VERSUCH 2: GRUNDLAGEN DER DURCHFLUSSZYTOMETRIE LERNZIELE: 1) Theoretische Grundlagen der Durchflusszytometrie 2) „Trockentraining“ mit dem FACS-Simulator 3) Erstellen einer Kalibrierung am Gerät mittels Kalibrierbeads HINTERGRUND: VORBEMERKUNG: Mit diesem Übungsbeispiel möchten wir Ihnen erste Grundlagen in der Durchflusszytometrie vermitteln, eine Technik die oft auch als „FACS“ bezeichnet wird. Die Abkürzung steht dabei für Fluorescence Activated Cell Scanning, da es sich um eine reine Analysemethode handelt, d.h. die analysierten Partikel (meist Zellen) sind nach der Analyse verloren. Im Unterschied dazu, handelt es sich beim Fluorescence Activated Cell Sorting (das gemeinerweise auch als FACS abgekürzt wird), um eine sehr viel anspruchsvollere Technik, bei der die Zellen nach der Analyse entsprechend ihrer Eigenschaften in unterschiedliche Röhrchen sortiert werden und dann weiterverwendet werden können. Da es an der Universität Salzburg nur ein FACS gibt, das zudem noch stark ausgelastet ist, ist es schwierig den Studenten in Übungen einen wirklichen Einblick in diese Technik zu geben. Daher haben wir für Sie eine Software entwickelt, mit der Sie sich die wichtigsten Grundlagen ohne Zeitdruck erarbeiten können. Trotzdem werden Sie natürlich in der Übung auch die Möglichkeit bekommen Ihre Proben am echten Gerät zu messen. DIE DURCHFLUSSZYTOMETRIE: Durchflusszytometrie erlaubt die gleichzeitige Messung verschiedener physikalischer Parameter einzelner Partikel in Lösung. Meist handelt es sich bei den Partikeln um Zellen. Diese Partikel werden nun mit einem Laserstrahl beleuchtet und aus dem resultierenden Streulicht und den Fluoreszenzemissionen können Parameter gemessen werden. Grundsätzlich besteht ein FACS aus einem Flüssigkeitssystem, das für den Transport und die Fokussierung der Zellen in der Messzelle verantwortlich ist. In der Messzelle trifft der Laserstrahl auf die Zellen (moderne Geräte haben mehrere unterschiedliche Laser hintereinander) und das Streu-/Fluoreszenzlicht wird über das optische System mittels verschiedener Spiegel und Filter in einzelne Wellenlängenpakete unterteilt und den unterschiedlichen Detektoren zugeführt. Dort wird das Licht in elektronische Signale umgewandelt, die über einen Computer ausgewertet werden. ABB.1 AUFBAU EINES DURCHFLUSSZYTOMETERS. Über das Flüssigkeitssystem werden die Zellen in die Messzelle transportiert und dort fokussiert (hydrodynamische Fokussierung). Dadurch wird erreicht, dass der Laserstrahl immer genau auf eine einzelne Zelle trifft. Das resultierende Streu-/Fluoreszenzlicht wird über das optische System zu den verschiedenen Detektoren geleitet und dort in elektronische Signale umgewandelt. Quelle: http://flow.csc.mrc.ac.uk DAS FLÜSSIGKEITSSYSTEM: Bei den Geräten der Firma Becton Dickinson werden die Zellen in der Messzelle mittels hydrodynamischer Fokussierung zentriert. Dazu wird die Probenflüssigkeit (die die Zellen beinhaltet), in einen Flüssigkeitsstrom („sheath fluid“) injiziert. Man nennt das auch „stream in stream“ Methode. Damit der Probenstrom in den Hüllstrom injiziert werden kann, muss der Druck der Probenflüssigkeit größer als der Druck der Hüllflüssigkeit sein, jedoch ist die Geschwindigkeit des Hüllstroms deutlich höher als die der Probenflüssigkeit. Dadurch werden die Zellen „mitgerissen“ und zu einem feinen Strahl fokussiert. Über Änderung des Drucks kann man die Geschwindigkeit, mit der in den Hüllstrom injiziert wird, beeinflussen und damit die Anzahl der Zellen/Sekunde, die durch die Messzelle wandern. Die Geschwindigkeit der einzelnen Zellen wird jedoch nur durch die Geschwindigkeit des Hüllstroms bestimmt und muss immer konstant sein! ABB.2 HYDRODYNAMISCHE FOKUSSIERUNG. Die Durchflussrate wird über den Druck der Probenflüssigkeit reguliert. Ist der Druck nur geringfügig größer als der Druck der umgebenden sheath fluid, wird der Probenstrahl eng fokussiert und die Durchflussrate ist niedrig. Durch Erhöhung des Druckes der Probenflüssigkeit wird die Durchflussrate erhöht. Quelle: http://flow.csc.mrc.ac.uk OPTISCHES SYSTEM: Wenn der Laserstrahl in der Messzelle auf eine Zelle trifft, entsteht einerseits Streulicht und andererseits Fluoreszenzlicht, wenn die Zelle mit einem entsprechenden Fluorochrom (Fluoreszenzfarbstoff) markiert ist. Die Streulichtdetektoren Jedes Durchflusszytometer besitzt zwei Streulichtdetektoren (Englisch – „Scatter“). Der Forward Scatter Detektor liegt in derselben Ebene wie der Laserstrahl, der Side Scatter Detektor misst das Streulicht, dass im 90° Winkel von der Zelle gestreut wird. ABB.3 STREULICHTDETEKTOREN. Der Forward Scatter Detektor misst das Licht, das von der Zelle in derselben Achse wie der Laser gestreut wird, der Side Scatter Detektor misst das Streulicht, das im 90° Winkel abgelenkt wird. Quelle: http://flow.csc.mrc.ac.uk Streulicht entsteht, wenn einfallendes Laserlicht von der Zelle gebeugt wird. Der Forward Scatter entsteht, wenn das Licht an der Zelloberfläche abgelenkt wird, während der Side Scatter z.B. durch Beugung an inneren Zellmembranen (ER, Golgi Apparat), Vesikeln oder am Zellkern entsteht. ABB.4 FORWARD SCATTER (FSC) UND SIDE SCATTER (SSC). FSC entsteht durch Beugung des Lichts an der Zelloberfläche, während SSC durch Beugung an Membranen und Vesikeln im Zellinneren entsteht. Quelle: http://flow.csc.mrc.ac.uk Wenn nun eine Zelle durch den Laserstrahl wandert, wird über die Zeit am Detektor ein Signal in Form von Spannung aufgenommen. Dieses Signal wird dann in einen Messwert am Computer umgewandelt. Meistens verwendet man dafür die Fläche unter der Spannungskurve („area“). Man kann aber für bestimmte Anwendungen auch die maximale Höhe der Kurve verwenden („peak“). ABB.5 SIGNALUMWANDLUNG. Wenn eine Zelle durch den Laserstrahl wandert, wird das gestreute Licht am Detektor in ein Spannungssignal umgewandelt. Die Fläche unter der Kurve („area“), oder der maximale Ausschlage der Kurve („peak“) entspricht dann dem Messwert. Quelle: http://flow.csc.mrc.ac.uk Anhand dieses Beispiels wird auch klar, wieso der FSC proportional der Größe (eigentlich der Oberfläche) der gemessenen Zelle ist. Das Signal am SSC Detektor hingegen hängt von der „inneren Komplexität“ oder Granularität der Zelle ab. ABB.6 SIGNAL AM FSC DETEKTOR. Das Signal am FSC Detektor ist proportional der Größe der Zelle. Quelle: http://flow.csc.mrc.ac.uk Mittels der Streulichtdetektoren können wir also schon einiges über eine Zelle aussagen. In der Regel werden in einem Diagramm (2D Plot) der FSC auf der X-Achse gegen den SSC auf der Y-Achse aufgetragen. Im Praktikum werden Sie sich z.B. lysiertes Mausblut ansehen (lysiert bedeutet, dass die Erythrozyten durch Zelllyse zerstört wurden, doch dazu später mehr). Nur auf Grund der Größe und Granularität können wir unterschiedliche Populationen an Leukozyten (weiße Blutkörperchen) unterscheiden. ABB.7 LYSIERTES MAUSBLUT Über FSC (Größe) und SSC (Granularität) können im Blut verschiedene Zellpopulationen unterschieden werden. Die Fluoreszenzdetektoren Komplizierter wird das Ganze bei den Fluoreszenzdetektoren. Diese fangen die Signale von Fluorochromen, die vom Laser angeregt werden und dann Licht einer höheren Wellenlänge emittieren, auf. In der Regel sind diese Fluorochrome an Antikörper gebunden, mit denen die Zellen vorher markiert wurden (dazu später noch mehr), genauso können jedoch auch fluoreszierende Farbstoffe (die beispielsweise DNA binden), oder fluoreszierende Proteine, die von den Zellen selber hergestellt werden (z.B. GFP) nachgewiesen werden. Welche Fluorochrome verwendet werden können, hängt von der Ausstattung des Gerätes ab. So kann mit einem bestimmten Laser nur eine begrenzte Anzahl an Farbstoffen angeregt werden. Gute Geräte besitzen daher in der Regel mehrere Laser, damit eine größere Anzahl an Fluorochromen gleichzeitig gemessen werden kann. Mit einem bestimmten Laser kann man natürlich nur Fluorochrome anregen, die in dem entsprechenden Wellenlängenbereich eine gute Absorption zeigen. Wie Sie in Abb. 8 sehen können, kann man mit einem Argon Laser (488nm) z.B. die Farbstoffe Fluorescein (FITC), Phycoerythrin (PE) und Peridinin-Chlorophyll (PerCP, nicht in der Grafik dargestellt) anregen, die daraufhin grünes, oranges, oder rotes Licht emittieren. Mit dem Helium-Neon Laser (633nm) kann man hingegen z.B. Allophycocyanin (APC) anregen. ABB.8 FLUORESZENZ SPEKTREN. Absorptions- (weiße Kurven) und Emissionsspektren (farbige Kurven) verschiedener Fluorochrome. Die senkrechten farbigen Linien zeigen die Anregungswellenlänge typischer Laser: 406nm Krypton Laser, 488nm Argon Laser, 633nm Helium Neon Laser (in der Grafik ist ein 595nm Laser dargestellt, aber der 633nm Laser ist gängiger). Grafik: BD. Bei PerCP/Cy5.5, PE/Cy7 und APC/Cy7 handelt es sich um sogenannte Tandemkonjugate. D.h., dass der erste Farbstoff vom Laser angeregt wird und als Energiedonor für den zweiten Farbstoff (Cy5 oder Cy7) dient. Diesen Energietransfer nennt man auch Energie Resonanz Transfer. Der zweite Farbstoff emittiert dann die Energie, die er vom ersten Farbstoff erhalten hat als längerwelliges Licht. Das Fluoreszenz- bzw. Streulicht wird wie in Abb. 9 dargestellt im 90° Winkel von einer Linse gesammelt und anschließend über Dichroitische Spiegel aufgeteilt. Ein Dichroitischer Spiegel lässt Licht über (long pass) oder unter (short pass) einer bestimmten Wellenlänge durch, während der Rest reflektiert wird. In der Abbildung wird das Licht so nach Wellenlängen auf die verschiedenen Detektoren verteilt. Das kurzwellige Licht landet beim SSC Detektor, das „grüne“ Licht beim FL1 Detektor, das „gelbe“ bei FL2 und das „rote“ Licht beim FL3 Detektor. Vor den einzelnen Detektoren sind noch zusätzlich Bandpassfilter installiert, die das Spektrum, das auf den Detektor fällt, noch weiter eingrenzen. Die Bezeichnung 530/30nm eines Bandpassfilters bedeutet, dass bei 530nm 100% des Lichts durch den Filter kann, während bei ±15nm nur 50% des Lichts passieren kann (Abb. 10). ABB.9 SPIEGEL UND FILTER. Über verschiedene Spiegel und Filter wird das Licht in einzelne Wellenlängenpakete unterteilt und zu den entsprechenden Detektoren geleitet. Quelle: http://flow.csc.mrc.ac.uk ABB.10 BANDPASSFILTER. Hypothetischer Bandpassfilter. Bei der Frequenz f0 passiert 100% des Lichts den Filter. Das Passband gibt den Frequenzbereich an, bei dem noch 50% des Lichts passiert. Bei einem 530/30nm Bandpassfilter ist 530 die f0 und 30nm das Passband. Quelle: http://what-when-how.com/technology-terms/back haul-to-bandpass-filter-technology-terms/ Detektoren Das Licht unterschiedlicher Wellenlänge fällt auf die Detektoren. Dabei handelt es sich um Photomultiplier Tubes (PMTs), die das Lichtsignal in ein entsprechendes Spannungssignal umwandeln. Die PMTs für die einzelnen Fluorochrome sind alle ident und können nicht unterscheiden, welche Wellenlängen das einfallende Licht hat. Die Zuordnung der einzelnen Spektralbereiche zu den verschiedenen Detektoren erfolgt ausschließlich über die vorgeschalteten Spiegel/Filter. Die Empfindlichkeit der einzelnen Detektoren kann über die Spannung, die an den PMTs angelegt wird, gesteuert werden. Da jede Zelle eine gewisse Menge Streulicht in jedem Wellenlängenbereich aussendet, wird man auch auf jedem Detektor immer ein Signal erhalten auch wenn die Zelle gar nicht mit dem entsprechenden Fluorochrom markiert ist. Eine entsprechende Kalibrierung mit ungefärbten Zellen ist daher unbedingt notwendig (dazu später mehr). ELEKTRONISCHES SYSTEM: Die von den PMTs gemessenen Signale werden digital umgewandelt und anschließend von einem Computer ausgewertet. Diese „Rohsignale“ können dann weiter bearbeitet werden. Die wichtigste Nachbearbeitung der Signale ist die elektronische Kompensation. Kompensation Da die optische Filter nicht alle spektralen Überschneidungen der einzelnen Fluorochrome (Abb. 11) beseitigen können, ist eine elektronische Subtraktion, die sogenannte spektrale Kompensation nötig, um diese Fluoreszenzen zu entfernen ABB.11 SPEKTRALER OVERLAP. Das Emissionsspektrum von FITC (grün) wird auf dem FL-1 Detektor (grau schraffierter Bereich) aufgefangen. Ein Teil der Emission gelangt jedoch auch auf den FL-2 (A) und FL-3 Detektor (C). Umgekehrt strahlt die PE Emission (rot) auch auf den FL-1 (B) und den FL-3 (C) Detektor. Falsche Kompensation führt zu falsch positiven oder falsch negativen Ergebnissen! In Abb. 12 werden 3 Populationen von Latex beads dargestellt. Eine Population ist unmarkiert, eine mit FITC markiert und eine PE markiert. Auf der X-Achse ist das Signal am FL-1 Detektor und auf der Y-Achse das Signal am FL-2 Detektor dargestellt. Beachten Sie, dass die Signale logarithmisch dargestellt sind. Die markierten beads leuchten also ~100mal so hell wie die unmarkierten beads! Da die Signale ohne Kompensation dargestellt sind, erscheinen die FITC-beads auf der Y-Achse nach oben verschoben (vgl. Abb 11 A). Umgekehrt erscheinen die PE-beads auf der X-Achse nach rechts verschoben – wenn auch in geringerem Ausmaß (vgl. Abb 11 B). Man könnte also glauben, dass die FITC-beads auch für PE positiv sind (falsch positives Signal). Daher muss das Signal entsprechend elektronisch kompensiert werden ABB.12 UNKOMPENSIERTE SIGNALE. Ungefärbte sowie FITC und PE markierte Latex beads sind hier unkompensiert dargestellt. Man sieht die Verschiebung der Signale durch den spektralen Overlap. Quelle: BD. Dazu wird vom Computer von dem Signal, das auf den FL-1 Detektor fällt, ein bestimmter Prozentsatz des Signals auf dem FL-2 Detektor abgezogen. FL1 = FL1 – x * FL2/100 (wobei x der Prozentsatz ist) Umgekehrt wird vom FL-2 Detektor ein Teil des Signals auf dem FL1 Detektor abgezogen. FL2 = FL2 – y * FL1/100 Bei 6 Detektoren ergeben sich so 30 verschiedene Kompensationen (6 * 6 – 6). Da so viele Kompensationen schwierig manuell einzustellen sind, können moderne Geräte diese Arbeit dem Benutzer abnehmen. Sie werden diese automatische Kompensation im Praktikum kennenlernen. Nach erfolgter korrekter Kompensation ergibt sich demnach folgendes Bild: ABB.13 KORREKT KOMPENSIERTE SIGNALE. Durch die elektronische PE-markierten Kompensation beads als nur erscheinen PE-positiv und die die FITC-markierten beads als nur FITC-positiv. Quelle: BD. CD NOMENKLATUR: Wenn man von Durchflusszytometrie spricht, denkt man meistens an Immunfluoreszenz, d.h. den Nachweis von bestimmten (Oberflächen)-Antigenen mittels Fluorochrom-markierten Antikörpern. Durch die ständig wachsende Anzahl an Oberflächenantigenen, auf Grund derer bestimmte Zellarten identifiziert werden können, wurde erstmals 1982 auf dem „1st International Workshop and Conference on Human Leukocyte Differentiation Antigens (HLDA)“ eine neue Nomenklatur zur Klassifikation von monoklonalen Antikörpern (mAbs) gegen Epitope auf der Oberfläche von Leukozyten eingeführt, die sogenannte CD Nomenklatur. CD steht hierbei für „Cluster of Differentiation“ oder „Antigen Cluster Designation“. Im Moment gibt es über 300 verschiedene CD Antigene. In der folgenden Tabelle sind einige CD Antigene (plus zwei weitere Antigene, für die es keine CD Nummern gibt) aufgelistet, gegen die Sie mit entsprechenden Antikörpern färben werden. Name Zelltyp Antigen CD3 T-Zellen Assoziiert mit dem Antigenrezeptor von T-Zellen CD4 T-Helferzellen Co-Rezeptor für MHC class II Moleküle Monozyten (nur Mensch) Rezeptor für gp120 von HIV-1 und HIB-2 Makrophagen (nur Mensch) CD8 Zytotoxische T-Zellen Co-Rezeptor for MHC class I Moleküle CD14 Antigen präsentierende Zellen, Co-Rezeptor für LPS u.a. Monozyten CD19 B-Zellen Co-Rezeptor für den B-Zell Rezeptor CD45 Alle hämatopoetischen Zellen Tyrosinphosphatase CD200R Diverse myeloide Zellen, u.a. Rezeptor für OX2 Glykoprotein. Makrophagen aber auch Aktivierungsmarker für Basophile Granulozyten Basophile Granulozyten IgE B-Zell Rezeptor Antikörper der Subklasse E Über Fc-Rezeptoren gebunden an verschiedene Zelltypen: Dendritische Zellen, Mastzellen, Eosinophile Granulozyten, Basophile Granulozyten Siglec F Eosinophile Granulozyten Lektin-Rezeptor TABELLE.1 DIVERSE OBERFLÄCHENANTIGENE. Oberflächenantigene, gegen die im Praktikum mittels monoklonaler Antikörper gefärbt wird. Um Zellen, die diese Oberflächenantigene exprimieren, im Durchflusszytometer nachweisen zu können, werden sie mit monoklonalen Antikörpern markiert. In der Regel sind diese Antikörper direkt mit einem Fluorochrom markiert. Man kann jedoch auch unmarkierte oder biotinylierte Antikörper verwenden. Im ersten Fall wird der Antikörper dann mittels eines sekundären (Fluorochrom-markierten) Antikörpers nachgewiesen, im zweiten Fall durch Zugabe von Fluorochrom-markiertem Streptavidin. Jedes Streptavidinmolekül besitzt 4 Bindungsstellen für Biotin, daher kann es an den biotinylierten Antikörper binden. Um einen Antikörper zu beschreiben wird zuerst die Spezies, in der er hergestellt wurde genannt, dann das Antigen gegen das er gerichtet ist, gefolgt vom entsprechenden Label. Die Antikörper, die Sie im Praktikum verwenden werden sind ursprünglich alle in Ratten hergestellt worden, da sie gegen Antigene aus der Maus gerichtet sind. Eine genaue Bezeichnung würde z.B. wie folgt lauten: Rat anti-mouse CD4 PE D.h. dass es sich um einen Antikörper aus der Ratte handelt, der gegen das CD4 Oberflächenantigen der Maus gerichtet ist und der chemisch an Phycoerythrin (PE) gekoppelt wurde. Um den Antikörper ganz genau zu beschreiben, muss man noch die Klonnummer angeben, da es gegen ein und dasselbe Antigen oft unterschiedliche monoklonale Antikörper gibt. Die Klonnummer gibt an, aus welchem Hybridom (die Zelllinie, aus der der Antikörper gewonnen wird) der Antikörper stammt. ABB.14 DIREKTE UND INDIREKTE FÄRBUNG VON OBERFLÄCHENANTIGENEN. Oberflächenantigene können direkt mit einem Fluorochrom-markierten Antikörper markiert werden (A). Alternativ kann man einen ungefärbten Antikörper verwenden, z.B. rat anti-mouse CD4 und diesen dann mit einem Fluorochrom -markierten Antikörper aus einer anderen Spezies nachweisen (z.B. goat anti-rat IgG PE) (B). Außerdem können biotinylierte Antikörper verwendet werden. Der Nachweis erfolgt dann über Fluorochrom-markiertes Streptavidin, das an das an den Antikörper gekoppelte Biotin bindet (C). FÄRBUNG VON BLUTPROBEN Im Praktikum werden Sie verschiedene Zellpopulationen aus Mausblut analysieren. Da Blut jedoch sehr große Mengen an Erythrozyten enthält, die bei der Analyse der Leukozyten stören würden, müssen die Erythrozyten aus der Probe entfernt werden. Dafür gibt es u.a. zwei verschiedene Methoden. ABB.15 ZUSAMMENSETZUNG VON BLUT. Blut besteht zur Hälfte aus Plasma und zur Hälfte aus zellulären Bestandteilen. Von den Zellen im Blut sind der Großteil Thrombozyten und Erythrozyten. Thrombozyten sind so klein, dass sie bei der Analyse vom Gerät automatisch ausgeschlossen werden und nicht weiter stören. Die Erythrozyten müssen jedoch entfernt werden. Erythrozytenlyse mittels hypotonem Schock Erythrozyten können aus der Probe durch Lösen der Zellen in einer hypotonen Lösung entfernt werden. Durch die niedrige Salzkonzentration im Lysispuffer nehmen die Zellen Wasser aus der Lösung auf und schwellen an. Während die Leukozyten die zusätzliche Wasseraufnahme problemlos verkraften, platzen die Erythrozyten. Die Reste der Erythrozyten sind danach so klein, dass sie in der Analyse, ebenso wie die Thrombozyten, nicht weiter stören. In manchen kommerziellen Lysispuffern ist zusätzlich ein Fixiermittel (Glutaraldehyd) enthalten, das die Zelloberfläche quervernetzt und damit stabilisiert (was praktisch ist, wenn man die Zellen nicht sofort analysieren will, sondern die Probe einige Tage lagern muss). In diesem Fall sollte die Lyse unbedingt nach der Färbung erfolgen, weil nicht alle Antikörper fixierte Antigene binden können. Reinigung mittels isopyknischer Dichtegradienzenzentrifugation Eine andere verbreitete Methode zur Reinigung von Zellen aus Blut ist die Zentrifugation der Blutprobe über einen Dichtegradienten, wie z.B. Ficoll. Ficoll ist ein ungeladenes Sucrose-Polymer, dessen Dichte so eingestellt ist, dass Erythrozytenaggregate und tote Zellen die Ficollschicht passieren. Granulozyten dringen in die Ficollphase ein, während Lymphozyten, Monozyten und Thrombozyten sich in der Interphase ansammeln. Durch eine isopyknische Zentrifugation werden Periphere mononukleare Zellen (B-Zellen, Monozyten, NK-Zellen, T-Zellen, Thrombozyten) von Erythrozyten, Granulozyten und toten Zellen getrennt. ABB.16 DICHTEGRADIENTEN ZENTRIFUGATION. Lymphozyten, Monozyten und NK-Zellen bleiben in der Interphase, während sich Erythrozyten und Granulozyten wegen ihrer höheren Dichte im Pellet ansammeln. Verhinderung der Blutgerinnung Um das Gerinnen des Blutes währen der Färbung zu verhindern, kann man unterschiedliche Antikoagulanzien verwenden. Ca++ - Blocker wie z.B. EDTA verhindern dabei die Aktivierung von Prothrombin, während Heparin und Hirudin das Thrombin direkt hemmen. Im Praktikum werden Sie heparinisiertes Vollblut erhalten. ABB.17 BLUTGERINNUNGSKASKADE IHRE AUFGABEN: 1. Laden Sie den FACS Simulator auf Ihren Laptop herunter. Er befindet sich mit anderen Programmen in einem Archiv, das Sie auf PLUSonline unter dem Punkt LV-Unterlagen herunterladen können. Der Simulator benötigt keine Installation und kann mit jedem Webbrowser aufgerufen werden (wir empfehlen Firefox). 2. Arbeiten Sie die Übungsbeispiele am Simulator Punkt für Punkt durch. 3. Bereiten Sie Proben zur Kalibrierung des FACS-Gerätes vor und führen Sie die Kalibrierung gemeinsam mit dem LV-Leiter am Gerät durch. DURCHFÜHRUNG DES EXPERIMENTS: FACS Simulator 1. Öffnen sie den FACS-Simulator (FACS_Simulator.html) ABB.18 OBERFLÄCHE DES FACS-SIMULATORS. 2. Lesen Sie die Aufgabe im unteren Bedienfeld durch. Legen Sie die entsprechende Probe ein (anwählen im „Sample“ Menü). 3. Starten Sie die Auswertung durch Klicken auf den „Acquire“ Knopf. Keine Angst, im Gegensatz zu einer echten Probe ist Ihre virtuelle Probe unbegrenzt und Sie haben beliebig Zeit, sich mit dem Gerät vertraut zu machen. 4. Die Acquisition rate bestimmt die Geschwindigkeit. Je nach Computer kann man so die Geschwindigkeit der Darstellung anpassen. 5. Lassen Sie sich Zeit und „spielen“ Sie mit den Einstellungen. Wenn Sie eine Aufgabe gelöst haben, zeigen Sie das Ergebnis dem LV-Leiter oder einem Tutor und wechseln Sie zur nächsten Aufgabe. Kalibrierbeads Um die Kompensationen am Gerät automatisch einzustellen, benötigen wir entsprechende Einzelfärbungen. So wie Sie im FACS-Simulator die Kompensationen zwischen FITC, PE, und PerCP/Cy5.5 durchgeführt haben, werden Sie jetzt eine 6fach Kompensation durchführen. Wir verwenden dazu Antikörper, die mit folgenden Fluorochromen markiert sind: FITC PE PerCP/Cy5.5 PE/Cy7 APC APC/Cy7 FITC und PE werden dabei vom 488nm Argonlaser angeregt und die emittierten Lichtsignale von FITC, PE, Cy5.5 und Cy7 von vier unterschiedlichen Detektoren aufgefangen. APC wird vom 633nm Helium-Neon Laser angeregt und die Emissionen von APC und Cy7 werden auf zwei weiteren Detektoren aufgefangen. So können 6 unterschiedliche Fluoreszenz-Signale (plus FSC und SSC) auf einer Zelle gleichzeitig ausgewertet werden. Für das Einstellen der Kompensation brauchen wir aber wie gesagt Einzelfärbungen. Am besten werden die Ergebnisse, wenn man die Kompensation mit den gleichen Antikörpern durchführt, die später auch für die Färbung verwendet werden. Das ist besonders bei den Tandemfarbstoffen wichtig, da diese durch Dissoziation der zwei gekoppelten Farbstoffe bei längerer Lagerung an Qualität verlieren können. Die Einzelfarbstoffe FITC, PE und APC sind recht stabil und die Kompensationsergebnisse sind in der Regel zwischen verschiedenen Antikörpern gut übertragbar. Als Proben für die Kompensation kann man z.B. Zellen verwenden, die man mit den entsprechenden Antikörpern färbt. Jedoch kann das mitunter schwierig sein, z.B. wenn man einen Antikörper verwenden möchte, der nur einen sehr geringen Prozentsatz der Zellen färbt. Für solche Fälle gibt es CompBeads, an die Antikörper gekoppelt sind, die gegen IgGs einer bestimmten Spezies gerichtet sind. Da alle monoklonalen Antikörper, die wir im Praktikum verwenden, aus der Ratte stammen, verwenden wir CompBeads, die mit anti-rat IgG Antikörpern gekoppelt sind. ABB.19 COMPBEADS. CompBeads sind kleine Polystyrene Kügelchen, an deren Antikörper Beispiel Oberfläche gekoppelt gegen anti-IgG sind rat-IgG). (im Diese können schnell und unkompliziert mit beliebigen Antikörpern der entsprechenden Spezies beladen werden. 1. Pipettieren Sie jeweils 20µL anti-rat CompBeads in sechs 1.5mL Reaktionsgefäße (pro Farbe ein Reaktionsgefäß). 2. Pipettieren Sie 50µL ControlBeads in ein siebtes 1.5mL Reaktionsgefäß (Das sind einfache Polystyrene Beads ohne gekoppelten Antikörper. Wir brauchen sie später um die Detektoren einzustellen). 3. Pipettieren Sie jeweils 20µL der bereits vorbereiteten Antikörperlösungen zu den 20µL CompBeads und mischen Sie gründlich. Die vorbereiteten Antikörper sind: a. Anti-mouse CD4 APC/Cy7 b. Anti-mouse CD8 FITC c. Anti-mouse CD14 APC d. Anti-mouse CD19 PE/Cy7 e. Anti-mouse CD45 PerCp/Cy5.5 f. Anti-mouse Siglec-F PE g. Die Antikörper sind bereits 1:160 in FACS-Buffer (FB) verdünnt. Durch die Zugabe von 20µL verdünntem Antikörper zu 20µL CompBeads erhalten Sie eine Endverdünnung von 1:320. 4. Pipettieren Sie 20µL FB zu den ControlBeads und mischen Sie gründlich. 5. Inkubieren Sie 10min bei Raumtemperatur (RT) a. Die Antikörper binden jetzt an die CompBeads. 6. Geben Sie zu jeder der 7 Proben 500µL FB zu und mischen Sie (waschen). 7. Zentrifugieren Sie die Proben 30 Sekunden bei 13.000 rpm. 8. Heben Sie vorsichtig den Überstand ab. ABB.20 ÜBERSTAND Pipettieren Sie ABHEBEN. vorsichtig den Überstand ab, ohne das Pellet aufzusaugen. Das Pellet ist sehr klein (kleiner als in der Abbildung)! Quelle: http://openwetware.org 9. Resuspendieren Sie das Pellet in 150µL FB. 10. Gehen Sie mit ihren Proben zum LV-Leiter, um sie am Gerät auszuwerten. Erstellen der Kompensationssettings Gemeinsam mit dem LV-Leiter erstellen Sie am Gerät die Kompensationssettings mit Ihren Proben. Ihre Settings werden gespeichert, mit diesen Settings werden Sie in den nächsten Tagen ihre echten Proben analysieren. MATERIAL-LISTE: GERÄTE: Kolbenhub-Pipetten, einstellbar für Maximal-Volumina von 1000, 200 und 20µL. 1.5mL Reaktionsgefäße Verdünnte Antikörperlösungen (Anti-mouse CD4 APC/Cy7, Anti-mouse CD8 FITC, Anti-mouse CD14 APC, Anti-mouse CD19 PE/Cy7, Anti-mouse CD45, PerCp/Cy5.5, Anti-mouse Siglec-F PE) jeweils 1:160 in FACS-Buffer Anti-rat CompBeads ControlBeads Zentrifuge FACS Canto II Durchflusszytometer LÖSUNGEN: FACS Buffer 1% BSA, 2mM EDTA in PBS