27 5 Grundlegende Algebra Der Inhalt des nachfolgenden Abschnitts orientiert sich an Abschnitt 5.3 des Buches von Schichl/Steinbauer, die Darstellung ist jedoch anders. In Teilen folgt die Darstellung dem Buch von Fischer/Sacher, Einführung in die Algebra, Teubner, 1983. 5.1 Elementare Zahlentheorie Folgendes ist bereits bekannt: Theorem 5.1.1 (Primfaktorzerlegung). Zu jedem n 2 N mit n > 1 gibt es paarweise verschiedene Primzahlen p1 ; p2 ; : : : ; pr und `1 ; `2 ; : : : ; `r 2 Nnf 0 g mit n D p1`1 p2`2 pr`r : Diese Faktorisierung ist (bis auf Reihenfolge) eindeutig. Nun zur Division mit Rest. Wir verwenden, dass N wohlgeordnet ist, d. h., jede nichtleere Teilmenge von N besitzt kleinstes Element. Theorem 5.1.2 (Division mit Rest). Zu je zwei Zahlen m; n 2 Z; m ¤ 0, gibt es eindeutig bestimmte Zahlen s; r 2 Z mit n D sm C r und 0 r < jmj: Wäre s 0 > s , so gälte s 0 s C 1, also r0 D n s0m n .s C 1/m D r m < 0; ein Widerspruch. Analog führt man den Fall s 0 < s zum Widerspruch, also muss s 0 D s gelten. Damit gilt n D sm C r D sm C r 0 , also auch r 0 D r . b) Wir betrachten nun den Fall m < 0. Dann gibt es (eindeutige) s; r 2 Z; 0 r < jmj mit n D s. m/ C r , und dann gilt n D . s/m C r . (Darstellung ist auch eindeutig.) Beispiel. Praktisch wird Division mit Rest genauso durchgeführt wie Division ohne Rest: 56365 W 456 D 123 Rest 277 456 1076 912 1645 1368 277 bzw. 56365 D 123 456 C 277. M Wir hatten schon definiert: Für m; n 2 Z heißt m Teiler von n, falls n D km für ein k 2 Z. Notation: m j n, falls m Teiler von n, sonst m6 j n. Beweis. a) Betrachte zunächst Fall m > 0. Beispiel. Es gilt 6 j 18; 6 j 18; 36 j 10. (i) Existenz: Sei Definition 5.1.3. Für m; n 2 Z heißt d 2 Z größter gemeinsamer Teiler (kurz ggT) von m und n, falls die beiden folgenden Bedingungen erfüllt sind: M WD f n sm j s 2 Z g \ N: Es ist M ¤ ¿, denn n 2 M , falls n 0, und n nm D m/ 2 M im Fall n 0. Wegen M ¤ ¿ und der Wohlordnung von N gibt es ein kleinstes Element r D n sm 2 M mit s 2 Z geeignet. Dann gilt r 0 sowie n.1 .s C 1/m D n sm m < 0 „ ƒ‚ … r und damit r < m. (ii) Eindeutigkeit: Seien nun s 0 ; r 0 2 Z mit n n D s 0 m C r 0 und 0 r 0 < jmj: a) d teilt m und n, b) falls ein t 2 Z sowohl m als auch n teilt, so teilt t auch d . Notation: d = ggT(m; n). Es heißen m und n teilerfremd, wenn 1 = ggT(m; n). Beispiel. Es sind ˙1; ˙2; ˙3; ˙6 die Teiler der Zahl 6, und ˙1; ˙3; ˙5; ˙15 sind die Teiler der Zahl 15. Damit sind ˙1; ˙3 Teiler sowohl von 6 als auch von 15, also ˙3 D ggT.6; 15/. M 28 Kapitel 5 Grundlegende Algebra Es gibt (bis auf Vorzeichen) höchstens einen ggT: Proposition 5.1.4. Seien m; n 2 Z mit m ¤ 0; n ¤ 0. Ist d = ggT(m; n), so ist auch d = ggT(m; n). Weitere größte gemeinsame Teiler gibt es nicht. Beweis. (1) Wir zeigen zunächst d = ggT(m; n), wofür nach Definition zwei Eigenschaften nachzuweisen sind. Eigenschaft a): Es gibt nach Annahme e; f 2 Z mit de D m; df D n. Dann gilt auch e; f 2 Z sowie . d /. e/ D m; . d /. f / D n, also teilt d ebenfalls m und n. Eigenschaft b): Für jedes t 2 Z mit t j m und t j n gibt es nach Annahme e; f 2 Z mit te D m; tf D n. Dann gibt es nach Annahme ein h 2 Z mit th D d , und dann gilt t. h/ D d , d. h., t teilt auch d. Damit gilt d = ggT(m; n). (2) Sei nun d 0 2 Z eine Zahl mit d 0 = ggT(m; n). Wir zeigen im Folgenden d 0 D ˙d . Nach Definition gilt d j d 0 und d 0 j d , also existieren e; f 2 Z mit de D d 0 und d 0 f D d . Daraus folgt d.ef / D .de/f D d 0 f D d , also (wegen d ¤ 0) ef D 1 und damit e D f D 1 oder e D f D 1. Dies zeigt d 0 D ˙d . Bemerkung 5.1.6. Tatsächlich gilt mit der Notation d D ggT.m; n/ für die in Theorem 5.1.5 betrachtete Menge Folgendes: f km C `n j k; ` 2 Z g D d Z WD f dr j r 2 Z g: Aus Theorem 5.1.5 erhält man das folgende wichtige Ergebnis. Es rechtfertigt die Notation „ggT “. Proposition 5.1.7. Seien m; n 2 Z mit m ¤ 0; n ¤ 0. Für eine Zahl d 2 Z gilt d D ggT.m; n/ gdw. a) d teilt m und n, b) Für jedes t 2 Z mit t j m und t j n gilt jt j jd j. Es folgt eine hilfreiche Darstellung für den ggT. Beweis. Ist d = ggT(m; n), so gilt a), und für t 2 Z mit t j m und t j n gilt nach Definition des ggT t j d und damit jt j jd j. (Denn te D d für ein e ¤ 0, und dann je j 1, daher jd j D jte j D jt j je j jt j:) Es erfülle nun d 2 Z Bedingungen a) und b). Gilt für d 0 2 Z d 0 = ggT(m; n), so gibt es nach Definition k; ` 2 Z mit d 0 D km C `n. Wegen b) der Proposition gilt jd 0 j jd j. Es gilt aber auch jd j jd 0 j, denn d j m und d j n impliziert d j d 0 und damit jd j jd 0 j (sieher erster Teil des Beweises). Damit jd j D jd 0 j bzw. d D ˙d 0 , so dass d D ggT.m; n/. Theorem 5.1.5. Seien m; n 2 Z mit m ¤ 0; n ¤ 0. Die kleinste positive Zahl in Korollar 5.1.8. Seien m; n; s 2 Z und sind m und n teilerfremd, so gilt: M WD f km C `n j k; ` 2 Z g m j ns =) m j s: ist ggT von m und n. Beweis. Es ist M \ N N und M \ N ¤ ¿, also gibt es wegen der Wohlordnung von N ein kleinstes nichtnegatives Element d D km C `n in M (mit geeigneten k; ` 2 Z). Wir zeigen d D ggT.m; n/: Offensichtlich gilt für jedes t 2 Z mit t j m und t j n auch t j d : es gibt ja dann e; f 2 Z mit te D m; tf D n und dann Beweis. Wegen der Teilerfremdheit gibt es k; ` 2 Z mit 1 D km C `n, so dass auch s D .sk/m C `.ns/ ...... t.ek C f `/ D k.te/ C `.tf / D km C `n D d: „ ƒ‚ … 2Z Würde d 6 j m gelten, so liefert Division mit Rest Zahlen s; r 2 Z mit m D sd C r; 0 < r < d . Dann gilt, wobei me D ns für ein e 2 Z eingeht. Euklidischer Algorithmus zur Berechnung des ggT. Seien m; n 2 N Zahlen mit m > 0; n > 0. Definiere rekursiv Folge d0 ; d1 ; d2 ; : : : durch r Dm D .1 sd D m s.km C `n/ sk/m C . s`/n 2 M: Die Ungleichung 0 < r < d liefert dann einen Widerspruch zur „Kleinstheit“ von d . Analog führt man d 6 j n zum Widerspruch. Also teilt d doch m und n. C .`e/m D .sk C `e/m d0 D m; d1 D n; dj 1 D sj dj C dj C1 ; sj 2 N; 0 dj C1 < dj ; j D 1; 2; : : : : Der Algorithmus bricht mit J WD j ab, falls dJ C1 D 0. Man beachte, dass aufgrund der strengen Monotonie der Werte dj ; j D 0; 1; : : : der Algorithmus tatsächlich nach endlich vielen Schritten abbricht.