Immunologie immunis (lat.) = frei, unberührt Wissenschaft vom Abwehrsystem von Lebewesen gegen fremde Substanzen und Krankheitserreger Historisches Louis Pasteur (1822-1895): aktive Immunisierung gegen Hühnercholera (abgeschwächter Erregerstamm) Robert Koch (1843-1910) : erkannte erstmals Bakterien als Verursacher einer Infektion Emil von Behring (1854-1917): passive Immunisierung gegen Diphterie (Anti-Toxin) Elias Metchnikoff (1845-1916): Phagocytenlehre Funktion des Immunsystems Die zentrale Funktion des Immunsystems besteht darin, den Organismus vor eindringenden Mikroorganismen (Viren, Bakterien, Pilzen, Parasiten) und entarteten Zellen zu schützen. Bestandteile des Immunsystems Als Immunsystem werden Organe, Zellen und Eiweißkörper zusammengefasst, deren Funktion in der Erhaltung der Individualstruktur durch die Abwehr körperfremder Substanzen und Krankheitserreger besteht. Komponenten des Immunsystems •Lymphatische Organe •Immunzellen Organe des Immunsystems Primäre lymphatische Organe Sekundäre lymphatische Organe Nasenpolypen Thymus Mandeln Lymphknoten Milz Peyersche Plaques Knochenmark Blinddarm Lymphgefäße Blind endendes Lymphgefäß Diapedese Birbaumer, 5.Aufl. Zellen des Immunsystems Pluripotente hämatopoetische Stammzelle -> im Knochenmark Funktionen: a. Teilung: zur Aufrechterhaltung des Stammzellpooles b. Differenzierung Vorläuferzellen Alle Zellen des Blutes Zusammensetzung des Blutes •Zusammensetzung des Blutes: – 57% Flüssigkeit (Blutplasma) • 90 % Wasser, 8 % Proteine, 2% andere gelöste Bestandteile – 43% feste Blutanteile (Blutkörperchen) • Blutplättchen (Thrombozyten) –für die Blutgerinnung • weiße Blutzellen (Leukozyten) –für die Krankheitserregerabwehr • rote Blutzellen (Erythrozyten) –für den Sauerstofftransport Leukozytensubpopulationen Erythrozyten Thrombozyten Leukozyten Natürliche Killerzellen T-Zellen T-Helferzellen Th1 Granulozyten Lymphozyten Monozyten/ Makrophagen Th2 B-Zellen Zytotoxische T-Zellen Neutrophile Basophile Eosinophile Wichtigste CD Marker ( =Oberflächenmoleküle) CD= Cluster of differentiation Wie funktioniert das Immunsystem ? Wie schützen wir uns vor den Krankheitserregern ? Barrieren Physikalische Barrieren: - Haut - Schleimhaut - Tränen, Speichel, Schleim, Nasenhaare, Zilien - Husten und Niessen, Urinieren, Vaginal Sekretion, Epiglottis Biochemische Barrieren: - pH, Magensaft -Tränen, Speichel (Lysozym) Immunitätsvarianten angeborene Immunität uralt erworbene Immunität 450 Mill. Jahre alt Vergleich der beiden Arten der Immunität Angeborene Immunität Erworbene Immunität immer vorhanden muss ausgelöst werden schnell (Stunden) langsam (Tage) unspezifisch hoch spezifisch kein Gedächtnis Gedächtnis Komponenten der angeborene Immunität Angeborene Immunität M G Makrophagen + Granulozyten Komplement, ... Komponenten des angeborenes Immunsystems Funktion Eindämmung der Infektion; Abwehr Granulozyten -Neutrophile Zellen -Eosinophile -Basophile Monozyten NK Zellen lösliche Faktoren - Komplement - Zytokine - CRP... Die natürlichen Killerzellen Lymphozytensubpopulation Profikiller: ohne vorherige Signale töten sie binnen 4h andere Zellen (Tumorzellen) Die Granulozyten Neutrophiler: gelappter Zellkern; purpur anfärbare Granula Knochenmark, ca. 6h im Blutstrom, in Kapillaren: klammer an Gefäßwand; amöbenartige Struktur, krabbeln an Gefäßwand entlang, Diapedese, krabbelt 5-6 Tage weiter durchs Gewebe, Tod Funktion: aufspüren von Fremdkörpern; Phagocytose, Degranulation Eosinophiler: 2 tropfenförmige Segmente im Kern, mit sauren Farbstoffen anfärbbar Knochenmark, ca. 1h im Blutstrom, Wanderung ins Gewebe Funktion: Parasitenbekämpfung: zB. Inhalt ihrer Granula auf Würmer Basophiler: Kern unregelmäßig begrenzt; seltesten Zellen des Blutes Funktion unbekannt Die Monozyten/Makrophagen Makrophage: im Blut =Monozyt ( Aufenthalt ca. 3 Tage) Diapedese: wachsen im Gewebe auf das 3-5 fache; Differenzierung zum Makrophagen (mehr Granula; mehr phagozytotische Kapazität) a. sie wandern durchs Gewebe b. sie verweilen; fixieren sich Funktion: fressen alles; was nicht verdaut werden kann wird wieder ausgespuckt; Antigenpräsentation Immunantwort der akuten Phase = Veränderungen im Blut in der frühen Phase einer Infektion -> dient der schnellen Eindämmung der Infektion Immunantwort der akuten Phase Bsp.: Bakterien sind in den Körper eingedrungen und werden von Makrophagen gefressen. Dies stimmuliert den Makrophagen zur Interleukin-6 Produktion IL-6 gelangt zur Leber und induziert dort die Bildung von “Akute Phase Proteinen”, wie zB C-reaktives Protein (CRP)oder Mannose-bindendes Protein. -CRP; Mannose bindendes Protein können an die Bakterienoberfläche binden. Funktionen dieser Bindung: a. Opsonierung (opsonierte Patikel/Bakterien werden verstärkt von Fresszellen aufgenommen) b. Komplementaktivierung (alternativer Weg) Komplementkaskade Das Komplement System: Gruppe von Serum-proteinen die an der Lyse von fremden Zellen, der Entzündung, und der Phagozytose beteiligt sind. Die zwei Wege der Komplement Aktivierung 1.Der klassische Weg: Immunkomplexe mit Antikörpern. 2. Der alternative Weg: Direkte Interaktion von Komplementproteinen mit microbiellen Polysacchariden. beide Wege führen letztendlich zur Zusammenlagerung von Proteinen, die einen Tunnel/Poren durch die Bakterien-membran bilden (= Tod des Bakteriums) Fremderkennung des angeborenen Immunsystems I Wie kann das angeborenene IS Strukturen als fremd erkennen ? „Pattern“ Erkennung: Strukturen/Muster werden erkannt, die im eigenen Organismus nicht vorkommen aber häufig bei Mikroorganismen anzutreffen sind - Breite Spezifität / Niedrige Affinität Fremderkennung des angeborenen Immunsystems II „Gefahr-Signale“ Prokariote Signalpeptide Polysacharide LPS / Endotoxin / Lipid A Andere Produkte von Pathogenen Prokariotes DNS Verändertes / fehlendes „Selbst“ Angeborene vs. erworbene Immunität Erkennung von Pathogen nach bestimmten Pattern wie Bakterien Lipide oder Bakterien DNA 9-10 verschiedene Toll-Rezeptoren angeborene Immunität Nahezu unbegrenzte Erkennung von verschiedenen Stoffen Millionen verschiedener Antigen-Rezeptoren erworbene Immunität Zellen der beiden Arten der Immunität Angeborene Immunität M G Erworbene Immunität Th Tc Makrophagen + Granulozyten natürliche Killerzellen (NK) B Zytokine Komplement T und B Lymphozyten Warum brauchen wir beide Arten der Immunität ? Wettlauf: B-Zelle gegen Bakterium Erworbene Immunität B-Lymphozyt Bakterium 2 B-Zellen 6x1010 Bakterien 12 Std. Erworbene Immunität zelluläre Immunität T-Lymphozyten Th humorale Immunität B-Lymphozyten Tc Plasmazelle erkennen infizierte Zellen produzieren Antikörper B-Lymphozyten B-Zellen: B = Bursa Fabricii (Organ bei Vögeln); Reifungsort der B-Zellen = die Antikörper-produzierenden Zellen des Immunsystems membrangebundener Antikörper = B-Zell Rezeptor Aktivierung + Differenzierung B Zelle Antikörper Spezifität B Zelle eine B-Zelle Antigen = ein Antikörper Wir können alles erkennen Immunsystem erkennt fremde & eigene Antigene ...alle Eiweisse und viele Zucker dieses Planeten ≅ 109-1012 Strukturen Variabilität der B-Lymphozyten Ca. 10 Million B Lymphozyten mit voneinander verschiedenen Rezeptor Variabilität der B-Lymphozyten Antigen Variable Domäne L H Konstante Domäne Antikörper = Immunoglobulin (Ig) Immunglobuline =Antikörper • = Proteine • erkennen spezifisch Antigene • alle vorkommenden antigenen Strukturen werden erkannt • Ausnahme: körpereigene Strukturen Antikörperklassen (I) Fab Fc i schwere Kette schwere Kette r va le b a Re o gi n • = Eine bestimmte B-Zelle kann nur AK mit identischer variabler Region erzeugen => identische AG Bindungsstelle • im laufe der Differenzierung der B-Zelle kann die konstante Region (schwere Kette) variieren • 5 verschiedene schwere Ketten =>5 verschiedene Ig-Klassen Antikörperklassen (II) Differenzierung B Zelle δ IgD µ IgM γ IgG α IgA ε IgE Antigen Variable Domäne Konstante Domäne Fc Antikörperklassen (III) Differenzierung B Zelle Isotyp Antikörper δ IgD IgD: ? µ IgM ll IgM: Erstantwort, Komplementbindung γ IgG α IgA IgA: Pathogenagglutination ε IgE IgE: allergische Prozesse IgG: Phagocytosevorbereitung Klonale Selektionstheorie Macfarlane Burnet (1956) B-Lymphozyten Antigen Differenzierung eines B-Lymphozyten A n ti g e n Klonale Expansion Gedächtnis B Zellen A n ti g e n Plasmazellen sezernieren Antikörper Funktionen der Antikörper Neutralisation Opsonierung Komplementaktivierung B-Lymphozyten- Zusammenfassung B-Lymphozyten bilden (im Rahmen der humoralen spezifische Abwehr) Antikörper = Immunglobuline Rezeptor an B-Lymphozyten bindet an spezifischen immunogenen Strukturen (Antigen) > Aktivierung: Plasmablast > Teilungen und Differenzierungsvorgänge (ca. 5 Tage) > Plasmazellen (überlebt nur wenige Tage)!; Bildung von Gedächtniszellen Plasmazelle produziert Antikörper und gibt diese ab (ca. 2000 identische AK pro Sekunde) -> Neutralisation von Toxinen und Pathogenen! Selektionstheorie: Jeder B-Lymphozyt produziert nur einen bestimmten, genau definierten Antikörper. Nur bei passendem Antigen (SchlüsselSchloß-Prinzip) kommt es zur Aktivierung (“Selektion” durch Antigen)! T-Lymphozyten T-Zellen: T = Thymus; Reifungsort der T-Zellen; dort lernen sie die Unterscheidung „selbst-fremd“ T-Zellen T-Helferzellen Th1 Th2 Zytotoxische T-Zellen T-Zellrezeptor Antigenerkennung: über membrangebundenen T-Zellrezeptor; jede T-Zelle besitzt einen ganz spezifischen TCR bei Antigenerkennung: Stimulation, Proliferation TCR membrangebundener Rezeptor = T-Zell Rezeptor V V β-Kette α-Kette C T Zelle C Plasma Membran T-Zellen Wie erkennt die T-Zelle mit ihrem TCR die Fremdsubstanz (Antigen) ? Die Antigenpräsentation Antigene werden der T-Zelle präsentiert ! Tablett: MHC-Moleküle Major Histocompatibility Comlex Humanes Leukocyten Antigen MHC-Klasse I Peptid-bindende Region ß2 Mikroglobulin Zellmembran Expression auf allen nahezu Zellen MHC-Klasse II Peptid-bindende Region AlphaKette Expression auf Antigenpräsentierenden Zellen Konstitutiv: +++ Dendritischen Zellen (Langerhans Zellen) + B-Zellen (+) Monozyten / Makrophagen BetaKette Zellmembran Induziert (z.B durch γInterferon): ++ B-Zellen / Monozyten (+) Endothelzellen Vergleich: MHC Kl. I und Kl. II Moleküle -Transmembranprotein, welches auf der Zelloberfläche exprimiert wird -Transmembranprotein, welches auf der Zelloberfläche exprimiert wird - eine im MHC kodierte a-Kette assoziiert mit b2-Mikroglubulin -Heterodimer bestehend aus jeweils einer aund b-Kette - konstitutive Expression auf der Oberfläche fast aller Somazellen - Expression auf bestimmte AGpräsentierende beschränkt (z.B. B-Zellen, Makrophagen, dendritische Zellen) Interaktion T-Zelle und MHC T-Zelle T-Zell Rezeptor Peptid HLA Rezeptor Ziel-Zelle MHC-Klassen I + II Warum gibt es MHC-Kl. I und MHC-Kl. II ? Wie hängt dies mit T-Zellfunktionen zusammen? MHC-Klasse I Nahezu alle Körperzellen exprimieren auf ihrer Oberfläche MHC-Kl.I Moleküle In der Zelle werden jeden Tag Proteine synthetisiert Einige werden in kleine Fragmente abgebaut Proteinfragmente verbinden sich mit MHC-Kl.I und werden auf die Zelloberfläche gebracht ⇒Zelle zeigt den Immunzellen was sie produziert Körpereigene Proteinfragmente, die MHC-gebunden präsentiert werden, werden von den Immunzellen ignoriert Virusinfektion: Zelle produziert virale Proteine MHC-KL.I bindet virale Proteinfragmente; Transport an die Zelloberfläche Erkennung durch Tc Zelle => Abtöten der Zelle Tc-Zellen und MHC-Kl.I MHC-Klasse I - Präsentiert Peptide die von der Zelle gebildet werden - Peptide von 8-9 Aminosäuren - auf allen Körperzellen vorhanden - Peptide von 8-9 Aminosäuren binden im ER and MHCKlasse I - Komplex wird zur Zellmembran transportiert - Rezeptor für CD8-Positive zytotoxische „Killer“- TZellen Tc-Zellen und MHC-Kl.I CD8+ T-Zelle Gewebe Zelle Aktivierung von Tc-Lymphozyten Killer-Zelle (Tc) im Auftrag zum Töten CD8 Killer T-Zelle Ziel Zelle Th-Zellen und MHC-Kl.II MHC-Klasse II -präsentiert Peptide die von der Zelle aufgenommen werden (Phagozytose oder Pinozytose) -Peptide von 13 und mehr Aminosäuren - Auf antigenpräsentierenden Zellen vorhanden Rezeptor für CD4-Positive Helfer- T-Zellen MHC Restriktion T-Zellen erkennen beladene MHC-Moleküle und binden mit ihrem TCR T-Zellen T-Helferzellen Zytotoxische T-Zellen Hilfe TOD MHC-Kl. II MHC-Kl. I auf best. phagozytierenden Zellen: Zelle die MHC-Kl.II + Fremdprotein präsentiert = extrazelluläre Infektion auf allen Körperzellen: Zelle die MHC-Kl.I + Fremdprotein präsentiert = intrazelluläre Infektion MHC Restriktion Zytotoxische T Zelle Helfer T Zelle TcR CD3 TcR CD4 CD3 CD8 Class II APC Class I Zielzelle T-Helferzellen T-Zellen T-Helferzellen Th1 Zytotoxische T-Zellen Th2 Th1 und Th2-Zellen: keine morphologische Differenzierung möglich Unterscheidung aufgrund ihrer Funktion Th1: unterstützen zelluläre Immunfunktionen Th2: unterstützen humorale Immunfunktione T-Helferzellen Th1: unterstützen zelluläre Immunfunktionen Th2: unterstützen humorale Immunfunktionen Wodurch machen die Th-Zellen das? Produktion von unterschiedlichen Cytokinen Cytokine: Botenstoffen, die von (Immun)zellen nach Aktivierung produziert und ausgeschüttet werden. Diese Signale werden von anderen Immunzellen über Rezeptoren empfangen und führen zu Veränderungen der Zellfunktionen