Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg Department Werkstoffwissenschaften Materials for Electronics and Energy Technology (I-MEET) 6. Ergänzung/Übung zur Vorlesung MEET I PD Dr. Matthias Bickermann – 6. Dezember 2010 1. Kondensatoren Ein elektrisches Feld kann ein Dielektrikum durchdringen, im Halbleiter oder Metall wird es dagegen durch freie Elektronen abgeschirmt. Aber auch in dielektrischer Materie wird das Feld abgeschwächt durch die Polarisation, d.h. Ausrichtung von Dipolen in der Materie entgegengesetzt zum elektrischen Feld. Grundgleichung des elektrischen Feldes: D 0 r E . E-Feld E = F/Q (Kraft pro Ladung) und Verschiebungsdichte D = Q/A (Ladung pro Fläche) zeigen immer von der positiven zur negativ geladenen Seite. r (Dielektrizitätszahl) ist eine Materialkonstante (Vakuum: r = 1, Materie: r > 1), eigentlich aber ein komplexer Tensor 2. Stufe. Feldrichtungen und Kondensatorverhalten Für einen Plattenkondensator (Abstand der Platten s) ist die Kapazität Q EA A 0 r , C 0 r U U s da im homogenen E-Feld gilt: B U E ds E s . A Um eine hohe Kondensatorkapazität zu erhalten, muss die Fläche A groß, der Abstand s klein, und r des Dielektrikums zwischen den Platten groß sein. Berechnen Sie… …die Kapazität folgender Kondensatoren: a) Luftgefüllter Plattenkondensator (r= 1,0, d = 5 mm, A = 0,1 m²) b) Quarzglas-Schichtkondensator (r= 3,7, d = 50 µm, A = 0,5 cm² x 50 Schichten) c) Polystyrol-Wickelkondensator (r =2,3, d = 10 µm, A = 100 cm2) d) Tantal-Elektrolytkondensator (r =27, d = 1 µm, A = 1 m2) e) PZT-Keramik (r =1000, d = 50 µm, A = 1 cm2) 2. Dielektrische Verluste Die ionische und die elektronische Polarisation zeigen ein Resonanzverhalten (siehe Vorlesung). Durch Anlegen eines äußeren elektrischen Wechselfeldes der Frequenz an ein Dielektrikum kommt es zur Energieübertragung an die elektrischen Dipole. Die Phasenverschiebung zwischen dem äußeren Wechselfeld und der resultierenden Dipolfeld sei gegeben durch (0 und bezeichnen die reelle Dielektrizitätskonstante bei deutlich niedrigeren bzw. deutlich höheren Frequenzen als die Resonanzfrequenz, eine Dämpfung wird vernachlässigt): tan 0 0 2 2 ist die dielektrische Relaxationszeit Berechnen Sie… a) Skizzieren Sie tan() in Abhängigkeit von der Frequenz und berechnen Sie die Grenzwerte für 0 und . b) Bei welchem -Produkt ist tan() am größten und welchen Wert nimmt er ein? c) Warum nennt man auch "Verlustwinkel"? 3. Clausius-Mosotti-Beziehung und Curie-Weiß'sches Gesetz Oberhalb aller Resonanzfrequenzen (r = ) gilt die Clausius-Mosotti-Beziehung: N r 1 (N ist die Anzahl der Dipole pro Volumen) 30 r 2 Sie setzt die mikroskopischen und makroskopischen Materialkonstanten zueinander in Beziehung. In ferroelektrischen Materialien sind permanente Dipole vorhanden, z.B. durch eine permanente lokale Verschiebung von Kationen- zu Anionengitter (Bariumtitanat u.ä., siehe nächste Ergänzung/Übung), die sich gegenseitig influenzieren und so Domänen mit bestimmter Polarisationsrichtung bilden. Die Temperatur wirkt als Unordnungs-Kraft der Influenz entgegen: Oberhalb der Curie-Temperatur TC verschwindet die Ferroelektrizität völlig und der Stoff wird dielektrisch. Bei TC geht r , in der Nähe (oberhalb von TC) gilt das Curie-Weiß'sche Gesetz: C r . T TC Berechnen Sie… a) Lösen Sie die Clausius-Mosotti-Beziehung nach r und nach = (r–1) auf. b) Leiten Sie das Curie-Weiß'sche Gesetz durch Entwicklung der Clausius-MosottiN 1 1 T TC und Beziehung in eine Taylorreihe um TC her, d.h. setzen Sie 3 0 berechnen daraus r(T). In der Realität sind so Dielektrizitätszahlen von über 10.000 erreichbar (Keramikkondensatoren Klasse 2, siehe PZT-Keramik in der ersten Rechenaufgabe), aber der Einsatzbereich ist stark in der Temperatur begrenzt. 4. Piezoelektrika Hat die Kristallstruktur eines Dielektrikums kein Inversionszentrum (z.B. Zinkblendeoder Wurtzitstruktur), so ist das Material piezoelektrisch (GaAs, ZnS, AlN, GaN). Gibt es dazu eine temperaturabhängige Polarisation, so ist das Material pyroelektrisch (z.B. Quarz). Alle Ferroelektrika sind auch piezo- und pyroelektrisch. Piezoelektrischer Effekt: Druck führt zu einer Polarisationsänderung im Kristall, die sich in der Bildung eines E-Feldes (bzw. einer el. Spannung) manifestiert. 3 3 Ei eijk jk (jk ist der Spannungstensor, eijk ist Tensor 3. Stufe) j 1 k 1 Transversaler (links) und longitudinaler (rechts) Piezoeffekt Berechnen Sie… a) An einem BaTiO3-Kristall der Länge L = 1 mm wird eine Spannung U = 1000V angelegt. Die piezoelektrische Konstante für BaTiO3 ist = 85 10–12 C/N. Es gilt: L/L = E. Berechnen Sie die relative und die absolute Längenänderung. b) Berechnen Sie die longitudinale und transversale Piezospannung für einen Würfel aus BaTiO3 mit einer Kantenlänge von 1 mm, wenn der piezoelektrische Tensor gegeben ist durch e311 = –3 10–2 Vm/N, e333 = 5,6 10–2 Vm/N und e113 = 1,75 10–2 Vm/N und der Spannungstensor gegeben ist durch 11=22=33= 1 kPa und 13= 31= 2 kPa. 5. Oberflächenwellenfilter An einem Ende werden durch Spannungspulse Schallwellen erzeugt. Am anderen Ende wird nur die Frequenz f0 detektiert (d.h. selektiert), bei der die Abnehmer resonant schwingen. Volumenwellenfilter: f0 = v/h (v: Geschwindigkeit der Schallwelle, h: Schichtdicke), Oberflächenwellenfilter: f0 = v/ (: Abstand der IDTs) Aufbau eines Oberflächenwellenfilters mit interdigitated transducers IDT (rechts). Typische Filter für Fernsehempfang (MHzBereich): Quarz, LiNbO3, LiTaO3 Höchstfrequenzen (> 2 GHz): AlN, Diamant mit piezoelektrischer Aktuatorschicht Berechnen Sie… Welchen Kammabstand d muss ein Oberfächenwellenfilter aus a) Quarz (v = 3158 m/s) b) LiNbO3 (v = 3992 m/s) c) AlN (v = 5790 m/s) haben, damit man eine Durchlassfrequenz von f=1GHz oder f=10GHz erreicht?