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Reisebericht kor
http://www.willi-stengel.de/Page81.htm
Reisebericht Im Land der Morgenstille
von Friedrich Stöhr
Ankunft 15 Uhr 25 in Seoul: trotz halbstündiger Verspätung beim Abflug in Frankfurt noch 30 Minuten
früher als im Flugplan. Ein ruhiger zehnstündiger Flug über Russland, Sibirien, die Mongolei und
China mit phantastischer Sicht auf die Erde, geht zu Ende. Die Pass- und Zollabfertigung geht sehr
zügig voran und unsere zwölfköpfige Reisegruppe wird bereits von der koreanischen Reiseleiterin,
Frau Hong, erwartet.
Unser Hotel liegt im nordwestlichen Teil von Seoul am Bukak-Berg. Mit einem Bus fahren wir eine
Stunde lang durch Seoul zu unserem Hotel. Während der Fahrt entlang des Han-Flusses, der Seoul in
eine nördliche und eine südliche Hälfte teilt, erklärt uns Frau Hong schon einige Stadtteile. Der Han Fluss wird von 14 Brücken überspannt.
Seoul, mit seinen rund 12 Millionen Einwohnern, ist ein Moloch und besteht aus sehr vielen
rechteckigen Wohnklötzen mit mehr als 20 Stockwerken und breiten Strassen mit bis zu sechs
Fahrbahnen in jeder Richtung, die anscheinend immer verstopft sind. Dazwischen, verschwindend
klein, einige traditionelle koreanische Häuser, darunter historische Bauten, mehrere Parks, viele
Bürohochhäuser und eine Handvoll Paläste aus den letzten vier Jahrhunderten. Die Veränderung vom
Agrarland zum Industriestaat begann in den 70er Jahren und dadurch zogen die Städte immer mehr
Menschen an. Die Verwaltung baute Straßen und Wohnungen, konnte aber nicht im gleichen Maße
mit der Bevölkerungszunahme Schritt halten.
Südkorea hat ungefähr ein Fünftel der Größe Deutschlands bei etwa 48 Mill. Einwohnern (also etwas
mehr als die Hälfte Deutschlands). Vor dem 7. Jahrhundert gab es drei Königreiche in Korea,
Paekche, Shilla und Koguryo, die zum Shilla Königreich vereinigt wurden. Ab 1910 war Korea
japanische Kolonie, seit 1946 Republik Korea. Nach dem 'Koreakrieg' 1950-53 am 38. Breitengrad
geteilt in Nord- und Südkorea.
Was fällt einem Europäer auf, der zum ersten mal nach Korea kommt? Es riecht anscheinend überall
nach Ginseng, einem wichtigen koreanischen Exportartikel. Korea scheint das "Handy-Land" zu sein,
offensichtlich besitzt jeder Koreaner mindestens ein Handy. Die Preise dafür sind vergleichbar mit
denen in Deutschland. Man wundert sich, dass es noch Telefonzellen gibt...
Dann fällt der chaotische Verkehr in der 12 Millionenstadt auf, den einige Polizisten mit nachts
leuchtenden Stöcken zu regulieren versuchen. Wenn an Fußgängerampeln für die Autos ROT ist und
es kommt kein Fußgänger, wird auch weitergefahren. Fahrbahnwechsel ist ein beliebtes Spiel, mal mit
mal ohne Blinker. Und die Wechsler werden immer hereingelassen. Es wird wenig gehupt, Stau ist
völlig normal, Rushhour ist 24 Stunden am Tag. Es fahren nur wenige Kleinwagen, sehr viele
Mittelklassewagen und etliche Autos der Oberklasse. Und das trotz eines Benzinpreises von über DM
2.00 (Diesel gibt es für unter einer Mark) und einem Durchschnittseinkommen von unter DM 1500. Die
einzige Alternative ist die U - Bahn, die mit 8 Linien die Stadt durchquert.
Es gibt unglaublich viele Kirchen in Seoul, meist kleinere, gekennzeichnet durch ein Kreuz aus
Neonröhren auf dem Dach! Evangelische Kirchen haben ein rotes Kreuz, katholische ein weißes.
Wenn ein Gottesdienst stattfindet wird das Kreuz beleuchtet. Die christlichen Missionare haben viele
Koreaner vom Buddhismus bekehrt, über 50% der Koreaner bekennen sich zu einer christlichen
Gemeinschaft.
Die Zahl 4 ist kein Glücksbringer, in vielen Hotels gibt es keine vierte Etage. Dafür sind häufig die
Türen sehr niedrig, mit 1Meter 70 kommt man gerade hindurch ohne den Kopf einziehen zu müssen.
Es gibt unglaublich viel bunte Werbung, jeder Laden lockt mit Ballons und Lichtern, Transparenten
und Fähnchen die potentiellen Käufer an. Neben der koreanischen Schrift sieht man in der Stadt auch
zunehmend westliche Buchstaben, ich habe sogar eine SPAR Filiale entdeckt! 'Lotteria' hat nichts mit
Lotterie zu tun, es ist ein Hamburger - Laden.
Entgegen anderslautenden Gerüchten sieht man durchaus Hunde, sowohl in Läden in der Stadt als
auch auf dem Land. Weiße Pudel werden gerne gefärbt, blaue Pfoten und rote Ohren fielen mir auf.
Unsere erste Besichtigung in Seoul ist der Kyongbokkung Palast mit angegliedertem
Volkskundemuseum. Die sehr weitläufige Anlage mitten in Seoul wird von vielen Kindern besucht, wie
wir erfahren ist momentan die Zeit der Schulausflüge. Der Palast besteht überwiegend aus
eingeschossigen Holzhäusern und brannte im Laufe der Geschichte schon mehrmals ab. Es wird
immer an einem Teil des Palastes gebaut oder renoviert. Zur Zeit wird gerade innerhalb des Palastes
eine geschichtliche TV-Serie produziert, wir können die Darsteller und Komparsen in den traditionellen
Trachten aus nächster Nähe bestaunen. Sehr beliebt ist die Palastanlage als Hintergrund für
Hochzeitsfotos. Man macht diese Bilder bereits vor der Hochzeit in geliehenen Kleidern in den
malerischen Parks. Lustig zu sehen, dass die Braut oft unter ihrem weißen Hochzeitskleid Jeans und
Turnschuhe trägt. Man sieht dies beim Wechsel des Standortes, wenn die Braut ihr Kleid beim Gehen
hochheben muss... Der Bräutigam meist im schwarzen Anzug (auch geliehen, für die Fotos). Nur
selten sieht man ein Brautpaar in der traditionellen koreanischen Kleidung.
Das Folkloremuseum zeigt sehr anschaulich und übersichtlich die Entwicklung der Besiedlung und
Kultur in Korea. Die vielen Kinder stören nur wenig, sie verhalten sich sehr diszipliniert. Manchmal
rufen sie ein schüchternes 'Hello' und sind ganz begeistert, wenn von uns eine Antwort darauf kommt.
Die Eintrittspreise sind übrigens sehr moderat, selten mehr als DM 1,50.
Mitten in der Stadt, aber in einem unscheinbaren Hinterhof, besuchen wir ein koreanisches Teehaus.
Man zieht natürlich die Schuhe aus und nimmt an ziemlich kleinen Tischchen Platz. Die
verschiedensten Teesorten stehen zur Auswahl auf der Karte (einem Fächer) und wir sind etwas
verwirrt ob der Vielfalt. Unsere Reiseleiterin, Frau Hong, hilft uns bei der Entscheidung. Der Tee wird
nicht in Tassen serviert, sondern getrennt, Tee und heißes Wasser in einer Kanne. Zunächst müssen
die Tassen mit dem Wasser gewärmt werden. Die Temperatur des Wassers ist sehr wichtig für die
Teezubereitung, Premium Tee wird mit einer anderen Temperatur aufgegossen als normaler Tee! Die
freundliche Bedienung hilft uns dabei. Dazu wird leicht süßliches Reisgebäck serviert.
Am Nachmittag fahren wir auf den Namsan-Berg und dort in wenigen Sekunden auf den Seoul-Tower,
einen 120 m hohen Aussichts- und Fernsehturm. Dank des guten Wetters haben wir eine
hervorragende Fernsicht, dabei reicht Seoul soweit man sehen kann. Auf dem Rückweg besuchen wir
noch den über 500 Jahre alten Chogyesa Tempel. Er ist der größte buddhistische Tempel im
Großraum Seoul und besteht aus mehreren Gebäuden. Eine große Glocke wird mit einem Holzbalken
angeschlagen wenn ein gemeinsames Gebet stattfindet. Rings um das Haupthaus sind auf Gemälden
die verschiedenen Stationen im Leben Siddharta Gautama Buddhas dargestellt.
Gleich am zweiten Abend führt uns unsere Reiseleiterin in ein typisch koreanisches Restaurant. Es
gibt einen großen Raum an dessen einer Seite eine Gruppe von vier jungen Koreanerinnen auf
verschiedenen Blas-, Zupf- und Streichinstrumenten angenehme Musik machen. Ringsum sind noch
kleinere Räume in denen Familien sitzen. Die Bedienungen sind in koreanische Tracht gekleidet und
verbeugen sich bei jedem Gast. Als bekannt wird, dass wir aus Deutschland kommen, stellt man uns
eine kleine schwarz - rot - goldene Fahne an den Tisch. Gold ist oben und, nach einem dezenten
Hinweis von uns, bemüht man sich schnellstens den Irrtum zu korrigieren. Offensichtlich kommen
nicht sehr oft Deutsche in dieses Restaurant. Man zieht, wie überall, die Schuhe aus und nimmt
Platz.Das koreanische Essen wird auf niedrigen Tischen serviert. Man sitzt auf Kissen auf dem Boden
und hat als Europäer alle Mühe, sich einigermaßen aufrecht zu halten. Die Gerichte befinden sich in
verschiedenen Schüsselchen und Schälchen, man isst mit metallenen (!) Stäbchen. Diese sind
wesentlich schwieriger zu halten als die hölzernen, es rutscht auch viel leichter das mühsam gefischte
Gemüse oder Fleisch wieder in die Schüssel zurück. Meist hält man sich mit einer Hand am niedrigen
Tisch fest und versucht mit der anderen Hand satt zu werden. Das Essen selbst ist sehr vielfältig und
schmackhaft zubereitet, Lieblingsspeisen sind Fisch und andere Meerestiere. Unvermeidlich ist
Kimchi, das ist sauer eingelegter Chinakohl, ähnlich Sauerkraut. Kimchi gibt es zu jedem Essen, dazu
wird Reis und eine Suppe serviert. Man ißt alles durcheinander, es gibt keine Reihenfolge. Manche
Schüsselchen enthalten sehr scharfe Gerichte, aber es dauert nicht lange bis man die 'gefährlichen'
Schälchen kennt. Dazu wird Tee oder Bier serviert. Nach koreanischer Sitte schenkt man sich
gegenseitig ein und achtet darauf, dass das Gegenüber immer zu trinken hat. Bezahlt wird immer
zusammen und man rechnet es sich als Ehre an, für die mitessenden Gäste bezahlen zu dürfen.
Der dritte Tag in Seoul ist für einen Ausflug nach Panmunjon am 38.Breitengrad reserviert. Diese
Fahrt ist ein 'Muss', man kann das den Koreanern nicht abschlagen.
Zunächst führt die Fahrt entlang des Han-Flusses nach Westen. Schon kurz nach den Vororten von
Seoul fallen uns die Stacheldrahthindernisse und die getarnten, aber unbesetzten Wachtürme, entlang
des Ufers auf. Man fürchtet aufgrund der nahen Grenze zu Nordkorea, dass Agenten oder Saboteure
eindringen könnten. Quer durch die Halbinsel, entlang des 38.Breitengrades, zieht sich ein 4km breiter
entmilitarisierter Streifen, an dessen beiden Seiten die Soldaten der Süd- und der Nordkoreaner
postiert sind. Bevor man die entmilitarisierte Zone besuchen darf, gibt es eine Belehrung, an deren
Ende man ein Formular zu unterschreiben hat. Hier sind alle Bedingungen aufgeführt, was man tun
darf und was man unbedingt zu unterlassen hat. So darf man zum Beispiel nicht in Jeans in diese
Zone kommen. Die entmilitarisierte Zone wird durch UNO-Soldaten bewacht, sie ist absolut
undurchdringlich. In Deutschland gab es auch in den schwierigsten Zeiten, zumindest mit
Ausnahmegenehmigung, die Möglichkeit des Überschreitens der Zonengrenze. Hier ist dies nicht
möglich. Lediglich in der Nähe vom Verhandlungsort Panmunjon gibt es die 'Brücke ohne Wiederkehr',
über die sehr selten Menschen aus Nordkorea abgeschoben werden. Auf nordkoreanischer Seite sind
extrem große Schriften mit Propagandasprüchen angebracht, tauchen Besucher auf der
südkoreanischen Seite auf so werden über riesige Lautsprecher Lieder abgespielt und Parolen
gerufen. Aber auch von der südkoreanischen Seite aus gibt es Propaganda.
Nach der Rückfahrt nach Seoul haben wir noch Gelegenheit in der Innenstadt zu bummeln. Ein
Postamt ist bald gefunden aber die Meinungen über das korrekte Porto für Postkarten per Luftpost
nach Deutschland gehen bei den Postangestellten weit auseinander. Zwischen 350 und 480 Won
können wir uns entscheiden! Später erfahren wir, dass das richtige Porto für Luftpost 480 Won wäre.
Klebt man nur 350 Won auf die Karte, so werden diese Karten zunächst gesammelt und dann, etwas
verzögert, auch per Luftpost befördert.
In den engen Seitenstraßen sind sehr viele Fußgänger unterwegs, trotzdem schlängeln sich immer
noch Autos und Motorräder zwischendurch. Die Motorräder sind die modernen 'Träger': anstelle des
Soziussitzes ist ein Traggestell montiert, auf dem Kartons oder Säcke zu den verschiedenen kleinen
Geschäften transportiert werden. Richtige Träger, mit einer Tragstange über den Schultern, sieht man
nur noch sehr selten. Hier in diesen Straßen wird alles angeboten, was man sich nur wünschen kann:
Lebensmittel, Kleidung, Bücher, Koffer, Antiquitäten, natürlich Ginseng, aber auch moderne Dinge wie
CD's und elektrische bzw. elektronische Geräte. Bei kleinen Restaurants sitzen hinter einem großen
Fenster am Eingang Frauen, die Meeresfrüchte und Gemüse mit Reis umhüllt mit Seetang zu einer
Rolle formen (Kimbab). Ist die Rolle fertig wird sie in Scheiben geschnitten, ein beliebtes
Schnellgericht.
Weil uns nach einiger Zeit Durst plagt, suchen wir nach einem Bier-Lokal. Die Suche dauert nicht
lange und wir finden ein kleines aber leeres Restaurant mit 'normalen' Bänken und Tischen. Es gibt
sogar koreanisches Bier vom Fass und wir trinken jeweils einen halben Liter zum Preis von 2000 Won
(ca. DM 3.-). An der Wand des Lokals hängen Bierfilze, darunter sogar einige deutsche. Leider klappt
die Verständigung per Englisch nicht sehr gut, aber zwei Mitreisende bekommen die Adresse des
Wirtes und wollen ihm aus Deutschland noch einige Bierdeckel für seine Kollektion schicken. Danach
suchen wir uns ein Taxi und fahren zum Hotel zurück. Die Strecke ist etwa 7 km und wir brauchen
knapp eine Stunde dafür! Der Preis dafür ist allerdings sehr moderat: 6000 Won (ca. DM 10,-). Am
nächsten Tag besuchen wir das moderne Gebäude der staatlichen koreanischen
Touristenorganisation (KNTO). Hier ist eine Etage mit Miniaturmodellen von Seoul mit Umgebung und
von Korea ausgestattet. Man sieht die Landschaft, Besiedelung, Straßen und Eisenbahnen.
Außerdem sind vier Bildschirme mit Internet-Zugang kostenlos verfügbar. Alle Besucher werden mit
vielen Prospekten versorgt, man bemüht sich sehr um die ausländischen Touristen.
Danach fahren wir auf die Youido-Insel im Han-Fluß, dort werden wir vor dem KBS - Gebäude von der
deutschen Redaktion von RKI sehr herzlich empfangen. Man führt uns durch das riesige Gebäude
und zeigt uns die Tonstudios in denen die Deutschsendungen von RKI produziert werden. Der
Manager aller RKI Auslandssendungen, Herr Kim, nimmt sich für uns Zeit, fragt nach unseren
bisherigen Reiseeindrücken und möchte wissen wie wir Radio Korea in Deutschland empfangen
können. Man will auch wissen, welche Verbesserungen wir für das deutsche Programm vorschlagen.
Inzwischen ist es Mittag und Herr Kim lädt uns zu einem typisch koreanischen Essen ein (siehe oben).
Nach dem Essen werden wir vor der Verabschiedung noch großzügig beschenkt. In der Nähe des
KBS-Gebäudes befindet sich das Haus der koreanischen Nationalversammlung, das wir auch
besichtigen können. Das monumentale Gebäude ist von einer riesigen lichtdurchlässigen Kuppel
gekrönt, die Umgänge zeigen an den langen Wänden Fotos aus der jüngeren Geschichte Koreas.
Sehr eindrucksvoll ist der große Plenarsaal. Bemerkenswert: jeder Abgeordnete hat an seinem Platz
ein Schild auf dem in großen Buchstaben sein Name steht. Da wir leider Chongwadae, die Residenz
des koreanischen Staatspräsidenten (das 'blaue Haus'), wegen geänderter Öffnungszeiten nicht
besichtigen können, gehen wir zum Toksugung-Palast. Hier sind wir fast die einzigen Besucher, was
wohl mit der späten Stunde und der baldigen Schließung des Palastes zusammenhängt.
Unsere Rundreise beginnen wir in Inchon, etwa 40 km westlich von Seoul. Ichon ist bekannt für seine
kunstvollen Töpfereiprodukte. In einer Töpferei können wir den Angestellten über die Schulter
schauen und sind fasziniert von den künstlerischen Schöpfungen, die allerdings auch ihren
bemerkenswerten Preis haben. Weiter geht unsere Fahrt über Taejon nach Kyongju im Osten des
Landes. Unterwegs gibt es mehrfach Besichtigungen von Königsgräbern aus der Shilla- Paekche- und
Choson-Zeit, Tempeln und Museen.
Die Autobahnen (Expressways) sind gut ausgebaut und mautpflichtig. Es besteht eine
Geschwindigkeitsbegrenzung auf 110 km/h. Trotz starkem Verkehr gibt es nur selten Stauungen,
meist nur an Einfahrten. Hier drängen sich die Einfahrenden in den Verkehrsstrom, besonders an
Sonntagen ist das festzustellen.Bei der Fahrt über Land sieht man noch viele niedrige Häuser im
typisch koreanischen Stil mit geschwungenen Dächern. Die neueren Bauten sind eher gesichtslos,
meist mit Wellblechdächern. Sie könnten in irgendeinem Land stehen. Kühe oder Pferde sieht man
nur vereinzelt. Die Bauern pflanzen hauptsächlich Reis und Ginseng an. Der geerntete Reis ist von
sehr hoher Qualität und wird zum größten Teil exportiert. Weil der im Land verbleibende Reis für die
Bevölkerung nicht ausreicht wird aus dem Ausland billigerer Reis niedrigerer Qualität importiert...
Ginseng ist in Korea sehr beliebt, es gibt alle denkbaren Formen davon: als Wurzel, als Likör, als
Pulver, Bonbons und vieles andere. Auch in Korea ist Ginseng teuer, die Wurzeln können erst acht
Jahre nach der Anpflanzung geerntet werden und belegen daher für diese Zeit die Anbaufläche.
Während des Wachstums wird die Ginseng Pflanzung durch Matten vor übermäßiger Hitze oder Kälte
geschützt, man erkennt daran die Felder sofort beim Vorbeifahren.
Ortswechsel: Busan
die größte Hafenstadt Südkoreas ist umgeben von Bergen. Auf einem der Hügel befindet sich der
Busan-Tower, ein Aussichtsturm mit über 110m Höhe. Das Besondere am Busan-Tower ist, dass er
auf seiner Spitze keine Antennen hat. Die sind auf einem anderen höheren Berg montiert. Wir fahren
innerhalb von Sekunden mit einem Expresslift zur Aussichtsplattform. Von hier aus sieht man das
gesamte Panorama Busans. Ein Stadtteil befindet sich auf einer vor gelagerten Insel, die über
mehrere Brücken mit dem Festland verbunden ist. Nach der Rundumsicht gehen wir zum Fischmarkt.
Das ist wirklich eine Sensation: alles was man im Meer fängt wird hier angeboten. Exotische Fische,
Langusten, Krabben, Seegurken und andere, mir unbekannte, Meeresbewohner werden von Frauen
direkt auf der Straße feilgeboten. Ein phantastisch farbiges Bild das bei den Fotografen einen
Begeisterungssturm auslöst. Die Gerüche sind nicht besonders lästig, alles ist ganz frisch aus dem
Meer. Etwas weiter stehen große Hallen, in denen wird an kleinen Ständen Fisch etc. roh zum Essen
serviert. Man sucht sich den gewünschten Fisch aus und bekommt ihn zerteilt in kleine Happen
(Stäbchen) serviert. Natürlich bietet man auch uns an dort Platz zu nehmen, aber es ist Nachmittag
und wir haben weder Hunger noch Appetit auf rohen Fisch, den die Koreaner aber sehr gerne mögen.
Unser Hotel befindet sich fast im Zentrum der Stadt so dass wir mit wenigen Schritten mitten im
quirligen Leben sind. Auch hier eine unübersehbare Reklameflut, dazwischen kleine Esslokale mit
offenen Frontseiten, damit man ins Innere sehen kann. Die Besitzer dieser Lokale kommen sofort
heraus und bitten uns hinein. Hier gibt es so ziemlich alles was man sich zum Essen wünschen kann,
viel Fisch und andere Meerestiere aber auch Schweine- oder Rindfleisch und vegetarische Gerichte.
Wir suchen ein Lokal mit europäischen Sitzgelegenheiten. Schließlich finden wir mit fünf Personen
noch Platz in einem Pfannkuchenlokal nachdem man einige Gäste umquartiert hatte. Die
Pfannkuchen werden aus einem Teig von gemahlenen Sojabohnen und Eiern mit einer Füllung nach
Wunsch gebacken. Ich nehme eine vegetarische Gemüsefüllung, die sich als sehr wohlschmeckend
herausstellt. Allerdings gibt es Stäbchen als 'Besteck' und nur die Hilfe des Kochs, der die
Pfannkuchen in Streifen zerschneidet, macht das Essen möglich... Einer der Mitreisenden bestellt für
uns koreanischen Reiswein. Dieser sieht aus wie Federweißer und schmeckt auch fast so. Der
Alkoholgehalt ist nicht sehr hoch, man sagt ihm aber eine verdauungsfördernde Wirkung nach.
Anschließend streifen wir noch durch die Geschäftsstraßen. Es ist inzwischen 22 Uhr und von
Ladenschluss ist keine Rede. Auffällig auch in Pusan: es sind meist junge Leute bis etwa 25 Jahre,
die hier flanieren und sich vergnügen. Die jungen Koreaner sind meist einen Kopf größer als die über
30-Jährigen. Junge Frauen unterstützen dies oft noch durch Schuhe mit dicken Plateausohlen. Man
ist modern gekleidet, einige Jugendliche färben sich ihre Haare braun oder auch blond.
Oft sieht man ein Schild: 'HOF 2F'. Das bedeutet, hier ist ein Bierlokal (von Hofbräuhaus) im ersten
Stock des Hauses. Das koreanische Bier ist etwas schwächer als das deutsche, ist aber verträglich
und lässt sich gut trinken. Erstaunlicherweise gibt es Henkelgläser mit einem halben Liter Inhalt.
Von Pusan aus fahren wir mit dem Bus etwa zwei Stunden nach Südwesten nach Tongyong. Von dort
aus machen wir mit einem Ausflugsschiff eine etwa dreistündige kleine Kreuzfahrt auf dem HallyoWaterway. Man wähnt sich an der griechischen Küste: die Kalksteinfelsen zwischen Küste und Meer
bilden eine malerische Kulisse. Mitten drin Fischerboote und auf den Felsen Angler.
Weiter führt unsere Rundreise nach Norden in den Chirisan Nationalpark. Hier ist es gebirgig, die
höchsten Gipfel sind über 2000 m hoch. Über die Berge führt ein Pass mit einer sehr gut ausgebauten
Serpentinenstraße, die sehr der des Großglockners ähnelt. Obwohl es Donnerstag ist, sind viele
Busse mit Ausflüglern unterwegs, auf den Parkplätzen stehen nicht selten 30 und mehr große Busse.
Aber man ist darauf eingerichtet, neben den Schnellimbiss- und Souvenirständen sind auch Toiletten
in ausreichender Anzahl vorhanden.
Am vorletzten Tag, auf der Rückfahrt nach Seoul, besichtigen wir noch den Tapsa-Tempel mit vielen
Pagoden, der von einem Einsiedlermönch errichtet wurde. Unbedingt zu besuchen ist am SongnisanBerg der Popchusa Tempel mit der größten fünfstöckigen Holzpagode und einer 33 m hohen
Buddhastatue aus Bronze. Sie ist innen hohl und kann auf 108 Stufen bis in den Kopf bestiegen
werden. Etwas müde kommen wir im Dunkeln wieder in Seoul an. Wir hatten ein sehr dichtes
Besichtigungsprogramm in den vergangenen Wochen und konnten trotzdem nur einen kleinen Teil
des Landes sehen.
Am Tag unseres Rückfluges kommt morgens noch Frau Choi Soo-ah zu uns ins Hotel um ein
Interview für die RKI - Hörer über unsere Reiseeindrücke zu machen. Das Hotelzimmer eines
Mitreisenden wird schnell zum 'Studio' umgewandelt und wir erzählen vor dem Mikrofon von unseren
Erlebnissen.
Frau Hong, die uns die ganze Zeit über begleitet hat, bringt uns zum Kimpo Flughafen in Seoul wo wir
eine längere Wartezeit haben, da in China die RADAR-Überwachung ausgefallen ist. Ein riesiger
Duty-Free Shop, mit zugegeben sehr günstigen Preisen, lädt zum Kaufen ein. Bemerkenswert: es
werden nur US-$ oder Kreditkarten zur Bezahlung akzeptiert!
Mit einer Stunde Verzögerung gehen wir an Bord des Jumbos der Korean Airlines, der uns nach 11
Stunden ruhigen Fluges nach Frankfurt bringt. Hier sind leider die Anschlussflüge bzw. Züge weg und
es dauert noch fast 6 Stunden bis ich wieder daheim bin.
Insgesamt eine interessante und schöne Reise, die wie immer zu kurz war. Für einen Neuling in Asien
sicher ein faszinierendes Erlebnis.
Radio Korea International stellt in der Sendereihe "Entdecken Sie Korea" viele Sehenswürdigkeiten
aus dem Land der Morgenstille vor. Die Sendemanuskripte sind auf der Homepage von Radio Korea
International in 10 Sprachen unter der Rubrik "Programm" hinterlegt.
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