Vorlesung: Tumorimmunologie Krebs = eine der 3 häufigsten Todesursachen in industrialisierten Ländern. Alle Bekämpfungsstrategien gegen Tumoren scheitern häufig wegen Resistenzen; Rezidiv entsteht monoklonal, d.h. auch die letzte Zelle muß zerstört werden; möglicher Ausweg: Immunabwehr gegen Tumoren 2:. Gibt es eine Immunabwehr gegen Tumoren? Jahrhundertwende: Paul Ehrlich Tumoren = "anomale Keime", die bei fehlender Immunabwehr uns überwältigen Beweisversuche: Transplantation eines Tumors führt zur Regression, aber eigentlich Abstoßung, wegen MHC-Unverträglichkeit; Theorie in Verruf geraten (bei MHC-identischer Transplantation, keine Abstoßung) stark angefeindet in den 70er Jahren 1985: IL-2 Therapie bei metastasierendem Nierenkrebs und Melanom erfolgreich 3: tumorinfiltrierende T-Zellen 4: Heute geht man davon aus, daß Immunabwehr da ist, aber an Ausweichversuchen der Tumoren scheitert; experimenteller Nachweis, daß Immunabwehr gegen Tumoren hauptsächlich über CD8-pos. CTL`s erfolgt 5: Tumor-spezifische Antigene (TSA): identifiziert aus Tumortransplantationsversuchen; gemeinsame TSA: auf vielen Tumoren, oft auf viral erzeugten Tumoren, spezifische TSA: auf nur einem Tumor; Tumoren können gemeinsame und spezifische TSAs gleichzeitig exprimieren, gemeinsame TSAs besserer Therapieansatz Tumoren entstehen vermutlich durch genetische Veränderungen (bis zu 11.000 Mutationen in einem Tumor postuliert), dadurch Expression von entweder modifizierten Proteinen oder Überexpression von "falschen" Proteinen, die als Ziele für spezifische Immunabwehr dienen können 6: Beispiele für TSA 7: Nutzung der TSA für die Tumor-Diagnostik: AK gegen TSA können Tumoren nachweisen (erhöhte Mengen an AG oder am falschen Platz); in vivo: Szintigramm mit markiertem AK gegen CEA 8: in vitro: Nachweis von Mikrometastasen; Lymphknoten mit Mamma-CA-Zellen; Expression von Zytokeratinen) 9: Nachweis von Tumorassoziierten Molekülen im Serum (z.B. CEA, Verlaufskontrolle) 1: 10: Immun-"escape"-Mechanismen von Tumoren - am einfachsten fehlende Immunogenität: keine TSA-Expression, Mutationen innerhalb der TSA, die sie verändern; keine MHC-I Expression; keine Expression von kostimulatorischen Molekülen à ANERGIE !! - antigene Modulation - Blockierung/Suppression des Immunsystems (z.B. Freisetzung von TGF-β, Expression von FasL) - "Verstecken" in vom Immunsystem nicht erreichten Stellen (immunologisch privilegierte Stellen; z.B. Gehirn) oder hinter Bindegewebskapseln 11: Nachweis von fehlender MHC-Expression; ganz wichtig, wenn MHCExpression fehlt: NK-Zellen greifen an (KIRs) 12: Apoptose-Resistenz 13: Problem durch Resistenzen für die Nutzung von TSAs bei Tumortherapien: Selektion von Resistenzen; Ausweg: Kombination aus 2 verschiedenen TSA nutzen 14: Immunoediting 15: Tumortherapie mit Hilfe des Immunsystems: Überblick 16: unspezifische Stimulierung über biologische Immunmodulatoren Idee: aktiveres Immunsystem bekämpft Tumoren wirksamer; intraläsional verabreichtes BCG (Bacillus Calmette-Gúerin = attenuierte Mykobakterien; entzündungsfördernd) kann Melanome oder rezidivierende Blasenkarzinome zur Regression bringen; Zytokin-Gabe:TNF, IL-2, IFN-γ; TNF als lokale Perfusion, kann Tumoren zur Nekrose bringen, aber gefährlich wegen septischem Schock; allgemein: bisher nicht sehr erfolgreich (nur Ausnahmen) 17: passive Immunisierung mit Antikörpern gegen TSA: polyklonale Seren zu unspezifisch/niedrige Titer; geht erst seit Entwicklung der monoklonalen Antikörper Probleme: 1. antigene Struktur = MHC+Peptid (wenig immunogen) 2. AK per se sehr geringe Toxizität (Komplement-Aktivierung, Opsonisierung nur durch humanen FC-Anteil), Auswege: Humanisierung, Isotop-Konjugat, Immuntoxine (harmloses Protoxin wird durch tumorspezifisches Enzym zu Toxin umgesetzt oder Bindestelle des Toxins an normale Zellen eliminiert): Diphtherietoxin oder Ricin (Proteinsyntheseblocker) 3. geringes Eindringen in große Tumormassen (Fab-Fragmente, AK gegen Tumorendothel) 4. unspezifische Bindung an normale Zellen (nur sehr wenige absolut tumorspezifische Antigene, v.a. bei viralen Tumoren; Ausweg: bispezifische AK, deren AG nur auf Tumor zusammen vorkommen) 5. Bildung von anti-Antikörpern 18: Beispiel für erfolgreich eingesetztes Immuntoxin: kutanes T-Zellymphom an Händen; Diphtherie-Toxin-Fusionsprotein mit IL -2 als Ersatz für DTBindedomäne an DT-Rezeptor (bindet an IL -2R, der auf NK-Zellen kaum, aber auf kutanem T-Zellymphom hoch exprimiert ist); 16/73 Patienten mit Regression (22%); Hauptnebenwirkung: Fiber. 19: bispezifische AK, die T/NK-Zellen binden 20: aktive Immunisierung: erfolgversprechendster Ansatz: Impfung gegen tumorigene Viren 21: was muss Immuntherapie von Tumoren leisten, um erfolgreich zu sein 22: inaktivierte Tumorzellen als Impfstoff, eventuell durch Manipulationen vorher immunogener machen 23: neuere Ansätze zur Verstärkung der Immunogenität von Tumoren im Überblick: - Überexpression von kostimulatorischen Molekülen im Tumor - Überexpression von CTL-stimulierenden Zytokinen (IL -1, IL-2, IL-4) in Tumorzellen - Tumorzellen sind generell schlechte AG-präsentierende Zellen (keine kostimulatorischen Moleküle); heute auch umgekehrt möglich: dendritische Zellen gewinnen, künstlich mit TA beladen (z.B. Tumor-RNA), als Impfstoff einsetzen, der tumorspezifische CTLs erzeugt - periphere Stammzell-Transplantation nach Chemotherapie (Zytokin-Behandlung führt zu mehr Stammzellen im Blut, Leukapherese, angereicherte CD34+ Stammzellen); dabei häufig GvH (über mittransplantierte T-Zellen, autoimmunähnlich); bei akuter/chronischer GvH weniger Rezidive; Grund: graft-versustumor-effect (vermutlich über NK-Zellen); heute angestrebt: GvT ohne GvH, deshalb T-Zell-Depletion (anti CD3-AK) 24: Überexpression von kostimulatorischen Molekülen im Tumor; B7exprimierender Tumor führt zur Regression, auch gegen ursprünglichen B7negativen Tumor 25: Göttinger Modell als Negativbeispiel