Samstag, 13. Juni 2009 Schloss Gottesaue 17.00 bis 20.00 Uhr „Korea erleben“ | Marstall 11.00 Uhr Gesprächsrunde | Genuit-Saal Seelenkonferenz Hochschulinterne Gesprächsrunde Andere Kulturen, andere Sprachen, andere Empfindungswelten – an der Hochschule für Musik Karlsruhe studieren Menschen aus 50 Nationen. Das bedeutet lebendigen Austausch, Kennenlernen fremder Kulturen und persönliche Begegnungen auf mannigfaltige Art und Weise. Trotz aller Bemühung um gegenseitiges Verstehen sind dennoch Missverständnisse nicht auszuschließen. So soll diese hochschulinterne Gesprächsrunde freimütig Gelegenheit geben, einmal anzusprechen, auszusprechen, was im täglichen Miteinander schwierig ist. Denn das gegenseitige Verstehen muss gemeinsam gelernt werden. Und solches Aufeinanderzugehen dient allen, die dazu bereit sind. Im Gesprächskreis mit Peter Härtling „Sprache gemeinsam erfahren“ haben wir uns vielfältig ausgetauscht, haben voneinander und miteinander gelernt. Unsere „Seelenkonferenz“ baut darauf auf und setzt auf den Mut der persönlichen Äußerung. Moderation: Prof. Jürgen Christ 15.00 bis 16.00 Uhr Kammerkonzert II | Velte-Saal „Der verwundete Drache“ Kammermusik von Isang Yun „Interludium A“ für Klavier (1982) „Gasa“ für Violine und Klavier (1963) „Gagok“ für Stimme, Gitarre und Schlagzeug (1972) „Garak“ für Flöte und Klavier (1963) „Loyang“ für Kammersensemble (1962; rev. 1964) Leitung: Prof. Isao Nakamura „Quartett“ für Horn, Trompete, Posaune und Klavier (1992) Kathrin Lösch, Flöte • Jose Luis Urquieta, Oboe • Arata Kojima, Klarinette • Bora Park, Fagott • Filip Saffray, Violine • Sun-Young Nam, Marcelo Silva Gama und Naré Karoyan, Klavier • Karin Schnur, Harfe • Seul-ki Im, Sakiko Idei und Keita Maeda, Schlagzeug und weitere Studierende und Dozenten der Hochschule für Musik Karlsruhe Samstag, 13. Juni 2009 Pansori „Suggunga – Das Lied vom Unterwasserpalast“ Wang Kiseok (Gesang) und Lee Wonwang (Fasstrommel) Pansori, von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt, ist gesungener Roman, eine rein mündlich überlieferte Aufführungskunst zwischen Musik, Theater und Literatur. Erst 1754 als bereits voll entwickelte Volkskunst erwähnt, geht die Geschichte des Pansori möglicherweise bis ins 10. Jhdt.n.Chr. zurück. Der Sänger erzählt und singt mit heftigen Affekten und virtuoser Stimmtechnik, nur begleitet und angefeuert von seinem Trommelbegleiter, eine handlungs- und abwechslungsreiche Erzählung. Seine Kunst ist die des kunstvollen und mitreißenden Vortrags, nicht der Darstellung. Das Theater findet im Kopf des Zuschauers statt. Bei dieser Aufführung wird der komplette Text in Deutsch projiziert, sodass jedes Detail der Handlung und jede Regung des Sängers unmittelbar verstanden werden kann. Apropos KOREA 12. und 13. Juni 2009 „Sugungga“, das heiterste der fünf heute noch gesungenen Pansoris, ist die Geschichte vom schwerkranken Drachenkönig des Südmeeres, den nur eine Hasenleber heilen könnte. Aber im Unterwasserreich gibt es keine Hasen. Die Sumpfschildkröte erbietet sich, einen an Land zu fangen, der sich aber als listiger herausstellt als es anfangs scheint. Wang Kiseok wurde 1966 in Jeonju geboren, folgte seinem älteren Bruder Kicheol in den Pansori-Beruf und wurde schon 1983 Mitglied des National Theatres of Korea, wo er jetzt im Direktorium der Changgeuk-Company ist. Er war Schüler der Pansori-Meistersänger Park Bongsul und Nam Haesung. Er ist offizieller Bewahrer des Fünften Wichtigen Unberührbaren Kulturschatzes, Pansori. 1988 war er maßgeblich an der Gestaltung des Kulturprogramms der Olympischen Spiele in Seoul beteiligt. Er führte Regie bei ChanggeukAufführungen (eine Opernform auf der Basis der Pansoris), und komponiert Musik dafür. Seine wichtigste Aufgabe ist die Pflege des Pansoris, von denen er vier Stücke in seinem festen Repertoire hat: Simcheongga, Chunhyangga, Jeokbyeokga und Sugungga. Neben zahlreichen Aufführungen im Rahmen der internationalen Aktivitäten des Nationaltheaters Seoul hat er 2004 zwei komplette Aufführungen von Simcheongga in Hamburg und Berlin bestritten, und mit seinen diesjährigen Aufführungen von Sugungga wird er zum wichtigsten Botschafter dieser Kunst in Europa. 2007 hat er seine leitenden Funktionen beim Nationaltheater aufgegeben, bleibt aber als Solist im Ensemble, und widmet sich jetzt dem Aufbau eines Pansori-Centers in seiner Heimatstadt Jeonju. Lee Wonwang, geboren 1972, ist ebenfalls Mitglied des National Theatres of Korea, wo er im Ensemble der Instrumentalmusik beschäftigt ist. Er erhielt Große Preise beim Chunhyang-Festival in Namwon und beim Trommler-Wettbewerb des Bambus-Festivals in Damyang. Er ist Absolvent der Chonbuk University, Abt. traditionelle Musik. Seine wichtigsten Lehrer waren Jeon Tae-jun, Won Janghyun, Lee Chul-ju. Fotos: National Theatre of Korea Im Anschluss findet ein Umtrunk statt. Sommersemester 2009 Foto: National Theatre of Korea Apropos KOREA Gefördert durch die L- Bank Musikstiftung und das Programm zur Förderung der Integration ausländischer Studierender (Profin) des DAAD Freitag, 12. Juni 2009 Schloss Gottesaue Sun-Young Pagh wurde 1974 in Korea geboren. Sie erhielt früh Klavier- und Kompositionsunterricht und studierte später Komposition an der Seoul National University, wo sie mit dem Bachelor of Music abschloss. Ab 1999 studierte sie elektroakustische Komposition bei Robin Minard an der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in Weimar. Dort erhielt sie 2002 ein Förderstipendium für Frauen für Forschung und Unterricht. Ihre erste elektroakustische Arbeit „Metallisé“ (2000) erhielt Anerkennung nach Aufführungen in Darmstadt, Köln, Berlin und Krakau. Sie hat mit dem Ensemble Modern gearbeitet, das ihre Komposition „Vom Fließenden sublimiert“ (2001) für Cello und Tonband in Frankfurt aufgeführt hat; außerdem kam es in in Berlin und Schweden zur Aufführung. Ihre Arbeit „Relief Oktett“ for 8 channel tape (2001-2002), wurde 2002 in Darmstadt uraufgeführt. 16.00 bis 17.30 Uhr Workshop | Velte-Saal Workshop Zur Geschichte des Pansori Matthias R. Entreß Rhythmik und Gesangstechniken des Pansori Wang Kiseok (Gesang) und Lee Wonwang (Fasstrommel) 19.30 Uhr Kammerkonzert I | Velte-Saal „Kompositionen aus dem Land der Morgenstille“ Sun Young Pagh Als Hochschule für Musik Karlsruhe sind wir froh, dass unser Haus ein international gesuchter und weltweit renommierter Ausbildungsort ist. An unserer Hochschule arbeiten Studierende aus 50 Nationen miteinander, musizieren gemeinsam, pflegen Austausch und leben zusammen. Wir betrachten dies als eine hohe Verpflichtung. Denn aus einem anderen Land, seien es die USA, Brasilien, Russland oder China nach Deutschland zu kommen, bedeutet immer auch, einen überaus mutigen Kultursprung zu wagen. Es bedeutet, sich ganz auf dieses Land, auf eine andere Kultur einzulassen, bedeutet, im Studium der europäischen Musikkultur nicht nur Fingersätze und Phrasierung zu lernen, sondern Musik als andere Sprache zu erleben und sich zu eigen zu machen, eine andere, gänzlich neue Lebenswelt im Bewusstsein ihrer Kultur zu erfahren. Doch ist uns selbst solche Begegnung, solches Miteinander auch willkommener Anlass, uns vertraut zu machen mit der anderen, der fremden Kultur. Deshalb wollen wir uns künftig einmal im Jahr ganz dem Unvertrauten aussetzen, uns einer anderen Kultur, einer anderen Sicht von Welt öffnen. 2009 ist Korea gewidmet, 2010 sollen Frankreich, 2011 China folgen. Sehr herzlich lade ich Sie alle zu diesem Abenteuer ein. Ich bin mir ganz sicher, dass solch gemeinsame Begegnungen uns allen großen Gewinn bringen werden. Seien Sie herzlich willkommen! Ihr Ich spreche Dir nach (*1974) Flöte • Bassklarinette/Klarinette • Schlagzeug • Harfe • Violine • Viola • Violoncello • Leitung: Gérard Buquet Unsuk Chin (*1961) Etüden für Klavier (1995 ff) Etude Nr. 3 „Scherzo ad libitum“ Etüde Nr. 6 „Grains“ Marcelo Silva Gama, Klavier Heera Kim (*1976) Nabi – Schmetterling Flöte • B-Klarinette • Violine • Violoncello • Klavier • Schlagzeug Leitung: Gérard Buquet Il-Ryun Chung (*1965) aus: KwangYa - Five Korean Dances für Changgu und Streichquartett (1996/2003) Prelude, Dasurim, KutGori, Dongsalpuri Hwimori Il-Ryun Chung, Changgu (a.G.) • Albrecht Laurent Breuninger, Violine • Stefan Krznaric, Violine • Keiko Suginaka, Viola • Rahel Krämer, Violoncello Pause Gesprächsrunde Prof. Eduard Brunner • Prof. Kaya Han • Il-Ryun Chung Moderation: Andreas Kolb (Chefredaktion neue musikzeitung) Isang Yun Klarinettenquintett Nr. 2 (1917–1995) Eduard Brunner, Klarinette a.G. • Albrecht Laurent Breuninger, Violine • Stefan Krznaric, Violine • Keiko Suginaka, Viola • Rahel Krämer, Violoncello Prof. Hartmut Höll Rektor der Hochschule für Musik Karlsruhe und weitere Studierende und Dozenten der Hochschule für Musik Karlsruhe In Kooperation mit der neuen musikzeitung Freitag, 12. Juni 2009 Heera Kim, geboren 1976 in Seoul, studierte Komposition und Musiktheorie an der KyungHee Universität in Seoul. 1998 erhielt sie das Abschlussdiplom. 2000-2007 studierte sie an der Musikhochschule Köln Komposition und elektronische Musik. Zur Zeit studiert sie an der Hochschule für Musik Karlsruhe bei Wolfgang Rihm (Komposition) und Michael Reudenbach (Musiktheorie). Sie ist 3. Preisträgerin des BMW Kompositionspreises der musica viva 2007 mit EX ABRUPTO für 4 Sänger und Orchester. Die Uraufführung fand 2009 in München mit dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks statt. 2008 war sie artist-in-residence im Kimmel Harding Nelson Artcenter, Nebraska. 2009 artist-in-residence in der Denkmalschmiede Höfgen (Grimma) und artist-in-residence in der Villa Sträuli, Winterthur. Unsuk Chin studierte Komposition an der Staatlichen Universität Seoul sowie als DAAD-Stipendiatin bei György Ligeti an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Hamburg. 1984 gewinnt sie erste internationale Preise. 1988 siedelt Unsuk Chin nach Berlin über und arbeitet dort als freischaffende Komponistin im Tonstudio der Technischen Universität Berlin, in dem sie sieben Stücke realisiert. Das erste größere Orchesterwerk „Troerinnen“, wird 1990 uraufgeführt. 1991 entsteht ihr Durchbruchswerk Akrostichon-Wortspiel; seither wurde das Werk in 15 Ländern in Europa, Asien und Nordamerika aufgeführt. 1994 beginnt mit „Fantaisie mecanique“ ihre Zusammenarbeit mit dem Ensemble Intercontemporain. Seit 1995 wird sie exklusiv vom Verlag Boosey & Hawkes verlegt, 1999 beginnt mit „Miroirs des temps“ eine künstlerische Zusammenarbeit mit dem Dirigenten Kent Nagano, der bislang fünf ihrer Werke uraufgeführt hat. Für ihr Violinkonzert erhält sie 2004 den renommierten Grawemeyer Award. Unsuk Chin war composer-in-residence beim Deutschen Symphonie-Orchester Berlin, seit 2006 ist sie Künstlerische Leiterin der Neue Musik-Reihe und composer-in-residence des Seoul Philharmonic Orchestra. Im Juni 2007 wurde Chins erste Oper „Alice in Wonderland“ an der Bayerischen Staatsoper 2007 uraufgeführt und bei einer internationalen Kritikerumfrage des Fachzeitschrift Opernwelt zur Uraufführung des Jahres ausgewählt. Il-Ryun Chung wurde 1964 in Frankfurt am Main geboren. Als Kind koreanischer Eltern ist er in Deutschland aufgewachsen. Sein Vater wurde - zusammen mit Isang Yun und anderen koreanischen Kulturschaffenden - in den 60er Jahren vom koreanischen Geheimdienst verschleppt und gefangen. Die Kindheitsjahre von 1967-1971 verbrachte er in Korea. Im Alter von 16 Jahren begann Chung mit dem Gitarrenspiel. 1984 ging er nach Berlin, wo er bei Carlo Domeniconi von 1985 bis 1989 Gitarre und Komposition studierte. Von 1989-1995 vervollkommnete er an der Hochschule der Künste Berlin seine kompositorische Ausbildung. Eine Begegnung von großer Wichtigkeit war das Kennenlernen des koreanischen Meistertrommlers Kim Duk-Soo. Il-Ryun Chung gab selbst Konzerte als Gitarrist, sowie in jüngster Zeit auch verstärkt als Trommelbegleiter für traditionelle koreanische Musik. 2001 gründete er mit Jocelyn Clark das Ensemble „IIIZ+“. Konzertreisen führten IIIZ+ durch die USA, Belgien, die Niederlande, Deutschland und Frankreich. 2007 gründete er zusammen mit dem Geiger Matthias Leupold das „Duo Berlin Strings & Percussion“. 1992 erteilte ihm der Berliner Senat ein Kompositionsstipendium, dem vier Kompositionsaufträge folgten. Beim Kompositionswettbewerb des Berliner Festivals für Gitarre und Kammermusik gewann er 1994 für sein Duo für Flöte und Gitarre „Movement in Circles II” die höchste Auszeichnung. 1999 entstand seine erste Oper „An diesem Ort”. Isang Yun wurde 1917 in Korea geboren. Yun beteiligte sich am anti-japanischen Widerstand, wurde 1943 verhaftet und gefoltert. Mit dem Kulturpreis der Stadt Seoul (1955) ausgezeichnet, konnte er 1956-59 in Paris und Berlin studieren. Von Deutschland aus fand er den Anschluss an die internationale Avantgarde. Mit der Uraufführung des Orchesterstücks Réak in Donaueschingen gelang 1966 der internationale Durchbruch. Aufsehen erregte seine Entführung aus Berlin durch den südkoreanischen Geheimdienst 1967. Zunächst wurde er zum Tode verurteilt, 1969 nach internationalen Protesten jedoch freigelassen. 1971 wurde er deutscher Staatsbürger. Von 1970 bis 1985 lehrte Yun Komposition an der Hochschule der Künste Berlin, seit 1974 als Professor. Sein Oeuvre umfasst mehr als hundert Werke, darunter vier Opern sowie mehrere Instrumentalkonzerte. In den achtziger Jahren entstanden fünf große, zyklisch aufeinander bezogene Symphonien. Isang Yun starb am 3. November 1995 in Berlin, wo er in einem Ehrengrab der Stadt beigesetzt wurde. Er war Mitglied der Akademien der Künste in Hamburg und Berlin sowie der Academia Scientiarum et Artium Europaea in Salzburg, Ehrenmitglied der Internationalen Gesellschaft für Neue Musik, Ehrendoktor der Universität Tübingen und Träger der Goethe-Medaille des Goethe-Instituts sowie des Großen Verdienstkreuzes des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.