FORMAT erbaut Expansion mit Porenbeton erfragt „Wie am Schnürchen“ erreicht Prima Klima erzeugt Gelungene Kombination von Ökonomie und Ökologie Xella – Neues Bauen 12 Februar 2009 erbaut Expansion mit Porenbeton Für die Herstellung von Präzisionsschleifmitteln hat die Dr. Müller Diamantmetall AG in Weilheim in Oberbayern eine neue Produktionshalle errichten lassen. Der Neubau umfasst eine Fläche von 4.200 Quadratmetern und wurde nach einer Bauzeit von lediglich acht Monaten in Betrieb genommen. Die Realisierung erfolgte mit großformatigen Montagebauplatten aus Porenbeton. „Wir stellen Präzisionsschleifmittel her, mit denen harte Materialien wie Glas, Stahl und Keramik geschliffen werden können. Unsere Produkte kommen unter anderem in den Werkzeugen zum Einsatz, die die Automobil-, Flugzeug- und die optische Industrie für die Bearbeitung ihrer Produkte benötigt“, erklärt Michael Schulze, Vorstandsvorsitzender der Dr. Müller Diamantmetall AG. Das Familienunternehmen wurde 1935 gegründet, agiert weltweit und verzeichnet seit Jahren ein stetig wachsendes Auftragsvolumen. Um den damit verbundenen Ausbau der Produktion auch langfristig sicherstellen zu können, hat das Unternehmen im Jahr 2002 – zusätzlich zu dem Werk in Feldafing – in Weilheim i. OB ein Verwaltungs- und Produktionsgebäude errichtet. Im Laufe der Zeit zeigte sich jedoch, dass der Pendelverkehr zwischen den beiden Werken eine wirtschaftliche und prozessoptimierte Produktion behinderte. Hinzu kam, dass der Standort Feldafing mittlerweile keine weiteren Expandierungsmöglichkeiten mehr bot. Vor diesem Hintergrund fiel die Entscheidung, den Standort Feldafing für Spezialprojekte auszubauen und den Firmensitz nach Weilheim umzusiedeln. Dadurch wurde der Bau einer weiteren Produktionshalle notwendig. Ziel war, in dem Neubau die Bereiche Spanen, Sintern, Schleifen und Endkontrolle sowie Büround Besprechungsräume unterzubringen und für die Mitarbeiter ein angenehmes Arbeitsumfeld zu schaffen. Das drei mal vier Meter große, maßstabsgetreue Legomodell diente der Visualisierung und wurde während der Planungsphase mehrfach überarbeitet. (Foto: Dr. Müller Diamantmetall AG) Im Inneren dominieren die Holzleimbinder und die weißen Dach- und Wandflächen. 2|3 Erste Überlegungen mit Lego visualisiert „Da ich grundsätzlich alles, was ich baue, vorher visualisieren muss, habe ich das Konzept der Produktionshalle zunächst mit Legosteinen entwickelt“, erinnert sich Michael Schulze, „Diese Art der Planung hat zudem den Vorteil, dass man Steine problemlos wegnehmen oder wieder anbauen kann“. So ist ein etwa drei mal vier Meter großes, maßstabsgetreues Modell entstanden, das während der Planungsphase mehrfach überarbeitet, optimiert und exakt auf die Produktionsabläufe der Dr. Müller Diamantmetall AG abgestimmt worden ist. Den Auftrag für die planerische und bauliche Umsetzung erhielt das Bauunternehmen Dittberner + Führer D+F Bau GmbH, Landsberg/Lech. Es entwickelte eine eingeschossige Halle mit einer Fläche von 4.200 Quadratmetern, die in Stahlbeton-Skelettbauweise realisiert worden ist. Die Stützen wurden entsprechend der statischen Vorgaben vorgefertigt, angeliefert und auf Köcherfundamenten montiert. Die Dachkonstruktion besteht aus Holzleimbindern, die auf den Stahlbetonstüt- Produktionshalle, Weilheim i. OB – Bauherr: Dr. Müller Diamantmetall AG, Weilheim i. OB – Generalübernehmer: Dittberner + Führer D+F Bau GmbH & Co. KG, Landsberg/ Lech Die noch im Bau befindliche Büro- und Lagerhalle wird – wie die bereits fertig gestellte Produktionshalle – in Stahlbeton-Skelettbauweise mit Holzleimbindern und Montagebauteilen aus Porenbeton errichtet. Die Photovoltaik-Module wurden durchdringungsfrei auf dem Dach aus Montagebauteilen installiert. zen aufliegen und die Unterkonstruktion für die Befestigung der Dachplatten bilden. Dach und Außenwände der Produktionshalle bestehen aus Porenbeton. „Mit diesem Baustoff planen und bauen wir seit nahezu vierzig Jahren, weil wir damit sehr gute Erfahrungen gemacht haben“, berichtet Jörg Dittberner. Zum Einsatz kamen großformatige Hebel Montagebauteile, die wirtschaftliche Bauweise mit schnellem Baufortschritt verbinden und sich insbesondere für Industrie- und Gewerbebauten eignen. Neben positiven brandschutztechnischen Eigenschaften sorgen die Hebel Montagebauteile für ein ausgeglichenes Raumklima, bieten hervorragenden sommerlichen wie winterlichen Wärmeschutz und guten Schallschutz. Darüber hinaus sind sie frei von Schadstoffen, einfach zu verarbeiten und ermöglichen einen sehr schnellen, wirtschaftlichen Baufortschritt. Die großformatigen Dach- und Wandplatten sind in verschiedenen Dicken und Spannweiten mit unterschiedlichen Tragfähigkeiten erhältlich, werden bauwerksbezogen in den statisch und bauphysikalisch entsprechenden Formaten werksseitig vorgefertigt und Just-in-time an die Baustelle geliefert. Die Dachplatten sind für die verschiedensten Dachformen wie flache und geneigte Dächer geeignet. Die Wandplatten bieten durch die horizontale oder vertikale Verlegeweise die Möglichkeit, Fassadengestaltung und Wirtschaftlichkeit in Einklang zu bringen. Baustoff inklusive Wärmedämmung Für die neue Produktionshalle wurden die großformatigen Montagebauteile in den statisch und bauphysikalisch entsprechenden Formaten werksseitig mit Bewehrung vorgefertigt und Just-in-time nach Weilheim geliefert. Rund 5.400 Quadratmeter Hebel Montagebauteile sind verlegt worden, davon 800 Quadratmeter als Außenwände (d = 25 Zentimeter) sowie 4.600 Quadratmeter als Dachplatten in den Dicken 25 und 30 Zentimeter. Das Dach Die Dach- und Wandplatten wurden Just-in-time geliefert und sofort montiert, hier der Blick in einen Büroraum. wurde mit einer Bitumenbahn abgedichtet. Anschließend erfolgte die Installation einer Photovoltaik-Anlage, die durchdringungsfrei auf dem flach geneigten Satteldach montiert worden ist. Die Fassade wurde mit einer Kunstharzdispersion in einem Gelbton beschichtet. „Das Schöne daran ist, dass man jede Farbe aus dem Pantone-Bereich wählen kann“, erzählt Michael Schulze. Eine zusätzliche Wärmedämmung ist aufgrund der bauphysikalischen Eigenschaften des Porenbetons nicht notwendig. Im Inneren ist die Hallenfläche in zwei Bürobereiche und einen größeren Produktionstrakt gegliedert. Der Haupteingang liegt im Norden des Gebäudes und mündet in einen Empfangsbereich, an den im Westen und Osten die beiden Bürobereiche angrenzen. Die Holzleimbinder und die weißen Wand- und Deckenflächen verleihen den Räumen eine sehr angenehme, helle Atmosphäre. Die natürliche Belichtung erfolgt durch umlaufende Fensterbänder und wird in der Produktion durch zwei Lichtbänder unterstützt, die als Rauch- und Wärmeabzüge ausgeführt sind. Im November 2007 begannen die Bauarbeiten für die neue Produktionshalle. Nach einer Bauzeit von nur acht Monaten konnte im Juli 2008 die Inbetriebnahme erfolgen. Da das Familienunternehmen weiterhin auf Expansionskurs ist, wurden im September 2008 die Bauarbeiten für eine weitere Halle aufgenommen. „Sie entsteht direkt neben der Produktionshalle und wird“, berichtet Michael Schulze, „aufgrund unserer guten Erfahrungen ebenfalls mit Porenbeton realisiert“. Hebel Montagebauteile Die Porenbeton-Elemente der Produktionshalle (links) wurden mit einer Kunstharzdispersion beschichtet, rechts die noch im Bau befindliche Büro- und Lagerhalle. 4|5 Hebel Montagebauteile gehören nach DIN 4102 A1 und DIN EN 13 501 A1 zu den nicht brennbaren Baustoffen der Klasse A1 und ermöglichen die Realisierung von – Dächern mit einer Feuerwiderstandsdauer von F 90 bis F 180, – Wänden aus nicht tragenden Wandplatten mit einer Feuerwiderstandsdauer von F 90 bis F 360 – Brandwänden aus nicht tragenden Wandplatten mit einer Feuerwiderstandsdauer von F 90 bis F 360 sowie – Komplextrennwänden aus nicht tragenden Wandplatten mit erhöhter Feuerwiderstandsdauer von F 180 bis F 360. erfragt „Wie am Schnürchen“ Mit einer neuen Produktionshalle hat die Dr. Müller Diamantmetall AG ihren Standort in Weilheim i. OB ausgebaut. FORMAT sprach mit dem Vorstandsvorsitzenden Michael Schulze über die Bauphase und die ersten Erfahrungen in dem Neubau. ckelt und verbessert wurde. Ein weiterer Vorteil war die kurze und witterungsunabhängige Bauzeit. Überrascht war ich, dass man die Montagebauteile nicht nur für die Wände, sondern auch als Dach einsetzen kann. Damit haben wir ein Dach realisiert, das zum einen aufgrund seines Gewichts nicht wegfliegen kann und zum anderen die Aufstellung von Photovoltaik-Elementen ermöglicht. In der Produktionshalle herrscht das ganze Jahr über ein angenehmes Klima. Dach und Wände bestehen aus großformatigen Porenbauteilen. FORMAT: Herr Schulze, welche Anforderungen stellten Sie als Bauherr an die neue Produktionshalle? Schulze: Für unsere Mitarbeiter wollten wir in Weilheim angenehme Arbeitsbedingungen schaffen. Dieses Ziel haben wir mit der Halle erreicht. Wir fertigen Einzelwerkzeuge, keine Massenprodukte. Zurzeit stellen wir 133.000 unterschiedliche Produkte her. Zum Vergleich: der Katalog eines Warenhauses enthält etwa 60.000 Produkte. Es ist eine Kunst, unsere Produkte herzustellen und wir brauchen gute, qualifizierte Leute, die sich auf diese Spezialarbeiten verstehen. FORMAT: Warum haben Sie sich für den Einsatz der großformatigen Montagebauteile aus Porenbeton entschieden? Schulze: Die Firma Dittberner + Führer, die wir mit der Planung und Realisierung beauftragt haben, setzt diesen Baustoff seit vielen Jahren ein und sie hat mir Bauwerke gezeigt, die mit Montagebauteilen aus Porenbeton errichtet wurden. Es waren Hallen dabei, die vor zwanzig, vor zehn und vor zwei Jahren gebaut worden sind und welche, die noch im Bau waren. Diese Gebäude haben mir gut gefallen. Bei den Montagebauteilen konnte man sehen, dass sie sich immer in einem guten Zustand befanden und dass das System im Laufe der Jahre immer weiter entwi- FORMAT: Wie gestaltete sich die Realisierung der Halle? Schulze: Beeindruckend schnell. Die Montagebauteile wurden Just-in-time angeliefert. Ich habe live erlebt, wie ein Lkw nach dem anderen gekommen ist. Die Platten wurden vom Lkw genommen und direkt an die Wand bzw. auf das Dach gehoben und dort montiert. Das System ist prima und erinnert mich an Legobausteine. Die Platten sind mit Nut und Federn versehen und werden einfach ineinander gesteckt. Es lief alles wie am Schnürchen, es gab keinen Lieferverzug. FORMAT: Wie sind Ihre ersten Erfahrungen in der neuen Halle? Schulze: Wir haben vor dem Umzug in einem Altbau mit kleinen Räumen gearbeitet. Jetzt haben wir große Räume mit einer Raumhöhe von bis zu 4,50 Metern. Obwohl das eine Umstellung für uns alle war, fühlen wir uns sehr wohl. Wir schauen hier auf viel Holz und zusammen mit den weißen Decken- und Wandflächen sieht das toll aus. Gute Erfahrungen haben wir im Sommer mit dem Klima gesammelt. Obwohl wir weder das Dach noch die Wände mit einer Wärmedämmung versehen haben, herrschte hier im Inneren immer ein behagliches Klima. Wenn wir draußen 30 bis 35 Grad Celsius hatten, dann waren es in der Halle etwa 20 Grad Celsius. Und jetzt im Winter ist es hier drin angenehm warm. Dr. Müller Diamantmetall AG Die Dr. Müller Diamantmetall AG wurde 1935 von Dr. Wilh. Müller, dem Erfinder der metallgebundenen Diamantscheibe, gegründet. Das Familienunternehmen wird heute in der dritten Generation geführt. Mit rund 100 Mitarbeitern produziert es Präzisionsschleifmittel, die in der Industrie für die Bearbeitung von harten Materialien eingesetzt werden. erreicht Prima Klima Im Innenraum von Industrie- und Gewerbebauten ist unabhängig von der Jahreszeit eine gleichmäßige Temperatur zu gewährleisten. Die Wahl des Baustoffes beeinflusst das Raumklima und die Energiekosten. Großformatige Montagebauteile aus Porenbeton kombinieren Klimasicherheit und Wirtschaftlichkeit auf ideale Weise miteinander. Kosten Potenzielle Einsparung nach Ablauf des Lebenszyklusses Beeinflussbarkeit der Kosten Konventionelle Planung Nachhaltige Planung Die Betriebskosten können bereits nach zehn Jahren die Höhe der Erstellungskosten erreichen. Den Grundstein für ihre Höhe legt man in der Planungsphase. Zeit Konzept Finanzierung Planung Bauausführung Nutzungphase Betrieb und Bewirtschaftung Quelle: Vgl. Meister, A.: Anforderungen der Gebäudenutzung an die Planung, 2004 Klimaregulierende Eigenschaften von Porenbeton Ein Praxisversuch des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik (IBP), Stuttgart zeigt das sehr gute Temperaturamplitudenverhältnis (TAV) des Baustoffes Porenbeton: An einer 250 Millimeter dicken, schwarz gestrichenen (!) Porenbetonwand wurde die Oberflächentemperaturen gemessen. Um besonders hohe Temperaturen zu erreichen, wurde eine Westwand gewählt. Die dort aufgetretenen Temperaturdifferenzen von etwa 70 Kelvin wurden durch die Porenbetonwand so stark gemindert, dass auf der Innenseite nur noch eine Temperaturerhöhung von 2 Kelvin gemessen wurde. Industrie- und Gewerbebauten müssen meist schnell und wirtschaftlich errichtet werden, flexibel nutzbar sein und in den Innenräumen ein angenehmes Arbeitsumfeld bieten. Eine wichtige, aber häufig vernachlässigte Rolle spielen die Betriebskosten des Gebäudes. Zu den größten Aufwendungen zählen dabei die Kosten, die für die Kühlung des Gebäudes im Sommer entstehen. In dieser Jahreszeit können in Abhängigkeit der eingesetzten Materialien und Konstruktionen bis zu 80 Prozent der Wärmemenge über das Dach in das Gebäudeinnere gelangen. Um die damit verbundene Aufheizung zu verhindern und die Einhaltung einer gleichmäßigen Temperatur zu gewährleisten, wird diese überschüssige Wärme sehr häufig über Klimaanlagen abgeführt. Sie haben den Nachteil, dass sie beim Bau des Gebäudes Investitionskosten erfordern und nach Fertigstellung den Energieverbrauch und damit die Betriebskosten in die Höhe treiben. Dies lässt sich durch den Einsatz entsprechender Materialien und die richtige Ausbildung im Detail, ändern. Klimaregulierende Baustoffe Der Grundstein für die Höhe der Betriebskosten wird bereits in der Planungsphase gelegt. Ist das Gebäude fertig gestellt, lässt sich nur noch wenig ändern. Als nachhaltige und wirtschaftliche 6|7 Lösung bieten sich klimaregulierende Baustoffe an. Sie speichern Wärme, dämpfen die hohen Außentemperaturen im Sommer und schützen im Winter Mensch und Maschinen vor der Kälte. Ebenfalls zu berücksichtigen ist die Zunahme von starken Stürmen, die Gebäude beschädigen oder zerstören können. Hier bieten massive Baustoffe einen hohen Schutz, durch ihr Gewicht und ihre Standsicherheit. Diese Eigenschaften – klimaregulierend und massiv – besitzen die großformatigen Hebel Montagebauteile. Sie bestehen aus Porenbeton, der hohe Temperaturdämpfung mit der Fähigkeit, Wärme und Kälte speichern zu können, kombiniert. Deutlich wird dieser Effekt am Temperaturamplitudenverhältnis (TAV), welches das Verhältnis der maximalen Temperaturschwankung zwischen der inneren und äußeren Bauteiloberfläche beschreibt. Hier gilt: Je niedriger das TAV, desto größer ist der Dämpfungseffekt. Porenbeton besitzt ein besonders niedriges TAV. Das bedeutet, dass große Schwankungen und damit hohe Temperaturen auf ihrem Weg durch das Bauteil stark gedämpft werden. Das TAV ist eng mit der Phasenverschiebung verbunden. Das ist die Zeitspanne, die eine Temperaturwelle benötigt, um von außen durch ein Bauteil in das Innere eines Raumes zu gelangen. Die Phasenverschiebung hängt von der Fähigkeit Dämpfung von Temperaturschwankungen durch Hebel Montagebauteile Temperatur Oberfläche Wand außen Temperatur Oberfläche Wand innen ˚C ˚C 90 90 80 80 70 70 60 60 50 50 40 40 30 30 2˚C 70˚C 20 20 10 10 Uhrzeit 0 4 8 12 16 20 24 Uhrzeit 4 0 4 8 12 16 20 24 4 Hebel Porenbetonwand 250 mm eines Baustoffes ab, die auf der einen Seite eindringende Wärme auf die andere Seite des Bauteils zu leiten. Luft ist ein sehr schlechter Wärmeleiter. Bauteile aus Porenbeton enthalten Millionen kleiner Poren mit eingeschlossener Luft und sind daher schlechte Wärmeleiter. Diese Eigenschaft sorgt dafür, dass Montagebauteile aus Porenbeton eine Phasenverschiebung von bis zu zwölf Stunden schaffen. Auf einen Industrie- oder Gewerbebau bezogen bedeuten TAV und Phasenverschiebung, dass die tagsüber durch Wände und Dach eindringende Wärme zum einen gesenkt wird und zum anderen erst abends im Innenraum ankommt. Jetzt kann man die kühle Außenluft nutzen, um die Temperatur nicht ansteigen zu lassen. Dazu wird beispielsweise die warme Luft absaugt und über Abluftöffnungen aus dem Gebäude geblasen, während – ohne weiteren Energieeinsatz – die kühle Nachtluft über Zuluftöffnungen nachströmen kann. Energie- und Kosteneinsparpotenzial Ein Rechenbeispiel nach VDI 2078 verdeutlicht anhand eines gebauten Fachmarktcenters das durch den Einsatz von Porenbeton mögliche Energie- und Kosteneinsparpotenzial. Die Wände des Gebäudes bestehen aus Porenbeton, das Dach aus Leichtmetall. Um auch an einem heißen Sommer- tag im Inneren eine Raumlufttemperatur von 24 bis 26 Grad Celsius konstant einhalten zu können, muss eine maximale Wärmemenge von 68 Kilowatt abgeführt werden. Dies erfordert eine Klimaanlage, deren Investitionskosten sich auf rund 100.000 Euro belaufen. Besteht das Dach aus Porenbeton, reduziert sich die abzuführende Wärmemenge auf maximal 27 Kilowatt. Die dafür notwendige Klimaanlage kann kleiner dimensioniert werden und senkt die Investitionskosten um rund 42 Prozent. Auch beim Energieverbrauch zeigen sich die Vorteile des massiven Daches. Bei einem Strompreis von 0,16 Euro pro Kilowattstunde tagsüber und einem Strompreis von 0,08 Euro pro Kilowattstunde nachts belaufen sich die jährlichen Stromkosten für die Kühlung beim Leichtmetalldach auf 3.900 Euro, beim Porenbetondach auf 1.050 Euro. Das bedeutet eine erhebliche Kostenersparnis – bei gleich bleibenden Strompreisen. Unberücksichtigt ist dabei auch die Entlastung durch die niedrigeren Investitionen. Dieses Beispiel macht die hervorragenden Eigenschaften von großformatigen Montagebauteilen aus Porenbeton deutlich. Sie sorgen dafür, dass in Industrie- und Gewerbebauten ganzjährlich gleichmäßige Temperaturen eingehalten werden können. erzeugt Gelungene Kombination von Ökonomie und Ökologie Weilheim i. OB zählt zu den Orten mit der höchsten Sonnenstrahlung Deutschlands. Dieser geografische Vorteil und eine Dachfläche von rund 6.800 Quadratmetern werden bei dem Neubau einer Produktionshalle für die Gewinnung von Solarstrom genutzt. Photovoltaik-Anlage in Weilheim i. OB – Planung: Energiequelle GmbH, Penzing – Photovoltaik-Elemente: Polykristallline PhotovoltaikHochleistungsmodule, Hersteller: Kyocera – Anlagenleistung: Produktionshalle 253,62 kWp Lagerhalle 160,06 kWp – Prognostizierter Anlagenertrag: Produktionshalle: 269.651 kWh/ Jahr Lagerhalle: 170.283 kWh/Jahr Porenbeton zeichnet sich durch zahlreiche positive bauphysikalische Eigenschaften aus. Dazu zählen Brandsicherheit, Schallabsorption und Temperaturdämpfung sowie die Fähigkeit, Wärme zu speichern und erst Stunden später wieder abzugeben. Diese baustoffspezifischen Pluspunkte hat die Dr. Müller Diamantmetall AG beim Ausbau ihres Standortes Weilheim i. OB mit den ökologischen und ökonomischen Vorteilen einer Photovoltaik-Anlage kombiniert. Die Photovoltaik-Module wurden nicht an den großformatigen Dachplatten aus Porenbeton befestigt, sondern mit speziellen Winkelhalterungen an Trapezblechen montiert. Diese Trapezbleche liegen auf einer Bautenschutzmatte und sind mit Kies verfüllt worden. Fotos: Xella Aircrete Systems/Nikolaus Herrmann Impressum Xella International GmbH Franz-Haniel-Platz 6–8, 47119 Duisburg www.xella.com, [email protected] Konzeption: Konradin Relations, LeinfeldenEchterdingen, www.konradin-relations.de 8 Die neue Produktionshalle verfügt über eine unbeschattete Dachfläche von knapp 4.200 Quadratmetern, die noch in Bau befindliche Lagerhalle über eine Dachfläche von 2.600 Quadratmetern. Damit eignen sich die beiden Gebäude hervorragend für die Installation von Photovoltaik-Elementen. Einen weiteren Anreiz bieten die Bestimmungen des Gesetzes für Erneuerbare Energien. Es legt fest, dass Energieversorger 20 Jahre lang für die Einspeisung von Solarstrom eine Vergütung zahlen. Die Höhe ist gestaffelt und hängt unter anderem von der Größe der Anlage sowie vom Zeitpunkt ihrer Inbetriebnahme ab. Vor diesem Hintergrund wurden auf den beiden Gebäuden insgesamt 2.042 Photovoltaik-Module mit einer Gesamtleistung von 408,4 Kilowatt Peak installiert. Zu ihren Besonderheiten zählt die Installation der knapp ein Meter breiten und 1,42 Meter langen Photovoltaik-Module. Sie sind nicht an den großformatigen Dachplatten aus Porenbeton befestigt, sondern mit speziellen Winkelhalterungen an Trapezblechen montiert. Diese Trapezbleche wiederum liegen – zum Schutz der Dachabdichtung – auf einer Bautenschutzmatte und sind mit Kies verfüllt worden. Zusammen mit den Photovoltaik-Modulen weisen die bis zu 78 Meter langen Trapezbleche ein Gewicht von etwa 50 Kilogramm pro Quadratmeter auf. Damit widerstehen sie – ohne weitere Befestigung – auch orkanartigen Stürmen. Beide Photovoltaik-Anlagen wurden Ende 2008 in Betrieb genommen. Die Prognosen gehen davon aus, dass sie eine Gesamtleistung von etwa 425.000 Kilowattstunden pro Jahr erbringen. Rein rechnerisch erzeugen sie damit soviel Strom, wie 147 Haushalte pro Jahr verbrauchen und sparen im Verlauf von 30 Jahren knapp 10 Millionen Tonnen CO2 ein.