
und steigt, nachdem sie sich erwärmt hat,
allmählich auf. Wenn die erwärmte Luft aufsteigt, wird sie etwa auf Deckenhöhe des
Plenarsaals in den Kegel hineingezogen, tritt
am Kegelkopf aus und wird durch die breite
Öffnung an der Kuppelspitze wieder an die
Atmosphäre abgegeben. Der Belüftungskreislauf geht auf natürliche Weise vonstatten,
stimuliert durch die thermischen Strömungseffekte, die der Kegel und die Kuppel auslösen. Ein Ventilator im Inneren des Kegels
kann diesen Strömungsprozess noch befördern. Wie auch die Aggregate des Sonnensegels in der Kuppel wird er von 100
Solarpaneelen betrieben, die mit photovoltaischen Zellen ausgestattet sind. Sie befinden
sich auf der Südseite des Daches. Die Anlage
erzeugt etwa 40 Kilowatt Strom. Mittels Wärmetauschern lässt sich ein gewisser Teil der
ausströmenden Luft recyceln, bevor sie durch
die Kuppelspitze austritt.
Aber nicht nur hierzu wird der Kegel genutzt,
sondern auch zur Lichtumlenkung in den 10
m darunter liegenden Plenarsaal. Der Tageslichtkonus ist mit 360 Spiegeln bestückt, die
das diffuse Tageslicht ins Gebäude lenken,
so daß weniger Strom für die Gewinnung von
Licht benötigt wird als in konventionell beleuchteten Häusern.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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Bearbeitung: Katrin Friedrich
„Wir haben Schluss gemacht mit der regelmäßigen Überheizung oder Unterkühlung im Inneren. Das Energiekonzept für
den Reichstag setzt auf die kostbaren
Ressourcen und darauf, daß überschüssige Energie recycelt statt vergeudet werden. Mag die Außentemperatur auch subtropisch heiß sein oder kalt wie die nördliche Steppe, im Inneren des Reichtags
variieren die Temperaturen jeweils nur um
wenige Grade. Diese Balance des Raumklimas bei niedrigem Energieverbrauch
halten wir für beispielhaft.“
Norman Foster
Belüftung und Belichtung des Plenarsaals
Sämtliche Gebäude des Bundestages,
Paul-Löbe-Haus, Maria-Elisabeth-LüdersHaus, Jakob-Kaiser-Haus und das Bundeskanzleramt bilden einen Energiekreislauf, der eine optimale und zugleich auch
sparsame Ausnutzung der erzeugten bzw.
im Erdreich gespeicherten Energien, sowie
Luft und Wasser gewährleistet. Auch vom
Standpunkt der Kommunikation und der
Sicherheitstechnik ist der Reichstag wegweisend. Alle Bauten des Bundestages
sind miteinander verkabelt und kommunikations-technisch verbunden.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Katrin Friedrich
Literaturverzeichnis
Foster, Norman:
Der neue Reichstag. Mit Beitr. von Martin Pawley...
Hrsg. David Jenkins. Dt. Bearb. Jochen Gaile.
(Uebrs. aus dem Engl.: Gaile & Partner), Brockhaus,
Leipzig 2000.
Cullen, Michael S.:
Der Reichstag. Parlament, Denkmal, Symbol.
be.bra-Verl., Berlin 1999
Demokratie als Bauherr. Die Bauten des Bundes in
Berlin 1991-2000
Bundesbaublatt, BBauBl, Heft 6/98, Seite 46
Bundesbaublatt, BBauBl, Heft 6/97, Seite 383-388
http://www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/klimas
chutz/berlin_spart_energie/de/oeffentliche_einrichtu
ngen/erneuerung_des_reichtags.shtml
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Potsdamer Platz – Ökologisches Gesamtkonzept
Bearbeitung: Torsten Harms
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Bearbeitung: Torsten Harms
Projektsteckbrief:
Potsdamer Platz
Standort: Berlin
Auftraggeber: Stadt Berlin
Bauherr: Daimler Benz AG
General Manager: Drees & Sommer
AG (Berlin, Stuttgart)
Bauzeit: 1994 -1998
Größe : 2500 WE, 7500 AP
Stichworte zum ökologischen Gesamtkonzept :
Regenwasserkonzept
Energiekonzept
ökol. Baustoffe
Raumklima
Grundwasserkonzept
Ökologisches Gesamtkonzept – Potsdamer Platz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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Vorgeschichte
Der Potsdamer Platz liegt zwischen den
Bezirken Mitte und Tiergarten im Stadtzentrum Berlins. In den zwanziger Jahren des 20. Jahrhunderts war der Platz
ein besonders wichtiger Verkehrsknotenpunkt der Stadt. Neben S- und UBahn kreuzten zu der Zeit 26 Straßenbahnen und fünf Buslinien den Platz.
Um den Platz herum entstanden im 19.
Jahrhundert viele Hotels und Cafés
internationalen Ranges.
Während der Besatzungszeit durch die
Alliierten entwickelte sich das 51 ha
große Areal zum Grenzgebiet zwischen
Ost und West und verödete zunehmend.
Auf westlicher Seite blieben nur das
1912 erbaute Gebäude der Weinhandlung Huth, das seit 1979 unter Denkmalschutz steht, sowie der Gebäudetorso des 1908 errichteten Grandhotels
Esplanade erhalten.
Nach dem Abriss der Berliner Mauer
1990 war das Gebiet zunächst eine
brachliegende Fläche. Erst mit dem
Verkauf angrenzender Grundstücke an
die Wirtschaftsunternehmen DaimlerBenz AG (debis) und Sony wurde die
Phase der Neubebauung eingeleitet.
Ökologisches Gesamtkonzept – Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Torsten Harms
Den 1991 vom Berliner Senat international ausgeschriebenen städtebaulichen
Wettbewerb für das gesamte Gebiet
Potsdamer Platz und Leipziger Platz
gewannen die Münchener Architekten
Heinz Hilmer und Christoph Sattler.
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Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Torsten Harms
Städtebauwettbewerb
Das Wettbewerbsgebiet wird im Norden
durch die Lenné- Straße, Ebertstraße
und Vossstrasse, im Osten durch die
Otto-Grotewohl-Straße,
Niederkirchnerstraße und Köthener Straße begrenzt. Nach Süden hin bildet der Landwehrkanal bis zur Potsdamer Brücke
und nach Westen die neue Potsdamer
Straße und Entlastungsstraße die Grenzen. Es handelt sich hierbei um ein
Wettbewerbsgebiet von 480.000m².
Dem Siegerentwurf von Hilmer und
Sattler liegt die Vorstellung von der
kompakten, räumlich komplexen, europäischen Stadt zugrunde. Der Entwurf
Ökologisches Gesamtkonzept – Potsdamer Platz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
greift die Typologie von großräumlicher
Offenheit und Stadträumlich gefasster
Geschlossenheit als Thema auf.
Großräumliche Elemente sind:
- der Freiraum mit der Wasserfläche,
der sich vom Potsdamer Platz nach
Süden erstreckt.
- die Raumfolge Leipziger / Potsdamer
Platz, die aufgeweitete Potsdamer
Straße und das Kulturforum.
- der historische Raum der alten Potsdamer Straße mit der Allee.
- der perspektivisch angelegte Grünkeil
vom Potsdamer Platz in den Tiergarten.
Die Ausschreibung war bereits im Sommer 1990, noch im Sinne eines ökologischen Stadtumbaus, unter der Stadtentwicklungssenatorin Schreyer formuliert worden. Die, auch in Folge der
Senatsumbildung, gewandelte Zielstellung ging davon aus, ein Neubaugebiet
zu schaffen, welches in die polyzentrische Stadtstruktur eingebunden ist. Eine
breite Nutzungsmischung sollte erzielt
werden, um der Monofunktionalität des
Kulturforums entgegenzuwirken.
Kritik an der Ausschreibung kam von der
Investorenseite, die daran nur indirekt
Ökologisches Gesamtkonzept – Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Torsten Harms
Senat jedoch abgelehnt wurde. Das
Ökologiekonzept wurde jedoch als richtungsweisend eingeschätzt und ÖkoStadt Berlin wurde beauftragt, diesen
auf den Siegerentwurf von Hilmer und
Sattler zu übertragen.
Realisierungswettbewerb
Daimler Benz AG
beteiligt waren. Die Großinvestoren
Daimler-Benz, Sony, Hertie und ABB
hatten somit Richard Rogers mit einem
Gegenentwurf beauftragt, welcher vom
1992 gewannen R. Piano (Genua) und
C. Kohlbecker (Gaggenau) gemeinsam
den Architekturwettbewerb. Ein Jahr
später erfolgte der erste Spatenstich.
Der Siegerentwurf für Sony stammt von
Helmut Jahn (Chicago). Insgesamt fünf
Investoren sind beteiligt: Daimler, Sony,
Roland Ernst/ABB, Deutsche Bahn und
Delbrück Bank.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Im Rahmen des Realisierungsplans
wurde für das Areal der Daimler Benz
AG mit 68 000 m² Bauland ein ökologisches Gesamtkonzept entwickelt. Seit
1992 sind Bauökologen der Drees &
Sommer-Tochter DS Plan (Berlin) beauftragt das Projekt zu betreuen.
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Torsten Harms
Neben dem umweltschonenden Wasserkonzept mit einer der größten Regenwassersammelanlagen besteht das
Gesamtkonzept aus einem umweltschonenden Energieversorgung, klimagerechten Bauweisen und schadstoffarmen Baumaterialien.
Energieeinsparung und Schadstoffreduzierung
Die Gebäude erhalten Strom und Wärme hauptsächlich durch das neue ganzjährig gasbetriebene Heizkraftwerk Mitte
(HKW). Beim HKW – Mitte wird aus dem
Brennstoff durch moderne Technik zu
50% elektrische Energie gewonnen –
nur zu 50% entsteht Wärme; im Gegensatz zu herkömmlichen Kraftwerken, wo
der Brennstoff nur zu 30% bis 40% in
Elektroenergie umgewandelt wird.
Die entstandene Wärme wird zum überwiegenden Teil dazu genutzt, die Gebäude am Potsdamer Platz über Fernwärmeleitungen zu heizen und diese
auch im Sommer mit Hilfe der Fernwärme zu kühlen. Die dazu verwendete
Kältemittel der Absorptionskältetechnik
enthalten darüber hinaus kein FCKW.
Diese verbesserte Energieversorgung
führt zu einer Reduzierung des CO2 –
Ausstoßes m 70%. Das entspricht einer
Menge von 48 000 t CO2.
Raumklima
Ökologisches Gesamtkonzept – Potsdamer Platz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Um ein natürliches Raumklima zu gewährleisten, wurden die Gebäude so
gestaltet, dass eine Fensterlüftung möglich ist, wobei eine unterstützende mechanische Lüftung zusätzlich zu Verfügung steht. In Räumen mit einer hohen
Wärmebelastung (z.B. EDV-Anlagen),
werden Kühldecken verwendet, die nur
einen Bruchteil einer herkömmlichen
Klimaanlage beanspruchen.
Die Gebäude orientieren sich am zu
dem Zeitpunkt erhöhten Dämmstandart
der WschVO ´95. Dies führt zu einem
Heizenergieverbrauch der Gebäude von
70 kWh/m².
Wasserkonzept
Das Regenwasserkonzept ist wesentlicher Hauptbestandteil der ökologischen
Betrachtung und wir aus diesem Grund
gesondert betrachtet. Die damit verbundenen Aspekte sind die Verbesserung
des Mikroklimas und die Trinkwassereinsparung.
Baustoffe
Ökologisches Gesamtkonzept – Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Torsten Harms
DS Plan erarbeitete einen Produktkatalog, in dem Materialien und Inhaltstoffe
angegeben sind, die nicht verwendet
werden durften. Zu den Auflagen für
Bauunternehmen und Handwerkern
gehörten die Verwendung von Pflanzenöl für die Betonschalungen, sowie der
Verzicht auf Tropenholz und die luftgeschäumten Dämmstoffe.
Grundwasser
Um den Grundwasserspiegel nicht zu
verändern, wurde Unterwasserbeton
verwendet, wodurch die Grundwasserentnahme auf ca. 5% einer offenen
Wasserhaltung reduziert wurde.
Zusammenfassung
Das ökologische Gesamtkonzept des
Potsdamer Platzes unter der Leitung der
Drees & Sommer AG umfasst im wesentlichen das Areal der Daimler Benz
AG. Die einzelnen Bausteine Energie,
Wasser, Klima, Baustoffe ergänzen sich.
Nachteilig ist, dass erst zum Zeitpunkt
des Realisierungsplanes und nicht
schon im Zusammenhang mit der Wett-
bewerbsaufgabe ein konsequent ökologischer Ansatz verfolgt wurde. Nur bei
einer umgekehrten Reihenfolge hätte es
zu einem wirklichen ökologischen Stadtumbau kommen können. Die vorliegenden Ergebnisse, insbesondere die Nutzung des HKW, die Wärmedämmung,
inkl. Baustoffe und das Wasserkonzept
entsprechen einer ökologischen Aufgabenstellung, bleiben jedoch weitestgehend auf das Daimler Benz- Areal beschränkt.
Quellen
Hahn, Ekhart „Ökologiebetonter Städtebau.
Konzept für den Potsdamer Platz“, in Glasforum 1995,Nr.3, S. 31-34
Kardorff, Gabriele von, „Kostendruck schließt
den Umweltschutz nicht aus“, in leonardoonline, 1999, Nr.3, S. 78-80
„Daimler-Benz-Projekt am Potsdamer Platz.
Bauen und Ökologie“, in Bauingenieur, 1996,
Nr.6, S. A16 - A 18
www.Stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/klima
schutz/berlin_spart_energie/de/industrie_gew
erbe/daimlerchrysler.shtml
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Potsdamer Platz – Wasserkonzept
Bearbeitung: Susann Kintat
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Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Projektsteckbrief:
Projektbezeichnung:
Regenwasser- und Reinigungskonzept
Standort:
Potsdamer Platz, Berlin
Auftraggeber:
Stadt Berlin/ debis Immobilien
Planung:
ARGE Dreiseitl/ Piano/ Kohlbecker
Bauzeit:
Planung:
Bauausführung:
1994- 98
1997- 98
Größe:
Urbanes Gewässer: 1,2ha Gesamtfläche
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Reinigungsbiotope: 1.670m Gesamtfläche
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Zisternen:
2.600m Gesamtvolumen
Potsdamer Platz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Die
Regenwasserbewirtschaftung
und
-nutzung ist ein wesentlicher Planungsbestanteil eines Gesamtkonzeptes seit Beginn des
Bauvorhabens.
Es vereint sowohl ökologische Funktionen des
Regenwasserrückhaltes und kleinklimatischer
Effekte als auch eine attraktive Freiraumgestaltung.
Das Daimler- Crysler - Areal am Potsdamer
2
Platz ist auf einer Fläche von 68.000m stark
versiegelt: 19 Gebäude, 10 Straßen und der
Marlene- Dietrich- Platz.
Neben den
2
12.000m Gründachfläche, die einen Großteil
der auf sie fallende Niederschläge aufneh2
men, sind 32.000m Hartdach zu entwässern.
Die lt. Berechnungen zu erwartende Menge
3
von bis zu 280 Mio. l/a, 23.000m Niederschlag im Jahr, bei einem Jahresniederschlag
von 530mm, hat keine Versickerungsmöglichkeit auf dem Gelände. Sie kann nicht vom
Tiergarten aufgenommen werden und darf
nicht direkt in den Landwehrkanal fließen. Die
Auflage der Stadt erlaubt einen maximalen
RegenwasserPotsdamer Platz
abfluss von 3l(s*h), um den Spitzenabfluss bei
starkem, langanhaltendem Regen zu reduzieren, im Überlauf in den Landwehrkanal. Die
Belastung für den angrenzenden Landwehrkanal als auch die neu verlegte Trennkanalisation sind in kleinem Rahmen zu halten.
Regenwasserkonzept: Dem Regenwassermanagement geht eine Langzeitstudie nach
Computersimulation voraus. Zum Schutz der
Grund- und Oberflächengewässer erfolgt eine
integrative Regenwasserwasserbewirtschaftung, die mehrere Maßnahmen beinhaltet:
Extensive Dachbegrünung; Sammlung der
Dachabläufe in Zisternen zur Nutzung dieses
Wasser für Toilettenspülung und Gartenbewässerung und zur Speisung für ein künstliches Gewässersystem.
Starkregen: Wasser wird in die Zisternen und
10
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Exkursion Berlin
in das urbane Gewässer eingespeist. Der
schwankende Wasserspiegel ist bis 15cm
über den normalen Pegel anstaubar, was
3
einem Staupuffer von rund 1300m entspricht
oder, über das Jahr gesehen, einem Meter
Wasserstand.
Einbettung des Urbanen Gewässers
Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Ein Notüberlauf mit einer Überlaufkante von
44m im Süden am Reichpietschufer in den
Landwehrkanal ist vorgesehen.
Die mit 1,2ha sehr große Fläche des Gewässers führt zu einer starken Verdunstung, etwa
3
11570m /a, dass zum Teil der natürliche
Zugewinn an Regen nicht reicht. Allerdings
verweisen Prognosen nur auf sehr seltene,
besonders trockene Sommermonate, und eine
Nachspeisung erfolgen muss. Eine Pufferkapazität weisen natürlich auch die unterirdi3
schen Speicher auf. 900m bleiben stets für
Starkregenfälle frei.
Die extensive Begrünung mit einer Gesamtfläche von rund 1/3 der Dachflächen werden
in der Regenwassersammlung mitberücksichtigt. Wenn auch nur 20% des Regenwassers
in die Speicher abfließen, was den Zahlen in
der Literatur, die von einem Abflussbeiwert
0.3 bis 0,4 nennen, widerspricht, diese lt.
Versuche widerlegt, während der andere Teil
über die Pflanzen aufgenommen wird und
verdunstet, somit dem natürlichen Wasserkreislauf zurückgeführt wird. Nach intensiven
Tests in Zusammenarbeit mit der TU Berlin
wird für den Aufbau rein mineralisches Substrat verwendet, das nährstoffarm ist. Düngemittel kommen nicht zum Einsatz. Hiermit
sind gewisse Nutzereinschränkungen, die sich
auf ein Nachdüngeverbot des Grünbewuchses
auf Dachflächen auf das Reinigungsgebot der
Atriumsverglasung nur mit klarem Wasser
beziehen, verbunden. Vorteilhaft wirken auch
hier die Eigenschaften der Gründächer als
Schadstoff- und Nährstoffrückhalt, Partikelrückhalt und als Verbesserer des Mikroklimas.
Als Dachflächenmaterial neben Glas, Kies,
Metall und Bitumen wird auf Kupfer verzichtet,
um eine Schwermetallbelastung zu verhindern, die die Pflanzen im See gefährden
2
könnte. Die 32.000m Hartdachfläche werden
klassisch über Fall- und Sammelleitungen
entwässert und das Regenwasser in die
Zisternen geleitet.
10
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Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Speichernetzwerk: Das Baugelände ist in 4
Baufelder A, B, C und D unterteilt, die jeweils
ein
gemeinsames
zusammenhängendes
Untergeschoss aufweisen. Dort befinden sich
je ein oder zwei Zisternen, insgesamt fünf mit
3
einer Speicherkapazität von 2.600m , in die
das Wasser eingespeist wird, wo es kühl und
dunkel gespeichert wird. Es sind vier Neben3
zisternen mit einer Kapazität von 350m in
3
3
Baufeld D, 560m in A, 660 und 680m in B
3
und eine Hauptzisterne mit 1200m Speicher
im Baufeld C. Die Zisternen sind an den
Feldrändern angeordnet, haben so eine
möglichst große Bauteilfläche an das Erdreich. Ihre Wände bilden die zweigeschossigen Betonwände und –decken, Kunststoff
schafft die Abdichtung. Mechanische Filter
verhindern das Eindringen von Partikeln. Zu
dem werden Schwebeteilchen, die sich im
Speicher absetzen vom Boden regelmäßig
abgesaugt. Sämtliche Speicher sind untereinander mit Rohren und Pumpen verbunden
und unterliegen als Teil der Gesamtbewirtschaftungsanlage regelmäßiger Kontrolle ihrer
Zu- und Abläufe. Es gibt nur eine Netzbetriebsstelle, die als Ansprechpartner für den
gesamten Potsdamer Platz fungiert.
Regenwassernutzung: Für die Toilettenspülung wird ein Teil des in den Zisternen gesammeltes Regenwasser in die Gebäude C1,
C2/ C3 aus dem Hauptspeicher in C1, und in
die Gebäude D2 und A5 gepumpt, durch-
Potsdamer Platz
3
3
schnittlich 9300m / a(16800m / a). Es passiert
vor der Nutzung einen Feinfilter und durchläuft
eine UV- Bestrahlung, um nach der Nutzung
in den Abwasserkanal eingeleitet zu werden.
Zur Sicherheit, um den Bedarf in allen Fällen
decken zu können, ist für die Spülungen eine
Trinkwassernachspeisung mit einem Vorlagebehälter von 150l vorgesehen. Zu etwa 80%
wird jedoch das Regenwasser genutzt und die
Anordnung gewährleistet, dass immer zuerst
Regenwasser genutzt wird.
3
3
750m / a (1.114m / a) Wasser dienen der
Gartenbewässerung auf dem Areal.
Priorität in der Regenwassernutzung liegt in
der Speisung des künstlichen Sees, der in
‘Urbanes Gewässer’ seinen Namen gefunden
hat. Hochwasserschutz, Regenwasserrückhalt
und dessen reduzierten wie kontrollierten
Ablauf auf der einen, Ausgleich von Temperatur, Luftfeuchte und Staubentwicklung auf der
anderen Seite beschreiben die Funktionen
neben der hohen Freiraumqualität, die er in
seiner Größe, Lage und Gestalt zu bieten hat.
Das gesamte Gewässer ist in drei Teilgewässer in funktionaler Hinsicht zu unterscheiden:
Südgewässer, Hauptgewässer, Piazza- und
Nordgewässer. Der tiefste Punkt liegt auf der
Piazza auf dem Marlene- Dietrich- Platz, zu
dem das Wasser aus drei Richtungen über
zum Teil vor allem gestalterisch wirksame
Strömungsstufen hin fließt. Die rhythmischen
10
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Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Wellenstrukturen zeigen nur ein kleines
Spektrum des ansonsten sehr künstlerischen,
fast philosophisch zu nennenden, Umgangs
Herbert Dreiseitls mit dem Medium Wasser.
Für das Publikum machen Umläufe, Brücken
und Treppenelemente das Wasser erlebbarein Ort der Erholung, der Erlebnisse für Kinder, denen ein Bad bei einer Wasserqualität
von 1-2 nicht verwehrt werden muss. Geländerfrei, abgesehen von einigen kurzen Abschnitten auf der Piazza, säumt die insgesamt
1,7km lange Uferkanten mit gegensätzlichen
Ufermotiven das Wasser: ein weicher, dünenartiger Ufersaum steht strengen, linearen
Uferlinie der Naturstein- Werksteine gegenüber. Die teils mit Kies bzw. Sand aufgeschütteten Böschungen und teils senkrechten
Natursteinkanten gleichen die variable Wassertiefe von 25cm bis zu 1,75m, die auf Grund
der unterschiedlichen Bodenbeschaffenheit
und der anschließenden Gebäude entsteht,
aus. Die Dichtungseben des Wasserbeckens
sind in eine zuverlässige Randeinfassung und
Gründungsschicht eingebettet. Die Randeinfassung ist eine Stützkonstruktion aus Beton,
die gewässerseitig eine Natursteinverkleidung
in Form von vorgehängten Randsteinen
erfährt, hinter der die Abdichtung bis zur
Uferkante hochgezogen wird. Diese Form der
Konstruktion soll sich als flexibel bei Frost in
den Wintermonaten erweisen, in denen das
Wasser nicht abgepumpt wird, sondern der
Potsdamer Platz
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Betrieb, so es geht, aufrecht erhalten wird,
oder, wie Publikationen verheißen lassen,
eine Eislauflandschaft den sommerlichen
Besucherstrom nicht abreißen lässt. Zum
anderen besteht die Notwendigkeit eines
zuverlässigen Unterbaus. Da Teile des Gewässers mit Tiefgaragen, dem Tunnel als
Weiterführung der B 98 und Untergeschossabschnitten einzelner Baufelder unterbaut
sind, liegt in diesen Abschnitten die Dichtungsschicht unmittelbar über den unterirdischen Bauwerken. Der Regelaufbau besteht
aus einer 10cm dicken Trägerschicht, einer
Betonplatte B10, auf die die mehrschichtige
Abdichtung folgt: es handelt sich um Kunststoffdichtungsbahnen auf der Basis flexibler
Polyolefine, einem in Rohstoff wie auch in
seinen Pigmenten frei von Chlor und
Schwermetallen bleibenden, hoch reißfesten,
reißdehnungsfesten, perforationsfesten und
druckfesten Material mit einer Trägereinlage
aus Glasvlies. Seine Lebensdauer ist auf
einige Jahrzehnte prognostiziert, in denen es
Bauwerksschwund,
Temperaturschwankungen und Setzungen mit Flexibilität stand hält,
ohne Undichtigkeiten zuzulassen. Die Primärabdichtung beinhaltet zwei Abdichtungsschichten zwischen Filzlagen. Die darüber
liegende Sekundärschicht mit einer Abdichtung deckt eine Schutzbahn gegen die darauf
verlegten Natursteinplatten in flachen Gewässerteilen oder gegen die darauf aufgebrachte
Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Kies- bzw. Sandschicht in tieferen Bereichen
ab. Die Sicherheit, undichte Stellen registrie-
ren und lokalisieren zu können, bietet ein
Online-Motoring- System. Sensoren im Vlies
zwischen beiden Dichtungsebenen halten als
Elektroden ein konstantes elektrisches Feld
zwischen sich und den im Gewässer angeordneten Dioden aufrecht. Ein Leck ist sofort
als verändertes Spannungsverhältnis auf-
grund anderer Leitungsverhältnisse in der
Computerüberwachung zu erkennen und
verfolgen.
Reinigungskonzept: Es wirken
unterschiedliche
Reinigungsstufen
in einem Kreislaufsystem.
Grundparameter
der Umwälzung ist
die Trübung im
Hauptgewässer.
Der Trübungsgrad
bestimmt über die
Umwälzrate. Die
Entnahme des
Umlaufwassers
aus dem Hauptgewässer ist
durch in Filterkies
eingebettete
Bodenabläufe und
Skimmer
geregelt, die ebenfalls
Teile des Reinigungsprozesses sind. Die Einspeisung des
Umlaufwassers erfolgt aus Quelltöpfen auf
Schachtbauwerken im Reinigungsbeet in drei
Gewässerabschnitten, vor allem über Reinigungsbiotope mit einer Gesamtfläche von
2
1.670m . Sinkt der Wasserstand im Hauptge-
10
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wässer wird ihm über das Reinigungsbeet
Regenwasser aus dem Speicher zugeführt.
Diese schilfbewachsene Uferstreifen übernehmen am Haupt- und Südufer, in annähernder Form von Prall- und Gleitufer natürlicher Gewässer, nach dem Prinzip der Pflanzenkläranlage die mechanischen Reinigung
über eine Sand- Schiefer- Zeolith Mischung
und eine biologisch/ chemischen Reinigung
zum einen durch die Mikroben im Schilf, zum
anderen durch den über die Schilfröhren
eindringenden Sauerstoff, der die organische
Belastung abzubauen hilft. Im Regelfall, somit
zum größten Teil des Jahres, ist die erste
Reinigungsstufe,
das
Reinigungsbiotop,
ausreichend. Allerdings unterliegt das Gewässer jahreszeitlichen Schwankungen was die
Algenbildung betrifft, die natürlich im Sommer
verstärkt auftritt. Dem Ablauf kann nach einer
installierten Trübungsmessung ein Mikrosieb
mit einer Maschenweite von 15µm zu geschaltet werden und zusätzlich ein MehrschichtfilPotsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
ter, eine Schnellfilteranlage an der Umwälzzisterne nach nochmaliger Trübungsmessung.
Um der Gefahr, dass das Gewässer umkippt,
zu entgehen, muss innerhalb kürzester Zeit
eine vollständige Umwälzung erfolgen können, um sauerstoffarme Zonen zu verhindern,
was eine gezielte Anordnung der Abläufe zur
Bedingung macht,. Einspeisung und Entnahme sind in einer Strömungssimulation, limnologischer Vorstudie, so optimiert, dass es zu
keinen Stagnationen kommen kann. Aktiviert
wird die Umwälzung bei Erreichen eines
gewissen Wasserstandsniveau in der unterirdischen Umwälzzisterne. Wie schon angesprochen, wird die Umwälzrate nach dem
Trübungsgrad eingestellt: eine Austauschrate
von 31 Tagen mit einer Umwälzung von
3
500m / h war es zum Zeitpunkt der Exkursion
im Frühjahr.
Kristallklares Wasser ist Utopie, aber die
Numerische Strömungssimulation für Optimierung der Zuund Ablaufpunktanordnung
Akzeptanz läuft gerade darüber. Auch für die
Wasserqualität ist die Trübung ein entscheidende Größe, und gerade die Qualität des
Wassers soll im Bereich ‘Badewasser’ gehalten werden. Problematisch ist die Veralgung
des flachen Grundes bei sehr klarem Wasser,
da die Sonnenstrahlen an diesen Stellen bis
zum Grund vordringen. Dazu kommt, dass
gerade in den Anfangsphasen nährstoffarmes
Wasser dem Anwuchs des Schilfgürtels nicht
dienlich ist. Einer starken Algenbildung versucht man zum Teil mit dem temporären
Einsetzen von Karpfen entgegen zu wirken.
Ein weiteres Mittel ist die Einstellung der
Umwälzung auf die Situation.
Um dem Anspruch eines künstlichen Gewässers im urbanen Raum gerecht werden zu
10
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können und dabei auf chemische Zusätze zu
verzichten, erfordert einen sehr hohen technischen, aber auch energieintensiven Aufwand,
der sich auf die Kosten niederschlägt. Grob
geschätzt wurde von einer Bausumme inklusive der Technik von bis 9Mio € gesprochen,
also einem Quadratmeterpreis von ungefähr
2
900€/m . Die immensen Betriebskosten, die
aus einem recht hohen Energieaufwand, so
oft auch erwähnt wird, dass eine optimal
eingestellte Technik den Energieaufwand
minimiert, resultieren, bleiben ein weiter
immenser Kostenpunkt wie sicherlich auch die
Wartung, in der Hand der debis, die sich um
die Verschmutzung durch Stoffeinträge wie
Laub, Hunde- und Vogelkot besonders durch
den Nutzer in Form von Futter für Enten und
Fische, Speisereste und Verpackungen kümmern muss, die sich nicht nur als ästhetisches
Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Problem erweisen, sondern auch ernstliche
Schäden an den Bauteilen verursacht, das
Schilfwachstum nicht unbeeinträchtigt lassen
und die Wasserqualität gefährden. Aber auch
das Regenwasser wird ohne jede Möglichkeit,
es kontrollieren zu können, in die Zisternen
geleitet; Angaben über Mengen, über Effizienz
des Systems sind nicht nachvollziehbar.
Problematisch gestaltet sich seit der Realisierung die Schnittstelle zwischen der Gebäudetechnik um die Brauchwassernutzung bei
Toilet-
tenspülung und Gartenbewässerung innen
und der Ausführung der Technik der Außenanlagen um das urbane Gewässer.
Nicht der Probleme, wahrscheinlich nicht
einmal der Funktion der Regenwasserretention mit Selbstreinigungsprozess in einem
eigenen Kreislauf, so eine Beschilderung
einzig darauf hinweist, die Anlagenteile zum
einen Teil unterirdisch, zum anderen Teil
überflutet oder überwachsen sind, wird der
Besucher auf der öffentlichen Freifläche
gewahr. Aber vom verbessertem Klima im
Wasserbereich unterstützt durch den Wind,
10
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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der der Schleusenwirkung der Bebauung
entspringt, scheint er überzeugt, denn die
Wasserfläche erfreut sich großer Beliebtheit.
Und trotz allen Aufwands, die das Betreiben
des künstlichen Wasserkreislaufes erfordert,
werden zumindest die Investoren bei dem
Kundenstrom, der sich zur Verkaufspause der
Attraktivität des urbanen Gewässers hingibt,
entschädigt sein und ihn für gerechtfertigt
wissen.
Positive Auswirkungen auf das Klima sind in
Hinsicht auf Rechtfertigung eines solch großen Projektes nicht zu vernachlässigen,
genau so wenig wie die Trinkwassereinspa3
rung, die bei bis zu 20.000m / a beträgt, zu
Schonung der Ressourcen beiträgt. Es ist
eine Maßnahme gegen die starke Versiegelung des gesamten Areals, gegen die Überlastung der Kanalisation und des Stoffeintrages
in den Landwehrkanal. Es ist ein attraktives
Gestaltungselement, ein Vorzeigeobjekt, das
in seiner Größe kein Vergleich im Stadtraum
findet.
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
Literatur und Abbildungen:
Sarnafil GmbH in: Detail. Aussenanlagen, 7/ 98, S. 1327- 1328.
Gabriele von Kardorff in: DBZ.
Deutsch Bauzeitschrift, 2/99, S.9196.
http://www.fh-weihen
stephan.de
/la/06_skripten/bauko/bauko2/wa/do
wnloads/wa-t3-2beispielproj.pdf
http://www.dreiseitl.de
Potsdamer Platz
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Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Susann Kintat
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Bauhaus - Universität - Weimar
debis – Zentrale, Potsdamer – Platz
Bearbeitung: Christian Lippmann
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Bauhaus - Universität Weimar
Projektsteckbrief:
Projektbezeichnung
Debis- Zentrale
Daimler Crysler AG
Standort
Potsdamer Platz
Berlin- Tiergarten
Auftraggeber
Daimler Crysler AG
Projektrealisierung:
Daimler Crysler
Immobilien GmbH
10875 Berlin
Auftragnehmer
Renzo Piano Buliding Workshop
Christoph Kohlbecker
Bauherr
Daimler Crysler Ag
Bauzeit
Oktober
1993
Oktober
1998
Größe
550.000m² Bruttogrundfläche
Schlagworte zum Projekt
energetisch zukunftsweisend
umweltpolitisch verantwortungsvoll
ökologisches Gesamtkonzept
natürliche Belichtung, Belichtung
Wasserkonzept, Energiekonzept
Projektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
11
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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Situation, Objekt
Der Debis Hauptsitz hat seine Adresse
in der Eichhornstrasse 3 und wurde bereits 1997 bezogen, zu einer Zeit, in der
der Potsdamer Platz noch eine riesige
Baustelle
war.
Mit
einer
Bruttogeschossfläche von 45.100 Quadratmetern gehört das Gebäude zu den
grössten Neubauten auf Europas
grösster Innenstadtbaustelle der Neunziger Jahre.
Der Grundriss erstreckt sich auf 82 Metern und beschreibt die Form eines langgestreckten Dreiecks. Im Norden wird der
Bau durch die Eichhornstrasse und den
Marlene Dietrich Platz gefasst, östlich und
westlich begrenzen die Schellingstrasse
und eine Tunneleinfahrt die Lage.
Der Baukörper besteht aus 21 Geschossen und gliedert sich in verschieden Bauteile mit unterschiedlichen Dimensionen.
An der Struktur der Baukörper kann man
seine Funktionen direkt ablesen, es bilden sich Aufzüge und Treppenhäuser
hinter der transluzenten Fassade ab und
teilweise ist der Einblick in Bürobereiche
gestattet.
Die Fassade geht in Richtung Süden in
eine gläserne Hülle über und bildet zuProjektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
sammen mit dem von Piano entworfenen Büroturm im Norden des Areals eine
städtebauliche Klammer. Die Ost- und
Westfassade der niedrigeren Gebäude
teile bestehen aus Aluminium, an denen
Terrakottaformteile höchster Präzision
hängen. Senkrechte Vorsprünge gliedern
die Fassade und bilden zugleich das
Traggerüst mit den waagerechten Stäben.
Schwere
Stahlträger
im
zweigeschossigen Sockel halten die Lasten
der oberen Büroetagen, während Erdund erstes Obergeschoss im Strassenraum neben solcher Massivität kaum zur
Geltung kommen. Netzartig liegen die
massiven Steinelemente vor der Glasfassade, verlieren jedoch an Strenge.
Süd- und Westseite des Hochhauses
sind mit einer gläsernen Doppelfassade
verkleidet, die sich entsprechend der Aussentemperatur und Sonneneinstrahlung
automatisch be- und entlüftet werden.
Sie vereint bauökologische Aspekte mit
bautechnischen: Zum einen kann das
Gebäudeklima über die Fassade reguliert, zu anderen wird aber auch gleichzeitig
ein
Schallschutz
am
hochfrequentierten Potsdamer Platz gewährleistet.
Zentraler Raum des Gebäudes ist das
Atrium, das mit 82 Metern Länge, 14
Metern Breite und einer Höhe von sieben
Geschossen so gross ist wie das Mittelschiff von Notre Dame. Während jedoch
die gotischen Baumeister das Licht von
11
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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den Seiten in den Innenraum lenken, führt
Piano das Licht von oben in das Atrium.
jedoch ist im Gegensatz zu den dunklen
düsteren Kathedralen ist Pianos Exkurs
lichtdurchflutet und heiter, was dem
Raum die Möglichkeit gibt zugleich
Empfangshalle und Ausstellungsraum zu
sein. Er verbindet durch seine Offenheit
aber auch das Medium des Arbeitens mit
dem des Lebens- und Erfahrungsraum
und ist somit auch der Öffentlichkeit zugänglich; Cafés, Restaurants und Ladengeschäfte
bestehen
neben
Bürostrukturen.
Ökologie und Umweltpolitik
Im planerischen Entscheidungsprozess
am Potsdamer Platz spielte Ökologie
eine wesentliche Rolle hinsichtlich der
neuen zukunftsweisenden Technologien,
speziell im Bauwesen.
Seit Beginn der Planungen wurden Bauökologen der Drees & Sommer AG beauftragt das Daimler Crysler Projekt zu
betreuen.
Alle Gebäude am Potsdamer Platz werden zentral aus dem neuen Heizkraftwerk
Mitte und durch eine Kälteanlage vor Ort
Projektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
Bauhaus - Universität Weimar
versorgt. Durch den Einsatz modernster
Technik wird im HKW- Mitte aus Brennstoff zu 50% elektrische Energie gewonnen bei herkömmlichen Ausbeuten von
30- 40%. Anfallende Abwärme wird direkt in die Gebäude am Potsdamer Platz
geleitet. Im Sommer werden die Gebäude mit Hilfe dieser Fernwärme gekühlt.
Wärme wird mit umweltfreundlicher Absorptionstechnik ohne FCKW- haltige
Kältemittel umgewandelt. Die gewählte
Art der Energieversorgung verringert den
CO2 - Ausstoss um 70% (48.000 t CO2)
gegenüber einer zentralen Eigenversorgung. Die Konzeption der Debis- Zentrale ermöglicht eine weitgehend natürliche
Lüftung und den Verzicht von energieaufwendigen Klimaanlagen. Gegenüber der
konventionellen Klimatechnik wird hier
rund 50% an Energie eingespart. Der
ganzjährige Heizenenergieverbrauch
liegt bei 70 kWh/m². Vergleicht man diesen Wert mit ähnlichen Gebäuden gleicher Grössenordnung, die zwischen 100140 kWh/m² Energie verbrauchen, wird
man feststellen, dass die vorgeschriebenen Werte der Wärmeschutzverordnung
1995 wesentlich grösser sind. Der Vorteil kann auch auf Investorenseite gesehen werden, die durch den Einsatz
moderner Technik enorme Kosten für Unterhaltung von Gebäuden einsparen.
Optimaler Einsatz von Lichtlenk- und
11
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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Blendsystemen verringert zusätzlich den
Verbrauch an elektrischer Energie.
Das Debis Hauptgebäude fängt auf seinen gesamten Dachflächen Regenwasser auf. Ein Teil wird von der
Dachbegrünung verbraucht oder verdunstet und kann positiv zum unmittelbaren
Klima der Umgebung beitragen. Ein weiterer Teil dient zur Nachspeisung des
künstlichen Sees und zur Bewässerung.
Das restliche Regenwasser wird für sanitäre Einrichtungen, vor allem WC- Spülungen, verwendet, was eine Einsparung
von rund 20.000 m³ Trinkwasser
bedingt.
Architektur und Konstruktion
Obwohl die Hochbaukonstrktion
einigermassen gewöhnlich ist, stellt die
Grösse und Komplexität des Daimler
Crysler Bauvorhabens an Architketen
und Ingenieure besondere Anforderungen,
besonders
aufgrund
der
Grundwassersituation. Der Einsatz von
Schwimmbaggern- und kränen war unverzichtbar zur Erstellung der Fundamente. Die Tiefgeschosse sind gegen Auftrieb
verankert und später abgepumt worden.
Das erste fertig gestellte Gebäu-
Bauhaus - Universität Weimar
de im Neubau- Ensemble am Potsdamer Platz ist das Debis Haus. Die unmittelbare Umgebung bot kaum kontextuelle
Bezüge für die äussere Gebäudegestalt.
Eine Intervention der Architekten war die
maximal mögliche Ausnutzung an Licht,
zusätzlich einen weitgehendste natürliche
Belüftung.
Atrium
Die Architekten haben das Atrium als Innen- und Aussenraum behandelt. Die
Umrisse der Halle werden gebildet durch
mit Terracotta verkleidete Pfeiler, die auf
der
Höhe
der
zweiten
Obergeschossdecke seitlich einspringen, um die gleichen nach aussen offenen Kastenprofilträger aufzunehmen, wie
man sie an der Aussenfassade findet.
Darüber erstrecken sich auf fünf Etagen
Fensternbänder zwischen den Pfeilern.
Reihen aufwärts geneigter „ Regale“ aus
mit weissen Streifen gefrittetem Glas
überspannen die Ober- und Unterkanten
der Fensteröffnungen sowie die
Fensterbrüstungspaneele. Die Glaslamellen dienen einerseits der Akustik
und eliminieren die Echobildung im Atrium, unterstützt von der schalldämmen-
Projektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
den Verkleidung der Fensterbrüstungen
aus
Lochblechpaneelen
über
Steinwollplatten. Die Glaslamellen unterhalb der Fenster schützen ausserdem vor
11
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Einblicken von unten, während die oberhalb der Fenster angebrachten das durch
das gläserne Atriumdach einströmende
Tageslicht in die Büros lenken. Zusätzlich unterstützen sie die energiesparende
Funktion des Atriums als Übergangsklimaszone zwischen Aussen- und Innentemperatur und dienen der natürlichen
Belichtung und Belüftung der angrenzenden Büros durch einfach verglaste Fenster. Die „Glasregale“ haben eine
gleichermassen nützliche wie ästhetisch
Funktion: Sie mildern den kolossalen
Eindruck der hoch aufragenden Innenfassade und stellen den Bezug zum Dach
der Halle her.
Von den Stützeköpfen erheben sich
schlanke Stahlrohrpfosten, auf denen
das Stahltragwerk des Glasdachs ruht.
Davon abgehängt sind Reihen mit geraden weissen Streifenmuster gefritteten
Glastafeln. Während sie in Richtung Norden Blick in den Himmel erlauben, wirken sie nach Süden als Sonnenschutz
und.
Der Renzo Piano Building Workshop investierte viel Arbeit in die Entwicklung
moderner Schichtenfassadentechnik.
Projektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
Fassade
Der Entwurf der Terracottafassaden für
den Aussenbereich sollte energetisch
hochwirksam sein. Man entwickelte je
nach
Gebäudeausrichtung
zwei
Fassadentypen: opake Form und transparente Form
Erstere ist die regenbeständige
Haut aus Terracottaplatten vor hochgedämmter Aussenwand und hat preisgünstige Standardfenster, die sich öffnen
lassen. Diese Aussenhaut zeigt einen
Wechsel von Material und Lücke in architektonischer Qualität; gleichzeitig schützt
sie die Hinterfassade vor der Witterung.
Der zweite Fassadentyp ist ähnlich konstruiert, besitzt aber zusätzlich eine
äussere Schicht aus verstellbaren Glaslamellen. Die belüftete Fassade wird an
den West- und Südseiten des Hochhauses eingesetzt, die Wind, Regen und und
Verkehrslärm am stärksten ausgesetzt
sind; die weniger belastete Ostseite des
Hochhauses zeigt die gleich opake Front
wie die restlichen Gebäudeteile. Die beiden Fassadentypen mit geneigten Glaslamellen des Atriums gehören zum
Massnahmenbündel der optimalen Nutzung von Tageslicht und natürlicher Beund Entlüftung.
Die opaken Fassaden wurden so gestaltet, dass sie so viel Tageslicht wie möglich in die Büros lassen, die Sicherheit
11
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abgeschirmter Innenräume bieten und
zugleich
blendendes
Licht
ausschliessen.
Die äussere Lage aus Glaslamellen reduziert die Windbeanspruchung der eigentlichen Fassaden und schützt diese
zugleich vor Regen, so dass die Fenster
jederzeit geöffnet bleiben können, unabhängig ihrer Höhe - und die Büros während der Arbeitszeit natürlich belüftet und
nachts gekühlt werden können.
Im Winter lassen sich die Lamellen
schliessen und sorgen so für eine luftgefüllte Pufferzone vor der Fassade. Im
Sommer lassen sie sich dann mit unterschiedlichen Neigungen öffnen, so dass
der Hohlraum als Konvektionsschacht
fungiert, durch den Warmluft nach oben
abzieht und Frischluft in die Räume gesogen wird. Die Büros lassen sich so im
Jahresverlauf länger natürlich belüften.
Bei Temperaturen über 30° Celsius genügen mechanische Lüftung und Kühldecken, um angenehme klimatische
Zustände zu erzeugen.
Vor den Fenstern befinden sich farblich
angepasste Jalousien, die je nach Bedarf eingesetzt werden können um Blendungen am Arbeitsplatz zu vermeiden.
Projektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
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Resümee
Renzo Piano hat sich zusammen mit
Kohlbecker und den anderen involvierten
Architekten intensiv mit der Planungsaufgabe auseinandergesetzt. Vom anfänglichen Masterplan bis hin zum Detail
am Debis Tower wird sein Bestreben
nach Gesamtlösungen sichtbar, die sich
von städtebaulicher und auch konstruktiv
ökologischer Seite beurteilen lassen.
Für den Berliner Städtebau hat er ein
sichtbares Zeichen gesetzt, dass durch
seine Architektur und die der anderen Architekten, den Potsdamer Platz zu einer
neun Mitte werden lässt.
Wenn ich mir an dieser Stelle ein Urteil
erlauben darf, die Dimensionen sind ein
wenig gross ausgefallen.
Hier stellt sich die Frage nach der Ökologie, die im Kleinsten zu finden sein soll.
Solche Baumassen bedürfen eines enormen Aufwandes und verbrauchen erstmal sehr viel Energie, die sie später
einsparen wollen?; da hat man doch
nichts gespart, sondern nur verlagert.
Auf der anderen Seite sind aber wirklich
„energetische Trends“ gesetzt worden,
die auch nachhaltig sind. Piano verfolgt
gesamtheitliche Planungsansätze beim
Debis- Gebäude und seine Studien greifen an das technisch heute erreichbare
Maximum.
Ob letztlich solche Aufwendung ökologischer sind als andere bleibt zu hinterfragen, Piano`s Prestige Architektur setzt
zumindest Zeichen.
Aus ökologischer Sicht scheint es überdurchschnittlich zu sein. Wasserrecycling, Lichtlenk- und Gebäudetechnik
auf höchsten Niveau, scheinen Systeme
zu sein, die in Zeiten beschränkter Ressourcen nach vorn schreiten.
Besucher, die sich erstmals mit der Materie auseinander zu setzten versuchen,
werden erschlagen von dieser Pracht. ...
Projektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
verwendete
Literatur und Links
Berlin Stadtwandel, 1998
Die neuen Architekturführer Nr.1
Verlag Daniel Furhop Berlin
Renzo Piano Building Workshop
Band 1- 4
Hatje Cantz Verlag, 2000
Ein Stück Grosstadt als Experiment
Planungen am Potsdamer Platz Berlin
Vittorio Magnago Lampugnani und
Romana Scheider
Gerd Hatje Verlag, Stuttgart
http://www. stadtentwicklung.berlin.de
http://www. RPBW.com
http://www.debis.de
http://www.baunetz.de
http://www.archINFORM.de
Autor:
Christian Lippmann
A/99/H
Matrikel
990864
Projektsteckbrief: Debis Zentrale - Potsdamer Platz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Kollhoff – Gebäude, Potsdamer – Platz
Bearbeitung: Michael Bender
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Michael Bender
PROJEKTSTECKBRIEF:
Büro- und Geschäftshaus
Potsdamer Platz 1
Berlin
Architekt Prof. Hans Kollhoff
Projektleiter Jasper Joachimsen
Bauherr DaimlerChrysler AG Stuttgart
Bauzeit 1997-1999
Gebäudehöhe 101 m
Anzahl der Geschosse 26
Bruttogeschossfläche 33.500 m²
Baukosten 100 Mill. DM (51 Mill. €)
Schlagworte zum Objekt
Torsituation
Klinkerfassade
Glasüberdachtes Atrium
Aussichtsplattform
Stichworte zum ökologischen Gesamtkonzept
Energie und Wärme
Lüftung
Sonnen- und Blendschutz
Regenwassernutzung
Kollhoff-Gebäude
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Exkursion Berlin
ARCHITEKTUR
Beschreibung
Die Gesamtkosten für die Bauten am
Potsdamer Platz beliefen sich auf rund
3,5 Mrd. DM (1,8 Mrd. €), davon entfielen auf das von Hans Kollhoff konzipierte Bürohochhaus 100 Mill. DM (51
Mill. €).
Mit 26 Stockwerken ist es das höchste
Gebäude des DaimlerChrysler-Areals.
Der spitzwinklige Dreiecksgrundriss ist
durch eine auf Pfeilern ruhende Erweiterung zur Neuen Potsdamer Straße hin
ergänzt, so dass sich zum Potsdamer
Platz hin eine schmale Front ergibt, die
einen stumpfen Winkel bildet. Aufwendig gestaltet entwickelt sich das Gebäudevolumen mehrfach abgestuft aus der
Traufhöhe der entlang der Neuen Potsdamer Straße angrenzenden Bauten.
Zwischen den rückwärtigen Gebäudeflügeln liegt ein viergeschossiges Atrium,
in dem regelmäßig Empfänge stattfinden. Aus gestalterischen Gründen traten
hier jedoch in der Vergangenheit Akustikprobleme auf, die derzeit beseitigt
werden.
Kollhoff-Gebäude
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Michael Bender
Das Gebäude besitzt eine Doppelfassade. Die tragende Stahlbetonkonstruktion ist mit verschiedenen Materialien
verblendet.
Erdgeschoss und erstes Obergeschoss
sind mit einer Verkleidung aus graugrünem Granit zu einer Sockelzone
zusammengefasst. Den Jochbreiten der
Pfeilerstellung entsprechen die Erdgeschossfenster, im ersten Obergeschoss
sind diese Felder in je zwei Fenster
unterteilt. Von der zweiten Etage an ist
die Fassade komplett mit Klinkern verkleidet, schmale Granitbänder deuten
hier Fenstergesimse an.
Im ersten Fassadenabschnitt überwiegt
eine Horizontalgliederung mit umlaufenden Brüstungsbändern, denen nur
die vertikale Ausrichtung der zweigeteilten Fenster entgegensteht. Darüber
führen Lisenen, die die Fenstergesimse
durchbrechen, einen Vertikalakzent in
die Fassade ein. Schließlich verbinden
sich die Fensterteilungen im Oberflächenprofil zu schmalen Lisenen und begründen eine dominante senkrechte
Struktur. Den Abschluss des Gebäudes
bildet ein Kranz nebeneinander gereihter
Klinkerstreben.
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Türen und Fenster der beiden unteren
Geschosse sind als Stahlkonstruktionen
mit außen liegenden Bronzeprofilen gefertigt, in den darüber liegenden Stockwerken sind Holzfenster mit außen liegender Bronzeverkleidung eingesetzt.
Ebenerdig liegt eine zweigeschossige
Eingangshalle, die von der Alten und
Neuen Potsdamer Straße her erschlossen wird. Die vertikale Erschließung erfolgt durch drei mal drei Aufzugsgruppen
im Foyer. Jeweils um eine zentrale Etagenlobby, die mit Marmor und Granit
ausgestattet ist, gruppieren sich die
Räume der oberen Stockwerke. Außer
in den Fluren gibt es im gesamten Gebäude keine abgehängten Decken.
Dafür besitzt der Fußboden einen 15 cm
hohen Hohlraumboden.
Für den Einzelhandel ist das Erdgeschoss konzipiert. Es folgen die Büroetagen, in denen die einzelnen Räume
durch Gipskarton-Wände voneinander
getrennt sind. im 24. und 25. Obergeschoss befindet sich eine Aussichtsplattform. Nachts wird das Gebäude mit
Strahlern inszeniert.
Derzeit sind rund 95 % des Gebäudes
vermietet. Die Miete beträgt 55 DM/m².
Kollhoff-Gebäude
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Michael Bender
Beurteilung
Architekt
Unangepasst, schroff und kompromisslos, so lässt sich die Wirkung des „Kollhoff-Tower“ beschreiben. Hart und direkt
tritt er seiner Umgebung entgegen. Das
Gebäude erscheint kompakt und in sich
geschlossen, die Fassade thematisiert
die Schwere und Solidität des Aufbaus.
Durch die kräftigen Pilaster des Granitsockels ist der Bau fest mit dem Erdboden verwurzelt. Gleichzeitig steht die
Wahl der Verkleidungsmaterialien für ein
handwerkliches Bauen, bei dem der
Fassadenaufbau auf das kleinste Element, den Klinker, zurückführbar bleibt.
Moderne technische Errungenschaften
sind aus dem Blickfeld verbannt. Sicher
komponiert entwickelt die Fassadengliederung einen mit zunehmender Höhe
sich verstärkenden Rhythmus, der das
Gebäude nach oben streben lässt, so
als seien 26 Geschosse noch nicht
ausreichend. Seine markante Gestalt,
die an amerikanische Hochhausarchitektur des frühen 20. Jahrhunderts erinnert,
sichert dem Gebäude den höchsten
Wiedererkennungswert am Platz.
Hans Kollhoff wurde 1946 in Lobenstein,
Thüringen, geboren. Von 1968 bis 1975
studierte er Architektur an der Universität Karlsruhe. Im Jahre 1978 gründete er
sein eigenes Büro. Nach diversen Lehrtätigkeiten ist er seit 1990 Professor an
der ETH Zürich.
Zu Kollhoff´s Arbeiten in Berlin zählen
die Leibniz-Kolonnaden, der Hofgarten
am Gendarmenmarkt und die Stadtvillen
am Malchower Weg. Ferner gewann er
den städtebaulichen Wettbewerb zur
Umgestaltung des Alexanderplatzes.
Hans Kollhoff ist ein Vertreter der traditionellen Architektur und legt viel Wert
auf die Funktionalität eines Gebäudes
sowie die Qualität der Baumaterialien.
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Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Michael Bender
UMWELT UND ÖKOLOGIE
Im planerischen Entscheidungsprozess
am Potsdamer Platz spielte Ökologie
hinsichtlich des Einsatzes moderner
Technologien als Zukunftsinvestition
eine wesentliche Rolle.
Seit Beginn der Planungen für den
Potsdamer Platz im Jahre 1992 wurden
die Bauökologen Dress & Sommer AG
(DS-Plan) beauftragt, kontinuierlich das
DaimlerChrysler-Areal zu betreuen.
Den Architekten wurde beim Bau neben
Senkung von Schadstoffausstoß und
Energieverbrauch auch die Auswahl von
umwelt- und gesundheitsgerechten Baustoffen zur Aufgabe gemacht.
So mussten zur Wärmedämmung luftgeschäumte Dämmstoffe und bei den
Schalungsarbeiten Rüben- und Rapsöl
statt umweltgefährdende Mineralöle eingesetzt werden. Außerdem durften bei
den Gebäuden keine Tropenhölzer zum
Einsatz kommen.
Zum Zeitpunkt der Konzeptionen für
Kollhoff´s Gebäude im Jahre 1994 war
die zur Verwendung vorgesehene ökologische Gebäudetechnik noch Hightech,
heute ist sie bereits Standard.
Kollhoff-Gebäude
Energie und Wärme
Die Gebäude am Potsdamer Platz werden zentral durch das Gas betriebene
Heizkraftwerk Mitte, welches über eine
moderne Kraft-Wärme-Kopplung verfügt,
sowie eine Kälteanlage vor Ort versorgt.
Durch den Einsatz modernster Technik
wird im HKW Mitte aus dem eingesetzten Brennstoff statt der üblichen 30 bis
40 % bis zu 50 % elektrische Energie
gewonnen.
Die anfallende Abwärme heizt über
Fernwärmeleitungen die Gebäude am
Potsdamer Platz. Im Sommer werden
mit Hilfe dieser Fernwärme die Gebäude
gekühlt. Die Umwandlung von Wärme in
Kälte geschieht mit Hilfe einer umweltfreundliche Absorptionskältetechnik, die
keine FCKW-haltigen Kältemittel benötigt. Dadurch ist ein ganzjähriger Betrieb
des Heizkraftwerkes möglich.
Die gewählte Art der Energieversorgung
führt dazu, dass der CO2-Ausstoß gegenüber einer dezentralen Eigenversorgung der einzelnen Gebäude des
DaimlerChrysler-Areals um 70 % geringer ausfällt.
Obwohl die WSchVO 1995 noch nicht
auf das DaimlerChrysler-Areal am Potsdamer Platz angewendet werden musste, unterschreiten die Gebäude die darin
vorgegebenen Werte. Der erwartete
Heizenergieverbrauch der Gebäude liegt
bei rund 70 kWh/m² pro Jahr.
Derzeit wird der Energiekennwert des
von Kollhoff entworfenen Gebäudes
überprüft. Um dort den beabsichtigten
Wert erreichen zu können, werden die
Nutzer des Gebäudes unter anderem
dazu aufgefordert, die Fenster nicht zu
kippen, wenn die Heizung an ist.
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Natürliche und mechanische Lüftung
Sämtliche Räume in Kollhoff´s Gebäude
besitzen, unter anderem zur Abpufferung der starken Windkräfte, Kastenfenster. Sie gewährleisten eine natürliche Be- und Entlüftung. Die inneren
Flügel dieser Fenster sind dreh- und
kippbar. Die Glasscheibe des äußeren
festen Fensterelements besitzt einen
Spalt, der je nach Jahreszeit an einer
Schraube reguliert wird und somit die
Wärme im Raum beeinflussen kann.
Kollhoff-Gebäude
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Michael Bender
Im Sommer sind oben und unten Schlitze, damit die Wärme abgeführt wird. Im
Winter hingegen ist die obere Öffnung
geschlossen, um einen Wärmestau
(Wintergarteneffekt) zu erzeugen. Das
äußere Fensterelement wird zu Beginn
und am Ende der Heizperiode dementsprechend eingestellt.
Außerdem dienen die Kastenfenster zur
Reduzierung des äußeren Lärmpegels
von 70-80 dB um durchschnittlich 7 dB
sowie zur Vermeidungen von Zugerscheinungen im Gebäude. In den Räumen gewährleisten sie einen dreifachen
Luftwechsel.
Auf den Einbau einer energieaufwendigen Klimaanlage in das Gebäude wurde
verzichtet, stattdessen steht zusätzlich
zur natürlichen eine mechanische Lüftung unterstützend zur Verfügung.
Die Büros sind an eine Lüftungsanlage
angeschlossen, die sie mit ausreichend
Frischluft versorgt und eine Wärmerückgewinnung besitzt.
Die Lüftungsanlage wird in der Regel
nur bei sehr warmen Wetterlagen und
während der Heizperiode genutzt. Sie
kann im Flur zentral an- und abgeschaltet werden. In der übrigen Jahreszeit ist
die Fensterlüftung vorteilhafter. Sie
schafft ein natürliches Raumklima und
benötigt keine Energie.
Die Nutzer des Gebäudes sind dazu
angehalten, die Fenster nicht zu öffnen,
wenn die Lüftungsanlage an ist, um eine
Energieverschwendung zu vermeiden.
Sollte man die Fenster dennoch öffnen
wollen, darf dies nur stoßweise für maximal 5 bis 10 Minuten geschehen.
An sehr warmen Tagen können die Nutzer in den Büros eine Nachtlüftung vornehmen, indem sie die Fenster abends
in Kippstellung öffnen. Die Räume kühlen dadurch ab und tagsüber wird weniger Energie zum Kühlen verbraucht.
In den Fluren befindet sich unter den
abgehängten Decken ein Kühlsystem,
das zum Einsatz kommt, wenn die normale Lüftung in den Büroräumen nicht
mehr ausreicht. Durch kombinierte
Wand-Quellauslässe kann die 18º C
kalte Luft mit geringer Geschwindigkeit
nach unten in die Räume wabern. Dort
erwärmt sie sich an den thermischen
Lasten der EDV-Anlagen und steigt erwärmt nach oben, wo sie wieder abgesaugt wird.
Die Dach- und Fassadenklappen im
Atrium werden regelmäßig automatisch
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geöffnet. Durch den Schornsteineffekt
strömt frische Luft in das Atrium nach.
Die Steuerung läuft automatisch und ist
an die Witterungsbedingungen angepasst. Das Atrium ist durch die natürliche Durchlüftung fast wie ein Außenraum zu sehen.
Im Sommer werden alle Atriumsklappen
sowie die Fenster der an das Atrium
angrenzenden Räume nachts automatisch geöffnet. Diese Fenster sind außerdem kippbar. Sie werden über Schalter
neben der Tür geöffnet.
Der optimale Einsatz der Gebäudetechnik ermöglicht im Gebäude die Einsparung von 50 % der Primärenergie
gegenüber einer konventionellen, ganzjährig eingesetzten Klimaanlage.
Kollhoff-Gebäude
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Michael Bender
Sonnen- und Blendschutz
Mittels Computersimulation und Modellversuchen mit künstlichen Sonnen wurde bei der Konzeption ermittelt, wie das
Tageslicht in Kollhoff´s Gebäude optimal
genutzt werden kann. Durch die Optimierung lässt sich der Kunstlichteinsatz
minimieren, was mit einem entsprechend geringeren Stromverbrauch verbunden ist. Im gesamten Gebäude finden sich nur Energiesparlampen.
Auch bei der Wahl der Sonnen- und
Blendschutzsysteme wurde darauf geachtet, dass genügend Tageslicht bei
der Nutzung der Systeme verwendet
werden konnte.
Bei den Kastenfenstern befindet sich die
als Sonnenschutz dienende Jalousie
zwischen der Doppelfassade. Die oberen Lamellen sind fixiert, während hingegen die unteren flexibel sind. Die Jalousie wird automatisch mit Windwächtern und Fotozellen gesteuert. Man kann
sie jedoch jederzeit selber über Schalter
neben der Tür verstellen.
Von April bis Oktober fährt der Sonnenschutz bei einer höheren Einstrahlung
herunter. Dies kann auch bei bedecktem
Himmel der Fall sein. Hingegen fährt er
von November bis März nicht automatisch herunter. In diesen Monaten spart
jeder Sonnenstrahl, der in die Büros fällt,
Heizenergie. Der Sonnenschutz wird
nur heruntergefahren, wenn man sich
geblendet fühlt.
Die Terrassentüren sind mit innen liegenden Rollos als Blendschutz ausgestattet. Man kann diese über Schalter
neben der Tür herunterfahren.
Regenwassernutzung
Im DaimlerChrysler-Areal wird das Regenwasser der insgesamt 50.000 m²
Dachflächen aufgefangen.
Das von Kollhoff entworfene Büro- und
Geschäftshauses besitzt auf den verschiedenen, abgestuften Dachflächen
eine extensive Dachbegrünung, die das
Wasser aufsaugt und anschließend
verdunstet. Dies trägt zur Verbesserung
des Mikroklimas in der unmittelbaren
Umgebung bei.
Der überschüssige Teil des Regenwassers wird in fünf Zisternen unter der
Erdoberfläche gesammelt und von dort
aus für die Notkühlung sowie die Toilettenspülung in den Gebäuden verwendet. Außerdem werden damit die Frei12
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flächen bewässert sowie ein künstlicher
See nachgespeist.
Mit diesem Konzept wird eine erhebliche
Menge an Trinkwasser pro Jahr gespart.
Beurteilung
Die geschilderten Maßnahmen besaßen
einen beispielhaften Charakter für andere Investoren in Berlin. Sie zeigten, dass
bei Büroneubauten große Einsparpotentiale erschlossen werden können.
Allerdings resultierte das ökologische
Konzept in erster Linie aus den Anforderungen, die das Land Berlin an die Bauherren am Potsdamer Platz gestellt
hatte, und nicht aus deren Willen, freiwillig eine Vorbildfunktion zu erfüllen.
So führten die technischen und finanziellen Notwendigkeiten DaimlerChrysler
zur Beauftragung der renommierten
Firma DS-Plan, die gemeinsam mit den
Architekten, darunter Kollhoff, das ökologische Gesamtkonzept konzipierte.
Aufgrund der Anforderungen ist ihr Konzept jedoch hauptsächlich auf den Aspekt Wasser konzentriert. Andere Elemente, wie die Nutzung der Sonnenenergie spielen hingegen nur eine untergeordnete Rolle.
Kollhoff-Gebäude
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Michael Bender
QUELLEN
Der neue Potsdamer Platz:
Ein Kunststück Stadt
Andreas Muhs und Heinrich Wefing
be.bra-Verlag, Berlin, 1998
Der Potsdamer Platz:
Urbane Architektur für das neue Berlin
Yamin von Rauch und Jochen Visscher
Jovis, Berlin, 2000
Projekt Potsdamer Platz:
1989 bis 2000
Mark Muenzing und Vincent Mosch
Nishen, Berlin, 2001
www.archinform.de
www.baunetz.de
www.potsdamerplatz.com
www.potsdamerplatz.de
www.stadtentwicklung.berlin.de
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Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Rogers – Gebäude, Potsdamer – Platz
Bearbeitung: Silvia Svitekova
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Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Silvia Svitekova
Projektsteckbrief
Rogers Gebäude
DaimlerChrysler
Standort:
Potsdamer Platz, Berlin
Bauherr:
DaimlerChrysler AG
Projektrealisierung:
DaimlerChrysler Immobilien GmbH
Architekten:
R. Rogers
Kategorie: Bürogebäude , Wohnungsbau
Fertigstellung: 1998
Rogers-Gebäude
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Exkursion Berlin
Zahlen
Bruttogrundfläche( Büro ): 550.000 qm
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Silvia Svitekova
bäude, 1 Wohnungsbau) besitzen eine
Fläche von 57.800 m2 und sind 1998
gebauten worden.
Verbrauchsminderung, Regenwassernutzung
Die Ökologische Strategie
Das Gebiet: 57.800 qm
Grundstücksverhältnis(1): 54.9 x 52.6 m
Bauhöhe: von 27 bis 29m
Geschosse: max. 9
Die Zukunft Potsdamer Platz
Die Zukunft des Gebietes um den Potsdamer Platz nahe des einstigen Verlaufs
der Mauer, war das Thema der Diskussionen in Berlin. Im Jahr 1991 wurde
von den Stadtbehörden ein internationaler Wettbewerb für einen Masterplan für
den Wiederaufbau ausgeschrieben.
Rogers war bereits von einigen wichtigen Teilbesitzern des Geländes ( DaimlerBenz ) für ein Projekt miteinbezogen
worden. Sein Konzept wurde aber als zu
radikal abgelehnt. Der Wettbewerb für
das DaimlerChrysler Gebäude ist zusammen von Rogers, Renzo Piano mit
Christoph Kohlbecker gewonnen worden. 3 Gebäude von Rogers (2 BürogeRogers-Gebäude
Die Verantwortung
Im planerischen Entscheidungsprozeß
am Potsdamer Platz spielte Ökologie
eine wesentliche Rolle. Seit Beginn der
Planungen sind Bauökologen der Drees
& Sommer AG beauftragt das DaimlerChrysler Projekt zu begleiten.
Schlagworte zum Ökologischen Konzept
Ressourcen sparendes Bauen
Energiegewinnendes Bauen:
Nutzung regenerativer Energien,
Sinne, Wind, Wasser, Biomasse
Energiesparendes Bauen:
Wärmedämmung, Rückgewinnung,
Speicherung
Materialsparendes Bauen:
recycelbare Baustoffe
Kapital sparendes Bauen:
dezentrale Produktion, lokale Baustoffe
Boden sparendes Bauen:
verdichtetes Bauen, Brauchflächenutzung
Trinkwasser sparendes Bauen:
Energiekonzept
Dicht gesetzte Gebäude und offene
Plätze erzeugen öffentliche und halböffentliche Räume. Der offene Raum bildet
den Mittelpunkt. Die ökologische Strategie trägt dazu bei, dass Energie mittels
maximaler Ausnutzung des Tageslicht
eingespart wird und zur natürlichen
Belüftung der Bebauung beiträgt. Große
Atrien zerschneiden diese Blöcke und
öffnen sie für das Publikum. Man verwendet passive Energie in Atrium. Mit
seinen Längsseiten ist das Gebäude
nach Süden ausgerichtet und wird von
Südwesten her über einen thermisch
abgetrennten Windfang betreten.
Das Atrium
Das Atrium begünstigt die Luftzirkulation
und steht als „Übergangsklimazone“
zwischen Außen- und Innentemperatur.
Den oberen Abschluss bildet das gläserne Atriumdach, durch das einströmendes Tageslicht in die Büros gelenkt
wird.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Fenster: transparente Isolierglasverkleidungen auf allen Seiten gewährleisten
einen freien Blick nach außen. Jalousien
verringern die Aufheizung durch starkes
Sonnenlicht, während Tageslichtsensoren den Verbrauch elektrischen Lichts
herabsetzen.
Die Gebäude haben das Zertifikat erhöhter Dämmstandard der WschV erhalten. Der Verbrauch der Heizenergie:
70kWh/m2. Gegenüber einer konventionellen Art kann man nur mit der Hälfte
Energie die Gebäude versorgen.
Versorgung
Alle Gebäude am Potsdamer Platz werden zentral aus dem neuen Heizkraftwerk Mitte (Khw) versorgt. Man verwendet auch zentrale Kälteanlage. Diese
Technik leistet zu 50% elektrische Energiegewinnung. Die anfallende Abwärme
versorgt mit der Hilfe Fernwärmeleitungen die Gebäude. (im Winter werden
Bauten geheizt, im Sommer gekühlt).
Wärme in Kälte umzuwandeln geschieht, indem man die Absorptionskältetechnik verwendet. (ohne Kältemittel).
Rogers-Gebäude
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Silvia Svitekova
Mit dieser Art der Versorung wird der
Co2 Ausstoß gegenüber der dezentralen
Art der Versorgung um 48.000 t/a redzuiert.
gen. Ein Teil wird aufgesogen (Dachbegrünung) und verdunstet. (Verbesserung des Klimas in der Umgebung bei).
Der zweite Teil dient zu Einspeisung in
den künstlichen See. Der übrige Teil
wird gesammelt und für Toiletten und
Außenanlagen verwendet. Resultat:
Einsparung von Trinkwasser: 20.000
m3.
Mechanische Lüftung
Um ein natürliches Raumklima zu gewinnen, wurden die Gebäude so entworfen, dass eine Fensterlüftung möglich
ist. Die Räume liegen an offenen Fenster, soweit möglich. (100% Arbeitsplätze). Dadurch kann von Südosten Wind
gewonnen werden. Das gilt auch für die
Atrien. Das halbgeschlossene Atrium ist
das ganzen Jahr mit frische Luft versorgt. Dieses wurde sehr genau berechnet und ausgerichtet. Die Gebäude
wurden um ihre Ecken um 2 bis 3 Meter
reduziert, um große Mengen frische Luft
zu gewinnen.
Mechanische Lüftung
steht zu Verfügung. Man soll zu diesem
Zeitpunkt nicht die Klimaanlagen benutzen. Resultat: 50% Energie wird eingespart.
Materialkonzept
In Räumen mit einer hohen Wärmebelastung werden Kühldecken angewendet. Man hat die Fermacell Gipsfaser –
Platte verwendet. Es galt, ästhetisch
fugenlose Decken, die gute Schall- und
Brandschutzeigenschaften sowie eine
günstige Wärmeleitfähigkeit besitzen,
mit einem modernen Raumtemperatursystem zu kombinieren. Mit Fermacell
beplankte Wärmetauscher als Kühldecke garantieren Zugluftfreiheit, Geräuschlosigkeit und gleichmäßige Temperaturverteilung.
Regenwasserkonzept
Das Regenwasserkonzept ist Hauptbestandteil der ökologischen Betrachtung.
Das Regenwasser wird auf den gesamten 50.000 m2 Dachflächen aufgefan-
Das Glas
Das Glas, gut isoliert, teilweise sogar in
3 Lagen, mindert durch eine Spezialbehandlung die Intensität der Sonnenstrahlen, verleiht den Fassaden aber den13
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Silvia Svitekova
noch Glanz, selbst an Tagen mit verhangenem Himmel.
Terracotta Fassaden
Sollte für Außenbereich energetisch
hochwirksam sein.( Wohnungsbau ).
Ergebnisswerte
Konzeptes
-
des
Ökologischen
Jahresheizwärmebedarf:
70 kwh/qm (Büro), (gegenüber dem
üblich Wert von 100-140 Kwh/qm
pro Jahr)
Quellen
Deyan Sudjic ,Richard Rogers( Bauten
&Projekte), E&S Verlag, Berlin, 1994
-
CO2 Minderungseffekt: u.a. 48.000
t/a (Energieversorgung)
Richard burdett, R. Rogers, Deutsch. V.
Anstalt, Stuttgart, 1996
-
50% Energieeinsparung durch
mechanische Lüftung
Kenneth powell, R. Rogers & Partnership,
Phaidon P. L., 2001
-
Trinkwassereinsparung: 20.000 m3
pro Jahr
James Russel, R. Rogers, Phaidon, 1999
www.stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/klima
schutz/berlin_spart_energie/de
www.richardrogers.com
www.greatbuilding.com
Rogers-Gebäude
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Heinrich Böll – Siedlung, Berlin Pankow
Bearbeitung: Ralf Stier
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Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
Projektsteckbrief:
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
Standort:
Heinrich-Böll-Straße,
13156 Berlin-Pankow
(zwischen Schiller- und Dietzgenstraße)
Auftraggeber:
GSW, Gemeinnützige Siedlungs- und
Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH
Auftragnehmer:
Arbeitsgemeinschaft Brenne
Architekten
mit Franz Jaschke (Architekt)
–
Eble
Bauherr:
GSW, Gemeinnützige Siedlungs- und
Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH
Bauzeit: 1995 - 1999
Größe:
8 ha, ca. 640 Wohnungen + 1 Kita
in 4 Bauabschnitten
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Auf den Winkelwiesen in Berlin-Pankow
entsteht seit 1995 die Heinrich-BöllSiedlung. Es handelt sich dabei um ein
Modellprojekt für einen nachhaltigen
ökologischen Wohnungsbau, deren
Auftraggeber die GSW, Gemeinnützige
Siedlungs- und Wohnungsbaugesellschaft Berlin mbH ist.
Die GSW geht auf die Gründung der
Wohnfürsorgegesellschaft Berlin im
Jahre 1924 zurück und befindet sich
heute zu 100% im Besitz der Stadt Berlin. Wie auch bei anderen Projekten der
GSW, soll mit dem Bau der HeinrichBöll-Siedlung vorwiegend Einkommensschwächeren Mietern die Möglichkeit
gegeben werden, Wohneigentum zu
bilden. Der Standort des ehemaligen
Gärtnereigeländes „Grüne Zukunft“ war
hierbei für die GSW Anspruch genug,
ein Modellprojekt für einen hochwertigen
und dennoch preiswerten und umweltgerechten Wohnungsbau zu starten.
Dem Projekt liegt ein ganzheitlicher
ökologischer Ansatz zu Grunde. Er
beinhaltet Energieeinsparung, die Schaffung eines gesunden Raumklimas,
Langlebigkeit, die Reduzierung der
Herstellungs- und Unterhaltskosten,
sowie die Herausstellung des synergetiHeinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
schen Effektes durch die Vernetzung der
vielschichtigen „Ökobausteine“.
Schon mit der Ausarbeitung der städtebaulichen Leitidee durch die beauftragte
Arbeitsgemeinschaft Brenne – Eble
Architekten in Zusammenarbeit mit dem
Architekten Franz Jaschke, wird der
ganzheitliche Ansatz deutlich. Ihr städtebauliche Entwurf orientiert sich weniger an dem in Berlin üblichen Straßenraster, sondern versucht in besonderem
Maße die naturräumlichen Gegebenheiten, wie auch die Spuren der Geschichte
einzubeziehen.
14
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Aus dieser Herangehensweise ist ein
Städtebau mit „grüner Mitte“ entstanden,
d.h. einem ökologisch gegliederten
Freiraum. Zwischen die einzelnen Häuser schieben sich große Höfe, die im
Wechsel teilweise der Erschließung
dienen, teilweise aber auch vollständig
begrünt sind. Mit ihnen werden landschaftliche Themen, wie Wald, Wiese
und Wasser thematisiert. Verbindendes
Element ist ein kleiner Wasserlauf der
die Siedlung durchfließt und in einen
kleinen, regenwassergespeisten See
mündet.
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
Die GSW beabsichtigt durch die starke
Begrünung der Siedlung insgesamt, ein
attraktiveres Wohnumfeld zu schaffen.
Die Heinrich-Böll-Straße, als Haupterschließung für die Siedlung, wurde mit
einem Tempo-30-Limit versehen. An ihr
ordnen sich auch die Großzahl der
PKW-Stellflächen für den ruhenden
Verkehr an. Doch auch den Bewohnern
der innenliegenden Wohngebäude stehen Stellplätze direkt bzw. unweit ihrer
Wohnung zur Verfügung.
Mit den Wohnbauten hofft die GSW
ebenfalls eine hohe künstlerische Qualität im Massenwohnungsbau etablieren
zu können, mit klar proportionierten,
aber eindrucksvollen Raumkompositionen und individuellen Details. Für gestalterische Abwechslung sorgen nicht nur
die unterschiedliche Geschossigkeit der
Mehrfamilienhäuser (max. 5), sondern
auch die Dachterrassen, Balkone, Loggien, Wintergärten, Säulenbereiche und
die Terrassen für die Wohnungen im
Erdgeschoss. Die unterschiedlichen
Wohneinheiten sind ein bis fünf Zimmer
groß, teilweise auch in Maisonetteausführung. Wohnküchen und optimierte
Grundrisse vermitteln den Eindruck von
Großzügigkeit, wo der soziale Woh-
nungsbau sonst mit dem Vorurteil von
beengten Wohnverhältnissen für einkommensschwächere
Bevölkerungsschichten zu kämpfen hat.
Einige Wohnungen sind für einen behindertengerechten Ausbau vorgesehen
und auch therapeutische Wohngemeinschaften, eine Kindertagesstätte, sowie
mehrere kleine Geschäfte sollen die
neue Siedlung zu einem komplexen
Stadtteil mit einer bunten Mieterstruktur
werden lassen.
14
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Wie bereits oben erwähnt, soll mit dem
Projekt der Heinrich-Böll-Siedlung der
Versuch unternommen werden, die
umgesetzten ökologischen Maßnahmen
als Alltagsökologie im sozialen Massenwohnungsbau zu etablieren. Deshalb ist
es auch das Anliegen der GSW sowie
der beteiligten Planer, diese Maßnahmen transparent, nachvollziehbar und
entwicklungsfähig zu gestalten. D.h.
auch eine Planung in Alternativen um
den Planungs- und Bauprozess optimieren zu können.
Die unterschiedlichen Baustandards, der
sonst baugleichen Häuser lassen sich
deshalb in folgende Ökobausteine unterteilen bzw. kategorisieren.
Ökobausteine
1.
Niedrigenergie, Solarintegration
und Bautechnik
2.
gesundes Bauen und Bauökologie
3.
Ressourcenmanagement
Ökobilanz
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
und
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
Die Verwirklichung sämtlicher Ökobausteine in einem Gebäude, wurde exemplarisch im Ökohaus umgesetzt. Mit ihm
soll der Beweis erbracht werden, dass
ökologische Prinzipien auch ökonomisch
überzeugen können.
Beim Ökohaus handelt es sich um eines
von elf 4-geschossiges Wohngebäuden
des 2. Bauabschnittes mit Zwei- bis
Vier-Zimmerwohnungen und Grundrissgrößen von 58m² bis 85m². Auch hier
sind Terrassen im Erdgeschoss, sowie
Wintergärten, Balkone und Loggien für
die oberen Geschosse verwirklicht worden.
Folgende ökologische und baubiologische Bauweisen wurden im Ökohaus
umgesetzt:
energetisch optimierte Gebäudehülle mit Liapor-Mauerwerk,
Brettstapelwänden,
Brettstapeldächern und optimierten
Holzfenstern mit einem k-Wert
von 1,2
Massivholzdecken, teilweise in
Holzbetonverbundbauweise mit
Brettstapelelementen nach einem System von Professor Julius Natterer
lehmverputzte Innenwände für
ein gesundes Raumklima
Reduzierung des Jahresheizwärmebedarfs durch die Verwendung einer Wandstrahlungsheizung im Lehmputz
(deutlicher Unterschied zwischen der Empfindungstemperatur und der tatsächlichen
Raumtemperatur)
14
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Im Folgenden werden die einzelnen
umgesetzten Maßnahmen noch einmal
etwas ausführlicher erläutert.
1. Brettstapelbauweise
Die Brettstapelbauweise beruht auf
einem System von dem Schweizer Prof.
Julius Natterer und ermöglicht die maßgerechte Vorfertigung von 8 bis 12cm
starken Wandelementen sowie 12 bis
24cm starken Deckenelementen. Bei
größeren Spannweiten ist auch die
Herstellung als Holz-Beton Verbunddecke möglich, wobei die Brettstapelelemente einzeln verlegt werden und im
Anschluss ca. 9cm Ortbeton aufgebracht werden, um den schubsteifen
Verbund mit den Brettstapeln herzustellen.
Die Vorteile der Brettstapelbauweise
liegen vor allem in den guten Wärmedämmeigenschaften. Durch die großflächige Holzmasse lässt sich auch der
sommerliche Wärmeschutz ohne Probleme gewährleisten. Ein weiterer Vorteil
ist die angenehme Oberflächenstrukur
des Holzes, wenn sie in Innenräumen
sichtbar belassen wird. Eine Dampfbremse oder –sperre ist ebenfalls nicht
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Bearbeitung: Ralf Stier
erforderlich. Des weiteren verfügt der
Werkstoff Holz über relativ hohe Oberflächentemperaturen, wirkt ausgleichend
auf die Raumluftfeuchtigkeit und besitzt
zudem gute schallschutztechnische
Eigenschaften.
Mit dem Ökohaus kommt die Brettstapelbauweise auch erstmals im Berliner
Geschosswohnungsbau zur Anwendung. Die nichttragenden Außenwände
wurden in Brettstapelbauweise (8cm) mit
einer 18cm dicken Dämmschicht gefertigt. Im Innenbereich wurden die Brettstapelwände, wie auch die übrigen
Wände zweilagig mit Lehm verputzt. Für
die Dachkonstruktion waren ebenfalls
Brettstapelelemente mit einer 20cm
dicken Dämmschicht aus Zelluloseplatten vorgesehen. Aus Kostengründen
wurde aber nur ein herkömmliches Sparrendach realisiert. Die Deckenuntersicht
im Innenbereich wurde mit einer emissionsfreien, mineralischen Lasur auf Wasserglasbasis behandelt, welche nach
einem leichten Anschliff problemlos
erneuerbar ist und die Holzoberfläche
nicht versiegelt.
Bauherr und Planer begreifen die Nutzung des regenerativen Baustoffes Holz
als Beitrag zur Bewirtschaftung der
Wälder, deren Erhalt und Pflege im
Sinne einer optimalen CO2-Umsetzung,
und somit als einen Beitrag zum Klimaschutz.
14
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2. Liapor-Mauerwerk
Die tragenden Außenmauern des Ökohauses wurden in Massivbauweise
durch Liaporsteine aus zementgebundenem Blähton mit einer Wärmeleitfähigkeit von Λ=0,13W/mK hergestellt.
Dabei erreicht die Liapormauer bei einer
Stärke von d=36,5cm den gleichen kWert, wie eine Kalksandsteinwand mit
d=24cm und einer 10cm dicken Dämmschicht WLG040. Der k-Wert mit Innenund Außenputz beträgt im Ökohaus
0,33W/m²K.
Die Vorteile einer Liapormauer liegen im
reduzierten Arbeitsaufwand bei deren
Errichtung, sowie im Wegfall einer separaten Dämmschicht und ihrer notwendigen Erneuerung nach den üblichen 25
Jahren.
3. Lehmputz
Bei Lehm handelt es sich um einen
Baustoff der aus Ton als Bindmittel und
Sand bzw. Schluff als Gerüstsubstanz
besteht.
Bedingt durch seine im luftgetrockneten
Zustand verbleibende Gleichgewichtsfeuchte von 3-7Vol.% innerhalb der
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Bearbeitung: Ralf Stier
Poren, kann er in Abhängigkeit von der
relativen Luftfeuchte sehr schnell Feuchtigkeit in sein Kapillarsystem aufnehmen
bzw. abgeben und so eine relativ gleichbleibende Raumluftfeuchte von 45-55%
gewährleisten, die sich als wohnmedizinisch gesund erwiesen hat. Zudem lässt
sich auch die Aufnahme von im Wasserdampf gelösten Substanzen nachweisen.
Die Innenwände im Ökohaus wurden
zweilagig mit Lehm verputzt; einer 1015mm dicken Unterputzschicht, sowie
einem 5mm glatten Oberputz der direkt
überstreichbar ist. Durch die, von der
GSW herausgegebene, Mieterfibel werden die Bewohner darüber in Kenntnis
gesetzt, dass eine Versiegelung mit
Vinyltapete, die positiven Lehmeigenschaften zunichte macht.
4. Wandflächenheizung
Die Wandflächenheizung kommt vorwiegend in den Außenwänden der
Wohnräume des Ökohauses zur Anwendung. Sie besteht aus handelsüblichen Kupferrohren, die in 5cm-tiefen
Verlegeschlitzen in Fußbodennähe und
neben den Fensteröffnungen verlegt
wurden. Da die Heizung sofort nach
dem Verfüllen der Verlegeschlitze in
Betrieb genommen wurde, konnte es
erst gar nicht zu temperaturbedingten
Spannungsrissen im Mauerwerk kommen, die Ausbildung von notwendigen
Dehnfugen aber bewerkstelligt werden.
Durch die konstante Temperierung der
Außenwände, wird deren Feuchtigkeitsgehalt gesenkt und damit auch die
Wärmeleitfähigkeit
vermindert,
was
wiederum zu geringeren Transmissionswärmeverlusten führt. Des weiteren
kommt es durch die gleichmäßige Erwärmung großer Wandflächen zu einem
erhöhten Strahlungsanteil und die gesundheitsbelastende Hausstaubverwirbelung durch zirkulierende Raumluft, wie
bei üblichen Heizkörpern, kann vermieden werden. Ein weiterer Vorteil der
Wandflächenheizung besteht darin, dass
14
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
die Strahlungswärme tiefer in den Körper eindringt und so einen Unterschied
von 1-2°C zwischen der Empfindungstemperatur und der tatsächlichen Raumlufttemperatur hervorruft. Das körperliche Wohlbehagen stellt sich so schon
bei unter 20°C ein. Durch die geringeren
Lüftungswärmeverluste lässt sich eine
zusätzliche
Energieeinsparung
verzeichnen. Winfried Brenne äußerte
dazu:
„Wir
wollen
geringeren
Energieverbrauch nicht durch High Tech erreichen. Uns geht es um begreifbare Alltagsökologie.“
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
5. Nahwärme-Versorgung
Nahwärmenetze sind umweltfreundlich
und rationell.
Die Heizzentrale für die Heinrich-BöllSiedlung befindet sich im Kellerraum
eines der Gebäude des 2. Bauabschnittes. Hier sollen zwei Gasbrennwertkessel in Kopplung mit einem Blockheizkraftwerk (BHKW) die notwendige Wärmeenergie liefern. Die ersten beiden
Bauabschnitte werden mit einem
Brennwertkessel, der 1.400kW liefert,
versorgt. Außerdem ist eine Übergabestation mit Plattenwärmetauschern für
die Wärmeverteilung installiert worden.
Der Wärmeerzeuger-Primärkreislauf ist
von den Heizwärmekreisläufen in den
einzelnen Wohnhäusern hydraulisch
getrennt. Der Betreiber der Anlage ist
die „Nahwärme Berlin GmbH“ (EKT und
Gasag). Das BHKW ist in die Energieerzeugung eingebunden und deckt die
ganzjährig notwendige Warmwasserbereitung ab, was hohe Laufzeiten erlaubt.
Pro 2kWh erzeugter Wärme werden
außerdem ca. 1kWh höherwertiger elektrischer Energie bereitgestellt, die
direkt an den Endverbraucher in der
Siedlung weiterverkauft werden. Da-
durch liegt der Strompreis auch unter
dem der Bewag.
6. Photovoltaik-Generator
In der Siedlung wurden auf den Dächern
der Häuser B19, B23 und B27 flächendeckende Photovoltaik-Module mit einer
Gesamtfläche von ca. 1.200m² installiert. Sie erwirtschaften eine elektrische
Spitzenleistung von insgesamt 145kWp.
Die Kosten beliefen sich auf 1,8Mio DM,
die in Höhe von knapp 1Mio DM über
das Förderprogramm „Energie 2000“ der
Bewag abgedeckt werden konnten. Die
erzeugte elektrische Energie wird in das
öffentliche Versorgungsnetz eingespeist
14
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
und über einen Zeitraum von 15 Jahren
mit 70Pf/kWh vergütet. Bei einem Energieertrag von 120MWh/Jahr und einem
Energieüberschuß
von
ungefähr
100.000kWh/Jahr, der in das Netz der
Bewag eingespeist wird, bringt die Anlage dem Bauherren eine jährliche Vergütung in Höhe von 70.000DM.
Darüber hinaus treibt eine photovoltaisch betriebene Pumpe auch den
Regenwasserlauf an.
Nach der energetischen Amortisationszeit von ca. 7 Jahren wird die zur Herstellung der Anlage benötigte Energie
durch die produzierte Energie vollständig kompensiert sein. Danach erspart
die Photovoltaikanlage der Erdatmosphäre jährlich 83t CO2.
Die ursprüngliche Planung sah darüber
hinaus auch große Kollektorfelder für die
Wärmegewinnung vor, welche aber in
Konkurrenz zum BHKW gestanden hätte
und deshalb wieder verworfen wurde.
Eine große Schautafel ermöglicht den
Bewohnern jederzeit die aktuelle Leistung der Anlage in kW, die erzeugte
Energie in MWh, sowie die CO2Einsparung seit der Inbetriebnahme im
Oktober 1999 in kg abzulesen.
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Bearbeitung: Ralf Stier
Die Option zur Nachrüstung anderer
bzw. weiterer aktiver Solarsysteme ist in
der Heinrich-Böll-Siedlung vorhanden.
7. Elektroinstallation
Für die Elektroinstallationen im Ökohaus
wurden halogenfreie Mantelleitungen
verwendet, deren Vorteil vor allem darin
besteht, dass im Brandfall keine Halogenwasserstoffverbindungen entstehen
können und eine spätere Entsorgung
der Kabel ganz leicht im ShreddingVerfahren möglich ist.
Zudem erreichte man durch die Verdrillung der stromführenden Leitungen,
dass sich die auftretenden Magnetfelder
gegenseitig neutralisieren, sodass die
gesundheitliche Belastung durch Magnetfelder gesenkt werden konnte.
In den Schlaf- und Kinderzimmern wurden außerdem Netzfreischaltautomaten
installiert, sodass die auftretenden,
gesundheitlich bedenklichen, elektrischen und magnetischen Felder noch
weiter eingeschränkt werden konnten.
14
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Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
8. Wasserinstallation
9. Wassersparmaßnahmen
Ökobilanzierung
Für die Trinkwasserleitungen im Ökohaus wurden Kupferrohre mit Pressfittings als Verbindungstechnik verwendet,
um den Nachteilen der üblichen „weichen Lötung“ (Schwächung der Rohre
an den Lötverbindungen, Belastung des
Rohrsystems durch Lotreste, Beeinträchtigung
der
Trinkwasserqualität
durch im Lot enthaltene Schwermetalle)
aus dem Weg zu gehen.
Weiterhin wurden rückspülbare Trinkwasserfeinfilter zentral vorgeschaltet,
was die Rückhaltung von feinen
Schmutzpartikeln, Rost, Kalk, Installationsresten und anderen allgemeinen
Verunreinigungen aus dem Versorgungsnetz ermöglicht.
Zur Einsparung von Trinkwasser wurden
die Bäder im Ökohaus mit 4l Wasserklosetts versehen, die bei Betätigen der
Spartaste sogar nur 1,5l Spülwasser
benötigen. Die im Zusammenhang verwendeten Sammelheber, für die Erhöhung der Abwassermenge in der Hausanschlussleitung, konnten nur in einem
der Abwasserfallrohre installiert werden,
da es in den anderen Fallrohren auf
Grund des notwendigen AbwasserrohrGefälles nicht möglich war.
Auch die 85l Körperform-Badewannen
und die durchflussbegrenzenden Wasserspar-Perlatoren in den Mischbatterien
der Waschtische (bei voller Öffnung des
Hahns nur 6l/min statt der üblichen
15l/min), leisten einen Beitrag zur Wassereinsparung.
Anliegen aller am Planungsprozess
Beteiligten war es von Anfang an, ökologische Baustandards im Kostenrahmen des sozialen Wohnungsbaus verwirklichen und für die Zukunft etablieren
zu können. Darum war es wichtig, die
umgesetzten ökologischen Maßnahmen
vor einem ökonomischen Hintergrund zu
betrachten.
Waldemar Achtnich, Leiter der Abteilung
für Bauplanung in der GSW, äußerte
dazu in einem Interview:
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
„Wir wollen wissen, welche herkömmlichen Standards wir zu vertretbaren
Kosten durch natürliche Baustoffe und
Verfahren ersetzen können.“
So wurden gleich in den ersten beiden
Bauabschnitten 3 verschiedene Haustypen erstellt.
Im ersten Bauabschnitt wurden 114
Wohnungen im konventionellen sozialen
Wohnungsbau, d.h. komplett in Ziegelbauweise errichtet.
Die 216 Wohnungen des zweiten Bauabschnittes (196 Wohnungen im ersten
Förderweg und 24 Eigentumswohnun14
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
gen) wurden bereits mit ökologisch
höherem Standard und einer naturnahen
Materialwahl verwirklicht.
Das Maß aller Dinge ist jedoch das
umwelttechnisch optimierte Ökohaus,
eines der Gebäude des zweiten Bauabschnittes. Hier wurden ökologische
Maßnahmen, soweit sie der Kostenrahmen hergegeben hat, in gesteigertem
Umfang umgesetzt (siehe weiter vorn im
Text). Dabei entspricht das Ökohaus in
Größe, Grundriss und Lage vollkommen
einem der konventionellen Bauten, um
optimale Bedingungen für eine vergleichende Studie zu schaffen. Diese wurde
von den Architekten der Heinrich-BöllSiedlung, Winfried Brenne, Joachim
Eble und Franz Jaschke und mit Unterstützung der Berliner Bauverwaltung
durchgeführt.
Das Ergebnis:
„Ökologische Bauweisen sind langfristig,
d.h. bezogen auf den Lebenszyklus
eines Gebäudes, billiger.“
Bei der Errichtung des Ökohauses
mussten zwar zunächst um 8% höhere
Baukosten in Kauf genommen werden
als beim Referenzhaus, jedoch bereits
durch die bessere Dämmung und Speicherfähigkeit der Wände und die konseHeinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
quent nach Süden ausgerichtete Zonierung des Gebäudes, konnte ein um 30%
geringerer Energieverbrauch erzielt
werden.
Auf 80 Jahre gerechnet, kostet der Unterhalt des Ökohauses nur 1.300DM/m²,
während die Kosten beim Vergleichsobjekt 1.700DM/m² betragen.
Auch die Entsorgung der Baumaterialien
bei Abriss liegen um ca. 40% niedriger
als beim Referenzhaus. Beim Bau wurden keine Baustoffe verwendet, die
später als Sondermüll entsorgt werden
müssten, z.B. kann der Lehm als regenerativer Baustoff, mit Wasser neu angerührt, wiederverwendet werden.
Nach den zugrundegelegten 80 Jahren,
inklusive Bau und Abriss, würde der
Quadratmeter im Ökohaus 5.526DM, im
Referenzhaus jedoch 6.250DM gekostet
haben.
Fazit:
Während der Exkursion haben wir die
Heinrich-Böll-Siedlung und das Ökohaus
auch vor Ort besichtigen können und
hatten Gelegenheit mit Franz Jaschke,
einem ihrer Architekten zu sprechen.
Der Gesamteindruck nach allem Gesehenen, Gelesenen und Gehörten bleibt
bei mir ein sehr Positiver.
Die städtebauliche Lösung mit den
Nord-Süd-gerichteten straßenbegleitenden Baukörpern an der Heinrich-BöllStraße und den im rückwärtigen Bereich
Ost-West-gerichteten Baukörpern mit
den zwischenliegenden Erschließungsund Landschaftshöfen, sowie deren
städtebauliche Dimensionen habe ich
als angenehm und in sich stimmig empfunden. Wenn man sich ihr allerdings
von der Straßenbahn auf einem Trampelpfad entlang dem Kreuzgraben nähert, hat man eher den Eindruck, vor
einem losgelösten Solitär auf der Grünen Wiese zu stehen. Dieser Eindruck
kommt wahrscheinlich von der großen
Brach- oder Freifläche auf der anderen
Seite der H.-Böll-Str., also gegenüber
der Siedlung.
14
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Ralf Stier
aufdrängen, warum die ökologischen
Standards des Ökohauses nicht auf die
gesamte Planung, oder zumindest den
gesamten zweiten Bauabschnitt übertragen worden sind?
Abgesehen von den genannten Kritikpunkten, handelt es sich meiner Meinung nach um ein durchaus gelungenes
Projekt und es bleibt abzuwarten, welche Wirkung es in der Zukunft auf ähnliche Bauvorhaben ausüben wird.
Die technischen und ökologischen Ansätze im Ökohaus sind durchaus überzeugend. In der Ökobilanz werden die
Vorteile der umgesetzten ökologischen
Maßnahmen umfangreich beschrieben
und erläutert. Es ist überaus lobenswert,
dass bereits im Vorfeld der Planung
vergleichende Studien und Untersuchungen über die Wirtschaftlichkeit des
Ökohauses, nicht nur in Bezug auf den
Bauprozess, sondern über die gesamte
Lebensspanne des Gebäudes inklusive
seines Abrisses in ferner Zukunft, angestellt wurden und so die wirtschaftliche
Rentabilität herausgestellt werden konnte. Dennoch, oder gerade deswegen
muss sich einem unwillkürlich die Frage
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
Quellen- und Literaturhinweise:
Heinrich-Böll-Siedlung Berlin-Pankow
Modellprojekt für einen nachhaltigen ökologischen
Wohnungsbau,
Berliner ImpulsE, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Moderne Energieversorgung von Wohnquartieren
Schöner leben im sozialen Wohnungsbau in Berlin,
in: Element+Bau, Nr. 4/September 1995, S. 51-52
Ökologischer Geschosswohnungsbau ohne Aufpreis,
in: BBW, Nr. 1/1998, S. 7-8
Internet:
http://www.gsw.de
http:/www.oekosiedlungen.de
http://www.unikarlsruhe.de/~Holger.Wolpensinger/boell_siedlung.html
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Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
ExWoSt-Modellprojekt, Berlin – Hellersdorf
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
15
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Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
Projektsteckbrief
Projektbezeichnung:
Berlin-Hellersdorf
Standort:
nordöstlicher Stadtrand
Bauzeit:
seit 1990 Umgestaltungsmaßnahmen
Größe:
Plattenbausiedlung für 100000 Menschen
Schlagworte zum Projekt:
Ökologie als Prinzip der Gebäudesanierung
Gestaltung/ Aufwertung des öffentlichen Raumes
Abb.1 Luftbild Berlin-Hellersdorf und
Lage der Großsiedlung im Stadtgebiet
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Berlin-Hellersdorf- eine Entwicklung
von der „Wohn-Stadt“ zum „StadtTeil“
Hellersdorf wurde als für den sozialistischen Wohnungsbau typische Plattenbau-Großsiedlung geplant. Es ist am
nordöstlichen Stadtrand von Berlin gelegen und entstand 1985-1992 auf einstmals landwirtschaftlich genutzten Flächen. In den überwiegend fünf- bis
sechsgeschossigen Plattenbauten entstand Wohnraum für 100000 Menschen.
Mit der Wende kamen auf Hellersdorf
einige Schwierigkeiten zu, aber es eröffneten sich auch viele neue Möglichkeiten. Die Großsiedlung war noch nicht
vollständig fertiggestellt; die Infrastruktur
und die Freiflächengestaltung fehlte. Die
Menschen in Hellersdorf lebten also
Anfang der 90er Jahre noch auf einer
Baustelle, während sich bereits erste
erhebliche Mängel an den Betonplattenbauten zeigten.
Besonders in der ehemals geteilten
Stadt Berlin setzte 1990 eine kritische
Betrachtung
der
PlattenbauGroßsiedlungen ein. Zu den bereits
erwähnten Baumängeln traten städteExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
bauliche Schwierigkeiten wie die Eintönigkeit der Architektur durch die konsequent standardisierte Baustruktur1, die
stadträumliche Monotonie oder funktionale Defizite der Wohnsiedlungen. Da
Hellersdorf auf freien Flächen errichtet
worden war, zeigte es sich als „Stadtteil
ohne Geschichte“. Die Zusammensetzung seiner Bewohnerschaft stellte sich
hinsichtlich Lebensalter und Familiensituation als wenig differenziert dar, der
Wandel der Bewohner (Kinder werden
älter und verlassen die elterliche Wohnung) wurde bei den vorhandenen
Wohnungstypen allerdings nicht berücksichtigt.
Es stellte sich also für Berlin die Frage,
wie man die immer deutlicher werdenden Probleme lösen und die Plattenbausiedlungen außerdem in ein nachhaltiges Entwicklungskonzept einbinden
könnte. 1992 entschloss sich der Senat
von Berlin dazu, die Plattenbaugebiete
langfristig zu erhalten. Sie sollten zu
1
Die schematische Anordnung der Gebäude
erlaubte z. B. keine klar abgegrenzten Hofund Lebensräume
lebensfähigen Stadtteilen weiterentwickelt werden.
Für eine nachhaltige Entwicklung seien
folgende Potentiale vorhanden:
- durch das „Nachbessern“ können aktuellste Erkenntnisse im Bereich des
ökologischen Bauen in einem großen
Gebäudebestand realisiert werden
- die Sanierung des Bestandes lässt sich
für ¼ der vergleichbaren Neubaukosten
(1996) realisieren; allerdings müsse mit
der Sanierung sofort begonnen werden
und diese müsse in 10 bis 15 Jahren
beendet sein
- es existieren bereits sehr gute S- und
U-Bahnverbindungen, die Hellersdorf an
Berlin anbinden
- eine „intakte soziale Mischung der
Bewohnerschaft“ (Projekt Großsiedlung,
S. 4) ist vorhanden; Menschen aller
Schichten wohnen in der Großsiedlung
- eine räumliche Nähe zu den umliegenden Erholungsgebieten ist gegeben
- außerdem sind Potentiale für die Verdichtung und Weiterentwicklung des
Stadtteils gegeben.
Bei der Betrachtung all dieser Möglichkeiten erscheint es einleuchtend, dass
Berlin nie ernsthaft an den „Abschied“
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
von 270.000 Wohnungen all seiner
Plattenbausiedlungen gedacht hat.
Obwohl zu Beginn der 90er Jahre die
Lebensqualität in den Plattenbauten von
den Bewohnern überwiegend mit „gut“
bewertet wurde, musste man sich die
Frage nach einer Beurteilung in Zukunft
stellen. In der Verbindung mit den oben
erwähnten Überlegungen wird deutlich,
dass allein mit einer Reparatur, einer
Behebung der optischen Mängel also,
die Problematik nicht dauerhaft befriedigend gelöst werden kann. Um den Plattenbaugebieten eine Entwicklung zu
beständigen Stadtteilen Berlins zu ermöglichen, wurde eine „nachhaltige
Anpassung der Wohn- und Lebensverhältnisse [...] an wechselnde Nutzungsansprüche“ (Projekt Großsiedlung, S. 8)
für unerlässlich befunden.
Ein Modell für die „Berliner-Platte“ wird
erstellt
Die gesellschaftlichen Änderungen bewirkten auch Änderungen der Ansprüche und Maßstäbe von Wohnqualität.
Damit verbunden, änderten sich auch
die städtebaulichen Ziele, die Maß- und
Richtwerte.
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
Die gestellten Ziele lassen sich nun wie
folgt formulieren: der Wohnungsbestand
muss erhalten und weiterentwickelt
werden; Großsiedlungen müssen ein
besseres Image bekommen, auf Dauer
eine rentable Bewirtschaftung zulassen
und in den Funktionszusammenhang
„Berlin“ eingebunden werden.
Strategie
Auf die Sanierung der Gebäude wurde
bereits hingewiesen.
Seit 1991 laufen für die Sanierungen
sogenannte Pilotprojekte, denen eine
Analyse der Plattenbau-Großsiedlungen
zugrunde liegt und deren Ergebnisse
sich auf weitere Bereiche übertragen
lassen.
Die Finanzierung ist hauptsächlich über
Kredite geregelt, „deren Verzinsung die
öffentliche Hand durch verschiedene
Förderprogramme bezuschusst.“ (Projekt Großsiedlung, S. 10)
Die Instrumente zur Verwirklichung
der gestellten Ziele sind folgende:
- viele Einzelmaßnahmen werden durch
Rahmenplanungen zusammengefasst,
begleitet von der Schaffung von Arbeits-
plätzen, Bürgerbeteiligung und sozialer
Betreuung
- Reform von Wohnungsunternehmen
- es gibt besondere Förderprogramme
für die Gebäudesanierung
- es erfolgt die städtebauliche Qualifizierung der Großsiedlungen
- Wohnungsneubau folgt als Ergänzung
- die Investitionen des Staates ergänzen
die Gebäudesanierung
- Arbeitsplätze werden in nahegelegenen Gewerbegebieten geschaffen
Wie wurden diese Aufstellungen nun
in Hellersdorf verwirklicht?
Hellersdorf war 1992-1995 Forschungsprojekt im Rahmen von „Experimentelle[m] Wohnungs- und Städtebau“, 1994
wurde der „Öko-Stadtplan Hellersdorf“
erstellt. Von 1993-1995 erfolgte die
städtebauliche Rahmenplanung mit dem
Leitbild „Ökologie“.
Die städtebauliche Entwicklung von der
Großsiedlung zur „Grünen Stadt“ erfolgt
nach elf Gestaltungsprämissen:
Historische Spuren erleben, besondere
Orte gestalten, charakteristische Wohnquartiere entwickeln, Zentren entwickeln, Fuß- und Radwege anlegen, das
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
Umfeld erschließen, Landschaftsbezug
herstellen, Eingänge erleben, Grenzen
gestalten und Auftakte betonen, Straßenräume gestalten, Infrastrukturbänder
2
für Bewohnerfreizeit offen halten.
Historische Spuren erlebbar machen
Da in Hellersdorf wenig historische Bausubstanz vorhanden ist, muss diese
besonders bewahrt werden. Das Hellersdorfer Gut z.B. wird künftig ein soziokulturelles Zentrum sein. Ein anderer
Schwerpunkt ist die Gestaltung der
Kastanienallee als Rad- und Fußwegverbindung.
Neu- und Umbau in bezug auf die soziale Infrastruktur
Die Wohnungen in der Großsiedlung
Hellersdorf waren für junge Familien mit
kleinen Kindern geplant und wurden
auch so vergeben. Allerdings unterliegen die Bedürfnisse der Bewohner
2
Diese Punkte zur Stadtgestaltung sind im
Internet unter
http://www.hellersdorf2000.de/hell2000/cont0
075/baustein.htm veröffentlicht. In den folgenden Absätzen werden diese Gestaltungsprämissen wiederzufinden sein.
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Abb.2 Quartierskonzept
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
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einem stetigen Wandel. 1996 war bereits ein extremes Überangebot an Kindergärten zu verzeichnen, dagegen
wurden Schulen dringend und in größerer Zahl benötigt. Jugendeinrichtungen
fehlten fast vollständig. Auch bedingt
durch den gesellschaftlichen Wandel
herrschte ein extremer Mangel an Aufenthalts- und Freiräumen in einem
Stadtteil, bei dem Kinder und Jugendliche ein Drittel! der gesamten Bewohner
ausmachen (Zahlen 1996).
Es gab hierbei den Ansatz, Kindergartengebäude umzunutzen bzw. auch
geteilte Nutzungen der vorhandenen
Gebäude anzustreben. Sehr wichtig bei
all diesen Lösungsansätzen ist die
Schaffung von „Zwischenräumen“, die
Möglichkeiten für Selbstorganisation und
Eigeninitiative offen lassen.
Quartierskonzept (Abb. 2)
In einer so riesigen Großsiedlung wie
Hellersdorf war natürlich eine Unterteilung notwendig. Man ordnete dem ganzen Gebiet vier verschiedene Charaktere zu :
Kunst, Stadt, Garten und Natur. Diese
leiten sich hauptsächlich aus ihrer städExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
tebaulichen und topographische Lage in
der Siedlung ab.
Es gab schon eine angedachte Unterteilung in 18 „Quartiere“, die sich aus den
Baufeldern der Entstehungszeit der
Grossiedlung ableitet. Diese Strukturen
wurden weiterentwickelt.
Die Gebiete, die an die Natur angrenzen
gehören zum Charakter „Natur“, die
Verdichteten zum Charakter „Stadt“ und
so weiter.
„ Für den Erholungsbedarf der Bewohner sollen Angebote im Hofbereich, an
wohnungsnahen Plätzen und in nahegelegenen Einrichtungen sowie quartiersübergreifende Angebote geschaffen
werden.“
(Ökologisch sanieren naturnah wohnen,
S.9)
Die Hofräume - Eine neue Maßnahme.
Ein Schwerpunkt für die neue Gestaltung in Hellersdorf war die Strukturierung der Hofräume.
Die große, monotone und öde Fläche
zwischen den Gebäudeblöcken hatte
früher eine unpersönliche, kalte und
windige Atmosphäre zur Folge. Durch
die Neupflanzung von Bäumen und
Sträuchern wurden die Hofräume verkleinert und deswegen wohnlicher.
Zu Beginn der 90er Jahre bildete noch
die Eingangstür die eigentliche Grenze
zwischen privatem und öffentlichem
Raum. Jetzt sind die Höfe in verschiedene Bereiche unterteilt:
•
privat
•
halböffentlich
•
öffentlich
Beispiele für die Gestaltung der privaten
Räumen sind das Anlegen von Vorgärten und die Umgestaltung der Eingangsbereiche durch das Einbringen
von Fahrradständern und Bänken.
(Abb. 3) Außerdem wurden die Balkone
im Erdgeschoss zu einer Veranda mit
Treppe in den Nutzgarten umgewandelt.
Im halböffentlichen Bereich findet man
beispielsweise Wäscheplätze und verschiedene Spielmöglichkeiten für Kinder.
Dadurch, dass die Wege in diesem
Bereich schmale Sandwege sind, vermitteln sie ein Gefühl von Intimität.
Der öffentlicher Bereich besteht aus
Hauptwegen und Parkplätzen.
Möglicherweise kann diese Gestaltungsmethode die Kriminalitätsrate senken.
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
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Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
Ein ähnliches Projekt der Sanierung einer
Großsiedlung in Schweden hat ein sehr
positives Ergebnis erreicht. Die Siedlung ist
jetzt viel sicherer und ein attraktiverer Wohnstandort.
Weitere Prinzipien der Hofraumgestaltung in Hellersdorf sind:
- die Umsetzung eines ökologischen
Prinzips bei der Regenwasserbwirtschaftung; das Sammeln und Versickern des Wasser steigert nicht nur den
Erlebniswert des Hofes, sondern verbessert auch das Kleinklima
- die öffentliche Zugänglichkeit der
Schulen und Kindergärten zugeordneten
Spielplätze
Abb. 3 Hofräume Kienbergviertel
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Gestaltung des öffentlichen Raumes
Auch dieser ist wieder in Verbindung mit
dem gesellschaftlichen Wandel zu sehen. Da die „Datschenkultur“ zurückgeht
und keine Freizeitaktivitäten am Arbeitsplatz mehr vorhanden sind, sind die
Ansprüche an den Aufenthalts- und
Freizeitwert von öffentlichen Flächen
sehr gestiegen. Letztere sollen aber
beim „zu-Ende-bauen“ von Hellersdorf
berücksichtigt werden.
In der Rahmenplanung ist die Forderung
nach einer Erweiterung bzw. einer Ergänzung der zentralen Grünachse durch
Wohngebietsparks festgeschrieben. Als
besonders wichtige Zukunftsaufgabe in
Rahmenplanungen wird auch die „Umgestaltung der Verkehrsräume nach
menschlichen Maß“ (Projekt Großsiedlung, S. 32) beschrieben.
Biotope sollen an den Rändern des
Planungsgebietes zu finden sein.
Sanierungskonzept
Nach Angaben von 1996 müssen in
Berlin insgesamt 270.000 PlattenbauWohnungen in 10-15 Jahren saniert
werden. Zur Finanzierung wird das
„Prinzip der ergänzenden staatlichen
Förderung“ benötigt. Man ergänzt dabei
Eigenleistungen von Wohnungsunternehmen durch langfristige Kredite, wobei deren Kosten durch öffentliche Zuschüsse finanziert werden.
Ökologie als Prinzip der Gebäudesanierung
Die Sanierung erfolgt nach ökologischen
Gesichtspunkten und in bewohnten
Gebäuden. Die bereits erwähnten Sa15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
nierungsgründe: Mängel der Bauqualität
zum einen und veränderte Standards
zum anderen zeigen sich z. B. in Fassadenplatten, die ungenau montiert und
gerissen sind, in einer nur wenig leistungsfähigen und verschlissenen Haustechnik oder an den hohen Energieverlusten durch Wände und Fenster.
Da in Hellersdorf weitestgehend gleiche
Gebäudetypen zu sanieren sind, war ein
Pilotprojekt (196 Wohnungen) zur Erprobung von Prinzipien sehr günstig.
Im Folgenden sollen die wesentlichen
Maßnahmen genannt werden:
1.Schritt: Grundsanierung des Gebäudes
- Versorgungs- und Heizungsanlagen
wurden erneuert
- die Loggien wurden saniert und neue
Brüstungen montiert; Hauseingänge und
Treppenhäuser renoviert und neugestaltet
2.Schritt:
Optimierung
ökologischer
Kriterien über das erforderliche Maß
hinaus
- die Wärmedämmung von Fassade und
Kellerdecke wurde mit ausschließlich
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
ökologischen Dämmmaterialien realisiert
und die Fenster vollständig erneuert
- gesammeltes Regenwasser wird für
die Gartenbewässerung und die Toilettenspülung genutzt
- Photovoltaik für die Beleuchtung von
Treppenhäusern und der Entlüftungsanlage
- Es erfolgte der Nachweis, dass ein
verzicht auf PVC- und Aluminiumbaustoffe wirtschaftlich und technisch möglich ist.
- Ökologisch richtiges Verhalten rentierte
sich als Kosteneinsparung für den Mieter
Die Akzeptanz aller Maßnahmen wurde
durch den Einsatz von Ökologieberatern
und Mieterbeiräten entscheidend verbessert.
Durch die im Pilotprojekt gesammelten
Erfahrungen können nun auch viele
ökologische Detaillösungen weiterverwendet werden. Ein verbessertes Zeitmanagement bei den Bauarbeiten in
bewohnten Wohneinheiten kann künftig
die Belastung der Mieter minimiert werden. Eine Erweiterung der Mitbestimmung der Mieter z. B. bei der Gestaltung
der Gemeinschaftsanlagen erwies sich
als richtig.
Abb. 4 Entwurf für einen Hauseingang
Fassadensanierung- Bewahren durch
Berücksichtigung der den Plattenbauten
eigenen Gestaltqualität
Für Plattenbauten typisch ist die Addition gleicher Elemente, wobei die Trennfugen sichtbar bleiben. Die einzelnen
Elemente sind „oberflächenfertig“ und
Funktionsbereiche wie beispielsweise
Treppenhäuser und Loggien wurden
bereits in ihrer ursprünglichen Fassung
andersfarbig hervorgehoben. Ein weiteres wichtiges Prinzip der Plattenbauweise ist außerdem die regelmäßige Reihung bei horizontalen und vertikalen
Gliederungen.
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Diese vorgegebene Gestaltqualität ist
bei der Fassadensanierung zu berücksichtigen. Im Laufe der Arbeiten stellte
sich heraus, dass eine Analyse der
Ursprungsfassade immer notwendig ist
und die Notwendigkeit aller Überformungen funktional und finanziell vertretbar sein muss.
Für Akzentsetzungen der monotonen
Baustruktur bietet sich eine besondere
Gestaltung der Eingänge an. Bei der
Fassadengestaltung in Hellersdorf wurden von Anfang an stadträumliche Kriterien berücksichtigt; der angedeutete
Quartierszusammenhang sollte bei der
Neugestaltung beachtet und verstärkt
werden. Die Herausbildung charakteristischer Wohnquartiere ist ein wesentlicher Wegstein in Hellersdorfs Entwicklung zu einem komplexen Stadtteil mit
allen Facetten eines Lebens in der
Stadt.
Urbane Zentren in den Großsiedlungen
Wie Hellersdorf sind auch all die anderen Großsiedlungen Teilstädte der polyzentralen Stadt Berlin. Allerdings ist
auch für jede einzelne Teilstadt ein
Zentrum notwendig, das Versorgung
und Dienstleistungen, Kultur und UnterExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
haltung sowie Verwaltungseinrichtungen
aufnimmt und wesentlich zur Identifikation und Repräsentation des jeweiligen
Stadtteils beiträgt.
Die Großsiedlungen im Ostteil Berlins
hatten zunächst kein funktionsfähiges
Stadtzentrum, was einerseits durch das
ihnen zugrundeliegende städtebauliche
Leitbild (Großsiedlungen waren WohnStädte) und andererseits durch das
„nicht-zu-Ende-gebaut-sein“ begründet
war.
Zu Beginn der 90er Jahre zeigte sich in
Hellersdorf verstärkt die Tendenz, dass
die Bewohner häufig die Großsiedlung
in Richtung City oder in Richtung der
umliegenden Einkaufszentren verließen.
Letztgenannte Flächenmärkte leisteten
allerdings keinen Beitrag zur Urbanität,
sondern „förderten“ vielmehr die Umweltbelastung durch den motorisierten
Verkehr.
Der urbane Mittelpunkt von Hellersdorf
entsteht seit Anfang der 90er Jahre. Er
wird um die Kreuzung von zwei überdimensionierten
Hauptverkehrsstraßen
entwickelt. Gewerbe und Dienstleistungen sowie Rathaus, Bürohochhaus,
Finanzamt und Filmtheater sowie Fachund Oberschule leisten ihren Beitrag zur
Entwicklung eines lebendigen Zentrums
für Hellersdorf.
Das Konzept sieht weiterhin eine städtisch verdichtete Bebauung vor, die sich
zum Grünzug „Hellersdorfer Graben“ hin
öffnet. Der U-Bahnhof ist ein Tor zur
Gesamtstadt; in etwa 30 Minuten Fahrzeit lässt sich Berlin erreichen.
Weiterhin wesentlich ist die Entwicklung
von sogenannten Unterzentren, die
durch ihre Bereitstellung von Gewerbe
und Dienstleistungen für den täglichen
Bedarf manche Wege ins Hauptzentrum
überflüssig werden lassen. Außerdem
dient der künstlerisch gestaltete Stadtplatz der Identität und Unverwechselbarkeit des jeweiligen Quartiers.
Öffentlicher Personennahverkehr, Fußund Radwege
Vorstädte sind als Wohnorte dann beliebt, wenn sie bezüglich der Wegzeiten
zur City mit zentraler gelegenen Stadtteilen mithalten können.
Wie bereits beschrieben wird die Anbindung an Berlin durch ein umfassendes
S- und U-Bahnnetz gegeben; der Zubringerverkehr in den Siedlungen wies
1996 allerdings noch wesentliche
Schwachpunkte auf.
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Obwohl nämlich ein dichtes Bus- und
Straßenbahnnetz vorhanden war, nahm
die Bereitschaft auf ein eigenes Auto zu
verzichten beträchtlich ab.
Als Gründe werden u. a. die ungünstigen Linienführungen oder die langen
Reise- und Wartezeiten des ÖPNV
genannt. Außerdem erschließe der
private PKW das weitere Umland der
Großsiedlung. Die damit verbundenen
Folgeerscheinungen sind leicht abzusehen: es existiert eine hohe Auto- und
Verkehrsdichte, es werden viele Parkmöglichkeiten benötigt und die City wird
durch Autos aus den Großsiedlungen
belastet.
Daraus ergeben sich folgende Lösungsansätze:
- der Anbindungsverkehr an die City
muss optimiert werden und
- das Fuß- und Radwegenetz ausgebaut
werden, damit eine attraktive Alternative
für die Autobenutzung gegeben ist
Wie im Folgenden noch deutlich werden
wird, korrespondiert das Radwegenetz
mit dem „Grünplan“. Die Radwege sollten die Möglichkeiten geben, Abkürzungen zu nehmen, wo man mit dem Auto
Umwege fahren muss. Fahrradeinstellmöglichkeiten müssen an den Häusern
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
(siehe Abb. 4) und weiterhin an möglichen Zielen vorhanden sein.
Das neue Leitbild, das nach Meinung
der Autoren der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf in den kommenden
Jahren noch an Bedeutung zunehmen
wird, sieht vor, dass möglichst viele
Bedürfnisse (Arbeiten, Wohnen, Einkaufen und Freizeit) in der Nachbarschaft
erledigt werden können. Hiermit schließt
sich der Bogen dieser Betrachtungen
wieder bezüglich des bereits beschriebenen Bausteins der Schaffung von
Unterzentren.
Verändertes Leitbild: Von einer „WohnStadt“ zur „Werk-Stadt“
Da die Großsiedlungen als Wohnstädte
konzipiert waren, arbeiten etwa 4/5 ihrer
berufstätigen Bewohner außerhalb ihres
Wohn-Stadt-Teils (Zahl 1996). Pendlerströme während der Spitzenzeiten bedingten eine extrem große Auslegung
der Verkehrswege; außerhalb der
Hauptverkehrszeiten drängt sich allerdings der Eindruck von Flächenverschwendung auf.
Durch die Vorsehung von Arbeitsmöglichkeiten im Wohngebiet ist wieder die
Verbindung zu dem Baustein der Zentrennotwendigkeit geschaffen.
Die Voraussetzungen dafür, die „Trennung von Wohnen und Arbeiten“(S. 54)
in den Großsiedlungen herabzusetzen
sind gut. Unter den Bewohnern sind
vielfältige Qualifikationen aller Niveaus
vorhanden. Arbeitsplätze entstehen
beispielsweise in gebietsbezogenen
Versorgungszentren oder bei gesamtstädtisch bedeutenden Institutionen. Ein
anderer wesentlicher Punkt sind Heimarbeitsplätze. Dabei müssen allerdings
die Wohnungen eine entsprechende
Größe haben, und sie muss mit moderner Kommunikations-Infrastuktur ausgestattet sein. Umgenutzte Wohnungen
können auch für mehrere Personen als
Bildschirmarbeitsplätze zur Aufhebung
der Trennung von Wohnen und Arbeiten
beitragen.
Des weiteren können die vorhandenen
Flächenpotentiale in der Siedlung und in
den nahen Gewerbegebieten genutzt
werden. Nicht mehr genutzte Tagesstätten für Kinder bieten Raum für Dienstleistungsunternehmen. Neubauten können auf nicht mehr benötigtem Straßenland entstehen. Außerdem ist Platz für
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Gewerbebetriebe in den umliegenden
Gewerbebetrieben vorhanden.
Durch überregionale Werbung von Investoren und Fördermitteln der EG können Arbeitsplätze geschaffen werden.
Behebung ökologischer Defizite
Die Plattenbausiedlungen wurden mit
dem politischen Ziel errichtet, möglichst
viele Wohnungen unter minimalem Aufwand fertigzustellen - für eine Stadtplanung nach ökologischen Kriterien war
da kein Platz.
Durch die nach der Wende eingeleitete
konsequente „Ökologisierung“ der Siedlungen soll ein „Wohnen im Einklang mit
der Natur“ erreicht werden. Durch die
Möglichkeit der Weiterentwicklung der
Siedlung im Inneren wird der sie umgebende Naturraum vor einer Zersiedelung
geschützt. Die Siedlungskanten erhalten
durch ergänzende Neubauten eine besondere Akzentuierung, die die schon
vorhandene Spannung zwischen weitläufiger Landschaft und urbaner Dichte
betonen.
Energieeinsparungen sollen durch technische Optimierung hauptsächlich beExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
züglich
der
Fassadendämmung
undRaumheizung erreicht werden.
Ökologieprogramm im Kienbergviertel
(dieses wurde zur regulären Gebäudesanierung hinzugefügt und sieht u. a.
- Regenwassernutzung
- und für Brauchwassererwärmung und
Stromerzeugung Solartechnik vor.
- Des weiteren wurden die Baustoffe
nach ökologischen Gesichtspunkten
ausgewählt.
Für ein ökologisch richtiges Müllsammeln ist es weiterhin notwendig, die
Standplätze der Müllcontainer sinnvoll in
die Umgestaltung der Umgebung der
Häuser einzubeziehen.
Flächenentsiegelung lässt die Schaffung
von naturnahen Plätzen und Höfen zu.
Durch wassergebundene Wegoberflächen und Rasenpflaster kann der Regen
an Ort und Stelle versickern. Die Betonbrocken der ehemaligen Versiegelung
werden für bepflanzbare Trockenmauern
und Steingärten verwendet.
Es ist von außerordentlicher Wichtigkeit,
die Bürger in die Planungs- und Umgestaltungsvorgänge einzubeziehen.
Die Weiterentwicklung von Hellersdorf
wurde vom Bundes-Forschungsprojekt
unter das Leitbild „Ökologische Chancen
sinnvoll nutzen“ gestellt.
Ein Beispiel dafür wie das „Umweltforum
Hellersdorf“ alle Beteiligten an einen
Tisch bringt, ist das jährlich stattfindende
Umweltfest.
Kunst als wichtiger Faktor zum Imageaufbau
Den Quartierskonzepten zufolge wurde
vier Bereichen von Hellersdorf das
„Image Kunst“ zugewiesen. Indem z. B.
die fensterlosen Betonflächen der Plattenbauten künstlerisch gestaltet werden,
lassen sich räumliche Zusammenhänge
ablesen, da sich die Arbeiten aufeinander beziehen.
Die Gestaltung der Eingänge, die schon
an anderer Stelle als notwendige und
mögliche Akzentuierung ausgewiesen
wurde, wird durch Skulpturen bereichert.
Des weiteren sollen Graffiti-Aktionen auf
dafür vorgesehenen Flächen die Jugendlichen enger in das Stadtgefüge
einbinden und Konfliktpotentiale abgebaut werden.
Die wichtigsten Eingänge der Großsiedlung Hellersdorf werden außerdem
15
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
durch weithin sichtbare Großskulpturen
bezeichnet. Diese grenzen Hellersdorf
nach außen ab, laden aber gleichzeitig
auch ein, die Siedlung und das mit ihr
verbundene Konzept kennenzulernen.
Abb. 5 „Der Zeichner“ Markierung des Stadteingangs von Hellersdorf
Nachbetrachtung
Bei dem Besuch in Hellersdorf wurden
noch einmal die Dimensionen der Siedlung und die damit verbundenen
Schwierigkeiten deutlich. Der ökologische Hauptaspekt dieses Projektes ist
sicherlich die Nutzung der vorhandenen
Gebäude.
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
Ein einheitliches Konzept für eine Plattenbaugroßsiedlung, ebenso wie der
Versuch für die riesigen Wohnblöcke
einen Identitätsfaktor zu finden, zeigt
sich aber als äußerst problematisch. Ein
anderer schwieriger Fakt ist sicher die
administrative Zusammenlegung mit
dem Stadtteil Marzahn. Diese, vorwiegend aus elfgeschossigen Gebäuden
bestehende Plattenbausiedlung ist noch
mit einem ziemlich negativen Image
behaftet.
Die Umgestaltung von einer „WohnStadt“ zur „Werk-Stadt“, also die Ansiedlung von Gewerbe in Hellersdorf, ließ
sich noch nicht in den Größenordnungen verwirklichen, die ursprünglich angedacht waren.
nach vorn gemacht worden (z. B. Stadtteilzentrum „Helle Mitte“).
Abb. 6 Hellersdorf
Verena Heinemann, Lotta Lindgren
Als dennoch übertragbare Grundgedanken sind die Quartierszuordnungen zu
nennen, die der Siedlung eine gewisse
Möglichkeit der Strukturierung geben. Im
jeweiligen Quartier wiederkehrende bzw.
sich somit auch von anderen abgrenzende Fassadengestaltungen sind ein
Beispiel dafür.
Bezüglich des Anspruchs, sich zu einem
lebendigen Stadtteil zu entwickeln, ist
auf alle Fälle ein entscheidender Schritt
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Charlotta Lindgren, Verena Heinemann
Weitere verwendete Literatur:
-
-
Ökologisch sanieren naturnah
wohnen. Das Kienberg-Viertel.
Quartiers-Dokumentation,
Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf mbH, 1998
Projekt Großsiedlung BerlinHellersdorf:
Nachhaltige Strategie für Siedlungen in industrieller Bauweise. Ein Fallbeispiel für Habitat
II, hrsg. v. der Senatsverwaltung für Bauen, Wohnen und
Verkehr. Referat Wohnungsbau
in der Stadtplanung, Großsiedlungen und der Wohnungsbaugesellschaft Hellersdorf, Berlin
1996
Abbildungen:
Abb. 1, Projekt Großsiedlung, S. 6
Abb. 2, Ökologisch sanieren naturnah
wohnen, S. 8
Abb. 3 Fotos der Verfasser, 2002
Abb. 4, Projekt Großsiedlung, S. 44
Abb. 5, Projekt Großsiedlung, S. 68
Abb. 6, Foto der Verfasser, 2002
ExWoSt-Modellprojekt Hellersdorf
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Kienbergviertel Berlin, Hellersdorf
Bearbeitung: Stefan Klüsener
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Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Stefan Klüsener
Projektsteckbrief:
Projektname: Kienbergviertel
Standort: Berlin Hellersdorf
Auftraggeber: WoGeHe (kommunale
Wohnungsverwaltung)
Auftragnehmer: verschiedene
Bauherr: WoGeHe
Bauzeit: 1985 - 1992
1994 - 1997
2296 Wohnungen
Modellhafte Sanierung von Plattenbauten unter ökologischen Gesichtspunkten
Regenwassernutzungsanlage
Solarthermische Anlage
Photovoltaik Anlage
Freiraumgestaltung
Kienbergvietel – Berlin Hellersdorf
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Das Kienbergviertel ist Teil der Großsiedlung Hellerdorf, die am nordöstlichen Rand von Berlin zwischen 1985
und 1992, auf einer landwirtschaftlichen
Nutzfläche, erbaut wurde. Seinen Namen trägt es aufgrund des direkt gegenüberliegenden Kienberges. Es bildet
einen zentralen Abschnitt der Siedlungskante gegenüber dem Wuhletal. Im
Osten grenzt es an den historischen
Gutsbezirk und im Norden an das Quartier Grüne Mitte.
Die überwiegend fünf bis sechsgeschossigen Plattengebäude sind auf 11
Grundstücke mit insgesamt 2296 Wohnungen verteilt.
Während der Bauzeit wurde der verwendeten Standarttyp WBS70 weiterentwickelt, wodurch sich hinsichtlich der
Fassadengestaltung und Materialwahl
Unterschiede ergaben.
Als die WoGeHe 1990 die kommunalen
Wohnungsbestände zur Verwaltung
übernahm, befand sich Hellersdorf noch
in der Bauphase, was bedeutete, das
ein großer Teil der geplanten Infrastruktur noch nicht fertiggestellt war – mit
Ausnahme der Schulen und Kindergärten. Seit 1994 wurden die Gebäude in
Teilabschnitten modernisiert. Begonnen
Kienbergvietel – Berlin Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Stefan Klüsener
wurde mit dem Pilotprojekt „Ökologische
Mustersanierung“ (196 Wohnungen) aus
dessen Erfahrungen, und nach Abwägung der finanziellen Machbarkeiten die
Komplettsanierung des Viertels begonnen wurde.
1998 waren 4550 Einwohner gemeldet.
Das Durchschnittsalter beträgt 34 Jahre.
Das Haushaltseinkommen der Bewohner liegt über dem Mittelwert. Die Arbeitslosigkeit ist gering. Eine stabile
Struktur also.
Städtebauliches Konzept
Im Rahmen der Neudefinition der Stadtquartiere 1992 durch die Planergemeinschaft Hannes Durbach und Urs Kohlenbrenner wurde das Kienbergviertel
als eines von 18 Baufeldern aus der
Großstruktur abgegrenzt.
Schwierigkeiten ergaben sich dabei
wegen der inhomogenen Bebauung und
der unklaren Abgrenzung nach Norden.
Den Ausschlag gaben dann die Baufeldgrenzen und der Bezug auf das
Zentrum Gothaer Straße. Prägend für
das Kienbergviertel sind zwei Frankfurter Punkthochhäuser (sie markieren den
Eingang nach Hellersdorf), das südlich
der Eisenacher Straße gelegene Suhler
Baufeld, das sich in zweizeiliger Bebauung an der Topographie entlang zieht,
und das nördlich gelegen Erfurter Baufeld mit weitern zwei Blockbauten. Insgesamt wurde auf die Verstärkung der
vorhandenen Unterscheidungsmerkmale
der Bereiche gesetzt. Aus den städtebaulichen und topographischen Merkmalen wurden die entsprechenden
Images abgeleitet, die zu einer stärkeren
Identifikation und Bindung der Bewohner
an ihr Viertel führen sollte. Die unmittelbare Angrenzung an den Landschaftsraum und eine vorhandenen Grünachse
in Richtung Kienberg waren ausschlaggebend das Thema „Natur“ zu wählen.
Das 1994 mit der städtischen Rahmenplanung beauftragte Stadtbüro Hunger
ergänzte die vorhandene Planung um
die Themen Zentrum und soziale Infrastruktur. Das Büro CASA NOVA entwickelte 94/94 das Farb- und Gestaltungsleitkonzept, dass die Identifikation mit
dem Quartiers als Prämisse aufweist.
Richtungsweisend in der Konzeption war
die permanente Beteiligung der Bewohner an der Sanierung; sie konnten ihre
Stimme in einem regelmäßigem Plenum
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
und einem eigens eingerichteten Presseorganen einbringen.
Gestaltung und Material
Bei der Fassadengestaltung wurde die
ursprüngliche Gliederung beibehalten.
Das heißt die klare horizontale Staffelung in Sockel-, Mittel- und Attikabereich
blieb erhalten. Als Farbethema wurde
ein graugrünes Leitmotiv gewählt. Die
Fensterbereiche werden mit dunkleren
Tönen gegenüber der hellen Fassade
abgesetzt. Bei den Loggien und den von
filigranen Dachkonstruktionen aus Stahl
und Glas geprägten Eingängen und
Hofdurchgängen werden Signale in
Form von gelben und roten Fassadenoder Balkonvorsatzelementen eingeflochten.
Die fensterlosen Giebelseiten wurden
durch eine Fassadenbegrünung ansehnlicher. Ambiente und Aufenthaltsqualität
sollten die Maxime bei der innenliegenden Erschließung sein – es wurde auf
kräftige Farbakzente gesetzt. Es wurden
drei verschiedene Eingangstypen gestaltet, die je nach städtebaulicher WichtungAnwendung finden.
Kienbergvietel – Berlin Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Stefan Klüsener
Grundrissveränderungen fanden nur im
kleinen Teil der in Eigentumswohnungen
umgewandelten Plattenbauten statt.
Größtenteils wurde die Küche zum
Wohnbereich hin geöffnet und die leichten Zwischenwände entfernt, um großzügigere Wohnungsschnitte zu erhalten.
Auf das Naturthema bezugnehmend
wurde Holz (aus heimischen Anbau) vor
allem im Außenraum, aber auch in der
Ausführung der Fenster und Handläufe
(leider nur Modellprojekt) angewendet.
Bei der Materialwahl wurde auf geringen
Primärenergiegehalt und Umweltverträglichkeit geachtet. Dachrandblenden und
Fensterbänke wurden in Zinkblech ausgeführt. Bei der Elektroinstallation wurde
auf halogen und PVC freie Ummantelungen gesetzt. Bei den Treppenhäuser
wurde ein Kunstharzputz verwendet. Der
Fußboden wurde in Terrazzo bzw. im
Modell mit schalldämmenden Gummibelag ausgeführt. Lösungsmittelarme und
–freie Anstriche auf Dispersionsbasis
wurden für die Außen und Innenverwendung gewählt. Für die direkt auf die
Fassade aufgebrachten Wärmedämmverbundsysteme wurde FCKW freier
Polysterolschaum genutzt.
Wasser
In der ökologischen Modellsanierung
wurde eine Regenwassernutzungsanlage zur Deckung des Wasserbedarfes für
die Toilettenspülung installiert. Gleichzeitig wird es zur Bewässerung der
Grünflächen verwendet. Die notwendige
Zisterne wurde im Hof untergebracht,
die Pumpanlage in einem speziell
schallgedämmten Keller der WBS 70
Serie. Der Wasserverbrauch wurde von
130 l/Person*d auf 109 l/Person*d gesenkt.
Bei der Instandsetzung wurden wassersparende Armaturen eingebaut ( Einhebelmischer, wassersparende Toiletten).
Kalt- und Warmwasserzähler in den
Bädern sollen die Eigenkontrolle der
Nutzer steigern.
Energie
Mit einer 46 m² großen Solarthermischen Anlage auf dem Dach des modellsanierten Bereichs konnte die Energieaufwendung zur Wassererwärmung
um 27% reduziert werden. Problematisch war das System nur aufgrund des
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
erhöhten Aufwandes für eine Unterkonstruktion, da das Dach nicht tragfähig
war. Eine Photovoltaikanlage mit gesamt
750 kWh/Jahr wird netzgekoppelt betrieben, d.h. wenn die angeschlossenen
Verbraucher nicht aktiv sind, wird ins
Netz eingespeist.
Durch das aufgebrachte WDVS konnte
der Heizenergiebedarf um 50% (Modell
60%) reduziert werden, so das man jetzt
den Anforderungen der Wärmeschutzverordnung Rechnung trägt.
Freiraum
Die Verbesserung der Aufenthalts-,
Spiel- und Erholungsqualität waren hier
der Maßstab. Neue Wegenetze in Form
von Fuß- und Radwegen, Entsiegelung
und Anlage von Grünflächen, Neubepflanzungen und Spielplatzgestaltung
waren die Mittel. Die Wohnhöfe wurden
neu gegliedert, dabei wurden die vorhanden Mietergärten wieder hergestellt
und Aktiv- und Ruhezonen definiert, so
dass sich für alle Nutzer entsprechende
Bereiche finden lassen.
Neugliederung des Straßenraumes zur
Geschwindigkeitsregulierung und ein
optimiertes Parkkonzept, sowie die
Kienbergvietel – Berlin Hellersdorf
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Stefan Klüsener
Gestaltung der Eingangs- und Vorbereiche, schaffen qualitativere Übergänge
von privat zu öffentlich. Die Bindung an
die umliegende Landschaft wurde durch
erweiterte Grünzüge gestärkt.
Verkehr
Bedarfsgerechtigkeit spielt bei der optimierten Parkraumbewirtschaftung eine
große Rolle. So wurde Rück- und sogar
Neubau von Stellflächen notwendig; auf
Entsiegelung der Flächen wurde dabei
wertgelegt.
Es wurden durch Senk- oder Klapppoller
Parkbereiche mit Zugangsberechtigung
geschaffen, die versuchen quartiersfremde Fahrzeuge auszuschließen.
Zusätzlich wurde auch ein Beschilderung vorgenommen.
Abfall
Um die Zuordnung zu den Abrechnungseinheiten zu erleichtern, wurden
die Mülltonnen in kleinen Parzellen
gesichert und gleichzeitig durch Begrünung als markantes „negatives“ Element in ein untergeordnetes umgewandelt. Mülltrennung als Entsorgungsstra-
tegie steht bei dem riesigen Aufkommen
an oberster Stelle.
Zusammenfassung :
Der Großteil der gebäudebezogenen
ökologischen Bausteine konnte aufgrund
der schlechten finanziellen Lage der
Wohnungsgenossenschaft nicht auf das
Quartier übertragen werden. Das wird
sich auch in naher Zukunft nicht ändern.
Man musste die Ansprüche auf die zu
steigernde Wohnqualität reduzieren, d.h.
in erster Linie Wärmedämmung, Modernisierung und Innen- wie Außengestaltung. Am wichtigsten war es, den Bewohnern ein attraktives Umfeld zu bieten
um sie im Gebiet zu halten.
Um die Erfahrungen im Umgang mit
Plattenbaugebietes
weitergeben
zu
können, wurde ein Kompetenzzentrum
eingerichtet, das vor allem bei der noch
anstehenden Sanierung der osteuropäischen Plattenbaugebiete hilfreich zur
Seite stehen soll.
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Gründerinnenzentrum Weiber Wirtschaft e.G.
Bearbeitung: Claudia Frantz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
Projektsteckbrief:
Gründerinnenzentrum
WeiberWirtschaft eG.
Standort:
Anklamer Str. 38, Berlin-Mitte
Auftraggeber/ Bauherr:
WeiberWirtschaft eG
AnklamerStr. 38
10115 Berlin
Frau Dr. von der Bey
Auftragnehmer:
Architekturbüro I. Baller
EnergieSystemTechnik
Bauzeit:
1994/95
Größe:
NF Bestand - 5724qm
NF Neubau – 1329qm
Schlagworte zum Projekt:
Gewerbehof, auch in punkto Energie
etwas Besonderes
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
Förderung:
Senatsverwaltung für Stadtentwicklung
Frau Reichmann
Gesamtinvestitionen:
ca. 35 Mio DM
PV-Anlage:
Größe 44,3 m²
Neigung ca. 45°
Leistung 5,61 kWpeak
Energieertrag ca. 4.400 kWh/a
Bruttokosten ca. 121.000 DM
Inbetriebnahme 1995
an Gesamtfinanzierung Beteiligte:
Senatsverwaltung f. Wirtschaft
Senatsverwaltung f. Bauen, Wohnen,
Verkehr
Bewag
DSL – Bank
Genossenschaft „WeiberWirtschaft“
Kollektoranlage:
Größe 25,2 m²
Neigung 30°
Energieertrag ca. 10.000 kWh/a (gerechnet)
Bruttokosten ca. 71.000 DM
Inbetriebnahme 1996
Bausteine der Sanierung:
Dämmung der Dächer und Brandwände
Fensteraustausch
Dach-, Hof-, Fassadenbegrünung
Gasbefeuerte Brennwertkessel
Thermische Solaranlage
Photovoltaikanlage
Gasbetriebene Motorheizkraftanlage
Regenwassernutzungsanlagen
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung
Ökologische Baumaterialien
CO2-Minderungseffekt:
PV-Anlage ca. 4.400 kg/a
Kollektoranlage ca. 10.000 kg/a
Motor-Heiz-Kraft-Anlage:
Leistung: 44kWel und 80 kWth
2 Brennwertkessel mit je 250 kW
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Hintergründe
Die Frauengenossenschaft WeiberWirtschaft eG erwarb im Oktober 1992 in
Berlin-Mitte von der Treuhandanstalt ein
bis zu sechsgeschossiges Gebäude in
Stahlskelett-Bauweise mit einer Nutzfläche von ca. 5.500 qm für einen Kaufpreis von 12,3 Mio. DM.
Inzwischen ist das Industriegebäude aus
der Jahrhundertwende für 36,5 Mio. DM
umgebaut und renoviert worden. Der
Gewerbehof für Frauenunternehmen
beherbergt fast 60 Firmen aus Dienstleistung
und
Produktion,
eine
Kindertagesstätte,
Tagungsräume,
Gastronomie und Künstlerinnen-Ateliers.
Die Gewerberäume waren im November
1997 zu 80% ausgelastet, der Mietpreis
beträgt je nach Gewerbe zwischen 11
und 23 DM (Läden 15 bis 30 DM).
Zusätzlich wurde ein Neubau errichtet,
in dem sich 13 Sozialwohnungen und
drei
moderne
Maisonette-Läden
befinden.
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
Mietverträge werden mit Unternehmen
abgeschlossen, deren Geschäftsführung
und Kapital in Frauenhand liegt.
Mit Unterstützung der Senatsverwaltung
für Stadtentwicklung wurde ein "Ökologisches Gesamtkonzept für das Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft eG"
entwickelt, das über die Standardmodernisierung hinausgeht und erlaubt,
erhöhte ökologische Anforderungen in
beispielhafter Weise durchzuführen.
plexes aus der Jahrhundertwende solide, doch sämtliche Energieversorgungssysteme waren veraltet. Hier wurden
durch die Kombination modernster umweltverträglicher Verfahrensweisen und
Technologien neue Standards gesetzt.
So konnte ein für den innerstädtischen
Bereich innovatives Gesamtkonzept
entwickelt werden.
Ziel der Massnahme war unter anderem,
den Primärenergieverbrauch auf weniger als 50% des ursprünglichen Wertes
zu senken.
Ökologisches Konzept
Für die Nutzung des Produktionsstandortes des ehemaligen VEB Berlin Kosmetik als Gründerinnenzentrum waren
umfassende Modernisierungs- und Sanierungsmaßnahmen notwendig. Zwar
war die Bausubstanz des Gebäudekom-
Das ökologische Konzept auf einen
Blick:
Bei der ökologischen Gebäudesanierung
wurden formaldehydbelastete Baustoffe
entfernt, die vorhandene Bausubstanz
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
wurde schonend behandelt und soweit
wie möglich wiederverwendet.
Durch ein detailliertes Energienutzungskonzept, das die Nutzung regenerativer
Energieträger und eine effiziente Ausnutzung nicht regenerativer Energieträger in den Vordergrund stellt, konnte die
WeiberWirtschaft eine überaus positive
Energiebilanz ziehen.
Von der erfolgreichen Einbindung zentraler ökologischer Aspekte in ökonomisches Wirtschaften profitieren alle - auch
die Umwelt.
Großflächige Wärmedämm-Maßnahmen
reduzieren die Heizlast, Brennwerttechnik und Wärmerückgewinnung maximieren die Energieausnutzung.
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
Die Einsparung von Trinkwasserressourcen ist durch den Einbau einer
Regenwassernutzungsanlage
erfolgreich umgesetzt worden.
Die Hofbegrünung, sowie die Begrünung
von Flachdächern und Fassaden verbessern merklich das Mikroklima des
Gründerinnenzentrums sowie der angrenzenden Grundstücke.
Ein gemeinsames Sammel- und Entsorgungssystem mit Rückführung von
Wertstoffen und Kompostierung von
Gartenabfällen ist Bestandteil eines
komplexen Ökologiekonzeptes.
Thermische Solaranlage und Photovoltaik liefern in den Sommermonaten
einen großen Anteil an Trinkwasserwärme und Strom.
Die Motorheizkraftanlage (MHKA) führt
durch die Kraft-Wärme-Koppelung zu
einer erheblichen Primärenergieeinsparung.
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Baustoffe
Die Umbaumaßnahme hat an die ursprüngliche Grundhaltung der alten
Bausubstanz angeknüpft und nur wenige und ortsübliche Materialien für alle
baulichen Maßnahmen eingesetzt.
Die durch Betrieb und Umbau eingebauten problematischen Materialien wurden
abgebrochen und entsprechend der
Senatsrichtlinien entsorgt.
Es wurden im wesentlichen umweltverträgliche Baustoffe eingesetzt. Eine
Ausnahme bildet das Kabelmaterial der
elektrischen Leitungen, eine Verbesserung war in den ModInst-Massnahmen
finanziell nicht zu verkraften. Es wurden
PVC-Kabel benutzt.
Die vorgenommenen WärmedämmMaßnahmen zur Reduktion des Energieverbrauchs entsprechen dem ModInst-Standard und den gesetzlichen
Vorschriften.
Die Verstärkung der Wärmedämmung in
den Dächern von 16 cm auf 20 cm verursacht nur geringe Mehrkosten, bringt
aber sowohl im Winter (geringerer Energieverbrauch) wie im Sommer (verzöGründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
gerte Erwärmung) Gewinn. Ohne große
zusätzliche Kosten konnte auch eine
Nischendämmung hinter den Heizkörpern realisiert werden.
In den Hofgebäuden wurde bei der Erneuerung der Fenster bewusst auf
Drehkippflügel verzichtet, da die Kippstellung der Fenstern oft als Dauerlüftung mit einem entsprechenden Energieverbrauch missbraucht wird. Hinsichtlich der Pflege und unter Sicherheitsaspekten hat sich diese Entscheidung
später als problematisch erwiesen.
Die 1998 aufgetretene Kotaminierung
der Raumluft durch im Deckenaufbau
verborgene Teerpappen wurde im Zuge
der ursprünglichen Sanierung nicht
vorausgesehen. Es lagen keine Erfahrungen mit vergleichbaren Belastungen
aus anderen Objekten vor, und so gab
es keine Verdachtsmomente, die eine
genauere Analyse des gesamten Deckenaufbaus gerechtfertigt hätten.
Die 1999/2000 durchgeführte Altlastensanierung brachte das Gesamtprojekt
beinahe zum Scheitern, da die Finanzierung dieser Sanierung nur unter erhebli-
chen
Kraftanstrengungen
gesichert
werden konnte.
Im Nachhinein wäre eine größere Sorgfalt aller Beteiligter bei der Analyse und
Einschätzung der alten Gebäudesubstanz wünschenswert gewesen. Ungeklärt bleibt auch, inwieweit die verstärkte
Wärmedämmung und ein sehr geringer
Luftaustausch durch die Fenster nach
Sanierung das Problem in der Vergangenheit verstärkt haben.
Das Energiekonzept
Im Jahr 1993 wurde mit der Sanierung
des Gebäudes begonnen, das unter
energetischen
Gesichtspunkten
als
durchschnittlich einzustufen war. Ein
1975 errichtetes, mit Braunkohle befeuertes Heizhaus (7 Kessel, Heizleistung
insgesamt 1,377 MW) versorgte das
Gebäude mit Wärme.
Senkung des Heizwärmebedarfs: Aufgrund der baulichen Situation und der
baukonstruktiven Möglichkeiten wurde
über die nach ModInst-Richtlinien geforderten Maßnahmen hinaus eine verstärkte Wärmedämmung der Dachflä17
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
chen und Brandwände für sinnvoll erachtet und realisiert.
Der in der Summe der baukonstruktiven
Maßnahmen erreichte reduzierte Heizwärmebedarf liegt bei 139 kWh/m2/a
bzw. bei 42 kWh/m3/a und damit rund
30% über der Zielvorstellung. Die Aufwandskennziffer für die baukonstruktiven Maßnahmen wurde mit 0,48
DM/(kWh/a) ermittelt.
Nach der Senkung des Heizwärmebedarfs verbleibt ein Nutzenergiebedarf vor
Ort von 185 kWh/m²/a, der sich aus
folgenden Anteilen zusammensetzt:
- Heizwärme
- Warmwasser
- Elektrizität
75 %
3%
22 %
Zur Deckung dieses Bedarfs bieten sich
zum einen die seit Jahrzehnten eingeführten Energieträger mit den herkömmlichen Techniken an. Zum anderen verlangt die Ökologisierung der Energienutzung, erprobte Techniken in umweltentlastende Konzepte zu integrieren, um so
über die Bedarfssenkung hinaus bei der
Bedarfsdeckung zu einer nachhaltigen
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
Reduzierung des Brennstoffenergieverbrauchs zu gelangen.
Wärmeverbrauch: Der Brennstoffenergieverbrauch für Raumwärme wurde
unter Berücksichtigung der KraftWärme-Kopplung (MHKA), der Brennwerttechnik und der Wärmerückgewinnung mit 150 kWh/m2/a ermittelt
(=Brennstoffkennzahl).
Zusätzlich zum Heizwärmeverbrauch ist
der Energieverbrauch für die Trinkwassererwärmung zu bewerten. Für die
Bereitstellung von 3,5 m³ Warmwasser
pro Tag werden 32 MWh Wärme pro
Jahr benötigt. Der damit verbundene,
systembedingte spezifische Brennstoffenergiebedarf liegt mit Berücksichtigung
der Solaranlage bei 7 kWh/m²/a.
Die auf dem 2. Quergebäude errichtete
Thermische Solaranlage kann 10
MWh/a liefern, das sind 20 % des Energieverbrauchs für die Trinkwassererwärmung. Die restlichen 80 % des
Wärmebedarfs werden aus der KraftWärme-Kopplung (MHKA) gedeckt.
wurde. Die Auswertung des Stromverbrauchs des Vorderhauses bestätigt
mit ca. 50 kWh/m²*a (einschl. Stromverbrauch der Heizzentrale und unter
Berücksichtigung der überdurchschnittlichen Nutzung durch Büros und Läden)
diese Annahme.
Bei Annahme einer konventionellen
Stromversorgung würde sich eine
Brennstoffkennzahl von 297 kWh/m²/a
ergeben. Mit Berücksichtigung der installierten MHKA, die unter den beschriebenen Betriebsbedingungen den
Strombedarf des Gewerbezentrums
rechnerisch zu 100 % decken kann,
sinkt die Brennstoffkennzahl auf 203
kWh/m²/a.
Die dritte wesentliche Komponente bei
der Energienutzung ist der Strombedarf,
der im Mittel mit 40 kWhel/m²/a erwartet
17
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bedarf an Heizwärme vor baulichen
Maßnahmen:
190,0 kWh/m2/a
Bedarf an Heizwärme nach baulichen
Maßnahmen:
139,0 kWh/m2/a
Bedarf an Trinkwasserwärme:
6,0 kWh/ m2/a
Bedarf an Strom:
40,0 kWh/m2/a
gesamt
185,0
2
kWh/m /a
Brennstoffkennzahl
- Gebäudeheizung und Warmwasser
157 kWh/ m2/a
- zuzüglich Strom
203 kWh/m2/a
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
(Reduzierung um 28 % gegenüber dem
Bestand). Eine erste Auswertung des
Wärmeverbrauchs ergibt einen spezifischen Jahresheizwärmebedarf von 139
kWh/a und pro m² Nutzfläche.
Der Jahresenergieverbrauch von 900
MWh für Raumheizung und Warmwasserbereitung entsteht mit 480 MWh zu
53 % durch die MHKA. Der restliche
Verbrauch von 420 MWh, das sind 47
%, wird von der Brennwert-Kesselanlage
geliefert. Aus der thermischen Solaranlage werden rund 10 MWh/a Wärme
bereitgestellt. Die Wärmerückgewinnung
in der Lüftungsanlage ”Kantine” vermeidet einen Brennstoffenergieverbrauch
von ca. 27 MWh/a.
Bei der Bewertung der Emissionsminderungen durch die Maßnahmen wird für
den Bestand eine Braunkohlenfeuerung
mit 544 kW Wärmeleistung angenommen. Der Jahresnutzungsgrad der alten
Kesselanlage wird mit 65 % angesetzt.
Daraus
resultiert
ein
Brennstoffverbrauch von ca. 291 t Braunkohleprodukten (1.572 MWh) pro Jahr.
Wärme
Die Heizungsanlage versorgt im Gewerbezentrum WeiberWirtschaft eG eine
Nutzfläche von insgesamt 7.069,77 m²
(Gewerbezentrum 5.740,33 m² und
Neubau-Wohn-/Geschäftshaus 1.329,34
m²).
Die spezifische Heizlast des Gewerbezentrums liegt nach Durchführung der
ModInst-Maßnahmen und der ökologischen Maßnahmen bei ca. 81 W/m²
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
MHKA: 480 MWh
53 %
(Verbrauch)
BWKA: 420 MWh
47 %
(Verbrauch)
TSA:
10 MWh 1 %
(vermiedener Verbrauch)
WRG: 27 MWh
3%
(vermiedener Verbrauch)
17
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
Elektrizität
Regenwasser
Das größte Potential zur Primärenergieeinsparung wurde im Bereich der elektrischen Energieversorgung genutzt. Dies
ist zum überwiegenden Teil der Stromerzeugung durch dezentrale KraftWärme-Kopplung (KWK) zuzurechnen.
Die Photovoltaik-Anlage konnte mit einer
Nennleistung von 5,61 kWp realisiert
werden. Die mit dieser installierten Leistung erwartete Stromerzeugung von
4,7 MWh pro Durchschnittsjahr wurde im
ersten Jahr mit 4,5 MWh sehr gut bestätigt.
Der vermiedene Brennstoffverbrauch
durch die PV-Anlage wurde mit 13,9
MWh pro Jahr ermittelt, und die vermiedene CO2 - Emission mit 4,7 t pro Jahr.
Durch die Nutzung des von den schrägen Dächern ablaufenden Regenwassers ist eine Einsparung von Trinkwasserressourcen in Höhe von bis zu 500
Kubikmetern pro Jahr möglich geworden.
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
Die Hofentsiegelung erhöht die Versickerung von Regenwasser im Stadtteil
und verbessert damit die Bodenqualität,
den Grundwassererhalt und das Mikroklima
Die WC-Spülung erfolgt zu einem hohen
Anteil durch Nutzung von Regenwasser.
Drei Regenwasseranlagen ersetzen bis
zu 90 % den Einsatz von Wasser in
Trinkwasserqualität.
Die Reduzierung der Wasser- und Entwässerungskosten konnte 1996 mit ca.
1.200 DM festgestellt werden, wobei das
Gewerbezentrum zu weniger als 50 %
belegt war. Diese Werte sind daher nur
bedingt aussagefähig.
Im Vergleich dazu lassen die notwendigen Investitionen für die Regenwassernutzung kein betriebswirtschaftlich positives Ergebnis erkennen. Die Regenwassernutzung wird zum jetzigen Zeitpunkt daher immer der Entscheidung für
oder gegen eine stadtökologische Maßnahmen überlassen bleiben.
17
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Hofbegrünung
Das komplette Grundstück wurde mit
einem Begrünungskonzept überzogen.
Auf Flachdächern, an den Brandwänden
und natürlich im Hof grünt und blüht es
seither. Diese Maßnahmen tragen zu
einer deutlichen Verbesserung des
Mikroklimas bei. Gleichzeitig haben die
Begrünungsmaßnahmen zum Ziel, das
ökologische Image auch nach außen
sichtbar zu machen, die Attraktivität und
damit die Wirksamkeit des ökologischen
Modellprojektes zu steigern.
Die Hofentsiegelung erhöht die Versickerung von Regenwasser im Stadtteil
und verbessert die Bodenqualität.
Gleichzeitig bietet die Fassadenbegrünung einen Schutz für das Mauerwerk
und eine klimatische Verbesserung der
Innenräume, was die Qualität der vorhandenen
Arbeitsplatzbedingungen
erhöht. Für die Mitarbeiterinnen der
Betriebe, für die Bewohnerinnen des
Wohnhauses, für Kundinnen und Bebsucherinnen sowie speziell für Kinder,
für die zusätzliche Frei- und Spielräume
entstanden sind, wurde durch die Begrünung der Höfe die Aufenthaltsqualität
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
im Gewerbezentrum deutlich gesteigert
und ein angenehmer Arbeits- und Lebensraum geschaffen.
Verkehr
Im Zusammenhang mit dem Freiflächenkonzept für die Höfe des Gewerbezentrums wurden Strategien zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs
(MIV) bei gleichzeitiger Sicherung des
Lieferverkehrs für die ansässigen Betriebe entwickelt. Die Zufahrt für den
Lieferverkehr bis in den 2. Hof (Lastenfahrstuhl für die Produktionseinheiten)
ist möglich, außerdem wurde eine Ladezone vor dem Grundstück eingerichtet.
Für privates Parken ist - mit Ausnahmen
für Car-Sharing oder Fahrzeuge behinderter Personen - keine Stellfläche vorgesehen. Auf den Höfen befinden sich
gute Stellplätze für Fahrräder, für die
langfristig eine teilweise Überdachung
sowie eine Erweiterung der Anzahl wünschenswert wäre.
Die Projektierung und Umsetzung geeigneter Maßnahmen zur Regelung des
motorisierten und nicht-motorisierten
Verkehrs auf und vor dem Grundstück
Anklamer Straße 38-40 fanden im Rahmen der Planungs- und Beratungsleistungen des ökologischen Gesamtkonzeptes statt.
Die baulichen Maßnahmen zur Herstellung der Fahrradstellplätze erfolgten im
Rahmen des Sanierungskonzeptes und
wurden nicht von den für ökologische
Maßnahmen zur Verfügung gestellten
Mitteln finanziert.
17
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Abfall
Die gemeinsame Abfallentsorgung im
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
eG war im Zeitraum der ökologischen
Maßnahmen vor allem von baustellenbedingten Problemen bestimmt. Nach
Abschluss der Bauarbeiten konnten eine
angemessene Infrastruktur und eine
stetige Verbesserung der Entsorgungsmöglichkeiten sowie der äußeren Gestaltung
des
Entsorgungsstandortes
erreicht werden.
Das Entsorgungsvolumen im Gründerinnenzentrum liegt insgesamt weit unter
den von den Entsorgungsunternehmen
angegebenen
Durchschnittsmengen.
Zusätzlich haben die Mieterinnen bessere Entsorgungsmöglichkeiten durch das
gemeinsame Abfallsystem, als sie dies
als Einzelbetriebe an einem anderen
Standort hätten.
Die Unternehmerinnen sind in der Mehrheit sowohl umweltbewusst schon beim
Einkauf von Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffen als auch kooperationswillig beim
Entsorgungsverhalten. Zum Teil entstehen dennoch vermeidbare Kosten durch
mangelnde Entsorgungsdisziplin und
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
schlecht angepasste Entsorgungskapazitäten.
Die soziale Kontrolle unter den Mieterinnen lässt auch in Zukunft Verbesserungen hinsichtlich der Entsorgungsdisziplin
und
Kooperationsbereitschaft
beim
gemeinsamen Abfallkonzept erwarten.
Durch Anreize zur Müllvermeidung
(Lenkungsfunktion von Entsorgungskosten) sowie durch Optimierung der Infrastruktur (Vermeidung von Engpässen
und Überkapazitäten) können weitere
Einsparpotentiale ausgeschöpft werden.
Diese kommen den Mieterinnen als
Betriebskostensenkungen zugute.
Durch die umfassende Beschilderung
der Entsorgungsstandorte im November
1997 wurde eine erhebliche Verbesserung der Information über die Entsorgungsmöglichkeiten im Gründerinnenzentrum erreicht.
Um die ökologischen Ziele von Abfallvermeidung und -verringerung sowie
von sortengerechter Trennung und Verwertung von Abfällen und Wertstoffen
kontinuierlich weiterzuverfolgen, sollten
dennoch auch langfristig verschiedene
Möglichkeiten der Information für die
Unternehmerinnen (schriftliche Unterlagen bei Einzug, Rundschreiben zu speziellen Anlässen, Visualisierung im Hof,
entsprechende Aufbereitung der Betriebskostenabrechnungen etc.) von
seiten der Genossenschaft genutzt
werden.
Ökologieberatung
Die Ökologieberatung fand im Spannungsfeld der wirtschaftlichen, baulichen, technischen und architektonischen
Interessen während des Bauvorhabens
statt. Interessenskollisionen gab es z.B.
bei der Organisation der Abfallentsorgung während der Bauarbeiten.
Auch wurden nicht alle anfangs geplanten Maßnahmen mit den Mieterinnen
durchgeführt, nachdem erkennbar war,
dass diese durch die stattfindenden
Bauarbeiten und den Aufbau ihrer eigenen Unternehmen schon äußerst belastet waren.
Im Ergebnis aber bleibt festzuhalten,
dass ökologische Aspekte in viele Bereiche innerhalb der Ablauforganisation der
Genossenschaft eingeflossen sind und
17
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
die Akzeptanz ökologischer Fragen
erheblich gesteigert werden konnte.
Der Nutzen und die Effizienz der im
Rahmen der Ökologieberatung erfolgten
Maßnahmen sind finanziell nicht messbar. Der Nutzen besteht in der umfassenden Vermittlung und Kommunikation
der ökologischen Inhalte an die Mieterinnen und innerhalb der Genossenschaft. Die Mieterinnen haben als Nutzerinnen der ökologischen Infrastruktur
eine zentrale Position für den Erfolg und
die multiplikatorische Wirkung der vor
Ort durchgeführten Maßnahmen. Ohne
die Ökologieberatung wäre weder die
Zusammenarbeit bei der Umsetzung der
Maßnahmen, gerade im Bereich Energienutzung und Abfallkonzept, gewährleistet, noch käme der Modellcharakter
des Ökologischen Gesamtkonzeptes
über das Gründerinnenzentrum hinaus
zum Tragen.
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Claudia Frantz
Die Mieterinnen haben die Einrichtung
der Ökologieberatung gut angenommen
und auch als Anlaufstelle für verschiedene Fragen im Umweltbereich, sowohl
das Gründerinnenzentrum, als auch ihre
eigene Unternehmen betreffend, genutzt. Es kann davon ausgegangen
werden, dass diese Funktion weiterhin
nachgefragt wird. Soweit möglich, sollte
die Genossenschaft daher entsprechende Möglichkeiten zur Verfügung stellen.
Die Kommunikation über ökologische
Fragen bildet darüber hinaus die Grundlage für eine Weiterentwicklung und
Ausdifferenzierung der Grundsätze in
der Umweltpolitik.
Gründerinnenzentrum WeiberWirtschaft
17
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Leitfaden Nachhaltiges Bauen für Bundesbauten
Bearbeitung: Frank Wannigmann
18
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Frank Wannigmann
Leitfaden Nachhaltiges Bauen
Inhaltsverzeichnis:
Kurzbeschreibung des Leitfadens:
1. GELTUNGSBEREICH 1
Herausgeber des Leitfadens:
Bundesamt für Bauwesen und
Raumordnung im Auftrag des Bundesministerium für Verkehr, Bau- und
Wohnungswesen Stand: Januar 2001,
2. Nachdruck (mit redaktionellen
Änderungen)
Insgesamt besteht der Leitfaden aus
121 Seiten, wovon 98 Seiten auf die
Anlagen fallen. Dies weist auf die Bedeutung der Anlagen hin. Alle relevanten
Parameter sind dort zu finden.
2. EINFÜHRUNG 1
3. PLANUNGSGRUNDSÄTZE 4
·
3.1 Allgemeines 4
·
3.2 Der Entwurf 6
·
3.3 Konkrete Anforderungen 7
4. ÖKOLOGISCHE BEWERTUNG - BAUEN, BETREIBEN, NUTZEN UND RÜCKBAU 9
Anlage 1: Checkliste
Anlage 2: Planungsgrundsätze für den
Gebäude- und Liegenschaftsentwurf
Anlage 3: Gesundheit und Behaglichkeit
Anlage 4: Energie und Medien
Anlage 5: Planungsgrundsätze für
Außenanlagen
Anlage 6: Bewertung der Nachhaltigkeit von Gebäuden und Liegenschaften
Anlage 7: Gebäudepass
5. WIRTSCHAFTLICHKEIT 12
6. GESUNDHEIT, BEHAGLICHKEIT UND
SOZIOKULTURELLE ASPEKTE 12
7. AUSSCHREIBUNG UND BAUDURCHFÜHRUNG 14
8. BETRIEB / NUTZUNG / BAUUNTERHALTUNG 15
9. QUALITÄTSSICHERUNG 15
10. ANWENDUNG DES LEITFADENS 16
Leitfaden Nachhaltiges Bauen
Anlagen
Welche Ziele verfolgt der Leitfaden?
Nachhaltiges Bauen strebt für alle Phasen des Lebenszyklus von Gebäuden von der Planung, der Erstellung über die
Nutzung und Erneuerung bis zum Rückbau - eine Minimierung des Verbrauchs
von Energie und Ressourcen sowie eine
möglichst geringe Belastung des Naturhaushalts an.
Dies ist zu erreichen durch:
·
Senkung des Energiebedarfs und
des Verbrauchs an Betriebsmitteln,
18
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
·
·
·
·
·
Vermeidung von Transportkosten
von Baustoffen und Bauteilen
Einsatz wiederverwendbarer oder verwertbarer Bauprodukte / Baustoffe,
Verlängerung der Lebensdauer von
Produkten und Baukonstruktionen,
gefahrlose Rückführung der Stoffe
in den natürlichen Stoffkreislauf,
weitgehende Schonung von Naturräumen und Nutzung von Möglichkeiten zu Flächen sparendem Bauen über die gesamte Prozesskette.
Durch frühzeitiges Beachten nachhaltiger Planungsansätze kann die Gesamtwirtschaftlichkeit von Gebäuden (Bau-,
Betriebs-, Nutzungs-, Umwelt-, Gesundheitskosten sowie nicht monetäre Werte)
erheblich verbessert werden. Nachhaltiges Planen erfordert auch die gleichberechtigte Berücksichtigung der sozialen
und kulturellen Auswirkung des Bauvorhabens. Neben der städtebaulichen
bzw. landschaftsräumlichen Integration
haben
funktionale,
gestalterische,
denkmalpflegerische und andere den
Menschen berührende Aspekte maßLeitfaden Nachhaltiges Bauen
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Frank Wannigmann
gebliches Gewicht. Soziale und kulturelle Aspekte ergänzen die Bewertung zur
Nachhaltigkeit. Nachhaltiges Bauen
kann nicht nach einem feststehenden
Konzept erfolgen, vielmehr erfordert das
einzelne Vorhaben ein spezifisches
Konzept oder Teilkonzepte mit unterschiedlichen Lösungsansätzen, Alternativen und Maßnahmen.
In interdisziplinärer Zusammenarbeit
aller an der Planung Beteiligten sollte
frühzeitig ein Konzept zur Nachhaltigkeit
entwickelt werden. Hierdurch sollen
Lösungen erreicht werden, die gleichermaßen durch Funktionalität, Gesundheitsverträglichkeit, Behaglichkeit, Architektur, Städtebau, Gestaltung, Wirtschaftlichkeit, Konstruktion und ökologische Qualität überzeugen. Die vorbeschriebenen Planungsgrundsätze führen
zu konkreten Anforderungen an einzelne
Bereiche und Gewerke, die der Übersichtlichkeit halber in den Anlagen zusammengestellt sind. Im Rahmen der
Qualitätssicherung sollen die Ergebnisse
der Baudurchführung und des Betriebes
an den Vorgaben der Planung gemes-
sen und dokumentiert und bewertet
(Monitoring) werden.
Unabhängig davon, dass die Grundsätze des Leitfadens über den gesamten
Lebenszyklus einer Maßnahme gelten,
ist Schwerpunkt der konkreten Anwendung dieses Leitfadens die jeweilige
Planungsphase nach HOAI. Der erste
Schritt ist die Beratung des Nutzers
hinsichtlich des umzusetzenden Raumprogramms im Sinne der Planungsgrundsätze, mit dem eindeutigen Ziel
der Vermeidung eines Neubaus durch
optimierte Nutzung des Bestandes. Hier
werden auch baufremde Aspekte, wie z.
B. die Erzeugung von Verkehrsströmen
und die Minimierung der Flächeninanspruchnahme einbezogen. Nach der
begründeten Entscheidung für eine
Baumaßnahme sollen in jeder folgenden
Planungsphase in unterschiedlicher
Tiefe die Aspekte
-
Ökologie,
Ökonomie,
Baukultur/ soziale Auswirkungen
18
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Frank Wannigmann
getrennt für einen Nutzungszeitraum von
50 - 100 Jahren bewertet werden. Bei
der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung unter
Einbeziehung der Baunutzungskosten
werden die Verwaltungsverfahren nach
§ 7 BHO zu Grunde gelegt (z. B. Kapitalwertmethode). Der Kostenbezug und
die Vergleichbarkeit von Gebäuden
untereinander wird über eine Relation
€/m2 HNF und ergänzend €/m2 BGF
hergestellt. Auf die genaue Quantifizierung der Stoffströme und Primärenergieinhalte der Baukonstruktion muss bis
Vorliegen einer geeigneten EDVUnterstützung verzichtet werden.
ten auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Wichtig
ist vor allem, dass alle Akteure bei der
Planung und Errichtung eines Gebäudes
frühzeitig kooperieren.
Hierfür und für vieles andere hält der
Leitfaden eine Fülle von Hinweisen,
Grundsätzen und Prüfkriterien bereit. Es
ist eine Anforderung an die Architektur
und integrierte Gebäudeplanung, durch
richtige Wahl von Geometrien und Bauprodukten die technische Ausrüstung zu
minimieren und zu optimieren.
Wer ist Zielgruppe des Leitfadens für
Nachhaltiges Bauen für Bundesanstalten?
Zu Vorplanungen und Wettbewerben
wird dem Planer oder Wettbewerbsteilnehmer die Checkliste (Anlage 1) übergeben.
In ihr werden die Anforderungen kenntlich gemacht, deren Erfüllung mit der
Vorplanung bzw. dem Wettbewerbsentwurf durch Zeichnung, Wort oder Berechnung nachzuweisen ist. Für Nutzungsund
Betriebsaufwendungen
In erster Linie richtet sich der Leitfaden
an den Bund, bzw. an die, für Baumaßnahmen des Bundes zuständige Planer.
Mit seiner Einführung wird für die Baumaßnahmen des Bundes eine Strategie
umgesetzt, die das Planen, Bauen und
Nutzen von Gebäuden und LiegenschafLeitfaden Nachhaltiges Bauen
Werden Zielgrößen für einzelne Handlungsbereiche vorgegeben?
werden Grenz-, Richt- bzw. Zielwerte
angegeben. Insbesondere:
- Baukosten,
- Strombedarf,
- Energiebedarf für Heizen / Kühlen,
- Inspektions- und Wartungskosten,
- Kosten des werterhaltenden Bauunterhalts,
- Reinigungskosten sowie
- Wasser-/ Abwasserverbrauch
jeweils bezogen auf m² HNF und Jahr.
Grundsätzlich enthält der Erläuterungsbericht gem. RBBau die Konzepte zur
Minimierung der Nutzungs- und Betriebsaufwendungen für:
Strom, Heizen, Kühlen, Reinigung, Inspektion und Wartung, werterhaltenden
Bauunterhalt (Kaskadenmodell) sowie
Medienströme
(Wasser,
Abwasser,
Abfall).
Dabei sind die Gesamtkosten, das sind
Baukosten zuzüglich Baunutzungskosten, zu optimieren. Nichtbeachtung oder
Nichterreichen konkreter, für das geplante Objekt relevanter Anforderungen
sind zu begründen (Anlage 1). In einer
18
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
abschließenden
Gesamtbewertung
sollen mögliche Alternativen, insbesondere in den Spannungsfeldern von Investitions- zu Betriebskosten, Investitions- und Betriebskosten zu externen
Kosten und Umweltbelastungen sowie
konventionellen - zu innovativen Bauverfahren, aufgezeigt und bewertet werden.
Vorgaben werden in den Anlagen gemacht. Eine wünschenswerte, bzw.
erstrebenswerte Ausbildung von Bauteilen und Gebäudeeinrichtungen wird
angegeben, doch hier gilt der Ansatz der
Interdisziplinären
Zusammenarbeit
aller Beteiligten.
Empfehlungen stützen sich auf vorhandene Richtlinien und Normen. Sämtliche
Werte sind als Richtwerte zu verstehen,
deren Einhaltung von der Gewichtigkeit
der Entscheidung abhängt.
Im Ganzen ist der Leitfaden ein zusammengetragenes Kompositum aus Vorschriften, Richtlinien und Normen, die
bei einem Bauvorhaben berücksichtigt
werden müssen. Für jeden, nach Vorschrift planungsrelevanten Punkt gilt die
Betrachtung unter nachhaltigen Gesichtspunkten, wobei lediglich die geneLeitfaden Nachhaltiges Bauen
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Frank Wannigmann
rellen, vom Gesetzgeber bestätigten
Vorgaben bindend sind.
Ist der Leitfaden eine geeignete Planungs- und Entwurfshilfe für Architekten?
Der Leitfaden Nachhaltiges Bauen für
Bundesliegenschaften leistet seinen
Beitrag, indem er für die Planung und
Bewirtschaftung von bundeseigenen
Liegenschaften Praxishilfe leistet und
dafür eine Checkliste anbietet.
Mit seiner Einführung wird für die Baumaßnahmen des Bundes eine Strategie
umgesetzt, die das Planen, Bauen und
Nutzen von Gebäuden und Liegenschaften auf Nachhaltigkeit ausrichtet. Der
Akzent wird dabei auf die ökologischen
und ökonomischen Aspekte gelegt. In
der Praxis heißt das etwa: bereits in der
Planungsphase für ein Gebäude müssen die wirtschaftlichen Auswirkungen
bestimmter, beispielsweise auch ökologischer Maßnahmen berücksichtigt und
optimale Strategien für Investitionen
gesucht werden. Das alles spart Geld
und schont die Umwelt sowie knappe
Ressourcen.
Sicher bedarf es einer gewissen Eingewöhnungszeit, bis die Berücksichtigung
der Vorgaben zu einer Selbstverständlichkeit wird, doch ist der Leitfaden ein
wertvolles Instrument zur Planung unter
ökologischen und nachhaltigen Gesichtspunkten.
Einzige Voraussetzung für wirkliche
Nachhaltigkeit ist die weitsichtige Entscheidung der Verantwortlichen, die
Primärenergie sowohl in der Gebäudeerstellung, als auch beim Gebäudeabriss, als auch besonders bei der Gebäudenutzung als festen Parameter zu
etablieren.
Eine einseitige Entscheidung, die nicht
den Primärenergiegehalt der verwendeten Baustoffe berücksichtigt, wie es die
EnEV tut, kann nicht als ökologisch,
oder nachhaltig bezeichnet werden. Hier
sollte die Bauproduktenrichtlinie um die
Punkte CO²-Bindung und Primärenergiegehalt der Baustoffe erweitert werden, bzw., der Leitfaden sollte diese
Argumente berücksichtigen. Voraussetzung ist und bleibt eine ganzheitliche
Betrachtung aller Faktoren und Argumente.
18
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Bearbeitung: Frank Wannigmann
Bei erfolgreicher Etablierung wird ein
neuer
Aufgabenbereich
geschaffen
werden, sowohl für die Architekten als
auch für die genehmigungsbefähigten
Verwaltungseinrichtungen der Kommunen und des Staates.
Besonders wertvoll für Planer und Nutzer wird das „Monitoring“ sein, ein Dokumentation des Gebäudes in Form
eines Gebäudepass, wie es auch die
EnEV vorsieht, an der die reale Umsetzung mit der Planung verglichen werden
kann.
Für Nutzer und Planer werden hier als
erstes die monetären Argumente für
Nutzen und weitere Planung im Vordergrund stehen. Darum darf die Ökonomie nicht von der Ökologie getrennt
werden. Bei konsequenter nachhaltiger
Betrachtung aller Kriterien ist der Leitfaden ein geeignetes zukunftsweisendes
und wichtiges Instrument in allen Bereichen der HOAI, gerade auch in der
Entwurfsphase.
Leitfaden Nachhaltiges Bauen
18
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Bauhaus - Universität - Weimar
Berliner Energiepolitik
Bearbeitung: Daniel Schwecke
19
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Berliner Energiepolitik
Einleitung
Die Berliner Klimaschutzpolitik basiert
auf dem vom Senat am 20.12.1994
beschlossenen Energiekonzept Berlin.
Das Energiekonzept Berlin sieht bis zum
Jahr 2010 eine Minderung der CO2Emissionen um mindestens 25 % pro
Kopf der Bevölkerung gegenüber 1990
mit dem landespolitisch zur Verfügung
stehenden Instrumentarium vor. Die
CO2-Emissionen Berlins einschließlich
der Emissionen aus dem Stromimport
lagen 1990 klimabereinigt bei knapp 33
Mio. t. Der energiebedingte CO2Ausstoß wurde bis 1997 um 16,9 % pro
Einwohner reduziert. Das war insbesondere durch den Ausbau der KraftWärme-Kopplung, Energieeinsparungen
im Gebäudebereich und erhöhte Energieeffizienz in der gewerblichen Wirtschaft realisierbar. Auch die Zahlen, die
für 1998 vorliegen, bestätigen diese
fallende Tendenz.
Die Sammlung von Fakten und Hintergründen bezieht sich mit Ausnahme der
Berliner Energiepolitik
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Daniel Schwecke
CO2-Emissionen nach Bezirken von
1995 auf die energiepolitischen Aktivitäten in den Jahren 1997-99. Die im Zeitraum 1990-97 initiierten bzw. eingeleiteten klimaschutzrelevanten Maßnahmen
wurden in einem Energiebericht ausführlich dargelegt. Die energiewirtschaftlichen Zahlen sind bis zum Jahr 1999
verfügbar - da sie auf den Energiebilanzen basieren.
Ziele und Grundsätze des Landesnergieprogramms
Ziel des Landesenergieprogramms ist
es, den Energieverbrauch und damit die
Treibhausgase zu reduzieren. Folgende
Teilziele sollen mit dem Landesenergieprogramm erreicht werden:
• Senkung des Primärenergieverbrauchs
in Berlin durch konsequente Umweltentlastung, Ressourcenschonung und eine
nachhaltige Wirtschaft,
• Verringerung der CO2-Emissionen
Berlins (klimabereinigt, incl. Stromimport) auf 25,4 Mio. t im Jahr 2003 (entsprechend ca. 20 % Reduktion gegen-
über dem Basisjahr 1990) durch Dialog
und Kooperation, jedoch ohne Einführung zusätzlicher ordnungspolitischer
Instrumente,
• verstärkte Einbindung gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Akteure, insbesondere durch eine gezielte Informationspolitik (Energiesparmarketing),
• Ausschöpfung positiver wirtschaftlicher
Effekte durch Investitionen in Energieeinsparung und rationelle Energieverwendung insbesondere im Bau- und
Handwerkbereich mit dem zusätzlichen
Vorteil der Erhaltung bzw. Schaffung
von Arbeitsplätzen,
• Erhöhung der Attraktivität und des
Modellcharakters Berlins für eine nachhaltige Stadtentwicklung insbesondere
durch die Förderung von Innovationen
und Pilotprojekten zur Energieeinsparung und Nutzung regenerativer Energien,
• Verdopplung des Anteils regenerativer
Energien von 2000 bis 2003.
19
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
Änderung der Rahmenbedingungen
Vor dem Hintergrund des neuen energierechtlichen Ordnungsrahmens und
des dadurch stark eingeschränkten
Spielraums für die Landespolitik vermeidet das Landesenergieprogramm 2000 –
2003 Eingriffsmöglichkeiten durch gesetzgebende oder administrative Vorschriften. Auf den Einsatz neuer ordnungsrechtlicher Instrumente wurde
zugunsten kooperativer Formen der
Zusammenarbeit mit der Wirtschaft für
den Klimaschutz verzichtet.
Die rechtliche Basis für das Landesenergieprogramm bildet das Berliner
Energiespargesetz. Obwohl dieses erst
im Oktober 1990 in Kraft getreten ist,
bezieht es sich - entsprechend den
Gegebenheiten seiner Entstehungszeit noch auf die Energieversorgungsstruktur
von Berlin West, sowie sie sich vor der
Wiedervereinigung entwickelt hat. Dementsprechend wird noch von den statistischen Gegebenheiten und der Planbarkeit eines abgeschlossenen Versorgungsgebietes ausgegangen, das sich
durch klar erfassbare grenzüberschreitende Energietransporte und Inselnetze
Berliner Energiepolitik
Bauhaus - Universität Weimar
Bearbeitung: Daniel Schwecke
der leitungsgebundenen Energieträger
auszeichnete.
Bereits mit der Wiedervereinigung, mit
der die Gas- und Stromversorgung Berlins in überregionale Verbundsysteme
integriert wurde und statistisch nur
schwer erfassbare grenzüberschreitende Energieströme (z.B. Treibstoffe)
entstanden sind, ist die Übersichtlichkeit
und damit die Planbarkeit der Energieversorgung deutlich verschlechtert worden.
Wohnen und Bauen
Der Wohnungsbestand bietet die größten Chancen, die Ziele des Programms
zu erreichen. Bezogen auf das Jahr
1998 haben die Haushalte einen Anteil
am Endenergieverbrauch Berlins von ca.
37% (ohne Verkehr). Zum Energieverbrauch der Haushalte trägt die
Raumheizung mit 74%, die Warmwasserbereitung mit 11% und die sonstigen
Anwendungen zu 15% bei. Die Chancen
ergeben sich durch die Menge des Energieverbrauchs und durch die vorhandenen, großen Sanierungsmöglichkeiten. Bei Neubauvorhaben besteht die
Chance, mit geringsten Aufwendungen
große Einsparerfolge zu erzielen und
Niedrigenergie-Standards anzuwenden.
Von den rd. 1,77 Mio. Wohnungen in
Berlin befinden sich etwa 90% in Mehrfamilienhäusern.
Es ist zu berücksichtigen, dass die Neubautätigkeit und die Wohnungsbauförderung stark rückläufig sind und dass
Fördermittel zur Modernisierung und
Instandsetzung nicht mehr im ursprünglichen Umfang zur Verfügung stehen.
Bei der Modernisierung des Altbaubestandes soll die energetische Sanierung
verstärkt einbezogen werden. Vorrang
hat die energetische Sanierung der
Gebäudebestände in den Sanierungsgebieten.
Öffentliche Einrichtungen waren 1990
mit 2,8 Mio. t CO2-Emissionen zu 9%
am Berliner CO2-Ausstoß beteiligt. Diese Menge soll bis zum Jahr 2010 auf 1,9
Mio. t vermindert werden.
Handel und Gewerbe, Kleinindustrie und
Dienstleistungen trugen noch einmal 3,1
Mio. t (1990 = 1,8 Mio. t) bei. Im verarbeitenden Gewerbe wird eine CO2Reduktion von 50% bis 2010 angestrebt.
Bei den Kleinverbrauchern sollen es
dann 29% weniger als 1990 werden.
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Für die Maßnahmen bei Wohngebäuden gelten folgende Grundsätze:
des) sollte auf eine Zielgröße von maxi2
mal 130 kWh/m a ausgerichtet sein.
• Vorrang für die Stadtentwicklung hat
die Innenentwicklung.
• Der Inanspruchnahme von energierelevanten Fördermitteln ist bei Gebäudesanierungen grundsätzlich ein Energiekonzept zugrunde zu legen. Es ist ein
wirksames System der Vollzugskontrolle
einzurichten. Die energetische Wirksamkeit der Programme wird regelmäßig
evaluiert.
• Weitere Ablösung der Kohleeinzelofenheizung, weitere Reduzierung der
Öl- und Nachtspeicherheizung, sowie
Erhöhung der Anteile der Gas- und
Fernwärmeheizung.
• Zur Wärme- und Warmwasserversorgung sind nach §2 BEnSpG insbesondere solche technischen Lösungen zu
bevorzugen, die einen möglichst geringen Verbrauch an nicht erneuerbaren
Energieträgern aufweisen.
• Für Neubau gelten grundsätzlich ganzheitliche
Wärmeversorgungslösungen
auf der Basis von Erdgas oder Fernwärme im Rahmen des Wettbewerbes.
• Bei energierelevanten Sanierungsmaßnahmen ist eine Halbierung des
Endenergiebedarfes für Raumheizung
anzustreben. Jede umfassende Sanierung (Einrüstung des gesamten GebäuBerliner Energiepolitik
• Die Nutzung regenerativer Energieträger ist auszuweiten.
• Zur Sicherung des Monitorings sind die
Verbände der Wohnungswirtschaft (Klima-SchutzPartner) einzubeziehen.
vante Sanierungsmaßnahmen enthält.
Der Wärmepass ermöglicht eine energetische Zertifikation für das jeweilige
Gebäude, er soll bei Gebäudesanierungen Bedingung für eine Förderung sein.
Die Berliner Architekten, das Berliner
Handwerk und die Bauindustrie sollen in
Zukunft mit jedem Sanierungsangebot
ein Energieberatungspaket mit Wärmepass anbieten. Als Anreiz sollen Architekturbüros und Handwerksbetriebe bei
entsprechender Qualifizierung ein Zertifikat erhalten. Dazu sollen die Berliner
Verbände und Innungen in Abstimmung
mit dem Programm Berliner ImpulsE
Schulungen zur Energieberatung für ihre
Mitglieder anbieten.
Berliner Wärmepass
Solarenergie und Nutzung regenerativer Energien
Um verstärkt wirtschaftliche Maßnahmen der energetischen Sanierung umzusetzen, wird eine koordinierte Beratung zum Klimaschutz für den Wohngebäudebereich eingerichtet. Es wird ein
Wärmepass für Gebäude eingeführt, der
detaillierte Verbrauchsdaten und Vorschläge für wirtschaftliche energierele-
Der Senat strebt folgende Ziele im Bereich Solarenergie und Nutzung regenerativer Energien an: Mittelfristig soll die
Leistung von Photovoltaik-Anlagen auf
mindestens 10 MW und die Kollektorfläche solarthermische Anlagen um mindestens 30.000 m2 erhöht werden. Er
legt die hierzu erforderlichen Rahmen19
Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
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bedingungen insbesondere für den
Bereich des mit öffentlichen Mitteln zu
sanierenden Wohngebäudebestandes,
der Neubauten sowie die Bauten und
Einrichtungen der öffentlichen Hand fest.
Info- und Förderprogramme
Initiative der Berliner Wirtschaft zur
CO2-Minderung und zur Verbreitung
von Solaranlagen
Für die Umsetzung von Energiesparkonzepten bestehen Förderungsmöglichkeiten bei dem Umweltentlastungsprogramm. Die aus dem Programm zur
Verfügung stehenden Mittel können
unter bestimmten Voraussetzungen
auch für Projekte eingesetzt werden, die
der Einsparung von Energie und von
CO2-Emission dienen. Dazu gehören
insbesondere folgende Technologien:
Abwärmenutzung,
Kraft-WärmeKopplung und solare Anwendungen.
Im Rahmen der Neukonzeptionierung
der Europäischen Stukturfonds-Kulisse
für die Jahre 2000 bis 2006 werden die
durch den EFRE kofinanzierten Umweltförderprogramme UFP, ZÖW und die
europäische
Gemeinschaftsinitiative
KMU in dem ‘Umweltentlastungsprogramm (UEP)’ fortgesetzt.
Die „Initiative der Berliner Wirtschaft zur
CO2-Minderung und zur Verbreitung von
Solaranlagen“ hat mit einer Laufzeit bis
Ende 2002 mit dem Senat eine Vereinbarung geschlossen, in der folgende
Maßnahmen vereinbart sind: Einführung
einer Quote von 75 % Solarkollektoranlagen mit pro Wohnung 1,5 qm Kollektorfläche bei Wohnungsneubauten mit
zentraler Warmwasserbereitung, die
Errichtung von BHKW und die Anwendung des Instrumentes Contracting,
verbesserte Wärmedämmung, Photovoltaik-Anlagen sowie umfangreiche Maßnahmen zur Information, Weiterbildung
und Qualifizierung
Nutzung
des
Förderprogramms
„Umweltentlastungsprogramm“
(UEP) zur CO2-Minimierung
auf Motivations- und Beratungsmaßnahmen sowie ganzheitliche Dienstleistungsangebote gesetzt. Durch das Programm Berliner ImpulsE der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und das
Energiesparmarketing sollen Motivation
und Information zur Energieeinsparung
verbessert werden.
B.E.ST.:
Energieund
Managementberatung
Umwelt-
Ziele:
-
Aktivierung der Vorteile von Energieverbund- für Gebäudeeigentümer und Mieter.
-
Abbau bestehender Hemmnisse
bei der Umsetzung von Projekten
der Wärmelieferung im Wohngebäudebestand.
-
Verfahrens- und Vertragssicherheit für Eigentümer, Mieter, Architekten und Planer.
Um die bestehenden Hemmnisse zur
Energieeinsparung zu überwinden, wird
Berliner Energiepolitik
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Professur Grundlagen des Ökologischen Bauens
Exkursion Berlin
-
-
Herstellung von Vergleichbarkeit
von Energiedienstleistungsangeboten untereinander und mit der
Eigenregielösung
(Versorgung
durch den Gebäudeeigentümer).
Definition von Qualitätsstandards
für "gewerbliche Wärmelieferung". Steigerung der Nachfrage
nach Energiedienstleistungen, die
auch von kleinen und mittelständischen Unternehmen erbracht
werden können.
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Bearbeitung: Daniel Schwecke
Überregionale Förderprogramme
• Im Rahmen des KfW-CO2 Gebäudesanierungsprogramms werden seit Januar 2001 umfangreiche Investitionen
gefördert, die zur Senkung des Energieverbrauchs in bestehenden Gebäuden
(Errichtung vor 1979) beitragen
men Arbeitsprogramm für 2001-2002
enthalten sind:
Integrierte Maßnahmen mit Bedeutung
für eine verstärkte Nutzung erneuerbarer
Energieträger wie auch für die rationelle
Energienutzung Übernahme bewährter
Verfahren (Werbekampagnen und/oder
Ausbildungsmaßnahmen)
• Förderung von Photovoltaikanlagen ab
1 kWp mit zinsverbilligten Darlehen
durch das Bundesministerium für Wirtschaft (100.000-Dächer-Programm).
• Marktanreizprogramm zur Förderung
der Nutzung erneuerbarer Energien
durch das Bundesministerium für Wirtschaft. Gefördert werden Sonnenkollektoren, Kleinstwasserkraftanlagen, PVAnlagen für Schulen, Biomassefeuerung
und Biogasanlagen sowie oberflächennahe Geothermieanlagen.
• Vor-Ort-Beratung zum Energiesparen
und Anwendung Erneuerbarer Energien
im Gebäudebereich.
• Förderprogramme ALTENER II (Erneuerbare Energien) und SAVE (Energieeffizienz) Beide Programme fördern
Maßnahmen, die in einem gemeinsa-
Berliner Energiepolitik
Quellen:
Energiebilanzen der Stadt Berlin
www.stadtentwicklung.berlin.de
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